Wegweiser  Spät am Vortag erst um 22:40 Uhr aus Hamburg abgeflogen, erreichen wir nach einem nur dreistündigen, ruhigen Flug den auf einer Halbinsel westlich von Reykjavik liegenden Zielflughafen Keflavik. Da wir auf der Strecke zwei Stunden gewonnen haben, können wir noch vor Mitternacht den Mietwagenvertrag am Hertz-Schalter abschließen, lassen das Fahrzeug aber vorerst noch auf seinem Abholplatz stehen, denn unser Hotel wartet gleich daneben auf unsere erste Übernachtung. Obwohl unser Zimmer gemütlich und ruhig ist, stehen wir am nächsten Morgen bereits um 7:00 Uhr auf, denn wir haben heute viel vor. Nach einem sättigenden Frühstück verfrachten wir unser Gepäck in den nur 50 m vor dem Hotel parkenden Dacia 4x4 und machen uns auf den Weg zum nahegelegenen 'Netto'-Supermarkt, um uns mit Getränken und Marschverpflegung einzudecken. Vor uns liegt eine lange Tagesetappe, da die Sonne aber erst eine Stunde vor Mitternacht für eine kurze Zeit untergeht, steht uns reichlich Tageslicht zur Verfügung. Wir starten zur westlichen Spitze der Reykjanes Halbinsel und nach nur kurzer Fahrt erreichen wir den Garður Leuchtturm, der nicht nur Schiffen den Weg weist – auch wir verstehen ihn als Wegweiser am Beginn unserer auf vier Wochen  angelegten Reiseroute . Paarweise  Es ist trotz der frühsommerlichen Jahreszeit empfindlich kühl, gelegentlich schauert es ein wenig und der Wind weht ziemlich stürmisch um die Spitze der flachen Halbinsel. Wir haben uns warm eingepackt und ich bin trotz meiner Abneigung gegen jedwede Art von Kopfbedeckung nun doch froh, mir meinen zuvor erworbenen Beanie über die Ohren ziehen zu können. In den hinter einem flachen Deich liegenden, steinigen Ufergewässern tobt ein vielfältiges Wasservogelleben, so dass unsere Kameras reichlich zu tun bekommen. Man nehme uns also bitte nicht übel, dass die folgenden paar Aufnahmen sich auf die Dokumentation der sich hier tummelnden Arten beschränken.  Common Eider, Cuthbert's Duck or Cuddy's Duck  (Somateria mollissima)  male, female Eiderente Prachtvoll  Unübersehbar widmet sich auf der einen Seite der spitz zulaufenden Halbinsel eine große Gruppe Eiderenten der Gefiederpflege und Futtersuche. Maren hat diese großen Enten auch schon gelegentlich an der Nordseeküste gesehen, ich hingegen sehe die bei uns selten gewordenen Zuggäste das erste Mal. Die andere Seite des Steindeichs, an deren Spitze der Leuchtturm steht, wird hingegen hauptsächlich von den Vertretern meist kleinerer Wasservögel bevölkert, die hingebungsvoll den angeschwemmten Seetang nach Futter durchstöbern. Der in seinem Prachtkleid glänzende Steinwälzer ist weltweit an fast allen Küsten zu Hause. Hier wendet er ausnahmsweise keine Muscheln oder Steine, sondern versucht sein Glück beim Stochern im flachen Wasser.  Ruddy Turnstone  (Arenaria interpres)  Steinwälzer Sommerkleid  Zahlreich schwirren Lachmöwen im Tiefflug übers Wasser und die am Boden pickenden anderen Vögel. Diese kleinsten unter den 'eigentlichen Möwen' haben nur im Sommer ein schwarzes Kopfgefieder. Was etwas erstaunt, sollte es doch wesentlich sinnvoller sein, zwecks Erwärmung des Hirns der Wintersonne ein schwarzes Köpfchen zu präsentieren :-). Andererseits ist ihr weißer Kopf im Winter der Tarnung im Schnee ihrer binnenländischen Lebensräume sicherlich dienlicher.  Black-headed Gull  (Chroicocephalus ridibundus, Syn.: Larus ridibundus)  Lachmöwe
Zielobjekt  Frappierend ist der Größenunterschied zwischen dem größten Vertreter der 'eigentlichen Möwen', der Mantelmöwe, und den gerade seeschwalbengroßen Lachmöwen, die in Tiefflugattacken der friedlich am Ufer hockenden Jungmöwe nahezu ununterbrochen zusetzen. Das kommt davon, wenn man als Raubvogel, der auch Küken nicht verschmäht, unter Artgenossen einen schlechten Ruf hat. Die hier von mir in einem der wenigen ruhigen Momente abgelichtete Möwe dürfte gerade erst ihren ersten Winter hinter sich haben, weil der schwarze Schnabel noch nicht begonnen hat, sich aufzuhellen. Erst im vierten Lebensjahr zeigt die Mantelmöwe ihr rein schwarz-weißes Gefieder und den gelben Schnabel mit einem typischen roten Knubbel an der Unterseite.  Great(er) Black-backed Gull  (Larus marinus) , juv. Mantelmöwe Zu früh dran  Es ist unübersehbar später Frühling, denn Allerorten leuchten Blüten auf den Wiesen längs der Straße. Außer ausgedehnten Lupinenfeldern viele weitere Pflanzen, die uns im Verlauf unserer Reise noch vor einige Identifikationsrätsel stellen. Selbst auf dem kargen Sand zwischen dem Vulkangestein der Deiche wächst diese salztolerante Kamillenpflanze, die witzigerweise im Englischen als 'falsche', aber im Deutschen als 'echte' Strandkamille bezeichnet wird. Und von Wikipedia völlig unbeeindruckt blüht sie bereits Anfang Juni und nicht erst im Juli!  False Mayweed or Sea Mayweed  (Tripleurospermum maritimum)  Echte Strandkamille Beziehungsstatus ungeklärt  Nicht nur die Blüten sind im Fortpflanzungsmodus, auch viele Vögel befinden sich unübersehbar in Brutstimmung. Haben diese Strandläufer im Schlichtkleid ein eher hellgraues bis graues Flügelgefieder und einen vollständig weißen Körper, so wechseln sie zur Brutzeit auf eine braungescheckte Färbung, die auch auf Hals und Kopf übergreift. Die amerikanische Unterart soll im Verlauf des Sommers zunehmend eine rostbraune Färbung annehmen, so dass nicht sicher ist, ob es sich hier um Männchen und Weibchen, lediglich zeitverschobene Färbungstiefen, oder um einen Europäer in Gesellschaft seines amerikanischen Verwandten handelt?  Sanderling  (Calidris alba)  Sanderling Gefährdete Gefährten  Noch gelten die sommerlichen Brutgebiete im Wattenmeer der schleswig-holsteinischen Nordseeküste als die wichtigsten Rastplätze der Art, wo unter günstigen Bedingungen auch mal zwei Bruten im Jahr erfolgreich sein können. Den Winter verbringen die über den gesamten Globus verbreiteten Vögel in südlichen Gefilden, suchen aber im Sommer bevorzugt immer wieder die gleichen Brutgebiete auf. In den 'Erhitzungsszenarien' der Klimamodellierer befinden sich die Regenpfeifer aber bereits am Rande des Aussterbens, weshalb sie es trotz ihrer großen Zahl auch schon in die Rote Liste geschafft haben. Dieses Exemplar (und viele weitere Artgenossen) sind hier aber trotzdem unermüdlich dabei, über den schmalen Strand zu wetzen, um dann abrupt zu stoppen und einen Leckerbissen zwischen dem Seetang aufzupicken. Ins Schwitzen sind sie dabei nicht gekommen... :-)  (Common) Ringed Plover  (Charadrius hiaticula hiaticula)  Sandregenpfeifer
Duster  Hertz hat uns mit einem Dacia Duster 4x4 beglückt – glücklicherweise mit einem Schaltgetriebe ausgestattet – in den wir nun wieder einsteigen, um unsere Fahrt um die Halbinsel fortzusetzen. Schon auf den wenigen Kilometern der Herfahrt hatte ich das beunruhigende Gefühl, die Lenkung hätte ihren eigenen Willen, so dass ich ständig gezwungen war, korrigierende Lenkbewegungen zu machen. Sollte der Wagen seinem Namen gerecht werden und ein düsteres Eigenleben führen? Ich fahre zwar seit über 50 Jahren Auto, aber soetwas war mir noch nicht untergekommen. Nicht lange zurück hatte ich Marens VW-Golf 6 übernommen, nach langen Jahren mit VW-Bussen, die ich vom T2 bis zum T5 bewegt hatte. Keines dieser Fahrzeuge hatte je so ein Verhalten gezeigt. Erst als ich mich lauthals über ein weiteres erratisches Manöver des Dusters beschwerte, klärte mich Maren über die hirnrissigen "Spurassistenten" auf, die in allen neueren Modellen verbaut seien. Maren hatte es immerhin geschafft, den Schalter zu finden, mittels dem sie vor Antritt jeder Fahrt in ihrem neuen Golf 8 diesen lebensgefährlichen Unsinn deaktivierte. Nestflüchter  Irgendwie muß es doch möglich sein, dieses Feature auch in unserem SUV zu killen?! Während wir unsere Halbinselumrundung auf der Küstenstraße fortsetzen, wühlt Maren im Handschuhfach nach einem Handbuch für den Duster. Es findet sich lediglich ein mehrseitiges Faltblatt in englischer Sprache, welches beschreibt, wie man in die verschachtelten Ebenen des großformatigen Displays vordringt, in dem es für alle Funktionen tiefgründige Untermenüs gibt. Links und rechts der Straße erstrecken sich Weiden und Wiesen, auf denen offensichtlich Seeschwalben ihrem Brutgeschäft nachgehen. Ich hingegen muß aufpassen, keine Eiderenten zu überfahren, die sich bei zunehmenden Sonnenschein auf dem Asphalt niedergelassen haben, um sich den Po zu wärmen. Nachdem Maren signalisiert, Anhaltspunkte für eine Problemlösung gefunden zu haben, halten wir erst einmal an, um uns dem Einstellungsmenü zu widmen. Wie sich herausstellt, bedarf es 'nur' vierer Tabs auf das Navidisplay, um die vermaledeite Lenkbevormundung zu deaktivieren. Leider läßt sich dieses absolut überflüssige "Feature" nicht dauerhaft abstellen, so dass es – wie bei Marens Golf 8 – zukünftig vor jedem Fahrtantritt eines Fingertanzes durch das Menü bedarf.  Arctic Tern  (Sterna paradisaea)  Küstenseeschwalbe Doppelnutzen  Zumindest habe ich jetzt wieder die Kontrolle darüber, wer den Wagen auf den meist nur rudimentär spurmarkierten Straßen Islands in die Rabatten steuert! Immerhin zeigt sich neben den Seeschwalben auch noch eine mitteilsame Uferschnepfe, so dass sich der Kurzhalt auch fotografisch gelohnt hat.  Black-tailed Godwit  (Limosa limosa)  Uferschnepfe Der Trauzeuge  Wir fahren weiter durch die flache Küstenlandschaft. Das Wetter bleibt wechselhaft und die Sonne macht sich mal wieder rar. Rechts der Straße kommt eine malerische kleine Kirche in Sicht – die erste von vielen weiteren kleinen Kirchen auf Island – und wir halten auf dem fast vollen Parkplatz, um uns das pittoreske kleine Holzgebäude nebst Friedhof näher anzusehen. Nach uns erscheinen weitere Einheimische und verschwinden in dem Gotteshaus. Klar, heute ist Sonntag, doch das erklärt den großen Andrang nicht alleine, denn nun strebt ein festlich gekleidetes Brautpaar auf die Hvalsneskirkja zu und wird am Eingang vom Pastor empfangen. Der ebenfalls im Festkleid gewandete Goldregenpfeifer nimmt dabei vom nahegelegenen Friedhof die Zeremonie in Augenschein – vielleicht läßt sich in Hinblick auf die eigene Partnersuche noch etwas lernen.  European Golden Plover  (Pluvialis apricaria) , male Goldregenpfeifer
Gunnuhver  Unerwartet sehen wir wenige Kilometer weiter dicke weiße Dampfwolken über die Straße wabern. Ein Hinweisschild weist auf Gunnuhver, das größte Schlammquellgebiet Islands hin und wir biegen sofort auf die schmale, von löchrigem Asphalt bedeckte Straße ab, die an einem Parkplatz endet, von dem aus einige Holzbohlenwege in das dampfende, stark nach Schwefelwasserstoff riechende Gelände führen. Überall brodelt und blubbert es, bei genauerem Hinsehen wird der Eindruck unverfälschter Natur aber durch die nahebei befindlichen Gebäude des örtlichen Geokraftwerks Suðurnes etwas getrübt, aus dessen Schornsteinen ebenfalls der weiße Dampf quillt. Immerhin verschafft uns das durch häufige Erdbewegungen ständigem Wandel unterworfene Gebiet einen ersten Eindruck des isländischen Vulkanismus. Aussicht auf Meer  Noch in Sichtweite des eben verlassenen Hochtemperaturgebietes lockt uns schon wieder ein Hinweisschild auf den "Brimketetill bílastæði", was immer da sein mag. Vom Parkplatz führt ein von kargem Gras und Lavasteinen gesäumter Weg zu einer Aussichtsplattform direkt an der einige Meter hohen Steilküste. Nur für Trolle  Laut einer Überlieferung aus dem 16. Jahrhundert sollte sich an dieser Küste ein lang gesuchter, geheimnisvoller Pool befinden, in dem eine Trollfrau regelmäßig badete. Nun ist nicht nur das Geheimnis des Ortes gelüftet, man hat von der sogleich errichteten Aussichtsplattform zudem einen schönen Blick auf gleich zwei Pools, die von den ständigen Brandungswellen gespeist werden. Das eine, etwas kleinere Becken im Lavagestein, kann man sich mit etwas Fantasie zwar als Badestelle vorstellen, man kommt aber – zumindest mit Badelatschen an den Füßen – wohl nur schwierig zum Wasser hinunter. Brimketetill  Das Gleiche gilt auch für das noch größere Becken auf der linken Seite der Plattform, dem offensichtlich der mit "Brandungskessel" ins Deutsche übersetzte Name gilt. Tollkühne Badefreunde sehen sich neben dem anspruchsvollen Abstieg zudem mit heftigen Brandungswellen konfrontiert, die einen durch die Felslücke ins Meer zu reißen vermögen.  Bereits zu Hause hatten wir spekuliert, was uns in Grindavík erwarten würde, wo es erst 2023 zu heftigen Ausbrüchen riesiger Lavamengen aus dem schon seit langem bekannten Erdriss gekommen war. Wochenlang gab es in den weltweit verbreiteten Nachrichten Spekulationen darüber, ob Grindavík womöglich evakuiert werden müßte. Glücklicherweise kamen die Ausbrüche zum Erliegen, bevor es zu größeren Schäden kam. Wir sind gespannt, welche Zeugnisse der Ereignisse es in Grindavík noch zu sehen gibt. Auffällig häufen sich entlang des Weges nach Grindavík jedenfalls unübersehbar weiße Dampfsäulen, die in einiger Entfernung aus der mit dunkler Lava bedeckten Landschaft aufsteigen.
Entwarnung  Nix mit Sensationen! In dem sich aktuell in hellem Sonnenlicht darbietenden Grindavík mit seinem harmlosen Kleinstadtcharakter angekommen, verlassen wir die Küstenstraße für ein paar Kilometer Richtung Norden ins Hinterland, wo es am ehesten Zeugnisse der Ausbrüche zu sehen geben sollte. Die gibt es auch in Form von riesigen pechschwarzen Aschehügeln, die in der ohnehin gebirgig werdenden Landschaft meterdick die Hänge bedecken. Dort allerdings, wo wir aus der Ferne Dampfsäulen gesehen hatten, befinden sich am Boden wieder nur Kraftwerks- und Industriegebäude, aus deren Schornsteinen die Überbleibsel der genutzten Wärmeenergie entweichen.  Etwas enttäuscht ob unserer hochgeschraubten Erwartungen verlassen wir den Ort bald wieder. Nach etwas über 20 km auf der 427 biegen wir jedoch für ein paar Kilometer nach Norden auf die 42 ab, denn hier verspricht der Reiseführer eine verläßlichere Sehenswürdigkeit. Zuvor lockt aber der rechts neben der Straße liegende Grænavatn mit seiner leuchtend grünen Farbe zu einem Kurzhalt. Mäuseohr  Auch hier am grünen See in der Ortschaft Krýsuvik, die lediglich aus einer Schule, einem verfallenen Bauernhof, einer kleinen Fabrik, einem Kunstmuseum sowie einer Kirche besteht, blüht es kräftig in den umliegenden Hügeln, die sich als Aufschüttungen kleiner Vulkankrater entpuppen.  Alpine Mouse-ear or Alpine Chickweed  (Cerastium alpinum)  Alpen-Hornkraut Die zwei Türme  Den nächsten Halt erzwingt der verfallene Bauernhof, welcher nicht nur mit den reizvollen Graffity auf den riesigen Silos lockt, sondern auch mit der Aussicht auf die ersten Eindrücke des sehenswerten Thermalgebietes welches der Reiseführer versprochen hat. Auf einem Berghang am Rande Krýsuviks steigt leichter Qualm aus rötlich-gelb gefärbtem Untergrund auf. Ein guter Anlass, sich das mal näher anzusehen. Krýsuvik  Benannt nach der nebenliegenden Ansiedlung entfaltet die von unten nur klein erscheinende Schrunde erhebliche Ausmaße. Ich bin happy, dass ich mich trotz des gelegentlichen feinen Niesels, welcher aus der mittlerweile wieder fast geschlossenen Wolkendecke rieselt, entschiedenen habe, mein fliegendes Auge auf einen ersten Einsatz zu schicken. Erst von hier oben gewinnt man einen Gesamteindruck von dem durch mehrere aktive Spots gekennzeichneten Thermalgebiet.  360°   Pano
Fyrsta heita laugin  (der erste der heißen Pools :-) In der Hoffnung, dass sich das Wetter nicht unangenehmer bemerkbar macht, hält uns jetzt nichts, das eigentliche Ziel des Abstechers von der Küstenstraße zu erkunden: das Thermalgebiet Seltún. Der großzügige Parkplatz direkt an der Straße 42 ist nur zu ca. einem Drittel gefüllt und an dem nebenstehenden Rangerhäuschen mit öffentlicher Toilette wird nicht einmal ein Eintritt oder Parkgebühr verlangt! Ein Zustand, der leider in Island kein Standard ist, denn fast überall, wo es etwas zu sehen gibt, wird sowohl ein Eintrittsobolus fällig, sowie eine Parkgebühr, die entweder an entsprechenden Automaten oder über eine nicht ganz einfach zu durchschauende App direkt vom Konto zu begleichen ist. Farbpalette  Vom Parkplatz aus führt ein Rundweg durch eine Zusammenstellung aller nur denkbaren Ausdrucksformen geothermischer Aktivitäten. Ebenso wie die Landschaft wechselt auch die Beschaffenheit des Weges, der mal mit Holzbohlen befestigt, mal lediglich festgetrampelt und stückweise mit einer krümeligen Ascheschicht belegt ist. Warnschilder weisen darauf hin, dass es nicht angeraten sei, die Finger (oder andere Körperteile) dem Inhalt der blubbernden Tümpel auszusetzen, da diese kochend heiß seien. Darauf wäre man selber nie gekommen... Rückblick  Der Weg schlängelt sich von einer brodelnden Quelle zur nächsten, häufig mitten durch ausgedehnte Ablagerungen in Orange, Gelb, Rot und Braun, welche die vulkanischen Aktivitäten in Jahrhunderten an den Bergflanken hinterlassen haben. Leicht bergauf wandernd erreicht man eine Aussichtsplattform, von der aus man einen guten Überblick über das gesamte Areal hat. Spuren am Hang  Der  ständig wechselnde Anblick des Wolkenhimmels wetteifert mit den landschaftlichen Skurrilitäten des Ortes und man ist geradezu dankbar für die kräftige Brise, welche die beißend riechenden Schwaden der grau-blau brodelnden Schlammtümpel schnell verdünnt und auflöst.
Canyon Surreal  Man ist ein bißchen hin und her gerissen einerseits zwischen der Begeisterung, mit der man die Schönheiten dieser Landschaft genießt, fotografiert und filmt und andererseits dem Bewußtsein, dass der aktuelle Anblick geologisch nur eine relativ kurzfristige Existenz besitzt. Schon morgen kann die höchst aktive Tektonik der Insel dies alles zerstören und das Leben der Einheimischen nachhaltig verändern. So gesehen ist man dann doch froh, auf dem vergleichbar langweiligen Untergrund des heimatlichen Bodens von solchen Gefahren ziemlich sicher verschont zu bleiben. Seltún  Das ganze Thermalgebiet schreit geradezu nach einer Übersichtsaufnahme, die mir trotz des nicht unerheblichen Windes gelingt. Immer wieder erstaunlich, welche Widerstandsfähigkeit gegen die Kräfte der Natur in der Technik eines nur 250 gr leichten Aufnahmegerätes verbaut ist.  Gut zu erkennen ist von hier oben ein weiteres Thermalfeld Richtung Osten, vom dem auch beständig Dampf aufsteigt. Leider ist "Engjahver" eine längere Wanderung entfernt, so dass ein Abstecher dahin zeitlich nicht in Frage kommt.  360°   Pano So viel Zeit muß sein  Obwohl wir noch eine ziemliche Strecke zu unserem Tagesziel vor uns haben, entschließen wir uns zu einem weiteren Abstecher an den 8 km² großen Kleifarvatn nur ein paar Kilometer weiter, zumal es in dieser Richtung sogar ein wenig Sonne zu geben scheint. Zurück auf der 42 erreichen wir nach kurzer Zeit einen direkt am See gelegenen Rastplatz und werden tatsächlich mit einem traumhaften Anblick belohnt: vorne schwarzer Lavastrand, ein leuchtend blauer See und dahinter eine von Sonnenflecken beschienene Hügelkette. Blume des Jahres  Wir haben trotz des durchwachsenen Wetters heute schon erstaunlich viel auf der Reykjanes Halbinsel entdeckt, noch liegt aber eine ziemliche Strecke vor uns. Wir folgen der Südküste für die nächsten 60 km bis zum Dorf Stokkseyri, von dessen sehenswerter Niedlichkeit der Reiseführer schwärmt, wenden aber schon vor Dorfende, da uns keines der Häuschen besonders niedlich, pittoresk oder sonstwie sehenswert erscheint. Wenige Kilometer zurück am Mündungsgebiet des Flusses Ölfusá liegt der Abzweig zum Vogelschutzgebiet Flói und entlang von Weiden, auf denen Herden von Islandpferden grasen, erreichen wir einen Parkplatz mit einem großzügigen Vogelbeobachtungsunterstand. Alles da, nur leider keine Vögel! Weit in der Ferne, am gegenüberliegenden Ufer eines kleinen Sees, flattert es ein bißchen, leider selbst für mein Tele viel zu weit weg. Immerhin blüht hier die (nicht zur Familie der Nelken gehörige!) Strand-Grasnelke, welcher 2024 von der Loki Schmidt Naturschutzstiftung der Titel "Blume des Jahres" verliehen wurde.  Zügig haben wir die restlichen 50 km nach Hella zurückgelegt, wo ein nettes Hotelzimmer auf uns wartet, welches wir umstandslos – nur nach Nennung unseres Namens, ohne Pass und ohne Voucher – beziehen können.  Sea Thrift or Sea Pink  (Armeria maritima)  Strand-Grasnelke
Zu den Westmännern  Nach einer erholsamen Nacht stehen wir wieder bereits um 7:00 Uhr auf. Als wir zum Früstück gehen, ist das Hotelrestaurant erstaunlich gefüllt – trotz der 'Vorsaison' gibt es doch schon eine Menge Mittouristen auf der Insel. In dem Gewühl am Buffet dauert es seine Zeit, bis wir Besteck, Geschirr und Fressalien zusamengesammelt haben. Um kurz vor 9:00 Uhr sind wir aber reisefertig und machen uns auf den Weg zur Fähre nach Landeyjahöfn. Es nieselt und regnet mal mehr, mal weniger, pustet kräftig und wir hoffen das Beste. Wie vermutet brauchen wir nur eine halbe Stunde bis zum Anleger und da die Fähre um 10:45 Uhr ablegen soll sind wir überpünktlich da. Souverän finden wir die Spur für die SUVs und blockieren schon mal den ersten Platz. Nach und nach füllen sich sämtliche Spuren mit Bussen, LKWs und einer Menge an PKWs. Wir haben bereits zu Hause gebucht und als der Fahrkartenkontrolleur kommt, braucht er die ausgedruckten Tickets nur noch abzustempeln. Beim Beladen sind zuerst die großen Fahrzeuge dran, die Mittelspuren auf der Fähre sind aber für die PKWs vorgesehen und da wir schon ganz vorne standen, gehören wir nachher auch bei der Ankunft zu den Ersten, die von Bord kommen. Statt Hotel  Es stürmt und regnet nach wie vor als wir zum verglasten Oberdeck hochsteigen. Da die Passagiere ohne Auto als erste an Bord durften, ebenso die mitreisenden Schulklassen aus den Bussen, sind nahezu alle Sitzplätze bereits okkupiert, doch mit Glück ergattern wir noch einen kleinen Zweierplatz. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir dann Heimaey, bereits die vorgelagerten Felsen sind ziemlich beeindruckend – nur der Regen bleibt hartnäckig... Vom Fähranleger in Vestmannaeyjabær sind es nur 2 Min. bis zu unserem Hotel. Erst nach einer längeren Suche gelingt es Maren, die Rezeptionistin ausfindig zu machen, die uns dann aber strahlend verkündet, dass unser Zimmer leider erst ab 14:00 Uhr bezugsfertig sei – wir könnten doch bis dahin die Insel erkunden. Unsere Begeisterung bleibt aufgrund des anhaltenden Regenwetters überschaubar, aber immerhin dürfen wir das Gepäck schon mal im Hotel lassen. Dann machen wir uns auf den Weg zum Stórhöfði, der Südspitze der kleine Insel, die wir schon nach kurzer Fahrt erreichen. Kaum haben wir den Parkplatz am Lundifelsen erreicht, versiegt auch der Regen und wir werden wieder von blühenden Pflanzen begrüßt.  An englischen Namen herrscht kein Mangel: Cuckoo Flower, Lady's Smock, Mayflower or Milkmaids  (Cardamine nymanii)  (Polar-)Wiesenschaumkraut Alternativprogramm  Der Sturm bleibt uns aber erhalten, als wir die hölzerne Pforte zum Trampelpfad passieren, der um den halben Hügel herum zu den Papageitauchern führt. Schon ganz begierig auf unsere ersten Aufnahmen, führen wir unser gesamtes Equipment mit, werden aber etwas enttäuscht, da es wohl selbst den Vögeln heute zu windig ist. Von der Aussichtsplattform ist die steile Felswand, auf der Möwen und Sturmvögel brüten, weit entfernt und auf dem davor gelagerten Grasabhang lassen sich nur wenige Lundis für kurze Augenblicke sehen, bevor sie sich todesmutig hinunter in die Wogen stürzen. Die paar wenigen Aufnahmen, die ich von ihnen bekomme, sind leider nicht verwertbar. Bislang sind wir nur auf halber Höhe des Felsens und beschließen, vom Parkplatz aus dem sich hügelaufwärts windenden Pfad zu folgen, der zum Leuchtturm zu führen verspricht. Die wenigen Mittouristen bleiben zurück und bald kämpfen wir uns ganz allein gegen den heftigen Wind voran. Inzwischen scheint sogar die Sonne und auch das Gras trocknet schnell, so dass wir uns für eine Pause niedersetzen – mit bestem Blick auf einige der kleineren Wertmännerinseln. Keine Seehunde  Wir bestaunen das kleine – und offensichtlich einzige – Haus auf der gegenüber liegenden Insel Suðurey. Wer mag da wohl wohnen und wie kommt der Bewohner über die steilen Inselwände zu seiner Haustür? Gibt es womöglich einen Lift in einer versteckten Felsbucht? Wir sind noch am Spekulieren und Fotografieren, als mir vor den gegenüberliegenden Felswänden große Seevogelschwärme auffallen, die sich als Schwarm langsam von der Insel weg in Richtung Stórhöfði bewegen. Mitunter erscheinen zudem dunkle Punkte unter ihnen auf der Wasseroberfläche, die aber, sowie ich versuche, sie mit dem Tele anzuvisieren, schnell wieder verschwinden. Ich vermute auftauchende Seehundsköpfe, die aber auf eine Entfernung von mehr als anderthalb Kilometern kaum erkennbar sein dürften. Maren hingegen schließt wegen des begleitenden Vogelzugs auf Wale, womit sie auch richtig liegt, wie sich schnell herausstellt.  Orca  (Orcinus orca)  Schwertwal
Schutzpatron?  Gebannt starren wir unablässig auf die Tiere, die langsam unserer Insel immer näher kommen. Allmählich nähern wir uns dem Rhythmus, in dem die schwarzen Leiber kurz aus den Wogen auftauchen und bald gelingen uns auch die ersten Schnappschüsse mit dem Tele und der Videokamera. Und obwohl die Tiere zur Westseite der Küste abschwenken, kommen sie uns so nahe, dass es uns gelingt, vier bis fünf Orcas auszumachen, in deren Mitte sogar mitunter der Rücken eines Buckelwals sichtbar wird! Wow! Laut neuesten Studien soll es ein vielfach beobachtetes, noch ungeklärtes Verhalten der Buckelwale sein, sich in Orcajagden einzumischen, um deren Beutetiere – Seehunde, Seelöwen und andere Walkälber – vor den Jägern zu schützen, indem sie diese mit ihren großen Flossen abschirmen und sich mit ihren massigen Leibern zwischen sie drängen. Ob dies auch hier der Fall ist, läßt sich nicht erkennen, wer aber unzweifelhaft auf seine Kosten kommt, ist der begleitende Schwarm von Basstölpeln und Möwen.  Orca  (Orcinus orca)  Schwertwal Humpback Whale  (Megaptera novaeangliae)   Buckelwal Fantasy Basket  Bald ist die Jagdgemeinschaft hinter der Steilküste ausser Sicht und wir setzen unsere Wanderung zum Leuchtturm fort, der sich allerdings als nicht besonders fotogen erweist. Wir kehren auf einem anderen Pfad langsam zum Parkplatz zurück, wo wir die Verpackung unserer Wegzehrung in diesem fantasievoll bemalten Mülleimer entsorgen. Haltebucht  Die Straße windet sich vom Hügel hinab zum Hals der Stórhöfði Halbinsel, deren Ufer beidseitig von einem schwarzen Strand gesäumt werden. An dem westseitigen Ufer sind zudem in einiger Entfernung rastende Entenschwärme sichtbar. Der Nachmittag ist noch jung, das Wetter hat sich beruhigt, sogar die Sonne sorgt bei dünner Bewölkung für freundliches Licht. Kurz entschlossen biegen wir auf den Strandparkplatz ab, den das einzige parkende Fahrzeug gerade verläßt. Wieder schultern wir unsere Kameras, wechseln noch die Jacken und ich vergesse in dem Hin und Her tatsächlich, das Auto abzuschließen. Variationen von Lava  Es erfordert lediglich eine Querung der Inselstraße, um den östlichen Strand in Augenschein zu nehmen, dessen Bucht enger ist als die der westlichen Seite. Dafür erspäht man aber von hier über der scheibenartig geschichteten Lavaspitze im Dunst die Bergkette des isländischen Festlandes. Den Strand erreicht man in dieser Bucht allerdings nur, wenn man über großflächig verteilte Lavabrocken balanciert, außerdem sichten wir hier keine Vögel, weswegen uns die andere Seite attraktiver erscheint.
Grau-rote Koalition  Gab es auf dem von spärlichem Gras umrahmten Parkplatz noch ein paar buntblühende Grasnelken und Platterbsen, gedeiht zwischen den grauschwarzen Stein- und Sandflächen nicht mehr allzuviel. Jeder Farbtupfen in dieser Umgebung ist daher ein unwiderstehliches Motiv. UFO Meeting  Unwillkürlich kommen einem angesichts der skurril geformten und von Brandung abgeschliffenen Lavascheiben diese Assoziationen. Der Weg zu den Entenkolonien ist beschwerlich, denn der schwarze Kies des Trampelpfades ist anstrengend zu begehen, weil man ständig halb auf dem schlüpfrigen Grund versinkt. Ein Ausweichen auf die begleitenden, wüst hingewürfelten Stein- und Lavafelder birgt hingegen die Gefahr eines Fußbruchs. Wir kommen nur langsam voran... Seerakete  Unter diesem fantasievollen Namen ist der nicht minder merkwürdige Meersenf im Englischen bekannt. Die genügsame Pflanze aus der Familie der  Brassicaceae  ist in ihrem Vorkommen auf die Färöer-Inseln, Island, Norwegen und das nordeuropäische Russland beschränkt und zeigt sich hier auf dem schwarzen Kies als hübsches Kleinod.  Sea Rocket and Fjörukál (is.)  (Cakile arctica)  Arktischer Meersenf Catcalling  Was hier auf dem Foto harmonisch und friedlich aussieht, war in natura eine wilde Hatz einer Meute balzender Erpel auf eine heftig bedrängte Ente. Insofern beschränkten sich die Aktionen auch nicht auf anzügliche Pfiffe und Bemerkungen, wie bei der neumodisch "Catcalling" genannten Anmache unter unwoken Menschen, sondern als ein Hauen und Stechen der rabiaten Art, welches das Weibchen in arge Bedrängnis brachte. Auch stießen die Erpel keine Pfiffe aus, sondern ein merkwürdig aggressives "uih, uuh", welches auf uns unbetroffene Menschen eher komisch wirkte. Reagierten die anderen Eiderenten der Kolonie auf unsere Annäherung häufig mit Flucht, waren die werbenden Erpel völlig auf ihr Ziel fixiert und ließen sich von uns partout nicht stören.  Common Eider, Cuthbert's Duck or Cuddy's Duck  (Somateria mollissima)  many males, female Eiderente
Kurvenreich  Nachdem wir uns einige Zeit mit den Eiderenten und einigen Austernfischern aufgehalten haben, geht es zurück zum Auto. Vorbei an merkwürdigen Auswaschungen im Fels, die zwar den Charakter von Lavagestein haben, andererseits aber so dünn geschichtet sind, wie es typisch für Sedimente ist. Wir sind keine Geologen, es scheint uns aber, als seien über längere Zeit geflossene, dünne Lavaschichten regelmäßig von der Flut abgekühlt und schichtartig übereinander abgelagert worden.  Wie auch immer... kurz vor Erreichen des Parkplatzes geht mir siedendheiß durch den Kopf: "Hast Du das Auto vorhin eigentlich abgeschlossen?". Mit weichen Knien nähere ich mich dem Duster, der immer noch alleine dort parkt und bin sehr erleichtert, als wir feststellen, dass sich offensichtlich niemand an unseren Habseligkeiten vergriffen hat... Puuuh. Vestmannaeyjabær  Immer noch ist es früh am Nachmittag und so beschließen wir, dem beherrschenden Vulkan der Insel noch einen Kurzbesuch abzustatten. Wir passieren den Inselflughafen auf der linken Seite und schwenken vor Vestmannaeyjabær nach Osten auf den Fellavegur, der am Ort vorbei in Richtung der riesigen Lavafelder führt. Von der Straße haben wir einen schönen Blick auf den Hauptort der Insel, im Vordergrund Lupinenfelder und zwischen hohen Felsen die Hafeneinfahrt. Von unserer asphaltierten Straße zweigen mehrere kleine Schotterpisten ab, die zwischen ausgedehnten Lavaflächen die Vulkane Eldfell und Helgafell passieren. Auf dem Parkplatz am Fuße des Eldfell überlegen wir, ob wir uns den mühevollen Aufstieg auf den Gipfel antun wollen, sind aber übereinstimmend der Meinung, dass der heutige Gipfelsturm zum Big Head Lighthouse auf dem Stórhöfðaviti erst mal genug für zwei zusammen 134jährige ist. Außerdem turnen schon jede Menge Leute da oben rum, da braucht es uns nicht auch noch :-). Sturmboote  Wir fahren weiter, treffen wieder auf den Fellavegur, der kurz danach in den Eldfellavegur übergeht und halten auf dem Parkplatz direkt an der Küste. Immer noch weht es so stark, dass aufgewirbelte Gischtfahnen über das Meer zwischen dem Festland und den Inseln tanzen (Island ist zwar auch 'nur' eine Insel, nimmt sich aber gegenüber den vorgelagerten Westmännerinseln eher wie 'Festland' aus ;-). Mit dem auslaufenden, schnuckeligen Kreuzfahrtschiffchen und dem begleitenden Lotsen ist das Motiv jetzt auch perfekt und umgehend im Kasten. Farbenprächtig  Zwischen der großflächig kargen Vulkanlandschaft, der man ihr junges Alter noch ansieht, gibt es wie zum Trost kleine eingestreute Oasen bunt blühender Gräser und Pflanzen, die der dunklen Lava viel von ihrer Schroffheit nehmen.
Wie Zuhause: Schwarz-Rot-Grün :-/  Völlig hingerissen von den fantastischen Landschaftspanoramen, die sich uns im warmen Nachmittagslicht präsentieren, folgen wir dem Eldfellavegur noch ein Stückchen weiter. Wir kommen nur langsam voran, denn das wechselnde Licht auf den erstaunlich vielfarbigen Hängen erzwingt einfach mehrere Fotostops.  Eigentlich haben wir nach dem Andrang auf dem Gipfel des Eldfell erwartet, auch in der Umgebung vielen Touristen zu begegnen. Da es sich bei den meisten Besuchern der Insel aber um Busreisende handelt, die in Gruppen von einem Highlight zu nächsten gekarrt werden, ist man als Individualreisender in vielen Gebieten häufig nahezu allein. Basalttor  An der Ostspitze der Insel lockt ein skurriler Leuchtturm auf zwei Stelzen zu einem weiteren Halt. Eine breite Treppe führt auf einen umlaufenden Aussichtssteg, den wir uns aber verkneifen, da ein schmaler Pfad zwischen rostrot verkrusteten Felsen direkt an das Steilufer führt. Fasziniert begegnen wir hier erstmals den typischen Basaltformationen, auf die wir im weiteren Verlauf der Reise noch sehr häufig treffen werden. Stoßtaucher  Vorsichtig zwischen mitunter scharfkantigen Felsen manövrierend, haben wir nun einen freien Blick über das Meer, auf denen Lummen und Teiste schwimmen, während Möwen und Basstölpel aus der Luft nach Futter Ausschau halten. Spannend ist es, den Basstölpeln beim Jagen zuzusehen. Im Gleitflug herabspähend, kippen sie plötzlich ab, legen kurz vorm senkrechten Aufprall die Flügel eng an und schwingen sich nach einem kurzen Tauchgang wassertretend wieder in die Luft.  Northern Gannet  (Morus bassanus)  Basstölpel Blauglöckchen  Es ist mittlerweile kurz vor 17:00 Uhr – unser Hotelzimmer sollte also bezugsfertig sein. Auf dem Weg zurück zum Auto fällt uns diese kleine Pflanze auf, die hübsch mit dem schwarzroten Kiesgranulat kontrastiert. Sie ist heimisch in Großbritannien und Nordeuropa, kommt aber in Unterarten auch in Kanada und im arktischen Asien vor. Ihren Namen verdankt die leicht nach Pilz riechende Pflanze ihren Blättern, die, dem Essen beigemischt, aufgrund ihres Gehaltes an Dimethylsulfid einen vagen Geschmack nach Austern aufweisen sollen. Selber probiert haben wir das aber nicht!  Oyster Leaf, Oyster Plant or Sea Bluebells  (Mertensia maritima)  Austernpflanze od. Küsten-Blauglöckchen
PÒSTHÙS sagt uns was...  ...das ist aber außer BANKI so ziemlich das Einzige, was wir verstehen :-). Das Zimmer ist inzwischen tatsächlich fertig, unser Gepäck ist auch noch da und weil wir luxuriöserweise gleich für zwei Nächte bleiben, bekommen wir auch ein tolles Zimmer im obersten Stock mit Blick auf Klippen und Hafen. Es ist zwar noch relativ früh, aber die Tagesaktivitäten fordern ihren Tribut, wie unsere knurrenden Bäuche signalisieren. Da das hoteleigene Restaurant zwar ausgezeichnet, aber auch ausgezeichnet hochpreisig ist, beschliessen wir, unser Erspartes bei Gott (die Pizzeria heißt tatsächlich so!) zu lassen – quasi direkt um die Ecke mit leckerer Pasta. Kunst am Bau  Direkt im Zentrum von Vestmannaeyjabær liegt alles schön eng beieinander. So brauchen wir nur 2 Min. zur Pizzeria und nehmen auf dem Weg dorthin auch gleich noch zwei, drei weitere Lokalitäten in Augenschein, die für morgen Abend eine gute Alternative zum Hotelrestaurant zu sein versprechen. Für isländische Verhältnisse kommen wir heute mit knapp 80€ für zwei Pizzen und Getränken noch günstig weg, sind aber wegen opulenter Größe der Pizzen auch pappsatt. Zurück im Hotel ziehe ich mich mit dem Laptop auf den bequemen Sessel zurück, Maren will jedoch noch den schönen Abendsonnenschein nutzen und schnappt sich die Kamera, um noch den örtlichen Dokumentationspflichten in Form von Lundiwegweisern und häuserwandfüllenden Graffiti zu genügen. Vom Winde verweht  Es sieht draußen zwar schön aus, doch selbst ich höre hinter der dicken Thermopaneverglasung des Hotelzimmers das Heulen des zunehmenden Sturms, der um das Gebäude fegt. So dauert es auch nicht lange, bis Maren wieder zurück ist, nachdem sie in der mit Lavakies verwehten Einkaufsstraße von einer veritablen Windhose fast umgepustet wurde. Wir machen es uns für den Rest des Abends im Zimmer gemütlich, schmieden noch ein paar Pläne für morgen, hoffen, dass das Wetter mitspielt und sind bald früh im Bett. Auf zum Museum  Nachdem wir wieder um 7:00 Uhr aufgestanden sind, zeigt ein Blick nach draußen überwiegend blauen Himmel – allerdings stürmt es immer noch heftig. Aber zuerst geht es zum inbegriffenen Frühstück im Hotelrestaurant. Das Buffet ist weitläufig, freie Tische gibt es reichlich und die Toaster sind beim Toasten ebenso meditativ wie die gestrige Kaffeemaschine. Dafür ist der knusprige Speck kalt und die Würstchen sind alle, aber sonst kann man nicht meckern.  Da der Sturm inzwischen Orkanstärke erreicht und laut Internet die gefühlte Temperatur bei 0° – minus 2°C liegen soll, packen wir uns erst mal warm ein und machen uns dann auf den Weg zum geplanten Eldheimar Museumsbesuch (eine gute Empfehlung übrigens für regnerische und windige Tage – also fast für immer!).  Als wir eine Minute später vor dem Museum ankommen, freuen wir uns, nicht auf Menschenmassen zu stoßen – was sich dann spontan dadurch erklärt, dass das Museum nicht wie im Reiseführer behauptet um 10:00 Uhr, sondern erst um 11:00 Uhr öffnet.
