Tag 2  Nach langem Flug und zweimaligem Umsteigen in Paris und Santiago de Chile sind wir am späten Nachmittag des Vortages glücklich in Puerto Montt, Chiles Tor nach Patagonien, gelandet. Wie angekündigt, mußten wir in Santiago unser komplettes Gepäck wegen der rigiden Einfuhrbestimmungen für Lebensmittel erneut durchleuchten und einchecken lassen, was aber glücklicherweise reibungslos vonstatten ging. In Puerto Montt angekommen, führte uns unser Weg nach der Gepäckübernahme direkt zum Europcar-Schalter, wo die Mietwagenbuchung dank der elektronischen Voucherübermittlung bereits vorlag. Nach einer nicht ganz unproblematischen Fahrzeugübernahme hatten wir dann nur noch den Wunsch, umgehend in unser Übernachtungshotel im nahegelegenen Puerto Varas zu gelangen, wo wir nach einem schnellen Abendessen erschöpft in die Federn fielen. Der Aufbruch am nächsten Morgen ist von etwas Hektik geprägt, da wir noch ein paar Besorgungen zu machen haben und danach möglichst frühzeitig die Fähre in La Arena erreichen wollen. Der Verkehr ist dicht und wir finden erst am Fähranleger genügend Muße, die Kameras auszupacken und erste Fotos zu machen.  Der fehlende Teil unserer Anfahrt zur Fähre läßt sich aber auf  unserem Reiseverlauf  nachvollziehen. Die Reise beginnt  Die kurze Etappe über den Reloncaví-Fjord ist Bestandteil der "Carretera Austral" genannten Nationalstraße 7, dauert ca. 30 min. und kostet nur ein paar Pesos. Wir stehen mit unserer Edelkarosse ganz vorne in der Warteschlange und lassen noch einmal die Fahrzeugübernahme vom Vortag Revue passieren. Das eigentlich für uns vorgesehene Fahrzeug hatte beim Vormieter leider einen Unfallschaden erlitten, man ließ uns aber alternativ die Wahl zwischen zwei Ersatzfahrzeugen, von denen aber nur eines den gewünschten 4x4 Antrieb besaß – ein bei den zu erwartenden Straßenverhältnissen nicht unwichtiges Feature! Das konventionell angetriebene Auto entsprach von der Größe zwar eher dem ursprünglich gebuchten Auto, wir entschieden uns aber nach einigem Hin und Her doch lieber für den mit Vierradantrieb und größerem Tank ausgestatteten VW-Luxusschlitten des bei uns unbekannten Modells "Atlas". Zumal uns das Fahrzeug ohne Mehrkosten überlassen wurde. Wir sind jetzt also vornehm unterwegs... Pendelverkehr  Das Wetter ist heute fantastisch, strahlender Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Die Fahrt führt entlang kleiner Inseln und einiger Lachsfarmen und uns begegnet auf der Gegenstrecke eine der Schwesterfähren des im stündlichen Rhythmus ausgeführten Straßenersatzverkehrs. Erster!  Die heutige Fahrt ist erst ein kurzer Vorgeschmack auf die wesentlich längere Fährpassage, die uns am morgigen Tag erwartet. Nach einer halben Stunde erreichen wir den Anleger in Caleta Puelche, kommen hier mit unserem ganz vorne positionierten Fahrzeug als Erste von Bord, so dass wir auf der Strecke nach Hornopirén hinter niemandem herzuckeln müssen.
Carretera Seeblick  Anfangs noch mit gelegentlichem Meeresblick, zweigt die Straße bald ins Binnenland ab. Auf diesem Abschnitt bestens asphaltiert, war diese Strecke noch vor ca. 10 Jahren eine staubige Gravel Road, wie man auf den alten Streetview Aufnahmen sehen kann. Wir genießen die traumhafte Landschaft und haben nach etwas mehr als 50 Kilometern unsere Unterkunft in Hornopirén erreicht. Kuschelig  Bereits am Mittag sind wir am Ziel. Wie immer auf unseren Mietwagenreisen sind die Unterkünfte eine sympathische Mischung aus "einfach" bis "gehobene Mittelklasse". Stellvertretend fürs gemütlich-schmusige Ambiente, welches den Durchschnitt unserer Herbergen auszeichnet, präsentiert sich hier die "Hosteria Catalina", deren netter und auskunftsfreudiger Besitzer uns umgehend mit Tips für die nachmittägliche Erkundung der am Ende einer Meeresbucht gelegenen Landschaft ausstattet. Auch das Schild ist neu!  Nur wenige Meter weiter knickt die "7" im Ort nach links ab, windet sich auf ihrem Weg um die Meeresbucht, bis sie nach etlichen Kilometern das vorläufige Ende der "Carretera Austral" erreicht. Spätestens ab Cholgo ist der Umstieg auf die Fähre unumgänglich, da es bis Caleta Porcelana keine befahrbare Trasse durch die Gebirgswelt gibt. Da aber der ausgebaute Teil der "Carretera Austral" nur bis kurz hinter die Ortsgrenze reicht, entert man die Fähre bereits auf der Rampa Hornopirén – Cholgo bleibt somit nur Bedarfshaltestelle. Puente Río Blanco  Nachdem wir uns in unserem Zimmer eingerichtet haben, folgen wir den Empfehlungen des Besitzers und machen uns auf den Weg in die Wildnis, die spätestens an dieser Stelle mit dem Übergang der "7" von Asphalt auf Kies beginnt. Wir parken an der malerischen Flussquerung, machen ein paar Fotos, konstatieren die Unbenutzbarkeit des am nebenliegenden Campingplatz beginnenden, aber geschlossenen Wanderwegs zum Wasserfall und stellen wieder einmal belustigt fest, dass unsere Magnetwirkung auf andere Zeitgenossen auch in der Wildnis funktioniert: Wo wir eben noch alleine parkten, stehen jetzt drei weitere Fahrzeuge, deren Insassen sich zu uns auf die Brücke gesellen ;-).  360°   Pano
Playa de Iglesia  Wir fahren noch ein Stückchen weiter. Erstmals wird es auf der Kiesstrecke staubig und rumpelig, einzelne kleine Gehöfte säumen die Straße und schließlich halten wir vor einer kleinen, gelb angemalten und mit Blumensträußen geschmückten, spitzgiebeligen Kapelle, direkt an der Felskante über der Bucht. Gleich neben dem Grundstück weist ein Schild auf einen Pfad hinunter zum "Arena Beach", angliziert so benannt nach dem hier mündenden Río Arena. Pockennarbig  Es erfordert das Überklettern eines Zauntritts, um den menschenleeren Geröllstrand zu erreichen. Außer einigen Möwen, weit entfernt auf dem Wasser dümpelnden Dampfschiffenten, dicht mit Seepocken bewachsenen Felsbrocken und etwas Schwemmholz gibt es nicht viel zu sehen. Aber es ist schön ruhig hier, am gegenüber liegenden Buchtufer kann man gerade noch die Häuser Hornopiréns erkennen und die vor der Küste liegende Lachsfarm erhält Besuch von einem Versorgungsschiff. Zuchtbetrieb  Wie weltweit an unzähligen anderen, ruhigen Wasserarmen gibt es auch an Chiles Küsten eine Unmenge von Lachsfarmen. Beileibe keine Fachleute auf diesem Gebiet, können wir aber die Kritik an dieser Massenzucht nachvollziehen, deren Betrieb sicher nur durch exzessive Gaben an Kunstfutter und wasserverseuchenden Mengen an Antibiotika und anderen Pharmazeutika aufrecht erhalten werden kann.  360°   Pano Doch nicht ganz umsonst...  ...war die Mitnahme der schweren Telekamera an den Strand, tauchte doch kurz vor unserem Aufbruch noch dieser hübsche Brachvogel für ein paar nette Schnappschüsse auf.  Gänzlich umsonst war hingegen ein Abstecher auf dem Rückweg zu einer auf der Karte verzeichneten "Cascada". Wasserfälle sind ja immer toll – wenn man sie denn findet :-/. Nach einigen Kilometern abseits der Hauptstraße stoßen wir am vermeintlichen Zielort immerhin auf einen chilenischen Bautrupp in Begleitung eines deutschsprachigen Einheimischen, der unsere Frage nach dem weiteren Weg an einen freundlichen Chilenen weiterreicht, der uns dann erklärt, dafür bräuchten wir unbedingt einen Führer, sonst würden wir uns verlaufen. Uns fällt dann spontan ein, dass wir eh noch unbedingt zum Supermarkt müßten, um unseren Bedarf an Getränken und Naschkram sicherzustellen...   Whimbrel  (Numenius phaeopus)  Regenbrachvogel
Umnebelt am Morgen  Wie gewohnt stehen wir um 6:30 Uhr auf, warten 10 Minuten bis die Dusche warmes Wasser liefert und sind pünktlich um 8:00 Uhr beim Frühstück. Immer noch gut gesättigt vom gestrigen, opulenten Abendessen, wird uns ein reichhaltiges Angebot aus Kuchen, Aufschnitt, Marmeladen, superschmusigem Toast und – wie immer ;-) – steinhart gefrorener Butter serviert. Glücklicherweise ist das Brot warm, so dass die Butter keine Chance hat. Unser aufmerksamer Gastgeber steht mit der Kaffeekanne parat und bald ist unser Koffeinpegel ausreichend hoch, um dem Tag ins Auge blicken zu können.  Wir checken aus, bedanken uns herzlich für den guten Service, beladen das Auto und sind schon nach dreiminütiger Fahrt unten am Hafen, wo im sonnigen Morgennebel unsere Autofähre der Rampe zusteuert. Die Geier warten schon  Wir lassen uns durch die Aasfresser auf dem Steg nahe des Anlegers nicht abschrecken und biegen vor der Rampe in die kleine Nebenstraße ein, in der schon eine lange Reihe wartender Autos steht, welche die rechte Spur bis weit in den Ort zurück blockiert. Es gelingt uns immerhin, ohne Gegenverkehr das Ende der Blechschlange zu erreichen, in die wir uns nach einem Wendemanöver über den Fußweg ebenfalls einreihen. Das Ganze erscheint uns als eine etwas suboptimale Lösung, die jedes Mal umfangreiche Rangieraktivitäten erfordert, wenn einer der dort ansässigen Autofahrer sein Grundstück verlassen will. Boarding finished  Ich warte im Fahrzeug (Rangierbereitschaft!), während Maren die Wartezeit mit einem Kamerabummel zum Hafen abkürzt. Bald ist es aber 10:00 Uhr und die Schlange setzt sich in Bewegung. Während das Boarding gestern nach Lösen des Billets schnell und unbürokratisch vonstatten ging, müssen heute die vorab gebuchten und bezahlten Voucher präsentiert und mit Listen abgeglichen werden. Alles dauert etwas länger, die Fähre ist größer und man merkt deutlich, dass es sich heute nicht nur um ein einfaches Übersetzen, sondern um eine echte, über vierstündige Seereise handelt. Rückblickend  Auch die größte Fähre ist irgendwann voll, legt schließlich doch ab und das auf der Rampe zurückgelassene Fahrzeug hat eben Pech gehabt ;-). Die kleine Straße entlang der Uferpromenade ist wieder für den Durchgangsverkehr geöffnet worden und wir werfen, zusammen mit dem ebenfalls an Bord gekommenen und auf einem Geländer hockenden Chimangokarakara, einen letzten Blick zurück auf das nun wieder ruhige Städtchen.
Nein, dies ist nicht Norwegen!  Heute ist es leicht bewölkt und tiefe Wolken hängen zwischen den Hügeln des Ufers. Schlecht ist das nicht, laufen wir doch so keine Gefahr, uns beim Aufenthalt auf dem Sonnendeck die Haut zu verbrennen. Verspielte Robben begleiten das Schiff, wir passieren die Fischfarmen und schließlich auch Arena Beach, wo wir gestern noch am Ufer saßen. In diesem Bereich begleitet uns noch die "7" bis nach Cholgo, man ahnt aber schon, warum die teilweise steil zum Meeresarm abfallenden Berghänge eine verkehrstechnische Erschließung unmöglich machen. Warten auf den Schatz  Immer noch turnt der in Hornopirén an Bord gekommene Chimango zwischen dem Autodeck und dem Vorschiff herum und macht keinerlei Anstalten, wieder an Land zurückzufliegen. Im Gegenteil scheint er diese Reise in voller Absicht zu unternehmen, denn nur wenig später werden wir Zeugen, wie ein weiterer Chimango vom Ufer her einfliegt und sich nahe des ersten Vogels niederläßt. Nicht lange, und sie fliegen gemeinsam auf Futtersuche zwischen den Autos umher, wobei es gelegentlich zur Turtelei zwischen den beiden kommt, wenn der Hornopirén Chimango den neu hinzugekommenen Artgenossen mit Futtergeschenken becirct. Aha, Tinder für Vögel...?   Chimango Caracara  (Daptrius chimango)  Chimango(karakara) Von Guanakos empfohlen  Wir sitzen gemütlich auf den vordersten Bänken des Sonnendecks, genießen das Uferpanaroma und sehen dem unterhaltsamen Treiben der Vögel zu. Fehlt nur noch ein zünftiges Getränk, um den mitgebrachten Keksimbiss nicht trocken hinunterwürgen zu müssen. Wagemutig erklärt sich Maren bereit, zum Erwerb zweier großer Kaffees die im Passagierdeck befindliche "Cafeteria" aufzusuchen – nicht ganz ungefährlich wegen des Rückwegs über mehrere enge Bordtreppen, aber von ihr souverän gemeistert!  Etwas irritiert gehen wir aber mal trotz der Becheraufschrift davon aus, dass der "Patagonia Blend" nicht auf patagonischen Kaffeebohnen basiert?! Warten auf die Flut  Wir passieren die südlichste Ansiedlung Quiacas auf der ebenfalls nur über Wasser erreichbaren Insel Llancahue. Kurzzeitig öffnet sich nach Westen hin eine weite Wasserfläche, über die man nach ca. 60 km die Insel Chiloé erreicht. Wir fahren aber geradeaus weiter und befinden uns bald wieder in einem Kanal, östlich begrenzt von den steilen Felsen des Festlands, westlich von den unbewohnten Ausläufern der Halbinsel, an deren südlichem Sockel unser Ziel liegt.
"Lachsfich" für Prof. L.  Trotz der alle paar Kilometer installierten Lachsfarmen scheint der individuelle Fischfang noch einen gewissen Stellenwert zu haben. Offensichtlich ist auch unser Schiff unter Beobachtung, denn kaum habe ich die Telekamera gehoben, um das pittoreske Fischerboot abzulichten, greift der Fischer nach unten, um dann stolz seinen beeindruckenden Fang zu präsentieren. So ein Wildlachs hat eben doch ein eigenes Kaliber!   Wir hatten diese Reise schon 2020 geplant, mußten sie aber aus bekannten Gründen zweimal verschieben (alternativ ging es dafür 2021 ins liberalere Costa Rica). Da wir auf unserer ersten Chilereise 2010 den Sprung von Puerto Montt nach Punta Arenas/Torres del Paine noch mit dem Flugzeug gemacht hatten, ließ uns aber der Wunsch nicht los, die fantastische Landschaft des Südens auch mal am Boden zu bereisen. Felsenbatik  Zumindest, wenn man plant, die patagonische Reiseetappe mit dem Torres del Paine NP und der Weiterfahrt nach Punta Arenas zu beenden, kommt man um die Anmietung des Leihwagens in Chile nicht herum. Und weil unser Ziel wegen fehlender Streckenabschnitte nur unter Einschluß Argentiniens erreichbar ist, sehen die meisten Tourenpakete der Agenturen einen Grenzübertritt bereits vom chilenischen Osorno zum argentinischen Bariloche vor. Nicht zuletzt deswegen, weil Bariloche wohl als ein Städtchen mit ausgesprochen touristischem Flair gilt und in fast allen Reiseberichten als absolutes "must see" dargestellt wird. Auch wir hatten in unserer ursprünglichen Planung diesen Weg vorgesehen, obwohl "touristisches Flair" für uns eher ein "no go" ist. Begeistert waren wir deshalb, als uns die Reiseberaterin der Agentur vorschlug, alternativ die Carretera Austral in Chile zu befahren, deren fehlende Straßenabschnitte sich per Fähre überbrücken lassen, grandiose Naturattraktionen aufweist und erst viel weiter südlich am Lago Gral. Carrera das Kreuzen der Grenze nach Argentinien erfordert. Hier sind wir also nun... Unter der grünen Wolke  Nach dreieinhalb Stunden faszinierendem Sightseeing erreichen wir – immer noch in Gesellschaft der beiden Chimangos (ob die die Strecke auch wieder Retour fahren?) – den Anleger Leptepu. Hier geht's wieder auf eine kurze Straßenstrecke, welche über den Sockel der Halbinsel hinweg zum zweiten Fährabschnitt führt. Nach der 15-minütigen Fahrt bleibt ohne anzuhalten nur Zeit für einen schnellen Schnappschuß durch die am oberen Rand grün gefilterte Windschutzscheibe, da das zweite Boarding lediglich das Abhaken einer Kennzeichenliste erfordert (woher sollten auf einer völlig isolierten Straße auch fremde Fahrzeuge kommen?). Andenföhn  Auch auf der zweiten Fähretappe genießen wir interessante Küstenansichten. Ist es zum Beginn der Fahrt noch schön sonnig mit eindrucksvollen Lenticulariswolken über den Höhenzügen, zieht am Ende der nur 45-minütigen Überfahrt sukzessive schwerere Bewölkung auf. Immerhin erreichen wir Caleto Gonzalo noch trockenen Fußes.
Das Grauen  Nach dem Verlassen der Fähre liegt vor uns mit einer schmalen, staubigen Schotterpiste der erste wirklich abenteuerliche Abschnitt der Carretera Austral. Wenn ich allerdings hinter den beiden führenden Meditationsfahrern bleibe, werden die 56 Kilometer bis zu unserer nächsten Unterkunft in Chaitén voraussichtlich zu einem ganzen Tagestrip. Zudem staubt es derart, dass von der atemberaubenden Landschaft kaum etwas zu sehen ist. Todesmutig überhole ich also die beiden Hindernisse, so dass wir jetzt zügig und staubfrei vorankommen.  Das mit dem Staub erledigt sich dann allerdings nach einiger Zeit ganz von alleine, denn es wird zunehmend trüber, bis schließlich heftiger Regen einsetzt, welcher einigen ohnehin tristen Landschaftsabschnitten eine geradezu apokalytische Atmosphäre verleiht. Im Jugendkleid  Wir erreichen Chaitén und halten in Sichtweite der grau verhangenen Küste an einer Bushaltebucht, um uns in den Reiseunterlagen über die genaue Lage der Herberge kundig zu machen. Wir erfahren, dass diese ca. 3 km VOR dem Ort direkt an der "7" liegen soll, wir also schon daran vorbeigefahren sind. Wir wenden und bewegen uns nun langsam, mit geschärfter Aufmerksamkeit zurück und finden tatsächlich etwas zurückgesetzt in einer unscheinbaren Einfahrt das gesuchte Hinweisschild auf die zwischen dichtem Baumbewuchs versteckte Unterkunft.   Austral Thrush  (Turdus falcklandii)  juv. Magellandrossel Der Panzer  Erst nach Bekanntgabe des Namens der chilenischen Partneragentur findet der junge Mann an der Rezeption unsere Buchung in seinem Computer. Puh! Anschließend werden wir von ihm zum Obergeschoss eines Holzhäuschens begleitet, wo er uns in die umständliche Bedienprozedur des elektronischen Türschlosses einweist und uns den vierstelligen Code verrät. Nachdem wir unseren VW-Panzer zum Entladen umgeparkt haben, die Tücken des Türschlosses beim erneuten Öffnungsversuch endlich durchschaut und überwunden haben, sehen wir uns in dem immer noch nieseligen Wetter erst einmal ein bißchen um und auch die Vogelwelt muß erste Aufnahmen über sich ergehen lassen. Ausgefiedert  Erwartungsvoll brechen wir um 19:15 Uhr zum Abendessen auf, erfahren aber im Haupthaus, dass die Zubereitung des von uns gewählten "Spicy Chicken Stews" ca. eine Stunde dauert. Inzwischen hat es sich aufgeklärt und so stromern wir in der Abendsonne noch ein wenig herum, begutachten die Anlage und sehen fixen kleinen Kolibris beim Schwirrflug zu. Kurz nach Acht sind wir wieder im Restaurant, wo sich inzwischen auch ein paar andere Gäste eingefunden haben und nach kurzer Wartezeit werden uns Getränke und ein lecker duftendes Stew serviert. Nach den ersten Bissen sind wir nachhaltig begeistert von dem wirklich genial schmeckenden Eintopf, so dass ich mich beim Servieren des Desserts beim Kellner scherzhaft nach dem Rezept erkundige, dann aber schmunzelnd belehrt werde, dies sei leider ein Betriebsgeheimnis.   Austral Thrush  (Turdus falcklandii)  male Magellandrossel
Der größte Specht Südamerikas  Auch wenn sich die Kolibris nicht knipsen ließen, hatte unsere sonnige Wartepause immerhin dieses produktive Ergebnis.   Magellanic Woodpecker  (Campephilus magellanicus)  Magellanspecht Wurmfrühstück  Am nächsten Morgen verspricht der Wetterbericht einen zwar nicht durchgehend sonnigen, aber immerhin trockenen Tag. Es liegen knapp 190 km bis nach Puerto Puyuhuapi vor uns, die sich aber dank durchgehender Asphaltdecke so schnell bewältigen lassen, dass wir eine Kurzwanderung im am Wege liegenden "Parque Pumalin" mit einplanen.  Heute führt die junge Besitzerin das Auscheckprozedere durch. Grinsend fragt sie uns, ob wir immer noch am Stewrezept interessiert seien und nach unserer vehementen Zustimmung zählt sie die Zutaten auf. Maren notiert zwar im Geiste mit, als wir aber beim Abschied mit dem Auto an der Anmeldung vorbeikommen, steht die junge Besitzerin winkend da und reicht uns beim Anhalten eine schriftliche Kurzversion des Rezeptes durchs Fenster. Hat sie noch schnell aufgeschrieben... toller Service! Nach nur 25 km verlassen wir die "7" und biegen beim Parque Purmalin Rangerhäuschen nach Öffnen und Schließen eines Gatters auf die Zufahrt zum "Sendero de Ranitos Darwin" ab, flankiert auf beiden Seiten des Weges von frühstückenden Karakaras und Zügelibissen.   Crested Caracara  (Caracara plancus)  Schopfkarakara War wohl zu klein  Bald tauchen wir in einen dampfenden, feuchten Regenwald ein, passieren ein paar potentielle Park- und Stellplätze und landen schließlich an einer Straßenkehre vor einem Campinggelände. Und wo ist der gesuchte Lehrpfad? Wir nutzen die Kehre und fahren auf dem halbdunklen, vom Laub großer Bäume überdachten Waldweg zurück und halten auf dem kurz zuvor passierten großen Parkplatz. Da ist doch das Schild... eigentlich unübersehbar :-}. Kein Nasenfrosch,...  ...sondern 'nur' ein kleiner Rüsselkäfer. Eigentlich hoffen wir, den hier heimischen, nur rund drei Zentimeter großen Darwinfrosch  (Rhinoderma darwinii)  zu entdecken. Sein Lebensraum sind kleine Tümpel, nahe denen er sich in der dichten Laubdecke verbirgt. Die Fröschchen hüpfen einem also nicht gerade vor der Nase herum (obwohl sie zu den "Nasenfröschen" gehören ;-)). Wer weiß, ob es sie überhaupt noch gibt? Laut den mitunter etwas alarmistischen Verlautbarungen von Umweltbewegten sollen auch sie als Opfer der "globalen Chytridiomykose-Pandemie" vor dem Aussterben stehen. Wir lassen uns mal überraschen...    Aegorhinus vitulus
Hübscher Hingucker  Wir machen uns also auf den Rundweg, der sich mehr als ein schmaler, von üppigem Grün gesäumter, enger Pfad entpuppt. Der Wald ist spannend und auf jedem Quadratzentimeter bewachsen mit Bäumen, Farnen, Flechten, wilden Fuchsien, Pilzen und den exotischen Blüten uns noch unbekannter Pflanzen, die aus dem Unterholz leuchten.    Asteranthera ovata Beinahe handzahm  Etwas springt vor uns auf den Weg, flattert ein paar Meter und sieht uns dann erwartungsvoll entgegen. Ein hübscher kleiner Vogel, den ich sofort mit dem Tele auf den Chip bannen will. Was aber nicht einfach ist. Denn statt vorsichtigen Abstand zu halten, fliegt er auf uns zu, hüpft hektisch und neugierig zwischen unseren Füßen herum und zeigt überhaupt keine Scheu. Fast muß man aufpassen, nicht auf ihn draufzutreten. Scheint wohl ein artspezifisches Verhalten zu sein, denn Tage später begegnet uns ein weiterer Rotkehltapaculo, der ebenfalls unbeeindruckt zwischen einer eng zusammen stehenden Menschengruppe herumpickt.   Chucao Tapaculo  (Scelorchilus rubecula)  Rotkehltapaculo Sternen(sc)himmel  Außer unserem hat nur noch ein weiteres Fahrzeug auf dem Parkplatz gestanden, zu deren Insassen wir nach einiger Zeit auf dem Weg aufschließen. Es ist ein junges, spanischsprachiges Paar, deren weiblicher Part offensichtlich ein besonderes Interesse an den reichhaltig hier sprießenden Pilzen hat und regelmäßig an entsprechenden Fundstellen verweilt. Da wir ebenfalls gelegentlich fotografierend innehalten, entwickelt sich ein ständiges Anhalten und wechselseitiges Überholen zwischen uns ;-). Klar, dass es nicht lange dauert, bis wir uns gegenseitig auf interessante Blüten, Pilze oder Vögel aufmerksam machen.    (Ceratiomyxa fruticulosa)  Geweihförmiger Schleimpilz Zwei Schönheiten  Klimabedingt wuchern hier eine Unmenge von Farnen, die zwar botanisch sehr interessant sein mögen, aber nicht unbedingt Motive für spannende Fotos sind (neuseeländische Baumfarne mal ausgenommen). Da müssen sie schon so attraktive Alterungsmerkmale aufweisen, um es in die 'Bilderwelt' zu schaffen.   left:  Blechnum chilense , right:  Lomariocycas magellanica
Elaenia  Obwohl diese kleinen Fliegenfänger eine recht variable Gefiederzeichnung und -färbung aufweisen, sind sie relativ einfach zu identifizieren, da es keine ähnlichen Arten im südlichen Südamerika gibt. Im Gegensatz zu den mit einem auffälligen weißen Kamm ausgestatteten Exemplaren nördlicherer Populationen, ist bei den weiter südlich lebenden Andenbewohnern die weiße Basis des Kamms nur sehr schwach ausgeprägt.   White-crested Elaenia  (Elaenia albiceps chilensis)  Weißkronen-Olivtyrann od. Weißbauch-Olivtyrann Jungämmerling  Trotz des "Fink" im englischen Namen handelt es sich bei diesem Samenfresser um einen Angehörigen der Tangarenfamilie. Die robuste Art ist in den südlichen Regionen Argentiniens und Chiles beheimatet und bevölkert sowohl feuchte Wälder wie auch nachtfrostreiche Regionen wie z.B. die El Tatio Geysire, wo wir 2010 die eng verwandte Kordillerenammertangare beim -10°C kalten Sonnenaufgang beobachteten. Hier noch im etwas zauseligen Jugendkleid, bildet sich der einheitlich graue Kopf und das leuchtend gelbe Bauchgefieder erst nach der nächsten Mauser aus.   Patagonian Sierra Finch  (Phrygilus patagonicus)  juv. Magellanämmerling od. Graukopf-Ammertangare Ein Fällchen  Jetzt stößt der Pfad auf den Río Amarillo, dessen Lauf sich häufig in kleinere Nebenarme verzweigt, die in dem zunehmend hügeligeren Gelände mitunter hübsche kleine Wasserfälle ausbilden. Schon seit geraumer Zeit haben wir von unseren südamerikanischen Mitwanderern nichts mehr gesehen, so dass wir ganz allein durch die menschenleere Wildnis stapfen. Auf dem Holzweg  Das mit dem 'Stapfen' ist wörtlich zu nehmen, denn das ständige Auf und Ab zehrt an den Kräften und von den Nasenfröschen hat sich natürlich auch keiner gezeigt :-/. Stand auf dem Schild am Parkplatz noch etwas von 2½ Std. Wegdauer, sind wir jetzt seit mindestens 3½ Stunden unterwegs und fragen uns, ob wir die Angabe von 2500 mts nicht falsch interpretiert haben und das von uns als "Meter" gelesene "mts" nicht in Wirklichkeit "Meilen" bedeutet...?