Pictogramme  Nun, das gibt uns Zeit, im zwölfseitigen 'Handbuch' des Dusters nachzuschlagen, was die seit der Abfahrt plötzlich blau und weiß im Autodisplay wabernden Pictogramme von Motor, Batterie und Fahrzeug zu bedeuten haben. Erwartungsgemäß klärt das Manual gar nichts, da das Auto aber keine weiteren Alarmsignale von sich gibt und nicht mit sofortiger Abschaltung droht, wagen wir vorerst die kurze Fahrt zum Fähranleger, wo es eine Hertz Niederlassung geben soll. Genau dort, wo diese sich befinden soll, prangt zwar ein herziges Graffiti an der Hauswand, von einer Autovermietung ist aber nichts zu sehen. Während wir umhersuchend halten, spiele ich ein wenig mit einem der diversen Hebel und Knöpfe im Armaturenbrett und entdecke dabei zufällig, wie sich auf Hebelklick die Anzeige im Display über sechs verschiedene Statusanzeigen durchschalten läßt, unter anderen zu der, die uns bisher begleitete. Später erfahren wir bei einer Internetrecherche, dass uns das rätselhafte Pictogramm über die Energierückgewinnung während des Bremsvorgangs informierte. Ich liebe meinen Golf 6!!! Feuchter Ansitz  Da es immer noch eine knappe Stunde bis zur Öffnung des Museums dauert, besuchen wir den Flakkarinn Aussichtpunkt oberhalb der Hafenausfahrt. Damit stehen wir auf einem Felsenbrocken, der vor einem halben Jahrhundert beim Vulkanausbruch des Eldfell abbrach und vom Lavastrom bis an den Rand der Hafeneinfahrt transportiert wurde und dort glücklicherweise nicht in den Hafen stürzte. Die genaueren Umstände der Katastrophe hoffen wir gleich im Museum zu erfahren, vorerst fahren wir zum Wasser hinunter, wo es uns leider nicht gelingt, eine kurzlebige Wasserhose rechtzeitig noch auf den Chip zu bannen. Dafür entschädigen uns Eiderenten, Gryllteiste und dieser Rotschenkel mit einigen Aufnahmen.  (Common) Redshank  (Tringa totanus)  Rotschenkel Stafkirkjan  Ebenfalls am Ufer unterhalb des Flakkarinn steht der Nachbau einer norwegischen Stabkirche aus dem 12. Jahrhundert. Sie wurde Heimaey anläßlich des tausendsten Jahrestages der Christianisierung Islands im Jahr 2000 von Norwegen gestiftet und ist – trotz der immensen Zahl an winzigen Kirchen selbst in den kleinsten Ansiedlungen – die einzige Stabkirche Islands. Auch an diesem Strand sind wir allein und können daher in aller Ruhe den Holzbau besichtigen, dessen maximal zwanzigsitziges Kirchenschiff ein Altar krönt, dessen Frontseite eine detaillierte Replik von Motiven der Ólafs Saga aus der Zeit von 1320-30 darstellt. Trotz der geringen Größe der Kirche weist diese eine Doppelwandung mit einem isolierenden Zwischenraum von einem knappen Meter Breite auf, in dem man als schlanker Mensch die innere Verschalung komplett umrunden kann. Heimaey Lighthouse  Gegenüber der mächtigen Felswand des Inselausläufers, welcher die Hafeneinfahrt vom offenen Meer abschirmt, bietet dieses hübsch illustrierte kleine Leuchtfeuer ebenfalls ein reizvolles Fotomotiv.
Endpunkt  Es ist nur eine kurze Strecke vom Hafen zurück zum Museum. Jetzt bietet sich auf dem Parkplatz ein anderes Bild, denn die Stellplätze unterhalb des halb verschütteten Hauses, welches an dieser Stelle den Endpunkt der vordringenden Lavadecke des Eldfellausbruchs dokumentiert, sind nun gut gefüllt.  Die nach Überlieferung im 9. Jahrhundert von entlaufenden Sklaven früher wikingischer Islandsiedler, den so genannten Westmännern irischen Ursprungs besiedelte Insel, hat im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte einige Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Beginnend mit der Rache der Wikinger, Piratenüberfällen und wechselnder Herrschaft u.a. durch England im 16. Jahrhundert, unter deren Ägide sich die noch heute florierende Fischereiwirtschaft entwickelte, stellte der Vulkanausbruch des Eldfell am 23. Januar 1973 die bisher größte Katastrophe für die 5000 Einwohner der Insel dar. Gerðisbraut No.10  Fünfeinhalb Monate währte der völlig überraschende Ausbruch des Eldfell. 400 Häuser wurden unter den vorrückenden Lavamassen begraben, oder von Tephra zugeschüttet, der schwarzen, körnigen Flugasche und den Brocken pyroklastischen Gesteins, welche unablässig ausgestoßen wurden. Noch über dreißig Jahre nach dem Ausbruch war der östliche Ortsteil Vestmannaeyjabærs eine wüste Aschelandschaft, bis man sich entschloß, den Stadtteil zu sanieren und an der Stelle, wo Aufräum- und Ausgrabungsarbeiten verschüttete Wohnhäuser freigelegt hatten, im Andenken und in Würdigung der Menschen, die sich um die Eindämmung des Ausbruchs verdient gemacht hatten, ein Museum zu errichten. Der großzügige und moderne Bau umschließt das komplette Wohnhaus Gerðisbraut No.10, durch dessen zerborstene Fenster und Wände der Besucher unmittelbar gewahr wird, wie schnell und zerstörerisch die Einwohner quasi am gedeckten Frühstückstisch überrascht wurden. Im letzten Moment  Die Rettungsmaßnahmen für die Bewohner Vestmannaeyjabærs liefen schnell an, fast alle Bewohner wurden mit Booten auf das Festland evakuiert. Das galt mangels Transportkapazitäten leider nicht für Pferde und Nutztiere, die zusammengetrieben und erschossen wurden, um sie vor einem langsamen Hungertod zu bewahren. Derweil schob sich die Lava weiter an den Ort heran und drohte in den Hafen zu fließen, der damit unbenutzbar geworden wäre. Dank des mutigen Einsatzes von Fischern, deren Lebensgrundlage mit dem Verlust des Hafens unmittelbar bedroht war, gelang es aber unter Einsatz von starken Pumpen, soviel Seewasser auf die heranrückende Lava zu pumpen, dass diese zum Stillstand gebracht werden konnte. Damit war auch die Versorgung der Insel mit Hilfsgütern gesichert und die Bewohner kehrten zum Aufräumen und dem Wiederaufbau ihrer Häuser zurück. Bei allem Ungemach sicherlich kein Trost, wuchs die Insel durch den Ausbruch immerhin um 2 km²! Aus anderer Perspektive  Wir sind am Eingang mit einem Audioguide (auf deutsch!) ausgestattet worden, der sich bemüht, das Schicksal des Hauses, die ausgestellten Fundsachen sowie die zahlreichen, sehr informativen Wanddisplays zu kommentieren. Da man sich aber meist nicht strikt an einen optimalen Rundgang hält, ist das Gerät schnell damit überfordert, immer die passenden Erläuterungen zu liefern. Aber man wurschtelt sich so durch...  Nach dem Rundgang erreicht man über eine Treppe noch eine umlaufende Empore, die zu einem aktuell leeren Vortragssaal führt und auf weiteren beleuchteten Displays die Entstehung der Insel Surtsey im Jahre 1963 dokumentiert. Die heute zweitgrößte, südwestlichste Insel des Vestmannaeyjar Archipels ist der in 4 Jahren aus Lava und Tephra gewachsene neue Gipfel eines unterseeischen Vulkans, liegt 30 km vom Festland entfernt, steht unter strengstem Naturschutz und beherbergt lediglich eine Forschungsstation.
Nýja Hraun  Nach einer beeindruckenden und sehr informativen Stunde verlassen wir das Museum und machen uns erneut auf den Weg zum Eldfell. Wir kommen bis an die Nýja Hraun, die neuen Lavafelder heran – spektakulär! – aber kaum aus dem Auto heraus. Man bräuchte einen festen Stand (und am Besten noch mehr (Frühstücks-)Speck), um sich stabil gegen den Sturm stemmen zu können. Immerhin bietet der Wind eine gute Ausrede, auf einen Aufstieg zum Kraterrand des Eldfell aus Sicherheitsgründen zu verzichten ;-). Wir fahren statt dessen ins nicht so exponierte Herjólfsdalur am entgegengesetzten Ende der Insel. Herjólfsdalur  Millionen von Papageitauchern sollen sich an den steilen Felswänden tummeln, die das sonnige Tal an der Westseite Heimaeys umrahmen. Leider gelingt es uns trotz gewissenhafter Beobachtung nicht, auch nur einen einzigen der bunten Vögel zu entdecken. Wir parken schließlich gegenüber zweier grassodengedeckter Wikingerbungalows, kraxeln ein bißchen zwischen schwarzen Felsen herum und beobachten statt Lundis nun Enten und Austernfischer. Viking Town  In der Nähe des Campingplatzes am Ende der Straße soll man noch ein paar Ruinenreste bestaunen können, möglicherweise Überbleibsel der Behausungen des ersten Siedlers, dem Wikinger Herjólfur Bárðarsson, der hier um das Jahr 900 mit seiner Familie lebte. Ein unleidlicher Typ, der sich als Hüter der einzigen Quelle im Tal von allen Mitsiedlern das Wasser teuer bezahlen ließ. Seine freundliche Tochter Vilborg hingegen zog sich den Zorn ihrers Vaters zu, weil sie bei Abwesenheit des Tyrannen das Wasser verschenkte. Nach der Sage war sie eines Tages draußen vorm Haus mit der Schuhpflege beschäftigt, als ein räuberischer Rabe vorbeiflog und einen der Pantoffeln entwendete. Sie jagte hinter dem Raben her, als just in diesem Moment ein mächtiger Erdrutsch ihr Heim samt Familie unter sich begrub. Fang den Wurm  Die Saga erzählt weiter, dass der Gott Óðinn den Raben schickte, um die freundliche Vilborg vor dem Schicksal zu bewahren, welches er dem Rest der schrecklichen Familie des Tyrannen zugedacht hatte.  Wie immer es war, uns ist das Risiko zu groß, teure 1500 ISK für den Besuch der Wachsfiguren Herjólfurs und seiner Frau Freya im 'Viking Town' Museum zu löhnen und womöglich wegen der Habgier des Betreibers unschuldige Mitopfer eines weiteren Erdrutsches zu werden.  Stattdessen beobachten wir lieber, wie Mama dem Küken einen Wurm spendiert. Oystercatcher  (Haematopus ostralegus ssp. ostralegus)  Austernfischer
Auf dem Festland zurück  Nach unserer Rückkehr ins Hotel haben wir den späten Nachmittag des Vortags gemütlich bei Kaffee und Keksen auf unserem Zimmer verbracht, sind die Planung für den nächsten Tag durchgegangen und haben den Abend wieder mit einem leckeren Abendessen – diesmal in einem anderen Restaurant – abgeschlossen.  Heute sind wir bereits um 6:30 Uhr aufgestanden, denn unsere Fähre zurück nach Landeyjahöfn legt pünktlich um 9:30 Uhr ab. Die halbstündige Überfahrt in immer noch gischtender See verbringen wir mit dem Betrachten von zigmal wiederholten Sicherheitsvideos auf dem verglasten Oberdeck. Schon bald verlassen wir nun die – elektrisch angetriebene! – Fähre und erreichen nach kurzer Fahrt zurück auf der 254 wieder die Ringstraße 1. Bereits auf der Hinfahrt hatten wir beim Abzweig auf den Fährenzubringer in der Ferne eine Reihe beeindruckender Wasserfälle erspäht, die jetzt unser Ziel sind. Nach nur einem weiteren Kilometer biegen wir zu den Fällen ab und enden auf einem bereits gut gefüllten, gebührenpflichtigen Parkplatz mit WC und Shop. Seljalandsfoss  Da es sich bei dem Seljalandsfoss um einen der berühmtesten Wasserfälle Islands handelt, der zudem auch noch auf einem rutschigen Kiesweg von hinten umgangen werden kann, ist es hier entsprechend bevölkert. Trotzdem gelingt es uns in einem passenden Moment, DAS Foto zu schießen, welches in keinem Islandalbum fehlen darf. Frisch geduscht  Wohlweislich haben wir uns bereits auf dem Parkplatz wasserdicht verpackt, wofür ich mich sogar in die neue, bislang von mir verschmähte, regendichte Überhose zwänge. Immer noch weht es stark und ständig werden die Besucher von feuchten Sprühfahnen geduscht. Uns erwischt es erst kräftig, als wir bereits auf der rechten Seite den Fall verlassen und gar nicht mehr mit einem solchen Guß rechnen. Und obwohl wir versuchen, sämtliche Kameras sofort abzuschirmen, werden auch sie tropfnass. Hilft ja nichts... es gibt noch ein, zwei weitere Fälle entlang der Felswand und wir trocknen sicher am schnellsten, wenn wir diese entlang des hübsch bewachsenen Flüßchens auch noch besuchen.  Marsh-marigold or Kingcup  (Caltha palustris)  Sumpfdotterblume Gljúfrafoss  Der 'verborgene Wasserfall', den wir schließlich erreichen, ist in der Tat erst zu entdecken, wenn man direkt davor steht. Einige mit Gummistiefeln ausgestattete Wagemutige haben sich, vorsichtig über die rutschigen Steine am Schluchtrand balancierend, bis auf den großen Felsen unterhalb des Falls vorgearbeitet. Dies kann uns heute nicht mehr locken – wir sind so schon nass genug. Ich knipse schon munter mit der Spiegelreflex drauflos, als Maren erschrocken realisiert, dass der unersetzliche SONY Camcorder nicht mehr funktioniert! F*ck!
Wat mutt, dat mutt  Mit erheblich gedämpfter Stimmung geht es auf dem gleichen Weg wieder zurück. Meine beiden Nikons samt Objektiven sind von semiprofessioneller Bauart und weitestgehend wasserfest. Der heißgeliebte SONY Camcorder hingegen, den wir völlig unzeitgemäß immer noch der Videofilmerei mit Fotokameras vorziehen, ist als reines Consumerprodukt bei Weitem nicht so hart im Nehmen. Alle Versuche, das Gerät durch Ein- und Ausschalten wiederzubeleben scheitern und ich setze eine kleine Hoffnung auf den Tausch der Batterie, wenn wir wieder beim Auto sind.  Der 61 m hohe Seljalandsfoss bietet beim Queren der kleinen Flußbrücke aber nochmals so einen beeindruckenden Anblick, dass er trotz unserer Stimmung doch noch eine Aufnahme erfordert. Die Württemberger waren schon überall...  ...und finden es natürlich auch hier wieder nett :-/ So richtig kann uns das völlig zugeklebte Schild auf dem Parkplatz allerdings nicht mehr amüsieren, denn obwohl der Camcorder nach dem Tausch der Batterie kurz wieder Leben zeigt, schließt er sofort wieder seine automatische Blende und sagt nichts mehr. Remove Tool  So nennt sich ein höchst nützliches KI-Werkzeug in Photoshop, welches ungemein hilfreich ist, wenn es z.B. gilt, wichtige Motive hinter einer Mauer von Menschen sichtbar zu machen :-) Wir fahren weiter auf der Küstenstraße, rechtsseitig begleitet von wechselnden Aussichten auf das Meer, während sich auf der linken Seite die karstigen Klippen des Eyjafjallajökull Massivs erheben. Immer noch grübeln wir vor uns hin, wie eine Reise ohne Videokamera überhaupt noch sinnvoll sein kann, als mir plötzlich die Erleuchtung kommt: Obwohl nie genutzt, verfügen doch meine beiden Nikons ebenfalls über einen Videomodus! Da heute Wasserfall-Tag ist, schwenken wir nach nur 30 Kilometern wieder nach links von der Straße und haben unmittelbar den mächtigen Skógafoss vor uns. Hier ist es noch voller als am Seljalandsfoss. Eine erkleckliche Anzahl unserer Mittouristen hat sich über die gesamte, flache Flußbreite vor dem Fall verteilt. Ich weiche lieber weit zurück, denn damit werden die Rücken ganz klein und die KI hat ein leichtes Spiel mit ihnen – wie man sieht, erfolgreich ;-). Abwärts  Aus 60 m Höhe strömt der 25 m breite Fall donnernd herab. Nach einigem Gefummel gelingt es mir nun auch, den Videomodus der D7500 zu starten und Maren macht erste Aufnahmen mit Blick auf das Live View Display, welches man zuallererst auf dem gewünschten Fokuspunkt anklicken muß, um ein scharfes Bild zu erhalten. Außerdem gilt es, die Kamera absolut ruhig zu halten, da auch eine Stabilisierung völlig fehlt. Nun, immerhin besser als gar nichts...  Über eine längere Treppe mit mindestens 5637 Stufen (Maren sagt, es sind nur 465, pah), erreicht man nach 60 Höhenmetern eine Aussichtsplattform direkt neben der Klippe. Ersteigen wir die doch mal eben! Während Massen von jüngeren Mitmenschen uns überholen, muß ich zwischendurch immer mal wieder eine Pause einlegen – man will schließlich nicht von der Treppe geweht werden (überzeugende Begründung, nicht?) Der Ausblick am Ziel lohnt sich aber und Maren filmt, während ich sie im Sturm stabilisiere.
HÆTTA!  Als nächstes Ziel steht Dyrhólaey auf Marens Zettel. Wir wissen nicht so recht, was uns außer 'beeindruckenden Klippen' dort erwartet, biegen aber kurz vor dem südlichsten Punkt des isländischen Festlandes dann doch von der 1 auf die kurze Zufahrtsstraße ab. Das Wetter ist schön, die Sonne scheint und den Sturm bemerken wir erst wieder richtig, als wir beim Aussteigen die Autotüren krampfhaft festhalten müssen. Nachdem wir die ziemlich hohen Küstenklippen über mehrere Serpentinen erklommen haben, parken wir das Auto in Sichtweite des Leuchtturms auf dem kleinen Parkplatz. Da wir während der Öffnungszeiten da sind und auch nicht von den Klippen zu fallen gedenken, begeben wir uns hinter die Absperrung. Verdunstet  Obwohl es reichlich diesig ist, ist der Blick von den Klippen hinunter auf den kilometerlangen schwarzen Strand sensationell. Anhand der noch feuchten Flutmarken im schwarzen Kies kann man deutlich erkennen, wie weit der Tiedenhub das Wasser den flachen Strand herauftreibt.  Angesichts der nicht unerheblichen Höhe tut man gut daran, die weit zurückgesetzten Absperrungen ernst zu nehmen, denn der Klippenrand soll ziemlich bröckelig sein. Ein Sturz hier hinab wird voraussichtlich sehr böse Folgen haben. Lundis  Ein Stückchen weiter lehnen sich einige Besucher trotzdem weit über die Kettenabsperrung hinaus und nehmen mit herausgestreckten Handys irgendetwas auf. Auch wir sind natürlich neugierig und nur wenig später machen wir ebenfalls lange Arme und bannen unsere ersten Lundis auf den Sensor.  Atlantic Puffin  (Fratercula arctica)  Papageitaucher, Lundi (Färöisch) Sturmerprobt  Bei dem Gedanken, ich müßte mein ehemaliges Ultraleichtflugzeug unter diesen Wetterbedingungen fliegen, wird mir ganz anders. Auch wenn die verschiedenen Arten – darunter Kormorane, Lundis, Dreizehenmöwen und eben diese Sturmvögel – mit den merkwürdigsten Körperverrenkungen und Flugmanövern dem Wind trotzen, wundert man sich doch, dass keiner dieser Vögel trotz hautnaher Vorbeiflüge jemals an die steilen Felswände gedrückt wird.  Der Eissturmvogel ist der einzige  Möwensturmvogel , der nördlich des Äquators vorkommt. Typisch für die Familie sind die langen, oberhalb des kräftigen Schnabels sichtbaren Nasenröhren. Die meiste Zeit des Jahres verbringen sie auf hoher See, wo sie im Bodeneffektflug tief durch die Wellentäler gleiten und abwechselnd mal mit der linken, mal mit der rechten Flügelspitze die Wasseroberfläche tangieren. Erst im April, Mai suchen sie ihre Brutplätze, bevorzugt auf schmalen Vorsprüngen hoher Klippen, auf und legen nur ein einziges Ei, welches sie ca. 50 Tage bebrüten.  Northern Fulmar or Arctic Fulmar  (Fulmarus glacialis)  Eissturmvogel
Dyrhólaey útsýnisstaður  Auf der östlichen Seite der leuchtturmgekrönten Klippenspitze befindet sich der "Dyrhólaey útsýnisstaður", der Aussichtspunkt Dyrhólaey, von dem man einen tollen Blick auf einen von zwei Durchbrüchen gekennzeichneten Brückenkopf hat. Rundherum sieht man im Dunst weitere kleine Felseninseln, viele von ihnen ebenfalls mit wasserumspülten Durchbrüchen. Zu den Killerwellen  Quasi um die Ecke, nur wenig weiter, findet sich eines der prominentesten Besuchsziele Islands, der Reynisfjara Black Beach. Im Grunde ist er nicht viel anders als die östlich und westlich gelegenen Küstenabschnitte, zeichnet sich aber durch eine sehenswerte Felsenküste aus, an der mächtige Basaltformationen riesige Wände und dunkle, kathedralenähnliche Höhlen formen. Nicht nur für uns ist dieser Ort ein schon lange eingeplantes "must see", wir teilen diese Vorliebe offensichtlich mit einer Vielzahl von Mittouristen, von denen viele dank unablässiger Kraxelei auf den Basaltblöcken kaum einen freien Blick auf die Formationen zulassen. Brandungsampel  Ganz ungefährlich scheint es hier auch nicht zu sein, wie das dringend angeratene Studium der Hinweise auf dem ampelähnlichen Warnschild nahelegt. Die Gefahr, von der unberechenbaren Brandung ins offene Meer gezogen zu werden, besteht zwar nicht nur hier, ist aber wegen des großen Andrangs speziell an diesem Küstenabschnitt und tödlicher Ereignisse in der Vergangenheit sicher sinnvoll.  Während Maren sich um die Bezahlung der Parkgebühr am Automaten des Beach Restaurants kümmert, suche ich die Kameras zusammen und schalte dabei hoffnungsvoll noch einmal die schon fast abgeschriebene Videokamera ein: sie funktioniert!!! Testweise schalte ich verschiedene Modi durch – alles läuft, wie es sein soll! Sicherlich hat die sonnengewärmte Luft im Inneren unseres Auto im Laufe des Tages das letzte Bißchen Feuchtigkeit weggetrocknet. Top Location  Nur einen kurzen Weg vom Parkplatz entfernt erreichen wir den Küstenstreifen, der sich am Fuße des Berges Reynisfjall erstreckt. Schon bevor man auf den eigentlichen Strand biegt, türmen sich mehrere Meter hohe, massive Ansammlungen von Basaltkolumnen gleich neben einer flachen Höhlung im Berg. Bemerkenswert ist auch die freiliegende Felswand, die nicht aus glattem Stein besteht, sondern aus Bündeln unendlich vieler verwobener, kleiner Basaltstelen. Damit ist man schon mal vorbereitet auf das, was sich hinter Kurve fortsetzt.
Reynisdrangar  Wobei der Blick als Erstes wohl nicht auf die sich fortsetzenden Basaltformationen fällt, sondern auf die markante Gruppe der freistehenden Reynisdrangar Felsen, die am Ende des Strandes aus dem Meer ragen. Der Sage nach sollen sich zwei Trolle um das Dreimasterschiff Langsamur gestritten haben, als plötzlich die Sonne aufging und die Trolle samt Schiff zu Stein erstarrten. Der erste Troll hieß Landdrangur und ist in der – nach dem Schiff – zweitgrößten Felsnadel verewigt. Aus dieser Perspektive stehen die beiden hintereinander und erscheinen als ein Fels. Der zweite und kleinste Troll hingegen hört auf die Namen Háidrangur oder Skessudrangur und ist der am weitesten draußen stehende Fels. Hochgebogen  Im August 2019 ereignete sich an der den Felsnadeln gegenüberliegenden Felsspitze ein heftiger Bergrutsch, der den Strand auf 100 m Breite 10 m hoch verschüttete und ihn unpassierbar machte. Ein Durchkommen zu dem nur wenig weiter gelegenen Örtchen Vík í Mýdral ist seither wegen der Sperrung des Strandes unmöglich.  Soweit wollen wir heute aber gar nicht gehen. Viel spannender sind die bogenartig aufgewölbten Basaltsäulen, die eine große Öffnung im Berg umrahmen, die Höhle Hálsanefshellir. Hálsanefshellir  Ich muß gestehen, dass ich in der richtigen Bennung dieser Höhle unsicher bin. Bereits unser erstes Bild vom Reynisfjara Beach zeigt eine große Höhlung in der Bergwand, die allerdings nicht besonders tief in diesen hinein reicht. Auch erfreut sich diese Höhlung trotz der beeindruckenden Umrahmung nur wenig Beachtung beim Publikum. Im Gegensatz zur folgenden Höhle, die tief in den Berg hineinreichend das beliebteste Fotomotiv darstellt. Sogar Hochzeiten und andere Festivitäten finden unter dem wunderschönen Baldachin aus sechseckigen Basalten statt.  Gibt man allerdings den Namen "Hálsanefshellir" in der Google Suche ein, finden sich merkwürdigerweise, gefühlt im Verhältnis 50:50, Webseiten, auf denen voller Überzeugung mal die eine und mal die andere Höhle mit diesem Namen bedacht wird. Ich tippe auf diese Grotte! Meeresbonsche  Fast wie ein Fremdkörper wirkt dieses poröse Stückchen Bimsstein inmitten der vom Meer rundgelutschten Kiesel des schwarzen Strandes. Was von weitem wie ein Sandstrand aussieht, entpuppt sich erst bei näherem Hinsehen oder beim Begehen als eine Melange unterschiedlich großer Effusivsteinchen.
Kletterwand  Am beliebtesten unter den Besuchern ist allerdings die mächtige, stufige Basaltwand, die, beide Höhlen voneinander trennend, offensichtlich noch im schlappesten Stubenhocker den Kletterfex weckt.Unablässig finden Auf- und Abstiege ganzer Familienverbände statt, begleitet von Smartphone-Orgien, die es am Tag bei schönem Wetter eigentlich unmöglich machen, auch nur ein einziges Foto der unangetasteten Wand zu schießen. Ehrlicherweise war auch hier das Remove Tool am Werk, von dem ich zwecks Größenvergleichs nur zwei Kletterer verschonte ;-). Reynisfjara Black Beach  Zum Abschied vom schwarzen Strand noch ein Panorama Richtung Westen bis hin zu den vom Dunst umhüllten Felsen der Klippen von Dyrhólaey. Sehr schön demonstriert diese Aufnahme den wahren Charakter des Küstenstreifens, der von der Kieselhaftigkeit mit zunehmender Entfernung zum 'Sandstrand' mutiert. Wie lange mag es gedauert haben, bis das andauernde Erosionswerk von Wetter und Wasser aus dem harten Vulkangestein diese Küsten gemahlen hat?  Inzwischen ist es 17:00 Uhr geworden und obwohl es wegen der jahreszeitlich langen Tage noch etliche Stunden hell bleibt, haben wir für heute unser Sightseeing Soll erfüllt. Außerdem liegen noch 80 km vor uns, bis wir unsere heutige Unterkunft erreichen. Gistiheimili  Zuvor gibt es aber noch einen ersten Tankstop in Vík, der einige tiefergehende Fragen zur Kredikartenbezahlung aufwirft, die ich aber später detaillierter erläutere. Nach einer Fahrt durch riesige, bis zum Horizont mit tiefblau blühenden Lupinen bewachsener Lavafelder und einem veritablen Sandsturm, der über die Straße fegt, erreichen wir schließlich unser heutiges Gästehaus, das Hunkubakkar Gistiheimili.  Common Snipe  (Gallinago gallinago)  Bekassine Fjaðrárgljúfur Canyon  Wir beziehen einen gemütlichen Bungalow, tätigen den obligatorischen Heimatanruf, machen Pläne für morgen, während wir Kaffee trinken, sichten unsere heutige Fotoausbeute und schlendern schließlich um 19:30 Uhr zum Abendessen ins Haupthaus, wo wir mit einem leckeren Dreigangmenü den Abend beschließen.  Der Wecker klingelt wieder um 7:00 Uhr, Maren ist zuerst im Bad und widmet sich anschließend ihrem Tablet, als ein entsetzter Ausruf mich beim Entern der Dusche zurück ins Zimmer eilen läßt. Maren zeigt auf ihre Tabletuhr – 5:43 Uhr, das Gleiche, was auch unsere Armbanduhren anzeigen! Irgendwann in der Nacht hat mein Funkwecker ein Signal aus der Heimat bekommen und sich um 2 Std. vorgestellt. Bis zum Frühstück ist's also noch eine Weile hin, die ich nutze, eine Bekassine, auf deren Rufe Maren während der Planung unserer Weiterfahrt zur Fjaðrárgljúfur Schlucht aufmerksam wird, in ihrem Grasnest vor unserem Bungalow zu fotografieren.
Malerisch  Nach dem Frühstück erkundigt sich Maren beim netten Rezeptionisten, ob man den Parkplatz bei der Fjaðrárgljúfur Schlucht wirklich nur mit der Parka-App bezahlen kann, was dieser bejaht und gleichzeitig versichert, dass dies trotz der zu hinterlegenden Kreditkarte völlig problemlos und sicher sei, da die App ja schließlich von der isländischen Regierung sei. Nun ja... Die App wird also installiert, wider Erwarten brauchen wir sie an dem gut gefüllten Zielparkplatz heute dann doch nicht, da man auch direkt mit der Kreditkarte am Automaten zahlen kann.  Schon der Anblick der sich öffnenden Schlucht verspricht einige lohnende Fotomotive und nachdem wir auf der rechten Flussseite einen steilen Pfad erklommen haben, geht es – entlang bizarrer Felsen, denen man auf verschiedenen Aussichtsplattformen nahe kommt – auf etwa 1,5 km Länge bis zum Ende des Canyons. Mögárfoss  Viele Fotos weiter endet der Pfad an der Aussichtsplattform am Mögárfoss, der mit seiner "Feder-ähnlichen Form mit mehrmals schwingenden Wassermassen" (Googles KI) beeindruckt. Da der isländische Name des Fjaðrá-Flusses auf deutsch "Federfluss" bedeutet, war hier wohl der Wasserfall Namenspate?! Erwischt  Zuhause im nahegelegenen Park mit großem See sind die zahlreichen wilden Graugänse aufgrund des starken Publikumverkehrs schon so entspannt, dass man fast aufpassen muß, nicht über sie zu stolpern. Auf Island hingegen sind sie noch so scheu, dass man meist keine Chance hat, sich ihnen zu nähern. Ich nutze deshalb bei der Rückkehr zum Parkplatz die Gelegenheit, eine der sich offensichtlich auf der anderen Flußseite sicher wähnenden Graugänse abzulichten.  Greylag Goose  (Anser anser)  Graugans Zwergenheim  Auf der Weiterfahrt halten wir kurz bei der N1 Tankstelle, auf der Maren zwei Prepaidkarten á 20.000 ISK erwirbt. Ursprünglich wollten wir den Sprit eigentlich immer per Kreditkarte zahlen. Der erste Versuch blieb aber unser letzter, denn leider wurde nicht nur die tatsächlich getankte Summe, sondern ein offensichtlich fiktiver Maximalbetrag von umgerechnet etwa 250€ auf der Karte geblockt. Da vollkommen unklar blieb, nach welcher Zeit die Bank diese Summe wieder freigeben würde und wir nach mehrmaligem Tanken womöglich das Kartenlimit erreicht hätten, entschieden wir uns, ab jetzt nur noch per Prepaid-Karte den Durst unseres Dusters zu stillen.  Linksseitig der Straße tauchen nacheinander mehrere kleine Wasserfälle an den Bergflanken auf. Der vom Winde verwehte Systrafoss ist uns ein paar Fotos wert, ebenso wie der Foss à Sidu, dessen Wasser nicht einmal den Boden erreicht. Hier ist er von der schräg gegenüber liegenden Felsformation Dverghamrar aus zu sehen, auf deren Parkplatz wir als nächstes halten.
Dverghamrar  Die frei aus dem meerseitigen Flachland aufragenden Zwergenklippen – so die deutsche Übersetzung – sind eine Ansammlung verwitterter, sechsseitiger Basaltsäulen, an denen sich in prähistorischer Zeit das damals erheblich höher liegende Meer ausgetobt hat. Wie fast alles in Island, ist auch dieses geschützte Naturdenkmal Bestandteil der wikingischen Sagenwelt, nach der hier Elfen und Zwerge leben, deren Gesang man vernehmen soll, wenn man nur dem Monument den gehörigen Respekt erweist. Was wir tun – aber vielleicht ist auch der Sturm zu laut... Fossálar Fall  Nur einen Kilometer weiter bremsen wir kurz entschlossen auf der 1, nachdem wir vor den Berghängen einen breiten Wassersturz bemerken, zu dem auch der direkt an der Straße gelegener Parkplatz gehört, den wir eben passiert haben. Schnell gewendet auf der verkehrsarmen Ringstraße, gesellen wir uns zu dem bisher einzigen Fahrzeug, das hier bisher steht (unnnötig zu erwähnen, dass der uns sattsam bekannte Magneteffekt spätestens mit unserer Ankunft einen Volksauflauf zur Folge hat – wie jetzt auch wieder :-). Höchst sehenswert stürzt hier ein Abfluss des Eyjalon Schmelzwassersees über mehrere Stufen Richtung Meer. Nur lückig vertreten...  ...im zirkumpolaren Umfeld ist laut Wikipedia diese relativ kleine Ente, deren Verbreitungsgebiet von Grönland aus über den Norden Kanadas und Amerika, sowie von Ostsibirien über Kamschatka bis nach Japan reicht. In Europa ist sie nur auf Island vertreten. Sie ernährt sich von Insekten, Krebs- und Weichtieren, die in bis zu 25 Sek. dauernden, bis auf vier Meter tief reichenden Tauchgängen erbeutet werden.  Harlequin Duck  (Histrionicus histrionicus)  female Kragenente Schauspieler  Im Englischen nach dem einem Harlekin ähnlichen Prachtkleid benannt, würdigt der lateinische Name  histrio  die Ente aufgrund ihres ungewöhnlich aufwendigen Kostüms als "Schauspieler". Auf Island hauptsächlich in der Region des Myvatn Sees anzutreffen, bevorzugt die Ente schnell fließende, nahrungsreiche Gewässer. Auch ist sie – wie hier – häufig an Wasserfällen anzutreffen, wo sie unablässig, kaum wieder aufgetaucht, erneut für viele Sekunden  unter Wasser verschwindet.  Harlequin Duck  (Histrionicus histrionicus)  male Kragenente
Lómagnúpur  Kurze Zeit darauf sind wir wieder auf der 1, begleitet von kargen Lavafeldern und flachem Weidegrund, der sich bis zum Meer erstreckt. Wir nähern uns dem ausgedehnten Schwemmsandgebiet des Flusses Núpsvötn, der hier ein breites Delta geschaffen hat. Wir halten auf einem Rastplatz direkt am Fuße des Lómagnúpur, dem südlichsten Ausläufer eines Bergzuges, welcher sich vor 2,5 bis 1,5 Mio. Jahren aus sogenanntem Palagonit, Lavagestein und Sedimenten aufgelagert hat. Die steilen Klippen dieser domförmigen Bergspitze, an denen während mehrerer Eiszeiten das Meer etliche Spuren hinterlassen hat, sind mit 670 m Höhe die höchsten auf Island.  Eine weitere Skurrilität bildet eine moderne, auf acht schlanken Betonstümpfen ruhende Brücke, die ohne ausgebaute Auffahrten wenige Meter rechts der aktuellen Flussquerung der Nationalstraße 1 den Núpsvötn überspannt. Spontan fühlen wir uns an ähnliche Bauwerke in Deutschland erinnert, die ebenfalls seit Jahren als Folgen alltäglicher Fehlplanung mitten in der Landschaft stehen ;-). Vatnajökull  Von dem Rastplatz, den wir soeben verlassen haben, ist das mächtige Plateau des Vatnajökull bereits am Horizont zu sehen. Nur wenig später erreichen wir auf dem 'Hringvegur' die Gletscherfront, die sich bei bester Sicht mit dem Skaftafellsjökull und dem Svínafellsjökull präsentiert. Ein guter Grund, hier auf einen abzweigenden Feldweg einzubiegen, um diese Ansicht in einem Panorama festzuhalten.  Erstaunlicherweise hat auch erstmals seit unserer Ankunft der stürmische Wind nachgelassen und weil es noch früh am Nachmittag ist, beschließen wir, noch vor dem Einchecken im Hotel einen ersten Spaziergang zum Gletscherfuß des Svínafellsjökull zu machen. Marmoriert  Vorbei an dem großen, an der Ringstraße gelegenen Parkplatz, von dem aus die Wanderwege zum Svartifoss und dem Gletscherfuß des Skaftafellsjökull abzweigen, biegen wir etwas weiter auf die Zufahrt zum Svínafellsjökull. Der Parkplatz am Ende der kurzen Strecke ist erstaunlicherweise gebührenfrei und nur mäßig gefüllt. Entlang eines von niederem Buschwerk begleiteten Kieswegs und vorbei an einem kleinen See, erreichen wir nach nur etwa 1 km den großen Gletschersee, der sich am Fuß der großen Eiszunge gesammelt hat. Langer Auslauf  Umgeben von mehreren kahlen Hügeln, die man mit wenig Anstrengung erklimmen kann, hat man einen fantastischen Ausblick auf den ockerfarbenen See und den langgestreckten, vielfach gebrochenen und aufgefalteten Ausläufer der Gletscherzunge, die sich noch weit in das vorgelagerte Flachland hinein entlang der gegenüberliegenden Bergflanke erstreckt. Noch immer weht nur wenig Wind und ich ärgere mich, tatsächlich mein fliegendes Auge im Auto vergessen zu haben. Nun, Fotomotive gibt es auch so genug und mit der Absicht, nach dem Einchecken im Hotel nochmals – diesmal mit der Drohne – hierher zurückzukehren, wandern wir erstmal zum Parkplatz zurück.
Alle Wetter  Unsere Unterkunft liegt schön, etwas zurückgesetzt von der Straße, inmitten einer Heidelandschaft mit großen Lupinenfeldern und kleinen Birkenwäldchen. Wir melden uns erst mal an, richten uns häuslich in unserem Zimmer ein und stellen beim Blick aus dem Fenster fest, dass es regnerisch auffrischt und dass auch der Wind wieder zugenommen hat. Wir brechen trotzdem noch mal auf und sind wenig später – diesmal mit dem Auge – wieder am Svínafellsjökull. Aber, wie könnte es anders sein, stürmt es wieder und obwohl ich versuche, ein Panorama zu erstellen, macht der Wind mir einen Strich durch die Rechnung. Es nützt nichts, vielleicht gibt es morgen früh noch eine Chance. Immerhin können wir nach unserer Rückkehr vom Hotelparkplatz aus ein paar begeisternde Regenbogenfotos aufnehmen, was mich schon fast wieder versöhnt. Svínafellsjökull  Der Abend schreitet fort, wir genießen unser Abendessen im Hotelrestaurant und als wir zurück zum Zimmer gehen, leuchtet der dramatisch bewölkte Himmel trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit noch so schön im tiefstehenden Sonnenlicht, dass ich mich kurzentschlossen nochmals zum Gletscher begebe. Es ist wieder windstill und am Ziel ich bin völlig allein, so dass ich mich mit Muße der aerealen Dokumentation dieses wunderschönen Gletschers widmen kann.  360°   Pano Walhai  Wir haben bei unseren zweimaligen Aufenthalten so viele Fotos der gezackten Eismassen und der im See schwimmenden Abbrüche gemacht, dass die Präsentation weiterer Aufnahmen neben dem allesumfassenden Panorama einfach zu viel des Guten wäre. So beschränke ich mich hier deshalb nur auf diesen, zu vielfältigen Assoziationen einladenden Wal oder Haifisch. Skaftafellsjökull  Trotz des stark bewölkten Himmels ist das Licht einfach traumhaft. Bis zum nur etwa 2 Std. andauernden Sonnenuntergang um 23:40 Uhr bleibt noch viel Zeit, weshalb ein Abstecher zum nahegelegenen Eisfuß des Skaftafellsjökull noch drin ist. Und obwohl bereits der Anblick dieses breiten Eisstroms vom Boden aus atemberaubend ist, offenbart erst die Luftansicht die ganze Schönheit der Szenerie. Allein der Blick nach unten auf die im letzten Sonnenlicht fast golden wirkende Wasserfläche mit den karstigen, vielfarbigen Eisabbrüchen ist den Aufwand wert. Zudem hat man einen weiten Blick über das vorgelagerte Skeidarasándur, das Schwemmland des Núpsvötn, auf das in der Ferne Regenschauer niederprasseln und auf den am dunstigen Horizont gerade noch sichtbaren Lómagnúpur.  360°   Pano
Svartifoss  Wir haben nur eine Übernachtung gebucht, was eigentlich bei den vielfältigen Attraktionen der Landschaft zu wenig ist. Maren hat deshalb eingeplant, heute morgen, noch vor der Weiterfahrt zu dem 'nur' 130 km entfernten Zielort Höfn, eine Wanderung zum sehenswerten Wasserfall Svartifoss zu unternehmen. Ein Blick aus dem Fenster nach dem Aufwachen animiert allerdings nicht zur Wanderung an den Wasserfall – es ist tiefwolkig und nieselt. Meine Begeisterung ist nach dem gestrigen Tag eh etwas gedämpft, so dass ich darüber nicht traurig bin.  Wider Erwarten klart es nach dem Frühstück aber ziemlich schnell auf, so dass ich Maren nicht verwehren kann, noch mal den Parkplatz anzusteuern, vom dem die Wege zum Wasserfall (besser: den Wasserfällen!) und zum Skaftafellsjökull starten. Fußlahm  Inzwischen scheint die Sonne vom blauen Himmel, angesichts des steilen Hügels am Beginn der Wanderung melden sich aber spontan meine immer noch lahmen Gehwerkzeuge. Meine wesentlich fittere Ehefrau hingegen hat die einmaligen Fotos des von einer dramatischen Basaltfelsenwand stürzenden Wasserfalls schon vor Augen und macht sich – nach der Zusicherung, mir auch wirklich nicht böse zu sein – allein auf den Weg. Nach anderthalb Stunden ist Maren mit zugegebenermaßen tollen Fotos zurück. Bleibt nur noch die Bezahlung der horrenden Parkgebühr, bevor wir die Weiterfahrt zu unserem nächsten Ziel antreten...  ...und diese bereits nach wenigen Kilometern wieder an einem Rastplatz unterbrechen, hinter dem der Falljökull sehr fotogen ins Tal fließt. Eine gute Gelegenheit, ihn sich mal näher anzuschauen :-).  360°   Pano Schnellschuss  Auch auf dem weiteren Weg muß man standhaft bleiben, um nicht angesichts der beeindruckenden Felsformationen des Vatnajökull Massivs ständig für weitere Fotos anhalten zu wollen. An vielen Stellen tritt die vulkanische Natur des teils farbigen und aus unterschiedlichen Gesteinsarten gebildeten Plateaus aber so schön hervor, dass zumindest ein schnelles Foto aus dem geöffneten Seitenfenster zur Dokumentation vonnöten ist. Fjallsárlón  Heute ist kein Wasserfall-Tag, sondern Gletscher-Tag. Nur 15 km nach unserem letzten Kurzhalt erreichen wir Fjallsárlón, ein riesiges Eisfeld, welches in einen großen Schmelzwassersee fließt. Der Parkplatz ist erstaunlicherweise gebührenfrei, gut besetzt, aber nicht extrem voll. Ein Rundweg führt über eine flache Hügelkuppe hinunter zum Seeufer, von dem aus man einen fantastischen Blick auf die 2,5 km entfernte Gletscherzunge hat. Ich habe meine Drohne erst gar nicht mitgenommen, da der Sturm schon wieder ungebremst losgelegt hat. Erstaunlicherweise ist ein anderer, junger Besucher davon aber gar nicht beeindruckt und ich verfolge, wie er seine vom Gletscher zurückgekehrte Mavic 4 Pro mit einer Hand auffängt. Verwundert spreche ich ihn an, ob es denn keine Probleme mit dem Wind gegeben habe, was er aber lächelnd verneint und zusätzlich erklärt, auch meine Mini 3 Pro würde das schaffen. Der Mann hatte recht, wie spätere Erfahrungen zeigen werden ;-).
Ableger  Da macht man schon ein Panorama, mangels eines sehr kurzbrennweitigen Objektivs bestehend aus einigen Hochkantaufnahmen und schafft es trotzdem nicht, den gesamten Gletscher vernünftig auf einer Bildschirmseite abzubilden. Deshalb gibt es hier die linksseitige Fortsetzung des vorigen Bildes, den durch einen Hügelzug vom Hauptgletscher abgetrennten Ableger des Fjallsárlóns. Wie ich im Internet erfahre, war bis vor 16 Jahren die schmale Zunge am Fuße des Hügels noch mit dem Hauptfeld vereint. Heute endet er bereits etwa einen Kilometer vor dem Hauptfeld und hat einen eigenen kleinen Schmelzwassersee, von dem der Überlauf als schmales Rinnsaal im großen See mündet.  Nachdem wir noch etliche Fotos von den, teils als durchsichtige Brocken herumtreibenden Eisschollen geschossen haben, führt uns der Rundweg wieder zum Parkplatz zurück. Zwischengelandet  Wir sind gerade losgefahren, als unversehens zwei schwarzweiße Gänse samt Küken vor uns den kurzen Schotterweg zur Straße kreuzen. Bis ich aber das Tele vom Rücksitz geangelt und die Tür geöffent habe, ist das Grüppchen schon ein ganzes Stück entfernt, so dass dieses stark vergrößerte Foto leider nur Dokuqualität erreicht. Von den in drei Populationen unterschiedenen Weißwangengänsen, soll die Grönländisch-Atlantische ausschließlich an der Westküste Grönlands brüten, was aber nicht stimmen kann, hat diese Gans ganz offensichtlich ihre Küken auf Island zur Welt gebracht. Dies scheint auch nachvollziehbar, wenn man weiß, dass die Zugvögel an den Küsten Großbritanniens überwintern. Einigen reicht dann offensichtlich auch der kürzere Rückweg nach Island. Die Zugvögel der sibirischen Population sollen hingegen an den Nordseeküsten Niedersachsens, Schleswig-Holsteins und den Niederlanden überwintern. Komisch, noch nie von ihnen gehört...  Barnacle Goose  (Branta leucopsis)  Weißwangengans od. Nonnengans Breiðárlón  Wenn wir schon mal hier sind, nehmen wir auch gleich den Nachbargletscher noch mit. Zumindest wollen wir mal schauen, wie der im Reiseführer als "Torleidi", also als  'sehr unwegsames Gelände' beschriebene Schotterweg aussieht. Diese Wege dürfen ausschließlich von hochbeinigen 4x4 Jeeps befahren werden – ein Kriterium, welches unser Duster eigentlich nur in Hinblick auf '4x4' erfüllt. Der Schotterweg auf den wir abbiegen, entpuupt sich aber als bis zum Gletscherfuß problemlos befahrbar. Wieder sind wir hier völlig allein, nur eine spitzschwänzige Raubmöwe fliegt pfeilschnell, unfotografierbar um uns herum. Dann teste ich doch mal, ob Drohni dem Wind standhält und wie man sieht, ist es ihr sogar gelungen, den eben erst verlassenen Fjallsárlón mit abzulichten.  360°   Pano Jökulsárlón  Wie man beim genauen Betrachten des eben gezeigten Panoramas erkennen kann, setzt sich die Eisfläche auf dem Vatnajökull Plateau ununterbrochen fort und so ist auch der noch größere Schmelzwassersee des nächsten Gletscherabgangs bereits im Osten deutlich zu erkennen. Klar, dass auch dieser Gletscher für uns ein Muss ist, weil er aber wegen der vielen großen und skurril geformten Eisschollen beim Publikum eine ganz besondere Popularität besitzt, ist der Andrang hier noch größer, als beim eben verlassenen Fjallsárlón. Wir lassen uns aber vom "Car Park full"-Schild nicht abschrecken und ergattern beim ständigen An- und Abfahrbetrieb schnell einen freien Platz.
Eis satt  Beim Bezahlen des Parktickets stellt Maren positiv überrascht fest, dass es tatsächlich Rabatt gibt – und zwar 50%! – wenn man am selben Tag bereits am Svartifoss gelöhnt hat. Sensationell! Hoffentlich verarmen die Betreiber jetzt nicht ;-).  Vom Parkplatz geht es durch eine Reihe von Freß- und Veranstalterbuden zum wallähnlichen Seerand. Wir reihen uns ein in die dicht stehende Schar von Besuchern, die mit Aufnahmegeräten von Smartphone bis Telekamera die Eisschollen sowie Seehunde, Eiderenten und Kormorane auf den Sensor bannen. Carbon Offset Vehicle  Das lautstarke Treiben um einen herum, die auf dem Wasser schwimmenden Attraktionen, sowie der Lärm der vielen Speedboote, die mit so horrendem Tempo ihre Passagiere um die Eisschollen herumjagen, dass man sich fragt, wieviele der auf- und abtauchenden Seehunde bereits Opfer dieser Renner geworden sind, lassen einen glatt die imposante Eiswand vergessen, die aus dem Hintergrund den riesigen See speist.  Nicht übersehen läßt sich jedoch das hinter uns zum Ufer rollende Amphimobil, welches quasi als Feigenblatt für Klimakleber kohlendioxidfreien Ausgleich für die abgasspuckenden Speedboote verspricht. Eisroulade  Amüsiert von den hier zahlreichen Selfie-Artisten, die vor dem Smartphone ihres Partner*in die merkwürdigsten Verrenkungen aufführen – von Kopfstand mit hochgekrempeltem Top und Spreizsprüngen vor der Seekulisse –, beschließen wir, es mit diesem Gletscher für heute gut sein zu lassen. Vor uns liegen noch 50 km auf der Ringstraße bis zu unserem heutigen Quartier, welches nahe des kleinen Ortes Höfn im flachen Schwemmland dicht am Meer liegt.  Nach einem netten Empfang bekommen wir einen schönen Bungalow zugewiesen, vor dem wir unser Auto parken können und damit einen nur kurzen Weg mit dem Gepäck haben. Wollwaschgang  Nicht nur mit Gras, wie die beiden Schafe vor unserem Zimmerfenster, geben wir uns an diesem Abend zufrieden. Wir haben ordentlich Hunger, weshalb Maren im Hotelrestaurant zwei Vatnajökullburger und zweimal die Tagessuppe ordert. Das Essen kommt – ein Burger, eine Suppe! Maren reklamiert, startet aber schon mal mit der Suppe, während ich mich über den Riesenburger hermache. Angesichts meiner Portion beschleicht Maren aber schnell das Gefühl, mit dem Wunsch nach einem Burger einen Fehler gemacht zu haben. Tatsächlich schafft Maren nicht mal die Hälfte des Burgers und als die Bedienung sich beim Abräumen für das Mißverständnis entschuldigt, räumt Maren angesichts des Restes auf ihrem Teller zerknirscht ein, sie hätte eine kleinere Portion erwartet… Die junge Frau grinst: "ich weiß"!  Mit dem netten deutschen Paar am Nebentisch tauschen wir noch Reiseerlebnisse aus, bevor wir pappsatt zurück in unseren Bungalow wanken und schon bald erschöpft ins Bett fallen.
Prjónahópnum  Beim Frühstück sitzen wir wieder neben dem deutschen Paar, als der Mann uns fragt, ob wir mit Nikon fotografieren und ob wir vielleicht ein Ladegerät hätten, das wir ihm leihen könnten, seins sei leider defekt. Dummerweise passen seine Batterien nicht in unser Ladegerät, also können wir ihm nur die Daumen drücken…  Wir checken aus, beladen unser Auto und fragen uns zum wiederholten Male beim Freiräumen des Beifahrersitzes von der Colaflasche, was die wechselnden Namen oder Bezeichnungen bedeuten mögen, die der isländische Abfüller auf die Banderole gedruckt hat. Google meint, "Prjónahópnum" bedeute "Die Strickgruppe", was uns aber auch nicht so richtig weiterhilft...:-) Der weitere Weg entlang der Ringstraße gen Osten ist fantastisch, die Gesteinsformationen und -farben sind sensationell. Mayflower, die Zweite  An einem Aussichtspunkt mit mehreren Autos halten wir ohne große Erwartungen, sind dann aber überrascht, wie toll der Blick über schwarzen Strand, felsige Küste und beeindruckendes Gebirge ist. Vor uns steht ein orangefarbener Leuchtturm und als wir aussteigen, begrüßt uns im Gras ein leuchtend blühendes Wiesenschaumkraut, viel schöner, als das auf Heimaey fotografierte, weshalb das Blümchen hier nochmal zu Ehren kommt.  Cuckoo Flower, Lady's Smock, Mayflower or Milkmaids  (Cardamine nymanii)  (Polar-)Wiesenschaumkraut Fliegende Küstenwache  Der Reiseführer hat uns über diesen Ort überhaupt nichts zu sagen, was uns aber nicht weiter stört, denn das dies ein schöner Küstenabschnitt ist, sehen wir selber. Vom Parkplatz hinab führen diverse Trampelpfade durch flachen Grasbewuchs, aufgelockert durch verschiedene Blütenpflanzen, hinunter zur schwarzkarstigen Klippenküste. Über uns kreisen Kormorane, Sturmvögel, Seeschwalben und Lachmöwen, während sich in der Meeresbrandung die unvermeidlichen Eiderenten, sowie Kragenenten, Singschwäne und Gryllteiste dem Nahrungserwerb widmen  European Shag or Common Shag  (Gulosus aristotelis)  Krähenscharbe Hvalnes Nature Reserve  Aber nicht nur die Felsenküste ist interessant. Begeistern kann auch der schmale, schwarzsandige Strand, der einen flachen, deutlich andersfarbigen Binnensee – bis auf einen kleinen Durchlass am Südwestende des Strandes – vom Meer trennt. Dazu, als wahrer Höhepunkt des Ganzen, der vielfarbige Berg Eystrahorn, der mit seinen Ausläufern die Landspitze vom Hinterland abschirmt. Das dieses landschaftliche Kleinod mit seinen verschiedenen Lebensräumen ein echtes Naturparadies für die verschiedensten Tierarten darstellt, beweist uns bereits unser nur kurzer Besuch.  360°   Pano
Hvalnesviti  Der Leuchtturm ist der eigentliche Eyecatcher auf der Landspitze. Gäbe es ihn nicht, würden wahrscheinlich noch mehr Menschen achtlos an diesem bezaubernden Stück Island vorbeifahren. 1954 erbaut und ursprünglich mit Gas betrieben, dient er auch heute noch der Küstennavigation. Neben dem starken Drehfeuer des 11,5 m hohen Turms, sendet der nebenstehende Gittermast zusätzlich alle 20 Sek. zwei Lichtblitze aus. Geheimtip  Es bleibt die ganze Zeit bei gerade mal 5, 6 Autos auf dem Parkplatz und im Vergleich zu dem gestrigen Auftrieb am Jökulsárlón herrscht eine geradezu himmlische Ruhe. Die paar Mitmenschen verlaufen sich auf dem Gelände und wir sind völlig ungestört am Süsswassertümpel nahe des Leuchtturms, auf dessen kleinen Grasinseln Lachmöwen, Küstenseeschwalben und winzige Odinshühnchen brüten. Und als auf dem Rückweg entlang des Klippenrandes auch noch eine Kegelrobbe ihren Kopf aus den Wellen reckt, sind wir noch glücklicher, uns diesen Ort genauer angesehen zu haben.  Grey Seal  (Halichoerus grypus)  Kegelrobbe Gänzlich unerwartet  Unser heutiges Ziel ist Egilsstaðir, ein kleines Städtchen im Osten der Insel. Die Ringstraße folgt weiterhin den Einschnitten der kleineren Fjorde entlang der Südostspitze, bis sie bei Reyðarfjörður ins Binnenland schwenkt. Bis es soweit ist, liegen linksseitig der Straße ausgedehnte Gras- und Weideflächen, auf denen Maren plötzlich, weit entfernt, eine Herde Rentiere entdeckt zu haben glaubt. Und im Gegensatz zu sonstigen Gelegenheiten, bei denen man sich umsonst einen verkehrsfreundlichen Halteplatz gewünscht hat, gibt es diesmal nur ein paar Meter weiter tatsächlich eine Ausweiche, auf der wir umgehend anhalten. Bewaffnet mit den Kameras müssen wir auf dem Randstreifen ein Stückchen zurücklaufen, ein Blick durch die Teleoptik bestätigt aber Marens Scoutblick – es sind tatsächlich Rentiere!  Reindeer  (Rangifer Tarandus)  Ren, Rentier Verdauungsrast  Wir haben gelesen, dass die isländischen Rentierpopulationen, die sich ausschließlich auf den Osten der Insel beschränken, meist nur im Winter ihre Hochlandquartiere verlassen und an die Küsten ziehen. Ernsthaft hatten wir deshalb nicht damit gerechnet, die Tiere zu Gesicht zu bekommen. Diesmal mußte allerdings sogar mein Telekonverter zum Einsatz kommen, denn erst mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 1200 mm gelang es, die scheuen Rentiere einigermaßen erkennbar aufzunehmen. Nicht genug damit – nur 7 km weiter kommt erneut ein Ausruf von Maren. Diesmal hat sie eine ruhende Herde auf einer Wiese am Berghang entdeckt, wo die Tiere sich ganz entspannt dem Wiederkäuen hingeben. Allerdings liegt wieder ein großes Privatgrundstück zwischen uns und den Rens, so dass auch hier der 1.4x Konverter zum Einsatz kommt. Aber immerhin...!  Reindeer  (Rangifer Tarandus)  Ren, Rentier
Einbreið Brú  Nachdem wir noch einige Fjords umrundet haben, geht es nun langsam bergan, denn Egilsstaðir liegt hinter einem 900 m hohen Bergrücken am Ufer des langgestreckten Lagarfljót. Wir checken ein im Hotel, bekommen ein schönes, großzügiges Zimmer und der Portier trägt uns sogar die schweren Koffer bis vor die Zimmertür. Ein Ausfall und ein Glücksfall  Nach einem stärkenden Kaffee machen wir uns dann nochmals auf den Weg und fahren entlang des Lagarfljót Sees und des naturgeschützten Waldes Hallormesstadaskógur in Richtung des unbedingt zu besuchenden Hengifoss. Aber schon beim Kreuzen des Sees – bei dem sich das legendäre Seeungeheuer allerdings nicht zeigt – müssen wir feststellen, dass der Berghang mit dem Wasserfall unter einer dicken Wolkendecke liegt, außerdem nieselt es kräftig. Das lohnt die Parkgebühr nicht und wir fahren am Westufer des Sees nach Egilsstaðir zurück und beschließen den Abend mit zwei leckeren Pizzen beim nahe des Hotels gelegenen Italiener.  Am nächsten Morgen brechen wir auf zum Stuðlagil Canyon und haben gerade erst die Stadt verlassen, als Marens Scoutblick wieder zuschlägt. Rechts der Straße, wieder genau auf der Höhe einer Ausweiche, streift doch tatsächlich ein Polarfuchs übers Feld. Allerdings noch weiter entfernt als die Rentiere, so dass noch nicht einmal mein Telekonverter viel zu retten vermag.  Arctic Fox, White Fox, Polar Fox or Snow Fox  (Vulpes lagopus, Syn.: Alopex lagopus)  Polarfuchs, Schneefuchs oder Eisfuchs Am Stuðlafoss  Der im dunklen Sommerkleid über das Feld schnürende Fuchs ist wieder ein Tier, mit dem wir überhaupt nicht gerechnet hatten. Abgesehen davon, dass sein häufigstes Vorkommen in den Westfjorden liegt, soll man ihm, wenn überhaupt, nur weit abseits der Zivilisation begegnen können. Glück gehabt! Der Parkplatz auf der Südostseite des Stuðlagil Canyons ist nur ein besserer Acker und mit umgerechnet 7 € teuer bezahlt. Spätestens am nahegelegenen Wasserfall haben wir uns aber schon wieder abgeregt. Steinkunst  Bereits vom hochgelegenen Weg haben wir fast ständig einen Blick hinab in die Schlucht, durch die ein grünschimmerndes Flüßchen fließt. Nach ca. 2 km Fußmarsch (die eine sagt einfach zu gehen, der andere sagt eher hochalpine Herausforderung :-) senkt sich der Weg und vis-à-vis stehen wir der ersten skurril gefalteten Basaltkolumne gegenüber. Wie von uns kalkuliert, stellt sich die Ostseite als genau richtig heraus; die Aussichtsplattformen befinden sich zwar auf dem gegenüber liegenden Flußufer, die beeindruckendere Aussicht hat man aber von dieser Seite.
Säulenwand  Das Wetter ist immer noch etwas durchwachsen, aber immerhin regnet es nicht und damit sind die Wege am Rand des Canyons auch leidlich passierbar, wenn man große Schritte über die von kleinen Wasserläufen und Pfützen durchzogenen Grasstücke zu machen bereit ist. Es ist – wie an diesem höchst populären Monument absehbar – sehr voll hier und ich habe zu Hause wieder ausgiebig Gebrauch von dem famosen Remote Tool gemacht, damit man überhaupt noch etwas von den Basaltsäulen zu sehen kriegt. Ich hoffe, man sieht mir das nach... ;-) Stuðlagil Canyon  Nicht nur, dass manche Menschen offensichtlich völlig schmerzfrei sind und vom tiefliegenden Rand der Schlucht über halsbrecherische Basaltfelsen bis auf Flussebene herunterturnen, gibt es auch noch solche Zeitgenossen, die sich bis auf die Badehose entkleiden und bei Temperaturen im einstelligen Plusbereich unter anfeuerndem Gejohle in das eisige Flüsschen springen. Da der Trubel optisch nicht gerade ein Augenschmaus ist und den Genuß der Naturkulisse nachhaltig beeinträchtigt, sehe ich auch hier meinen Gebrauch des Remote Tools voll gerechtfertigt – so! Vielseitig  Der eigentliche optische Höhepunkt des Canyons wartet am hinteren Ende. Ein Panoptikum verschiedenster Basaltsäulen ist hier zu bestaunen. Kurze, wie abgesägt wirkende Stumpen, teilweise wie von Pech übergossen, neben rot und orange eingefärbten Steinrosetten, die von hier aus hineinlaufen in die beiden Säulenwände, die den Fluss auf etwa 120 m Länge einrahmen. Entstanden sind die Säulen aus rotglühenden Basaltlavadecken, deren Volumen sich beim langsamen Abkühlen von der Oberfläche her zusammenzog und dabei Trennrisse ausbildete, die sich in geometrischer Exaktheit bis an den Grund fortsetzten. Häufig sechsseitig, aber wie auch hier zu sehen von durchaus abweichender Seitenzahl, müssen beim Abkühlen kristallbildende Kräfte wirksam geworden sein – anders können wir uns die wie gewachsen aussehenden Formationen nicht erklären. Dass dabei auch Säulenbögen und Rosetten entstanden, ist ein echtes Wunder der Geologie.  360°   Pano Tropfenfänger  Als wir zurück beim Auto sind, ist es noch nicht einmal Mittag, weswegen wir uns entscheiden, heute noch nach Bakkagerði zum Papageitaucherfelsen zu fahren. Zuvor halten wir auf dem Rückweg aber noch kurz beim vielstufigen Rjúkandafoss, der allerdings bei dem regnerisch bewölkten Himmel eher deprimierend aussieht. Viel hübscher erscheint uns da der namenlose, am Weg wachsende Blätterstand, den ein Wassertropfen wie ein eingefasstes Juwel krönt. Ein kleines Wunder gewissermaßen...
Hafnarhólmi  Vom Canyon bis nach Bakkagerði sind es ungefähr 110 km, die wir aber dank der sehr guten Überlandstrecken trotz einiger Zwischenstops zügig zurücklegen. Um 14:30 Uhr erreichen wir die Küste und kurz nach Passieren des Ortes die Marina an der Landbrücke zum vorgelagerten Felsen Hafnarhólmi.  Die kleine Insel – die erst durch den Bau des Hafens die Landanbindung bekam – ist einer der beliebtesten Orte, um Papageitaucher zu besuchen und zu fotografieren. Dem hat die Ortsverwaltung Rechnung getragen und den Inselhügel mit einer Holztreppe erschlossen, die an einer Aussichtsplattform endet. Ein populärer Brutplatz  Von April bis Anfang August trifft man sehr sicher auf zahlreiche, hier brütende Papageitaucher. Es gibt zwar auch andere, einschlägig bekannte Beobachtungsorte auf Island, die meisten befinden sich aber an ungesicherten Kliffrändern, wo man leicht Gefahr läuft, auf der Suche nach einer optimalen Aufnahmeposition mitsamt der Klippenkante abzustürzen. Da unsere Reisen bekanntermaßen Erholungsurlaube sind, hat die Tierfotografie zwar einen wichtigen Stellenwert, beschränkt sich aber auf die passenden Gelegenheiten. So bleibt es natürlich auch nicht aus, an diesen 'Gelegenheitsorten' eine Menge gleichgesinnter Mitmenschen anzutreffen.  Atlantic Puffin  (Fratercula arctica)  Papageitaucher, Lundi Ebenerdig  Über die asphaltierte Hafenfläche gelangt man um den Sockel des Felsens herum und hat einen guten Blick von unten auf die nackte Steilwand, deren Vorsprünge bis auf den letzten Platz mit Brutplätzen von Dreizehenmöwen, Eissturmtauchern und Seeschwalben besetzt sind. Im Wasser auch hier eine Menge Eiderenten und ganze Schwärme von Papageitauchern, die abwechselnd zur Nahrungssuche abtauchen. Wie auch beim Andrang auf dem Hügel, sind die Vögel die Nähe von Menschen offensichtlich gewohnt, denn sie lassen sich in ihren Verrichtungen in keiner Weise stören.   Black-legged Kittiwake  (Rissa tridactyla)  Dreizehenmöwe Proppenvoll  Es ist zwar Juni, aber es ist bewölkt, windig und hier an der Küste eiskalt. Wir haben uns zwar warm eingepackt, aber zum fotografieren zieht man keine Handschuhe an. Inzwischen haben wir auf der glücklicherweise breiten Treppe den Hügel erklommen und sind gefühlt umgeben von mehreren Birdwatching-Reisegruppen. Noch nie habe ich eine solche Menge an verschiedenen Kamerafabrikaten auf einem Haufen gesehen und eine solche Vielfalt langbrennweitiger Objektive :-).  Wir haben einen Platz am Geländer der Aussichtsplattform ergattert, mit bester Sicht auf an- und abfliegende Lundis. Maren filmt mit dem Camcorder begeistert drauflos und freut sich wieder einmal über das optische 10xfach Zoom, mit dem man den Vögeln hautnah auf den Leib rücken kann. Ich hingegen beobachte ein Rotdrosselpärchen, welches sich ebenfalls völlig ungestört von dem Trubel der Nahrungssuche widmet.  Redwing  (Turdus iliacus)  Rotdrossel
Abgehärtet  Selbst wenn wir unsere Tauchklamotten mitgebracht hätten, würde mich nicht einmal die Aussicht auf einmalige Aufnahmen unter Wasser fliegender Papageitaucher dazu bewegen können, bei diesen Temperaturen abzutauchen. Da begnüge ich mich doch lieber mit entsprechenden YouTube Videos, in denen entsprechend ausgerüstete Amerikaner vom Boot aus den Lundis auf Nahrungssuche gefolgt sind. Nachdem aber eine Gruppe der hübschen Vögel von der Strömung nah an den Felsen herangetrieben wird, nehme ich die Gelegenheit wahr, zwei von ihnen zumindest  auf  dem Wasser bildfüllend aufzunehmen.  Atlantic Puffin  (Fratercula arctica)  Papageitaucher, Lundi Nestabwärts  Allmählich haben wir das Gefühl, uns würden die Finger bald abfrieren. Trotz langen Abwartens und Beobachtens ist es uns nicht gelungen, die sehnlich erwünschten Aufnahmen heimkehrender Lundis mit einem Schnabel voller Fischchen machen zu können. Es liegt nicht an mangelndem Reaktionsvermögen unsererseits – sie kamen  alle  mit leerem Schnabel vom Wasser zurück! Tauchen die etwa zum Spaß?  So ganz ohne Futter können die Lundis aber auch nicht sein, denn irgendwoher muß die Substanz stammen, die die Lundis in weitem Bogen weg vom Nesteingang entsorgen. Womit übrigens auch meine Reaktionsfähigkeit bewiesen ist... :-)  Atlantic Puffin  (Fratercula arctica)  Papageitaucher, Lundi Gestrandet  Es ist Zeit für den Rückweg. Vorbei an dem mit morbidem Charme vor sich hinrostenden Fischkutter gelangen wir zu unserem Auto, in dem wir gleich nach dem Anlassen als Erstes die Heizung auf Maximum stellen. Natürlich dauert es ein bißchen, bis es warm wird, aber man kann gar nicht früh genug damit anfangen...  Die Straße hatte auf der Herfahrt nicht weit entfernt ein Flüsschen gekreuzt, dessen kiesiges Flußbett einem Gebirgstal entsprang, welches sich in Farbe und Beschaffenheit deutlich von den umliegenden Hängen abhob. Der Lundifelsen hatte da noch Priorität, wir haben uns aber fest vorgenommen, auf dem Rückweg dort noch einmal halt zu machen. Trostpflaster  Bakkagerði ist ein typischer, winziger Fischerort, dessen Durchgangsstraße lediglich von einer nennenswerten Querstraße gekreuzt wird und dessen Häuseranzahl sehr überschaubar ist. Es gibt ein wenig Gewerbe, ein Denkmal und die "Borgarfjörður eystri swing", eine riesige Schaukel für Erwachsene direkt am Küstenhang. Und eine ausgesprochen hübsche Wandmalerei, auf der ein Papageitaucher mit vollem Schnabel zu seinem Nest zurückkehrt! Immerhin, sollten wir weiterhin kein Fischschnabelglück haben, ist dies wenigstens schon mal ein kleiner Ausgleich.
Innra Hvannagil  Offensichtlich hat der markante Taleinschnitt auch die Aufmerksamkeit anderer Leute geweckt, denn als wir von der Straße 94 auf den Schotterweg neben dem Flüßchen abbiegen, parkt bereits ein Fahrzeug am Eingang der Schlucht. Aber noch bevor wir den winzigen Stellplatz erreichen, brechen die beiden Besucher auf und wir haben den Platz für uns. Nach wenigen Schritten öffnet sich die aus rotbraunem Rhyolith-Geröll bestehende Schlucht und wir erkennen am anderen Ende des Tals einen kleinen Wasserfall. Es sieht wild-romantisch hier aus und obwohl der schmale Pfad kaum erkennbar zwischen knöchelgefährdenden Lavabrocken verläuft, lassen wir es uns nicht nehmen, unserer Dokumentationspflicht zu genügen und zumindest ein Stück weit dem Flüsschens hinein zu folgen.  360°   Pano Ein Ehrenpreis  Selbst inmitten des rot-gelben Gerölls wächst noch ein Pflänzchen, welches sofort auch pflichtschuldigst dokumentiert wird. Inzwischen ist es 16:30 Uhr, für heute haben wir genug gesehen und es liegen noch 60 km auf dem Rückweg vor uns.  Rock Speedwell or Woodystem Speedwell (Veronica fruticans)  Felsen-Ehrenpreis Das Minihuhn  Selbstverständlich läuft auch der Rückweg nicht ohne Unterbrechungen ab. Auf dem Borgarfjarðarvegur, der Straße 94, passieren wir verschiedene Gewässer, teilweise wegen der Kälte noch mit einer dünnen Eisschicht bedeckt, auf jeden Fall aber mit diversen Wasservögeln. Das Odinshühnchen hatten wir zwar schon, aber noch nicht so schön, weshalb es noch einmal dran glauben muß ;-).  Endlich zurück im Hotel beratschlagen wir, ob wir unser Abendessen in der nahegelegenen Pizzeria oder im Imbiss an der N1 Tankstelle genießen wollen, da das Hotelrestaurant sonntags und montags geschlossen sein soll. Als wir aufbrechen, ist der Hotelparkplatz brechend voll und im nebenliegenden Restaurant tobt das Leben. Häh? Egal, wir haben uns entschieden, die 'Original italienische' Pizzeria hat geöffnet, macht einen guten Eindruck und die beiden bestellten Pizzen sind die ortsüblichen, umgerechneten 70 € (samt Getränken natürlich!) wirklich wert.  Red-necked Phalarope  (Phalaropus lobatus)  female Odinshühnchen Zwischenwinter  Wir stehen wie immer um 7:00 Uhr auf und genießen unser Spa-Erlebnis im kühlen Bad und interessant nach Schwefel duftendem warmen Wasser (das kalte Wasser kommt glücklicherweise aus einer anderen Zuleitung und darf uneingeschränkt getrunken werden!). Anschließend sind wir dann auch schnellstens im Frühstücksraum, um wenigstens heute eine Chance auf Joghurt und Orangensaft zu haben, die am gestrigen Morgen schon 'aus' waren.  Als der Himmel beginnt, sich zu strukturieren, machen wir uns auf den Weg nach Seyðisfjörður, einem – wie der Reiseführer verspricht – niedlichen, kleinen Fährort. Wieder führt die Straße über einen Pass, vereinzelte Wolken hängen tief, es schneeschauert leicht und auch hier liegt auf den Seen noch eine Eisdecke.