Futterpatrouille  Nun, wohl doch nicht. Nicht mehr lange und wir stoßen nach dem Queren der Parkstraße bald wieder auf unser Auto, in dem dringend benötigte Nahrungsreserven wie Cola und Schokolade auf gierigen Verzehr warten. Erholt und gesättigt brechen wir auf und halten kurz vorm Ende der hier von Wiesen gesäumten Parkstraße nur noch kurz an, um uns durch das geöffnete Seitenfenster aus der Gruppe der nahebei stolzierenden Bronzekiebitze ein besonders schönes Exemplar fotografisch zu sichern.   Southern Lapwing  (Vanellus chilensis)  Bronzekiebitz Diesem Schnabel entkommt kein Wurm  Schließlich erreichen wir die Rangerstation am Ende der Parkstraße und müssen am Gatter wieder halten. Auf den umliegenden, saftigen Wiesen haben sich unzählige Zügelibisse niedergelassen und versorgen sich mit offensichtlich reichlich vorhandenem Käfer- und Würmerfutter. Und während Maren sich dankenswerter Weise wieder um das Öffnen des nervigen Gatters kümmert, nehme ich die willkommene Gelegenheit zum Ablichten dieser schönen Vögel wahr.  Nur wenig später verlassen wir den Park und biegen für die restlichen 160 km wieder auf die Carretera Austral.   Black-faced Ibis  (Theristicus melanopis)  Schwarzzügelibis Blick auf Lago Yelcho  Wir sind zwar noch nicht weit gekommen, die stilvolle Hängebrücke über den Río Yelcho lädt aber zu einem Fotostop ein. Lange halten wir uns auch nicht auf, denn wir haben noch ein paar Kilometer vor uns.  Die restliche Strecke ist aber verkehrsarm, wir kommen gut voran und sind bereits um 15:30 Uhr in Puerto Puyuhuapi, einem sympathischen Örtchen, welches erst 1935 von vier sudetendeutschen Auswandererfamilien am Ende eines langen Fjords gegründet wurde.  360°   Pano Der gefiederte Butler  Schnell finden wir unsere Unterkunft, in der wir für zwei Übernachtungen gebucht haben und werden stilvoll von einem jungen Nachtreiher auf dem Dachfirst begrüßt. Völlig bewegungslos halten wir ihn zuerst für ausgestopft, erst als er blinzelt, zeigt er Leben.   Black-crowned Night Heron  (Nycticorax nycticorax)  imm. Nachtreiher
Nicht Uebel!  Der Ort atmet unübersehbar deutsches Flair, unmittelbar erkennbar an Straßennamen, unter anderem gewidmet einem der Gründer, Otto Übel, einer Nebenstraße namens Hamburgo (was gleich heimatliche Gefühle weckt) und dem Hostal Alemana, in das wir eingecheckt haben und wo wir deutschsprachig willkommen geheißen werden.  Zeitbedingt noch kolonialem Denken verhaftet, verstanden sich die vier deutschen Familien als Vorhut zur Gründung einer Kolonie, der weitere auswanderungswillige Deutsche nachfolgen sollten. Der zweite Weltkrieg setzte diesen Planungen aber ein Ende und so blieb es in der regenreichen Gegend bei wenig ertragreicher Landwirtschaft, bis einer der Gründer, Walter Hopperdietzel, eine kleine, noch heute existierende Teppichfabrik gründete, die bald einheimische Arbeiter anzog und damit Puyuhuapis weitere Existenz sicherstellte. Helmut hat die Brauerei gegründet!  Wir haben uns eingerichtet und werfen wegen der kühlen Witterung erst einmal die Klimaanlage in unserem Zimmer an. Als wir zum Abendessen aufbrechen, können wir beruhigt feststellen, dass unser Panzer nun bestens durch den auf dem Autodach gravitätisch hin- und herstolzierenden Nachtreiher bewacht wird.  In dem empfohlenen "Mir Sur" wird neben Pizzas, Hamburgern und anderen örtlichen Spezialitäten ein einheimisches Bier kredenzt, welches auf so blumige Namen wie "Hopperdietzel Goldene" und "Roter Teppich Hopperdietzel" hört. Maren ist ganz begeistert und sichert sich nach dem Essen die leere Flasche "Roter Teppich", welche nun Marens Bücherregal ziert. Gemäß des von uns auf unseren Südamerikareisen gepflegten Brauches, beschließen wir den Abend stilvoll mit "Pisco Sour" und torkeln dann anschließend gesättigt auf der "Av. Otto Uebel" Richtung Bettchen. Hängt durch  Nach einem mehr als opulenten Frühstück brechen wir zum nahegelegenen "Parque Nacional Queulat" auf, einer bis auf wenige Wanderwege unerschlossenen Wildnis. Wir entrichten an der Conaf-Station unseren Obolus und erreichen über eine spektakuläre Holzbrücke den Beginn des 3,2 km langen Wanderwegs, der zur größten Attraktion des Parks, dem hängenden Gletscher "Ventisquero Colgante" führt. Diese als 'nicht schwierig' kategorisierte Wanderung führt über 280 Höhenmeter zum Mirador gegenüber der Gletscherwand und läßt zumindest mich als 71-jährigem Rentner und nebenberuflichem Couch-Potatoe bald meine konditionellen Grenzen erkennen. Río Ventisqueros  Bereits am Vortag auf dem Darwinfrosch-Lehrpfad hatte mein linkes Knie zu muckern begonnen, mich aber nicht weiter behindert. Heute ist der Beginn des Weges noch recht eben, dann beginnt der Pfad aber stetig zu steigen und neben kurzen, in den Fels gehauenen Treppchen dominieren bald teilweise halsbrecherische Felsverhaue, tückische Baumwurzeln und aufgrund des häufigen Regens sehr matschige Abschnitte. Es ist anstrengend, zwei, drei Rastplätze laden aber bei schönen Ausblicken über den Río Ventisqueros zur kurzen Erholung ein.
Attraktiver Schmarotzer  Das Knie meldet sich wieder, da wir aber nicht den Ehrgeiz haben, mit den Bergsprintern zu konkurrieren, die die Strecke in einer knappen Stunde zurücklegen, brauchen wir 2½ Std. bis zum Ziel. Dafür können wir den in Südamerika heimischen Bergporling dokumentieren, der sich als Parasit auf Südbuchen spezialisiert hat.    Bondarzewia guaitecasensis Hängegletscher  Schon kurz vorm Mirador kommen uns die ersten Kletterfexe auf dem Rückweg wieder entgegen, die uns vor einer Stunde locker überholt hatten. Macht nix! Die kleine Aussichtsnische ist proppenvoll, aber nachdem wir uns an die hölzerne Begrenzung durchgekämpft haben, bietet sich uns ein toller Ausblick auf den Gletscher. Ohne Ton :-(  Hier treffen wir auch den unerschrockenen Rotkehltapaculo wieder, der unbeeindruckt von der drangvollen Enge die abgestellten Rücksäcke inspiziert. Unter uns mäandert der kontinuierliche Schmelzwasserfluss in eine milchtürkisfarbene Lagune, als gegenüber unter lautem Getöse ein überhängendes Eisstück abbricht und auf dem unten liegenden Felsen zerbirst. Maren hält die Szene begeistert mit der Videokamera fest – ebenso den Moment, als kurz darauf die Gletscherzunge erneut kalbt und sich das Schauspiel wiederholt. Blöderweise hat sich die in einer nur wackeligen Fassung sitzende Blockbatterie des externen Mikrofons ausgerechnet diesen Moment ausgesucht, eine Betriebspause einzulegen, so dass wir nun zwar beeindruckende Eissturzaufnahmen haben, die tosende Geräuschkulisse aber leider völlig fehlt. Shit happens! Zwei Fußlahme on tour  Bald haben wir uns sattgesehen und machen uns wieder auf den Rückweg. Unerwarteter Weise hat mein Meniskus mit dem Abstieg erheblich größere Probleme als beim vorherigen Aufstieg. Der Schmerz wird zunehmend schlimmer und ich kann kaum noch auftreten. Wenn der Weg es erlaubt, greift Maren mir stützend unter die Arme, bei solchen Abschnitten wie oben muß ich mich aber zentimeterweise an der Wand entlang hangeln. Auch Maren ist gehandicapt. Sie hatte sich schon auf dem Hinflug bei der in engen Sitzplatzreihen notwendigen Gymnastik ebenfalls ein Knie verdreht und läuft nun seit Tagen mit einer noch in Puerto Varas erworbenen, elastischen Kniebandage durch die Gegend. Als wir schließlich  wieder eine Aussichtsbank erreichen, nötigt mir Maren freundlicherweise ihre Bandage auf, die ich mir bei hochgekrempeltem Hosenbein anlege.
Gabelstapler  Vorsichtig brechen wir wieder auf, stellenweise mit mitleidigen Kommentaren von überholenden Mitwanderern bedacht. Eine nette junge Frau bietet mir zwei Ibuprofen Tabletten an, die ich dankbar annehme (sie wirken zwar nicht sofort, entfalten aber ca. eine Stunde später ihre nachhaltige Wirkung!). Zu allem Überfluß rutscht nun auch Maren noch auf einem glitschigen Wegstück aus und hat nun auch wieder "Knie". Oh Mann! Glücklicherweise ist es nicht mehr weit und wir erreichen endlich die Brücke über den Fluss.  Schmerz hin oder her; den prächtigen Hirschkäfer, der – von sämtlichen anderen Wanderern übersehen – über das Geländer der Brücke turnt, können wir nicht ignorieren.   Darwin's Beetle, Grant's Stag Beetle or Chilean Stag Beetle  (Chiasognathus grantii) male  Darwins Hirschkäfer Sechsbeinig abgesichert  Weil er so schön ist, kommt  C. grantii  hier noch ein zweites Mal zu Ehren. Der männliche Hirschkäfer erreicht eine Größe von bis zu 9 Zentimetern, ist im südlichen Chile und Argentinien endemisch und auf das Vorkommen dreier Scheinbuchenarten (Südbuchen) angewiesen. Er ist sehr selten und soll laut alarmistischer Studien, die ein klimawandelbedingtes Absterben der Scheinbuchen voraussagen, akut vom Aussterben bedroht sein. Zumindest dieses Exemplar ist aber – im Gegensatz zu uns – noch gut zu Fuß und turnt ausdauernd zwischen dem Geländer und aufliegenden Ästen herum.   Darwin's Beetle, Grant's Stag Beetle or Chilean Stag Beetle  (Chiasognathus grantii) male  Darwins Hirschkäfer Ventisquero Colgante  Wir haben unser Auto noch weit vor Schließung des Parks um 16:30 Uhr erreicht, futtern ein bißchen und entspannen uns nun. Erstaunlicherweise haben die beiden Ibuprofen den Schmerz im Knie so weit betäubt, dass ich beschließe, zu einer überfälligen Panoramaaufnahme der Landschaft nochmals zur Brücke zurückzukehren. Hat sich doch gelohnt?! Als Apothekerin hat Maren natürlich eine umfangreiche Reiseapotheke dabei und zurück in Puyuhuapi bekomme ich erst einmal eine Portion Diclofenac und Maren kriegt ihre Bandage wieder. Glücklicherweise hilft diese Therapie uns beiden und mit Hilfe nachgekaufter Diclofenac Tabletten ist das Meniskusdilemma für den Rest der Reise weitgehend unauffällig.  360°   Pano Kurze Regenpause  Nach einem wieder mehr als reichhaltigen Frühstück packen wir, bedanken uns beim Wachgeier und brechen um 8:00 Uhr auf. Heute ist es sehr regnerisch, Wolkenbrüche und Sturmböen wechseln sich ab und die Wolken hängen so tief, dass wir vom beeindruckenden Bergpanorama der landschaftlich schönen Strecke kaum etwas sehen. Für die ca. 240 km nach Coyhaique haben wir etwa 4 Std. veranschlagt, es führen aber einige Schotterabschnitte über steile Pässe und über längere Zeit fährt ein Tankfahrzeug unüberholbar vor uns her. Immerhin sind wir um 13:00 Uhr dann am Ziel und nach einigem Suchen finden wir auch unsere Unterkunft, entladen unser Gepäck und wollen das Auto anschließend auf dem kiesigen Abstellplatz vorm Hotel mit der Funkfernsteuerung abschließen. Nichts tut sich!? Der Wagen reagiert nicht und auch mein Versuch, den Motor zu starten schlägt fehl. Was ist los? Wir vermuten eine leere Fernsteuerungsbatterie und verbringen den halben Nachmittag damit, auf der Suche nach einer solchen in strömenden Regen durch Coyhaique zu stapfen. In einem Computerladen werden wir fündig, kehren zum Hotel zurück – das Auto reagiert aber immer noch nicht. Langsam werden wir panisch. Mit freundlicher Unterstützung der Rezeptionistin versuchen wir zuerst ergebnislos die 24h Notfallnummer Europcars, erreichen dann aber glücklicherweise die Niederlassung in Puerto Montt. Nein, wir wollen keinen Ersatzwagen und werden schließlich an die lokale Europcar Niederlassung in Coyhaique verwiesen – nur 2 Querstraßen entfernt.
Das Strahlungsmonster  Immer noch im Regen, tapern wir wieder los, finden die besagte Niederlassung und stoßen auf einen freundlichen Mitarbeiter, der sofort wissend mit dem Kopf nickt, als er erfährt, wo sich unser hypermoderner VW-Panzer abgemeldet hat. Nämlich in unmittelbarer Nähe der leistungsstarken Sendeanlage hinter unserer Herberge, welche mit ihren Interferenzen die ach so empfindliche Elektronik unseres automobilen Wunderwerks nachhaltig stört. Frostig  Der Europcar Mensch kennt den Trick, wohin man den Funkschlüssel hält, um endlich wieder das Auto starten zu können – abschließen läßt es sich so aber immer noch nicht. Der freundliche Autovermieter empfiehlt uns, mindestens zwei Straßen weiter zu parken und nachdem wir uns bedankt und verabschiedet haben, tun wir genau das. Nun schirmt uns ein massives Gebäude ab, der Wagen läßt sich wieder abschließen und unsere Nachtruhe ist anschließend gesichert.  Das Kleinstädchen Coyhaique war nur ein Zwischenhalt auf dem Weg nach Puerto Río Tranquilo. Am nächsten Morgen ist es sonnig und wir gehen die folgenden 215 km gut gelaunt an. Bald verlassen wir das relativ flache Land und nähern uns den gebirgigen Ausläufern des "Parque Nacional Cerro Castillo". Laguna Chiguay  Die Straße steigt an, bald sind wir auf 1000 m Höhe, es wird kälter, die Landschaft ist atemberaubend und die Aussichten werden immer fantastischer. Bis auf Straßenhöhe liegt feiner Schnee wie Puderzucker und die sonnigen Bergflanken bieten bezaubernde Anblicke mit ihren schneebestäubten Tannen und grünen Bäumen. Spätestens, als links und rechts der Straße auch noch zwei kleine Lagunen auftauchen, ist es allerhöchste Zeit für einen Fotostop.  360°   Pano Kein Huemul  Mit 1500-1600 m Höhe sind die Berggipfel gar nicht einmal übermäßig hoch. Bis an die Ostseite der Anden scheint aber das kalte Klima des zentralen Gebirgszuges auszustrahlen, so dass die schneebdeckten Gipfel eine geradezu alpine Kulisse bilden.  Dies ist der Lebensraum der Huemuls, einer mittelgroßen Andenhirschart, die zwar laut IUCN stark gefährdet ist, speziell aber in dieser Gegend sehr zahlreich sein soll. Zudem ist gerade Brunftzeit, in der die Tiere hormonell hochgestimmt auch häufiger die Straßenseiten wechseln sollen. Wir sollen also vorsichtig fahren und die Augen offen halten – was aber leider auch nichts nützt, denn uns verschmähen diese Hirsche leider...
Das Tor zur Provinz  In einem breiten Tal türmen sich die Bergflanken so eindrucksvoll auf, dass wir die Gelegenheit wahrnehmen, um für ein paar Fotos und einen kleinen Imbiss auf einem einladenden Parkplatz anzuhalten. Außer uns parkt hier auch noch ein als Campingfahrzeug umgebauter Kastenwagen, Handtücher und Kleidungsstücke hängen innen an den Fenstern, sonst rührt sich aber nichts. Vielleicht sind die Insassen in der Bergwelt unterwegs?  360°   Pano Arco Comuna Río Ibañez  Ausweislich des Schildes am Parkplatz beginnt genau hier die Comuna de Río Ibañez, ein Verwaltungsbezirk der Región Aysén, welcher von der argentinischen Grenze bis hinunter zum gesamten chilenischen Nordufer des Lago General Carrera reicht, 5997,2 km² umfaßt und im Jahr 2017 2.666 Einwohner hatte ;-). Das Tor zur Provinz wird symbolisiert durch zwei einsame Bogenpfeiler (ohne Bogen!), von denen einer hier zu sehen ist. Sein gegenüber, auf der anderen Straßenseite befindliches Pendant, läßt sich beim Heranzoomen im vorherigen Panorama aus der Luft erkennen. Durch Schlaglöcher zum Regenbogen  Wenig später haben wir den gebirgigen Ausläufer der Anden durchquert und die Straße windet sich in einigen Serpentinen in ein breites Flußtal hinab. Bei einer kleinen Ansiedlung ist die Straße aus unbekannten Gründen durch eine Polizeikontrolle gesperrt. Aufgrund des geringen Verkehrs haben wir nur zwei Fahrzeuge vor uns, es dauert aber eine ganze Zeit, bis diese endlich abgefertigt sind. Nun werden auch wir von einem freundlichen Carabinero zur Vorlage der Fahrzeugpapiere aufgefordert und sind nach kurzer Kontrolle zumindest polizeilich abgefertigt. Jetzt erscheint aber ein ebenfalls sehr freundlicher Mitarbeiter der Conaf, der uns Infomaterial und Autoaufkleber mit Huemulmotiv in die Hand drückt und uns darauf hinweist, bitte SEHR vorsichtig weiterzufahren, die Straße sei in schlechtem Zustand, viele Schlaglöcher und vor allem: die Huemule!!!  Das mit der Straße stimmt, durch das Flußtal pfeift ein sehr stürmischer Wind und aus den nun wieder tief hängenden Wolken fällt gelegentlich feiner Nieselregen, der uns aber zumindest einen kleinen Regenbogen beschert. Entschädigung fürs Waschbrett  Auf den restlichen einhundert Kilometern nach Río Tranquilo befindet sich die Schotterstrecke in einem wirklich fahrzeugstrapazierenden Zustand. Mehr noch als die gelegentlichen Schlaglöcher macht uns die nicht enden wollende Waschbrettpiste zu schaffen, deren tief eingefressene Querrillen uns nervenaufreibend durchschütteln. Irgendwann erreichen wir aber den Lago General Carrera, dessen fast unwirkliches Türkisblau zwischen den mit gelbem Trockengras bewachsenen Uferfelsen zu uns heraufscheint.
Heute leider nicht  Der schon vier Jahre zurückliegende Anstoß für diese Reise geht auf einen Terra X-Beitrag zurück, der sich aber hauptsächlich mit den landschaftlichen Attraktionen im Norden Argentiniens befaßte. Erst bei der Planung für den chilenischen Südteil der Reise stolperten wir in YouTube-Reiseberichten über die hier befindlichen Marmorhöhlen. Schon die nur minutenlangen Bilder hatten uns nachhaltig fasziniert und wir sind ganz heiß darauf, diese Höhlen kennenzulernen.  Aber obwohl wir schon am Mittag in "Puerto Río Tranquilo" eintreffen und die Sonne zumindest gelegentlich scheint, stürmt es immer noch dermaßen, dass an eine Bootstour heute nicht zu denken ist. Also erst einmal zum Hotel, wo uns die strenge Rezeptionistin erstens auf das absolute Handy-Verbot hinweist (telefonieren nur draußen!), um uns zweitens handgestrickte Wollsocken aufzunötigen, die zum Schutz des auf Hochglanz polierten Holzfußbodens bereits im Vorraum gegen das eigene Schuhwerk auszutauschen seien. Puh! Der Transport der schweren Koffer über eine enge, glatte Treppe in den ersten Stock gestaltete sich entsprechend anspruchsvoll... Immerhin ist auf den Zimmern der Betrieb mitgebrachter Tablets und Laptops gestattet, so dass wir uns erst einmal die Wettervorhersage aufriefen, um unsere weiteren Chancen auf einen Bootsausflug ausloten zu können. Von wegen "tranquilo"...  Wir sind nur für eine Übernachtung hier und hoffen nun, wenigstens für den morgigen Vormittag die Tour buchen zu können. Es ist durchwachsenes Wetter vorausgesagt, immerhin soll der Wind aber über Nacht abflauen, wofür wir heftig die Daumen drücken.  Wir brechen noch mal auf und sind bereits nach kurzem Weg am sandigen Seestrand, wo sich die Häuschen der Tourveranstalter aneinander reihen. Wir schauen uns ein bißchen um und werden vor einem Klappschild, welches für den nächsten Morgen eine Tour um acht Uhr verspricht, von einem Touranbieter angesprochen. Und obwohl wir keine Lebensversicherung vorweisen und nicht einmal eine Not-Telefonnummer für den Fall unseres Ablebens angeben können, werden uns trotzdem für 30 Euro p.P. zwei Tickets ausgestellt. Hope the best!  Wir erwerben noch an der COPEC-Tankstelle eine Straßenkarte, um nicht nur auf die Navigations-Apps angewiesen zu sein, anschließend noch im Supermarkt eine neue Batterie für das Kameramikrofon, die ich mittels Pappstreifen so in der etwas zu großen Fassung verkeile, dass endlich ein zuverlässiger Betrieb sichergestellt ist.  Die Sonne verabschiedet sich mit einem eindrucksvollen Untergang über dem See, wir hoffen für morgen das Beste und brechen zum Abendessen in ein nahegelegenes Restaurant auf. Nach leckerem Steak mit pikantem Kartoffelpü  gießen wir dem Bier noch den obligatorischen Pisco Sour hinterher und wanken beschwingt zum Sockenwechsel ins Hotel zurück. Botes Mineros Abandonados  Der Himmel ist uns gnädig. Am nächsten Morgen ist es zwar dicht bewölkt, immerhin hat der Wind aber nachgelassen. Nach dem Frühstück machen wir uns im Zwiebellook – T-Shirt, Pulli, Fleecejacke, Regenjacke – auf den kurzen Weg zum Touranbieter. Um 7:30 Uhr ist noch niemand da, an den anderen Buden regt sich aber Leben, so daß wir davon ausgehen, dass der Ausflug stattfinden wird. Kurz vor acht sind weitere Touristen eingetrudelt, zwei Bootsführer stellen sich vor und es geht zu den Buden am Strand, wo wir zusätzliche Regenponchos sowie die obligatorischen Rettungswesten ausgehändigt bekommen. Dann geht es auch schon los und bei der gischtenden Fahrt mit dem offenen Boot sind Ärmel und Hosen nach kurzer Zeit trotzdem feucht. Egal, auf der vorgelagerten Isla Panichini läuft das Boot unser erstes Ziel an, zwei aufgegebene, malerisch vor sich hinrostende Bergbauboote der ehemaligen Minengesellschaft, die im letzten Jahrhundert im nahegelegenen Puerto Cristal Zinn und Blei abgebaut hat.