Gufufoss  Ich weiß nicht, ob schon mal irgendjemand alle Wasserfälle Islands katalogisiert hat – es müßte ein dickes Buch ergeben.  Wir kommen aus den Wolken und werden über mehrere Serpentinen hinunter Richtung Küste geführt. Bevor wir aber dort ankommen, zieht ein mächtiger Wasserfall – gleich neben der Straße – die Aufmerksamkeit auf sich. Man stöhnt allmählich schon: "...schon wieder 'n Wasserfall", da aber jeder wieder ganz anders ist als die vorhergehenden, muß natürlich ein obligatorisches Foto gemacht werden. Voilà... Seyðisfjörður  Die Straße endet direkt im Ortskern und wir stellen unseren Duster auf einem großzügigen Parkplatz neben der Einmündung auf die Ortsstraße ab. Gleich gegenüber liegt ein kleiner See, an dessen linkem Ufer entlang ein bemerkenswerter Fußweg zwischen Hotel, Andenkenshops und Apotheke auf eine hübsche Holzkirche zuführt. Nahezu alle Häuser haben eine Wellblechfassade – bei dem Klima verständlich – von denen die große Mehrheit aber farbenfroh verschönert ist. Ebenso wie der Regenbogenweg, dessen Gestaltung unseres Wissens nicht auf die alberne LSBTIQ+ Wokeness zurückzuführen ist, sondern einfach mit den Häusern harmonieren und mit dem grauen Wetter kontrastieren soll. Seyðisfjarðarkirkja  "Bláa Kirkja", die kleine, blaue Kirche ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Islands. Sie hat eine wechselvolle Geschichte, stand sie ursprünglich doch auf dem Bauernhof Dvergasteinn, bevor sie 1882 nach Vestdalseyri am nordseitigen Ufer des Seyðis Fjords auf einen Hügel verlegt wurde. 1894 von einem schweren Sturm beschädigt, wurde sie hangabwärts auf einer Halbinsel wieder aufgebaut. Bis man 1920 beschloß, sie an ihren jetzigen Standort im Herzen von Seyðisfjörður zu verlegen... Der "Fjord der Feuerstelle",...  ...so die deutsche Übersetzung des Ortsnamens. Seyðisfjörður hat etwas mehr als 600 Einwohner und liegt an der Spitze des gleichnamigen Fjords an einem geschützten Naturhafen. Dieser ist Ziel der einzigen Autofähre, die Island über die Färöer Inseln und Dänemark mit dem europäischen Festland verbindet.  Heute liegt aber keine Fähre in der Bucht, in der LKW-Auflieger auf ihre Verschiffung warten, dafür aber am nebenliegenden Kai ein monströses Kreuzfahrtschiff, über dessen Fahrgastbrücke jetzt eine Unmenge amerikanischer Touristen auf den Ort losgelassen wird ;-).  360°   Pano
Ortserkundung  Ich sichte ein paar Kragenenten auf dem kleinen See und kehre kurz zum Auto zurück, um das Tele zu holen. Maren macht sich währenddessen mit der anderen Kamera auf den Weg entlang der mit vielen kleinen Läden bestückten Ortsstraße. Sie entdeckt einen "Art and Craft" Shop, ein absolut schräg gestaltetes Haus, bei dem nicht klar ist, ob es sich um eine Künstlerwerkstatt, eine private Installation oder wilden Übermut handelt.  Nach einiger Zeit treffen wir uns am Auto wieder, Maren greift sich das Portemonnaie und beschließt, nochmals zu der 'Kunstgalerie' zurückzukehren, in der Hoffnung, dort vielleicht ein nettes Mitbringsel für Mutti zu finden. Es ist in der Tat ein Kunst- und Souvenierladen, indem auch wirklich schöne Keramikartikel gehandelt werden, die preislich allerdings in ausgesprochen isländische Höhen abheben. Zudem hat Marens Mutter inzwischen eine erkleckliche Auswahl verschiedenster Vasen und Schalen von unseren Reisen gesammelt und Plüschpuffins oder Holzlöffel in Walform sind auch nicht unbedingt das, was Maren gesucht hat. Von Fjord zu Fjord  Während Maren noch etwas ratlos herumguckt, kommen quasi alle amerikanischen Kreuzfahrtpassagiere in den Laden gequollen und sie ergreift die Flucht.  Im zweiten Souvenirgeschäft sieht es ähnlich aus und so kehren wir, nur mit einer Unzahl von Fotos beladen, zu einem Zwischenstop in unser Hotel nach Egilsstaðir zurück. Ich hatte meine Kamera versehentlich über Nacht angelassen, weswegen die Batterie jetzt nur noch einen letzten Strich anzeigt. Wir  stärken uns mit einem schnellen Kaffee und ein paar Keksen, tauschen die Batterie und starten Richtung Neskaupstaður, wo es ein vogelreiches Naturschutzgebiet geben soll. Auch zu diesem Fjord geht es durchs Gebirge, diesmal allerdings nicht nur über einen Pass, sondern auch noch durch einen 8 km langen Tunnel. Regenmantel  Leider ist das Wetter hinter dem Tunnel nicht wesentlich anders als davor, also eher grau und nieselig. Das Naturschutzgebiet Fólkvangur Neskaupstaðar ist schön, aufgrund des Wetters ist der Weg stellenweise aber leider sehr matschig und immer wieder nieselt es leicht von oben. Von den laut Hinweisschild "abundant", also im Überfluss vorhandenen Vögeln sichten wir immerhin Eissturmvögel und Eiderenten, machen Aufnahmen von der Küstenlandschaft und widmen uns im Speziellen der Vegetation.  Lady's Mantle  (Alchemilla vulgaris, Syn.: A. acutangula, A. acutiloba, A. latifolia, A. pontica)  Gewöhnlicher Frauenmantel od. Spitzlappiger Frauenmantel Die Vernunft siegt  Von der ursprünglichen Absicht, entlang der Küste bis zur sehenswerten "Páskahellir", der "Osterhöhle" zu wandern, nehmen wir wegen des sehr rutschigen Weges schnell Abstand. Zudem soll der Abstieg zur Höhle bei diesen Wetterbedingungen nicht ganz ungefährlich sein und so kehren wir zum Auto zurück, ehe uns die Finger abfrieren.  Water Avens or Purple Avens  (Geum rivale)  Bach-Nelkenwurz
Das Festmahl  Wieder geht es nach Egilsstaðir zurück, denn an diesem Ort haben wir ausnahmsweise drei Übernachtungen gebucht. Unterwegs wird getankt, damit wir morgen früh zeitig starten können. Nachdem wir gestern abend feststellten, dass das an der Rezeption angebrachte Schildchen bezüglich des am Sonntag und Montag geschlossenen Hotelrestaurants offensichtlich nicht ganz ernst zu nehmen ist, machen wir die Probe aufs Exempel und reservieren uns beim Portier am heutigen Montagabend einen Platz für 19:30 Uhr. Funktioniert! Wir gönnen uns heute abend mal was. Maren liebt Rotwein, ich trinke nur Weißen. Beide bestellen wir ein 'medium' Glas. Als der Wein kommt, hat Marens Glas die richtige Menge, meines ist hingegen nur halb so voll. Ich reklamiere und nach kurzer Diskussion zwischen Kellnerin und Barmann wird aufgefüllt (meine ursprüngliche Wahl zwischen Chardonnay aus USA oder Spanien fiel auf USA, gebracht wurde dann ein Chardonnay aus Italien, USA sei leider aus... :-)  Golden Root, Rose Root, Arctic Root or Aaron's Rod  (Rhodiola rosea)  Rosenwurz Zum Wein(en)  Wenig später kommt das Essen, es ist köstlich, aber die Rechnung haut uns fast aus den Socken. Man ist in Island ja schon einiges gewohnt, aber das Menü à la carte kann es nicht gewesen sein und so bestätigt ein Blick auf die Quittung unseren Verdacht: allein Marens Rotwein kostet soviel wie ihr Essen! Kein Wunder, dass es keine Weinkarte gibt...  Dank des Alkoholpegels sehen wir's aber gelassen, wir wanken in unser Zimmer, surfen noch ein bißchen im Internet und lernen dabei, dass uns auch ein schlimmeres Schicksal hätte treffen können. Just an dem Tag, an dem wir auf Heimaey weilten, mußte an der Festlandsküste Touristen geholfen werden, deren Camper vom Sturm umgeblasen zu werden drohte. Anderen hingegen wurde der Fahrzeuglack vom Sandsturm angeschmirgel. Noch mal davongekommen!  Alpine Bartsia or Velvetbells  (Bartsia alpina)  Alpenhelm, Alpen-Bartschie, Braunhelm od. Alpen-Trauerblume Dettifoss  Am Dienstagmorgen stehen wir etwas früher auf, denn heute wollen wir auf dem Weg nach Húsavik am Dettifoss und an der Ásbyrgi Schlucht Station machen. Nach der abendlichen Katastrophenlektüre hat Maren vorsichtshalber eine Wetter App von Meteo Island installiert, die aber für heute und die nächsten Tage statt Warnmeldungen nur gutes Wetter prophezeit. Kurz nach 10:00 Uhr sind wir am Dettifoss, wo es unfaßbarerweise noch ausreichend freie Parkplätze gibt, die zudem auch noch gebührenfrei sind! Wir wandern entlang stellenweise mit Seilen markierter Wege über karstigen Lavaboden, bis zur großen Aussichtsplattform direkt am Fall. Weiter geht's hier nicht, denn wegen eines vor vier Tagen erfolgten Erdrutsches, ist der nach unten, zu noch besseren Aussichtspunkten führende Pfad gesperrt. Macht nix, gucken wir uns eben den Fall von oben an.  360°   Pano Entlang des Ölfusá Flusses  Es gischtet bis hoch zur Plattform und Maren hat – Erfahrung macht klug! – die Videokamera vorsichtshalber in einem Plastiksack verpackt. Nur die Optik guckt noch raus.  Ein Stückchen flußaufwärts gibt es einen weiteren Fall, der sich bis hier hin ebenfalls durch eine unübersehbare Gischtwolke bemerkbar macht. Nachdem wir den Dettifoss genügend bewundert haben, zudem ausreichend durchgefeuchtet sind, wandern wir zurück zur Abzweigung, auf der es entlang des von Basaltsäulen eingefassten Flusslaufes zum Selfoss geht. Inzwischen hat es sich auch merklich gefüllt und ganze Busladungen streben im Rudel zu den Fällen.
Selfoss  War der Dettifoss noch auf einem relativ ebenen Weg zu erreichen, lagern auf dem Pfad zum Selfoss einige hingewürfelte, kantige Basaltbrocken, die sich nicht umgehen lassen. Selbst wir, als noch relativ gehsichere Zeitgenossen, haben auf dem Weg stellenweise zu kämpfen, um ohne Sturz oder Abschürfungen vorwärts zu kommen. Mit großen Augen und auch etwas Unverständnis beobachten wir, im Gegenverkehr wartend, eine Reihe wirklich gehbehinderter, älterer Mitmenschen, die sich verbissen mit Hilfe ihres Gehstocks durch den Felsverhau quälen, während sich hinter ihnen eine wachsende Menge ungeduldiger Wanderer staut. Wir hoffen bei unserer Rückkehr auf den jetzt überquellenden Parkplatz nur, dass die touristisch orientierte Infrastruktur aus Imbissen und Lädchen auch eine Erste-Hilfe-Station beinhaltet.  360°   Pano Basalt Mikado  Auf halber Strecke zur Ásbyrgi Schlucht lädt ein Abstecher zum Besuch des 'Echofelsens' Hljóðaklettar ein. Von einem etwa zur Hälfte gefüllten Parkplatz folgen wir einem schmalen Pfad durch lichten Birkenbewuchs und gelangen nach einigen hundert Metern zu einer Ansammlung von Basaltklippen, die sich entlang des Flusses Jökulsá á Fjöllum erstreckt. Gleich an der vorderen Front erhebt sich ein Felsen, der wieder sämtliche Spielarten von Basaltsäulen und -rosetten aufweist.  Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses erstreckt sich eine wie aufgeschüttete Kohleberge aussehende Hügelkette, deren in den Fluß ragender Ausläufer ebenfalls aus vielfach verknoteten Basaltformationen besteht. Hljóðaklettar  Ehrlich gesagt, hat uns ein eher ungeplanter Zufall diesem Abstecher folgen lassen, dem wir wegen der Ásbyrgi Schlucht und der Weiterfahrt nach Húsavík eigentlich gar nicht viel Zeit und Aufmerksamkeit widmen wollen. So erfahren wir erst zu Hause, dass uns durch die zügige Rückkehr zum Fahrzeug eine Ansammlung sehenswerter vulkanischer Hügel entgangen ist, die infolge eines Vulkanausbruchs vor 8000 Jahren direkt unter dem mächtigen Flussbett, bemerkenswerte Formationen und tiefrote Berghänge hinterlassen hat. Wer entlang des Hügelzugs in das Panorama hineinzoomt, kann zumindest einen der roten Berge erspähen.  360°   Pano Am grünen Pool  Wir genießen die annähernde Windstille und einen der wenigen, richtigen Sonnentage unserer Reise. Nach nur 25 km biegen wir auf die Straße 85 ab, von der man entlang eines Besucherzentrums zu einem Parkplatz inmitten hellen Grüns gelangt. Wir folgen einem Hinweisschild und gelangen auf einem schön angelegten Waldlehrpfad zu einer Aussichtsplattform am Botnstjörn, einem im Sonnenlicht grün strahlenden Teich direkt an der halbrunden Schluchtwand. Erst auf dem Rückweg bemerken wir, dass es auch einen breiteren, asphaltierten Zuweg vom Parkplatz hierher gibt, bedauern aber nicht, den schöneren Weg durch das aus Birken, Ebereschen und Weiden gebildete Wäldchens genommen zu haben.
Ásbyrgi Schlucht  Laut der isländischen Mythologie war es ein Hufabdruck von Óðinns achtbeinigem Pferd Sleipnier, welcher die Schlucht geformt hat.  Die Fakten sind leider etwas unprosaischer und erzählen von insgesamt drei Vulkanausbrüchen vor 4000, 3000 und 2500 Jahren unterhalb der Gletscherplatte des Vatnajökull. Deren gewaltige Gletscherabgänge waren für die Verschiebung des ehemals mächtigen Stroms Jökulsá á Fjöllum weiter nach Osten verantwortlich, dessen ursprüngliches, in den Fels gegrabene Flußbett die Schluchtkehre mit der inneren, einsam stehenden Felsinsel Eyvan gebildet hat.  360°   Pano Wasserspender  Andere Theorien machen Lavaschichten eines über mehrere Jahrhunderte sporadisch ausbrechenden Vulkans für die Bildung der Felsen verantwortlich. Später hätten dann gewaltige Schmelzwasserausbrüche die bis zu 100 m tiefe Schlucht ausgehoben. Noch heute lassen sich die geschichteten, nacheinander gewachsenen Basaltstrukturen deutlich in der Felswand erkennen.  Wie auch immer diese beeindruckende Schlucht entstanden ist – noch heute ist ein Rinnsal des östlich gelegenen Flusses Jökulsá á Fjöllum für einen kleinen Wasserfall in der Mitte der Schlucht verantwortlich, welcher den darunter liegenden Botnstjörn See speist. Im Zeichen des Wals  Noch ganz begeistert von den Eindrücken in der Schlucht, setzen wir unseren Weg fort und nicht lange danach erreichen wir das Küstenstädtchen Húsavík. Wir queren den malerischen Ort entlang des Hafens und finden unsere Unterkunft – obwohl sie auf dem Wegweiser nicht verzeichnet ist – anderthalb Kilometer hinter der Ortsgrenze. Die Walguckflotte  Das Guesthouse ist ein ehemaliger Bauernhof – jetzt ein Reiterhof – und die Rezeption ist verwaist. "Falls niemand da ist, rufen Sie uns an...", fordert uns ein Schildchen im Office-Fenster auf. "Grrr", Maren als die besser englisch sprechende (kein isländisch! Dafür aber noch besser spanisch :-) ist von diesen Telefongesprächen im Ausland nicht begeistert. Es klappt dann aber doch erstaunlich gut, die junge Frau kommt sofort, drückt uns den Zimmerschlüssel für "Branda" in die Hand, erklärt, dass es Frühstück von 8:00 bis 9:30 Uhr gäbe, wir die Küche gern fürs Abendessen nutzen könnten und läßt uns dann mit einem neuen Türschlossrätsel allein. Wir kennen aufgrund unserer Reisen inzwischen eine ganze Menge verschiedener Türschlosskonstruktionen. Auf Island lernen wir noch ein paar neue Varianten kennen. "Branda" weigert sich, uns mit den bekannten Techniken herein zu lassen. Irgendwann gelingt es uns aber mit 'Schlüssel ins Schloß, Hebel bis zum Anschlag senkrecht nach oben drücken und gleichzeitig den Schlüssel gegen den Uhrzeigersinn drehen', ins Innere vorzudringen.
Wir lassen kochen!  Da wir eher wenig geneigt sind, unser Abendessen in der Frühstücksraumküche zuzubereiten, durchstöbern wir das Internet nach einem passenden Restaurant in Húsavik und rufen anschließend unsere Mails ab. "Northsailing" hat uns geschrieben, dass das gebuchte Elektroboot für die Waltour leider defekt sei, wir aber um dieselbe Zeit die gleiche Tour auf einem Holzboot machen könnten. Mmmmh...  Um Viertel vor Sieben brechen wir nach Húsavík auf, bewundern vom Parkplatz aus noch den Anblick der verschneiten Bergkette auf der anderen Seite der Meeresbucht und parken nach einer kurzen Fahrt schließlich hinter der malerischen Holzkirche, von der aus es nur ein paar Schritte bis zum Restaurant "Gamli Baukur" am Hafenrand sind. Gamli Baukur  Das rote Haus neben der Treppe zum Kai ist eine urige Mischung aus Fischerkneipe und Restaurant, mit viel dekorativer, altmodischer Ausstattung. Obwohl es sehr voll ist, findet sich für uns noch ein kleiner Zweiertisch. Eine sehr freundliche Bedienung nimmt unsere Bestellung auf und es dauert nur eine kurze Zeit, bis  uns ein appetitlich zubereitetes Essen serviert wird.  Wohlig gesättigt steigen wir später wieder die Treppe zur oberen Ladenzeile hoch und entdecken, dass das Büro von "Northsailing" noch geöffnet hat. Und obwohl wir unsere Teilnahme an der morgigen Tour bereits per Antwortmail bestätigt haben, schauen wir kurz rein und werden nach einem freundlichen Empfang mit dem Einschiffungsprozedere für den nächsten Morgen vertraut gemacht. "Pferd"!, keinesfalls "Pony"!  Zurück in unserer Unterkunft hat Maren noch genügend Tageslicht, um eines der langmähnigen Islandpferde aufzunehmen, die eine stolze Besonderheit der Insel darstellen. Es gilt ein absolutes Verbot, fremde Pferde zu importieren, denn die Isländer achten strikt auf die Rassereinheit dieser kleinen, vielfältig gefärbten Pferde, die auch keinesfalls exportiert werden dürfen. Moby Dick  Wir haben uns mit allen verfügbaren Pullovern und Anoraks warm eingepackt, als wir am Morgen zur Walbeobachtungstour aufbrechen. Wir finden wieder einen gebührenfreien Parkplatz hinter der Kirche und gehen hinüber zu "Northsailing", wo sich schon eine große Anzahl von Teilnehmern eingefunden hat. Trotz des Andrangs sind wir kurz darauf im Besitz unserer Bordkarte und begeben uns hinunter zum Anlegesteg, an dem wir wenig später bei einer detaillierten Einweisung erfahren, welchem Schiff wir zugeteilt sind, ab wann wir an Bord können und das wir mit dem Boarding noch einen Satz wasserfester Schutzkleidung erhalten. Die Menge der Passagiere füllt heute morgen zwei der Holzdampfer, es ist ziemlich eng und das Anlegen der gelben Schutzkleidung artet fast in Artistik aus.
Und weg...  Die Boote fahren weit hinaus in die Skjálfandi-Bucht, fast bis an das gegenüberliegende Ufer mit den verschneiten Bergen. Es ist trotz strahlenden Sonnenscheins bitterkalt, so dass sich die zusätzliche Schutzkleidung und die mitgebrachten Handschuhe bewähren – auch wenn man sich für jede Aufnahme vom rechten Handschuh befreien muß. Da wir zu den Ersten an Bord gehören, haben wir uns sehr schöne Plätze direkt am Bug erobert, nur einen Schritt entfernt von der Reling. Es sind einige Boote – auch von anderen Veranstaltern – hier draußen und bald machen die Besatzungen Jagd auf jeden Walrücken und jede Fluke, die kurz aus den Wellen auftauchen. Jede Aufnahme mit dem schweren Tele wird damit zur Glückssache, denn es sind immer nur Sekunden, in denen man reagieren muß. Furchenwal  Es sind ausschließlich Buckelwale, die hier jagen und leider nicht viel von sich sehen lassen. Im Gegensatz zu unserer Waltour in Ecuador, auf der wir von springenden Buckelwalen verwöhnt wurden, ist es schon Glück, wenn auch mal kurzzeitig ein Kopf auftaucht. So werte ich es als Erfolg, zu immerhin zwei Fotos gekommen zu sein. Eines sogar, auf dem die prallen Kehlfurchen zu sehen sind, die vom Unterkiefer bis hin zum Nabel reichen! Wir bedauern nicht, diese Tour gemacht zu haben, aber das ganz große Highlight war es nicht – vielleicht sind wir auch etwas verwöhnt :-). Nach drei Stunden sind wir durchgepustet, auf die dargebotene heiße Schokolade mit Zimtschnecke verzichten wir trotzdem, da uns die Balanciererei bei inzwischen aufgefrischtem Wind doch etwas zu riskant erscheint.  Um die Mittagszeit sind wir wieder im Hafen zurück, machen noch das längst überfällige Foto der hübschen Kirche und verbringen den Rest des Nachmittags mit Faulenzen, Internet und Fotos sichten auf unserem Zimmer. Ein Schnäppchen  Weil es so lecker war, besuchen wir am Abend noch einmal das "Gamli Baukur", leisten uns diesmal zwei geniale Burger, bekommen 10% Rabatt auf die "Northsailing"-Bordkarte und bleiben diesmal glatt unter 70 € – sensationell! Kurz entschlossen  Wir sind bei immer noch bestem Wetter um 9:00 Uhr aufgebrochen und haben wieder den ganzen Tag für Sightseeing zur Verfügung. Zum Mývatn See brauchen wir nur knapp eine Stunde Fahrtzeit und der Wasservogelreichtum verspricht ein paar gute Aufnahmen.  Andererseits ist es erst 10:00 Uhr und der Andrang von Reisebussen auf dem Parkplatz des Námafjall Hverir Hochtemperaturgebiets sollte sich noch in Grenzen halten. Statt also dem Ostufer des Mývatn zu folgen, biegen wir nach dem Örtchen Reykjahlíð links in die Berge ab, überqueren einen Pass und blicken staunend auf eine rot-orangene Bergflanke, an deren Fuß sich ein gleichfarbiges Feld erstreckt, aus dem es brodelt und dampft.
Abgaser  In der Tat befinden sich erst wenige Autos auf dem Parkplatz und natürlich muß man wieder löhnen (1200 ISK), diesmal über "easy park". Glücklicherweise gibt’s auch einen Automaten, dem es egal ist, welche Apps man so auf seinen Geräten hat...  Wir befinden uns auf dem ausgedehntesten Hochtemperaturgebiet Islands. Mit schwarzer Asche befestigte Wege führen entlang diverser Fumarolen und blubbernder Schlammtöpfe, aus aufgeworfenen Minivulkanen entweichen bis zu 800°C heiße Gase und allerorten riecht es faulig nach Schwefelwasserstoffen. Filigran  Da, wo der Weg kalkige und schweflige Ablagerungen kreuzt, geht es über hochgesetzte Holzstege und hautnah passiert man blubbernde Pools, in denen sich dünnflüssiger, blaugrauer und schwarzer Schlamm zu filigranen Mustern vermischt.  Insgesamt ist das Wegenetz sehr weitläufig gestaltet, so dass man als Besucher all den verschiedenen Ausfällungen und Tümpeln sehr nahe kommt, aber beim Respektieren der Absperrungen nirgends Gefahr läuft, sich zu verletzten oder zu verbrühen. Hverarönd  Sehr beeindruckend ist der das Feld überragende 482 m hohe Námafjall, was so viel wie 'Bergwerksberg' bedeutet. Der immer noch aktive, auf der Nordseite mit zwei markanten Rissen ausgestattete Vulkan, ist Teil der 100 km langen "Krafla"-Vulkankette im Norden Islands, die bis an die Küste an den Öxarfjörður Fjord reicht. Seinen Solfataren entströmt nicht nur heißer Dampf und Schwefelwasserstoff, sondern neben diversen anderen Mineralien auch elementarer Schwefel. Vor einigen hundert Jahren wurde dieser Schwefel noch abgebaut und über den Hafen von Húsavík zur Herstellung von Schießpulver in alle Welt verschifft.  360°   Pano Zwiespältig  Es ist eine zweischneidige Faszination, die man gegenüber den zutage tretenden Erdkräften empfindet. Einerseits haben wir schon einige Geothermalgebiete besucht, u.a. in Neuseeland, Costa Rica, Chile und sogar Kanada, von denen jedes eine eigene Charakteristik aufweist, liebäugeln aber ehrlicherweise mit dem Gedanken an einen größeren Ausbruch, dem Anblick von fließenden Lavaströmen, trotz des Bewußtseins, dass dies für die betroffene Bevölkerung oder sogar für einen selbst mit katastrophalen Folgen verbunden sein mag.
Hitzkopf  Angesichts der möglichen Konsequenzen gibt man sich dann doch lieber mit so ganz kleinen 'Vulkanen' wie diesem zufrieden, die zwar keine Lava, aber mächtig viel Dampf ausstoßen. Notgedrungen  Wir sind jetzt schon 1,5 Std. hier unterwegs und können uns kaum sattsehen an den verschiedenen Tümpeln, farbigen mineralischen Ablagerungen und rauchenden Kratern. Längere Zeit nach dem morgendlich genossenen Frühstückskaffee meldet sich nun aber ein menschliches Bedürfnis, dem leider wegen fehlender Toiletten nicht auf dem Hverir-Parkplatz abgeholfen werden kann.  Wir wollen ja immer noch den Mývatn erkunden, fahren deshalb wieder über den Pass zurück und halten zuallererst auf einer N1 bei Reykjahlíð, nicht zum Tanken, sondern fürs Gegenteil :-). Azurblau  Während Maren im Auto auf mich wartet, blättert sie im Reiseführer und liest, dass man auch noch Richtung Kraflavulkan weiterfahren kann. Dort soll es eine sehr lohnenswerte Strecke zum Leirhnjúkur geben, einem Lehmberg, um den herum es einen Pfad zu weiteren Fumarolen geben soll.  Warum nicht? Wir fahren auf dem gleichen Weg zurück und passieren jetzt zum dritten Mal einen auffällig blauen See, an dessen gegenüberliegendem Ufer Islands ältestes Geothermalkraftwerk weiße Dampfwolken ausstößt. Früher war der Überlauf des Kraftwerks ein beliebter Badesee, mittlerweile ist er dafür aber zu heiß. Heiße Spalte  Vorbei an dem 60 MW Geothermalkraftwerk "Kröflustöð", dessen zu den Zapfstellen führende Dampfrohre in einem umgekehrten U über die Straße führen, erreichen wir den Parkplatz Leirhnjúkur. Gelegen auf einer schwarzen Lavaergußebene in über 600 m Höhe, ist die Schneesaison noch nicht ganz vorbei, so dass wir auf dem Pfad zum lehmgelben Leirhnjúkur durch einige Senken stapfen müssen, deren angetauter Schnee uns schnell nasse Schuhe beschert.  Es hat sich etwas zugezogen und nur gelegentlich blitzt die Sonne auf –  die  Gelegenheit, die dem Bergriss entweichenden Dämpfe ordentlich auszuleuchten.
Leirhnjúkur  Am Ende des langgezogenen Hügels windet sich der Bohlenweg ein wenig zur linken Seite hoch und führt um einen vulkanischen Pool herum, dessen türkisfarbenes Wasser im Bett des Zuflussrinnsals von Fumarolen und Schlammlöchern gesäumt wird.  Auf dem Parkplatz standen bei unserer Ankunft nur zwei Autos, von deren Insassen aber nichts zu sehen ist, so dass wir den Anblick ganz alleine genießen können.  360°   Pano Schwarz, weiß, rot und grün  Etwas oberhalb des Pools, immer noch auf der flach auslaufenden, gelbbraunen Flanke des Leirhnjúkur, bildet ein grünschimmernder Schmelzwassersee mit seinem Schneerand, dem kleinen, aus der schwarzen Ebene aufragenden Vulkankrater und der schneebedeckten Bergkette im Hintergrund ein unwiderstehliches Motiv. Wir folgen dem Bohlenweg noch ein Stück weit, passieren den kleinen Krater und befinden uns in einer von wüsten Lavaauffaltungen gebildeten Landschaft, aus deren Spalten und Rissen überall Dampfschwaden ausgasen. Fußbodenheizung  Unter dem Krafla Massiv befindet sich in 3 km Tiefe eine Magmakammer, die mit ihren Ausbrüchen und Ausflüssen seit geschichtlichen Zeiten die Vulkanlandschaft bis heute geformt hat. Die letzten, von Erdbeben bis zu einer Stärke 4 begleiteten Ausbrüche, die sogenannten 'Krafla-Feuer', ereigneten sich von 1975 bis 1984 und sind verantwortlich für die immer noch warmen, tiefschwarzen Lavafelder rund um den Leirhnjúkur. Der weiterführende Weg ist mitunter steil und erfordert das Klettern über zum Teil sehr scharfkantige Lava, so dass wir uns entscheiden, zum Parkplatz zurückzukehren.  Es geht auf dem gleichen Weg entlang des langgestreckten Leirhnjúkur zurück und jetzt sehen wir auch, wo die Leute aus den Fahrzeugen am Parkplatz abgeblieben sind. Sie haben den Lavaweg weiter verfolgt und stehen jetzt winkend auf dem Gipfel des orangegelben Berges. Für Warmduscher  Inzwischen ist es windstill und damit kommem von überallher die winzigen Kriebelmücken hervor, die uns die letzten paar hundert Meter bis zum Parkplatz zur Qual werden lassen. Natürlich haben wir unsere Hüte mit den Moskitonetzen im Auto gelassen, so dass nur ständiges Wedeln mit Armen und Händen die Viecher daran hindert, uns in Auge, Nase und Ohren zu kriechen.  Wieder im Duster erlegen wir zuerst die mit uns eingedrungenen Fliegenviecher, passieren dann das Kraftwerk und halten auf dem Rastplatz für ein Foto an der skurrilen Brause, deren unablässig fließendes Warmwasser als Touristenattraktion zur kurzen Dusche einlädt. Man kann nicht alles planen und so versäumen wir, der Straße noch ein Stückchen weiter bergauf zu folgen, wo ein Blick vom Kraterrrand des Vulkans Viti auf dessen grünen Kratersee  der  lokale Höhepunkt gewesen wäre... Sh*t!
Fuglasafn Sigurgeirs  Es wird Zeit, unser heutiges Tagesziel anzusteuern. Wir verschieben die weitere Erkundung des Mývatn (wie passend: der Mückensee) auf morgen und fahren entlang des westlichen Seeufers auf dem Hringvegur Richtung Akureyri. Bevor wir aber der Straße vom See weg folgen, weckt das Schild "Fuglasafn Sigurgeirs" unser Interesse. Von der 1 zweigt ein Schotterweg auf das Vogelschutzgebiet der Halbinsel im Mývatn ab, bis er an "Sigurgeirs Vogelmuseum" endet.  Soweit kommen wir aber gar nicht. Entlang des von dichter Vegetation bewachsenen Seeufers, sehen wir Singschwäne und diverse Entenvögel auf dem Wasser, so dass wir bald anhalten, diesmal sofort unsere Moskitohüte aufsetzen und versuchen, ein paar Aufnahmen zu machen. Das ist leider einfacher geplant als gemacht, denn die Vögel schwimmen weit entfernt und der Versuch, das Seeufer zu erreichen, endet an der steilen Wegkante und der undurchdringlichen Ufervegetation.  Tufted Duck or Tufted Pochard  (Aythya fuligula)  Reiherente Quicklebendig  Weiter vorn ist eine Ausweiche, in der bereits ein Auto parkt. Wir gesellen uns dazu und fotografieren zusammen mit einem anderen Fotografen an einem Stück Seeufer, welches glücklicherweise nicht mit einer Mauer dicht stehender Bäumchen bewachsen ist. Das 'Museum' besuchen wir nicht und nachdem wir später im Internet die Tripadvisor Rezensionen studiert haben, sind wir uns auch ziemlich sicher, mit dem nur einzigen Raum voller ausgestopfter Vögel nicht besonders viel verpasst zu haben.  Wir setzen unsere Fahrt fort, doch je weiter wir in Richtung Akureyri vorankommen, desto mehr zieht sich der Himmel zu.  European Wigeon  (Mareca penelope)  Pfeifente Goðafoss  Das Wetter beeinträchtigt leider auch ein bißchen den Besuch des Goðafoss, der auf halbem Weg nach Akureyri, direkt neben der Ringstraße, zu einem Halt einlädt. Es ist ziemlich voll, wir kommen aber trotzdem noch auf dem großen Parkplatz unter, der erstaunlicherweise sogar gebührenfrei ist.  Der von drei Felsen unterbrochene, 158 m breite Fall des Flusses Skjálfandafljót, stürzt mit so enormen Wassermengen 11 m in die Tiefe, dass er zu einem der populärsten Fälle Islands geworden ist. Seit dem 12. Juni 2020 wurde er zudem vom isländischen Umweltminister unter Naturschutz gestellt.  360°   Pano Bei-Fall  Der Sage nach soll ein Wikingerfürst hier um das Jahr 1000 herum – nach der offiziellen Übernahme des Christentums –, heidnische Götterbilder in den Fluss gestürzt haben, woher der Name "Goðafoss" (Götterwasserfall) rührt.  Den direkten Weg nach Akurery behindert leider ein 7 km langer Tunnel durch die Bergkette entlang des Eyjafjörður Fjords, dessen Durchfahrt erstens sehr teuer ist und zweitens auf eine Weise bezahlt werden muß, die sich uns nicht so richtig erschließt. Glücklicherweise zweigt aber vor dem Tunnel eine mindestens ebenso gute Straße ab, die zwar auf dreifacher Länge über den Bergrücken und entlang des Fjordufers führt, dafür aber wundervolle Blicke von oben auf den Fjord bietet und absolut kostenlos ist!
Aufgetaut  Unser heutiges Gistiheimili liegt etwas außerhalb Akureyris südlich des Fjords, aber bevor wir dort einkehren, fahren wir über die lange Brücke, welche das Mündungsdelta des Eyjafjarðará kreuzt, in die Stadt hinein und tanken auf der N1, um für die morgige Rückkehr an den Mývatn gerüstet zu sein.  Zurück auf der Ostseite des Flusses finden wir unsere Unterkunft, treffen aber an der Rezeption niemanden an. Dafür liegen diverse Schlüssel auf dem Tresen und eine beiliegende Gästeliste klärt uns darüber auf, welcher Schlüssel unser Zimmer aufsperrt. Unseren Gastgeber lernen wir so erst am Abend im Restaurant kennen, wo er uns nach einer netten Begrüßung den Ofenfisch des Tages sowie das lokale Bier serviert.  Long-tailed Duck  (Clangula hyemalis)  female Eisente Pfeilschnell  Zurück auf unserem gemütlichen Zimmer haben wir den weiteren Abend mit YouTube verbracht. Uns beide zwickt aber ein leichte Erkältung, so dass die Nacht nicht ganz so erholsam verläuft, wie wir es uns erhofft haben. Das hindert uns aber nicht daran, pünktlich zum Frühstück im urigen Restaurant zu erscheinen und kurz danach erneut zur Erkundung des Mývatnostufers aufzubrechen. Wieder umfahren wir den Tunnel und sind alsbald an der Einmündung, wo die Straße 1 wieder auf den See trifft.  Hier fließt ein quirliges Wildwasser, auf dem Uferrastplatz steht ein SUV und ein Mensch, der ein mächtiges Teleobjektiv in Anschlag bringt. Hah!..., da sollte auch für mich was bei sein und nur wenig später kriege ich gerade noch einen vorbeifliegenden Sterntaucher zu fassen – zwar von minderer Qualität, aber mein Erster und Einziger!  Red-throated Loon  (Gavia stellata)  Sterntaucher Von seiner besten Seite  Vor dem gegenüber liegenden Ufer schwimmt eine Eisente und auf dem diesseitigen Sandstrand wartet ein bildschöner Kragenerpel geduldig darauf, dass ich auch ihn noch ablichte.  Der Wetterbericht hat für Mývatn ab 10:00 Uhr Sonne angesagt, über uns hängt allerdings noch eine dichte Wolkendecke. Aber es ist ja auch noch nicht 10:00...  Unser nächstes Ziel sind die Pseudokrater von Skútustadir, ein bizarrer Anblick! Leider hat auch schon der erste Reisebus seine Ladung  ausgespuckt und so beeilen wir uns, die Krater noch möglichst vor dem absehbaren Trubel zu besteigen.  Harlequin Duck  (Histrionicus histrionicus)  male Kragenente Pseudokrater  Auch für diese Krater auf der Südseite des Mývatn ist das Krafla Vulkansystem verantwortlich. Bereits vor 2500 Jahren befand sich im Gebiet des heutigen Sees eine Sumpflandschaft, die bei einem Ausbruch eines zur Krafla-Kette gehörenden Vulkans von glühender Lava überschwemmt wurde. Bei dem Kontakt des Wassers mit dem heißen Magma gab es heftige Dampfexplosionen, die lediglich Explosionskrater im darunterliegenden Gestein schufen, Vulkankegel sehr ähnlich sehend, aber Magmareste nur noch in Spuren beeinhalten.  Ehrlich gesagt, habe ich wenig Lust, auf den Kraterrand zu klettern, zumal von hinten die Reisegesellschaft naht. Maren und ich trennen uns also an der Abzweigung – sie stapft nach oben und ich versuche mein Glück auf dem Birding Trail.
Skútustaðagígar  Die Gemeinde Skútustaðir besteht lediglich aus ein paar Häusern entlang der Straße Mývatnssveitarvegur, von denen die meisten Gasthäuser oder Hotels sind. Benannt wurde sie nach nach dem Sagenhelden Víga-Skúta, dem Besitzer der "Tödlichen Axt Fluga". Vom Parkplatz des Besucherzentrums führen Wanderwege auf die Halbinsel Skútustaðagígar, die einen großen Binnensee innerhalb des Mývatn umschließt und auf der sich die Mehrzahl der Pseudokrater befinden. Vom prominentesten Krater des Westufers hat man daher einen schönen Blick über die Umschließung des Binnensees Stakhólstjörn und den Mývatn bis zum weit entfernten Ufer, auf dem das kleine Geothermiekraftwerk bei Reykjahlíð seine Dampfwolken ausstößt. Noch voll bebüschelt  Während Maren oben fotografiert, schlendere ich entlang des Seeufers, vornehmlich auf der Suche nach der legendären Spatelente, die auf Island reichlich vorkommen soll. Aber auch hier, wie an den bisherigen Beobachtungsorten, ist nicht eine einzige zu erspähen, stattdessen die komplette Auswahl an Möwen, Seeschwalben, Sturmvögeln und diversen Enten – alles Arten, die ich schon habe :-). Die einzige Ausnahme macht dieser hübsche Ohrentaucher im vollausgebildeten Prachtkleid. Zwischen Männchen und Weibchen gibt es zwar keinen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus, eine Teilmauser ab Mitte Juni bewirkt beim Weibchen aber eine sommerliche Entfärbung und Rückbildung der Federbüschel des Kopfes. Da diese Mauser beim Männchen aber erst einen Monat später beginnt, tippe ich hier jetzt einfach mal auf 'Männchen'!  Horned Grebe or Slavonian Grebe  (Podiceps auritus)  male? Ohrentaucher Aufgeschnappt  Maren ist mittlerweile auf dem Kraterrand umzingelt von Mittouristen, bei denen man eher unfreiwillig Zeuge weltbewegender Dialoge wird, wie zum Beispiel dem einer deutschen Kleinfamilie, bei der zumindest die Eltern bestrebt sind, ihre Anliegen der gesamten nördlichen Hälfte Islands zukommen zu lassen. Und so wird auch Maren Zeuge, dass "...Julian sich doch bitte – nein, etwas mehr da rüber, dann sind die Rauchsäulen im Hintergrund! Charlotte, willst du auch ein Bild mit Rauchsäulen?... Kann sich die Nadja denn mal dazustellen? CHARLOTTE, hast du etwas die ganze Zeit so ein Gesicht gemacht???". Leider müssen sie dann alle umkehren, weil noch irgendwas und sie sind sowieso schon spät... Unkooperativ  Wahrscheinlich liegt es an dem leichten Wind, dass wir bis jetzt weitgehend von den Kriebelmücken verschont wurden. Mal sehen, ob es so bleibt...? Wir sind wieder auf dem Mývatnssveitarvegur, gerade hat die Straße einen Schwenk nach Norden entlang des Seeufers gemacht, als linksseitig eine Bucht bis an die Straße schwappt. Unübersehbar ist eine Gruppe von Fotografen neben einem Kleinbus, die gestikuliernd am Ufer steht. Was gibt es da? Auch wir halten an, gehen ein Stück entlang des Uferwegs... und da ist sie! Eine Spatelente! Heimisch vor allem in Nordamerika, Kanada und an der Grönländischen Westküste, befindet sich auf Island das einzige europäische Vorkommen dieser Art. Und dies ist die einzige Spatelente, die ich auf dieser Reise zu Gesicht bekomme – leider so sehr mit Dösen beschäftigt, dass auch eine viertelstündige Beobachtung nichts daran ändert...grrr!  Barrow's Goldeneye  (Bucephala islandica)  Spatelente
Dimmuborgir  Diesmal waren es nicht Krafla Vulkane, sondern die östlich des Mývatn gelegenen Kraterreihen Þrengslaborgir und Lúdentsborgir, deren Lava hier vor 2300 Jahren über sumpfigen Boden floß. Es kam zu keinen Explosionen, aber der Dampf des unter der Lava begrabenen, kochenden Wassers bahnte sich seinen Weg über mehrere Meter durchmessende Schlote nach oben. Die noch heiße Lava unter der erstarrenden Kruste floß ab und hinterließ einen Hohlraum, in den die Lavadecke später einbrach und nur die bizarren Reste der Schlote stehen ließ. Leider hat das Wetter die Vorhersage nicht gelesen, denn auch nach 10:00 Uhr bleibt es durchgehend bewölkt. Außer uns und den Passagieren diverser Reisebusse sind jetzt auch wieder Milliarden der Mückenviecher unterwegs, so dass wir trotz Moskitohüten den Rundweg stark abkürzen. Berauschend  Ein sehr kommunikatives Zwergenvolk soll früher die "Þvörusleikishellir" in einer der Lavaschlote bewohnt haben. Unter bestimmten Bedingungen soll man sie auch heute noch sehen können – wahrscheinlich nach ausreichend Genuß der hier wachsenden Rauschbeere...  Bog Bilberry or Bog Blueberry  (Vaccinium uliginosum)  Rauschbeere, Trunkelbeere Jon Schnee war hier  Bevor wir mit der nächsten Station weitermachen, laufen wir noch mal die WCs der N1 an und setzen dann unsere Besuchsreihe entspannt fort.  Das nächste Ziel ist die Grjótagjá-Höhle. Bei unserer Ankunft quält sich bereits eine kleine Warteschlange durch den Höhleneingang, um den darin befindlichen, blauschimmernden, über 40°C warmen Badesee mit eigenen Fingern zu testen. Heute ist der Tümpel in Privatbesitz und das Baden, welches seit dem 18.Jahrhundert, beginnend mit dem Gesetzlosen Jón Markússon über lange Zeit populär war, ist verboten. Weltweit bekannt wurde die Höhle 2013 durch eine hier gedrehte Liebesszene in der dritten Staffel der Serie  Game of Thrones . Ameropa  Aufgrund des Andrangs gelingt lediglich ein Schnellschuß in die Höhle hinein über die Schulter anderer Besucher. Deutlich mehr Platz bietet das darüberliegende Felsplateau, auf dem der klaffende Grjótagjá-Riss einen Teil der geologischen Verwerfungszone zwischen den Kontinentalplatten Amerikas und Europas markiert.
Ein unerwarteter Fluggast  Wir sind vom Felsrücken schon wieder heruntergestiegen und auf dem Weg zum Auto, als plötzlich ein lautes Geflatter ertönt und sich ein ziemlich großer Vogel für einen kurzen Moment auf der Felskante niederläßt. Aufgrund der Färbung und der Größe vermute ich zuerst einen Raubvogel, während Maren schon die kurze Sichtbarkeit von 2-3 Sekunden bis zum erneuten Auffliegen genügt, ein Alpenschneehuhn zu identifizieren. Auch andere Besucher sind aufmerksam geworden und während wir in der Hoffnung, der Vogel hätte sich nahebei niedergelassen, den Felsen wieder erklimmen, starren alle jetzt nicht mehr in die Felskluft, sondern angestrengt in den Zwergstrauchbewuchs des Plateaus.  Rock Ptarmigan  (Lagopus muta islandorum)  female Alpenschneehuhn Tarnung ist alles  In Europa kommen Alpenschneehühner nur in Skandinavien, im Norden Großbritanniens, auf Island sowie in den Alpen und den Pyrenäen vor. In den Mitteleuropäischen Hochgebirgen allerdings nur oberhalb 1600-1800 m Höhe. Sie mausern dreimal im Jahr und passen sich in der Gefiederfärbung der jahreszeitlichen Vegetation an. Damit sind sie hervorragend getarnt, weil sie aufgrund ihrer Lebens- und Ernährungsweise meist am Boden unterwegs sind. Wie gut das funktioniert, merken wir auch, denn es dauert einige Zeit, bis wir sie in dem niedrigen Strauchbewuchs entdeckt haben – und das auch nur, weil sie sich bewegen. Wieder beglückwünschen wir uns, genau in der Brutzeit der heimischen Vögel unterwegs zu sein, denn in ihrem Balzgefieder sind sie einfach chic!  Rock Ptarmigan  (Lagopus muta islandorum)  male Alpenschneehuhn Ein Fall am Hverfjall  Dankenswerterweise ist die Sonne nun doch noch ein wenig herausgekommen. Als letzte Station fehlt noch der Kraterrand des Hverfjall, den man unbedingt besteigen soll. Auf uns macht der Krater jedoch einen eher hohen und steilen Eindruck und da der Vorteil der Ersteigung überwiegend im schönen Blick nach unten liegen soll, entscheiden wir, dass ein Drohnenpanorama den Zweck auch – und sogar erheblich nachhaltiger – erfüllt. Leider mache ich den Fehler, Drohni bei der Landung nicht mit der Hand aufzufangen, sondern sie auf der schrägen Motorhaube des Dusters aufzusetzen. Es kommt, wie es kommen muß – Drohni rutscht ab, landet kopfüber im Sandkies des Stellplatzes und sammelt sich ein paar unschöne Partikel in einem Propellerlager ein. Leicht panisch befürchte ich schon das Schlimmste, aber zurück im Hotel, gelingt es mir mit sanftem Ruckeln und kalter Föhnluft den Schaden zu beheben.  360°   Pano Stadtbesuch  Bevor es zurück nach Akureyri geht, halten wir noch einmal am Vogelschutzgebiet, entdecken aber keine Vögel, die wir nicht schon aufgenommen haben.  Ich hatte mir für die Reise ein paar alte, sehr bequeme Schuhe mitgenommen, die aber den isländischen Wegeverhältnissen nicht mehr gewachsen sind. Die allgegenwärtige, scharfkantige Lava hat nicht nur die Sohlen endgültig ruiniert, sondern auch die braune Färbung des Oberleders an der Spitze dermaßen abgestoßen, dass ich mich damit kaum noch in die Öffentlichkeit traue. Da es sich bei Akureyri um eine – nach isländischen Verhältnissen – mittlere Provinzstadt handelt, war meine vorabendliche Internetsuche nach einem Schuhgeschäft erwartungsgemäß erfolgreich, so dass wir es am heutigen Nachmittag aufsuchen.
Lichtzeichen mit Herz  Direkt vor der Ladenstraße des Zentrums fahren wir auf einen großen, gebührenpflichtigen Parkplatz, auf dem noch Plätze frei sind, aber auch ein Kontrolleur Knöllchen an Parksünder verteilt. Wir versuchen unser Glück am Parkautomaten, denn eine App nützt hier nichts, weil der Bezahlnachweis ins Auto gelegt werden muß. Es klappt nicht, weder mit der ersten, noch mit der zweiten Kreditkarte. Nach dem aufeinderfolgenden Kennenlernen dreier Mitbenutzer des Automaten und gemeinsamen Versuchen, unser Problem zu lösen, wenden wir uns schließlich an den erstaunlich freundlichen Knöllchenverteiler, der uns endlich zur Quittung verhilft.  Erheblich schneller verläuft der Schuhkauf. Das Geschäft liegt gleich um die Ecke, der sehr nette Verkäufer erkennt auf den ersten Blick Problem und notwendige Schuhgröße und zwei Testpaare später ziehe ich mit meinen neuen Freunden an den Füßen davon. Eben eine Stadt mit Herz... Einmal muß sein...  Am späten Nachmittag ist das Wetter ausgesprochen brilliant und es ist so warm, dass wir sogar unsere Jacken ausziehen können. Zurück im Gasthaus beschließt Maren eine Erfahrung zu machen, die für viele andere Menschen der einzige Grund ist, Island zu besuchen: Die berühmten Hot Pots, manchmal klein und individuell, meistens allerdings Massenbäder, wie die 'Blaue Lagune' bei Grindavík. Damit haben wir es nicht so, wenn einem aber die freie Benutzung derart angeboten wird, wie beim Gästepool unseres Gistiheimili gleich neben unserem Zimmer, spricht ja nichts gegen einen Versuch. Maren wagt es, schafft knappe zehn Minuten, verläßt das ziemlich heiße Wasser dann aber schnell, bevor sie gar ist :-). Ausflugstag  Heute wollen wir die Tröllaskagi Halbinsel erkunden, die 'Troll-Halbinsel'. Bei schönstem Wetter brechen wir auf in Richtung Dalvik, linksseitg entlang des längsten Fjordes Islands, dem Eyjafjörður, während rechts die Landschaft immer spektakulärer wird. Vor den Hängen der hoch aufragenden Bergkette schmiegen sich bäuerliche Siedlungen in den schmalen Grünstreifen bis zum Fjord, häufig mit kleinen Kirchen, selbst wenn diese nur von wenigen Häusern umgeben sind. Pfeifkonzert  Nachdem wir nun schon mal hier angehalten haben, beobachten wir neben der Straße noch ein paar Schnepfenvögel, die sich völlig unbeeindruckt von unserer Nähe der Nahrungssuche im Salzwiesenbiotop hingeben. Zwei Rotschenkel besetzen abwechselnd einen Begrenzungspfahl und führen dabei einen ausdauernden Pfeifdialog. Und dank ihres ständigen Platztausches gelingen mir noch einige schöne Flugaufnahmen.  (Common) Redshank  (Tringa totanus)  Rotschenkel
Tunneltour  Die Nordküste der Halbinsel wird gebildet durch die auslaufenden Bergketten des Hochlandes, getrennt von vier kleinen Fjorden. Durch den östlichsten dieser Bergrücken führt nun ein "Einbreidgöng", ein einspuriger Tunnel, auf dem die Ausweichbuchten leider auf unserer Seite sind und wir somit vor jedem entgegenkommenden Auto zur Seite fahren müssen (und zwar möglichst so, dass auch die beiden nachfolgenden Wagen noch in die Lücke für  zwei  Fahrzeuge passen!). Wir kommen heraus kurz vor Ólafsfjördur, einem kleinen Ort an der Spitze des ersten Fjords. Die versprochenen Trollhäuser suchen wir dort (fast) vergeblich, Maren sichtet immerhin eins, ich hingegen kann mich an gar keines erinnern... Macht nichts, wir halten kurz an, machen ein paar Fotos von einem aufgebockten Fischerkahn vor dem Pálshús, dem Naturmuseum und einem der ältesten Häuser Ólafsfjördurs. Und vom Gasthaus Klara an der Durchgangsstraße, welches mit seiner originellen Fassade nach meinem Empfinden einem Trollhaus am nächsten kommt. Mut zur Farbe  Weiter geht es durch den Héðinsfjarðargöng, in Wirklichkeit zwei, nur durch einen kurzen Tageslichtabschnitt getrennte, 6 und 4 km lange Tunnel, an deren Ende der Siglufjörður ("Schiffsmastfjord") liegt, mit dem gleichnamigen Fischerdorf am westlichen Fjordufer. Malerisch ist es hier, auf der einen Seite hochaufragende Berge, deren Flanken unterhalb der aktuellen Schneegrenze mit Lawinenschutzzäunen bestückt sind, während rechts der Straße der blaue Fjord glitzert. Die Durchgangsstraße entlang des Hafens weist einige interessante, teilweise bunt bemalte Gebäude auf, die alle etwas mit der örtlichen Heringswirtschaft zu tun haben. Würdigungen  Siglufjörður ist die nördlichste Siedlung der Insel und gilt als die Hauptstadt des islandischen Heringsfangs, wovon viele Attraktionen des Ortes erzählen. Unübersehbar steht die Metallskulptur der drei "Herring Girls" am Ende eines Stegs im idyllischen Hafen. Sie ist gewidmet den Frauen, welche in der Hochzeit des Heringfangs von Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts bis hinein in die Fünfzigerjahre mit dem Pökeln und Einlegen des Herings befasst waren. Neben einigen weiteren fantasievollen und skurrilen Skulpturen gibt es noch das Denkmal "Lífsbjörg" (Lebensrettung), auf dessen Namenstafel aller Seeleute des Fjords gedacht wird, die zwischen 1900 und 1988 auf See ums Leben gekommen sind. Hótel Sigló am Hafen  Der sieben Kilometer lange, tiefe Fjord weist einen optimalen Naturhafen auf, der zudem wegen der geologischen Beschaffenheit des nordöstlichen Fjordtors als Wellenbrecher vor schwerem Seegang geschützt ist. Früher lebten bis zu 3000 Einwohner vom Fischfang und dessen Verarbeitung, seit aber in der Mitte des letzten Jahrhunderts die Heringsschwärme aus noch ungeklärter Ursache ausblieben, verließen viele der Bewohner den Ort, der heute nur noch etwa 1200 Menschen beherbergt.
Das Pökelhaus  Seitdem das Städtchen aber durch die Tunnel an das isländische Straßensystem angeschlossen wurde, blüht der Tourismus auf. Nicht nur eine entsprechende Infrastruktur aus Hotels, Gasthäusern, Restaurants, Cafés und Bars lockt Urlauber an, sondern auch das auf mehrere Gebäude verteilte "Síldarævintýrið", das  "Herings Ära Museum", welches die verschiedenen Stadien der Heringsverarbeitung für die Besucher dokumentiert. Das Bild zeigt die "Salz Station" des Museums, welches im Jahr 2000 den 'Icelandic Museum Award' und 2004 den Preis für 'Europe's best new museum of industry and technology' erhielt. Wir Ignoranten  Pikanterweise müssen wir uns als weitgehende Kulturbanausen outen, weswegen wir alle touristischen Angebote des Ortes ausschlagen und nur die Weiterfahrt entlang der an Naturschönheiten reichen Küste im Sinn haben.  Wir nehmen deshalb auch an keiner Waltour teil (die wir ohnehin schon hinter uns haben), noch warten wir bis zum Juli, in dem ein berühmtes isländisches Volksmusikfestival hier stattfindet und schon gar nicht bis August mit dem "Síldarævintýrið", dem Heringsfestival. Besucher unserer Seite, die daran interessiert sind, sollten sich die Termine aber auf jeden Fall notieren ;-). Konserviert  Die Sonne lacht und das Städtchen mit den bunten Häusern vor schneebedeckten Berggipfeln... das schreit geradezu nach einem Panorama. Kaum etwas erinnert noch an die Zeiten, als die Fischwirtschaft das Leben in dem Ort bestimmte. Ganz am nördlichen Rand der in den Fjord hineinragenden Halbinsel erkennt man einen Schornstein und einige Industriegebäude, darunter auch eine Konservenfabrik, deren Fischkonserven mit dem aufgedruckten Sigló-Siegel wegen ihrer Qualität weithin bekannt und begehrt waren.  360°   Pano Fleischfresser  Es ist  schon Mittag und wir haben noch eine gehörige Strecke vor uns. Weiter geht es entlang der Küste, wo wir bald an einem Rastplatz halten, um die Aussicht zu genießen und natürlich auch, um ein uns noch unbekanntes, erstaunlicherweise karnivores Blümchen zu dokumentieren.  Common Butterwort  (Pinguicula vulgaris)  Gemeines Fettkraut, Blaues Fettkraut od. Kiwitzfettkraut
Landflucht  Nach der halben Umrundung der Tröllaskagi Halbinsel stehen wir am Ufer des Skagafjörður Fjords und schauen auf die kleine Insel Málmey. In etwa 25 km Entfernung erheben sich am gegenüberliegenden Ufer die weißen Bergspitzen der Skagaheiði Hablbinsel hinter der dunstigen Küstenlinie. Sie sind zwar nicht ganz so hoch wie die Berge der dieseitigen Troll-Halbinsel, ragen aber immerhin auch bis 750 m auf.  Es ist einsam hier, kaum dass man einem Fahrzeug oder einem Menschen begegnet. Auch Siedlungen gibt es nicht, nur ein paar Schafe laufen über die Wiesen. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten hier noch Bauern, die aber von den Erträgen ihrer kargen Felder nicht leben konnten. Migranten  Wir erreichen schließlich den kleinen Ort Hofsós, der nur aus zwei Straßen und einem riesigen Schwimmbad besteht. Hier soll es eine Ausstellung geben (die wir natürlich auch nicht besucht haben...), welche über das Leben und Schicksal der Bewohner dieses Landstrichs Auskunft gibt. In Zeiten, in denen man noch nicht von Heimarbeit leben konnte und es noch kein Internet gab, war die einzige Option zu überleben, auszuwandern. Insgesamt sollen sich zwischen 1870 und 1930 über 20.000 Isländer auf den Weg nach den USA und Kanada gemacht haben, die aber als gelernte Landwirte in der Fremde meist kein Problem hatten, selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.  Soweit wollen wir heute nicht, denn uns interessieren wieder einmal die sehenswerten Basaltformationen, die es – über einen Parkplatz und eine Treppe gut zugänglich – an dieser Fjordküste gibt. Die Stadt der Elfen  Seit dem 15. Jahrhundert war Hofsós ein wichtiger Handelsort am Skagafjörður, verlor diesen Status aber im 19.Jahrhundert, als das größere Sauðárkrókur auf der anderen Seite des Fjords diese Rolle übernahm. Heute hat das Dorf an der Mündung des Flusses Hófsá gerade noch 160 Einwohner, die hauptsächlich von ihrem Museum und den Besuchern des weithin berühmten, stylischen Schwimmbads leben.  Es sollen noch weitere Bewohner zwischen den Basalten an der Küste leben: die artbedingt leider den meisten Menschen unsichtbaren Mitglieder des Elfenvolkes, welches hier seine Hauptstadt hat, während ihre Königin das Volk von Bakkagerði aus regiert, dem Ort, an dem wir die Puffins besucht haben. Leider hören auch wir die Elfen nur singen, gesehen haben wir aber keine...:-( Stífluvatn  Eigentlich hätte es sich angeboten, bereits nach dem Verlassen der Reykjanes Halbinsel am Beginn unserer Reise ein, zwei Abstecher ins Hochland zu machen. Wir nahmen aber davon Abstand, weil Anfang Juni mit ziemlicher Sicherheit die Strecken noch wegen Schnee gesperrt sind. Jetzt sind wir zwei Wochen weiter, die Berge sind im Norden nicht ganz so hoch und dem Meeresklima ausgesetzt, so dass vielleicht die Chance besteht, quer über den Bergrücken der Tröllaskagi Halbinsel nach Akureyri zurückzukehren. Unser Vermieter, den wir heute morgen beim Frühstück befragt haben, ist sich nicht sicher, ob die Straße schon offen ist und hat Zweifel, dass unser Vorhaben gelingt. Wir wagen es einfach mal. Zurück bis an die Südspitze des Miklavatn, biegen wir bei Ketilás nach rechts auf den Ólafsfjarðarvegur ab. Nirgendwo steht etwas von "Sperrung", weswegen wir weiterfahren und erst mit Blick auf die Berge am Stífluvatn pausieren.
Grandios  Die Straße ist zwar nicht asphaltiert, der Schotterbelag aber fest und in gutem Zustand. Wir sind am See vorbei und langsam hebt sich die Straße im Tal des namenlosen Schmelzwasserflusses nach oben. Überwältigt von der Aussicht auf ein verschneites Bergtal und den grünen Talgrund, welcher sich bis zum See hinzieht, bleiben wir wieder stehen und machen erst mal Fotos. Nach links schwenkt die Straße weiter ansteigend in die Bergwelt, die noch in strahlendem Weiß daliegt. Augenblicke später kommt ein Motorradfahrer aus der Gegenrichtung und hält ebenfalls an. Wir nicken uns zu, aber erst als ich sehe, dass das Motorrad ein österreichisches Nummerschild hat, spreche ich den Fahrer an.  360°   Pano Sicher mit Scout  Ob die Straße über den Pass für Autos befahrbar sei, möchte ich von dem Österreicher wissen. Er grinst begeistert und bejaht – kein Problem, der Schnee sei durchgehend geräumt.  Am noch grünen Wegrand blüht eine Silberwurz und nachdem diese 'im Kasten' ist, geht es weiter in den Sommerschnee.  Mountain Avens or White Dryas  (Dryas octopetala)  (Weiße) Silberwurz Ólafsfjarðarvegur  Momente später halten wir schon wieder. Hinter uns ist das grüne Tal gerade noch erkennbar und voraus neigt sich der Weg schon wieder und der blaue Fjord bei Ólafsfjörður zeigt sich am Horizont im Taleinschnitt. Obwohl diese Passhöhe 'nur' auf einer Höhe von etwas über 400 m liegt, liest man, dass der Schnee auch im Sommer nicht vollständig abtaut. Betrachtet man die durchgehende Schneedecke und die Menge, die neben der geräumten Straße aufgehäuft ist, ist man geneigt zu glauben, dass es auch ein, zwei Monate später noch genauso aussieht. Bevor die Tunnel gebaut wurden, war dieser Weg die einzige Verbindung zwischen Ólafsfjördur und Siglufjörður. Im Winter unpassierbar, blieb als Alternative nur die 240 km lange Strecke über die Ringstraße zwischen den Nachbarorten.  360°   Pano Der Herr trägt Zopf  Am nächsten Morgen verlassen wir unsere gastliche Herberge nach drei Übernachtungen. Heute liegt eine lange Strecke nach Hvammstangi vor uns. Wie immer auf dem Weg zurück zur Ringstraße, passieren wir das Mündungsdelta des namenlosen Flusses, welcher neben der Rollbahn des Flughafens von Akureyri in den Eyjafjörður fließt.  Auch heute morgen schwimmt wieder eine große Anzahl von Enten und Gryllteisten auf der Wasserfläche neben dem Damm, über den die Straße führt. Und wie immer schauen wir im Vorbeifahren genau hin, ob es nicht ein paar bisher noch ungesehene Vögel hierhin verschlagen hat. Und siehe da,  die  hatten wir bisher noch nicht:  Red-breasted Merganser  (Mergus serrator)  male + female Mittelsäger
Oder divers..?  Noch eine Eisente schwimmt uns über den Weg, etwas anders befiedert als die, die wir schon haben. Und es ist – zumindest uns – unmöglich, schon nur diesen Beiden das richtige Geschlecht zuzuordnen. Eisenten mausern dreimal im Jahr, allerdings soll es einige geben, die in nahezu beständiger Mauser einem andauernden  Gefiederwechsel unterliegen, so dass noch nicht einmal die rosa Markierung auf dem Schnabel einiger Männchen eine genaue Zuordnung zuläßt. Bei einigen Enten ist sie stark, bei anderen kaum sichtbar, so dass unsere Vermutung, bei unserem ersten Exemplar handele es sich um ein Weibchen und bei dem zweiten wegen des vornehmlich weißen Kopfes und des kaum sichtbaren Farbschimmers auf dem Schnabel um ein Männchen, eine reine Vermutung ist. Hübsch sind sie aber beide...  Long-tailed Duck  (Clangula hyemalis)  male??? Eisente Kulturtour  Heute umrunden wir nicht noch einmal die Tröllaskagi Halbinsel, sondern fahren auf dem Hringvegur weiter nach Westen. In Varmahlíð verlassen wir die 1 und biegen nach Norden ab, wo wir in kurzer Zeit "Glaumbær" erreichen, ein liebevoll restauriertes Museumsgehöft, dessen älteste Teile bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zurückreichen und bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts bewohnt und bewirtschaftet wurden. Die Geschichte dieses Ortes reicht aber noch sehr viel weiter zurück bis zum 11. Jahrhundert, als eine isländische Siedlerfamilie hier heimisch und dank des Handels mit Walrosselfenbein sehr wohlhabend wurde. Tief gläubig gingen aus der Kaufmannsfamilie später Pfarrer und Bischöfe hervor, die auch die angegliederte Kirche erbauten und in der damaligen Gesellschaft einen großen religiösen und politischen Einfluss besaßen. Aufgrund des Mangels an Bäumen und damit Bauholzes, griff man als Baumaterial neben geringen Anteilen an Schwemmholz auf die schweren und massiven Grassoden zurück, die dank einer starken Verbindung von Wurzeln und Erde sehr haltbar und witterungsbeständig sind. Zentralachse  In dieser Bauweise lassen sich aber keine großen Räume errichten, so dass das Gehöft aus einem Konglomerat von dreizehn kleineren Gebäuden besteht, von denen die neun wichtigsten durch einen zentralen Gang miteinander verbunden sind. Gut erkennbar auch hier die nur teilweise verkleideten Torfwände und die Dachkonstruktion aus hartem, witterungsbeständigen Schwemmholz. Honoratiorenkabinett  Die Front des Gehöftes bilden sechs Einzelhäuser, von denen die ersten drei Lagerräume und eine Schmiede beherbergen, gefolgt von dem Haupthaus mit dem Eingang zu den dahinter, links und rechts vom Gang aufgereihten Wohnhäuschen. Der vierte, separate Eingang, gehört zu einem Gästezimmer, welches auch vom Zentralgang zugänglich ist, während das Fünfte, auf dem ersten Foto nur noch angeschnittene Häuschen, als Brennstofflager diente.  Das linksseitig vom Zentralgang befindliche Gästezimmer zeigt, wie alle weiteren Räumlichkeiten, den Einrichtungszustand aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und ist aktuell an den Wänden mit Bildern wichtiger Persönlichkeiten "Skagafjörðurs" aus dem 19. und 20. Jahrhundert bestückt, die in diesem prominenten Gehöft als Gäste weilten. Auch scheint der Talar darauf hinzuweisen, dass der Pfarrer der angegliederten Kirche zumindest zeitweilig hier gewohnt hat.
Bláa stofa  Das rechtsseitige Gästezimmer mit dem zusätzlichen Eingang an der Hausfront wurde 1841 eingerichtet. Ein paar Zeilen eines berühmten Gedichtes sind in den Vorhang des Bettes eingestickt und erinnern an den geschätzten isländischen Dichter Jónas Hallgrimson aus Tröllaskagi, der neben anderen prominenten Gästen hier genächtigt hat. Der heute sehr wohnlich wirkende Raum ähnelte ursprünglich wohl eher den Betriebsräumen, die auch heute noch mit Feldsteinen verkleidete Wände besitzen.  Der 20 m lange Zentralgang führt durch einen geschlossenen Komplex im Fischgrätmuster aufgeschichteter Torfsoden, der die von meterdicken Schichten getrennten 'Einzelhäuser' umschließt. Diese Bauweise isolierte unter den isländischen Bedingungen so gut, dass das Gehöft ohne zusätzliche Heizung auskam und nur von der Körperwärme seiner Bewohner erwärmt wurde. Eldhús  Die Kochstellen in der Küche des von bis zu 20 Personen bewohnten Hofes wurden mit Torf und getrocknetem Schafsdung befeuert. In ihrer sehr rustikalen Ausstattung dürfte sich die Küche nicht wesentlich von der ursprünglichen Kochstelle des Gründerehepaares Þorfinnur Karlsefni und Guðríður Þorbjarnardóttir aus dem elften Jahrhundert unterschieden haben.  Das Paar gehörte zusammen mit Leif Erikson zu den frühen Entdeckern Amerikas und soll sich nach einem mißglückten Kolonisationsversuch auf Neufundland genau hier niedergelassen haben. Der 3 Jahre zuvor geborene Sohn von Guðríður, Snorri Þorfinnsson, gilt nicht nur als der erste in Amerika geborene Europäer, er soll auch die erste Kirche der Ansiedlung erbaut haben. Norðurbúr  Im (nördlichen) Vorratsraum wurden die Lebensmittel in zum Teil selbstgebauten Gefäßen gelagert. Da in dieser weltabgeschiedenen Gegend selten Handelsware erhältlich war, wurde sogar das Geschirr von den Einheimischen aus Holz geschnitzt.  Gut erkennbar ist hier die Dachkonstruktion, deren Unterbau aus Holz in jedem einzelnen Häuschen mit einer dicken Lage Torf belegt ist, auf der zusätzlich eine Grasschicht für die Isolierung und Regenableitung sorgt. Sehr wichtig ist die Einhaltung des richtigen Neigungswinkels des Daches. Bei zu großer Schräge fließt das Regenwasser zu schnell ab, das Gras und der Torf trocknen aus und rutschen im schlimmsten Fall ab, bei zu flachem Winkel nimmt der Belag zu viel Wasser auf, so dass Feuchtigkeit durchsickert oder das Dach sogar aufgrund zu großen Gewichtes zusammenbricht. Baðstofa  Den Abschluß auf der Westseite bildet die aus drei getrennten Räumen gebildete "Bettstube", das eigentliche Wohnzimmer des Gehöftes. Im südlichen 'Zimmer' wohnte der Bauer und die Bäuerin, in diesem mittleren Teil lebten die Knechte und Mägde, während im angrenzenden Raum die Kinder untergebracht waren. In der Enge des Zusammenlebens waren strikte Regeln vonnöten, um ein auskömmliches Miteinander sicherzustellen. Um wenigstens ein Minimum an Privatheit zu gewährleisten, besaßen Männer und Frauen nur ihnen zugeteilte Schüsseln und Gefäße. Zudem galt alles, was bei den Männern  unter dem Kopfkissen lag, als so privat und geschützt wie in einem Safe. Weil die Anzahl der Bewohner die der Betten meist überstieg, waren diese in der Regel von zwei Menschen belegt. Die Frauen schliefen unter den Fenstern, weil sie für das Spinnen und Stricken mehr Licht brauchten, während die Männer, denen die gröberen Arbeiten, wie das Kämmen der Wolle und die Seilherstellung oblag, mit weniger Licht auskamen.
Suðudyr  Die hintere Südansicht zeigt links das Fenster der Bauernfamilie und in der Mitte die "Südtür", der Ein- und Ausgang, durch den frisches Wasser und Vorräte hinein, sowie Asche und Abfälle nach draußen gelangten. Außerdem diente die Tür als Notausgang, sollte im vorderen Gebäudeteil ein Feuer ausbrechen.   Hinter den mit dicken Torfschichten getrennten und nach außen isolierten 'Häusern' überragt der Kirchturm das Gehöft – natürlich nicht mehr der von Snorri Þorfinnsson erbaute, sondern der des 'Neubaus' aus dem 19. Jahrhundert. Auch die Fenster des Gehöftes dürften aktuellen Bedürfnissen angepaßt worden sein, denn in vergangenen Zeiten wurden lediglich die repräsentativen Räume wie die Gästezimmer mit wertvollem Glas ausgestattet, sämtliche anderen Räumlichkeiten erhielten ihr Licht mittels durchscheinender Kalbshäute. Caféhaus  Heute verlaufen sich trotz des fortgeschrittenen Vormittags erfreulicherweise nur wenige Besucher auf dem großen Gelände. Hier macht es sich noch bemerkbar, dass wir in der Vorsaison reisen und die meisten Touristen sich als Passagiere der großen Kreuzfahrtdampfer hauptsächlich im Süden der Insel ballen. Zwischen dem am Eingang gelegenen, noch ziemlich leeren Parkplatz und der Hauptattraktion, den Torfhäusern, führt ein Kiesweg an zwei schön gepflegten Häusern des 19. Jahrhunderts vorbei – eines von ihnen, das graue, diente dem örtlichen Pfarrer als Wohnsitz, ist begehbar und zeigt mit Originalkleidung ausgestattete und auf 'antik' getrimmte Schaufensterpuppen hinter Glaswänden. Das zweite, hellorangefarbene Haus hingegen, war früher eine Mädchenschule und beherbergt heute das "Áskaffi". Nostalgisch  Über eine Außentreppe gelangt man in die mit Originalinterieur des 19. Jahrhunderts ausgestatteten Räume des Cafés. Nur die Tische und Stühle sind für die Besucher freigegeben, über alle anderen Sitzgelegenheiten spannt sich ein diskretes Band. Auch die Tischplatten sind mit einer runden Glasabdeckung versehen, damit ja kein Tropfen Kaffee oder Kuchenkrümel die wertvollen Decken beschmutzt. Obwohl selber nicht ausprobiert, soll hier ein ausgesprochen gutschmeckender, hausgemachter Kuchen serviert werden.  Vielleicht beim nächsten Mal – denn heute liegt mit der geplanten Umrundung der Halbinseln Skagi und Vatnsnes noch eine lange Strecke vor uns, bis wir unser Quartier in Hvammstangi erreichen. Sturmfest  Wir fahren weiter Richtung Norden, entlang der Küste auf die Skagi Halbinsel, um mal einen Blick auf die Seehundkolonien zu werfen. Die Landschaft selbst ist nett, allerdings nicht so fantastisch wie Tröllskagi, weswegen hier wohl auch nur relativ wenige Leute unterwegs sind. Eines der wenigen Fahrzeuge parkt neben der Straße auf einem unscheinbaren Halteplatz, dem Startpunkt eines kurzen Aussichtspfades, der entlang einer sehenswerten Steilklippe führt. Der aktuell wieder starke Sturm bläst glücklicherweise vom Meer her, womit die Gefahr gebannt ist, in das aufgewühlte Meer geweht zu werden, die in der Wand brütenden Eissturmvögel allerdings zu waghalsigen Anflügen auf ihre Nester zwingt.  Snow Bunting  (Plectrophenax nivalis)  Schneeammer
Keine Seehundsdusche  Von Seehunden ist hier nichts zu sehen, dafür begleitet uns eine zutrauliche Schneeammer ein Stück weit auf unserem kurzen Spaziergang zum Ketubjörg Wasserfall. Spitzschwanzschmarotzer  Wenig später haben wir die Spitze der Halbinsel umrundet, es bleibt sonnig und schön, auch die nächste 'versprochene' Seehundsbucht löst ihr Versprechen nicht ein, dafür werden wir auf ein paar Schmarotzerraubmöwen aufmerksam, die weitab der Straße durch die Luft schießen und sich immerhin gelegentlich mal auf dem Boden niederlassen. Vielleicht gelingt es mir ja hier, endlich mal ein Foto von den schnellen Fliegern zu bekommen. Obwohl ich mir den 1.4x Adapter zwischen Kamera und Objektiv geschraubt habe, ist die Jagd auf diese Vögel ein echtes Glückspiel. Sitzen sie, sind sie zu weit weg, fliegen sie, sind sie extrem schwierig zu erwischen.  Parasitic Jaeger or Parasitic Skua  (Stercorarius parasiticus)  Dark morph Schmarotzerraubmöwe Fixe Diebe  Nach einiger Zeit gelingt es mir sogar, eine hellere Raubmöwe einzufangen. Schmarotzerraubmöwen halten sich ganzjährig auf dem offenen Meer auf und kommen nur zur Brut in der arktischen Tundra an Land. Beide Vögel zeigen den typischen, langen und spitzen Schwanz des Brutkleides, müssen aber nicht unbedingt Männchen und Weibchen sein, denn es ist kein Geschlechtsdimorphismus, der für ihr unterschiedlich gefärbtes Gefieder verantwortlich ist. Es gibt sowohl ein dunkle wie auch eine helle Morphe der Möwe, die aber nicht geschlechtsspezifisch ist! Wie der Name schon andeutet, sind diese Möwen sogenannte Kleptoparasiten, die sich ernähren, indem sie anderen Seevögeln das Futter abjagen.  Parasitic Jaeger or Parasitic Skua  (Stercorarius parasiticus)  Light morph Schmarotzerraubmöwe Bei uns auf Platz 29  Wir folgen dem "Skagaströnd", der Westküste der Skaga Halbinsel nach Süden. Im Vergleich zu "Tröllaskagi" ist die Landschaft relativ flach und wenig beeindruckend. Es ist einfach ein entspanntes Fahren mit dem Meer auf der einen und den sonnenbeschienenen Wiesen auf der Landseite. Auch der nächste 'todsichere' Seehundfelsen enttäuscht, so dass uns nur die Hoffnung auf den Nächsten bleibt, den wir nach Umrundung der breiten Húnafjörður Bucht erreichen.   Hier, am Fuß der Vatnes Halbinsel, ist mal wieder richtig was los, nicht wegen der – auch hier nicht zu findenden Seehunde –, sondern wegen des Basaltfelsentores Hvítserkur, welches zu einem der 10 Top Fotomotive Islands zählt. Nun ja...