"mit Alles"  Es werden von den zahlreichen Anbietern unterschiedlich lange Fahrten angeboten – wir haben uns für die Tour "mit Alles" entschieden, weshalb wir u.a. in den Genuß der rostenden Kähne kamen. Wir verlassen die Bucht, fahren um den nächsten Felsvorsprung herum und finden uns unmittelbar vor der ersten Marmorhöhle wieder. Schon diese Auswaschung läßt alle Bootsinsassen vor Staunen verstummen und als das Boot dann auch noch vorsichtig zwischen fragilen Marmorstelen in die Höhle einfährt, bleibt kein Fotohandy ungenutzt. Social Media Spielverderber  Trotz fehlenden Sonnenlichts leuchtet das kristallklare Wasser in einem wunderschönen Türkis, welches die skurrilen Formen der Auswaschungen noch eindrucksvoller erscheinen läßt. Unser Guide gibt sich viel Mühe, alles in allen möglichen Sprachen zu erklären – selbst für uns fallen ein paar Brocken Deutsch ab. Dafür wird als Gegenleistung ekstatisches Winken und Rufen erwartet, damit die Begeisterung über die Tour auch bei Instagram, Facebook und Co. möglichst authentisch rüberkommt. Bedauerlicherweise entdecken wir immer dann gerade wichtige andere Motive oder müssen unsere Kapuzen gegen den Wind festzurren, so dass wir leider als professionelle Groupies ein Totalausfall sind ;-). "Carrera Marmor", nicht "Carrara"!  Mit dem Verschwinden der Gletscher der letzten Eiszeit vor 15-20.000 Jahren wurden die zu Marmor verpressten Kalksedimente freigegeben, die heute als Inseln und Ufergestein vom Lago General Carrera umspült werden. Nach dem Titicacasee ist dieses Gewässer der zweitgrößte und mit 590 m tiefste See Südamerikas. Erst in den 1970er Jahren erfolgte durch den Diktator Pinochet der Anstoß zum Ausbau der Carretera Austral, die diese abgeschiedene Region an der Grenze Argentiniens allgemein zugänglich machte. Haifischzähne  Trotz des heute glücklicherweise moderaten Windes werden wir in dem kleinen Boot von den Wellen des Sees ziemlich durchgeschüttelt. Man kann sich unschwer vorstellen, welche Kraft erst in den von meist heftigen patagonischen Winden getriebenen Wellen steckt, die in Jahrtausende währender Tätigkeit nicht nur runde Auswaschungen hinterlassen haben, sondern auch scharfkantige Abbrüche, wenn die letzten stützenden Verbindungen zwischen der Höhlendecke und dem Seegestein auch noch weggewaschen werden.
Kalktränen  Nicht nur die Mineraleinschlüsse im Marmor, die sich als verschiedenfarbige Streifen und Schlieren dem Betrachter darbieten, sind faszinierend – wir kommen in unserem Boot auch der vom ständigen Wellenansturm vernarbten Felsenoberfläche mit den durch Sickerwasser ausgebildeten Kalkstalaktitchen zum Greifen nahe. Zum Ende des Regenbogens  Zwischendurch prasseln immer wieder kurze Regenschauer nieder. Nach ca. einem Kilometer Küstenlinie haben wir die Höhlen der Isla Panochini alle besucht und geleitet von einem kräftigen Regenbogen dreht der Bootsführer den PS-starken Außenborder auf, um bei turbulenter See die 4-5 km zur Festlandshalbinsel südlich Puerto Tranquilos zu überbrücken, wo weitere bizarre Formationen auf uns warten. Cuevas de Mármol  Eindrucksvoll läßt die Deckenhöhe der Auswaschungen erahnen, welche Ausmaße die Wellen erreichen. Dabei nagen sie nicht nur an der Front der Kalksteinfelsen, sondern schaffen es mit ihrer Gewalt, viele Meter lange Gänge und Durchbrüche tief in das Gestein hineinzutreiben. Die Schildkröte  An Bord sind alle Mitreisenden hinter jeder Kurve aufs Neue fasziniert von dem unendlichen Formenreichtum, den die Natur hier geschaffen hat. Natürlich gibt es auch einige prägnante Strukturen, deren Ähnlichkeit mit Lebewesen eine Benennung geradezu herausfordert. Alle Aufnahmegräte werden wieder in Stellung gebracht und ich bin zunehmend verwundert, selbst bei dem engen Gewusel an Bord mit ständigem Aufstehen und Hinsetzen doch immer noch irgendwie ein freies Schußfeld zu finden.
Der Hundekopf  Manchmal erfordert es ein bißchen Fantasie und längeres Suchen, bis man die vom Guide aufgeregt angekündigten Figuren auch wirklich selber erkennt. "Der Hundekopf" ist nämlich nur als solcher in dem Felsvorsprung erkennbar, wenn man sich im richtigen Blickwinkel  ausreichend dicht an der wie aus flüssigem Wachs gegossenen Felswand an ihn heranpirscht. Schlupfloch  Man möge mir verzeihen, dass ich in der Präsentation der Marmorbilder kein Ende finde. Vielleicht kann man unsere Begeisterung nicht so richtig nachempfinden, wenn man nicht selber vor Ort gewesen ist. Zumal 'Bilder' lediglich ein schwacher Abklatsch dessen sein können, was einen beim Betrachten (und Befahren) der Originale überkommt. Wer sich also langweilt, überspringe einfach die nächsten zehn Fotos ;o). Wellenwerk  Kaum etwas vermittelt einem eine Ahnung geologischer Zeitspannen besser, als das Studium frei zu Tage liegender Strukturen, die sich vor Millionen von Jahren im tiefen Erdinneren gebildet haben. Wenn man sich dann noch vergegenwärtigt, welche Kräfte diese Sedimentschichten nicht nur an die Oberfläche gehoben, sondern stellenweise auch noch fast in die Senkrechte gekippt haben, kann man nur ehrfürchtig staunen. Marmól Expediciones  Entlang der Küste haben sich inzwischen unzählige Ausflugsboote der verschiedenen Anbieter eingefunden. Alle haben etwa die gleiche Größe und befördern neben den Guides und dem Bootsfahrer ca. 20 dick eingepackte Passagiere. Im Laufe der Zeit scheint sich eine gewisse Choreografie zwischen den Bootsführern eingespielt zu haben, denn es fällt auf, dass sich nie zwei Boote zu nahe kommen, oder womöglich gleichzeitig in dieselbe Höhle einfahren wollen.
Strandbegrenzung  Fehlender Landzugang, eingeschränkte Infrastruktur und – vor allem! – ganzjährig arktische Wassertemperaturen mögen dafür verantwortlich sein, dass der feinsandige Strandabschnitt, welcher durch diese spitzzahnige Abwehr begrenzt wird, nicht von vergnügungssüchtigem Badevolk okkupiert wird ;-). Die Mumie  Auch an dieser Uferwand drängt sich die Bezeichnung der wie in Tücher eingewickelten Figur geradezu auf.  Unter die Schar der von Puerto Río Tranquilo angereisten Ausflugsboote mischen sich nun immer häufiger zweisitzige Kajaks, die im nahegelegenen Puerto Marmól angemietet werden können. Für geübte Paddler sicherlich eine individuelle Alternative zu den vollgestopften Ausflugsbooten, würden wir bei dem herrschenden Seegang aber nicht unbedingt mit den Insassen tauschen wollen. Tunnelblick  Ein weiteres Mal fährt unser Boot tief unter die Felswand ein und man staunt wieder einmal über die glattgeschliffenen, wie von menschlicher Bildhauerhand gestalteten Wände des Tunnels, den zudem Wanddurchbrüche durchgängig gut beleuchten. Cathedral de Marmól  Nach 1½ Stunden nähern wir uns dem Höhepunkt unserer Tour. Vor uns liegt eine voluminöse Felsstruktur, die komplett auf fragilen Stelzen ruht und an einigen Stellen Durchgänge bis zur gegenüberliegenden Seite aufweist. Dies ist die sogenannte Kathedrale, ein imposantes Naturwunder, welches all die zuvor gesehenen Höhlen und Formen noch einmal toppt. Das Boot fährt langsam zweimal um die ein Stück vorm Ufer liegende Insel herum, so dass man gar nicht mehr weiß, was man zuerst fotografieren soll und welche Ansichten am Ende die spektakulärsten sind. Gut, dass der Platz in diesem Album begrenzt ist...
Ein Meisterwerk  Leicht gerät man in Versuchung, bei der späteren Bildbearbeitung zusätzlich an den Sättigungs- und Farbreglern herumzuspielen, denn zu verlockend wirkt es, das faszinierende Zusammenspiel von unaufdringlichen Farben und weichen, eleganten Formen, welches die Natur hier geschaffen hat, durch stärkere Kontraste aufzupeppen. Denn schaut man sich viele der im Netz kursierenden Aufnahmen dieses Motivs an, kann es nicht nur die an anderen Tagen wirkende Sonne gewesen sein, die manche Fotografen zu geradezu verhunzenden Farborgien animiert hat ;-). Musterbogen  Wurden in vergangenen Jahren die ausgespülten Gänge der Kathedrale noch von den Ausflugsbooten und Kajaks durchfahren, ist dies seit einiger Zeit streng verboten, weil auch hier ein paar Vandalen nicht umhin konnten, sich mit Wandkritzeleien für die Nachwelt unsterblich machen zu wollen. Was mag im Hirn dieser Leute vorgehen? Ebenfalls sollen früher Hochzeiten in den Bögen der Kathedrale veranstaltet worden sein. Ob dies heute auch noch praktiziert wird, war aber nicht herauszubekommen. Kopflastig  Nur ein kleines Stückchen weiter erhebt sich eine weitere, erheblich kleinere Insel aus dem türkisblauen Wasser, die "Capilla de Marmól". Nicht ganz so imposant wie die größere Kathedrale, verblüfft hier aber die Menge des in nur relativ wenigen Jahrtausenden abgetragenen Sockelmaterials. Ein fragiler Unterbau  Aus einer anderen Perspektive betrachtet wirkt der Unterbau der Kapelle noch feingliedriger und man ahnt, dass die Wellen nicht mehr allzu lange daran arbeiten müssen, diesen Felsen in den See kippen zu lassen.  Mittlerweile sind zwei Stunden vergangen und die Tour erreicht hier ihren Endpunkt. Fast unbemerkt von den immer noch begeistert staunenden und wild fotografierenden Passagieren wendet unser Boot und macht sich, etwas weiter vom Ufer entfernt, auf den Rückweg nach Puerto Río Tranquilo.
Monumentalskulptur  Noch einmal geht es vorbei an dem erst aus einiger Entfernung komplett überschaubaren Sockel der Kathedrale. Nachdem sich bereits auf der Herfahrt gezeigt hat, dass alle Passagiere des Bootes eine seekrankheitsfreie Toleranz gegen heftiges Schaukeln besitzen, zeigt nun der Bootsführer, was wirklich in dem Außenborder steckt. Begleitet von Jauchzen und schreckhaften Ausrufen krallt sich ein jeder irgendwo fest, läßt die gischtenden Wasserfahnen über Kapuze und Poncho abtropfen und kommt schließlich trotzdem klitschnass am Liegeplatz der Boote in der Mündung des Río Tranquilo an. Macht nix, hat Spaß gemacht und wir verabschieden uns von Guide und Bootsführer mit einem angemessenen Trinkgeld. Lago General Carrera  Am nächsten Morgen sind unsere Klamotten dank der Zimmerheizung wieder trocken und uns erwartet nach dem Frühstück draußen strahlender Sonnenschein. Genau das Richtige für die heute vor uns liegende lange Etappe. An der COPEC wird vollgetankt und die Reichweitenschätzung des Autos verspricht uns mindestens 680 sorgenfreie Kilometer. Fahren in Patagonien hat nämlich ein bißchen was von einem Vabanquespiel, da Tankstellen – sowohl in Chile, wie auch in Argentinien – sehr sparsam gesät sind und auch nicht immer die gewünschte Spritsorte vorrätig ist.  360°   Pano Puente General Carrera  Schmunzelnd nehmen wir auch hier wieder die wenig einfallsreiche chilenische Eigenheit zur Kenntnis, alle nur irgendwie bedeutenden Naturwunder oder Bauwerke mit den Namen ebenso bedeutsamer Landeshelden – militärisch oder politisch – zu behängen ;-).  Wir hatten ursprünglich geplant, von Puerto Río Tranquilo auf einem landschaftlich vielversprechenden Teil der Carretera Austral noch ein Stückchen weiter Richtung Süden zu fahren, um dann nach Westen abzubiegen und bei Paso Roballo die Grenze nach Argentinien zu passieren. Dies erwies sich aber in zweifacher Hinsicht als unmöglich. Erstens war aktuell aus uns unbekannten Gründen ein Teil der Strecke gesperrt und zweitens hatte uns schon Zuhause das Reisebüro von Paso Roballo abgeraten, da dieser kleine Übergang nur auf vorherige Anforderung mit Beamten besetzt würde. Etwas, was man wohl lediglich zwei Touristen aus Alemania zuliebe nicht unbedingt freudestrahlend tun würde... Lago Bertrand  Hier quert die eben gezeigte Brücke den Zufluß des Lago Bertrand in den Lago Carrera.   Nur wenige Kilometer nach der Brücke verlassen wir also die "7" und folgen nun der "265". Die Alternativstrecke nach Lago Posadas in Argentinien ist mit 335 km zwar gut hundert Kilometer länger als die ursprünglich geplante, führt aber bis zur Grenze in Chile Chico komplett entlang des Lago Carrera Südufers und befriedigt zumindest unsere Bedürfnisse nach landschaftlicher Schönheit und Abwechslungsreichtum in vollem Umfang.
Im Halbschatten  Der östliche Ausläufer des riesigen Sees ist umrundet und wir haben oberhalb der Mündung des Río los Maitenes einen traumhaften Blick über eine vorgelagerte Insel zum gegenüberliegenden Seeufer, wo wir gestern noch nahe des Einschnittes vor den Marmorhöhlen kreuzten. Wir kommen zügig voran, die Straße ist in gutem Zustand und nur ein einziges Mal verzögert eine große Straßenbaustelle (an der fleißig gearbeitet wird!) unser Fortkommen um ca. 20 Minuten. Konserviert  Mal durch kleine Ansiedlungen auf Seehöhe, dann wieder an Steilufern ansteigend führt die Straße ständig vorbei an Ausblicken, die zum schnellen Vorbeifahren einfach zu schade sind. So bleibt es trotz der noch vor uns liegenden Strecke nicht aus, dass wir immer wieder anhalten, um die Szenerien wenigstens für späteren Genuß fotografisch festzuhalten. Dann aber schnell weiter... Cerro Bayo Project  Wir sind nur noch 25 Kilometer von der Grenze entfernt, als uns der "Mirador Laguna Verde" zu einem letzten Stop auf chilenischer Seite einlädt. Vom Parkplatz an der Straße führt ein kurzer Pfad zu einem überdachten Pavillion am Hang über einer kleinen Halbinsel, von dem aus man auf zwei sehr unterschiedliche Lagunen schaut. Linker Hand liegt ein kleiner Abraumsee unterhalb mehrerer Gebäude, in denen das "Cerro Bayo" Abbauprojekt einer Minengesellschaft residiert. Verteilt über das Gelände der ganzen Halbinsel gibt es sowohl einen Tagebau, sowie mehrere Untertageminen, in denen u.a. zwischen 1995 und 2017 45 Mio. Unzen Silber sowie 650.000 Unzen Gold gefördert wurden. Dass die einzigen drei Windräder, die wir auf unserer Reise gesehen haben, ausgerechnet auf dem Gelände einer kanadischen Minengesellschaft stehen, läßt sie beinahe nach einem umweltpolitischen Ablass aussehen. Wo die Kobolde wohnen  Ein am Rande des Miradors aufgestellter Schaukasten gibt weiteren Aufschluß über die geförderten Mengen unterschiedlichster Rohstoffe, denen die Menschheit u.a. die neueste Hochtechnologie verdankt. Ohne Lithium keine Batterien und ohne Silber und Gold keine Smartphones oder – man denke bloß – keine E-Autos!  Gut, ich will nicht meckern – immerhin hat mich die Hochleistungs-Computertechnologie in die Lage versetzt, mit modernster Software das unscharfe, hinter spiegelndem Glas verzerrte Infoplakat in einen lesbaren Zustand zu versetzen ;o).
Die grüne Lagune  Obwohl in, an und unter der Lagune bergbauerische Aktivitäten stattfinden (-fanden?), sieht man aus einigem Abstand nichts davon. Die Lagune füllt einen alten Vulkankrater, dessen mineralische Rohstoffe für das faszinierende Grün des Wassers verantwortlich sind. Die Farbe ist also nicht der Minengesellschaft anzulasten, sondern ausschließlich natürlichen Ursprungs.  360°   Pano Die ersten argentinischen Meter  Die verschiedenen Fotostops fordern ihren Tribut, denn wir erreichen "Chile Chico" erst gegen 13:30 Uhr. Außer uns ist kein weiteres Fahrzeug da und als wir die Kontrollstelle betreten, winkt uns ein telefonierender Beamter heran und macht sich, weiter telefonierend, über unsere Papiere her. Ein herrischer Wink schickt uns zum nächsten Schalter, wo die Stempel des ersten Beamten akribisch geprüft werden und nun die von Europcar mitgebrachten Fahrzeugpapiere bearbeitet werden. Dann geht es weiter zum dritten Schalter, wo nun das ganze Paket endgültig begutachtet, in Listen eingetragen und mit abschließenden Stempeln versehen wird. Puh, der Grenzübertritt in Chile ist bürokratisch, aber gottseidank unproblematisch. Auf argentinischer Seite wiederholt sich das 3-Schalter-Spiel, ist aber insgesamt etwas lockerer. Wir werden nach dem Namen unserer Unterkunft gefragt, Maren grübelt kurz, schlägt "Posada de Lago Posadas" vor (was offensichtlich bekannt und richtig war!) und werden daraufhin lächelnd entlassen.  Im argentischen Grenzort Los Antiguos angekommen, wollen wir gleich auf die Ruta Provincial 41 abbiegen, fahren aber erst einmal an der Abzweigung vorbei, da diese wie ein Feldweg aussieht. Erst nach ein paar Kilometern gestehen wir uns unseren Fehler ein, machen kehrt und finden nun dank Navi den richtigen Einschlupf. Streckenplanung  Bei weitgehend selbst organisierten Reisen greift man bei der Planung zwangsläufig auf Google Maps zurück. Man weiß zwar, woher man kommt und auch wohin man will, überläßt Google aber zumindest den Vorschlag der 'besten', respektive 'kürzesten' Route, die man dann auch meist mangels Kenntnis besserer Alternativen übernimmt. So wird einem, wenn man von der chilenisch-argentinischen Grenze kommt, fast zwangsläufig die durchgängig asphaltierte Ruta 43 empfohlen, die – entlang des jetzt auf "Lago Buenos Aires" umbenannten Sees – bei der Kleinstadt Perito Moreno auf die legendäre Ruta Nacional 40 führt, um auf dieser dann Richtung Süden zu folgen. Geheimtip  Wie geschildert, lernten wir die "43" aber nur für ein kurzes Stück kennen. Unserer, längere Zeit in Argentinien beheimateten Sachbearbeiterin des Reisebüros, verdanken wir den absolut genialen Tip, bereits dicht hinter dem Grenzübergang auf die "RP41" zu wechseln. Verbunden mit der Warnung, dass wir uns auf eine längere Fahrzeit und gewöhnungsbedürftige Straßenverhältnisse einzustellen hätten, aber auch dem Versprechen auf erheblich schönere Landschaften, als uns die meist durch flache Pampa führende Ruta 40 würde bieten können. Die freundliche Frau hat nicht zuviel versprochen. Wir werden zwar auf der schließlich fünfstündigen Fahrt nirgendwo mit einer asphaltierten Straßendecke verwöhnt, dafür ist das Panorama links und rechts der Strecke einfach nur fantastisch. Entlang des argentinisch-chilenischen Grenzflusses Río Joinemeni sieht man auf der einen Seite die abfallenden Ostflanken der Anden, gegenüber lassen einige Ausblicke schon die Weite der Pampa erahnen, die für den größten Teil Argentiniens charakteristisch ist.
Ruta Provincial 41  Leider ziehen gegen 16:00 Uhr dichte Wolken auf und obwohl es gelegentlich ein wenig nieselt, bleiben die Sichten glücklicherweise gut. Die Kiesstrecke führt vorbei an einzelnen Gehöften, um dann wieder in Gebirgstäler abzutauchen, die den Durchblick auf zentralere, höher gelegene Andengipfel erlauben, auf denen Schnee liegt. Wir halten kurz an einer kleinen Brücke, um ein paar Fotos der abwechslungsreichen Bergwelt zu schießen, werden aber nach kurzer Zeit von einem Regenschauer wieder ins Auto getrieben.  360°   Pano Fast menschenleer  Die Straße verläuft weitgehend auf ungefähr 1000 m Höhe und die Vegetation ist dementsprechend meist karg. Dafür entschädigt uns die Vielfalt der Bergwelt, deren Alter und Erosionsgrad die unterschiedlichsten Anblicke bietet. Schneebedeckte Gipfel wechseln sich ab mit bizarren Felsformationen in Rot-, Gelb-, Grün- und Brauntönen und auf kahlen Hängen stehen unversehens seltsame Steinkreise. Tagträume  Auf der gesamten Strecke gibt es keinerlei größere Ansiedlungen. Lediglich landwirtschaftliche Betriebe und kleine Gehöfte – wie das hier in der Senke verborgene – säumen den Weg. Wer hier wohnt, muß mit Einsamkeit zurechtkommen und hat lange Einkaufswege. Dafür ist der Blick aus dem Wohnzimmerfenster einzigartig und bei Sonnenschein sehen die geschwungenen Hänge mit kräftigeren Farben sicherlich noch spektakulärer aus.  Nicht zum letzten Mal auf dieser Reise beschleichen uns Gedanken, wie es wäre, hier zu leben und die immer trister werdende Heimat vergessen zu können... :-} Hochmoor  Gerade haben wir die Einmündung passiert, an der wir herausgekommen wären, wenn wir den Grenzübergang Paso Roballo hätten nutzen können. Die Straße senkt sich herab und kreuzt die sumpfigen Randbereiche eines zu großen Teilen unter Schilf versteckten Bergsees. Im Vergleich zum weitgehend staubtrockenen Teil unserer bisherigen Strecke liegt hier eine Oase, an der Magellangänse und andere Wasservögel eine Überlebensnische finden.
Wer stört?  Die Straße führt entlang eines entwässernden Baches, der auf dem felsigen Boden von einem schmalen Streifen abwechslungreicher Vegetation gesäumt wird. Wir halten wenige Meter neben einem Feldhasen, der uns mit großen Augen ansieht, aber so gar kein Fluchtverhalten zeigt. Erst nach der Bildentwicklung zu Hause erkennen wir, dass wir ihn mitten in einem wichtigen Geschäft belästigt haben, welches absolute Priorität hatte.   European Hare or Brown Hare  (Lepus europaeus)  Feldhase Estancia el Salitral  Jahreszeitlich befinden wir uns Mitte März am Ende des Sommers, der von vielen Gewässern lediglich trockene Sedimente zurückgelassen hat, welche je nach Restfeuchtigkeit und mineralischer Beschaffenheit wechselnde Farbtöne aufweisen. Beim Passieren auf der kalkigweißen Piste blicken wir links auf ein von Ablaufrinnen durchzogenes Hügelgebiet mit freigespülten, erstaunlich türkisfarbenen Substraten, gegenüber, auf der anderen Seite des ausgedehnten Seebodens leuchten die blauen Dächer, sowie rosa- und grünfarbene Gebäudewände der Estancia wie der mutwillige Versuch, der einheitlich graubraunen Umgebung ein paar Farbtupfer aufzusetzen.  360°   Pano Spiegelei  Unsere abenteuerliche Fahrt über die RP41 nähert sich dem Ende. Auto und Insassen haben stellenweise haarsträubende Streckenabschnitte glücklicherweise wohlbehalten überstanden und mit insgesamt nur fünf Fahrzeugen war auch der Gegenverkehr überschaubar. Die zunehmend bunter werdende Landschaft provoziert noch ein paar Fotostops, die aber zähneknirschend eingestellt werden müssen, als schwindendes Licht und aufkommender Regen weitere schöne Bilder verhindern. Unwoke  Gegen 19:00 Uhr erreichen wir "Lago Posadas", einen kleinen Ort bestehend aus fünf Längs- und sechs Querstraßen, die insgesamt 15 bewohnte Rechtecke einschließen. Es sieht kuschelig aus und entlang des Mittelstreifens der zweispurigen Hauptstraße finden sich einige Skulpturen, die einen lebendigen, heimatstolzen Geist verraten.
Die bunte Alternative...  ...zu hirnrissigen, angeleinten Eurodeckeln!  Wir finden unser Hotel und werden von einer winzigen älteren Dame freundlich begrüßt. Sie stellt, nach all den heute zurückgelegten Kilometern, unseren ersten direkten Kontakt zu den Argentiniern dar, entpuppt sich aber mit ihrer lebhaften Art als italienischstämmig und ist damit sehr repräsentativ für das aus unterschiedlichsten Einwanderergruppen gebildete Staatsvolk. Wir können auswählen zwischen einem großen, oder lieber zwei einzelnen Betten, beziehen unser gemütliches Zimmer in einer ausgedehnten Gartenanlage und gehen um 20:00 Uhr einmal quer über die Straße, wo der Sohn der Besitzerin ein Restaurant betreibt, in dem man zu Abend isst und auch das Frühstück einnimmt. Öffentliche Bildung ist nicht käuflich  Nach dem sehr leckeren, mit einer riesigen Eispraline abgeschlossenen Abendessen, gibt's noch einen Likör auf's Haus. Zahlen können wir in Dollar, Euro oder Pesos. Maren entscheidet sich für Euros und bekommt witzigerweise ebensolche als Wechselgeld wieder zurück, verbunden mit dem Angebot, am nächsten Morgen eine gewünschte Summe Euros in Pesos wechseln zu lassen. Milei macht's möglich!  Auch an anderer Stelle offenbart sich ein gesundes Selbstbewußtsein junger Argentinier, die ihr Recht auf unabhängige Bildung lautstark verteidigen. Etwas, was bei uns schon seit geraumer Zeit nicht mehr existiert :-/. Zügellos  Noch zeigt unser Auto einen halbvollen Tank an, wir wissen aber aufgrund variabler Verbräuche immer noch nicht genau, inwieweit wir uns auf die Restkilometeranzeige verlassen können. Hat uns der Restaurantbesitzer noch am Vorabend versichert, die örtlichen zwei Tanksäulen seien am nächsten Morgen auf jeden Fall geöffnet, zeigt sich leider kein Tankwart. Es sind zwar bis zur nächsten Tankgelegenheit in Baja Caracoles an der Ruta 40 nur ca. 80 km, wegen des schönen Wetters wollen wir aber auf unserer Weiterfahrt noch einmal kurz in die "41" zurückkehren, um die wegen des Wetters versäumten Aufnahmen nachzuholen. Sollte aber klappen – nicht, dass wir auf solch traditionelle Beförderung zurückgreifen müssen... Nix Pesos  Vom Restaurantbetreiber ist beim Frühstück leider nichts zu sehen, so dass wir erst einmal auf unseren Euros und Dollars sitzen bleiben. Auch im Hotel ist niemand und so legen wir wie abgesprochen den Zimmerschlüssel einfach im Zimmer ab und brechen zur nächsten Etappe auf.  Unseren Weg zur Ruta 40 unterbrechen wir dann tatsächlich noch einmal für eine wenige Kilometer lange Schleife auf der "41". Im Sonnenlicht sieht die Landschaft gleich viel freundlicher aus, wegen des heute kräftigen Windes will mir aber kein Panorama gelingen und so bleibt es bei einer einzigen Luftaufnahme eines weiteren, zwischen Hügeln eingebetteten Trockensees.
Jammern auf hohem Niveau ;-)  Für insgesamt nur fünf Wochen haben wir uns eine Menge vorgenommen. Maren ist noch berufstätig und so ist eine solche Reise immer ein Kompromiss zwischen "möglichst viel erleben" und "worauf muß man notgedrungen verzichten". Man hätte die unvergleichliche Carretera Austral auf chilenischer Seite noch weitere knapp 300 km bis nach Villa O'Higgens befahren können, dann aber keinerlei Möglichkeit gehabt, von dort auf die argentische Seite zu wechseln. Und so bleibt es beim "hätte, hätte...", bei dem es leider nicht einmal dazu reicht, an solchen Orten wie Lago Posadas noch einen Tag länger zu verweilen, um auch dem gleichnamigen, wunderschön gelegenen See noch einen Besuch abzustatten. Vorerst letzte Ausläufer  Als wir zurück auf die "RP39" biegen, erstrecken sich vis-à-vis noch einige Höhenzüge. Je weiter wir uns aber unserem Ziel, der Ruta 40, nähern, desto flacher und eintöniger wird das Land. Wir sichten erste Guanakos, sogar Nandus und rechts der Straße hockt ein großer Schwarm Kondore auf einem Feld, die sich aber Fotos verweigern und sofort nach unserem Anhalten auf und davon fliegen.  Baja Caracoles an der Einmündung zur "40" besteht aus ein paar Häusern, einer Polizeistation und der erhofften Gasolinera. Wieder ist niemand bei den vollständig mit Aufklebern zugepappten Zapfsäulen zu sehen, glücklicherweise ist aber die Bedienung im angeschlossenen Kiosk auch für die Betankung zuständig. Maren bezahlt mit Euros, die akribisch nach aktuellem Tageskurs umgerechnet werden, bekommt das Ergebnis auf dem Taschenrechner präsentiert und nimmt 12.000 Pesos als Wechselgeld in Empfang. Wolkendeckel  Mit über 500 km ist die Strecke nach El Chaltén einfach zu lang und so haben wir eine Übernachtung in "Gobernador Gregores" eingeplant. Die "40" ist bis auf wenige Schlaglöcher durchgehend asphaltiert, wir kommen gut voran und erreichen bereits um 13:00 Uhr unser Ziel. Die Unterkunft besteht aus mehreren versetzt stehenden Zimmerhäuschen und das Auto darf direkt vor der Zimmertür parken. Maren ist außerdem ganz happy, denn der Erstkontakt mit dem stark argentinisch gefärbten Spanisch der jungen Rezeptionistin verlief sehr erfolgreich – beide verstanden sich ohne Probleme. Wir verbummeln den Rest des Tages, teilen uns im gegenüberliegenden Schnellrestaurant eine große Flasche Corona und eine noch größere Pizza und fallen dann, begleitet von dem vielfachen Röhren der Motoren einer spät im Hotel eintreffenden Motorradgruppe, in den Schlaf.  Am nächsten Morgen hängen die Wolken tief über der brettflachen Pampa. Es bleibt aber trocken und nachdem wir noch einmal getankt haben (jede Gelegenheit nutzen!) fahren wir, begleitet von faszinierend wechselnden Lichtstimmungen, weiter nach El Chaltén. Eingezäunt  Die Fahrt ist etwas eintönig, im besten Fall ziehen sich sanfte Hügel neben der Straße hin. Zahlreiche Gruppen von Guanakos grasen neben der Strecke und man muß aufpassen, dass sie nicht panisch beim Näherkommen quer über die Fahrbahn rennen. Zudem grenzen nicht enden wollende, namibiaverdächtige Zaunkilometer die leeren Steppen zur Straße hin ab und alle paar hundert Meter sieht man Guanakokadaver darin hängen – sehr unschön!  Leider sieht die "40" nicht überall so aus. Etwas weiter verschwindet der Asphalt und wir haben ein hundert Kilometer langes Stück Schotterpiste unter den Reifen. Je weiter man nach Süden kommt, desto rarer werden die Tankstellen. Da wir nicht wissen, ob es in El Chaltén Sprit gibt, halten wir sicherheitshalber in Tres Lagos an der Tankstelle. Nachdem wir zehn Minuten an der Säule auf den Tankwart gewartet haben, kurbeln wir die Scheibe herunter und bitten den in der Tür zum Restaurant lehnenden Angestellten um Service. "Kein Sprit", kommt die knappe Antwort, "Tankwagen ist noch nicht gekommen". Das hätte er uns auch früher mitteilen können. Unverrichteter Dinge ziehen wir wieder ab.
Schneeschraffur  Die Landschaft beginnt wieder gebirgiger zu werden und als wir auf die "RP23" abbiegen, begleiten uns nicht nur schraffiert beschneite Berggipfel, sondern auch das gletschertürkise Wasser des Lago Viedma. Der Verkehr hat auf dieser Strecke etwas zugenommen, denn "El Chaltén" am Fuße des markanten "Fitz Roy" ist ein Touristenmagnet. Zudem kommt uns ein YPF-Tankwagen entgegen, was die Hoffnung auf eine wenigstens hier geöffnete Tankstelle nährt. Leider zieht sich der Himmel unaufhaltsam zu. Die Andenkette hinter El Chaltén versinkt komplett im Nebel und als wir den Ortseingang erreichen, fängt es auch noch an zu regnen. Dafür stehen an der winzigen Tankstelle kurz vorm Ort drei Autos – die auch betankt werden! Ha! Damit ist zumindest die Weiterreise nach El Calafate sichergestellt. Hakelig  Das erst im Jahr 1985 gegründete "El Chaltén" unterstreicht den Versuch Argentiniens, in einem umstrittenen Grenzgebiet Souveränitätsansprüche gegenüber Chile durchzusetzen. Wer auf die Karten schaut, erkennt an gestrichelten Grenzlinien schnell den ungeklärten Verlauf der Grenze in der unzugänglichen Andenregion – ein Quell ständiger Reibereien zwischen den beiden Ländern.  Der rapide gewachsene Ort besteht fast ausschließlich aus Hotels und touristischer Infrastruktur und wir sind froh, dass unser geradezu luxuriöses Hotel dezentral abseits des Trubels liegt. Nach dem Einchecken ist es noch relativ früh, es ist aber trübe und feucht, so dass sich ausgedehnte Aktivitäten verbieten. Wir beschließen, den von der "23" zum Fähranleger "Puerto Bahía Tunel" führenden Feldweg in Augenschein zu nehmen, wo ich nach längerer Zeit mal wieder mein Tele zum Einsatz bringen kann.   Great Shrike-Tyrant  (Agriornis lividus)  Schwarzschwanz-Hakentyrann Stachelpolster  Obwohl es im Ort von wetterbedingt tief vermummten Wanderergruppen brodelt, sind wir auf der schmalen Piste zum See alleine. Neben dem Weg grasen Guanakos, auf den angrenzenden Feldern hüpfen Hasen und Scharen von Spatzen tummeln sich zum Baden in den Pfützen auf dem lehmigen Boden. Wir nähern uns dem Seeufer, dessen Küste dicht bewachsen ist mit dem typischen patagonischen Strauchgewächs Mata barrosa  (Mulinum spinosum) . Auf der gegenüberliegenden Seeseite sollte man eigentlich einen schönen Blick auf das Fitz Roy Massiv haben, tiefe Wolken erlauben aber nicht einmal eine Ahnung von der darin verborgenen Bergkulisse. Einer paßt immer auf  An anderer Stelle öffnen wir ein Gatter und nähern uns im feuchten Gras vorsichtig einer am Seeufer grasenden Gänseschar. Aufmerksam beobachtet von dem wachsamen Ganter lassen sie uns erstaunlich nahe für ein paar Fotos herankommen.  Wie immer, wenn wir irgendwo alleine sind, dauert es nicht lange, bis drei weitere Autos auf dem Weg daherkommen. Uns ist aber inzwischen auch kühl, weshalb wir nun zum warmen Hotel zurückkehren, mit unseren Tablets die Bar entern (wg. nur dort ausreichend starken WLANs) und die Zeit bis zum Abendessen mit zwei Pisco Sour überbrücken.   Upland Goose  (Chloephaga picta)  Magellangans
Durchblick  Auch am nächsten Tag gießt es fast ununterbrochen und wir sind wenig motiviert, irgendetwas zu unternehmen. Vielleicht wird es ja Richtung See etwas sonniger? Wir steigen ins Auto, nach einiger Zeit hört es auf zu regnen, aber bis zur Sonne ist es noch weit. Also stören wir nur ein Guanakobaby bei seiner Nahrungsaufnahme, kehren wieder um und wollen wenigstens vor der Rückkehr ins Hotel noch einmal den Parkplatz in Augenschein nehmen, von dem aus man zum Wasserfall wandern kann. Aus dem Ort und von der weiterführenden Straße zweigen zahlreiche, meist kilometerlange Wanderwege ab, u.a. der Weg zum "Fitz Roy", dem meist fotografierten Felsen Patagoniens. Mental fühlen wir uns zwar absolut in der Lage, diesen Felsen zu bezwingen, sind aber ehrlich gesagt dem Wetter dankbar, dies nicht auch noch beweisen zu müssen ;-). Glücklicherweise haben wir auch keine Gruppenreise mit verpflichtendem Massenwandern gebucht, so dass wir dem Strom knallharter, wassertriefender Wanderer, die die Kapuzen bis über die Augen gezogen haben und Kinn und Nase mit Tüchern schützen, eher mitleidig beim Weg in die vernebelte Wildnis zuschauen.   Guanaco  (Lama guanicoe)  Guanako Lichtblicke  Den Parkplatz haben wir gefunden – sollte das Wetter morgen besser sein, wollen wir uns wenigstens noch den leicht erreichbaren "Chorrillo del Salto" anschauen. Zurück im Hotel beschließen wir den Abend wenig ruhmvoll mit der Aufarbeitung wichtiger Lektüre und der mentalen Vorbereitung auf's Abendessen, eine Aufgabe, die mit der Besteigung des Fitz Roy quasi vergleichbar ist...  Hurra, am nächsten Morgen hat der Regen aufgehört! Um 6:30 Uhr stehen wir auf, es ist sonnig, die Bergspitzen sind aber immer noch umwölkt. Wir frühstücken zügig, checken aus und schon sind wir auf dem Weg Richtung Wasserfall. Chorrillo del Salto  Bereits beim Frühstück sind ganze Wandervereine am Restaurant vorbeigezogen, aber als wir am Zielparkplatz halten, ist außer uns erstaunlicherweise noch niemand hier. Es dauert für Fußgänger halt einige Zeit, diesen Ort zu erreichen ;-).  Wir folgen dem gepflegten Pfad, wunderschön angelegt zwischen alten, knorrigen Bäumen und um uns herum toben Vögelchen und Hörnchen durchs Geäst, während das Rauschen langsam anschwillt und wir nach nur 500 Metern am Fuße des Wasserfalls stehen.  360°   Pano Verdurstet  Manchen hilft es auch nicht, wenn sie mit den Füßen im Wasser stehen...
Unverkennbar  Inzwischen sind drei weitere Wanderer eingetrudelt und wir trotten langsam wieder Richtung Parkplatz zurück. Mit etwas Glück bekomme ich auch noch einen der pfeilschnell durch die Äste düsenden kleinen Vogel zu fassen, der sich nach der häuslichen Bearbeitung als alter Bekannter zu erkennen gibt. Obwohl wir eigentlich darauf hofften, trotz des noch jungen Herbstes schon ein bißchen farbiges Laub zu sehen, war entlang der Carretera Austral bisher noch alles grün. Erst hier im Wald sehen wir erste Anzeichen leichter Verfärbungen, an denen das kalte Andenklima wohl nicht ganz unschuldig ist.   House Wren  (Troglodytes aedon musculus)  Südlicher Hauszaunkönig Wenigstens das!  Bereits um 10:00 Uhr starten wir Richtung El Calafate, lassen es uns aber nicht nehmen, nach dem Ortsausgang noch einmal einen kleinen Abstecher Richtung "Bahía Tunel" zu machen. Das dauert nicht lange und vielleicht kommt mir ja doch noch irgendein exotisches Tier vor die Linse.  Diese Hoffnung erfüllt sich leider nicht, dafür hat sich am gegenüberliegenden Seeufer die Wolkendecke ein paar Meter gehoben. Ist zwar immer noch kein "Fitz Roy" zu sehen, der hübsche Regenbogen ist aber auch nicht schlecht. Kontraste  Auf dem Rückweg zur "RP23" fesselt die leuchtende Bergkette Richtung Norden unsere Aufmerksamkeit. Der Kontrast mit dem dramatisch dunklen Himmel ist faszinierend. Abgesehen von der Aussicht sind wir aber froh, quer dazu Richtung Osten abzubiegen, wo der Himmel weitaus freundlicher aussieht. Zausel  Wenn einem schon das Tierfotoglück auf dem Weg zum See versagt blieb, muß eben dieser, weitab der Hauptstraße auf einem Felsen hockende Blaubussard daran glauben. Er saß soweit weg, dass wir außer der vorläufigen Identifikation 'Raubvogel' etwas ratlos blieben, zudem machte es das zerzauste Jugendgefieder auch nicht einfacher. Erst zu Hause gab er sein Geheimnis preis.   Black-chested Buzzard-Eagle  (Geranoaetus melanoleucus australis)  juv./imm. Aguja, Blaubussard, Andenbussard od. Kordillerenadler
YPS, YPS, hurra!  Zurück an der Ruta 40 zeigt der Himmel wieder ein leicht wolkiges Blau – das schlechte Wetter hängt gottseidank über den Anden fest. Die Straße ist auf den heutigen 200 Kilometern vollständig asphaltiert und wir kommen gut voran. Entlang des Flusses "Rió La Leóna", welcher die beiden großen Seen "Lago Viedma" und "Lago Argentino" verbindet, haben wir großartige Aussichten auf das im Sonnenschein liegende Straßenbegleitpanorama. An der Südostecke des "Lago Argentino" biegen wir dann schließlich auf die "RP11" und nach nur 3 Std. Fahrt sind wir auf der YPS am Ortsrand von El Calafate erst einmal am Ziel.  Uns erstaunt die eifrige Erzählung des kommunikativen jungen Tankwarts beim Volltanken nachträglich sehr. Derzeit kämen sehr viel Deutsche hier vorbei, meinte er – am Ende unserer Reise sind wir lediglich einer Handvoll von ihnen begegnet :-}. Nun gut, der Tank ist gefüllt, es ist noch früh, was machen wir...? Glaciar Perito Moreno  In "El Calafate" ist das Wetter schön. Voraus Richtung Anden sieht es immer noch etwas mulschig aus. Wir haben zwei Übernachtungen in El Calafate gebucht und es sind 'nur' 75 km bis zum Gletscher. Wer weiß, wie es morgen ist??? Wie vergeben uns nichts, wenn wir's einfach mal probieren! Eine halbe Stunde später halten wir am "Acceso Parque Nacional Glaciares", wo Maren zwei Tickets für 12.000$ p.P. löst und weitere 20 Min. später stehen wir am ersten Mirador, noch weit vom Gletscher weg, aber mit einem unvergleichlichen Ausblick auf die türkisfarbene Eisfront. Hinten anstellen  Nach einer weiteren Viertelstunde halten wir auf einem gerammelt vollen, großen Parkplatz. Merkwürdig, bisher war nur wenig Verkehr...? Die meisten sind wohl doch schon am Vormittag angekommen. Schon vom Parkplatz führen einige Wanderwege Richtung Gletscher und Baumlücken offenbaren schon vielversprechende Durchblicke. Man empfiehlt uns aber, auf den orangefarbenen Shuttlebus zu warten, der im Pendelverkehr den Startpunkt auf der höchsten Erhebung ansteuert. Nur suboptimal ausgeschildert, suchen wir erst einmal die Haltestelle, werden aber schließlich fündig an einer Budenzeile, wo sich schon diverse Besucher wartend aufgereiht haben. Barrierefrei  Erwartungsgemäß knallt nicht gerade die Sonne herunter, es bleibt aber, bis auf einen fünfminütigen Schneeregenschauer insgesamt trocken – die Nebeldecke über den Bergen können wir verschmerzen.  Vom Endpunkt der Shuttlefahrt beginnt ein wohldurchdachtes System von Gittersteigen sich den Hügel hinab bis auf Höhe der Gletscherfront herunterzuwinden. Dank vielfacher Verzweigungen und einigen Aussichtsplattformen verteilt sich die Besuchermenge so gleichmäßig, dass nie das Gefühl von Bedrängnis aufkommt. Sogar einen Fahrstuhl gibt es, der vom tiefsten Punkt wieder nach oben fährt!
Kollisionsgefährdet  Mit einer Länge von über 30 Kilometern, ausgehend von der Eisscheide am höchsten Punkt in knapp 3000 m beim Cerro Pietrobelli, ist der nach einem argentinischen Geologen benannte Gletscher einer der weltweit größten. Im Gegensatz zu vielen anderen Gletschern baute er allerdings über die letzten Jahrzehnte nicht sichtbar ab, was unerklärlich scheint und Klimahysteriker mächtig beunruhigt :-O. Er strömt mit einer Geschwindigkeit von knapp 800 m pro Jahr Richtung Magellan Halbinsel und sperrt dabei regelmäßig einen Seitenarm des Lago Argentino soweit ab, dass es zu einem starken Pegelanstieg des Sees kommt. Irgendwann wird der Druck des Wassers aber so groß, dass es sich durch die Eismassen frißt und die Zunge bis zur nächsten Kollision um ein großes Stück verkürzt. Durchschnittlich wiederholt sich dieser Vorgang alle 5 Jahre – seit 1917 ereigneten sich mehr als 20 solcher Aufstauungen. Geht doch!  Schon vor 14 Jahren, auf unserer ersten Reise nach Chile, trafen wir im " PN Torres del Paine" auf eine Reisebusgruppe, die am Vortag vom Perito Moreno aus Argentinien über die Grenze gekommen war. Mist... so nah dran und wir durften mit unserem Mietwagen nicht rüber :-(. Damals schworen wir uns: "irgendwann mal...". Heute sind wir da! Und staunen, wie dicht die Gletscherfront schon wieder an dem Hügel steht. Bisher kannten wir nur Videos und Bilder, die den Eindruck vermittelten, es läge mindestens ein Kilometer zwischen Eis und Land. Der nächste Anstoß scheint nicht mehr fern zu sein. Die große Runde  Obwohl sich bei dem ständigen Hinabsteigen auf den Gittertreppenstufen mein linkes Knie wieder unangenehm bemerkbar macht, entschließen wir uns, den Anblick auch noch aus anderen Perspektiven zu genießen und nicht einfach wieder mit dem Fahrstuhl nach oben auf den Hügel zur Shuttlehaltestelle zu fahren. Mit nur noch geringem Gefälle führt der Gitterpfad entlang des Ufers der Halbinsel wieder zurück zum großen Parkplatz am "Mirador Canal de los Témpanos", auf der einen Seite hübsch bewachsen mit rot leuchtenden Beerenbüschen, auf der anderen Seite mit ständig wechselndem Blick auf die nördliche Gletscherzunge.   Red Crowberry or Diddle-Dee (span.: Murtilla de Magallanes)  (Empetrum rubrum)  Krähenbeere Abseits des Trubels  Entlang des "Canal de los Témpanos", einem westlichen Ausläuferarm des Lago Argentino, taste ich mich langsam entlang der Handläufe voran. Glücklicherweise gibt es nur noch etwa alle 50 m einen kurzen Abstieg über drei bis fünf Treppenstufen auf dem Pfad, so dass ich mein Knie nur noch wenig belaste. Es ist ruhig hier. Kaum noch andere Besucher sind diesen Weg gegangen und wir lassen uns Zeit beim Betrachten des Sees und des knorrigen Schwemmholzes, welches den Strand bedeckt.