Fern der Alpenstrände  Wir haben heute sage und schreibe 380 km zurückgelegt! Und das mit der Unterbrechung in Glaumbær! Nun sind wir auch rechtschaffen müde und erschöpft, als wir unser heutiges Übernachtungsquartier in Hvammstangi erreichen. Das Zimmer ist klein, gemütlich und völlig ausreichend für nur eine Übernachtung. Es gibt zwar einen Frühstücksraum mit Self-service (Frühstücksbuffet mit zugeteiltem Brotkorb pro Zimmernummer), aber kein Restaurant. Wir sind wie immer gegen 8:00 Uhr frühstücksfertig und wappnen uns für die Herausforderung des self-service-Frühstücks (in the fridge!). Im Kühlschrank stehen diverse, mit den Zimmernummern beschriftete Pappschachteln, denen wir je eine Banane, einen Joghurt, einen Bagel und zwei weitere, nicht näher definierte Teigwaren entnehmen. Eine Flasche O-Saft vervollständigt das Ensemble und mit dem bereitstehenden Wurst-, Käse- und Marmeladenangebot sind wir bald ausreichend gesättigt und machen uns auf den Weg.  Dunlin  (Calidris alpina)  Alpenstrandläufer Nach Vestfirðir  Ab hier verlassen wir den Hringvegur und biegen, nachdem wir den Hrútafjöðdur Fjord passiert haben, Richtung Norden auf die Straße 68 ab. Im Gegensatz zu den meisten Islandbesuchern nutzen wir die uns zur Verfügung stehende Urlaubszeit von 4 Wochen aus und machen auch noch die Westfjorde unsicher. 30 km nach Hvammstangi füllen wir an einer N1 den Tank wieder voll und lassen uns auf der weiteren Strecke viel Zeit, bummeln auf der menschenleeren Straße entlang der Küste mit gemächlichen 60 km/h voran und halten dabei Ausschau nach diversen Wasservögeln. Die Mittelsäger waren wieder da, unzählige Eiderenten mit und ohne Nachwuchs, Rotschenkel, Singschwäne, Kormorane, Regenpfeifer und sogar ein paar Alpenstrandläufer. Endlich bekomme ich auch einmal die schon oft gesehenen Gryllteiste vernünftig vor die Linse. Bereits kurz nach 12:00 Uhr erreichen wir unser Hotel, sind noch die einzigen auf dem Parkplatz und müssen natürlich prompt im Aufenthaltsraum warten, weil unser Zimmer erst ab 15:00 Uhr bezugsfertig ist.  Black Guillemot or Tystie  (Cepphus grylle)  Gryllteiste Eingemummelt  Den ganzen Vormittag war es diesig und regnerisch mit tiefhängenden Wolken. Wir sitzen gerade ein halbe Stunde mit unseren Ebooks im Aufenthaltraum, als es aufhört zu regnen. Maren ist nicht zu halten und bricht mit der Kamera in das umgebende, tropfnasse Wiesengelände auf, auf dem, nicht weit entfernt, zwei urige Torfhäuser zur Erkundung einladen. Die Türen stehen offen und Maren tritt mit gezückter Videokamera ins dämmerige Innere der beiden verbundenen Häuschen ein, als plötzlich ein unheimliches Knistern, gefolgt von Schafsgeblöke und menschlichem Schnarchen ertönt. Es dauert einen erschrockenen Moment, bis ihr klar wird, dass installierte Bewegungsmelder für das audiophone Ambiente verantwortlich sind. Eine arktische Orchidee  Zwar verstecken sich, wie es die dazugehörige Story erzählt, keine mittelalterlichen Hexer mehr vor Verfolgung in den Häuschen, aber auf den umliegenden Wiesen herrscht ein reges Vogelleben und einige hübsche Pflänzchen gibt es auch, so dass Maren mich nach ihrer Rückkehr überredet, noch mal mit rauszukommen. Natürlich schickt sie auch mich in die Torfhäuser, wo ich ebenfalls erst einmal zusammenzucke, dann aber amüsiert zusammen mit ihr beginne, die hier wachsenden Orchideen zu dokumentieren.  Northern Green Orchid  (Platanthera hyperborea)  Nordische Kuckucksblume od. Nördliche grüne Orchidee
Der Tropf  Nicht nur der Wildwuchs auf dem felsigen Untergrund ist tropfnass, sondern auch die junge Rotdrossel, die unablässig vor sich hin pfiept, um von Mama getröstet oder gefüttert zu werden. Entweder ist sie noch nicht flügge, oder aufgrund des nassen Gefieders nicht flugfähig – sie bleibt jedenfalls mutig sitzen, selbst als wir nahe heran kommen.  Redwing  (Turdus iliacus)  juv. Rotdrossel Ohne Socken  Die Uferschnepfe ist hier zwar schon einmal zu Ehren gekommen, wer aber so hübsch aussieht, kann auch noch ein zweites Mal gezeigt werden. Mittlerweile füllt sich der Parkplatz des Hotels und obwohl es noch nicht ganz 15:00 Uhr ist, kehren auch wir zur Rezeption zurück, wo das Einchecken in vollem Gange ist. Gut, dann reihen wir uns auch mal ein und siehe da, auch wir dürfen schon zwanzig Minuten vor drei unser Zimmer beziehen. Im Hotel – ein ehemaliges Internat, dessen Holzfußboden auf Hochglanz poliert ist – herrscht ein striktes Schuhverbot auf den Gängen und im Zimmer. Unsere Schuhe müssen wir im Vorraum deponieren und es gibt noch nicht einmal dicke Stricksocken als Ersatz (wie im chilenischen "Puerto Río Tranquilo" – dafür herrscht hier kein Handy-Verbot :-).  Black-tailed Godwit  (Limosa limosa)  Uferschnepfe Kältefest  Immerhin beim Abendessen und auch beim Frühstück am darauffolgenden Morgen, sind Schuhe auf den kalten Fliesen wieder erlaubt. Bald haben wir gepackt und müssen unser Auto auf dem vollen Parkplatz erst mal suchen, denn mit dem dicken Spritzschmutzbelag ist es auf dem nassen Schotterparkplatz optimal getarnt.  Heath Spotted Orchid or Moorland Spotted Orchid  (Dactylorhiza maculata)  Geflecktes Knabenkraut Drillinge  Es ist immer noch bedeckt, neblig trüb und es nieselt, als wir aufbrechen. Wir fahren direkt nach Westen und lassen den nordwestlichsten Teil der Insel, die Hornstrandir Halbinsel aus. Sie ist weitgehend Naturschutzgebiet, kaum bewohnt und nur wenig verkehrsmäßig erschlossen. Wie wir gelesen haben, ein Paradies für Camper und Wanderer, etwas wofür man allein einen ganzen Urlaub braucht und wofür wir uns, ehrlich gesagt, zu alt fühlen :-). Auf unserer Strecke schneiden wir den Hals der Halbinsel und queren einen 500 m hochgelegenen Pass, bis die Straße sich wieder herunter neigt in die fjordreiche Küste entlang der Ísarfjarðardjúp Bucht. Das Wetter ist etwas besser geworden und uns gelingt ein schönes Foto dieser Schwanenfamilie, kurz bevor wir wieder an die Küste stoßen.  Whooper Swan or Common Swan  (Cygnus cygnus)  Singschwan
Ein vielseitiges Kraut  Die Fahrt Richtung Isafjördur lassen wir langsam angehen – wer weiß, ab wann man einchecken darf – außerdem können wir so viel besser nach Wildlife Ausschau halten. Entlang der Küste ist auch einiges zu sehen, so dass wir gelegentlich anhalten und von unzähligen Eiderenten, Schnepfenvögeln, Seeschwalben und sogar Eistauchern verwöhnt werden. Leider, wie meist, selbst für das Tele zu weit weg für vernünftige Aufnahmen, so dass ich mich mal ersatzweise dem näherliegenden Bewuchs zu meinen Füßen widme, welchen nicht nur Rentiere und Inuit zu schätzen wissen.  Reindeer (Cup) Lichen  (Cladonia rangiferina)  Echte Rentierflechte od. Isländisches Moos Frischfisch  Google sagt, bis zu unserem heutigen Tagesziel sind es 260 km. Und obwohl wir jeden der zahlreichen Fjorde umrunden, kommen wir auf den gepflegten Küstenstraßen gut voran. Der Reiseführer empfiehlt als nächsten Ziel "Hvítanes", ebenfalls mit hundertprozentiger Seehundgarantie. Wir sind noch ein paar Kilometer vor dem Ziel, als wir entlang des Ufers einen (!) faul zwischen Seetang liegenden Seehund entdecken, der sich zwar fotografieren läßt, hier aber nicht erscheint, weil wir später noch ein paar viel fotogenere Exemplare entdecken werden. Statt dessen erscheint hier meine einzige fotografissche Ausbeute von Hvítanes, ein Kormoran beim genüßlichen Mittagsmahl.  European Shag or Common Shag  (Gulosus aristotelis)  Krähenscharbe Guaranteed quality  Am Parkplatz bei Hvítanes stehen schon einige Autos und noch mehr Fotografen mit Teleobjektiven, die offensichtlich jeden verfügbaren Vogel ablichten. Sie haben wahrscheinlich den gleichen Reiseführer wie wir, ein Seehund ist hier aber trotzdem nicht zu sichten. Mein Hinweis an einen Fotografen, nur wenige Kilometer weiter läge ein solcher fotogen in Strandnähe, wird mit dem Hinweis abgetan, bis gerade eben, bis vor fünf Minuten, hätten auch hier ein paar Robben Modell gelegen.  Nicht nur haben die Bewohner des nahegelegen Litlibær, eines kleinen Torfhofes, hier den Parkplatz für die Seehundbeobachtung eingerichtet, sie bieten neben Kisten mit ausleihbaren Ferngläsern (von denen wir keine entdecken...) auch selbstgekochte Rhabarbermarmelade an – gegen 1000 ISK pro Glas in die Vertrauenskasse. Verführerisch, aber bei ausschließlichen Übernachtungen mit Frühstück schwierig unterzubringen. Eiderentchen  Heute wird es wohl nichts mehr mit Sonne. Es ist aber glücklicherweise trocken und es bleibt beim nur sehr schwachen Verkehrsaufkommen entlang des Hestfjörður auf dem Djúpvegur, der Straße 61, an deren Brücke über die Mündung des Hestfjarðará Flusses wir einen weiteren Stop einlegen. Erstens wegen des farbenfrohen Bewuchses und zweitens wegen der Seeschwalbenkolonie und ein paar Eiderenten mit Nachwuchs.  Common Eider, Cuthbert's Duck or Cuddy's Duck  (Somateria mollissima)  Eiderente
Straumbergfoss  Es reizt mich, trotz des Wetters einen tieferen Blick in die Schlucht des Hestfjarðará Flusses zu wagen. Es ist noch trocken, abgesehen von den enormen Wassermengen, die die zahlreichen Wasserfälle und Rinnsale von den Berghängen ins Tal spülen. Der, auf den Drohni zuerst schaut, heißt Straumbergfoss, der etwa gleich große, näher am Fjord, ist der Bulafoss des Lambagilsá Flusses und beide sind nicht auf der Liste der 87 Fälle, mit der Wikipedia die Frage nach der Anzahl isländischer Wasserfälle beantwortet. Wobei diese Frage wohl prinzipiell unbeantwortbar ist... :-)  360°   Pano Schöner nisten  Maren fotografiert derweil die Seeschwalbenkolonie, deren Nester sich inmitten wunderschön blühender Felder von Blauglöckchen befinden. Sie regen sich zwar wie immer fürchterlich auf, fliegen auch hektisch hin und her, greifen uns aber glücklicherweise nicht an, wie wir es anderenorts schon erlebten.  Es ist erst Mittagszeit und wir haben nur noch zwei Fjordumrundungen vor uns, bis wir am Ziel sind. Selbst wenn wir erst wieder ab 15:00 Uhr unsere Zimmer beziehen können, müssen wir ja nicht pünktlich eintreffen – die langen Tage erlauben noch viele Aktivitäten, selbst wenn es so bedeckt ist wie heute.  Arctic Tern  (Sterna paradisaea)  Küstenseeschwalbe Vierfjordeck  Die nächste Fjordmündung weist einen Aussichtsparkplatz direkt unterhalb der Landspitze Kambsnes auf, ein paar Meter oberhalb der Wasserlinie, so dass man einen tollen Blick über die Mündungen der vier Fjorde Skötufjörður, Hestfjörður, Seyðisfjörður und Álftafjörður in die große Ísafjarðardjúp Bucht hat. Gegenüber an der Küste liegt das Städtchen Súðavík zum Greifen nah, wir müssen aber erst das unter hellen Wolken liegende Fjordende passieren, bis wir von der anderen Seite hierher zurück schauen können.  360°   Pano Schafswunder  Am Ende des Álftafjörður scheint tatsächlich für ein paar Minuten die Sonne, was uns veranlaßt, an der Mündung des hier von den Bergen herabkommenden Flusses zu halten. Aber nicht die Landschaft erregt unsere Aufmerksamkeit, sondern ein Widder mit zwei seiner Nachkommen, die friedlich am Ufer des Fjords grasen. Die Schafe Islands faszinieren uns. Genauer gesagt, die Haltung dieser Tiere. Überall auf der Insel, vom Flachland bis hoch in die Hänge der Berge, trifft man auf vereinzelte, selten in kleinen Gruppen umherschweifende Tiere. Es sind keine Wildtiere, denn nach allem was wir wissen, werden sie regelmäßig im Herbst wieder zum Scheren und Überwintern zusammengetrieben. Wie Scharen von Reitern und Hunden dies bei den weit über die Landschaft verstreuten Tieren schaffen, mutet uns wie ein echtes Wunder an.  Domestic Sheep  (Ovis aries)  Hausschaf
Súðavík  Nun sind wir in dem Ort angekommen, den wir bereits von Kambsnes aus gesehen haben. Schon von dort fiel die Zweiteilung des Dorfes in einen nördlichen und einen südlichen Teil auf. Immer wieder von Lawinenabgängen in Mitleidenschaft gezogen, kam es am 16. Januar 1995 zu einem besonders schweren Lawinenunglück, bei dem 14 Menschen ums Leben kamen und 22 der 70 Häuser zerstört wurden. Die nur etwas über 250 Einwohner der Gemeinde entschieden sich, das komplette Dorf etwas weiter südlich in einer weniger bedrohten Lage neu aufzubauen, zumal dies günstiger war, als aufwendige Lawinenschutzmaßnahmen durchzuführen. Da sich für die verbliebenen Häuser und Grundstücke des nördlichen Teils keine Käufer finden ließen, entschloß man sich pragmatisch, diese für die sommerliche Reisezeit zu Urlaubsquartieren und Appartements umzubauen. Es gibt sogar Henning Mankell!  Es ist nicht der im alten Teil des Dorfes befindliche Familienpark mit seinen Klettergerüsten und auch nicht das Polarfuchsmuseum, welches uns zum Anhalten bewegt, sondern die skurrile Getränkedosensammelflasche sowie die kleinste Leihbücherei, die wir je gesehen haben und die sogar noch ein funktionierendes Telefon aufweist. Sjóminjasafnið í Ósvör  Es ist noch früh, als wir Ísafjörður erreichen, so dass wir uns entschließen, noch nicht im Hotel einzuchecken, sondern noch ein Stück weiter nach Bolungarvík zu fahren. Die erwartete Küstentour geht aber unversehens in einen 5 km langen Tunnel über, der erst kurz vor Bolungarvík wieder ans Tageslicht kommt. Sehr sehenswert ist der Ort aber nicht, nur das kleine (geschlossene) Fischereimuseum Ósvör lohnt für einen kurzen Fotohalt, bevor wir umkehren.  Das Navi hat uns zum Hotel geleitet, dessen Parkplatz noch völlig leer und dessen Eingangstür verschlossen ist. Ein Schildchen an der Tür weist uns darauf hin, dass es den Schlüssel an der Rezeption des Haupthauses gibt, 200 m weiter. Das Navi wird noch einmal bemüht und wir finden auch tatsächlich das 'Haupthaus', allerdings nur einen Eingang zu Bar und Restaurant. Hmmh? Da auch die komplette Umrundung des Gebäudes keinen anderen Eingang offenbart, fragen wir in der Bar – Bingo! Wir erhalten Schlüsselkarten und Türcode nebst der Info, dass alle Mahlzeiten im Hauptgebäude stattfinden. Kaþólka Kirkjan  Unser Zimmer liegt im ersten Stock, leicht über die Treppe zu erreichen. Für das Gepäck bietet sich aber der Fahrstuhl an – eine einfache Plattform mit Bedienpanel, umgeben von roh verputzten Schachtwänden. Maren kriegt den Horror: "Damit fahre ICH nicht!", steigt aus und stapft die Treppe hoch. Ich meistere die Technik hingegen souverän und drücke den Liftknopf solange, bis der erste Stock erreicht ist ;-).  Maren bricht noch einmal auf, um ein empfohlenes Souvenirgeschäft aufzusuchen, welches sich aber als Kunsthandwerksladen entpuppt, mit ebenfalls künstlerischen Preisen. Statt dessen bringt sie vom Stadtausflug lieber das Foto einer winzig kleinen katholischen Kirche mit zurück, einer echten Rarität im protestantischen Island, sowie das Bild eines verlebten Kahns, der sehnsüchtig auf den Fjord blickt.
Ausgedient  Ein Blick auf die Preise des Restaurants im Haupthaus des Hotels hat uns im Netz spontan nach einer Alternative fürs Abendessen suchen lassen. Gegen 18:30 Uhr machen wir uns auf den Weg zum 'Husid', das dann aber leider heute geschlossen ist. Also kehren wir um und suchen Alternative B, das 'Edinborginn'. Kaum eingetreten, hält der Wirt fragend zwei Finger hoch, Maren nickt und schon haben wir unseren Tisch nebst Menükarten. Die Preise sind isländisch akzeptabel, Maren bestellt sogar Steak ohne sich zu verschulden, ich gebratene Hähnchenbrust – beides kommt schnell und ist ausgesprochen schmackhaft! Bestimmt kommen wir morgen wieder.  Zurück im Zimmer, drücken wir nach dem Abendprogramm mit Lesen, Mails und Internet die Daumen für trockeneres Wetter am morgigen Tag – schauen wir mal... Statt Fischgeruch  Das Frühstück ist im Preis inbegriffen, so dass uns das Hotelrestaurant heute morgen nicht abschreckt. Da wir bekanntermaßen ja nicht so die Städtefans sind, beschließen wir, mal einen Blick in die Nachbarfjorde zu werfen. Nachdem wir kurz nach der Ortsausfahrt für eine Rotschenkelfamilie kurz angehalten haben – Mutter und Vater Rotschenkel bepöbeln uns trotzdem empört – haben wir schon wieder eine Tunneleinfahrt vor uns. Nach etwa der Hälfte der Strecke verzweigt die Röhre sich, rechts geht's nach Suðureyri, geradeaus nach Patreksfjörður. Wir entscheiden uns für rechts, der Tunnel wird zu einem Einbreiðgöng und als wir wieder Tageslicht sehen, ist es nicht mehr weit nach Suðureyri, was außer einer Fischfabrik mit dem dazugehörigen Fischgeruch und ein paar hübschen Pflänzchen am Wegesrand auch nicht viel zu bieten hat.  Mother of Thyme  (Thymus praecox)  Frühblühender Thymian Abgeschieden  Okay, kehren wir um und versuchen es im nächsten Fjord. Wieder kommen wir an die Tunnelkreuzung, von der es diesmal Richtung Patreksfjörður auch nur einbreiðmäßig weitergeht. Nach dem Tunnel ist der Himmel unverändert mit tiefhängenden Wolken bedeckt, in die wir auf dem nachfolgenden Pass komplett eintauchen.  Weiter fahren wir entlang der Nordseite des Önundarfjörður, vorbei an einigen kleinen Fischfarmen bis zur einzigen Ansiedlung Flateyri, ein Ort, der sich anbietet, will man mit der Welt abschließen und als Einsiedler den irren Zuständen in Deutschland den Rücken kehren...  360°   Pano Selbstbedienung  Bei dem herrschenden Wetter bringt es nichts, weiter Sprit zu verfahren, außerdem müßten wir den Tank eh mal wieder auffüllen. Dazu bietet sich die N1 an, an der wir auf dem Rückweg zum Hotel sowieso vorbeikommen.
Innkort  Unsere letzte Prepaidkarte reicht nicht mehr für eine komplette Füllung, so dass Maren im Tankstellenshop gleich Nachschub erwirbt. Diese Karten sind ausgesprochen praktisch, in drei Preisklassen erhältlich und nicht nur für die automatische Abbuchung an der Tanksäule zu gebrauchen. Fast jede N1 Tankstelle hat nicht nur – wenn es sich nicht gerade um eine pure 'Zweizapfsäulen-Füllstation' fernab der Zivilisation handelt – einen angeschlossenen Shop mit den Ausmaßen und dem Angebot eines Mini Markets, sondern meist sogar noch einen Imbiss für den schnellen Hunger. Da alle Tankalternativen nur eine undurchsichtige Kreditkartenzahlung ermöglichen, stellen diese, sofort auf den Restbetrag aktualisierten Prepaidkarten, für uns die optimale Lösung dar. Stadtbummel  Es ist noch keine Hauptsaison und auch das Wetter läßt zu wünschen übrig. Mit 2500 Einwohnern ist Ísafjörður die größte Stadt der Westfjorde, in denen insgesamt noch nicht einmal 5000 Menschen leben. Dementsprechend ist sie auch Ziel aller großen Kreuzfahrtdampfer, deren Passagiere hier eine Menge Trubel verbreiten sollen. Momentan ist allerdings kein Dampfer da, so dass das Städtchen etwas verschlafen wirkt. Den einzigen Stress verbreiten hier Mopedfahrer, die gestern Abend ununterbrochen das Hotel umknatterten. Maren hält es nicht im Hotel, sie schnappt sich die Kamera und macht noch eine kleine Runde, u.a. vorbei an diesem Seemannsdenkmal, welches der zahlreichen Fischer gedenkt, die ihr Leben auf See ließen.  Vor fast 1100 Jahren war es der Siedler Helgi Hrólfsson, der sich als Erster auf der Landzunge niederließ, welche den natürlichen Hafen vom Fjord abgrenzt. Schnell entwickelte sich der Ort zu einem lebendigen Fischereihafen und im Laufe der Jahrhunderte zu einer Handelsmetropole, die auch von Kaufleuten der Hanse angelaufen wurde. Loonies  Immer noch bildet der Hafen das Zentrum Ísafjörðurs, allerdings – wie erwähnt – nicht mehr als Fischereihafen, sondern als Touristenmagnet. Heute sieht man allerdings kaum Touristen, stattdessen ein eifriges Eistaucherpaar, welches sich, ständig abtauchend, in Ufernähe dem Fischfang widmet. Das Hotel ist nur ein paar Schritte entfernt, Maren sprintet zurück, um mich samt Kamera zu aktivieren und als wir zurückkommen, sind die Eistaucher tatsächlich noch da! Aufgrund des schnellen Ablaufs entgeht uns leider die Szene, in der einer der Taucher einen großen, schollenähnlichen Plattfisch erbeutet, von einer Möwe gesichtet wird, um dann – als diese zum Sturzflug ansetzt – spontan und synchron mit Partner und Fisch abzutauchen. Als er erst erheblich später 50 m entfernt wieder auftaucht, ist der Fisch leider weg...  Common Loon or Great Northern Diver  (Gavia immer)  Eistaucher Stadtbild  Wir wissen nicht, ob Ísafjörður auch dem Zeitgeist huldigt, oder ob der gebrochene Regenbogen einfach nur ein bißchen Farbe ins Stadtbild bringen soll. Wir haben zumindest auf der ganzen Reise nicht eine einzige Regenbogenfahne gesichtet! Dafür aber, wie bei den meisten Völkern mit einem ungebrochenen Verhältnis zur Heimat, zahlreiche blaue Landesflaggen mit dem rot-weißen Kreuz.  Wieder beschließen wir den Abend im 'Edinborginn', werden vom Wirt wie alte Bekannte begrüßt und sind nach dem Verzehr von zwei leckeren Burgern samt zwei Halben Bier schon fast wieder bettreif.  Auch der nächste Morgen begrüßt uns bedeckt und mit kühlen 10°C. Immerhin gesünder als in Hamburg, welches vor einer nie dagewesenen Glutwelle mit bis zu 30°C steht, wie Maren beim morgendlichen Telefonat mit ihrer Mutter erfährt... Heute ist der Andrang beim Frühstück größer, wir finden trotzdem noch einen Tisch und dank des sehr aufmerksamen Personals wird auch immer sofort alles aufgefüllt. Gut gesättigt brechen wir zu einer langen Tagesetappe nach Patreksfjörður auf. Den ersten Teil der Fahrt kennen wir schon, denn es ist die gleiche Strecke wie gestern, durch den langen Tunnel und über den Pass bis zum Önundarfjörður.
Am Fuß der blauen Berge  Wir könnten es uns natürlich leicht machen und auf der Straße 60 bleiben. Wir haben aber eine Menge Zeit, denn auch das Hotel in Patreksfjörður ist – wie alle Herbergen – erst ab 15:00 Uhr empfangsbereit. Vorbei am Önundarfjörður geht es jetzt weiter durch die tiefeingeschnittene Berglandschaft bis zum nächsten Fjord, dem Dýrafjördur. Wir überqueren einen langen Damm, der den landesinneren Teil des Fjords abtrennt und lediglich mit einer kurzen Brücke den Wasseraustausch mit dem Hauptfjord sicherstellt. Auf der Südseite leisten wir uns sogleich den ersten Abstecher, um uns den 240 Einwohner zählenden Ort Þingeyri anzusehen. Er hat sich mit einigen Attraktionen, wie einem Wikinger- und einem Musikmuseum auf die Touristenströme eingestellt, die von den hier anlegenden Kreuzfahrtschiffen per Bus zum nahegelegenen Dynjandi Wasserfall gekarrt werden. Für Museumsbesuche fehlt uns dann doch die Zeit, aber allein der Blick auf die riesigen Lupinenfelder, die die unteren Berghänge der Nordseite des Fjords blau leuchten lassen, sind den Abstecher wert. Auf Abwegen  Kehren wir um zur Straße 60, oder probieren wir den Weg von hier aus über die 626, eine Schotterpiste, die vom Ort aus hoch in die Berge führt? Der Weg hat keine "F"-Markierung, ist also auch für unseren Duster befahrbar. Maren ist etwas skeptisch, aber mich reitet heute der Wagemut – wenn es zu schlimm wird, können wir immer noch umkehren. Die Straße ist völlig in Ordnung, es dauert aber nicht lange, bis wir in den Wolken stecken. In einer Höhe von bis zu 600 m sehen wir außer dem kurzen Stückchen Weg vor uns nichts mehr von der Umgebung, so dass sich Fotos von hier erübrigen :-). Die Hänge neben uns sind mit einer tropfnassen Moosdecke bewachsen, welche nur gelegentlich durch ein paar Inselchen bunt blühender Pflänzchen aufgelockert wird.  Moss Campion or Cushion Pink  (Silene acaulis)  Stängelloses Leimkraut, Polsternelke Freigekämpft  Es ist abenteuerlich hier oben, aber irgendwann geht es nach dem Hrafnseyrarheiði Pass dann doch wieder über mehrere Serpentinen hinunter zum nächsten Fjord.  Eingefasst von bemerkenswert gefurchten Hängen mit einer gut sichtbaren Schichtstruktur, haben wir einen tollen Panoramablick auf die Mündung des Borgarfjörður in den größeren Arnarfjörður. Die Strecke endet in Hrafnseyri, einem 'Ort', bestehend aus drei Häuschen, von denen eines das Geburtshaus Jón Sigurðsons ist, einem berühmten Freiheitskämpfer. Da uns auf dem ganzen Weg aber nicht ein einziges Fahrzeug begegnet ist, gehen wir mal davon aus, dass auch die Reisebusse zum Dynjandi das Geburtshaus ignorieren und die einfachere Strecke über die Straße 60 bevorzugen :-).  360°   Pano Kletterkünstler  An der Einmündung auf den Hrafnseyrarvegur folgen wir nach links dem Fjordufer, bis wir wieder auf die Straße 60 treffen. Wir sind noch nicht einmal 500 m gefahren, als wir auf eine Ansammlung einiger PKWs in einer Bucht rechts der Straße aufmerksam werden. Wenn dann auch noch mit Kameras bewaffnete Leute daneben stehen, ist man sofort gefordert, ebenfalls anzuhalten. Da sind sie endlich: die seit langem erwarteten und bisher nur in einem einzigen Exemplar gesichteten Seehunde! Umgeben von Tauchern und Enten liegen sie entspannt auf Tanginseln und lassen sich die Sonne aufs Fell scheinen. Auch im Wasser schwimmen noch einige Robben und Maren filmt, wie ein Seehund es schafft, mit seinen kurzen Flossen einen doppelt so hohen Tanghügel zu erklimmen.  (Common) Seal  (Phoca vitulina)  Seehund
Fjallfoss  Wir könnten den Robben stundenlang zusehen, müssen aber naturlich irgendwann weiter. Nach Umrundung der nächsten Landzunge liegt er in der Bucht vor uns – einer der größten und schönsten Wasserfälle Islands. Äußerst populär, machen wir uns darauf gefasst, am Ziel von unzähligen Reisebussen auf einem überlaufenen Parkplatz umringt zu sein. Ein Stückchen weiter auf der Straße machen wir erneut Halt in einer Ausweiche und genießen den Fjallfoss erst einmal in der Panoramaansicht. Gemeinhin als Dynjandifoss bezeichnet, ist dies aber nur der Name des weit aufgefächerten, obersten Falles, sämtliche in mehreren Stufen nach unten folgende Fälle haben jeweils eigene Namen.  360°   Pano Strompgljúfrafoss  Es scheint, als hätten die Reisebusse ein Signal bekommen. Als wir wieder für die letzten Meter ins Auto gestiegen sind, kommen uns etliche abfahrende Busse entgegen. Wahrscheinlich wartet irgendwo (Þingeyri?) ein Kreuzfahrer auf sie, denn als wir auf dem Parkplatz eintreffen, stehen nur noch drei Busse in ihrer Parkspur. Nervig ist, dass der Parkplatz – entgegen den Aussagen des Reiseführers – inzwischen gebührenpflichtig geworden ist. Könnte man die Gebühr über die App bezahlen, wäre dies ja nicht schlimm. Hier aber muß ein QR-Code abgescannt werden, was uns etwas ratlos läßt, gehören wir doch zum kleinen Teil der Offline-Menschheit. Nun, wir verschieben die Lösung des Problems und machen uns daran, die steilen Stufen entlang des Falles zu ersteigen. Dynjandifoss  Wie hoch der "Dröhnende" (so die deutsche Übersetzung) ist, wissen wir nicht. Wir erfahren, dass er an der breitesten Stelle 60 m mißt, die angegebenen 100 Höhenmeter beziehen sich aber auf den gesamten Fall. Für mich als Couch Potato eine nicht unerhebliche Anstrengung ;-). Glücklicherweise verteilen sich die immer noch zahlreichen Besucher aber ziemlich gleichmäßig, so dass es uns problemlos (mit einigen Pausen...) gelingt, bis an den Fuß des Dynjandi aufzusteigen. Neben uns gischtet der Strompgljúfrafoss und bald haben wir unseren Kamerachips die vergleichbare Menge mehrerer 36er Filmrollen zugemutet, so dass dem stellenweise glitschigen Abstieg auf den steilen Stufen nichts mehr entgegen steht. Nachdem wir den sehr sauberen WC-Häuschen noch einen Besuch abgestattet haben, sind wir kurz darauf wieder auf dem Weg. Small Dynjandi  Zuvor hat Maren noch den QR-Code mit ihrem Tablet fotografiert und hofft, die Rechnung am Abend im Hotel über die WLAN-Verbindung begleichen zu können. Da das Nummernschild parkender Fahrzeuge auf den meisten gebührenpflichtigen Plätzen mit einer Kamera erfasst wird, sollte man die Gebühr nicht schuldig bleiben.  Wir müssen einen halben Kilometer wieder zurück auf den Vestfjarðarvegur, der sich entlang des Flüsschens Sviná, vorbei an einem aus mehreren flachen Stufen bestehenden Wasserfällchen namens "Small Dynjandi" in die Höhe windet, bevor er nach Süden abbiegt und für die nächsten 40 km durch bergiges Binnenland führt, bis er die Küste wieder erreicht.
Isländische Karibik  Wir sind im Hochland von der 60 auf die 63 abgebogen, die uns nach Bíldudalur bringt, ein Städtchen an der Südseite des Arnarfjörður. Der Himmel ist nach wie vor von sehr tiefhängenden Wolken bedeckt, aber immerhin regnet es nicht. Es ist erst 14:00 Uhr und wir haben noch eine Menge Zeit. Von dem "Seeungeheuermuseum" in Bíldudalur haben wir ehrlich gesagt nichts mitgekriegt, dafür habe ich irgendwo von dem skurrilen Museum Samúel Jónssons erfahren, welches unbedingt einen Besuch wert sein soll und sich 20 km weiter am Ende der Küstenstraße in Selárdalur befindet. Also los auf die Küstenstraße, die uns geradewegs an die weißen Strände der Karibik mit ihrem türkisblauen Wasser führt – von der fehlenden Sonne mal abgesehen...  360°   Pano Listasafn Samúel Jónsson  Da wir nicht baden wollen, fahren wir weiter auf der einsamen Küstenstraße. Nicht ein Auto begegnet uns und auch, als wir in Selárdalur ankommen, zeigt sich auf dem weit in die Bergwelt hineinreichenden, flachen Sandland keinerlei Leben.  Unübersehbar stehen aber, etwas zurückgesetzt vom Ufer, ein Kirchlein und zwei hausähnliche Gebäude rechtsseitig der hier endenden Straße. Außer unserem ist auch kein anderes Fahrzeug zu sehen, als wir auf dem kleinen Parkplatz anhalten. Wir sind aber kaum ausgestiegen und am offenen Tor zu diesem Ensemble angelangt, als eine sehr resolute Dame aus dem hinteren Wohnhaus auf uns zustrebt. Der Autodidakt  Die Führung ist offenbar alternativlos, was sich aber auch dank der kompetenten Kenntnis der Dame als äußerst wertvoll erweist. Wir erfahren von dem 1884 geborenen Samúel Jónsson, einem Bauern, der Zeit seines Lebens nie die Westfjorde verlassen hat. Aufgewachsen in Selárdalur und erzogen in einem strengen Pfarrhaus, heiratete er die ebenfalls aus dem Ort stammende Salome, mit der er drei Kinder hatte, die aber früh verstarben. Für 20 Jahre wohnten sie in dem benachbarten Krossadalur, kehrten dann aber 1948 nach Selárdalur zurück, wo Samúel eigenhändig ein kleines Häuschen aus Beton auf dem "Brautarholt" (Weghügel) erbaute. Insgesamt 40 Jahre war das Leben der beiden von der harten Arbeit als Bauern geprägt, als Samúels Frau bereits ein Jahr nach ihrem Umzug 1949 verstarb. In der Privatkirche  Schon immer hatte Samúel Jónsson eine künstlerische Ader besessen, diese aber kaum ausleben können. Mit 65 Jahren stand er nun alleine da und begann mit naiver Malerei und dem Bau eines hölzernen Kirchenaltars, welchen er der örtlichen Kirchengemeinde schenken wollte. Diese schlug sein Geschenk aber aus und so machte sich Samúel daran, sich eine eigene Kirche rund um den Altar zu bauen, in deren (restauriertem) Inneren wir uns jetzt befinden. Früher waren die Wände noch mit seinen eigenen Gemälden geschmückt, die heute entweder verschollen sind oder sich in Privathand befinden.
Löwentormuseum  Noch während des Arbeitslebens nutzte Samúel seine karge Freizeit, diverse – inzwischen ebenfalls verschollene – Skulpturen aus Sperrholz und Pappe zu basteln. Jetzt aber, als Rentner, legte er richtig los. Und obwohl er nie eine entsprechende Ausbildung genossen hatte, begann er nach dem Bau seiner Kirche mit einem Museum, in welchem er seine Werke präsentieren wollte. Seit dem Bau seines Häuschens hatte er die Arbeit mit Beton lieben gelernt und so wuchs auch dieses Museum aus selbst verarbeitetem Beton und schwerem Schiffsstahl, welchen er eigenhändig aus einem gestrandeten Schiff im Nachbarfjord ausbaute und – an einem Strick hinter sich herziehend – zu Fuß über die Berge nach Selárdalur brachte. Handarbeit  Fast 20 Jahre werkelte Samúel Jónsson alleine auf seinem Grund und Boden vor sich hin. Ohne Maschinen, Tiere, Elektrizität und fließendes Wasser, nur mit Hilfe von selbstgewonnenem Muschelkalk und Sand schuf er Formen und Gußstücke, von denen bis heute nicht bekannt ist, wie er sie hergestellt hat. Neben dem Museum stehen noch Werkbänke, Arbeitsmaterialien und Bruchstücke seiner Betongüsse.  Nur von Bildern und aus Zeitschriften gewann Samúel seine Anregungen, die sich in dem Skulpturengarten hinter dem Museums niederschlugen. Hier ein Ensemble eines Jungen mit Seehund, einer dicken Robbe, einem Seepferdchen und Gänsen. Wikinger im Anzug  Hinten auf dem Gelände erhebt sich das Wohnhaus, errichtet in einer Holz- und Betonmischbauweise. Davor eine, eher an Elvis erinnernde Skulptur (wie sie unsere Führerin schmunzelnd beschrieb) von Leif Erickson, dem Entdecker Amerikas.  Erst in den Sechziger Jahren sprach sich Samúel Jónssons Wirken allmählich herum. Zeitungsartikel und selbst organisierte Bilderaustellungen hatten erste Besuche von Einheimischen und Kunstinteressierten zur Folge. Einige packten sogar hilfreich beim Bauen mit an. Heute wird Samúel Jónsson in der isländischen Kunstgeschichte als 'Naiver Künstler' gewürdigt. Beton statt Marmor  Angeregt durch ein Bild des Löwenbrunnens in der Alhambra von Granada schuf Jónsson diese Löwengruppe aus Beton. Dass der Brunnen tatsächlich funktioniert, demonstriert uns unsere Führerin mittels eines Eimers voll Wasser, dessen Inhalt, oben hineingegossen, umgehend den Mäulern der Löwen als Strahl wieder entsprudelt.  1969 starb Samúel Jónsson, fast erblindet, im Alter von 85 Jahren. Sein Werk geriet ein wenig in Vergessenheit, vieles verfiel und manches wurde geklaut, bis schließlich 1998 unter der Leitung des deutschen Bildhauers Gerhard König, verschiedene Arbeitsgruppen mit der Restauration des Freilichtmuseums begannen. Über 18 Jahre haben Mitarbeiter aus dreizehn Nationen 5800 Arbeitssstunden geleistet und mit der Unterstützung von Spendern, Sponsoren sowie der isländischen Distriktverwaltung blühte das Freilichtmuseum wieder auf.
Muschelwerk  Die Führung nähert sich dem Ende und wir werden ins Wohnhaus gebeten, in dem dieser 1953 von Jónsson aus selbst gesammelten Muscheln hergestellte Altar (?) einen besonderen Blickfang darstellt. Nichts schuldig geblieben  Das kuschelig eingerichtete Wohnhaus dient dem heutigen Förderverein, dem auch unsere Führerin nebst ihrer Kollegin angehört, als Stützpunkt. Noch während uns Kaffee und Kuchen angeboten werden (die wir dankend ablehnen), trifft eine weitere Kleingruppe von Besuchern ein, derer sich die Kollegin umgehend annimmt.  Laut Reiseführer kostet der unbegleitete Besuch 500 ISK Barzahlung pro Person in die Vertrauenskasse, die am Eingangstor aufgehängt ist. Nun verlangt unsere Führerin aber 1000 ISK p.P., die zwar redlich verdient sind, aber Marens Barschaft sprengt. Da wir keine Betreuung erwarteten, haben wir auch nur etwas über 1000 ISK bei uns. Unser Angebot, den Rest in Euro zu begleichen findet wenig Anklang, es stellt sich aber heraus, dass ein Kreditkartenlesegerät vorhanden ist, mit dem wir uns dann glücklicherweise auslösen können :-). Nordische Südsee  Während der Rückweg auf der Schotterstraße – vorbei an der 'Karibik' – von etwas freundlicherem Wetter begleitet wird, gibt es nach weiteren 50 km Fahrt bis zum Hotel in Patreksfjörður wieder Regen. Wir werden freundlich – überraschenderweise sogar in akzentfreiem Deutsch – von der Rezeptionistin begrüßt und als wir unser Zimmer beziehen ist es gerade mal 17:00 Uhr. Maren checkt die Wetter App, die uns für morgen früh freundliches Wetter verspricht und selbst der Aufruf der Bezahlseite des Dynjandiparkplatzes per abgespeichertem QR-Code klappt auf Anhieb – sensationell!  Dafür endet unsere Expedition um 19:00 Uhr ins Hotelrestaurant mit einer Abfuhr, weil wir nicht reserviert haben – wir dürfen aber um 20:00 Uhr wiederkommen, womit der Abend gerettet ist. Wir sehen Rot  Der Morgen beginnt mit einer mittleren Katastrophe, als ich nach dem Frühstück meine Brille fallen lasse, wobei ein Glas aus der Fassung springt. Selbst mit dem kleinsten Kreuzschlitzschraubenzieher bekomme ich die Schraube an der Fassung nicht gelöst, es gelingt mir aber glücklicherweise, das Glas mit viel Gefummel wieder in die Fassung zu drücken. Puuuh! Das Wetter hat sich in der Tat beruhigt und wir starten bei Sonnenschein und etwas blauem Himmel Richtung Rauðarsandur, dem roten Strand. Nach diversen steilen Serpentinen halten wir oberhalb des Strandes in einer Ausweiche neben der schwarzen Felswand und genießen den fantastischen Blick auf den orangeroten Sand an der Atlantikküste.  360°   Pano
Strandpickel  Wenn der Tag schon etwas stressig anfängt, bleibt weiteres Ungemach selten aus. Maren stellt fest, dass ihre Nikon partout nicht scharf stellen will. Ich nehme mir die Kamera vor, prüfe das Gehäuse, wechsele die Objektive – nichts hilft! Maren ist der Verzweiflung nah und findet sich schon damit ab, für den Rest der Woche manuell scharfzustellen – Landschaften sind ja im Allgemeinen nicht sooo schnell. In leicht gedämpfter Stimmung fahren wir das letzte Stück hinunter zum Strand und weiter Richtung Campingplatz auf der gegenüberliegenden Seite, wo wir parken und das Auto für einen kurzen Spaziergang an den Strand verlassen. Mir hat es eine hügelige Wattwürmerlandschaft angetan, die ich mit dem Tele heranhole, als von Maren ein überraschter Ausruf ertönt: Sie hat den Fehler gefunden! Der Autofokushebel an der Kamera steht auf "M"... Wie blind kann man sein??? Mondblatt  Offensichtlich nicht so blind, dass ich den jungen Spross einer Farnpflanze zwischen dem Ufergeröll übersehen hätte. Das interessante Gewächs mit den annähernd mondförmigen Blattern hat einen extrem komplexen Lebenslauf, der das Nachschlagen lohnt, ist in Mitteleuropa selten und steht in Deutschland sogar auf der Roten Liste.  Moonwort  (Botrychium lunaria)  Echte Mondraute Der gute Wille war da!  Der Campingplatz hat die üblichen Sozialeinrichtungen, von denen ich dringend einmal die WCs inspizieren müßte. Benutzung für Camper frei, für Nichtcamper 200 ISK, zahlbar mit Kreditkarte an der Rezeption. Momentan sehen wir niemanden und so greifen wir uns erst einmal unsere Moskitohüte und fotografieren den leuchtenden Strand. Den Gang darüber – wie es der Reiseführer empfiehlt – sparen wir uns. Das gäbe nur nasse Füsse und außerdem hat man von unserem etwas erhöhten Standpunkt definitiv den besseren Blick  Maren hat die Kredikarte mitgenommen und als wir zurück zum Platz kommen, ist die Rezeption weiterhin verwaist, so dass ich mich mit einem laut gemurmelten "Danke schön" verabschiede. Das Kirchenschiff  Auf dem Rückweg fahren wir nicht gleich zurück in die Berge, sondern folgen der Küstenstraße noch ein bißchen Richtung Westen. Schon von Weitem haben wir die schmucke kleine Kirche am Strand erspäht, die der Reiseführer ausdrücklich als tolles Fotomotiv erwähnt, besonders wegen der davor gehissten Islandfahne. Von der sehen wir zwar heute nichts, ein hübsches Motiv ist die Kirche aber allemal.  Bedroht von den kreischenden Angriffen hier brütender Seeschwalben treten wir dann aber den Rückzug an und beschließen, lieber ihren friedlicheren Verwandten in Látrabjarg einen Besuch abzustatten.