Abbruch  Plötzlich ein lautes Krachen aus Richtung des Gletschers. Es dauert einen Moment, bis wir freie Sicht auf die nördliche Gletscherzunge haben. Maren zückt die Videokamera und es gelingen ihr ein paar tolle Aufnahmen eines zwar nur flachen Hineinrutschens einer riesigen Eisscholle in das Wasser des Kanals, dies aber so gewaltig, dass sich minutenlang die mächtige Eismasse abwechselnd senkt und aus dem Wasser hebt, dabei einige heftige Flutwellen auslösend. Ich hingegen stehe staunend mit offenem Mund und bin so geflasht von dem Ereignis, dass ich darüber glatt die Fotokamera vergesse und erst am Schluß des bewegenden Ereignisses zum Schuß komme. Shame on me... :-/ Schau'n mer mal  Nach einem letzten Blick auf den Gletscher machen wir uns, total begeistert von dem Erlebnis, auf den Rückweg nach El Calafate. Wir haben ständig Ausflugsboote vor und nahe des Gletschers kreuzen sehen und als wir kurz nach dem Start vom Parkplatz den Stützpunkt eines der Touranbieter passieren, halten wir und Maren erkundigt sich nach den Modalitäten einer Buchung.  Heute ist es natürlich zu spät, aber sollte es morgen ebenfalls noch gutes Wetter sein, könnten wir gut und gerne noch ein zweites Mal hier her kommen. Beim Preis von 45.000$ p.P müssen wir aber erst einmal schlucken und wir beschließen, das Wiederkommen dem Wettergott zu überlassen – buchen können wir auch morgen noch. Nur für Tiefflug gut  Weil wir mittags direkt zum Gletscher gefahren sind, checken wir erst am späten Nachmittag in unser Hotel in El Calafate ein. Alle sind sehr freundlich und auch unser Zimmer mit Blick auf Garten und Seebucht ist klasse. Die Zeit bis zum sehr leckeren Abendessen vergeht schnell und bald fallen wir pappsatt ins Bett.  Am Morgen strahlt Sonne in unser Zimmer, so dass ein nochmaliger Besuch des Nationalparks aussichtsvoll scheint. Doch wir sind nach dem Frühstück erst wenige Kilometer gefahren, als uns klar wird, dass die heute noch dickere Wolkendecke über den Andengipfeln kaum ein ungetrübtes Bootsvergnügen erlaubt.   Chimango Caracara  (Daptrius chimango)  Chimango(karakara) Lagune statt Gletscher  Glücklicherweise haben wir uns bereits am Vorabend nach Alternativen umgesehen und waren auf die "Reserva Laguna Nimez" gestoßen, eine abgrenzte Wasserfläche zwischen dem Ufer des Lago Argentino und dem Nordrand El Calafates. Wir kehren also um, fahren an der Rückseite unseres Hotels vorbei und halten bereits um 9:00 Uhr auf dem Parkstreifen vor dem Naturschutzgebiet. Bis zur Öffnung dauert es noch eine halbe Stunde, die wir im warmen Auto verbringen. Nach und nach trudeln noch ein paar weitere Fahrzeuge ein und pünktlich besetzt ein kleines Auto die letzte Lücke und der Lagunenwart erscheint.  Der Kurzschnabel-Uferwipper ist wie andere Cinclodes-Arten relativ häufig in Südamerika und meist in feuchten Ufergebieten anzutreffen, wo er hüpfend und mit wippendem Schwanz am Boden pickt.   Buff-winged Cinclodes  (Cinclodes fuscus)  Kurzschnabel-Uferwipper od. Bindenuferwipper
Schwarzbunt  Mittlerweile hat es sich auch hier wieder stärker bewölkt und ein kalter, kräftiger Wind kommt auf. Nachdem wir noch unsere Fleecejacken zusätzlich unter die Anoraks gezogen haben, bezahlen wir im Anmeldehäuschen pro Person 10.000 Pesos, bekommen eine kurze Einweisung, einen deutschsprachigen Infozettel sowie ein illustriertes Faltblatt, in dem die hier zu erwartenden Arten aufgelistet sind. Sehr vorbildlich!  Wir stiefeln los, das Areal ist eine Mischung aus Feuchtland, Steppe, Ried- und Grasland, in dem noch dorniges Gebüsch und einige wenige Bäume wachsen. Neben uns stapft ein ungewöhnliches Blässhuhn durch's Schilf, welches sich durch sein rotes Stirnschild und die auffälligen weißen Unterschwanzfedern deutlich von den herkömmlichen Blässhühnern unterscheidet.   Red-fronted Coot  (Fulica rufifrons)  Rotstirn-Blässhuhn Musterente  Der anfangs schmale Wanderpfad führt entlang eines nur wenige Meter entfernten Gewässers, auf dem verschiedene Entenarten mit eintauchender Nahrungssuche beschäftigt sind. Die Abfertigung der Besucher nimmt etwas Zeit in Anspruch, so dass sich die Menschen trotz Beobachtungs- und Fotostops weiträumig auf dem großen Gelände verteilen.  Die häufige Braunkopfente ist von kleiner, kompakter Statur, hat einen dunklen Kopf mit gelbem Schnabel, und fällt durch ihre schlichte, graubraune Seitenbefiederung auf.   Yellow-billed Teal or Speckled Teal  (Anas flavirostris)  Braunkopfente Lehrpfad  Geschätzt führen mindestens zwei bis drei Kilometer Weg um die Lagune herum. Bereits bei der Anmeldung hat man uns aber mitgeteilt, dass der Teil nach der kleinen Brücke wegen Hochwassers unpassierbar sei, was eine Rückkehr auf dem Hinweg notwendig machen würde. Bis zur Brücke ist es aber noch weit hin und es gibt genug zu sehen – auch wenn es hier 'nur' dieses endemische Süßgras ist.   Coirón (span.)  (Festuca gracillima)  Süßgras der Gattung Schwingel  (Festuca) Gänsemarsch  Die größeren Tiere sind an Menschen gewöhnt und so hocken wir uns nahezu hautnah in eine Gänsegruppe, die unbeeindruckt ihren Verrichtungen nachgeht, während die Kameras klicken.   Upland Goose  (Chloephaga picta)  Magellangans
Reserva Laguna Nimez  Wegen des nur flachen Bewuchses hat man einen guten Blick auf die Lagune, die sich in ihrer Ausdehnung kaum komplett fotografisch ablichten läßt. Vor der gegenüberliegenden Bergkette liegt der riesige Lago Argentino, von der Lagune durch einen schmalen Damm getrennt. Kleine Hügel erlauben einen guten Rundblick über beide Gewässer und ein sichtschützender Unterstand bietet sich ambitionierten Vogelbeobachtern an.  Bis dahin ist aber noch ein Stück zu laufen... Entengrütze  In eingestreuten, brackigen Tümpeln mag es eine Menge amphibisches Leben geben. Ob dieses Feuchtbiotop allerdings die bevorzugte Umgebung für ein von Maren auf all unseren Südamerikareisen herbeigesehntes, aber nie gesehenes Gürteltier darstellt, ist eher zweifelhaft. So werden wir in dieser Hinsicht auch heute wieder enttäuscht :-{. Kleiner Dreckspatz  Dafür stößt man auch hier auf so profane Strauchbewohner wie Hausspatzen. Weltweit vertreten, unterscheiden sich die regionalen Arten lediglich in Gefiedernuancen, sind aber sofort eindeutig zu identifizieren.   House Sparrow  (Passer domesticus)  Haussperling Ohne Rallyestreifen  Etwas edler kommt eine nahe Sperlingsverwandte, die in fast ganz Süd- und Mittelamerika heimische Morgenammer, daher. Auch sie weist regionale Unterschiede sowohl in der Größe, wie auch in der Gefiederzeichnung auf, ist aber immer an ihrem ausgeprägten weißen Lätzchen und dem braunen Nackenband zu erkennen. Die in Mittel- und dem nördlichen Südamerika heimischen Vögel weisen zudem zwei ausgeprägte schwarze Längsstriche auf ihrer grauen Haube auf, die ihren Artgenossen im Süden fast völlig fehlen.   Rufous-collared Sparrow  (Zonotrichia capensis)  Morgenammer
Das Essbesteck immer dabei  Die auch als "Argentinische Löffelente" bezeichnete Art ist die kleinste der Löffelenten. Sie lebt hauptsächlich südlich von Buenos Aires in Küstengewässern bis hinunter nach Feuerland. Da sie zur Brutzeit auf süße Flachgewässer in offenen Landschaften angewiessen ist, ist ihr derzeitiges Vorkommen hier weit im Binnenland vielleicht auf diesen Umstand zurückzuführen.   Red Shoveler  (Spatula platalea, Syn.: Anas platalea)  female Fuchslöffelente Der Hüpfer  Dieser kleine Geselle fiel uns ausschließlich durch sein etwas erratisches Verhalten auf. Minutenlang hüpfte er, ständig zwischen ein- und zweibeinigem Sitzen wechselnd auf diesem Ast herum – fast wie ein Pipra beim Balztanz. Es dauerte eine Zeitlang, bis er endlich mal für ein Foto still saß. Dieser Pieper ist im gesamten südlichen Kontinent weit verbreitet und bewohnt die verschiedensten Lebensräume bis hoch in die Anden. Er singt gerne im Flug, wenn er hoch oben am Himmel kreist.   Correndera Pipit  (Anthus correndera)  Correnderapieper Fuchsrot  Bei dem ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus der Löffelente mit ihrer sehr unterschiedlichen Gefiederzeichnung deutet lediglich die Form des langen, spatelförmigen Schnabels auf die Artengleichheit von Männchen und Weibchen hin. Der Schnabel weist eine feine Lamellenstruktur auf, die der Ente hilft, ihre Nahrung aus dem Wasser zu seihen.   Red Shoveler  (Spatula platalea, Syn.: Anas platalea)  male Fuchslöffelente Hier nicht zu sehen,...  ...aber wirklich vorhanden (versprochen!): die namensgebende, spitz verlängerte Steuerfeder des Schwanzes, dieser in drei Unterarten über den gesamten südamerikanischen Kontinent verbreiteten Entenvögel. Sie leben bevorzugt in flachen Agrar- und Pampasgebieten an Binnen- und Stauseen. Außerhalb der Brutzeit bilden sie größere Gruppen und finden sich oft in Gemeinschaft anderer Wasservögel.   Yellow-billed Pintail  (Anas georgica spinicauda)  Chile-Spitzschwanzente
Noch 'ne Ente  Eine relativ große, eher im Andenbereich angesiedelte 'Schwimmente', die einzige Art der Gattung  Lophonetta , die vor noch nicht langer Zeit den 'Eigentlichen Enten'  Anas (A. specularioides)  zugerechnet wurde. Beide Geschlechter sehen gleich aus, wobei das Männchen etwas größer als das Weibchen ist. Beide Geschlechter haben auch den namensgebenden Schopf, der allerdings – wie bei diesem Exemplar – nicht immer deutlich ausgeprägt ist.   Crested Duck  (Lophonetta specularioides)  Schopfente Musterbeispiel  Als nicht professioneller Tierfotograf leidet man gewissermaßen unter ständigem Zeitmangel. Man ist einfach nur auf Urlaubsreise mit profanen Zwängen, einen vorgegebenen Zeitplan beim Reiseablauf einzuhalten. Man kann sich also nicht einfach mit Tarnkleidung tagelang mit einem ebenfalls getarnten Teleobjektiv in ein Tarnzelt zurückziehen, um auf DEN einen, einzigen Schuß zu warten, mit dem man internationale Fotopreise erringen kann. Das ist der Grund, warum solche Leute wie ich fliegende Vögel meistens auch nur von hinten erwischen – in diesem Falle allerdings gekrönt mit der Ansicht eines bemerkenswert schönen Gefiedermusters in der Rückenansicht.  Schwerpunktmäßig leben die größten Populationen dieses Ibisvogels auf den Weiden, Feldern und Feuchtwiesen des chilenischen und argentinischen Südens. Sie ernähren sich von Würmern, Schnecken und Insekten, leben gern gesellig und bilden Brutkolonien von bis zu 50 Brutpaaren.   Black-faced Ibis  (Theristicus melanopis)  Schwarzzügelibis Haarsträubend  Im Großformat bietet die Frontalansicht des zu den sogenannten 'Lappentauchern' gehörenden Rollandtauchers einen geradezu bedrohlichen Anblick – besonders, wenn er unvermittelt mit gespreizten Kopffedern aus der eben noch ruhigen Wasseroberfläche vor einem auftaucht.   White-tufted Grebe  (Rollandia rolland)  Rollandtaucher Zielstrebig unterwegs  In der Seitenansicht erscheint dieser winzige Taucher aber geradezu zierlich und wenig gefährlich – es sei denn, man gehört als Insektenlarve oder kleines Fischchen zu seinem Nahrungsspektrum. Wie fast alle hier anzutreffenden Vögel ist auch er im südlichen Teil des Kontinents zu Hause, einige Exemplare gibt es zudem auf den Falklandinseln. Rollandtaucherpaare leben mehrjährig zusammen und lieben wasserpflanzenreiche, offene Gewässer mit Schilf- und Riedrändern, in die sie sich zu einer aggressiv verteidigten Brut zurückziehen.   White-tufted Grebe  (Rollandia rolland)  Rollandtaucher
Sie führt!  Nicht nur in der Körperbefiederung unterscheiden sich die Fuchslöffelentengeschlechter, erst beim Flug offenbart sich auch das leuchtend weiß-grüne Muster der Armschwingen des Männchens.   Red Shoveler  (Spatula platalea)  Fuchslöffelente Rosa Bronze  Schon im Pumalin Nationalpark war mir ein hübsches Kiebitzexemplar vor die Linse gehüpft. Dort schien allerdings keine Sonne, welche die feinen Farbnuancen des Bronzekiebitzgefieders erst richtig zur Geltung bringt. Ob der Rosaschimmer der Deckflügelfedern allerdings eine Federeigenschaft ist, oder auf Lichtbrechnung beruht, ist mir nicht bekannt. Obwohl dieser sehr große Regenpfeifer normalerweise recht schreckhaft ist, ließ uns dieses Exemplar nahe herankommen. Bei den täglich hier auflaufenden Menschenmengen wirkt wohl doch ein Gewöhnungseffekt.   Southern Lapwing  (Vanellus chilensis)  Bronzekiebitz Nur der Vollständigkeit halber!  Wer ein paar wirklich schöne Fotos der Chilepfeifente sehen möchte, sei auf unser 'Chile 2010'-Album verwiesen. Hier an der Lagune reichte es wegen der großen Entfernung der beiden Enten nur zu ein paar Dokumentaraufnahmen als weitere Zeugnisse der hier herrschenden Artenvielfalt.  Um selber einen Überblick zu behalten, hat Maren in dem bebilderten Faltblatt hinter jeder gesichteten Art ein Kreuzchen gemacht. Trotz unseres ja nur einmaligen, zeitlich stark limitierten Besuchs sind wir dabei immerhin 50-60% der geflügelten Anwohner begegnet!   Chiloé Wigeon  (Mareca sibilatrix, Syn.: Anas sibilatrix)  Chilepfeifente "Kós-ko roa"  Ebenfalls endemisch im südlichen Südamerika ist dieser gelblich überhauchte weiße Schwan, der einzige Vertreter einer eigenen Gattung. Ob eine engere Verwandtschaft zur eigentlichen Schwanengattung  (Cygnus)  besteht, ist noch ungeklärt. Aufgrund des relativ kurzen Halses hielten wir dieses Exemplar sogar zuerst für eine große Gans. Der nach seinem rauen "kós-ko roa"-Ruf benannte und mit einem roten Entenschnabel ausgestattete Schwan lebt hauptsächlich von Wasserpflanzen, Muscheln und kleinen Fischen. Er kann zwanzig Jahre alt werden und bleibt zeitlebens seinem Partner verbunden.   Coscoroba Swan  (Coscoroba coscoroba)  Coscorobaschwan
Ehrenrunde  Freundlicherweise gönnte uns der Schwan noch eine kleine Flugrunde, bevor er in unmittelbarer Nähe wieder im tiefblauen Wasser landete. Endlich einmal darauf vorbereitet, gelang mir auch mal eine geflogene Seitenansicht ;-).  Was den leicht zugänglichen Tier- und Artenreichtum angeht, sind solche Länder wie Argentinien und Chile nicht vergleichbar mit unseren eher tropischen Urlaubszielen wie Costa Rica und Namibia, die ein Eldorado für jeden Tierfotografen darstellen. Hier liegt der Schwerpunkt mehr auf grandiosen Landschaften. Trotzdem war ich nach der Reise erstaunt über meine animalische 'Ausbeute', denn nicht nur an solchen Hotspots wie diesem hatte ich als 'Urlaubsfotograf' doch eine Vielzahl von schönen und interessanten tierischen Begegnungen.   Coscoroba Swan  (Coscoroba coscoroba)  Coscorobaschwan Am Wege  Okay, nicht nur Tiere, auch ein paar hübsche, trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit immer noch blühende Pflanzen fanden ihren Weg auf den Sensorchip. Als Neophyt wächst dieser Wegerich ursprünglich nicht hier, sondern verdankt sein Vorkommen menschlicher Verbreitung.   Blue Water Speedwell or Brook Pimpernel  (Veronica anagallis-aquatica)  Blauer Wasser-Ehrenpreis Karottenrot  Eine längere Zeit stationär verweilende Flamingokolonie flog leider kurz vor unserer Ankunft am Ende des noch begehbaren Weges panisch auf und davon – wahrscheinlich irritiert durch den großen, niemandem zugehörigen Hund, der unerklärlicherweise auf diesem rundum abgesperrten Gelände herumstreunte. Schade! Jetzt weit entfernt in nicht mehr zugänglichen Lagunenbereichen gelandet, waren es lediglich einzelne Exemplare, die sich kurzzeitig in die Luft erhoben und mir immerhin zu diesem zweitklassigen Dokufoto verhalfen.   Chilean Flamingo  (Phoenicopterus chilensis)  Chileflamingo Der Sumpf von Shrek  Den trompetenohrigen grünen Zeichentrickhelden bekamen wir auch auf unserem Rückweg aus der Lagune nicht zu Gesicht, trotzdem hatte sich der Ausflug in diese Gletscheralternative mehr als gelohnt. Nach knapp zwei Stunden sind wir ausreichend durchgekühlt, der Himmel Richtung Anden zeigt eher noch weniger Panorama als zuvor, so dass wir erst mal wieder ins Hotel fahren, Mails checken, mit Zuhause telefonieren und ein bißchen chillen.  Im weiteren Verlauf des Nachmittags zieht es noch mehr zu, der Wind wächst sich zu einem veritablen Sturm aus und zuletzt gießt es auch noch. Ohne schlechtes Gewissen gehen wir deshalb um 19:30 Uhr zum Abendessen und bereiten uns anschließend – leicht angeheitert nach zwei Bieren und zwei Pisco Sour – auf die uns morgen erwartende Reiseetappe vor.
Und wo stehen die Windräder?  Es geht zurück nach Chile. Heute liegen über 400 Kilomter vor uns und wir müssen uns Gedanken über unser Tankmanagement machen. Auf chilenischer Seite werden wir im Nationalpark Torres del Paine keine Tankmöglichkeit mehr haben und bis hinunter nach Puerto Natales kommen noch einmal ca. 100 km dazu. 600 km Reichweite trauen wir unserem Panzer zwar zu, da wir aber noch nicht wissen, wieviel wir noch im PN Torres del Paine verfahren, machen wir sicherheitshalber noch einmal im 165 km von El Calafate gelegenen Esperanza einen YPS-Stop, wo uns ein Tankwart bedient, der nach einem Blick auf Marens Kreditkarte mit einem "Hamburg"-Aufdruck spontan "ohh...Alemania!" ausruft. Offensichtlich kein deutsches Abitur ;-).  Im schönsten Sonnenschein führt die gut ausgebaute Strecke bis Esperanza durch ein landschaftlich zwar reizvolles, aber ereignisarmes Altiplano – nur unterbrochen durch eine unendlich scheinende Überlandleitung, die wahrscheinlich habeck'schen Strom für grünen Wasserstoff transportiert...? Ein argentinischer Kondor  Weiter auf der RN40 weist keinerlei Hinweisschild auf die Grenzstation hin, die im Umkreis mehrerer hundert Kilometer den einzigen Übergang nach Chile erlaubt. Unser Navi meint aber, dass wir immer noch auf dem richtigen Weg seien und irgendwann sehen wir am rechten Straßenrand tatsächlich ein modernes Schild, welches unmißverständlich auf die schlaglochübersäte Piste zeigt, die zum argentinischen "Paso Río Don Guillermo" führen soll. Hmm, dies soll der Weg zu einer relativ stark frequentierten Ländergrenze sein???  Sicherheitshalber haben wir erst einmal angehalten, um uns zu orientieren. Auf dem benachbarten Feld grast eine Kuhherde sowie ein paar Schafe, hoffnungsvoll beäugt von zwei bis drei Kondoren – ein bißchen Aas fällt ja immer irgendwie ab...   Andean Condor  (Vultur gryphus) male  Andenkondor Der Assistent  Nachdem wir auch noch den assistierenden Karakara abgelichtet haben, beschließen wir, dem Schild zu vertrauen und dem Schlaglochweg zu folgen. Einige Kilometer später biegt links eine noch spartanischere Schotterpiste ab und bald stehen wir – zusammen mit ein, zwei PKWs und einem Reisebus – vor einer Holzbaracke, in der wir schnell und unbürokratisch mit nur 8-12 Stempeln abgefertigt werden. Der Posten an der Straße löst die Absperrkette und für die nächsten 10 km befinden wir uns im Niemandsland zwischen den Ländern.   Crested Caracara  (Caracara plancus)  Schopfkarakara Control Fronterizo  Irgendwann tauchen am Horizont die Häuser einer Siedlung auf und kurz darauf stehen wir vor dem modernen "Control Fronterizo Cerro Castillo"-Gebäude an einer soliden Sperrschranke. Wie wir es bereits von der Einreise am Flughafen Santiago de Chile her kennen, nehmen es die Chilenen mit der Einfuhr potentiell keimverseuchter Lebensmittel sehr genau. Das gesamte Gepäck muß aus dem Auto ausgepackt und in die Station verbracht werden, wo es akribisch auf dem Weg durch einen Scanner beäugt wird. Zusätzlich haben wir eine detaillierte Zollerklärung auszufüllen, in der wir versichern, keine halben Lamas oder angebrochene Milchtüten mitzuführen. Damit nicht genug, werden wir nach einer weiteren Stempelorgie von einer (sehr freundlichen!) Zollbeamtin noch zum Auto begleitet und dürfen nach einer Durchsuchung des Handschuhfaches und der Inspektion unserer leeren Ladefläche endlich passieren. Puh!
Eine chilenische Kondorin  Unser hypermoderner, in Chile angemieteter Panzer verfügt selbstverständlich über eine eingebaute Navigationsanzeige, die automatisch auf dem großen Display angezeigt wird. Da es uns trotz gewissenhaften Studiums des spanischsprachigen Handbuchs nie gelungen ist, diesem Navi ein Ziel einzuprogrammieren, haben wir irgendwann aufgegeben und verlassen uns auf das mitgebrachte GPS-Tablet. Bereits beim Grenzwechsel zwischen Chile und Argentinien in Chile Chico hatten wir amüsiert registriert, dass die bordeigene Navigationsanlage metergenau ihre Funktion eingestellt hatte. Kaum hat sich die Schranke heute nun für uns gehoben – wir haben erst wenige Meter auf der erstklassig asphaltierten Straße in Cerro Castillo zurückgelegt – meldet sich das VW-Navi zurück. Wie als Bestätigung für die Rückkehr in die chilenische Zivilisation!   Andean Condor  (Vultur gryphus) female  Andenkondor Auf der Straße am Ende der Welt  Die auch anderenorts spürbare leichte politische Spannung zwischen Argentinien und Chile dokumentiert sich nicht nur in der Uneinigkeit bezüglich des Grenzverlaufes, es scheint auch so, als wolle Argentinien seine Herablassung gegenüber dem reicheren Nachbarn durch bewußte Vernachlässigung der Grenzinfrastruktur ausdrücken, was Chile hingegen zu extra protzigem Herausputzen provoziert. Leicht vernebelt  Richtung Torres del Paine fahren wir nun auf einem nagelneuen Highway (anders läßt sich diese Straße nicht beschreiben). Am östlichen Ende des Lago Sarmiento legen wir einen kurzen Stop ein, denn von hier hat man einen tollen Blick auf das Bergmassiv des Nationalparks. Leider hängen die Wolken mal wieder ziemlich tief, was aber zugegebenermaßen auch einen gewissen visuellen Reiz hat. Teilteich  Überall auf der Strecke sind aber noch umfangreiche Straßenbauarbeiten im Gang und es dauert nicht lange, bis die Piste an der Laguna Amarga wieder auf Schotterniveau ist.  Wir halten selbstverständlich an dem auffallend türkisfarbenen Bittersee an und erklimmen einen kleinen Hügel, auf dessen überdachter Aussichtsplattform sich eine Menge Leute drängen. Aus irgendeinem Grund lasse ich mich dadurch vom Fotografieren ablenken, so dass ich erst zu Hause feststelle, nicht einmal über eine einzige komplette Aufnahme dieses interessanten Gewässers zu verfügen. *GRRRR*
Auf Nebenwegen  Wir haben diesmal nur einen einzigen Tag im Nationalpark eingeplant, den wir hauptsächlich nutzen wollen, noch einmal mit dem Ausflugsboot den Lago Grey Gletscher zu besuchen. Bereits 2010 hatten wir bei schönstem Wetter 5 Tage hier in zwei verschiedenen Unterkünften verbracht, diesmal müssen wir sprit- und zeitsparend etwas ökonomischer vorgehen, so dass wir bereits vor der Einlasskontrollstelle entlang des Río Paine zu den Cascadas abbiegen. Mini Cascada  Diesmal ist der Park leider von tiefhängenden Wolken bedeckt, nur gelegentlich schauen die charakteristischen Felsen durch kurzzeitige Wolkenlücken. Hoffen wir, dass es wenigstens trocken bleibt.  Wer sich für erheblich aussagekräftigere Bilder dieses Nationalparkjuwels interessiert, möge sich in unserem 2010er Album umsehen. Abgestuft  Als wir am Parkplatz bei den Río Paine Stufenfällen ankommen, ist außer uns erstaunlicherweise niemand da. Es dauert aber auch hier wieder nur eine Viertelstunde, bis die Gruppe vom Lago Amarga eintrifft und noch etwas später ist der Parkplatz fast überfüllt. Woran liegt das? Senden wir irgendwelche geheimen Signale aus: "...wir sind da, jetzt könnt ihr auch alle kommen!"? Glücklicherweise badet ja niemand in den Kaskaden, so dass der Blick auf das Wasser unbeeinträchtigt bleibt ;o). Cascada Río Paine  Der Río Paine entspringt dem Gletschersee Lago Dickson weiter nördlich im Park, durchfließt den Lago Paine und gischtet über diese Kaskaden, bevor er in den Lago Nordenskjöld mündet. Diesen verläßt er wiederum über den Salto Grande, bevor er im riesigen Lago el Toro aufgeht.  Manchmal schlägt das Fotografenschicksal an denkbar ungünstigen Orten zu. Von mir unbemerkt, hatte ich wohl die Aufnahmequalität versehentlich umgestellt, so dass die Panorama-Basisaufnahmen ausgerechnet für dieses Motiv statt in RAW nur in JPG vorlagen. Besser geht's also nicht...  360°   Pano
Salto Grande  Der Nachmittag schreitet voran und irgendwann müssen wir weiter. Wir fahren zurück auf die Y-156, die Durchgangsstraße durch den Park, müssen aber zuvor bei der Kontrollstelle der Parkverwaltung in der Amarga-Station anhalten. Wir haben schon zu Hause online gebucht und so brauchen wir nur noch die QR-Codes abscannen zu lassen, bevor wir die restlich 50 km in Angriff nehmen. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn bis hier ist die Straßensanierung noch nicht vorgestoßen. Die 2010 noch gut befahrbare Schotterpiste ist mittlerweile in so schlechtem Zustand, dass sie jetzt eine echte Herausforderung darstellt.  Die Zeit reicht noch für einen Abstecher zum Salto Grande. Wir biegen von der Hauptstrecke ab und erwarten, bis zum Parkplatz am Rande des Wasserfalls durchfahren zu können. Pustekuchen! Nach der Hälfte des Weges stehen wir vor einer Schranke und weiter geht es nur zu Fuß. So viel Zeit haben wir leider nicht und so bleibt nach der Umkehr nur der Teleblick von der Durchgangsstraße auf die gischtenden Wassermassen. Nur keine Panik,...  ...heute bläst kein Sturm. Unvergessen ist unser Schicksalssee, der uns 2010 fast die pünktliche Rückreise torpediert hätte. Damals standen wir mit unserem fast nagelneuen Mietwagen am gleichen Punkt, allerdings bei Windstärke 12. Schon der Versuch, die Tür zu öffnen, riß Maren den Griff aus der Hand, die Tür flog auf, überwand die Gelenksperre und klebte im nächsten Moment an der Karosserie der Motorhaube. Die ganze leidige Geschichte der Rückgabe am Flughafen in Punta Arenas läßt sich im damaligen Album nachlesen. Dort erfährt man auch alles über den Ursprung der tiefblauen Farbe des Sees, welche sich signifikant von der Gletscherwasserfarbe der übrigen Seen des Nationalparks abhebt.  Heute verlassen wir unser Auto unfallfrei und kaum ein Lüftchen behindert das Panorama, welches trotz der immensen Breite nur etwa ein Fünftel der gesamten Seegröße abzubilden vermag. Durchwachsen  Wer weiß, wie lange das Wetter noch hält? Die berühmten Cuernos sind in Wolken gehüllt, was ihre Schönheit zwar ein wenig dämpft, andererseits den Gipfeln aber eine gewisse Dramatik verleiht. Minuten später bricht heftiger Regen los und als wir bei unserem Hotel eintreffen, trieft alles vor Nässe.  Das am Ufer des Lago Grey gelegene Hotel gehört zu der eher hochpreisigen Kategorie und wir sind deshalb etwas erstaunt, als wir am Ende des Zufahrtsweges auf einem teilweise überfluteten und vermatschten Parkplatz anhalten. Glücklicherweise ist direkt neben der Zuwegung zum Hauptgebäude noch genau ein Stellplatz frei, so dass wir einigermaßen trockenen Fußes zur Rezeption gelangen. Cerro Paine Grande  Trotz des Wolkenhuts ist er mit 3050 m der höchste Berg des Torres del Paine Nationalparks.   Der Empfang ist sehr nett und wir bekommen noch einen Gutschein für einen Begrüßungsdrink. Wir melden uns gleich für das Abendessen um 19:00 Uhr an, anschließend begleitet uns ein junger Mann zu unserem Zimmer. Etwas leichtsinnig verzichten wir auf die angebotene Hilfe zum Koffertransport, denn inzwischen hat der Regen aufgehört und der Laufsteg entlang der Unterkünfte scheint nahe des Parkplatzes zu enden.
Noch'n Wipper  Was wir nicht sahen, war die Absperrung am Ende des erhöht auf Stelzen verlaufenden Steges, der sich nur von der Rezeption her betreten ließ. Zu stolz, nun doch noch um Hilfe zu bitten, platzierte ich Maren am Geländer des Laufstegs vor unserem Zimmer und schleppte anschließend unsere zweieinhalb schweren Koffer quer über den nassen Rasen von der Ladefläche unseres Autos zu unserem Zimmer. Mitleidig von dem daneben hüpfenden Wipper beobachtet, gelang es mir tatsächlich unter Aufbietung der letzten Kraftreseren, die Koffer über das Geländer zu wuchten, wo Maren sie in Empfang nahm.  Nun hatten wir Muße, uns um die geplante Bootsfahrt zum Gletscher zu kümmern. Direkt gegenüber der Rezeption steuern wir den Buchungsschalter an, wo wir noch zwei Plätze für den nächsten Tag auf der Mittagstour ergattern. Klappt doch! Zur Belohnung setzen wir den Begrüßungsgutschein in der Bar noch in zwei Pisco Sour um und überbrücken damit die Zeit bis zum Abendessen.   Dark-bellied Cinclodes  (Cinclodes patagonicus)  Streifenbauchuferwipper od. Streifenbrust-Uferwipper Unverfehlbar  Wir stehen luxuriöserweise erst um 7:00 Uhr auf und haben nach dem Frühstück noch viel Zeit bis zur Bootstour am Mittag. Es ist trocken und auf kaum erkennbaren Pfaden entern wir die Wildnis um das Hotel und stehen bald am Flüßchen Río Pingo (Río Avutardas lt.Google) in einem lockeren Wäldchen. Es ist schön hier, nahezu windstill und wir machen ein paar Fotos. Singin' in the rain  Nicht lange und es fängt wieder an zu tröpfeln. Unter unseren Kapuzen gut geschützt geht es, vorbei an einer aufgeregten Magellandrossel, zurück ins Hotel. Kurz vor 12:00 Uhr brechen wir auf zum Treffpunkt vor dem Tourschalter, an dem sich schon eine größere Menschenmenge versammelt hat. Wir fragen uns, ob man sich trotz des gestern bereits erworbenen Tickets noch mal anstellen muß? Ja, man muß! Gegen Vorlage dieses Tickets erhält man ein Neues, an welches auch gleich die Gutscheine für die Begrüßungsdrinks getackert werden. Das ist Chile! Wie schon im 2010er Album erwähnt, gelten die Chilenen als die Preußen Südamerikas – es gibt keine bürokratische Umständlichkeit, die ausgelassen würde.  Wir könnten mit unserem eigenen Wagen zum 2 km entfernten Startpunkt fahren, da wir uns aber scheuen, unseren optimalen Stellplatz aufzugeben, nehmen wir gerne das Angebot eines Shuttleservices an, bei dem wir – wie sich herausstellt – die einzigen Fahrgäste sind. Macht nix, der Fahrer des Kleinbusses ist nett und verspricht, uns auch nach der Rückkehr wieder abzuholen.   Austral Thrush  (Turdus falcklandii)  Magellandrossel Doppelrumpf  Die alte Brücke über den Río Pingo existiert nur noch als Skelett. Angepaßt an den professionalisierten Ausflugsverkehr, darf die moderne neue Brücke jetzt auch von mehr als 4 Personen gleichzeitig betreten werden, der Weg durch den Wald hinunter zum Strand ist aber noch der Gleiche. Bis zum Anleger des Bootes an der kleinen Insel im Lago Grey sind es dann nochmals ca. 2 km über eine Kiesmoräne.  Auch die Boote haben sich in Größe und Komfort der erhöhten Nachfrage angepaßt – statt des ausgebauten Fischerkahns von damals wartet jetzt ein schneller Katamaran auf die Gäste, von denen sich bis jetzt erst ein paar zum Warten aufgereiht haben.
Exotic life  Klasse! Auch wir stellen uns an und sichern uns damit die Chance auf einen guten Fensterplatz. Abwechselnd stromern wir noch mit den Kameras ein bißchen herum, während immer einer von uns den Platz in der Reihe besetzt hält. Meine Aufmerksamkeit wird gefesselt von einem gestrandeten, merkwürdigen Aal, den ich bis heute trotz seiner ausgeprägten Kopfform nicht habe identifizieren können. Sollte also irgendeiner unserer geschätzten Albumgäste wissen, um welches Tier es sich hier handelt, wäre ich für einen entsprechenden Hinweis im Gästebuch sehr dankbar ;-). Uferflora  Bald landet auch der Käpt'n samt Erstem Offizier auf einem Schlauchboot vom gegenüberliegenden Ufer an und pünktlich um 13:00 Uhr beginnt das Boarding. Das mit dem Fensterplatz klappt, das Schiff legt ab und die Zeit bis zum Erreichen des ersten Haltepunktes vergeht mit dem Betrachten der vorbeiziehenden Ufer, deren kahle Baumgerippe immer noch an das verheerende Feuer erinnern, welches ein knappes Jahr nach unserem ersten Besuch großflächige Gebiete des Naturparks verwüstet hat. Jetzt können auch die Gutscheine für die Drinks eingelöst werden (man rate, welche wir nehmen...), die Stewardess beglückt uns unablässig mit Hinweisen und Erklärungen und wir werden belehrt, dass das Außendeck grundsätzlich nur mit angelegten Rettungswesten betreten werden darf. Prähistorisches Kühlmittel  Das Boot nähert sich jetzt den schroffen, hier wieder grün bewachsenen Felsen des rechten Ufers und legt kurz darauf an einem flach auslaufenden Kiesstrand an. Leitern werden herabgelassen und einige Passagiere verlassen das Schiff, um den Gletscher zu Fuß zu besteigen.  Die Möglichkeiten, den Gletscher zu besuchen sind vielfältig. Wanderer mit ausreichend Zeit können entlang des nördlichen Ufers über einen 14 km langen Weg das Eisfeld erreichen, andere Besucher lassen sich – wie die Passagiere eben – vom Schiff absetzen und von der nächsten Tour ein paar Stunden später wieder an Bord nehmen – genauso wie die am Strand wartenden Leute, welche sich jetzt nach der Morgentour wieder einschiffen. Bevor das Schiff wieder ablegt, schleppen auch noch zwei Besatzungsmitglieder große Eisblöcke an Bord, um die stilgerechte Kühlung der an Bord gereichten Drinks sicherzustellen. Schwammeis  Vorbei an abgeschliffenen Uferfelsen, vor denen poröse Eisabbrüche lagern, nähern wir uns nun dem Gletscher. Fast alle Passagiere befinden sich jetzt draußen auf dem Deck und blockieren sämtliche Geländer für die unvermeidlichen Selfies. Mit etwas Drängeln gelingt es uns schließlich trotzdem, gute Fotoplätze zu ergattern.
Wellenschnittig  Die Gletscherzunge des "Glaciar Grey" erstreckt sich über eine Breite von ca. 5 Kilometern, in ihrem Zufluß zum See allerdings unterbrochen von einer großen und einer kleineren Felseninsel. Um uns herum treiben fantastische Eisberge in allen nur denkbaren Größen, Formen und auch Farben. Natürlich ist das Eis aufgrund der Lufteinschlüsse vornehmlich türkis, man hält aber kaum für möglich, welch verschiedene Schattierungen diese Farbe annehmen kann. Blau auf Grau  Auch wenn beim Blick zurück Unwetter verheißende Wolkenbänke drohen, liegt im Kontrast der soeben passierten Eisberge zum düsteren Himmel ein größerer visueller Reiz, als wenn sie mit blauem Himmel hätten wetteifern müssen.  Glücklicherweise bleiben die Wolken auch dort, wo sie sind, der Wind weht nur ganz lau und auch von oben bleibt es trocken. Geschrumpft  Schon am Perito Moreno Gletscher war man geradezu erschlagen von den immensen Eismassen, die sich von den Bergen herabwälzten. Mit insgesamt 18.000 Quadratkilometern ist das inländische Eisfeld Patagoniens etwa fünfmal größer als die Ausdehnung des Gletschereises der Alpen. Wegen der Unterbrechung der Front des Glaciar Grey durch die Felsen, erscheinen die Eismassen allerdings nicht ganz so imposant wie die des Perito Moreno. Zudem stellen wir fest, dass es vor 14 Jahren keine Bucht hinter der Felszunge links im Bild gab, sondern dass das Eis bis an diesen Felsen heranreichte. Kreuzten wir das letzte Mal direkt vor der Eisfront, vermeidet es der Skipper diesmal auffällig, in die Bucht einzufahren und sich der Kante zu nähern. Eisberg  Möglicherweise ist es nicht ganz einfach, bei einem plötzchen Abbruch großer Brocken in einer engen Bucht rechtzeitig ausweichen zu können. Denn was für erhebliche Wellen schon durch nur vergleichsweise geringe Eismengen ausgelöst werden, haben wir gerade erst vor ein paar Tagen am Perito Moreno beobachten können. Im Grunde erübrigt sich die dichte Heranfahrt an die Gletscherfront auch, denn die Menge der umherdriftenden Eishügel mit ihren skurrilen Formen und Farben nimmt den Betrachter völlig in Anspruch und die Kamerachips beginnen trotz der kühlen Witterung allmählich zu glühen.
Häretische Gedanken  Weit davon entfernt, über die Ursachen des Zurückweichens und wieder Anwachsens von Gletschern spekulieren zu wollen, sollte man sich im Klaren darüber sein, dass es keinesfalls die 4% des von Menschen in die Atmosphäre eingebrachten CO₂ sein können, die in der Warmphase einer kleinen globalen Eiszeit dafür verantwortlich sind. Der Perito Moreno hat sich so gut wie gar nicht verändert, in der Antarktis wächst die Eismenge derzeit beträchtlich an, die Grönlandgletscher (sowie der Grey und andere) verlieren dagegen und trotzdem friert das Nordpolarmeer jedes Jahr fast immer noch genauso zu, wie seit Jahrzehnten.  Denkt man an Hannibal und Ötzi, die in eisfreien Alpen herumtobten, sollte einem bewußt werden, das klimatische und geologische Veränderungen sich weit außerhalb individueller menschlicher Erlebensspannen abspielen und keine Phänomene kurzfristiger Wetterphasen sind. Aber – was rede ich...? Zahnlücke  Unwillkürlich assoziert man Lauterbachs Gebiss beim Anblick dieser schroffen Zähne ;-). Der Kapitän weiß, was er seinen Gästen schuldig ist und kreuzt ausdauernd vor der langen Gletscherfront hin und her. Immer wieder ist es faszinierend zu beobachten, welch tiefblaue Färbung Druck und Lufteinschlüsse im Eis hervorzurufen imstande sind und man fantasiert, wie es wohl im Inneren eines solchen Schlundes aussehen mag – welchen man tunlichst nicht erkunden sollte, wenn einem sein Leben lieb ist... Abgeschmirgelt  Sogar ein paar Sonnenstrahlen brechen noch durch und lassen die Farben der abgeschliffenen Felswände intensiver hervortreten. Der Katamaran macht schließlich kehrt und nach insgesamt 2¾ Stunden sind wir wieder zurück. Jetzt noch eine halbe Stunde Fußmarsch über den Kiesstrand zur Basisstation, an der tatsächlich unser Shuttlebus unter einer Unmenge von Reisebussen ganz allein auf uns wartet :-). Dafür hat sich der nette Fahrer auch ein gutes Trinkgeld verdient. Lago Grey  Zurück am Hotel haben sich die Wolken ein wenig gehoben und die Gelegenheit ist gut, unseren soeben zurückgelegten Weg auf dem langgestreckten See hin zum Gletscher in einem Panorama zu dokumentieren. Wir haben ordentlich Hunger mitgebracht, bis zum Abendessen ist es aber noch ein bißchen hin. Zudem ist unsere Begeisterung, die Erfahrung des gestrigen Abends im überfüllten Restaurant zu wiederholen, als unsere Bestellung einfach vergessen wurde und wir erst nach über einer Stunde bedient wurden, nicht sonderlich groß. Gehen wir doch erst einmal in die Bar. Ein großer Kaffee kann auf keinen Fall schaden und ein paar Muffins gegen den größten Hunger gibt es dort auch.  360°   Pano
Glücksmoment  Wir nehmen Platz am riesigen Panoramafenster der Bar und können tatsächlich noch erleben, wie der Himmel ein Stückchen weiter aufreißt, um der Abendsonne ein paar Strahlen auf die Cuernos zu gestatten. Gut, dass wir die Kameras immer dabei haben. Nicht nur Muffins gibt es hier. Auch in der Bar kann man richtig essen und nach Lektüre der Speisekarte beschließen wir kurzerhand, das Restaurant Restaurant sein zu lassen und bestellen uns zwei Sandwiches und zwei Bier beim Barmann. Wenig später wird aufgedeckt: Zwei Biere, zwei Teller, zweimal Besteck, aber – mit einem Grinsen des Barmannes – nur EIN Sandwich! Der Mann wußte, was kommt. Zusammen mit den extra servierten Kartoffelspalten war die Portion des hamburgerähnlichen 'Sandwiches' so riesig, das wir sie zu zweit kaum schafften.  Glücklich, dass heute alles so gut geklappt hat und das Wetter weitgehend mitspielte, wanken wir pappsatt in unser Zimmer, hören noch ein paar heimische Podcasts auf dem Laptop und fallen alsbald todmüde ins Bett. Schwanensee  Der Morgen zeigt wieder patagonisches Standardwetter. Die Wolken reichen fast bis auf die Erde und es gießt in Strömen. Glück gehabt – wir haben genau die Lücke getroffen. Wir wiederholen das Spiel mit den Koffern übers Geländer und während Maren auscheckt, verstaue ich das Gepäck im Auto. Dank unseres genialen Stellplatzes werden auch nur unsere Schuhe und nicht auch noch unsere Beine bis zum Kie in den Pfützen nass und wir kommen zügig los.  Heute müssen wir bis nach Punta Arenas durchfahren, denn mit dem morgigen Abflug nach Santiago de Chile endet unser Patagonienabenteuer. Zuerst aber gilt es, Puerto Natales zu erreichen, wo wieder Tanken angesagt ist. Die schlaglochübersäte Strecke in Nebel und Regen gönnt uns keine landschaftlichen Highlights und selbst an der Milodon-Höhle fahren wir vorbei, denn diese haben wir 2010 schon ausgiebig erkundet. Die längste tankstellenlose Etappe unserer bisherigen Reise schließt mit einem immer noch viertelvollen Tank! In Puerto Natales wird aufgefüllt und wir halten nur noch einmal kurz am Ufer des Ultima Esperanza Fjords, um dieses hübsche Schwanenpärchen mitzunehmen.   Black-necked Swan  (Cygnus melancoryphus)  Schwarzhalsschwan Mißtrauisch beäugt  In dem flachen Vorandenland kommen wir auf der Schnellstraße gut voran, stoppen nur einmal für ein notwendiges Blauadlerfoto und haben nach nur 2½ Stunden 220 km bis kurz vor Punta Arenas zurückgelegt.   Black-chested Buzzard-Eagle  (Geranoaetus melanoleucus australis)  Aguja, Blaubussard, Andenbussard od. Kordillerenadler Wechselhaft  Maren hat zwar gelesen, dass die Kolonie der Magellan Pinguine am Seno Otway nicht mehr existiert, da es aber noch früh ist, biegen wir wenige Kilometer vorm Flughafen Punta Arenas trotzdem noch rechts von der Schnellstraße ab. Vielleicht haben es sich die Pinguine ja noch einmal anders überlegt und ihren einstigen Brutplatz trotz der vielen Touristen wiederbelebt. Man kann ja nie wissen...  Nach ein paar Kilometern ist an der ehemaligen, nun aber geschlossenen Rangerstation auch die Weiterfahrt gesperrt und wir sehen ein, dass es die putzigen Pinguine in der Meeresbucht wohl nicht mehr gibt. Von der Sonne, die uns auf der langen Fahrt hierher über weite Strecken begleitete, ist auch nichts mehr zu sehen, denn im Norden braut sich schon wieder etwas Weltuntergangsmäßiges zusammen.
Patagonischer Abschied  Ja, ich weiß, wir hatten schon ein paar Chimangos. Dieser flatterte aber im gerade wieder beginnenden Regen direkt vor unserem Auto über die Straße und landete dann so fotogen auf dem Feldstreifen neben uns, dass ich nicht widerstehen konnte :-).  Unser Flug morgen früh geht bereits um 9:30 Uhr und wir wissen aus Erfahrung, dass um diese Uhrzeit die Schalter der Autovermietungen noch nicht geöffnet sind. Wir unterbrechen die letzten Kilometer nach Punta Arenas also nochmals am Flughafen, steuern Europcar an und erfahren, wir sollten den Wagen einfach auf einen der ausgewiesenen Rental Car Stellplätze stellen, den Mietvertag auf dem Beifahrersitz deponieren und abschließend den Wagenschlüssel in die Box am Schalter werfen. Da wir diesmal keine umgeknickte Tür oder sonstige Schäden zu beichten haben, können wir das guten Gewissens morgen früh tun.   Chimango Caracara  (Daptrius chimango)  Chimango(karakara) "Die verrückte Stute"  Auf diesen schrägen Namen hört das Hotel, in dem wir nun einchecken. Das Interieur ist lebensmittelspezifischen Gewerken nachempfunden und wir bekommen das Milchmannzimmer, mit Milchkannenlampen und einem Kuhfell an der Wand.  Das externe GPS-Modul meiner Kamera hat den Geist aufgegeben – genauer, es hat sich eine Kabellitze von ihrem Lötpunkt gelöst. Ich brauche das Teil aber unbedingt!!! Und so nötige ich Maren so lange, mich zur 2 km entfernten "Ferretería" zu begleiten, die wir auf dem Herweg passiert hatten, bis sie entnervt klein beigibt. Nach einem schweißtreibenden Fußmarsch besitze ich aber nun einen "Cautín", einen original chilenischen Lötkolben, der mir für den Rest der Reise die Koordinaten gesichert hat. Danke, Maren! Widmung mit Graffiti  Inzwischen haben wir uns von dem 'Einkaufsbummel' erholt und wir machen noch ein paar Schritte nach draußen, um den Mirador hinter dem Hotel zu erklimmen. Der Treppenaufgang führt entlang eines großen Mosaiks, die "En hommage a los pueblos originarios" darstellt. Noch etwas weiter oben zieht sich ein langgestrecktes, künstlerisch verfremdetes Lama-Mosaik über die Wand, dessen Ausdehnung aber keine Aufnahme erlaubt. Nach Barendorf sind's 40 km weniger!  Beruhigt, nun auch zu wissen, in welche Richtung wir 14.011 Kilometer reisen müssten, um wieder nach Hause zu kommen, machen wir es uns auf den Bänken des Aussichtspunkts gemütlich und genießen den Ausblick über Stadt und Hafen.
Punta Arenas  Diese Stadt hat uns schon 2010 ausnehmend gut gefallen, so dass wir sie ernsthaft in die Reihe möglicher Auswanderungsziele aufnahmen. Wäre nicht unser fortgeschrittenes Alter, bliebe sie angesichts des heimatlichen Irrsinns noch immer ein bedenkenswertes Ziel.  Heute beschließen wir aber erst einmal unsere erste Reiseetappe mit einem leckeren Abendessen und gönnen uns im Hotelrestaurant einen sechs Geschmacksvarianten umfassenden Pisco Sour-Probierset, der aber größer als erwartet ausfällt und den abschließenden Treppenanstieg zu unserem Zimmer noch lustiger als üblich gestaltet.  360°   Pano On the road again  Der gestrige Tag war ausgefüllt mit unserer Weiterreise in den Nordwesten Argentiniens. Der Flug nach Santiago de Chile verlief reibungslos, ebenso nach dreistündiger Wartezeit der Anschlußflug nach Mendoza, wo wir um 18:30 Uhr schließlich ankamen. Die Fahrzeugübernahme bei Hertz bescherte uns unerwartet einen Pick-Up, noch voluminöser als unser bisheriger VW-Panzer. Nachdem wir den Flughafen unter einigen Umständlichkeiten endlich verlassen hatten, prasselte auch hier ein langanhaltender Regenguss los. Leider war unser Ankunftshotel nicht in unserem offline OSM-Navi verzeichnet, so dass wir uns im Dunklen auf den Weg zur Anschriftenadresse machten. To cut a long story short: Gleichnamige Straßen sind in den Städten Argentiniens normal, 'unsere' Straße gibt es zweimal in Mendoza und erst nach Hilfe von freundlichen Einheimischen konnten wir nach langer Suche endlich gegen 22:00 Uhr im sehr versteckten Hotel den Tag beschließen. Puh!  Etwas bedient von Mendoza beeilen wir uns heute, die Stadt Richtung Norden zu verlassen. Difunta Correa  Als Sinnbild einer volkstümlichen Heiligenverehrung gilt bei den Argentiniern Maria Antonia Deolinda y Correa, die "verstorbene Correa". 1841 starb sie bei dem Versuch, ihrem im Bürgerkrieg von Regierungstruppen verschleppten Ehemann zu folgen. Zusammen mit ihrem Säugling ging sie in die Wüste, wo Gauchos sie später verdurstet auffanden, an ihrer Brust den Säugling, welcher dank der Muttermilch überlebt hatte. Für viele Argentinier verkörpert (die nicht von der Kirche als Heilige anerkannte) Maria Correa das Idealbild einer treuen und aufopferungsvollen Ehefrau und Mutter, sie gilt als Schutzpatronin einsamer Reisender und wird besonders von LKW-Fahrern verehrt, die ihr huldigen, indem sie Flaschen voller Wasser an den überall im Lande anzutreffenden Straßenschreinen hinterlassen. Leicht verhangen  Waren wir anfangs noch auf einer gut ausgebauten Schnellstraße unterwegs, auf der es vor allem galt, erst einmal die vielen Lastkraftwagen aus Paraguay zu überholen, die so langsam sind, dass man sich fragt, wieviele Monate sie wohl zurück in ihre Heimat brauchen, sind wir nun auf einer einsamen, aber durchaus akzeptablen Kiespiste unterwegs. Es ist ausgesprochen diesig und die Andenkette ahnt man nur wegen der hellen Schneekappen.  Unser riesiger Pick-Up erweist sich als ausgesprochen bequem, allerdings ist die Ladefläche für den Koffertransport nicht zu gebrauchen, da diese unter der Plane ungebremst hin und her rutschen und nach kurzer Zeit völlig verstaubt sind. Wir haben schließlich auch ungenutzte hintere Sitzplätze, die stattdessen als Kofferlager herhalten müssen. Weitere Pluspunkte: Dieses Fahrzeug ist ein Diesel und hat ein Schaltgetriebe!!!
Für Stromausfall gewappnet  In Barreal erreichen wir am späten Mittag unser Tagesziel. Auf befestigten Lehmstraßen geht's zum Ortsrand, wo unsere Herberge in mexikanischem Stil auf dem großen Gelände einer Hazienda am Ende einer sich lang schlängelnden Pappelallee liegt. Nach dem Einchecken bringt der Besitzer uns zu unserem Bungalow, begleitet von Erklärungen zum Verhalten nach Stromausfall: Bekleidung anlassen und dann erst Dusche aufdrehen. Kommt heißes Wasser – duschen! Kommt kein heißes Wasser, Wasser abdrehen, aus dem Zimmer gehen (deshalb nicht vorher ausziehen!) und draußen im Schaltkasten die Elektronik resetten. O.k., alles ganz einfach...   Picui Ground Dove  (Columbina picui)  Picuitaube od. Picuitäubchen Unverdrossen  Wir beschließen, noch einmal in den Ort zu fahren, um zu tanken und ein paar Naschvorräte zu kaufen. An der Tankstelle werden leider nur Pesos oder Debitkarten akzeptiert. Hmm... Die Bank hat geschlossen, den Automaten verstehen wir nicht, und bis wir danach am Supermarkt sind, hat auch dieser geschlossen. Also zurück zur Hazienda. Wir sichten den Besitzer, erfragen das WiFi-Paßwort und ergoogeln, dass der Supermarkt um 17:00 Uhr wieder öffnet. Nach Lesen und Mails checken sind wir um halb sechs wieder am Supermarkt, gerade rechtzeitig zur Öffnung. Bepackt mit Cola und Keksen muß Maren – die Finanzministerin! – neben der PIN auch noch die Paßnummer eingeben, bevor die Beute endlich uns gehört.  Wir beschließen den Abend mit einem vom Besitzer zubereiteten Asado, einem argentinischen Barbecue, leeren eine Flasche Weißwein und sind dann wieder bettreif.   American Pampas Grass  (Cortaderia selloana)  Amerikanisches Pampasgras Sicher mit drei Währungen  Nach dem Frühstück wechselt Maren beim Besitzer erst einmal 300 USD in 3 Stapel á 100 Scheine je 1000 argentische Pesos (so schnell kann man zum Drittelmillionär werden!). Mit Euros, Dollars und Pesos (offizielles Kurzzeichen: $ ;-)) sollten wir erst mal abgesichert sein.  Heute liegen knapp 400 km vor uns, die wir bei schönstem Sonnenschein auf der RN149 in Angriff nehmen. Black Rocks  Eingerahmt von dunklen, wie Aschehügel aussehenden Bergen mit Einsprengseln andersfarbiger Minerale folgen wir einem schönen Flußtal. Wir sind nahezu alleine auf der Strecke und kommen zügig voran.  Nur 2 Kilometer weiter befinden sich die Überreste einer ehemaligen Mine, in der Aluminiumsulfat abgebaut wurde. Die nicht sehr häufigen natürlichen Vorkommen dieser chemischen Verbindung finden sich in einem weißen Salzmineral names "Alunogen" – schon möglich, dass es sich bei dieser Ablagerung um genau dieses Material handelt?!