Ohne Worte  Um weiter nach Westen zu kommen, müssen wir erst wieder über den Pass zurück an den Patreksfjörður (den Fjord, nicht den Ort!). Am Örlygshafnarvegur angekommen, wenden wir uns nach links, bis wir auf Höhe des Patreksfjarðarflugvöllur (ja, richtig, des'Flugfeldes') auf diese Baustelle stoßen. Wir hatten auch nicht ernsthaft vor, in die Wiese abzubiegen, wissen aber das kreative Hinweisschild zu respektieren und bleiben auf der linken Spur der rechtsseitig aufgegrabenen Schotterpiste. Irgendwann wendet sich die Straße dann weg vom Fjord, führt im weiteren Verlauf wieder über die Hochebene, die Lupinen leuchten und die Landschaft ist grandios. Schließlich am Látrabjarg angekommen, verläßt gerade jemand den Parkplatz, so dass wir die momentan einzig freie Lücke besetzen können. Nächste Station Grönland  Glücklicherweise sind wir mit dem Auto unterwegs und nicht mit dem Schiff. Aus uns nicht ganz einsichtigen Gründen, soll es das Meer um die Westspitze der Insel hinsichtlich der Gefährlichkeit mit Kap Hoorn aufnehmen können, denn unzählige Schiffe sanken vor den steilen Küsten und im Patreksfjörður. Nachdem wir in Portugal bereits den südwestlichsten Punkt Europas besucht haben, haben wir jetzt den  allerwestlichsten  Punkt vor uns! Aber nicht das allein erklärt den Andrang hier, sondern dass es sich beim Látrabjarg um einen weiteren, sehr gut zugänglichen Brutort von Papageitauchern, Lummen und anderen Alken auf Island handelt. Mit Blumen zum Rendevouz  Vom Parkplatz führt ein steiler Pfad dicht an der Kliffkante entlang auf den höchsten Aussichtspunkt. Das Wetter ist vorübergehend noch freundlicher als am Roten Strand und wir werden sogar von Sonne und blauem Himmel verwöhnt. Zwischen uns und dem Abgrund gibt es nur ein, von niedrigen Metallspießen gehaltenes, dünnes Seil und gleich dahinter, nur einen knappen Meter entfernt, ein turtelndes Papageitaucherpärchen, dass sich, wie auch die anderen Vögel hier, von den zahlreichen Besuchern nicht stören läßt.  Atlantic Puffin  (Fratercula arctica)  Papageitaucher Nordatlantiker  Ausschließlich im Nordatlantik leben und brüten die Tordalke, 70% des Bestandes sogar auf Island. Sie sind den Lummen recht ähnlich, haben aber einen breiteren Schnabel mit einem deutlichen Querstrich. Als Hochseevogel verbringt der Alk sein Leben fast ausschließlich auf dem Wasser, nur zur Brutzeit ist er an Land anzutreffen, wovon auch sein Prachtgefieder mit dem gänzlich schwarzen Kopf und dem auffälligen weißen Strich vom Schnabel bis zum Auge kündet. Der Vogel jagt einzeln, taucht bis zu 6 m tief und ernährt sich von Sprotten, Sandaalen und jungen Heringen, die er wie die Lundis quer im Schnabel zum Füttern ins Nest trägt.  Razorbill  (Alka torda)  Tordalk
Statt Möwe  Nicht nur Touristen lockt der Vogelreichtum dieses Ortes an. Ganz oben beschäftigen sich im Gras drei Ornithologen (oder zwei mit einer Hilfskraft? :-) ausgiebig mit einer Dreizehenmöwe, putzen und glätten unermüdlich mit einem Lappen das Gefieder und es wird auch nach längerem Beobachten nicht klar, ob die Möwe verwundet ist, oder ein Jungvogel, der vermessen und beringt werden soll.  Auf Dauer sind die Klippen mit den Unmengen an verschiedenen Seevögeln aber interessanter und auch dem blühenden Bewuchs soll ein wenig Aufmerksamkeit zuteil werden.  (Common) Scurvygrass or Spoonwort  (Cochlearia officinalis)  Echtes Löffelkraut Brutgemeinschaften  In den steilen, von Kot großflächig weiß bespritzten Klippen, sitzen Hunderte von Vögeln eng beieinander, jeden Zentimeter ausnutzend. Den größten Teil bestreiten dabei die monogamen Trottellummen, die nicht nur die Nähe des eigenen Partners suchen, sondern sich auch verträglich gegenüber dem nächsten Artgenossen zeigen und sogar die Anwesenheit von Tordalken, Dickschnabellummen, Dreizehenmöwen und Krähenscharben tolerieren.  Common Murre or Common Guillemot  (Uria aalge)  Trottellumme Thick-billed Murre or Brünnich's Guillemot  (Uria lomvia)  Dickschnabellumme The most western rock  Langsam wandern wir wieder klippabwärts und halten an diesem Felsknick, an dem sich mit Blick auf den Leuchtturm auf der Felsspitze die Höhe über dem Meer erahnen läßt. Und obwohl die schroffen Felsen fast senkrecht abfallen, beweist die Menge weißen Vogelkots, dass selbst die schmalsten Vorsprünge voll besetzt mit Nistplätzen sind. Dazu zählen allerdings nicht die Nester der Papageitaucher, denn die sind auf Erdhöhlen angewiesen, welche sich lediglich am oberen Rand der Klippen in die grünen Flanken des dünnen Erdbelages graben lassen. Zugvögel  Im Gegensatz zur Mischgesellschaft der an den Klippen brütenden Alkenvögel bilden die Lundis eigene Familiengruppen, deren besondere Nistbedürfnisse sie von den anderen Wasservögeln separieren. Nicht zuletzt für uns Vogelfreunde ist dies ein enormer Vorteil, kommen wir auf diese Weise den hübschen Harlekinen doch sehr nah. Auch die Lundis tragen jetzt ein Brutkleid, welches sich hauptsächlich in einer stärkeren Sättigung der Schnabelfarben und den leuchtend roten Beinen bemerkbar macht, die im Schlichtkleid eher gelb sind. Auch sie kommen nur zur Brut an Land, verbringen ansonsten ihr Leben im offenen Meer. Nur einige Populationen weisen ein ausgeprägtes Zugverhalten auf; isländische Papageitaucher sind z.B. bekannt dafür, einen Teil des Winters in den wärmeren, neufundländischen Küstengewässern zu verbringen.  Atlantic Puffin  (Fratercula arctica)  Papageitaucher
Nahezu ausgestorben...  ...sind die Trottellummen laut den hysterischen Erkenntnissen einiger Forsch*ender (:-), die den menschengemachten Klimawandel dafür verantwortlich machen. Unbestritten ist, dass es schon häufiger zu lokalen Anschwemmungen größerer Mengen toter Lummen gekommen ist, die aufgrund von Nahrungsmangel eingegangen sind. Nachweislich ergeben langjährige Satellitenauswertungen jedoch nur eine höchst marginale, durchschnittliche Erwärmung der Ozeane in einer Größenordnung von max. 0,1°C pro Jahrzehnt. Ebenso gibt es nachweislich große, wandernde, bzw. nur sporadisch auftretende Meeresströmungen, wie z.B. den südpazifischen El Niño oder den Golfstrom, die durchaus auch mal aufgrund höherer Temperaturen für ein Ausbleiben von Fischschwärmen verantwortlich sein können. Diesem Nahrungsmangel fallen dann auch leider gelegentlich ganze Vogelpopulationen zum Opfer...  Common Murre or Common Guillemot  (Uria aalge)  Trottellumme Finde den Farbfleck!  Gerade haben wir wieder erfahren, wie wechselhaft das Wetter in der sprichwörtlichen Wetterküche Europas sein kann. Eben noch sonnig, geht im nächsten Moment ein kräftiger Regenschauer über dem Vogelfelsen Látrabjarg nieder. Wir sind aber auf unsere Kosten gekommen und streben nun schnell Richtung Parkplatz, allein schon, um die Kameras zu schonen.  Zurück geht die Fahrt über das Hochland an den Patreksfjörður, wo sich der "Tungurif", Islands "Golden Beach", mit seinen türkisen Wasserfluten unter dunkel bewölktem Himmel höchst dramatisch darbietet. Kultobjekt  Nur wenig später am Ende des Fjords angekommen, kommt schon wieder die Sonne durch, so dass es sich lohnt, den malerisch vor sich hinrostenden Heringsfischer ebenfalls mal abzulichten. 'Ebenfalls' deshalb, weil auch jetzt ein paar Autos auf dem Parkplatz halten, deren Insassen sich zu abwechselnden Selfies vor dem Kahn versammeln. Wobei wir zugeben müssen, das es sich bei "Garðar BA 64" wirklich um ein unwiderstehliches Motiv handelt. 1912 in Norwegen gebaut und als Walfänger im Einsatz, kam das Schiff 1945 nach Island, wo es walfreundlicher als Heringsfischer eingesetzt wurde. 1981 nutzte man dann ein Fjordhochwasser, um das ausgediente Schiff über einen extra gegrabenen Kanal auf das Festland zu setzen, wo es seitdem als morbides Denkmal seinen Ruheplatz gefunden hat. Im Visier  Zurück in Patreksfjörður (dem Ort) schauen wir uns nach einer Alternative zum Hotelrestaurant um, denn ganz preiswert ist es dort nicht. Das Restaurant, welches uns der Reiseführer empfiehlt, ist aber geschlossen und einen besonders einladenden Eindruck macht auch der Imbiss an der N1 nicht. Na gut, bleibt es eben beim Hotel, wo 19:00 Uhr leider nicht paßt, 18:45 Uhr aber ginge... Ich habe für heute genügend Eindrücke gesammelt und nehme mir auf dem Zimmer den Laptop vor. Maren hingegen hält es nicht drinnen, denn inzwischen scheint eine warme Nachmittagssonne vom blauen Himmel. Auf der Ortskarte hat sie einen kleinen Pfad entdeckt, der hinter dem Hotel startet und entlang eines kleinen Flüsschens in eine wildromatische Landschaft führt.  Rock Ptarmigan  (Lagopus muta islandorum)  male, female Alpenschneehuhn
Auf lokalen Pfaden  Leider hat Maren ihren Moskitohut im Auto vergessen und wickelt sich nun in Jacke und Kapuze ein, um zumindest ein wenig vor den aufdringlichen Fliegenviechern geschützt zu sein. Doch mit der Sonne ist es auch überraschend warm geworden, so dass sie bald am Zerfliessen ist. Angekommen an dem Wasserfall, welcher das Rinnsal entlang des Weges speist, frischt der Wind ein wenig auf, so dass Maren sich – beobachtet von einem interessierten Schneehuhnpaar – wieder etwas Luft verschaffen kann. Auch auf dem Rückweg entlang Lupinenfeldern und Nadelbäumen bleibt sie unbelästigt, denn der leichte Wind verjagt die Kriebelmücken zuverlässig wieder. Wir beschließen den Abend mit erstaunlich preiswerten und sehr schmackhaften Fish'n Chips und fallen bald ins Bett, denn morgen haben wir wieder eine lange Etappe vor uns. Robben Yoga  Von dem angedrohten Regen ist heute morgen glücklicherweise nichts zu sehen. Am Ende des Patreksfjörður wollen wir der Straße 62 weiter geradeaus über die Hügelkette zum Breiðafjörður folgen. Während wir noch unser Gepäck ins Auto packen, startet neben uns auf dem Hotelparkplatz ein schwarzer VW-Bus, beladen mit teleobjektivbewehrten Fotografen, die aller Wahrscheinlichkeit nach da hin wollen, wo wir gestern waren. Wenig später sehen wir ihren Bus an der Abzweigung nach Látrabjarg halten und alle Teleobjektive werden aufs Wasser gerichtet. Kurz entschlossen stellen wir uns ebenfalls hinter den Bus und werden Zeuge höchst amüsanter Entspannungsübungen eines Seehunds, der das ganze Repertoire ihm möglicher Verrenkungen darbietet und mit der "Banane" abschließt. Köstlich :-)  (Common) Seal  (Phoca vitulina)  Seehund Wieder auf Kurs  Wir wenden, fahren ein Stück zurück, biegen wieder auf die 62 ein und nachdem wir die Hügelkette des südlichsten Ausläufers der Westfjorde überwunden haben, liegt der Breiðafjörður vor uns. Die Straße folgt der Küste und nach kurzer Zeit erreichen wir das Örtchen Vesturbyggð am Rande einer großen Meeresbucht. Es ist gerade Ebbe und die Bucht ist fast trocken gefallen. Wir halten auf dem kleinen Parkplatz gegenüber des Ortes, der sich entlang der linken Straßenseite hinzieht, oberhalb von ein paar Containern. Erst als wir aussteigen, werden wir des Schwimmbeckens gewahr, welches hinter den Containern am Buchtstrand platziert ist. Krosslaug  Ein merkwürdiger Ort für ein Schwimmbad, welches gerade von einem Mann besucht wird, dessen Auto neben unserem parkt. Die riesige Bucht hat was, so dass ich mich entschließe, mir die Sache mal aus der Luft anzusehen. Wie wenig wir allerdings von der isländischen Badekultur wissen (wollten), stelle ich erst zu Hause bei der Bildaufbereitung fest, denn die hinter dem gefliesten Becken am Strand sprudelnde "Krosslaug hot spring" ist unserer Aufmerksamkeit vor Ort völlig entgangen. Da der kreisrunde Pool nur max. 5-6 Personen Platz bietet, hat man für größeren Andrang das vom Quellwasser gespeiste Freibad angelegt.  360°   Pano
Nix mit Fähre  Auf dem Parkplatz springt eine hübsche Bachstelze im Brutkleid auf Futtersuche zwischen den beiden Autos herum. Bachstelzen habe ich bisher auf Island noch keine gesehen, so dass diese unbedingt vor unserer Weiterfahrt auch noch dokumentiert werden muß.  Es gibt eine Autofähre, die ein paar Kilometer weiter von dem Anleger Brjánslæk quer über den ausgedehnten Breiðafjörður nach Stykkishólmur auf der Snæfellsnes Halbinsel fährt – mit einem Zwischenhalt auf der winzigen, autofreien Insel Flatey, auf der es außer einem Hotel und ein paar Häuschen so gut wie nichts gibt. Wir verzichten aber auf die Fähre, denn wir wollen den Fjord komplett umrunden. Dafür bleiben wir auf der 62, bis sie auf die Straße 60 trifft, die im Binnenland alle westlichen Fjorde und Halbinseln verbindet.  White Wagtail  (Motacilla alba alba)  Bachstelze Clearwater Canyon  Mit dem Hvammsförður haben wir den letzten Fjord passiert und verlassen die 60 nun, um über die 54 auf die Snæfellsnes Halbinsel zu gelangen. Die Straße ist asphaltiert und es ist wenig los. Wir kreuzen eine Brücke, unter der wir im Vorbeifahren einen zerklüfteten Flusscanyon erspähen. Gleich hinter der Brücke links ist ein Parkplatz, auf den wir interessiert einbiegen. Magnetkräfte  Es ist beschaulich hier und wir sind wieder mal die Einzigen auf dem Parkplatz. Der Canyon ist zwar nicht tief und auch das Flüsschen rauscht nicht in wilden Kaskaden durch die Schlucht, doch es gibt einen Trampelpfad, der sich gut in einer Fahrtpause erkunden läßt. Wir machen Fotos, ich schicke Drohni auf eine kurze Videofahrt zwischen die Felsen, als unter der Brücke weitere Leute auftauchen.  Es kommt, wie es immer kommt: als wir nach ca. einer halben Stunde zum Auto zurückkehren, stehen nun sieben Fahrzeuge da und mindestens 20 Menschen verteilen sich auf dem Gelände. Haben wir irgendein Schild am Auto: "Bitte auch hier anhalten"?... Heydalsvegur  Die Straße 54 führt zwar um ganz Snæfellsnes herum, unsere heutige Unterkunft liegt aber mittig an der Südküste der Halbinsel, so dass wir zur Abkürzung jetzt nach Süden auf die 55 abbiegen, die uns in eine ganz andere Landschaft führt. Die Berge sind an den Horizont gerückt, Seen mit Lavainseln wechseln sich ab mit von wenigen grünen Flecken gesprenkelter brauner Wüste, die rechts der Straße in eine von bemoosten Lavabrocken bedeckte Ebene übergeht, aus der sich gelegentlich kleine, schwarzwandige Vulkankegel erheben.  360°   Pano
Endspurt  Links der Straße zieht sich jetzt wieder eine Hügelkette hin, aus deren Flanken karstig erodierte Lavaskulpturen herausragen. Ein kurzer Sandweg führt vom Heydalsvegur rechts hinauf zu einem der stumpfen Kegel und wir nutzen die Gelegenheit zu einer kurzen Pause, in der wir eine schwarze Lavahöhle inspizieren. Von hier aus sieht man schon das Meer und nur wenig später treffen wir wieder auf die Ringstraße 54, auf der der Verkehr ungewohnt dicht in Richtung Westen fließt. Nun, es ist Feierabendzeit, vielleicht sind es Arbeitsheimkehrer, deren Zuhause die Halbinsel ist? Zwischenzeitlich hat sich der Himmel auch wieder lückenlos bedeckt und als wir um 15:00 Uhr im Zwielicht unser Hotel erreichen, fängt es just in dem Moment an zu gießen, als wir aussteigen. Bjarnafoss  Auf Snæfellsnes gibt es viel zu entdecken. Wir sind um 8:00 Uhr Richtung Westen gestartet und schon ein paar Kilomter weiter strömt ein dekorativer Wasserfall aus 80 m Höhe die schwarze Felswand hinab. Wieder sind wir allein hier, aber es ist ja auch noch früh... Búðakirkja  ...und die meisten potentiellen Interessenten sitzen noch im Gasthaus beim Frühstück. Die Idee, um 6:30 Uhr aufzustehen und somit bereits kurz vor 7:00 Uhr am Frühstücksbuffet zu sein war brilliant, denn zwanzig Minuten später quoll der Raum über ;-).  Fast gegenüber der Zufahrt zum Wasserfall zweigt eine Straße zur Küste ab. Hier geht es nach Búðir, einem 'Ort', der aus einem Hotel und einer Kirche besteht. Immerhin weht vor der Kirche diesmal tatsächlich eine Islandfahne, die sich aber – wie wir erst am Abend beim Sichten der Tagesausbeute feststellen – just im Moment des Auslösens um den Mast gewickelt hat. Búðahraun  Fast entlang der gesamten Küste ist der Bergkette ein breiter Streifen Flachland vorgelagert. Zum größten Teil grünes Weideland, aber an einigen Stellen von Lavabrocken übersätes Karstland, welches seine Existenz einigen kleinen Vulkanen verdankt. Unser Blick schweift zurück zum Snæfellsnesvegur und in der Ferne erkennen wir gerade noch den Bjarnafoss, den wir eben verlassen haben und gleich daneben den grauen Kegel des Jón Kjartan Vulkans. Gegenüber der Kirche beginnt ein Pfad, der direkt auf das Lavafeld führt, in dessen Mitte der kleine Vulkankegel des Búðaklettur thront. Es kann ja nicht schaden, mal ein paar Schritte hinein in die Karstlandschaft Búðahraun zu machen, in der zwischen bemoosten Felsen vielfarbige Blüten leuchten.
Unerschrocken  Teilweise ist das Gelände etwas schwierig und man muß aufpassen, auf dem feuchten Stein nicht auszurutschen. Glücklicherweise wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass in dieser Gegend dunkle Gerüchte von verschwundenen Menschen umgehen und widmen uns unerschrocken erst mal der bunten Flora.  Alpine Fleabane  (Erigeron borealis)  Nordisches Berufskraut Der Farbtopf  Kaum etwas deutet heute noch darauf hin, dass wir es bei dem Örtchen Búðir mit einem ehemals bedeutenden Handelsplatz zu tun haben, an dem Kaufleute der Hanse bis ans Ende des 16. Jahrhunderts den Ton angaben, abgelöst von den Dänen, die ab 1602 das Handelsmonopol übernahmen. Nur der weitläufige, gut belegte Friedhof neben der Kirche läßt erahnen, dass hier dereinst erheblich mehr Menschen lebten als heute. Es ist immer noch stark bewölkt, was aus der Entfernung den Búðaklettur unscheinbar grau-grün aussehen läßt. Erst unser fliegendes Auge offenbart die Differenziertheit des Kegels, der mit seinen rot und schwarzgrau gebänderten Flanken inmitten des Grüns wie ein Farbtopf wirkt.  360°   Pano Gruselig  Offensichtlich hat es Búðir nicht geschadet, dass im 16. Jahrhundert ein berüchtigter Massenmörder in der Gegend sein Unwesen trieb. Der 1555 geborene Björn war Herbergsvater des noch heute bestehenden Gasthauses Öxl, der sein Auskommen damit aufbesserte, einen Teil seiner Gäste hinterrücks mit der Axt zu ermorden, um sich an deren Hinterlassenschaften zu bereichern. Wie viele Menschen ihr Leben ließen ist nicht genau bekannt, er wurde jedenfalls wegen achtzehn nachgewiesener Morde 1598 hingerichtet. All das wissen wir noch nicht, als wir uns auf den Rückweg in das Örtchen machen. Uns hat der dem Ort nachgesagte Spuk jedenfalls verschont und offensichtlich auch die Hotelgäste sowie die beiden Frauen, die hier einen 'Magischen Shop' betreiben.  Wood Cranesbill or Woodland Geranium  (Geranium sylvaticum)  Wald-Storch(en)schnabel Rauðfeldsgjá  Wir haben den Snæfellsnesvegur verlassen und folgen dem küstennäheren Útnesvegur Richtung Arnastapi bis zur nächsten Attraktion, der Rauðfeldsgjá Schlucht. Auf dem Rauðfeldsgjá bílastæði haben sich jetzt schon etwas mehr Gäste eingefunden, von denen einige sich nicht damit zufrieden geben, die engen Schluchtwände von außen zu betrachten, sondern es wagen, auf glitschigem, gefährlichen Gestein weiter in den Spalt vorzudringen, der sich zudem mit jedem Meter stark verschmälert. Man soll allerdings sogar weit hinten noch einen Blick auf ein Stückchen freien Himmel erhaschen können – ob dies allerdings auch für die auf freien GPS-Satellitenblick angewiesene, recht große Drohne gilt, die durch den engen Spalt surrt, wird der Pilot hoffentlich vorher ausprobiert haben...
Blutrache  Vielleicht treibt die wagemutigen Spaltwanderer auch die Aussicht an, dem verschollenen Báður zu begegnen, dessen Geist sich hier noch gelegentlich umtreiben soll. Ende des 9. Jahrhinderts lebten in der Nähe zwei Brüder, Báður und Þorkell, von denen der Erste zwei Töchter, der Zweite zwei Söhne hatte, Rauðfeldur und Sölvi. Eines Tages schubste Rauðfeldur Helga, die älteste Tochter Báðurs auf eine Eisscholle, auf der sie bis nach Grönland trieb. Helga soll zwar unverletzt geblieben sein, Báðurs tödliche Rache traf aber beide Söhne Þorkells, Sölvi und Rauðfeldur, der von Báður in diese Schlucht gestoßen wurde.  Wild Pansy (& many, many more names :-)  (Viola tricolor)  Wildes Stiefmütterchen Island coast  Maren macht sich darüber lustig, dass es mir vorkommt, als hätten wir auf dem Weg mindestens einen halben Höhenkilometer zurückgelegt. Soll sie erst mal in mein Alter kommen... Auf jeden Fall ist der Blick hinunter auch von außerhalb der Schlucht schön und wir hoffen nur, dass es auch weiterhin trocken bleibt. Immer noch leicht schnaufend, mache ich ein paar Aufnahmen der am Wegesrand blühenden wilden Stiefmütterchen und sehe kopfschüttelnd der im Schluchteingang auf- und abschwebenden Drohne zu, bis es Zeit wird, den Rückweg anzutreten, denn es füllt sich hier oben immer mehr (auch wenn man das nicht sieht, weil die Leute alle meinem Remove Tool zum Opfer gefallen sind – das kann nicht nur Björn vom Öxl... ;-) Mohn ist auch eine Blume  Wenn auch nur – wie hier – ein kleines Pflänzchen. Nichts, womit die Isländer Mohnkulturen aufziehen und zu Lieferanten des arktischen Drogenmarktes werden könnten ;-). Wenig später besteigen wir das Auto und sind auf dem Weg nach Arnastapi, wo es wieder eine sehenswerte Basaltfelsenküste geben soll.  Arctic Poppy  (Oreomecon radicata)  Arktischer Mohn Vogelrevier  Arnastapi besteht aus kaum mehr als ein paar Häusern, einigen Hotels und einem Parkplatz für die Besucher der Felsenküste. Immer öfter kommt jetzt die Sonne heraus, so dass wir sogar unsere Jacken im Auto lassen können. Mit Aussicht auf die versprochenen zahlreichen Seevögel klemme ich mir die Telekamera unter den Arm und los geht's über rollstuhltaugliche Drahtgitterwege an die Küste, deren Basaltstelenstruktur sich in den vorgelagerten kleinen Inseln fortsetzt. In der Tat gibt es tausende von Seevögeln, die sich aber meist auf den äußersten Klippen aufhalten und nicht gewinnbringend abzubilden sind. Macht aber nichts, denn es gibt auch so genug zu sehen.
Gatklettur  Der Eyecatcher ist natürlich das kreisrunde Felsentor Gatklettur mit seinem kleineren Nebendurchguck. Das Ganze ist sehr touristenfreundlich aufgezogen, mit gepflasterten Wegen entlang der Küste und Aussichtsplattformen, von denen man einen guten Blick auf die Naturwunder hat. Ehedem ein Fischerort, dient Arnastapi heute fast ausschließlich touristischen Interessen. Lediglich zur Saison sollen einige Fischer noch mit ihren Booten hier anlanden und wer ihnen beim Löschen ihres Fangs zuschauen möchte, geht einfach linksseitig an der Küste entlang, bis er auf den durch einen Steinwall geschützten "Höfnin á Arnarstapa" trifft. Die Profitmöwe  Ganz umsonst war die Mitnahme des Teles denn doch nicht, denn die Mantelmöwe hatte ich bisher noch nicht. Auch hier ziert sie sich ein bißchen, putzt sich zwar ausdauernd, hält es aber nicht für nötig, sich mal komplett zu zeigen. Mantelmöwen sind in der Gattung der Möwenvögel die größten. Ihre Körperlänge beträgt durchschnittlich um die 70 cm und sie erreichen Gewichte von bis zu 2 kg. Ähnlich wie die Schmarotzerraubmöwen leben sie parasitär und jagen anderen Vögeln das Futter ab. Sie machen sich aber auch über kleinere Vögel und Küken her und verzehren Fisch und anderes Meeresgetier. Heimisch sind die Möwen im Nordatlantik und auch in der Ostsee, arktische Populationen ziehen auch schon mal Richtung Süden, die isländischen Bestände gelten aber als Standtiere. UND: Da die Bestände, besonders in Nordamerika, in der letzten Zeit rasant ansteigen, ist die Mantelmöwe wohl ein Tier, welches ausnahmsweise mal vom menschenverbrochenen Klimawandel profitiert! ;-).  Great(er) Black-backed Gull  (Larus marinus)  Mantelmöwe Wir Agnostiker  Wir wollen heute noch den Westteil von Snæfellsnes umrunden, weswegen wir den 2,5 km langen Wanderweg entlang der Steilküste nach Hellnar nicht antreten. Wir begnügen uns mit den auch so schon recht netten Basaltrosetten, die wir von der Aussichtsplattform am Gatklettur sehen können. Außerdem sind wir keine Esoteriker, weswegen uns der an der isländischen Südküste besonders ausgeprägte Glaube an Geister und Elfen etwas abgeht. Und dass der Bischof Guðmundur der Gute im Jahre 1230 an der örtlichen Quelle eine Marienerscheinung hatte, reißt uns ehrlich gesagt heute auch nicht mehr vom Hocker. Grobschlächtig  Wir gehen im Bogen zum Parkplatz zurück, vorbei an dem unübersehbaren Denkmal, welches wir Ignoranten nur von hinten fotografiert haben. Wobei... von vorne sieht es auch nicht anders aus, nur, dass noch ein Denkmalstein davorsteht. Dieser Steinklotz stellt nicht etwa nur einen Steinklotz dar, sondern den Berserker Bárður Snæfellsás, einen der ersten Siedler in dieser Gegend und deshalb so klobig und groß, weil er der Sage nach von Trollen und Riesen (oder vom Eismeerkönig Dumbr – so genau weiß man das nicht) abstammte. Als typischer Berserker neigte er zu Berserkertaten und wurde nicht zuletzt wegen der Auseinandersetzung mit seinem Bruder bekannt, dessen Sohn Rauðfeldur er in die Rauðfeldsgjá Schlucht warf. Er soll nach diesen Ereignissen im Snæfellsjökull, dem Gletscher des größten Berges der Halbinsel verschwunden sein und noch heute als Schutzgeist von den Bewohnern Snæfellsnes' angerufen werden.
Wer nicht wagt,...  An der Rauðfeldsgjá heißt es zwar, Bárðurs Geist würde sich speziell dort des Öfteren manifestieren, aber wer weiß schon, wo Schutzgeister sich überall herumtreiben... Wieder zurück auf dem Útnesvegur, reizt es uns nun doch, dem Sagenberg Snæfellsjökull näher zu kommen. Ein paar Meter zurück zweigt die 570 ab, eine bereits zu Beginn recht zwielichtig erscheinende Straße aus ziemlich groben Schotter. Noch dazu können sich die Karten nicht einig werden, ob sie dem Weg nun ein "F" voranstellen wollen oder nicht. Wie so oft einigen wir uns darauf, einfach mal zu gucken, sollte es zu grauslig werden, kehren wir halt um. Eine Steigung gibt es, vor der Maren scheut, ich hingegen vertraue der automatischen 4x4 Zuschaltung des Dacias und werde nicht enttäuscht. Danke Duster! Das obige Foto dokumentiert, dass wir es bis hinter den 526 m hohen Stapafell geschafft haben. Snæfellsjökull  Seit wir uns auf der Halbinsel befinden haben wir den Gipfel des 1446 m hohen Gletscherberges fast durchgängig im Blick. Was nicht selbstverständlich ist, denn meist ist er in undurchdringliche Wolken gehüllt. Neben der Bedeutung, die der Berg in der isländischen Sagenwelt hat, ist er einer breiteren Weltöffentlickeit spätestens seit Jules Vernes "Reise zum Mittelpunkt der Erde" ein Begriff. Hier fanden Professsor Otto Lidenbrock aus Hamburg-Altona und sein Neffe Axel den Einstieg in die unterirdische Höhlenwelt, in der sie von einem Lavastrom bis zum italienischen Stromboli gespült wurden und erst dort wieder das Tageslicht erblickten. Soweit wollen wir heute nicht, aber auf den Lavahängen herumzulaufen hat auch schon was.  360°   Pano Sönghellir  Wir wollen unser Straßenglück nicht weiter strapazieren und fahren wieder bergab, halten aber noch einmal, um uns ein zugängliches Höhlensystem an einem Lavahang anzuschauen. Dicht unterhalb der Abbruchkante reihen sich fünf, sechs Höhleneingänge hintereinander, von denen nicht ganz klar ist, ob es nur Löcher sind, oder ob einige noch weiter in den Hang hineinführen. Wir haben unsere Taschenlampen im Hotel und sind nicht gerade begierig, in unbekannter Dunkelheit herumzutapern. Es klappt übrigens auch hier wieder: wir waren auf dieser Strecke bisher noch keinem Menschen begegnet, aber gerade eben biegen zwei Autos neben unserem in die Parknische ein :-). Auf den Spuren der Riesen  Wenn man so den Größenvergleich anstellt, fragt man sich doch, wieviel Kopffreiheit Bárður Snæfellsás geblieben ist, als er hier während des Baus seines Hofes Laugarbrekka gewohnt und auch gesungen haben soll. Noch heute wird das Echo gerühmt, welches man beim Rufen in die Höhlen vernehmen soll. Wir haben es bei einigen ausprobiert, aber ehrlich gesagt kein überzeugendes Echo vernommen. Auch sonst konnten wir keinerlei Zeugen für Bárðurs frühes Wirken an diesem Ort ausfindig machen, dafür aber die unvermeidlichen Namenskritzeleien zeitgenössischer Möchtegern-Speläologen.
Lóndrangar útsýnisstaður  Wir kehren wieder auf den Útnesvegur zurück und fahren weiter gen Süden. Die nächste Station ist die Lóndrangar Aussichtsplattform, die man auf einem kurzen, aber herausfordernden Zuweg erreicht. Dieser Strandabschnitt ist vulkanischen Ursprungs und wird gekrönt von der sogenannten 'Elfenkirche', zwei hohen Felsnadeln am Strand. Angeblich meiden die örtlichen Bauern das Land auf dem Felsplateau, weil es den Elfen gehört. Die Elfenkirche  Urprünglich ein Vulkankrater, sind die beiden Felssäulen das Einzige, was die erosive Kraft von Wind und Wasser übriggelassen hat. Klar, dass die sagenvernarrten Isländer etwas Mythisches darin sahen. Aber offensichtlich unbeeindruckt von den Elfen, sind die beiden Felsen erst in der Neuzeit von Kletterern bezwungen worden, der höhere 1735 und der kleinere 1938.  Maren möchte unbedingt ihre Kräfte an den Kraftmesssteinen des Djúpalónssandur, dem 'Strand der schwarzen Perlen' ausprobieren. Außer uns haben noch andere Besucher dieses Ziel, denn als wir uns auf der Zufahrtstraße dem Strand nähern, stehen wir plötzlich hinter mehreren Autos im Stau vor einer Absperrung, die – bewacht von einem Rangerfahrzeug – sicherstellen soll, dass niemand mit dem alle zwanzig Minuten hin und her fahrenden Baulaster kollidiert. Schade, nicht nur, dass ich Marens Kräfte jetzt immer noch nicht realistisch einschätzen kann, auch der vulkanische Strand wäre sehr sehenswert gewesen. Kraftprobe  In unserem Reiseführer sieht es so aus, als gäbe es eine strandnahe Parallelstraße zum Útnesvegur, auf der man zurück in Richtung Djúpalónssandur fahren könne. Vielleicht läßt sich so die Baustelle umgehen, die uns eben die direkte Zufahrt verwehrt hat. Maren will wohl unbedingt sehen, wie ich an dem 154 kg Stein versage, dessen Bewältigung die Voraussetzung zur Bewerbung um den Posten eines Fischereibootsaspiranten gewesen ist, dem an Bord höchste Körperkräfte abverlangt wurden. Ich bin ehrlich gesagt ganz froh, dass die Abzweigung nach ein paar hundert Metern am Beginn eines Wanderpfades endet und sich meine Kraftprobe auf das Heben der Kamera beschränkt, mit der ich eine ferne, nördlich gelegene Vulkankegelkette auf den Chip banne. Braunstein  Die nächste Station ist der Saxhóll Vulkan, der über eine kurze Zufahrt vom Útnesvegur zu erreichen ist und eine relativ flache Steigung hat, über die eine gewundene Treppe nach oben führt. Mir steckt noch die Halbkilometersteigung an der Rauðfeldsgjá in den Knochen, so dass ich Maren bei der Ersteigung des Vulkans souverän den Vortritt lasse. Ich versuche mich derweil an Luftaufnahmen, die aber aufgrund des heftigen Windes nicht so richtig gelingen wollen.
Gipfelstürmer * in  Maren hat es leichtfüßig bis nach oben geschafft und vermeidet es, ebenso wie andere Besucher, sich allzu dicht dem unbefestigten Kraterrand zu nähern, denn zumindest die seeseitige Hälfte besteht aus brauner, kleinkieseliger Vulkanasche, auf der man leicht ins Rutschen kommen kann. Landeinwärts dominieren karstigere Lavafelsen, die einen grünen Kraterboden umschließen und über die man die weiße Gletscherspitze des Snæfellsjökull hinter nähergelegenen Vulkanhügeln erkennt. Skarðsvík Beach  Nachdem der Útnesvegur am Saxhóll vorbei ein Stück weit ins Binnenland geführt hat, schwingt er nun wieder an die Küste zurück. Kurz bevor er diese erreicht, zweigt nach links ein Schotterweg ab, der zum Skarðsvík führt, einem in Island seltenen weißen Sandstrand – ähnlich dem 'Karibikstrand' an der Südseite des Arnarfjörður in den Westfjorden, nur etwas kleiner. Es gibt eine schmale Parkbucht oberhalb des Strandes und ein Schild verweist auf ein örtliches Wikingergrab, das es hier gegeben haben soll, jetzt aber nicht mehr erkennbar ist und dessen gesamter Grabinhalt sich sowieso in Reykjavik im Museum befindet. So, so... Der angrenzende Strand ist schön, unterscheidet sich aber durch die schwarzen Lavafelsen und die von der Brandung rundgelutschten Basaltbrocken erheblich von den karibischen Pendants. Und auch hier gilt, wie überall an Islands Küsten, eine dringende Warnung vor der tückischen Brandung, die unversehens Menschen erfassen und ins Meer ziehen kann. Skálasnagaviti við Svörtuloft  Mit so einem bißchen Strand geben wir uns nicht zufrieden und da das Sträßchen noch weiter Richtung Westen führt, schauen wir mal, wohin es uns bringt. An der Steilküste teilt sich der Weg und wir nehmen den südlichen Zweig – im Ergebnis mit dem schöneren Leuchtturm. ACTHUNG  Erst später erfahren wir, dass der nördliche Weg nach Öndverðarnesviti an die Westspitze der Snæfellsnes Halbinsel geführt hätte, die zwar auch einen Leuchtturm hat, der aber wesentlich rudimentärer als der Skálasnagaviti við Svörtuloft, der 'Leuchtturm Skálasnaga bei Svörtuloft' ausfällt. Unübersehbar besteht das Küstenflachland vornehmlich aus "Hraun", erkaltetem Lavastrom und Lavabrocken, die bei einem historischen Ausbruch des Snæfellsjökull bis an diese Küste gelangten. Das Warnschild am Leuchtturm sollte man deshalb trotz der falsch geschriebenen Überschrift unbedingt beherzigen, denn die Küste wirkt in der Tat sehr instabil und man tut gut daran, auf der hölzernen Aussichtsplattform zu bleiben.
The Torch  Offensichtlich bin ich nicht der Erste, der die Warnung des Schildes schnöde mißachtet. Der alleinstehende Felsen "Die Fackel" ist  das  Motiv, welches praktisch jeder Fotograf aufnimmt, den es in diese Ecke verschlagen hat und welches man nur gewinnt, wenn man die Aussichtsplattform verläßt und sich der bröckeligen Lavakante anvertraut. Nicht immer lebte die Halbinsel vom Tourismus. Es ist noch nicht lange her, dass sich die männlichen Einwohner dieses Küstenstrichs in waghalsigen Aktionen an der Steilküste abseilten, um die zahlreichen Nester der Seevögel ihrer Eier zu berauben, denn es gab wenig, was die Menschen sonst ernährt hätte. Nee, das ist der Falsche  Alle sind in Brutstimmung, wie man unschwer an dem gänzlich schwarz befiederten Kopf erkennen kann. Allerdings muß man sich beim engen Zusammenleben der verschiedenen Arten vorsehen, dass man sich nicht versehentlich in eine Trottellumme verliebt.  Thick-billed Murre or Brünnich's Guillemot  (Uria lomvia)  Dickschnabellumme Regenpfeiferartige  Dank meines Teles kann ich nicht nur die Alke beim nachbarschaftlichen Zwiegespräch belauschen, man erhält auch eine gute Anschauung der Unterschiede zwischen den Arten. Sieht man Tordalke allein auf einem Felsen hockend, erscheinen sie aufgrund ihres etwas kompakteren Körperbaus massiger als die schlanken Trottellummen. Erst beim direkten Nebeneinander erkennt man, dass die Trottellumme in der Tat erheblich größer als ihr Gesprächspartner ist – und auch ein bißchen länger als die engere Verwandte, die Dickschnabellumme. Ebenfalls deutlich wird die hellere, bräunliche Befiederung der Trottellumme gegenüber der pechschwarzen Färbung des Tordalks.  Razorbill  (Alka torda)  Tordalk Common Murre or Common Guillemot  (Uria aalge)  Trottellumme Lobster Whale  Inzwischen ist es richtig schön sonnig geworden. Wir sind wieder auf dem Útnesvegur und die Tankuhr sagt uns, dass wir uns dringend nach einer Tankstelle umsehen sollten. Glücklicherweise verbraucht der Duster für ein Fahrzeug seiner Klasse sehr wenig, so dass die Weiterfahrt bis nach Ólafsvík kein Problem darstellen sollte.  Aber zuerst nähern wir uns Hellissandur, einem kleinen Fischerort, der uns mit bunt bemalten Hauswänden empfängt. Schon das erste Motiv spricht für einen kauzigen Humor der Bewohner und wir rätseln lange, wie man dieses Tier wohl nennen könnte. Unsere Überlegungen werden aber schnell unterbrochen, weil ein paar Meter weiter eine N1 auf der linken Straßenseite auftaucht.
Versorgungsstopp  Ich weiß nicht mehr, wer uns das erzählt hat, oder wo wir gelesen haben, dass das Tankstellennetz auf Island recht dünn sein soll und man gut daran tue, sich bei jeder Gelegenheit den Tank wieder aufzufüllen. Wie bereits erzählt, hatte uns die undurchsichtige Blockung von Bankguthaben bei der Kreditkartenzahlung zunächst beunruhigt, was sich allerdings relativierte, als sich die vermeintliche Knappheit von Tankstellen als völlig gegenstandslos entpuppte. Auch dass sich die N1-Kette den Markt mit verschiedenen Mitbewerbern teilt, hat nie zu einem Engpass geführt, so dass wir uns bis auf die allererste Tankrechnung komplett auf die Prepaidkarten verlassen konnten. So klein die 2-Säulen Tanke auch ausfällt, der angeschlossene Shop läßt keine Wünsche offen, so dass wir erst mal wieder mit Cola und Keksen versorgt sind. Illustrierter Alltag  Bei Hellissandur soll es sich um Islands allererstes Dorf handeln. Wie bei allen Küstenorten spielte der Fischfang seit dem Mittelalter eine beherrschende Rolle, zumal die Fischgründe vor Islands Westküste wohl ausgesprochen reichhaltig sind (waren?). Zusammen mit dem nahegelegenen Nachbarort Rif leben die insgesamt etwa 550 Einwohner heutzutage hauptsächlich vom Tourismus, der dank des Rufs der landschaftlich abwechslungsreichen Snæfellsnes Halbinsel als 'Klein Island' prächtig floriert. Zudem gibt es im Ort ein Fischereimuseum (wo eigentlich nicht auf der Insel? ;-), in welchem zwei der ältesten Hochseeschiffe Islands ausgestellt sind. Ingjaldshóll  Wir sind nur auf der Durchfahrt und laufen deshalb trotz Brutzeit auch nicht Gefahr, Opfer von Angriffen tausender Küstenseeschwalben zu werden, die zwischen den beiden Orten Hellissandur und Rif das größte Brutgebiet der Insel bevölkern. Vielmehr veranlaßt uns das riesige Lupinenfeld zwischen den beiden Orten wegen der fotogen dahinter positionierten Ingjaldshólskirkja, erbaut 1903 als erste Steinkirche Islands auf dem Boden der ehemaligen Thingstätte Ingjaldshóll zu einem Kurzhalt. Auch wenn hier viel Geschichte versammelt ist, gehört die Erzählung eines Besuches von Christoph Kolumbus in Ingjaldshóll nach der Englandreise 1492 zwecks Erforschung der Wikingerfahrten wohl in den Bereich der touristisch gepflegten Legenden. Jón Kjartan  15:00 Uhr ist bereits vorbei und für heute haben wir genug gesehen, so dass wir nach der Durchfahrt Ólafsvíks von der 574 – die auf den letzten Kilometern drei Namenswechsel vollzieht: Útnesvegur, Ennisbraut und Ólafsbraut – auf die 54 abbiegen, die uns östlich am Snæfellsjökull vorbei wieder nach Süden führt. Ein Halt muß noch sein auf einem kleinen Rastplatz im Hochland, von dem aus man eine fantastische Aussicht auf den Jón Kjartan Vulkan und einen Großteil der Halbinsel hat.  360°   Pano
Rodelhänge  Mehr als 2 km entfernt von der Ringstraße steht der langgestreckte Flachbau unseres Hotels weit ab vom Haupthaus vor den typischen, wie glattgebügelt wirkenden Aschehängen der Berge. Wir haben das letzte Zimmer im Gang, so dass wir trotz guter Belegung eine fast absolute Ruhe genießen. Wir sichten unsere heutige Fotoausbeute (die zur Sicherheit immer gleich auf eine separate SanDisk SSD überspielt wird) und machen uns bald auf ins Hotelrestaurant, trauen uns ans – wirklich leckere! – Lamm und verzichten heute mal aus Kostengründen auf das Bier, sparen damit 20 € und kommen so mit günstigen 69,57 € davon. Windgebeugt  Trotz des noch früheren Aufstehens um 6:00 Uhr sind wir wie gestern erst um 7.00 beim Frühstück, da die Dusche mindestens 15 min. laufen muß um warm zu werden, und dann noch einmal 10 min., um sie auf eine Temperatur unterhalb des Siedepunktes einzupegeln :-/. Um 8:00 Uhr sitzen wir im Auto, fahren auf der 54 zunächst wieder nach Westen, um diesmal auf dem gleichen Weg wie gestern zur Nordküste abzubiegen, denn heute wollen wir der Ringstraße nach Osten folgen. Das schöne Wetter von gestern ist leider schon wieder vorbei, es ist durchgehend bewölkt und so windig, wie es die Feldbäume wohl gewohnt sind, aber immerhin ist es trocken! Kirkjufell  In Richtung Grundarfjörður – welches etwas größer als das gestern passierte Ólafsvík ist – stoßen wir bald auf das absolute touristische Highlight der Nordküste. Ignoranten, die wir sind, wissen wir zwar, dass es sich bei dem kathedralenähnlichen Berg um das meistfotografierte Motiv Islands handelt, aber nur dann die richtige Würdigung in den sozialen Netzwerken erfährt, wenn man den Berg mit dem Kirkjufellsfoss im Vordergrund abbildet. Nun sind wir aber aus guten Gründen nicht in den sozialen Medien vertreten... Und mal ganz ehrlich, bei dem heutigen Wetter und dem verhüllten Hut des Kirkjufell wäre das eh vergebliche Liebesmüh gewesen, zumal der frei im Meer stehende Hügel mit dem davor drapierten Strandstück sowieso besser aussieht! Sonderwege  Wir queren den Kolgrafafjörður auf einem langen Damm, verlassen dann aber den Snæfellsnesvegur, die 54, auf dem nächsten Abzweig nach rechts, weil der Weg entlang des Seljofjördur eine größere Abwechslung verspricht, als der Hauptstraße weiter zu folgen. Uns umgibt eine ausgedehnte Lavalandschaft aus moosbedeckten Brocken jeden Kalibers, wir fahren vorbei an rotbraun leuchtenden Aschekegeln, sind aber leider schon nach kurzer Zeit wieder zurück auf der 54. Zuvor müssen wir aber unbedingt noch ein paar Aufnahmen der Landschaft machen, halten deshalb an und sehen vorsichtshalber noch mal auf die Kartenapp, nur um festzustellen, dass wir versehentlich an einer unscheinbaren Abzweigung des Berserkjahraunvegur vorbeigefahren sind.