Río San Juan  Das mit grünem Buschwerk bewachsene Tal weitet sich und entlang eines lehmbraunen Flusses nähern wir uns einer spektakulären, karstig aufgespaltenen Gesteinszunge, in der die ursprünglichen Sedimentschichten noch deutlich sichtbar getrennt sind. Wir halten an einer Parkbucht neben einem mit grünem Wasser gefüllten Tümpel, essen ein bißchen was und machen Fotos. Wenig später geht es weiter, rechts führt eine Abzweigung in den Ort Pachaco, wir kreuzen aber über die "Puente Ingeniero Raúl Suarez" den Fluss und bleiben auf der "149".  360°   Pano Drehbohne  Trotz der langen, noch vor uns liegenden Strecke, provoziert uns die fantastische Landschaft zu häufigen Stops. In einem trockenen Flusslauf finden wir diese merkwürdige Frucht, im Englischen treffend als Drehbohne bezeichnet.  Wir steigen gerade wieder ins Auto, als uns ein Kleinwagen überholt – nicht ungewöhnlich, aber wegen der absoluten Verkehrsarmut auffällig. So langsam, wie er ist, haben wir ihn allerdings auch schon wenige hundert Meter weiter eingeholt und überholen nun unsererseits.   Argentine Screwbean  (Strombocarpa strombulifera) Auf der Hut  Links an der Straße grast eine Herde Guanakos friedlich vor sich hin. Keine Ahnung, ob es hier Pumas gibt, es scheint aber auf jeden Fall sinnvoll, immer jemanden abzustellen, der die Augen offen hält.   Guanaco  (Lama guanicoe)  Guanako Am Fuß der rosa Hügel  Die Berge bleiben hinter uns zurück, während die Straße eine weite Kurve in eine ausgedehnte Ebene macht. Auf der rechten Seite schließt sich eine rosafarbene Hügellandschaft an, die in ihrer absonderlichen Schönheit nach fotografischer Dokumentation ruft. Wir sind ausgestiegen, Maren filmt und ich bereite ein Panorama vor, als der vor Kurzem überholte Kleinwagen auftaucht und prompt hinter uns anhält. Will sich da jemand beschweren? Nein, es ist ein französisches Ehepaar, welches gestern noch in Barreal beim Abendessen am Nebentisch diniert hatte. Wir werden freundlich vom Fahrer auf Englisch begrüßt und um eine Wegauskunft gebeten. Ich muß ihn an Maren verweisen, die schon unser Navitablet aus dem Auto angelt, da ich gerade das Panorama in Arbeit habe.
Landschaft Ruta Nacional 149  Ob wie ihnen zeigen könnten, wo sie sind? Ihr Handy hat keinen Empfang und sie befürchten, eine Abzweigung versäumt zu haben. Da wir mit Offline-Karten navigieren, stellt sich schnell heraus, dass sich die Kapelle, die sie besichtigen wollen, in "Pachaco" am Ende der Abzweigung befindet, an der wir vor geraumer Zeit über die Brücke abgebogen sind. Nachdem wir aber beim Nachmessen feststellen, dass dieser Ort bereits schon wieder 50 km hinter uns zurückliegt, relativiert sich das Bedürfnis des Ehepaares die Kapelle zu besuchen sehr schnell. Wir machen noch ein bißchen Small Talk, erfahren, dass sie aus Marseille kommen und nach einer netten Verabschiedung fahren sie weiter.  360°   Pano Faltplatten  Auch wir sind wieder unterwegs und verlassen die "149", um auf einer Nebenstrecke die parallel verlaufende Ruta 40 zu erreichen. Obwohl 'nur' eine Ruta Provincial, ist auch die "436" durchgehend asphaltiert. Die Fahrt entlang eines kleinen Flusses führt an dieser Formation vorbei, deren aufgefaltete Wände wieder einmal ein beredtes Zeugnis der Kräfte ablegen, die auch noch im Hinterland der vulkanisch gestauchten Anden die Landschaft formen. Wo die kleinen Kartoffelchips herkommen  Man würde erwarten, dass man den Pflanzen, deren Früchte man offensichtlich bevorzugt in Chipstüten wiederfindet, etwas mehr als nur einen lateinischen Namen gegönnt hätte ;o).  Wir sind für ein kurzes Teilstück von 90 Kilometern auf die RN40 abgebogen und machen – bevor wir auf die RN150 wechseln – noch einen Abstecher zum Tanken in den Ort San José de Jachal. Wir fahren an der großen, nur von drei Autos besuchten Tankstelle am Ortseingang vorbei, denn wir wollen zur YPS, bei der man sicher mit Karte zahlen kann. Wir finden sie auch, aber am Ende einer unübersehbaren Warteschlange, woraufhin wir uns entschließen, unser Glück doch lieber am Ortsrand zu probieren. Na also, geht auch mit Karte und der Dieselsprit ist auch nicht teurer...    Bulnesia retama Wachsweich  Nicht weit entfernt gibt es weltbekannte Fundstätten einzigartiger Saurierfossilien. Sollte sich eines der Tiere in Urzeiten hierher an die "150" verirrt und eine untypische Wandlung in wachsweichen Kalkstein vorgenommen haben? Kaum glaubhaft – dieser Saurierkopf wäre als wissenschaftliche Sensation weiträumig gesperrt und nicht einfach für Hans und Franz an der Straße zugänglich. Möglich wäre aber, dass sich hier eines der morphogenetischen Felder des Rupert Sheldrake im Kalk manifestiert hat. Wer weiß das schon? ;-)
Ein gemischter Schwarm  Gerade eben in einer kleinen Siedlung im Verlauf der "150" links abgebogen, flattert ein großer Schwarm Sittiche quer über die Straße. Die hab' ich noch nicht! Wir halten sofort an, die Kameras werden gezückt und ich versuche mit dem Tele, die Vögel im Flug zu erwischen. Doch halt! Was ist das? Es fliegen noch ein, zwei andere Vögel im Schwarm mit herum. Deutlich grau und mit einem ganz anderen Flugprofil.  Bevor ich jedoch verwertbare Flugaufnahmen bekomme, lassen sich die Sittiche schon wieder auf den zahlreichen Bäumen nieder und ich bescheide mich erst einmal mit einem gelandeten Sittich.   Burrowing Parakeet  (Cyanoliseus patagonus)  Felsensittich Komm' ja nicht näher!  Wo sind die Grauen? Wir pirschen uns über die Straße und entdecken tatsächlich nicht weit hinter dem Feldzaun zwei am Boden hockende Käuzchen. Das eine verschwindet umgehend in seinem Erdbau, das andere hingegen gönnt mir mit grimmigen Blick wenigstens ein paar Fotos.   Burrowing Owl  (Athene cunicularia)  Kaninchenkauz, Kaninchen-Eule, Präriekauz, Prärieeule od. Höhleneule Noch'n Fossil  Diesmal aus Holz und im Hof eines der Häuser an der Straße wahrscheinlich zum Schutz der Gebäude abgestellt. Kuhreiter  Der gelbe Bauch hübsch kontrastierend mit dem rötlichen Sandboden, hüpft dieser bodenbewohnende Flycatcher auch noch zwischen den Gräsern neben der Straße herum. Außer in den Anden und im Amazonasgebiet ist er in Graslandschaften über nahezu ganz Südamerika verbreitet. Er folgt bevorzugt Rinderherden oder setzt sich auf einzelne Tiere, um sich von dort aus auf die aufgescheuchten Insekten zu stürzen. Ersatzweise werden auch Capybaras als Ansitz genutzt.    Cattle Tyrant  (Machetornis rixosa)  Graslandtyrann
Monolithen  Wir sind nur noch wenige Kilometer von unserem Ziel entfernt, einem Hotel namens "El Chiflón". Wir erwarten einen kleinen Ort, stellen aber fest, dass "El Chiflón" keine Menschenansiedlung ist, sondern die Bezeichnung eines Provinzparks mit besonderen geologischen Formationen, die im Paläozoikum bis zum Trias entstanden und damit 500 bis 250 Mio. Jahre in die Erdgeschichte zurückreichen. Ebenfalls gibt es zahlreiche Spuren früher menschlicher Ansiedlungen, sowie eine 1100 Jahre alte Pucará, eine frühzeitliche Festung.  Unbeleckt von solchem Wissen passieren wir nur den Teil des Parks, den wir von der Ruta 150 aus sehen können – aber das ist schon beeindruckend genug! Parque Provincial El Chiflón  Als Teil des sogenannten Talampaya-Beckens ist dieser Park sicherlich schon alleine einen Besuch wert, wir streben aber zuerst zum Hotel, welches uns für die nächsten zwei Tage als Ausgangspunkt für Exkursionen in den Ischigualasto und den Talampaya Park dienen soll.  Die Begrüßung im Hotel ist sehr freundlich und man bietet uns auf Nachfrage beim Einchecken sogleich an, uns für Übermorgen auf die um 11:00 Uhr beginnende Talampaya Tour einzubuchen, denn hier ist eine Online-Anmeldung erwünscht. Nur wenig später überspielen uns die Damen der Rezeption die Bestätigungsmail mit dem QR-Code auf unsere Handys. Toll!  360°   Pano Mondgestein  Am nächsten Morgen stehen wir zeitig auf, denn wir wollen an der ersten Tour im "Parque Provincial Ischigualasto" teilnehmen. Nach dem Frühstück fahren wir 30 km wieder zurück auf der Strecke, auf der wir gestern gekommen sind und biegen an dem etwas irreführenden Schild "Valle de la Luna" auf die Zuwegung zum Parkeingang. Schließlich halten wir vor einer Straßenschranke, hinter der sich ein musealer Gebäudekomplex erstreckt, auf einem riesigen Parkplatz, der potentiell mehreren hundert Besuchern Platz böte. Wir sind tatsächlich die Ersten und bevor wir endlich unsere Tickets an den Eingangsschaltern in Empfang nehmen, haben wir bereits eine umfassende Aufklärung über das uns erwartende Prozedere bekommen: 10 min. vor Beginn der Tour an der inneren Schranke parken, IMMER (!!!) in der Kolonne bleiben, keine Felsen, Füchse oder Guanacos mitnehmen, beschädigen oder verunglimpfen, etc., etc...  Während wir im Auto auf dem Parkplatz warten, kommt es auf dem naheliegenden Hügel zu einem verstörenden Zeremoniell. Eine Gruppe von Parkmitarbeitern strömt aus den Büros zusammen, versammelt sich um einen Fahnenmast und unter ergriffener Anteilnahme wird die argentinische Landesflagge gehisst! Haben die keine Regenbogenfahne...??? Kolonne marsch!  Schnell noch zur Toilette und nach erneutem Vorzeigen des Tickets Durchfahrt zur nächsten Schranke, vor der wir wieder als erstes Fahrzeug stehenbleiben. Nach und nach bildet sich eine Schlange von sieben Autos bis schließlich von rechts sich ein Achtes direkt vor uns durch die sich jetzt öffnende Schranke drängelt. Ihm entsteigt eine rangermäßig ausstaffierte Frau, erklärt sich zur Führerin und schon geht es in der Kolonne zum ersten Ziel, einer Aussichtsplattform am Rande des "Valle de la Luna".
Valle Pintado  Alle stehen versammelt um die Anführerin, die sich in einem zwar interessanten, aber seeeehr ausgedehnten Monolog zur geologischen Entstehungsgeschichte dieser Formationen ergeht. Bernd und Maren haben natürlich etwas Besseres zu tun, stellen sich etwas abseits hin und beginnen schon mal mit dem Filmen und Fotografieren. Dies ist offensichtlich unerwünscht, denn die echauffierte Dame rügt uns vor versammelter Mannschaft, andere würden jetzt auch keine Fotos machen! Bitte?? Verschwindet das Motiv, wenn es einmal fotografiert wurde? Oder ist sie nicht professionell genug, um auszuhalten, dass einige Menschen nicht zum drölfzigsten Mal über die Plattentektonik aufgeklärt werden möchten? Die Sphinx  An insgesamt fünf Stationen macht die Kolonne auf ihrer dreistündigen Tour halt. Die Landschaft besteht aus 200 Mio. Jahre alten lehmigen Tonsedimenten mit Einschlüssen aus Kalkstein, die der Erosion länger widerstanden und skurrile, in ihrer Grundform meist pilzförmige Artefakte hinterlassen haben. Wüstenschiff  Durchzogen von trockenen Flußläufen und eingerahmt von hohen Barrancas Coloradas ist dieses Tal angefüllt mit tongrauem Sandboden, dem ständig neue Strukturen kleiner und großer Gebilde entwachsen, die aus verschiedenfarbigen Kalksedimenten bestehen. Freigeweht  Vom jetzigen Parkplatz geht es auf einem längeren Fußmarsch zum sogenannten "Bouleplatz". Links und rechts des sandigen Weges erstrecken sich Klippen, Pilzformen und auf einem entfernten Hügelkamm holt das Tele diese merkwürdigen Figuren heran, die millionenjahrelange Winderosion in geradezu künstlerisch anmutender Zielgerichtetheit hinterlassen hat.  Unsere Tourleiterin hat wohl eingesehen, dass sie sich mit der Zurechtweisung an uns etwas im Ton vergriffen hat. Nachdem sie mitbekommen hat, dass Maren spanisch spricht, sucht sie nun während des Weges Kontakt und versucht sich an einer relativierenden Entschuldigung. Wir dürften selbstverständlich fotografieren, dafür seien wir ja schließlich hier, aber doch bitte "leise...". Häh? Wir hatten kein Wort gewechselt, lediglich das unvermeidbare Klicken (Fokuston ist abgeschaltet!) der Spiegelreflexkamera hätte man abseits der Gruppe nur mit viel schlechtem Willen als störend empfinden können. Nun gut, immerhin hat sie's gemerkt...
Der Bouleplatz  Vor uns liegt eine Anhäufung auffallend symmetrischer Steinkugeln im Sand. Auch wenn die Entstehung dieser "Konkretionen" genannter Gebilde geklärt ist, strapaziert der Vorgang der Ausfällung gelöster Mineralien um einen – meist organischen – Kern doch ziemlich das Vorstellungsvermögen. Erst durch die anhaltende Winderosion aus dem ständig weiter verwehten Tonsediment freigelegt, verblüfft die nahezu unangreifbare, glatte Oberfläche dieser Kugeln, die in den Moeraki Boulders der neuseeländischen Ostküste ihre noch größeren geologischen Geschwister haben. Steinpilze  Okay, so ganz unzerstörbar sind die Steinkugeln offensichtlich doch nicht. Es dürften, wie bei anderen kristallin aufgebauten Strukturen, starke Temperaturschwankungen für die glattkantige Aufsprengung einiger Kugeln verantwortlich sein. Wenn die hälftigen Bruchstücke dann auch noch auf einem windgeschützten Sedimentsockel lagern, wächst mit der Zeit etwas heran, was die Bezeichnung "Steinpilz" zwangsläufig nahelegt. Schattenspiel  Es wächst nur wenig in diesem trockenen Tal, lediglich Gräser und niederes Buschwerk bilden grüne Tupfer auf dem grauen Sediment. Auffällig ist daher dieses Baumgerippe, welches wir auf dem Rückweg zu den Fahrzeugen passieren, legt es doch Zeugnis ab von zumindest gelegentlichen Wasserschüben, die durch die danebenliegende Rinne geflossen sind. Halbzeit  Inmitten des Parks liegt auf einem Hügel das einem Rundzelt ähnlich gestaltete "Museo de Sitio Dr. William Sill". Der nordamerikanische Paläontologe Dr. Sill lebte seit 1969 in San Juan und hat sich um die Ausgrabungen in Ischigualasto nachhaltig verdient gemacht.  Der 40 Kilometer lange Rundkurs durch den Park wird hier durch eine Abzweigung unterbrochen, in deren Wendehammer sich die Fahrzeugkolonne nun in der vorgeschriebenen Reihenfolge zur Ess-, Pinkel- und Bildungspause aufstellt. Unser Pick-Up ist die Nr. 2, etwas abgesetzt steht das Führungsfahrzeug.
Die Giraffe  Obwohl ich nicht weiß, ob diese Figur wirklich so heißt, drängt sich diese Assoziation geradezu auf. Rund um den Museumshügel befinden sich eine Menge dieser Kalksteinformationen, die im Gegensatz zum weicheren Tonsediment den Kräften der Erosion länger widerstehen. Während ein Teil der Besucher umgehend in das Museumsgebäude eilt, bleiben andere erst noch ein bißchen draußen, um in Ruhe zu fotografieren. Der Turm des U-Bootes  Es gab noch einen zweiten Turm auf der langgestreckten Formation, die mit viel Fantasie einem U-Boot ähnelt (nicht im Bild :-)). Dieser wurde aber Opfer der immer noch andauernden Winderosion und stürzte im Jahr 2015 um. Nur dieser 'Turm' blieb übrig. Der Schnorrer  Die häufigste Erdhackerart Chiles und Argentiniens liebt offene Felsgebiete, womit sich dieser Vertreter offensichtlich in seinem bevorzugten Biotop befindet. Der kleine Samenfresser ist wohl aber auch eines der nur wenigen Lebewesen, denen diese karge Landschaft Nahrung zu spenden imstande ist. Da aber eine ewige Samendiät auf Dauer sicher langweilig ist, läßt sein Umherhüpfen zwischen den abgestellten Fahrzeugen vermuten, dass gelegentlich auch etwas Schmackhafteres für ihn abfällt.   Rufous-banded Miner  (Geositta rufipennis)  Rotschwanz-Erdhacker Fundgrube  Berühmtheit hat diese Landschaft nicht wegen der unzweifelhaft vorhandenen landschaftlichen Reize erlangt, sondern als eine der weltweit bedeutensten Fundstellen von Fossilien des Trias, einer Zeit, in der die Entwicklung des Lebens sprunghaft vonstatten ging. Neben urtümlichen Echsen sind es fünf der ältesten Dinosaurierarten, deren Überreste hier ausgegraben wurden. Noch heute werden neue, überraschende Entdeckungen bei den andauernden Grabungsarbeiten gemacht.  Dieser, an einen Dinosaurierkopf erinnernde Felsen sieht nur so aus, ist aber keiner, denn Vertreter derart großer Spätsaurier existierten damals hier nicht. Möglicherweise haben sich auch hier Sheldrakes morphogenetische Felder im Stein verewigt ;-).
Gipsfossil  Unter der Kuppel des Sill-Museums ist eine exemplarische Ausgrabungsstätte aufgebaut, um die sich ringförmig eine Publikumsbühne zieht. Mittig liegt ein teilweise ausgegrabenes Fossil, drumherumdrapiert von Zelt, über Spatel und Besen alles, was ein Paläontologe so braucht. Unsere Führerin überläßt nun einer jungen Museumsangestellten die Ausgestaltung eines von Videosequenzen begleiteten Vortrages über das, was im Park so alles gefunden und wie es ausgegraben und präpariert wurde.  Und als musikalische Empfehlung dazu:  ...somebody is digging my bones  ;o)   Ohne jetzt überheblich sein zu wollen: Es ist sehr langatmig, das Meiste hat unsere werte Tourleiterin schon erzählt und außerdem ist es am Kiosk gerade jetzt schön leer, ebenso wie die im Eingangsbereich aufgestellten Tische, wo man mit seinen essbaren Errungenschaften nun prima einen Platz findet. Das französische Paar aus Barreal hatten wir zuvor schon an den Haltepunkten begrüßt, hier entspinnt sich nun eine Tisch-zu-Tisch Konversation. El Hongo  Wie im benachbarten Talampaya Nationalpark, war dieses Gebiet am Ende des Perms und zum Beginn des Trias ein ausgedehntes Grabensystem, ausgefüllt mit Flussläufen und Salzseen. Über Jahrmillionen lagerten sich die verschiedenen Sedimentschichten aus Ton- und Kalkgesteinen hier ab, später übernahm der Wind mit vor sich her getriebenem Sand die Aufgabe, die härteren, im Tonsediment eingschlossenen Strukturen freizulegen, wie beispielsweise diesen, scheinbar der Schwerkraft trotzenden Pilz. Miss Piggy  Manche Figuren lösen spontane Assoziationen aus. Maren erkannte hier ein Schweinchen, welches umgehend von uns auf "Miss Piggy" getauft wurde.  Im Untertrias war diese Wasserlandschaft der Lebensraum vieler verschiedener, echsenähnlicher Reptilien, vom bis zu 9 m großen  Saurosuchus galilei , einem Urkrokodil, bis zum Riesensalamander  Hyperodapedon . Ansonsten traten hier noch relativ frühe Saurierformen auf, alle noch von überschaubarer Größe, aber bereits in fleischfressende Echsenbeckensaurier sowie pflanzenfressende Vogelbeckensaurier unterschieden. Ebenfalls lebte hier ein 2 m großer Cynodont, ein sogenannter "Hundezähner", aus dessen Stamm sich über mehrere Stufen bereits ausgestorbener Arten unter anderem die Säugetiere entwickelten. Staubfahnen  Im Talampaya Park noch von ganz anderem Kaliber, gibt es aber auch hier hohe, einfassende Felswände, deren säulenförmige Auswaschungen von der enormen Menge und Kraft der ehedem hier fließenden Wassermassen Zeugnis ablegen.  Unsere Tour nähert sich dem Ende. Die Landschaft entlang der linken Seite der Piste ist von kilometerlanger Grandiosität, unserer Führerin kündigt aber an, die "Quebrada Pintada" mit gesteigertem Tempo ohne Halt bis zum Ausgang durchfahren zu wollen. Sie ermahnt noch einmal jeden Teilnehmer, unbedingt die vorgegebene Reihenfolge einzuhalten und auf keinen Fall individuell anzuhalten! Fotos dürfen selbstverständlich gemacht werden – aber nur aus dem fahrenden Auto heraus! Ich muß linksseitig fahren, Maren sitzt auf dem Beifahrersitz. Wird schwierig mit den Fotos... Maren findet die Lösung und setzt sich kurzerhand bei geöffnetem Seitenfenster hinter mir auf den Rücksitz. Wieder einmal beglückwünschen wir uns zu dem zweiten Platz in der Reihe – das Führungsfahrzeug staubt zwar wie verrückt, mit ein bißchen Abstand sehen wir aber noch etwas von den roten Felsen. Hinter uns verdichtet sich die Staubwolke hingegen mit jedem weiteren Fahrzeug...