Berserkjahraun  Es spricht nichts gegen eine Umkehr, denn sehr weit liegt die Abzweigung nicht zurück. Sehr schnell sind wir wieder mitten drin in dem riesigen Lavafeld, dessen Ursprung in einem 4000 Jahre zurückliegenden Ausbruch von vier Kratern des Ljósufjöll Vulkansystems liegt, welches sich entlang der nördlichen Küste der Snæfellsnes Halbinsel hinzieht.  Der Name des Berserkjahraunfeldes geht – wie sollte es anders sein – auf eine alte Saga zurück, welche sich um zwei Berserkerbrüder aus Schweden dreht, die zwar die ersten Wege durch diese Wildnis bauten, später aber infolge eines Familienstreits mit den heimischen Verwandten hier den Tod fanden und begraben wurden. Vogelfrei  Das Lavafeld steht unter Naturschutz und scheint auch weitgehend vor Störungen sicher, denn während der ganzen Zeit, die wir hier verbringen, sind uns auf dem Weg nur Schafe, aber keinerlei Menschen begegnet. Zu gerne wüßte man, was sich in dem unzugänglichen Terrain noch so alles verbirgt, aber außer ein paar von Rasen bewachsenen Ausweichflächen neben dem Weg, ist das wilde Zusammengewürfel unpassierbar. Die einzigen Lebewesen, die uns hier begegnen sind – abgesehen von den sicherlich zahlreichen, aber gut verborgenen Polarfüchsen – lediglich kleine Vögel, die kein Problem mit den Lavabrocken haben.  Meadow Pipit  (Anthus pratensis)  Wiesenpieper Mit Adleraugen  Aber HALT!, was die Vögelchen können, kann ich doch auch. Wenn man schon nicht zu den rotbraunen Kegeln hinwandern kann, spricht ja nichts dagegen, sie sich aus der Luft anzusehen. Nicht nur kann man von hier oben bis zum Meer sehen, man erkennt auch den mächtigen Kegel des 210 m hohen Gráakúla rechts hinter dem Doppelkrater im Vordergrund. Gut erkennbar ist auch der Berserkjahraunvegur mit der Gruppe von Schafen, die uns wenig später beim Vorbeifahren freundlich grüßen.  360°   Pano Lavaschmätzer  Wir sind noch am Wiedereinpacken, als ein weiteres Vöglein um uns herumfliegt. Es ist ein Steinschmätzer Weibchen (...und sollte hier eigentlich Lavaschmätzer heißen), welches eine ganze Zeitlang ihren Fliegenfang im Schnabel behält – womöglich ist er für ihren Nachwuchs bestimmt?  (Northern) Wheatear  (Oenanthe oenanthe)  female Steinschmätzer
Drápuhlíðarfjall  Irgendwann sind wir auch nach dem längeren Lavapfad wieder auf dem Snæfellsnesvegur, dem wir weiter nach Osten folgen. Das sich auf einer Halbinsel befindliche, 73 m hohe Wikingerheiligtum Helgafell lassen wir im wahrsten Sinne des Wortes links liegen, denn es wollen uns partout keine drei Wünsche einfallen, die man bei einer Erstbesteigung des Hügels nach einem alten Volksglauben frei hat. Der unübersehbar die Landschaft beherrschende farbige Vulkan Drápuhlíðarfjall, der direkt vor uns liegt, als wir dem Knick der 54 nach Süden folgen, erscheint uns da weitaus interessanter.  360°   Pano A hidden gem  Die 54 ist auf diesem Teilstück eine gut befestigte Schotterstrecke, der wir entlang der Küste durch eine abwechslungsreiche Landschaft folgen. Die Küstengewässer sind gesprenkelt mit unzähligen kleinen Inselchen, von denen eine mit einem unwiderstehlichen Motiv geschmückt ist, welches einen sofortigen Zwischenhalt erfordert. Und gerne machen wir uns die ironische Bezeichnung zu eigen, die laut Google ein 'local guide' diesem idyllischen Schiffswrack am Ufer des Inselchens Stykkisholmur verpasst hat. Nun ist es auch nicht mehr weit bis zu der Kreuzung, an der vom Snæfellsnesvegur der Heydalsvegur abzweigt, auf dem wir schon vor zwei Tagen die Südküste der Halbinsel erreicht haben. Bollwerk  Vorgestern hatten wir nur noch das Erreichen unseres Hotels im Sinn und haben deshalb versäumt, was wir heute nachholen. Bereits von der Ringstraße hatten wir auf der rechten Seite eine hohe Steinmauer erspäht, zu der wir heute abbiegen. Je näher man kommt, desto imposanter wirkt der Basaltsäulenwall, der sich hunderte Meter entlang einer Hügelkuppe erstreckt. Das Foto zeigt nur das vermeintliche Ende des Walls, der hinter der Straßenbiegung noch ein ganzes Stück weitergeht und damit knapp 1,4 km lang ist. Den markanten Beginn der Gerðubergsäulen zur Westseite hin habe ich mir verkniffen, weil ich dann wieder zu viele Mitmenschen hätte 'removen' müssen ;-). Ein paar Kilometer weiter beschließen wir unseren heutigen und letzten Ausflug auf Snæfellsnes mit dem Versuch, der Seehundkolonie von Ytri Tunga einen Besuch abzustatten. Wir sehen aber schon von der Zufahrt aus, dass auch diese 'sichere' Sichtungslokation verwaist ist, womit wir uns die fällige Parkgebühr getrost sparen können. Fischfreundlich  Die letzten Tage unseres Urlaubs brechen an. Heute fahren wir auf der 54 zurück, verlassen die Halbinsel und weiter geht's nach Süden Richtung Borganes. Dies sind noch nicht einmal 100 km, die wir nach knapp 2 Std. zurückgelegt haben. Unser heutiges Hotel ist zwar nur ein paar Kilometer entfernt, bis zum Einchecken ist aber noch viel Zeit, die wir anderweitig nutzen wollen. Unser erstes Ziel ist der Glannifoss, ein sehenswerter Wasserfall, für den wir ca. 30 km von der Küste weg auf der Straße 1 ins Binnenland fahren. Das Parken kostet die einheitlichen 1000 ISK, zahlbar mit der Parka App – also später über das Hotel WLAN mit Angabe von Ort und Autonummer.  360°   Pano
Grábrók  Der Wasserfall – auf den wir von einer kleinen Aussichtsplattform herunterschauen – ist zwar nicht hoch, aber trotzden nett anzusehen. Und er ist der Erste, bei dem wir eine Fischtreppe entdecken, die allerdings auch nur bis zu einer gewissen Höhendifferenz Sinn macht.  Zurück auf dem Hringvegur verspricht ein Hinweis ein tolles Vulkanerlebnis nur wenige Kilometer weiter. Wir lassen uns überreden und bald kommt auch ein Bilderbuchkegel links der Straße in Sicht. Wir bekommen auf dem (gebührenfreien!) Parkplatz auch tatsächlich noch einen Platz, es haben sich aber 4 bis 5 Reisebusse hier versammelt und der Betrieb auf dem Zuweg zum Kegel lädt nicht gerade zum Aufstieg ein. Lavaspross  Maren will zumindest mal ein paar Meter weit in Richtung Vulkan laufen, ich hingegen vertreibe mir die Zeit lieber mit der Fotografie einer hübschen Blütenpflanze neben dem Parkplatz, deren Name sinnigerweise an eine völlig unvulkanische Heimatregion erinnert :-).  Heath Bedstraw  (Galium saxatile)  Harzer Labkraut Some like it hot!  Es ist noch nicht einmal Mittag und es bleibt reichlich Zeit, uns auch noch den einzigartigen "Hraunfossar" anzusehen. Dazu verlassen wir die 1 und fahren auf einer Querverbindung hinüber zur 519 und machen auf dem Weg noch einen Abstecher zur "Deildartunguhver", der größten Thermalquelle Islands. Zu sehen ist ein heißer Bach, der von der Quelle gespeist wird und Fontänen, die von dichten Dampfschwaden umgeben kräftig vor sich hinsprudeln. Aus guten Gründen ist der Bach mit einem Geländer abgesperrt, so dass es einiger Verrenkungen und günstigen Windes bedarf, um wenigstens etwas vom Bach und den Fontänen aufs Bild zu bekommen. Das angeschlossene Bad sowie die verlockende Möglichkeit, eine Tomatensuppe zum Preis eines Kleinwagens in den übers Gelände verstreuten Gewächshäusern zu uns zu nehmen, schlagen wir schweren Herzens aus, wir müssen schließlich weiter... Hraunfossar  Ein außergewöhnlicher Wasserfall ist der "Lavafall", der auf einer Länge von über 700 m in unzähligen Strömen direkt aus den Felsen kommend in den Fluss Hvitá fließt. Weiter flussaufwärts versickert ein Teil des Gletscherflusses in einem Lavafeld, fließt unterirdisch weiter durch das poröse Gestein und trifft wieder auf den Ursprungsfluss, wo dieser sein Flussbett erosiv in die Lavadecke gegraben und damit die unterirdischen Abflüsse geöffnet hat. Selbst bei bedecktem Himmel fasziniert die türkisblaue Farbe des vom Langjökull gespeisten Gletscherflusses Hvitá, verwirbelt von den weißen Strudeln des zufließenden Wassers.  360°   Pano
Schicksalsfluss  Entlang des Flusses führt ein Weg flussaufwärts zu einer hölzernen Brücke über die Hvitá, die es in historischen Zeiten nicht gab. Damals gewährte lediglich ein Steinbogen die Querung des schäumenden Flusses, Mittelpunkt einer Legende, die zumindest in Teilen auf tatsächlichen Geschehnissen beruhen könnte. Danach hatte es eine wohlhabende Frau ihren zwei Söhnen strengstens verboten, das Haus während ihres Kirchganges zu verlassen. Den Söhnen wurde aber bald langweilig, so dass sie zum Fluss liefen und diesen auf der damals noch hohen und schmalen Steinbrücke zu überqueren versuchten. Das Schicksal schlug zu, als den beiden Jungen schwindelig wurde, sie den Halt verloren und in dem wilden Fluss ertranken. Soweit durchaus realistisch, ist der weitere Verlauf der Geschichte wohl eher eine Legende. Barnafoss  Nach einer ergebnislosen Suche, bei der die beiden Jungen nicht gefunden wurden, meldete sich ein Augenzeuge bei der Mutter und erzählte ihr von dem Brückensturz. Die einflussreiche Frau wurde darob so wütend, dass sie die Zerstörung der Brücke befahl, von der fortan nur noch der unerreichbare Rest übrigblieb, unter dem  heute der "Barnafoss" (Kinderwasserfall) hindurchstrudelt und an die dramatischen Ereignisse erinnert.  360°   Pano Panta rhei  Auch hinter der Brücke strömt die Hvitá, teilweise in Nebenflüsschen aufgetrennt, durch ein enges Felskorsett, bevor sich der Fluß zu der Breite weitet, in der er die Fälle passiert. Lediglich auf den hölzernen Stegen erreichbar, die nicht verlassen werden dürfen, bietet sich den Besuchern an vielen Stellen ein farbiger Einblick in die vulkanische Natur der Felslandschaft mit eingbetteten Schichten prähistorischer Ablagerungen. Das mußte nicht sein...  Als wir uns am "Lavafall" sattgesehen haben, ist es erstaunlicherweise trotzdem erst 13:00 Uhr. Man könnte ja eigentlich noch weiter ins Hochland fahren, es ist Sommer, die Kaldidalurstraße 550 soll zu dieser Jahreszeit sogar für normale PKWs befahrbar sein und im großen Bogen an zwei Gletschern vorbei wieder in die Zivilisation zurückführen. Schnell tauchen größere, von Flüssen durchzogene Lavafelder auf, dann leuchtet ein vergletscherter Vulkan hinter Lupinenfeldern. Doch weiter kommen wir nicht! Ein größerer Stein der Schotterpiste klongt gegen das Auto. Leider wiederholt sich das Geräusch, und als wir anhalten um nachzusehen, wird die Befürchtung wahr – der linke Hinterreifen ist platt :-(. Glücklicherweise sind ein Reservereifen und ein Wagenheber an Bord, das rudimentäre Bordbuch enthält sogar eine bebilderte Anleitung und so machen wir uns zähneknirschend bei wieder einsetzendem Schmuddelregen an die Arbeit. Die Namibiaerfahrung hilft und nur 50 min. später verzichten wir lieber auf die Weiterfahrt und kehren auf der gleichen Strecke zurück und laufen erst einmal unser Hotel nahe Borganes an.
First class service  Der Reservereifen ist nur bis max. 80 km/h zugelassen (?) und soll schnellstens ausgetauscht werden. Maren hängt sich ans Telefon, spricht bei Hertz mit einer sehr netten Mitarbeiterin, die froh ist, uns nicht in der Wildnis aufsammeln zu müssen und teilt uns den Namen einer Werkstatt in Borganes mit, weiß aber leider nicht die Adresse. Es braucht drei Angestellte zweier Tankstellen, bis der vierte endlich weiß, wie man zur Werkstatt kommt. Es ist 16:20 Uhr, als wir vor der Werkstatt halten, in der man sich sofort bereit erklärt, uns zu helfen. Der defekte Reifen wird begutachtet und nach einer fachkundigen Reparatur wieder aufgezogen. Um 17:15 Uhr sind wir abfahrbereit, nur der Meister und sein Reparateur sind noch über die Feierabendzeit da und haben sich damit ein gutes Trinkgeld verdient. Das gesamte Prozedere war noch erheblich nerviger und aufwendiger, als man es hier schildern kann und wir sind froh, am nächsten Morgen problemlos weiterfahren zu können. Auf zum "Golden Circle"  Da es vor dem Frühstück wettermäßig noch ganz gut aussieht, macht Maren ein paar Fotos vom Wildwasser vor unserer Hütte mit einem tollen Bergpanorama im Hintergrund. Wir haben unsere Reise bewußt so geplant, dass wir erst nach Umrundung der Insel Ende Juni wieder im Süden, quasi am Beginn unserer Rundtour sind. Noch vor einem Monat waren einige Strecken schneebedingt gesperrt, inzwischen sollten sie aber wieder offen sein. Heute wollen wir zum "Þingvellir", dem Ort, an dem sich seit dem Jahr 930 sämtliche Goden Islands für zwei Wochen zum "Alþing", dem Parlament, versammelten, um Gesetze zu beschließen und Recht zu sprechen. Über dreihundert Jahre fand hier eine Art Volksfest statt, welches eine große Zahl von Isländern zwischen Zelten und Buden feierte, die gut geschützt in der Schlucht aufgebaut waren. Almannagjá  Obwohl wir bereits um 10:00 Uhr ankommen, ist der Parkplatz schon gut gefüllt und zwei Reisebusse bringen gerade weiteren Nachschub. Es nieselt schon wieder leicht, als wir uns nach rechts in die noch leere "Almannagjá", die "Allmännerschlucht" wenden, denn das Gros der Besucher strebt zuerst zum "Öxarárfoss". Zwischen den bizarren Felswänden befinden wir uns – wie in der Nähe des "Myvatn" – erneut in dem Grabenbruch, an dem Amerika und Europa seit 10.000 Jahren mit bis zu 2 cm jährlich auseinander driften. Am Ende des Weges führt noch ein Pfad auf den Schluchtrand, von dem aus man bis zum zweitgrößten Binnensee Islands, dem "Þingvallavatn" blicken kann. Erst als sich die in der Ferne erkennbaren Reisegruppen in unsere Richtung bewegen, tauschen wir die Plätze und haben es am "Öxarárfoss" nur noch mit ein paar hartnäckigen Selfieakteuren zu tun. Öxarárfoss  Eigentlich wollten wir heute bereits einen großen Teil des sogenannten "Golden Circle" besuchen. Neben der "Almannagjá" gehört dazu das Geysirgebiet um den "Strokkur Geyser" und der mächtige "Gullfoss", von dem aus es dann am "Krater Kerið" vorbei nach Selfoss geht. Leider macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, denn je weiter wir Richtung Geysir kommen, desto mehr regnet es. Wir fahren noch bis zum Besucherzentrum, welches trotz des Wetters gut besucht ist, sehen aber wenig Sinn darin, bei strömendem Regen dort herumzulaufen. Wir canceln die Weiterfahrt zum Gullfoss und bleiben auch am Krater Kerið nicht stehen, sondern fahren weiter zu unserer letzten Unterkunft nahe Reykjavik, wo das Einchecken zwar auch erst um 16:00 Uhr beginnt, wir aber bereits um 13:00 Uhr ein Zimmer beziehen können, nachdem der Rezeptionsdame klar wird, dass wir hier für  drei  Nächte gebucht haben!
Jetzt oder nie!  Unser Hotel im Vorort Hafnarfjörður bietet am Abend nur eine Snackbar, so dass wir auf zwei geniale Pizzen in einem nahegelegenen Restaurant ausweichen. Von unserem Zimmerfenster im vierten Stock des Hotels sieht der Himmel am Morgen zwar immer noch durchwachsen aus, es ist aber trocken. Das Wetterradar macht uns Hoffnung und wir sind wild entschlossen, heute unser Programm durchzuziehen, weshalb wir zügig nach dem reichhaltigen Frühstück um 8:00 Uhr aufbrechen. Und obwohl wir uns auf der nun schon bekannten Strecke im Süden Reykjaviks durch den Berufsverkehr quälen müssen, sind wir schon anderthalb Stunden später wieder bei dem Geysir. Es ist weitgehend trocken, Reisebusse sind noch keine da und nachdem wir unsere Parkgebühr am Automaten beglichen haben, folgen wir der Beschilderung, die uns zuerst auf den obligatorischen Restaurant-, Shop- und Infotainment-Parkour schickt. Erdporen  Irgendwann finden wir aber den Aus- und Übergang zum Geysirfeld, wo es zwischen Gras und bunten Blüten verheißungsvoll sprudelt und blubbert. Noch ist es auf dem großflächigen Areal fast leer und auch der Himmel hat ein Einsehen und stellt die letzten Nieseltropfen ab. Überall steigen Dampfwolken auf und schmale Rinnsale neben dem Weg fließen durch marmorierte Sinterbetten, so dass die Kameras nicht zur Ruhe kommen.  Geradezu unvermeidlich ist die Frage von Freunden und Verwandten, denen man von Island erzählt: "Hast Du denn auch in einem Geysir gebadet?". Die Frage erübrigt sich spätestens, wenn man versucht, auch nur einen Finger in das brühheiße Nass zu stecken. Unruheherd  Unübersehbar ist das zentrale steinerne Feld, welches den milchweißen Tümpel des "Strokkur Geyser" umgibt. Die derzeit noch relativ wenigen Besucher haben sich entlang der Kordelabsperrung an der Nordwestseite des Areals versammelt und warten offensichtlich gespannt auf den nächsten Ausbruch. Bei wechselnden Winden soll es ziemlich abenteuerlich sein, zuverlässig auszuschließen, von der nächsten Fontäne geduscht zu werden. Heute ist es aber nahezu windstill, so dass die leicht erhöhte Position die besten Sichtvoraussetzungen bietet. Eruptiv  Fernsehberichte anderer Thermalgebiete nähren die Erwartungshaltung, dass ein Aufwallen des Wassers dem eigentlichen Ausbruch vorausgeht. Hier ist das nicht so! Völlig überraschend schießt etwa alle 4-5 min. die Fontaine bis zu 20 m hoch, so dass man die Kamera zuvor manuell auf die richtige Entfernung scharfstellen sollte, um den richtigen Moment nicht zu verpassen.
Blesi  Ein bißchen weiter auf dem Rundweg gelangt man zur Quelle Blesi, von der aber heute nicht viel zu sehen ist, denn das brodelnde heiße Wasser produziert so viel Dampf, dass kein vernünftiges Foto gelingt. Man kann sich aber mit dem ruhigen Abflusstümpel trösten, dessen hübsches Türkis vorteilhaft mit den braunroten Lavakieseln am Rande kontrastiert.  Wir sind nicht zu früh hier, denn inzwischen hat sich der Besucherkreis um den Strokkur fast nahtlos geschlossen – was wegen der Windstille möglich ist –, und zuverlässig läßt einen das aufbrausende "Aaaah" und "Oooh" den aktuellen Ausbruch akustisch nachvollziehen :-). Viel Dampf,...  ...aber kein Wumms! Damit ist der größere der beiden Geysire treffend beschrieben. Von den einzigen beiden Geysiren, die auf Island überhaupt meterhohe Fontainen in den Himmel gestoßen haben, hat sich der Größere weitgehend verabschiedet. Noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts hat er ebenso zuverlässig wie der benachbarte Strokkur geblasen, hat sich dann aber über Jahrzehnte zur Ruhe gelegt, lediglich manchmal durch Zufuhr von Seifenpulver rüde aus dem Schlaf geweckt, bis dieses Treiben von Umweltschützern unterbunden wurde. Heute zeugt nur noch ein großes Kalksinterfeld an seinem Osthang von den früheren Ausbrüchen. Erst seit ein paar Jahren bequemt sich der Geysir wieder, gelegentlich auf eigene Initiative aktiv zu werden, man sollte aber nicht drauf warten, weil das ziemlich lange dauern kann. Das doppelte Lottchen  Dieser Filmtitel kam mir spontan in den Sinn, als mir bei der Recherche auffiel, dass es zwei Flüsse gleichen Namens gibt: "Hvítá". Der eine, der den Beinamen "Borgarfjörður" trägt, fließt im Westen Islands, ist der, welcher den Hraunfossar und den Barnafoss speist und in den Borgarfjörður mündet. Der andere, mit dem Beinamen "Ölfusá" entspringt ebenfalls dem Langjökull, allerdings auf der Südostseite, fließt über den Gullfoss weiter in den Süden und mündet bei Selfoss in einer breiten Lagune in den Atlantik. Seltsam! 40 km nach dem Gletschersee Hvítárvatn stürzt der Gewaltigere der beiden Ströme mit einer Wassermenge von bis zu 180 m³/s über die ersten Kaskaden des Gullfoss und obwohl es mittlerweile stellenweise blauen Himmel gibt, reicht das Sonnenlicht leider nicht, um die Gischt in Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen. Nun ja, man kann nicht alles haben... "Der Goldene"  Der Gullfoss verdankt seine fortbestehende Existenz nicht zuletzt der Tochter des hier am Anfang des 20. Jahrhunderts lebenden Grundbesitzers, dem Bauern Tómas Tómasson. Sigriður Tómasdóttír widersetzte sich vehement den Bestrebungen, an diesem Fall ein Wasserkraftwerk zu errichten und lief aus Protest barfuß bis nach Reykjavik. Es war zwar nicht ihr Einspruch und die Drohung, sich in den Fall zu stürzen, welcher den Bau verhinderte, sondern das Geld, welches den Investoren während des Baustopps ausging – womit glücklicherweise alles so verblieb, wie es war. Heute kann der isländische Staat dieser Wendung dankbar sein, denn die Einkünfte aus dem touristischen Massenbetrieb sind nicht unerheblich. Nachdem der Gullfoss von allen Seiten, mit und ohne Abfluß dokumentiert ist, machen wir uns auf den Weg zum Keriðkrater.
Umkehr  Wir sind schon ein paar Kilometer gefahren, Maren stöbert im Reiseführer, als sie plötzlich erwähnt, dass die Hochlandroute 35 (Kjölurroute) hinter dem Gullfoss startet, nicht allzuschwierig zu befahren sein soll und u.a. zum Hochtemperaturgebiet Kerlingarfjöll mit seinen farbigen Bergen führt. Also drehen wir spontan um. Einige Kilometer nach dem Gullfoss ist die Straße noch asphaltiert, dann wird sie zur Piste. Sie hat kurze ziemlich steinige Strecken, längere mit Schlaglöchern, ist aber zum größten Teil wirklich gut befahrbar. Die Landschaft ist spektakulär und bald erreichen wir das Quellgebiet des "Hvítá (Ölfusá)" und kreuzen den Abfluß aus dem Hvítárvatn auf einer Einbreið Brú! Auch wenn wir nicht ganz so allein sind wie gedacht – ab und zu kommt doch tatsächlich ein Auto entgegen oder muß vorbeigelasssen werden –, kommt Hochlandfeeling auf. Jökulfall á Kili  Es ist nicht ganz einfach, die isländischen Straßen- und Routenbezeichnungen in Deckung zu bringen. Die "Kjölurroute" ins Hochland trägt den Straßennamen "Kjalvegur" und hat die Nummer 35. Es ist noch nicht lange her, dass der "35" noch ein "F" vorangestellt war, denn auch nach 'Entschärfungen' bleibt die Strecke rau und holperig. So befindet sich am Übergang vom Asphalt auf Schotter, kurz hinter dem Gullfoss, ein Warnschild, welches Nicht-4x4-Fahrzeugen die Weiterfahrt verbietet Wir halten oberhalb des Flüsschens "Jökulfall á Kili", welcher vom Gletscher Hofsjökull gespeist wird und sich etwas weiter südlich mit der Hvítá vereinigt.  360°   Pano Gýgjarfoss  Jetzt ist es nicht mehr weit zum versprochenen Hochtemperaturgebiet Kerlingarfjöll. Wir biegen nach rechts von der 35 ab und fahren direkt auf ein Panorama aus vergletscherten Berghängen zu. Die Straße folgt dem Jökulfall, der sein Quellgebiet just in diesen Bergen hat. Nach wenigen Kilometern erreichen wir einen Rastplatz am Fluss, von dem man einen tollen Blick auf den Gýgjarfoss hat. Der Wasserfall ist zwar nicht besonders hoch, aber von einer beeindruckenden Breite, auf der enorme Wassermassen herabströmen. Kaum zu glauben, dass dies der Strom ist, den wir eben noch – in filigrane, milchweiße Bäche aufgeteilt – im Tal von der Straße 32 aus gesehen haben. Wir sind noch nicht am Ziel, aber als wir dort ankommen, macht sich ein wenig Frustration breit. Die Hochland Basis am Kerlingarfjöll entpuppt sich zwar als Luxushotel mit angeschlossenem Campingplatz, zu den heißen Quellen sind es aber noch 3 Kilometer – ausschließlich mit Geländewagen befahrbar! Dritter Anlauf  Mit einem Jeep können wir nicht dienen und die Lust, jetzt noch einen 6 km langen Bergmarsch zu unternehmen, hält sich auch in Grenzen. Wir machen also schweren Herzens kehrt, denn allein zurück bis zum Gullfoss liegen wieder 80 km schlechter Wegstrecke vor uns. Irgendwann ist auch das geschafft und wir machen mit unserem ursprünglichen Plan weiter und halten heute endlich beim Keriðkrater. Es brennt zwar nicht gerade die Sonne herunter, aber das Wetter hat sich beruhigt, was sich auch im gewaltigen Publikumsandrang an diesem Bilderbuchvulkan niederschlägt. Es braucht eine Wartezeit und ein mehrfaches Rangieren auf dem engen Parkplatz, bis wir endlich den Platz eines abfahrenden Fahrzeugs besetzen können.
Gebrechlich wie ein Brachvogel  Ich bin ehrlich gesagt nach den bisher zurückgelegten 350 Kilometern ziemlich erschöpft und während Maren die 600 ISK Parkgebühr/Eintritt bezahlt, ringe ich mit mir, ob ich mir den Aufstieg zum Kraterrand wirklich antun will. Der Weg ist zwar nicht besonders steil und der Kraterrand auch nicht sehr hoch, als ich aber im Grünzeug neben dem Aufstiegspfad einen Regenbrachvogel entdecke, den ich bisher (zumindest auf Island) noch nicht auf den Sensor gebannt habe, schütze ich wichtige Fotoarbeiten vor, die mich vom Aufstieg abhalten...  Eurasian whimbrel  (Numenius phaeopus)  Regenbrachvogel Resteverwertung  Ohne zu Meckern und voller Verständnis stapft meine beste Ehefrau von allen alleine los und umrundet mal eben den ganzen Kraterrand :-). Dank Erfindung der Farbfotografie komme ich immerhin nachträglich in den Genuß des Anblicks eines erstaunlich vielfarbigen Vulkans, der mit seinen 55 m Höhe schon 6500 Lebensjahre auf dem Buckel hat.  Als wir die letzten 80 km bis zu unserem Hotel zurückgelegt haben, sind wir immerhin seit über 10 Std. unterwegs. Heute abend haben wir keine Lust mehr auf weitere Aktivitäten und da wir noch einige Vorräte an Naschkram haben, die spätestens bis Übermorgen vernichtet sein müssen, widmen wir uns dieser schweren Aufgabe. Knüppelpiste 208  Unsere Planung mit den drei Resttagen fürs Hochland hat bis jetzt ganz gut funktioniert. Abgesehen von Tag 1, den wir wegen Starkregen nach der "Allmännerschlucht" abbrechen mußten, haben wir zumindest gestern das Versäumte und mehr wieder aufgeholt. Der vorletzte Tag soll noch einmal auf einer anderen Strecke ins Hochland führen, wofür uns die Wetterapp brauchbares Wetter verspricht. Die ersten Eindrücke sind nicht motivierend, um Reykjavik herum liegen die Wolken fast auf und es tröpfelt, aber wir haben ja auch noch knapp 200 km vor uns. Die wir prompt um ein paar weitere Kilometer verlängern, da uns "Organic Maps" auf die F225 führt, auf der wir schnellstens wieder umkehren, bevor wir vor einer unpassierbaren Furt stehen. Auch die asphaltierte 32, die wir stattdessen nehmen, mündet später auf der 208, einer Schotterpiste, die eigentlich nur noch aus groben Steinen, Schlaglöchern und Lavabrocken besteht. Highland Rover  Der Duster nebst Insassen kämpfen sich tapfer im Schritttempo voran und wir alle befürchten das Schlimmste – denn über 20 km liegen noch vor uns! Glücklicherweise ist aber nach ein paar Kilometern Schluß und wir alle haben es schadlos überstanden. Etwas später treffen wir auf einen Ranger, der uns freundlich einen Flyer zum korrekten Fahren im Hochland in die Hand drückt und uns genau erklärt, was alles unter "off-road" fällt und damit sakrosankt ist...  Die Landschaft ist mondhaft, riesige Lava- und Aschefelder,  rotschwarze Vulkane, grünbewachsene Berge und vereinzelte Schneereste unter tiefverhangenem Himmel. Doch je mehr wir uns unserem Ziel, dem "Bílastæði við Landmannalaugar", dem Parkplatz vor der Furt am Landmannalaugar nähern, desto mehr klart es auf und es kommt tatsächlich die Sonne raus!
Am Ende der Welt  Schließlich nähern wir uns Landmannalaugar und anders als in der App angegeben, stehen bereits 2 km VOR den Parkplätzen die Kameras zum Erfassen der Nummernschilder. Ab hier wird also auf jeden Fall eine Gebühr fällig, egal ob man parkt oder sofort umkehrt. Wir halten erst einmal vor den Kameras an, denn schon hier ist der Blick in die bunten Berge überwältigend. In der Ferne, entlang des Flusstals und am Ende der hellen Piste, erkennt man gerade noch die Bauten der Gastronomie und des Campingplatzes, die man aber nur über eine Furt erreicht. Gut, den Parkplatz vor der Furt können wir uns auch noch leisten und wir finden sogar noch einen freien Platz.  360°   Pano Ausgeschlossen  Es führt eine hölzerne Fußgängerbrücke über einen Arm des verzweigten Flußlaufes, über die wir auf die Seite des Campingplatzes gelangen. Leider passiert schon seit einiger Zeit kein hochbeiniger Jeep die Fahrspur, die von links kommend in den dunklen Spuren ihre Fortsetzung findet, sonst sähe man, wie tief es in der Flussmitte wirklich wird. Nix für unseren Duster!  Aber auch nix für unsere Füße, denn der einzige Fussweg zum Campingplatz steht inmitten einer sumpfigen Grasfläche ca. 10 cm tief unter Wasser. Der, laut Reiseführer, "beliebte kurze Ausflug auf den 946 m hohen Berg Bláhnúkur mit der fantastischen Aussicht auf den Schwefelberg" und ein dampfendes Hochtemperaturgebiet muß daher leider entfallen, denn es werden am Campingplatz keine Ersatzschuhe gestellt. Stipvisite  Angesichts der Tatsache, dass wir uns am Parkplatz erst auf 600 m Höhe befinden, fällt meine Heuchelei, dass ich den Ausfall des "kurzen Ausflugs auf den 946 m hohen Berg" sehr bedaure nicht besonders glaubwürdig aus, aber zumindest läßt sich Maren nicht anmerken, dass sie mich durchschaut hat.  Google Maps zeigt in seinen Fotostrecken, dass es noch viel Sehenswertes in den Bergen rund um Landmannalaugar gibt, wir machen hier aber kein mehrtägiges Camping und so fahren wir entlang des breiten, kiesigen Flußtales langsam wieder zurück und trauen uns sogar noch ein paar Kilometer auf die Weiterführung der 208 Richtung Eldgjá, obwohl die Piste nach der Kreuzung ein "F" bekommen hat. Schlussakkorde  Zumindest auf der kurzen Strecke, die wir bis zur Umkehr am Kýlingavatn auf der F208 zurücklegen, bereichern noch ein paar weitere Fotos unsere Speicherkarten und dokumentieren die fantastischen Farben dieser Landschaft.  Vor unserer Rückkehr ins Hotel heute abend wartet noch ein bißchen Arbeit auf uns. Das Auto muß für die Rückgabe am nächsten Tag noch vollgetankt und mit der Selbstbedienungsbürste auf der N1 gereinigt werden, denn Hertz legt Wert auf eine Fahrzeugwäsche, die zumindest die Lackfarbe wieder erkennen läßt. In vier Wochen hat sich soviel Patina auf dem Wagen niedergeschlagen, dass wir regelmäßig zumindest das Nummerschild freiwaschen mußten, um nicht womöglich als Parkgebührenzechpreller verhaftet zu werden.
Wetterleuchten  Zuvor genießen wir aber bei der jetzt zuverlässiger strahlenden Sonne ein paar Landschaftsansichten, deren Schönheit bei dem trüben Licht der Hinfahrt noch unauffällig gewesen ist. Wir halten neben dem Kegel des ebenmäßigen Stútur Kraters, neben uns das leuchtende Blau des Frostastaðavatn mit seiner kleinen Insel und das Ganze eingebettet in eine gelb und weiß bemooste Lavaebene, aus der rotbraune hügel herauswachsen. Das sind Bilder unseres Planeten, bei denen uns wieder die 'außerirdischen Momente' überkommen.  Apropos 'Wetterleuchten' – Nordlichter gibt es in den hellen Kurznächten der Sommermonate auf Island leider nicht zu bestaunen :-(  360°   Pano Wermutstropfen  Das einzig Interessante an diesem Bild ist der Zufahrtsweg, der sich an dem Hang des Ljótipollur hochschiebt und auf den wir gleich abbiegen werden, um einen Blick auf den Kratersee des Vulkans zu werfen.  Ein bißchen wehmütig ist uns schon zumute, dass wir schon morgen abend wieder in Hamburg sein werden, umgeben von dem typisch deutschen Wahnsinn, der uns langsam aber sicher in die nächste Katastrophe treibt und von dessen Auswüchsen wir hier am äußersten Rand Europas vier entspannte Wochen lang verschont geblieben sind. Und es sind nicht nur die Naturschönheiten, die uns für dieses Land eingenommen haben, sondern ganz besonders auch die Freundlichkeit und Entspanntheit der weit verstreut lebenden Isländer, denen man nur wünschen kann, dass ihre Zugehörigkeit zu Europa ausschließlich auf die Geologie beschränkt bleibt. Ljótipollur  Geradezu sprachlos macht einen die Übersetzung des Namens "Ljótipollur" als "hässliche Pfütze"! Anders als bei Ausbruchsvulkanen ist der Krater des Ljótipollur das explosive Resultat mehrfachen Kontaktes heißer Lava mit Grundwasser im Jahre 1477, dessen Rückstände den damaligen Bewohnern des Landstrichs möglicherweise als schmutzige Pfütze erschien. Mehr als fünf Jahrhunderte später erstrahlt der Grundwassersee aber in einer Farbe, die in wunderschönem Kontrast zu den roten, gelben und braunen Tönungen der freigelegten Schichtstruktur vergangener Ascheablagerungen steht. Die enorme Vielgestaltigkeit und Farbigkeit dieser Hochlandschaften haben wir nicht erwartet, wir sind nachhaltig begeistert und hätten uns keinen besseren Abschluß unserer Urlaubsreise wünschen können!  360°   Pano Ende, Aus und Schluss ;-)  Mit diesem letzten Bild des Bláhylur Kraters, auf dessen Rand eine befahrbare Piste führt, schließen wir unser Reisetagebuch. Wir haben es tatsächlich geschafft, in den letzten drei Tagen noch alles unterzubringen, was wir uns vorgenommen hatten. Die weitere Rückkehr zum Hotel verläuft ereignislos und unser abschließendes Abendessen in der 'Snackbar' des Hotels ist wider Erwarten sehr reichhaltig, lecker und wird von einem sehr freundlichen, deutsch radebrechenden Barmann/Kellner serviert, während auf dem Riesenwandbildschirm nochmals alle Höhepunkte unserer Reise als Doku in augenkrebserzeugenden Falschfarben ablaufen. Auch die Rückgabe unseres Dusters am nächsten Vormittag bei Hertz am Flughafen gestaltet sich problemlos, wir bekommen die versicherte Reifenreparatur erstattet und um 16:00 Uhr sind wir wohlbehalten und glücklich über den gelungenen Urlaub auf dem Heimflug nach Hamburg.  Unseren Bilderwelt Gästen danken wir für das Interesse und wir hoffen, Euch gut unterhalten zu haben - Tschüss!