Multitasking  Wow, das war eine beeindruckende Tour! Erst einmal eine kleine Pause auf dem Riesenparkplatz einlegen, an dem sich zwischenzeitlich auch eine wenig scheue kleine Herde Guanakos eingefunden hat. Schmunzelnd beobachten wir gleichzeitig zwei Muttertiere, die die Notwendigkeit des Stillhaltens beim Säugen des Nachwuchses praktischerweise auch gleich zum Wasserablassen nutzen.   Guanaco  (Lama guanicoe)  Guanako Dackelblick  Nah verwandt dem Andenschakal, den wir 2010 nicht weit entfernt auf der chilenischen Seite bei den Lagunen mit Keksen gefüttert hatten, ist 'Zorro Chilla' noch etwas grauer gefärbt, hat etwas größere Ohren und ein spitzeres Gesicht. Insgesamt gibt es sechs verschiedene Lycalopex-Arten, allesamt Allesfresser, denen so interessante Namensvariationen wie  Andenfuchs, Andenschakal, Feuerlandfuchs, Culpeo, Culpeofuchs, Magellanfuchs oder patagonischer Fuchs angeheftet wurden. Zudem gehören sie zur Unterfamilie 'Echte Hunde', sehen wie kleine Kojoten aus, haben aber immerhin ein fuchsähnliches Gebiss. Ist schon ein vielseitiges Kerlchen!  Aus naheliegenden Gründen ist hier auf dem Parkplatz das Füttern streng verboten. Die Anwesenheit gleich zweier Füchse mit sehr geringer Fluchtdistanz (und einem juvenilen Minifuchs, der aber sofort zwischen den Hügeln am Parkplatz verschwand) läßt aber darauf schließen, dass bei den parkenden Autos immer mal etwas unbeabsichtigt nach unten fällt.   South American Gray Fox, Patagonian Fox, Chilla or Zorro Gris  (Lycalopex griseus, Syn.: Pseudalopex griseus)  Argentinischer Kampffuchs, Patagonischer Fuchs, Grauer Andenfuchs od. Chilla Verpasst  Auf der Rückfahrt nach El Chiflón passieren wir wieder den kleinen Ort Baldecitos, der uns auf der ersten Durchfahrt mit seinen Sittichschwärmen und den Kaninchenkäuzen begeistert hatte. Erst zu Hause, beim Blick in die Karte, erfahre ich jetzt vom "Monumento Dinosaurios Los Baldecitos", gemäß dem einzig verfügbaren Netz-Foto eine Ansammlung verwegener Gipsfiguren hinter einem Maschendrahtzaun. Und wir haben das nicht gewußt! Andererseits auch nichts, weswegen man nochmals dort hinreisen müßte ;-).  Dafür haben die Sittiche diesmal ein Einsehen und gewähren mir ein schönes Gruppenfoto!   Burrowing Parakeet  (Cyanoliseus patagonus)  Felsensittich Familienbande  Zurück beim Hotel ist es noch früher Nachmittag und die Sonne scheint. Neben dem Parkplatz fließt ein Flüßchen, gesäumt von vielerlei Grünzeug, in dem sich einige Vögel tummeln. Ein Fall für mein Tele!   Thick-billed Siskin  (Spinus crassirostris)  male, juv., female Dickschnabelzeisig
Leicht unscharf  Leider sehr scheu und sehr weit weg fiel mir dieser Vogel wegen seiner im Gegenlicht deutlich sichtbaren Haube auf. Zugehörig der Familie der Cotinga aus der Gattung der Sperlingsvögel, ist diese Art in offenen Waldlandschaften, Feldern und – wie hier – dichten Gebüschen östlich der Anden zu Hause, wo sie sich von Blüten, Blättern und Früchten ernährt.   White-tipped Plantcutter  (Phytotoma rutila)  male Bandpflanzenmäher, Zweibinden-Pflanzenmäher Frisch gebadet  So nass wie er war und so heftig mit Putzen beschäftigt, dass mir kaum ein vernünftiges Foto gelang, hat mir dieser Amselvogel die Identifikation nicht leicht gemacht. In den gleichen Biotopen wie der Bandpflanzenmäher verbreitet, tritt er häufig in kleinen Gruppen auf, in denen die Vögel durch ganz individuelle Lieder auffallen. Beide Geschlechter sind gleich gefärbt, so dass eine Zuordnung hier nicht möglich ist.  Es ist Zeit für's Abendessen, im Restaurant hat am Nebentisch schon das französische Ehepaar Platz genommen und eingedenk der Riesenportion vom Vorabend bestellen wir heute "Picada completa para 2" und hoffen, dass wir wenigstens die Snackplatte schaffen. Das klappt gerade so eben, für Nachtisch ist aber wieder kein Platz mehr, nur die 700 ml Corona (para 2!) passen gerade noch...   Grayish Baywing  (Agelaioides badius)  Graustärling od. Braunkuhstärling Der Krampf am kalten Buffet  Um 11 Uhr startet unsere Talampaya Tour, weshalb wir frühzeitig beim Frühstück sind. Nachdem eine größere Reisegruppe bereits abfahrtsfertig ihre Rucksäcke vor dem Restaurant verteilt hat, ist vom Frühstücksbuffet aber praktisch nichts mehr übrig. Der Kellner füllt zwar Wasser und Kaffee nach, fühlt sich für Brot und Gläser aber nicht zuständig, so dass wir etwas missmutig an ein paar übriggebliebenen süßen Teilchen nagen. Irgendwann merkt's aber doch jemand, frisches, labbriges Weißbrot kommt in ausreichender Menge aus der Küche, allerdings so dick geschnitten, dass es partout nicht in den Toaster paßt. Trotz dieser Widrigkeiten sind wir aber schließlich doch gestärkt.   Auf dem Weg zurück zum Zimmer hockt diese hübsche Gottesanbeterin auf den Sandsteinfliesen, ihren Hinterleib angriffslustig in meine Richtung geschwenkt. Die hält uns jetzt nicht mehr auf!    Coptopteryx gayi Kein Hase, sondern ein Meerschweinchen  Die nächste Herausforderung wartet aber schon hinter der Bungalowtür in Form einer XXL-Spinne, die auf dem Fußboden des Flurs lauert. Doch bevor ich zum wasserglasbewehrten Helden mutieren kann, verschwindet sie uneinholbar unter dem Bett. Maren schließt panisch ihren auf dem Boden liegenden Koffer (der Export einheimischer Fauna ist sicherlich verboten!), wir raffen alles zusammen und vergessen dabei prompt die unangebrochene 2 Ltr. Cola im Kühlschrank. *GRRRR*  Vor uns liegen 72 km auf einer fast schnurgeraden RN76 bis zur Einfahrt zum "Parque Nacional Talampaya". Die Landschaft erstreckt sich weitgehend flach und unspektakulär beidseitig der asphaltierten Fahrbahn, lediglich an einigen Orten niedrige Hügel querend. Etwas entfernt bilden diese Hügel eine interessante Formation und wir halten an einer Ausweiche, um uns die Felsen genauer anzusehen... und werden gerade noch Zeugen des Verschwindens zweier Maras im Unterholz. Wenn schon kein Gürteltier, so haben wir doch jetzt wenigstens mal die legendären Pampashasen zu Gesicht bekommen!   Patagonian Mara  (Dolichotis patagonum)  Großer Pampashase
Die Ödnis täuscht  Obwohl die Landschaft entlang der "76" ziemlich eben und langweilig aussieht, gibt es unweit der Straße einige tiefe Grabenbrüche, die vermuten lassen, dass es in der Nähe der nur schlecht erreichbaren Hügel interessanter aussieht. Sollte man sich also mal aus der Luft ansehen!  Wie sich zeigt, gibt es noch ein Stockwerk unterhalb der Ebene, auf der wir uns aufhalten. Offensichtlich Formationen, die wie das ganze Ischigualasto/Talampaya-Becken durch riesige Flüsse und ein Binnenmeer geformt wurden.  360°   Pano Sendero del Triasico  Trotz der Unterbrechungen sind wir gegen 10 Uhr am "Acceso al Cañón de Talampaya". Schnell wird uns klar, warum man mindestens 45 min. vor Tourbeginn am einzigen Schalter aufschlagen soll. Man kann auch hier noch buchen, was allerdings bei einer tiefenentspannten Angestellten und einem unentschlossenen Pärchen, welches erst einmal überlegt, für welche Tour sie sich überhaupt entscheiden sollten, schon mal gut und gerne 10 min. in Anspruch nehmen kann. Als wir endlich dran sind, stellen wir fest, dass der obligatorisch vorzuzeigende QR-Code niemanden interessiert und auch nicht abgescannt wird. Erstaunlicherweise bekommen wir aber trotz umfangreicher Erläuterungen schon nach 5 min. unsere Tickets.  Die beiden Parks stellen weltweit die einzigen Fundstellen dar, in der die frühe Entwicklung des Lebens im Trias-Zeitalter nahezu lückenlos anhand von versteinerten Pflanzen und Tieren nachvollzogen werden kann. Beide Parks wurden deshalb im Jahre 2000 zum "UNESCO Weltnaturerbe" erklärt. Fast wie im richtigen Leben  Direkt vor dem Eingang des 'Dino Sendero' befindet sich die Bushaltestelle, an der die Tourgäste um 11 Uhr aufgenommen werden. Genug Zeit, einen Abstecher auf den von Dinoskulpturen gesäumten Lehrpfad zu machen. Sehr liebevoll gestaltet und bunt angemalt tummeln sich hier sechs bis sieben Saurier, vom Fleisch- bis zum langhalsigen Pflanzenfresser. Zwar haben wir gestern gelernt, dass die frühen Saurier des Trias von eher kleiner Statur gewesen sein sollen, mehr her geben aber natürlich die richtig Großen, Gefährlichen ;-).  Der achtjährige Sohn einer Kollegin von Maren ist ein großer Dinofan, weshalb Maren es sich nicht nehmen läßt, der Urlaubsmail an die Kollegin ein hier geschossenes Foto anzuhängen. Was der Junior begeistert kommentierte: "Da will ich auch mal hin!". Schichtweise  Pünktlich startet die knapp dreistündige Tour. Überschlägig geschätzt befinden sich etwa 30 Personen an Bord des Kleinbusses, was ein zügiges Ein- und Aussteigen an den Haltepunkten sicherstellt. Erst geht es ca. 10 km auf einer betonierten, schnurgeraden Zufahrtsstraße durch die Pampa, bevor man unvermittelt in die roten Sandsteinschluchten des Mittelgebirges der "Sierra Los Colorados" eintaucht, die uns sogleich mit skurrilen Figuren auf den Sedimentschichten begrüßt.
Erosionsschutt  Schon hält der Bus an der ersten Haltestelle und nach Überquerung einer kleinen Brücke über den trockenen Río Talampaya steht unsere Gruppe vor einer steilen, roten Wand. Diesmal ist die Führerin von einer sehr zugänglichen Freundlichkeit, läßt den Besuchern viel Zeit zum Fotografieren und ist auch bereit, individuelle Nachfragen ausführlich zu beantworten. Petroglifos  Der eigentliche Anlass des Aufenthaltes an diesem Parkplatz sind aber nicht die steilen, eisenoxydhaltigen Wände, sondern die Zeugen früher Besiedlung des Tales. Nicht so alt wie die vieltausendjährigen Felsritzungen, die wir in Namibia gesehen haben, entstammen diese Petroglyphen vermutlich der La Aguada Kultur, die hier zwischen 500 bis 1000 n.Chr. lebte. Ebenso wie weiter südlich bei El Chiflón gibt es auch hier archäologische Fundstätten, Ruinen, Fundamente und runde Vertiefungen in Steinblöcken, wo früher Getreide gemahlen wurde. Von denen erfahren wir aber nur, sehen tun wir sie nicht. Datenträger  An der Spitze eines mehrere Meter hohen, allein stehenden Felsblocks befinden sich diese Zeichnungen. Ob sie in einem frühen Balanceakt genau dort vom Künstler hinterlassen wurden, ist uns nicht bekannt. Vielleicht hat der Block auch in den letzten Jahrhunderten seine Lage verändert?  Ich muß gestehen, dass wir beide angesichts der vielfältigen Sehenswürdigkeiten nicht immer in unmittelbarer Nähe der unablässig erklärenden Führerin geblieben sind, so dass wir auch nicht wissen, was hier im Einzelnen abgebildet ist. Neben stilisierten Menschen mit Herdentieren, Figuren mit Schmetterlingsflügeln, Fuß- und Handformen sowie geometrischen Mustern, schließen wir aber aus dem Vorkommen von Kondoren in diesem Mittelgebirge, dass diese sicherlich auch hier verewigt wurden. "Die Wassermelone des Zorro Chilla",...  ...wie uns die Führerin auf Nachfrage freundlich lächelnd erklärt. Vom Aussehen sicherlich treffend, bei einem Durchmesser von nur 4 cm ein wohl eher frugales Mahl :-).    (Cucurbitella asperata)  Ein Gurkengewächs  (Cucurbitaceae)  und die einzige Art der Gattung  Cucurbitella
Geschichtsträchtig  Weiter geht es zwischen die bis zu 200 m hohen Wände des Talampaya Canyons. Angesichts der Größe und Zugänglichkeit kann man sich gut vorstellen, dass diese Formationen der Wunschtraum eines jeden Geologen und Paläontologen sind. Die gewaltigen Sedimente wurden vor 250 bis 200 Mio. Jahren abgelagert und haben die gesamte Erdgeschichte dieser Spanne in Form von Fossilien hier konserviert. Die Evolution der Wirbeltierfauna läßt sich so wie auf einer Zeittafel über den ältesten Zeitraum des Erdmittelalters nachvollziehen. Jardín Botánico  Nur nach starken Regenfällen hat der Río Talampaya ein kurzes Leben, bevor das Nass wieder im Boden versickert. Im ganzen Park gibt es aber in schon geringer Tiefe Grundwasser, welches für das reichhaltige Grün verantwortlich ist. Neben exotischen Gewächsen, deren Namen wie "Retamos", "Chañares" und "Brea" noch nicht einmal bei Google eindeutige Treffer ergeben, wachsen hier Johannisbrotbäume, reichlich Buschwerk und verschiedene Kakteen, die einen reizvollen Kontrast zu den roten Felsen bilden. La Chimenea  Das absolute Touristen-Highlight ist dieser glattgeschliffene Kamin von 150 m Höhe, der zum Gaudi der Besucher für akustische Experimente herhalten muß. Nach genauer Anleitung und insgesamt vier mal hat die Gruppe "Kondor!!!" in Richtung der Höhlung zu brüllen, bis auch der Letzte das schwache Echo von der gegenüberliegenden Wand vernommen hat. Eingeschränkte Leistung  In einer Hinsicht ist der Urschrei tatsächlich erfolgreich, denn prompt erscheint ein kreisender Kondor in der Thermik über den aufgeheizten Felsen. Dass der eigentlich in den Anden beheimatete – und nicht mehr sehr zahlreich anzutreffende – Vogel auch hier im Mittelgebirge seine Kreise zieht, ist bemerkenswert.  Bevor die Fahrt weiter geht, bieten Busfahrer und Führerin wahlweise Wasser oder Kaffee an einem improvisierten Ausschank an. Während der Pause beschwert sich Maren bei der Führerin, dass das von ihr vorbestellte Gürteltier immer noch nicht erschienen ist. Leider kann die Dame daran auch nichts ändern, tröstet Maren aber mit einer sehr guten Beschreibung der drei hier vorkommenden Gürteltierarten, während ihr Kollege grinsend erklärt, bei DIESEM Tourpreis sei das Tierchen auch gar nicht inkludiert :-/.
La Catedral  Trotz des blauen Himmels sind die Temperaturen angenehm. Die heißesten vier Sommermonate sind vorbei und mit dem Beginn des Herbstes läßt es sich selbst in diesen Wüstengebieten gut aushalten.  Der Bus hält ein weiteres Mal an der Kathedrale ('imposant mit Türmchen' ist immer "Kathedrale"!), vor deren freistehenden Säulen und Türmen man wirklich nur staunend mit offenem Mund verweilen kann. Das Kleine ist ein Mensch  Wäre man Geologe oder sonstwie in den Erdwissenschaften bewandert, gäbe es sicherlich noch unendlich mehr zu den hier versammelten Naturwundern zu erzählen. Aber allmählich übersteigt die Anzahl der Motive den Umfang dessen, was ich noch sinnvoll dazu sagen könnte, so dass ich für den Rest der Tour hauptsächlich die Bilder sprechen lasse... Der Turm  Auch andere können einfallsreiche Titel ;-). Schattenpilze  Man wirft immer so mit den Jahrmillionen um sich, wenn man zu beschreiben (und selber zu begreifen) versucht, wie geologische Formationen entstanden sind. Denkt man hingegen an die nicht sichtbaren Veränderungen, die ein schmales Rinnsal am Grunde einer tiefen Schlucht im Laufe einer menschlichen Lebensspanne verursacht, bekommt man erst eine Ahnung, was "Jahrmillionen" wirklich bedeuten.
El Tótem  Wir haben den Canyon verlassen und der Bus fährt jetzt entlang einer Ansammlung einzeln stehender Felsgebilde, die zur besseren Lokalisierung mit mehr oder weniger nachvollziehbaren Bezeichnungen versehen worden sind. Botellón und Monje  Völlig anders als die schroffen, senkrecht abfallenden und tiefrot gefärbten Schluchtwände präsentieren sich diese Sandsteinformen, die sich am Ende der Tour vor uns auftürmen. Hat man in der ganz rechts freistehenden Figur noch einen Mönch erkannt, bedarf es für die Identifikation der links daneben stehenden Skulptur als 'Korbflasche' schon einiger Fantasie.  Vom Bushalteplatz führt ein auf Stelzen stehender Holzbohlenweg um die hier anzutreffenden Formationen, aber bald ist alles abfotografiert und wir werden zur Rückfahrt zusammengetrommelt. Streifig  Ein letztes Foto noch von Skulpturen, die – recht besonders in diesem Park – schön farblich abgegrenzte Sedimentschichten zeigen. Wäre interessant zu wissen, welche Zeitspannen in den einzelnen Lagen repräsentiert sind.  Einmal noch hält der Bus auf dem Rückweg an einer von schrägen Hängen begrenzten Schlucht. Hier verlassen einige Gäste den Bus, um einen geführten Fußmarsch auf den höchsten Punkt dieser Klippen zu unternehmen. Später werden sie dann von einer nachfolgenden Tour wieder aufgenommen.  Wie gerne wäre ich mit denen nach oben gekraxelt. Leider sind Touristen jenseits des sechzigsten Lebensjahres aus Konditionsgründen von der Teilnahme ausgeschlossen. So eine Altersdiskriminierung!!! Andererseits... mein Knie dankt es mir ;-). Unter Geiern  Um 14 Uhr wieder am Parkeingang, dauert es trotzdem noch eine Stunde länger, bis wir unsere Fahrt fortsetzen. Auf der "76" hat uns ein Schwarm Truthahngeier aufgehalten, der jedes Mal panisch aufsteigt, wenn ein Fahrzeug ein bestimmtes Gebüsch an der Straße passiert. Hier ist sicherlich ein leckeres Stück Aas verborgen, denn auch zwei, drei wesentlich entspanntere Karakaras bleiben neben dem Gebüsch auf einem kahlen Baum sitzen. Immerhin beschert mir das ortsfeste Kreisen des Schwarms ein paar schöne Flugaufnahmen.   Turkey Vulture  (Cathartes aura)  Truthahngeier
Asphaltdinner  Vor uns liegen noch 140 km bis nach Nonogasta. Wir fahren bis zum Ende der "76" und stoßen an einem Kreisverkehr wieder auf die landdurchschneidende RN40, der wir Richtung Osten folgen. Lange Zeit bleiben wir noch in der flachen Talampaya Ebene, dann aber steigt die "40" an, um das Mittelgebirge "Sierra Los Colorados" zu durchqueren. Die Straße windet sich in engen Serpentinen aufwärts, als ein weiterer Geier hinter einer Kurve von der Fahrbahn auffliegt – einen zerfledderten Kadaver zurücklassend. Wir halten hinter der Kurve an und ich schleiche mich, in Deckung bleibend, ein Stück zurück. Es dauert nicht lange bis der Vogel wieder landet und sich mit mißtrauischem Blick wieder an sein Aas ranpirscht.   Turkey Vulture  (Cathartes aura)  Truthahngeier Sierra Los Colorados  Wir haben die Passhöhe, den "Punto Alto" mit 2040 m, überquert und es geht in Serpentinen wieder bergab. Neben der Straße befindet sich die Ausweiche "Mirador Miranda", wo wir die Gelegenheit wahrnehmen, ein paar Fotos der auch hier noch dominierenden roten Felslandschaft aufzunehmen. Unten im Tal fließt ein kleines Flüsschen, dem die Straße und auch wir folgen. Am Miranda Hang  Die Strecke wird flacher und wir nähern uns einem Bergeinschnitt, hinter dem die Straße in flaches Land mündet. Neben uns das Flüsschen, halten wir an einer mächtigen roten Wand, die den "Inicio Cuesta de Miranda" markiert. Vom nicht weit entfernten Örtchen Miranda aus gesehen, startet hier die Piste entlang der Miranda Hänge und schraubt sich in die dunstige Bergwelt hoch.  360°   Pano Mit Schnitzel abgespeist  In Nonogasta angekommen, kümmern wir uns zu allererst um Sprit, überlebenswichtige Cola und Kartoffelchips an der zentral gelegenen YPS. Danach kehren wir um und fahren ein Stück wieder zurück, denn unser Hotel liegt in einer kleinen Parkanlage am Ortseingang. Beim Einchecken werden bis auf die Blutgruppe diesmal sämtliche verfügbaren Daten erhoben, dann aber dürfen wir unser gemütliches Zimmer entern.  Bis wir um 20 Uhr zum Abendessen aufbrechen, ist noch ein bißchen Zeit, die ich mit der Kamera in der Grünanlage verbringe. Als wir das Restaurant betreten, ist außer uns nur noch eine Kleinfamilie da, die bereits beim Essen ist. Obwohl man uns spätestens bei der unendlichen Anmeldeprozedur davon hätte in Kenntnis setzen können, erfahren wir erst jetzt bei der Bestellung, dass wir spätestens bis 18:30 Uhr unsere Essenswünsche hätten anmelden müssen, kurzfristig könne man uns nur paniertes Schnitzel anbieten. Aha... Wir nehmen also das Schnitzel, welches sich nicht einmal als die schlechteste Wahl erweist und ein großes Schokoeis verteilt sich auch noch.   Rufous Hornero  (Furnarius rufus)  Rosttöpfer
Süß abgefüllt  Das Frühstück ist wieder typisch südamerikanisch. Eine Scheibe Brot (für jeden!), dafür aber Croissants, Blätterteigteilchen und Kuchen. Nicht ganz klar ist, wie man darauf Wurstscheiben und Käse verteilen soll, aber in der allergrößten Not... Dafür erwirbt Maren noch einen schicken, handgefertigten Poncho im Hotelshop – und das für nur 63.000 Pesos!   Spot-winged Pigeon  (Patagioenas maculosa)  Fleckentaube Wegelagerer  Nach dem Aufbruch folgen wir weiterhin der "40". Unser eigentliches Ziel ist 450 km und sieben Stunden Fahrtzeit entfernt – aus verschiedenen Gründen zu weit, weshalb wir eine Übernachtung im 'nur' 240 km entfernten Belén eingeschoben haben.   Burrowing Owl  (Athene cunicularia)  Kaninchenkauz, Kaninchen-Eule, Präriekauz, Prärieeule od. Höhleneule Fest im Blick  Die RN40 ist in hervorragendem Zustand und wir kommen gut voran. Nach der Hälfte der Strecke kreist ein Raubvogel über der Straße und weil es sowieso Zeit für eine kleine Pause ist, halten wir an. Beidseitig ist die Straße von sehr breiten Seitenstreifen gesäumt, dahinter befinden sich flache eingezäunte Felder, in deren Richtung der anvisierte Raubvogel natürlich prompt verschwindet. Dafür starren uns zwei, dicht neben ihren Erdhöhlen stehende Kanichenkäuze unverwandt an und lassen uns für tolle Aufnahmen bis auf wenige Meter herankommen. Ein weiterer Meter wird dann allerdings mit einem Sicherheitsabtauchen quittiert, man bleibt aber unter Beobachtung.  Dass sich ein ebenfalls nahebei kreisender Buntfalke nur in einem dicht belaubten Baum niederläßt, mir lediglich zwei, nicht veröffentlichungsfähige Fotos gönnt, um dann meine vorsichtige Annäherung mit sofortiger Flucht zu quittieren, nehme ich ihm persönlich übel. Die Käuzchen versöhnen mich aber schnell wieder :-).   Burrowing Owl  (Athene cunicularia)  Kaninchenkauz, Kaninchen-Eule, Präriekauz, Prärieeule od. Höhleneule Wegweiser  So ganz ungenutzt soll die Übernachtung in Belén nicht sein. Wenige Kilometer vor der Stadt biegt im Örtchen Londres eine kleine Straße zu einer der südlichsten Ausgrabungsstätten des Inkareiches ab. Dieser freundliche Herr weist uns den Weg.
El Shincal de Quimivil  Erst am Nachmittag findet wieder eine Führung statt. Eine Reservierung ist nicht möglich, es sei aber kein Problem, zum Zeitpunkt der Führung ein Ticket zu erwerben.  Okay, also zuerst nach Belén, wo wir nach einer Irrfahrt durch das örtliche Einbahnstraßensystem schließlich unser modernes Hotel finden. Diesmal ohne langwierige Anmeldung bekommen wir nach Vorzeigen unseres Vouchers eine Schlüsselkarte und das WiFi-Passwort ausgehändigt und erfahren, dass man im angeschlossenen Restaurant problemlos ohne Anmeldung zu Abend essen und frühstücken kann. Das ist schon mal gut!  Dann ist es auch schon wieder Zeit aufzubrechen. Zurück an der Ausgrabungsstätte, löhnen wir pro Person 3000$ und besuchen zuerst das angeschlossene Museum, bevor wir uns der mittlerweile vollständigen Besuchergruppe zur Besichtigungstour anschließen. Cerro Aterrazado Oriental  Geführt von einer jungen Angestellten, klettern wir über eine gewundene Treppe auf den Westlichen Zeremonialhügel, von dem aus man einen guten Überblick über das Gelände und seinen östlichen Gegenpart hat, davor die "Ushnu", eine Zeremonialplattform, auf der astronomische Beobachtungen gemacht wurden und religiöse (Opfer-)Zeremonien stattfanden. Kallanka  Erst in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts erreichte das klug verwaltete und effiziente Inkareich seine südlichste Ausdehnung, die sich bis zum heutigen Mendoza erstreckte. Wie üblich wurden die örtlichen Ethnien in das Staatswesen integriert und in den Provinzen wurden Siedlungen und Festungen errichtet, wie diese Zeremonienhauptstadt zwischen 1471 und 1536. Mit dem Anschluß an das Straßennetz der Inka und gelegen zwischen den Flüssen Quimivil und Hondo bot der Ort beste Voraussetzungen als Verwaltungszentrum.  Der Verwaltungsbezirk bestand aus fünf großen, rechteckigen Gebäuden, den "Kallanka", von denen dieses im Zuge der Ausgrabungen seit 1990 rekonstruiert wurde. Unsere Kulturportion  Von der Treppe zum östlichen Zeremonienhügel geht es schließlich vorbei an noch einigen anderen Artefakten und tief in Steinblöcke eingefrästen Mörserlöchern, bis der Rundweg wieder am Museum endet. Natürlich sind solche – erst teilweise ausgegrabenen Stätten –  nicht mit solchen Metropolen wie Cusco zu vergleichen. Informativ und interessant war es trotzdem.
Castillitos El Eje  Das Abendessen im Hotelrestaurant war reichlich und lecker und kostete uns zusammen gerade mal 10.000$. Das Frühstück heute morgen hingegen ist inkludiert und kostet uns nix. Heute haben wir viel vor, weshalb wir um 6 Uhr aufgestanden und nach dem Auschecken bereits um 7:30 Uhr startklar sind. Die RN40 führt durch landschaftlich reizvolle Abschnitte und unerwartet bald weist uns ein Schild bei El Eje auf den Abzweig über die RP36 nach Villa Vil hin. Eigentlich wollten wir noch tanken, fahren aber etwas desorientiert an den beiden einsamen Zapfsäulen an der Kreuzung vorbei und stellen irgendwann fest, dass wir zwar richtig sind, die Straßenbezeichnung sich aber zwischen "36" und "43" nicht entscheiden kann. Immerhin ist es sonnig und links der Straße schwirren Andensegler  (Aeronautes andecolus)  zwischen den "Castillitos El Eje".  360°   Pano Auf den letzten Drücker  Die Landschaft verändert sich ständig. Mal sind es Sanddünen, dann wieder ausgetrocknete Salzseen und schließlich schneebedeckte Gipfel hinter karg bewachsenen Hochebenen. Man möchte an allen möglichen Stellen anhalten, um diese Eindrücke festzuhalten, aber leider sitzt uns die Zeit ein wenig im Nacken, denn wir haben an unserem Zielort nur eine einzige Übernachtung, so dass uns nur der Rest dieses Tages bleibt, um unser ganz persönliches Highlight zu besuchen.  Schon frühzeitig waren vom Reisebüro die Herbergen und Hotels auf unserer Reisestrecke gebucht und bestätigt worden. In den nächsten Wochen gab es zwar noch zwei bis drei Umbuchungen, bis zum letzten Moment war aber unklar geblieben, ob wir in "El Peñón" eine Unterkunft bekommen würden. Nach Corona hat in dem bitterarmen Land die touristische Infrastruktur besonders gelitten und viele Herbergen haben geschlossen oder sind selbst von den örtlichen Partneragenturen nur noch schwierig oder gar nicht zu erreichen. Wir hatten schon unsere Bereitschaft bekundet, zur Not auch auf einem Feldbett zu nächtigen, als sich eine Woche vor Reiseantritt doch noch eine Unterkunft fand. Catamarca Lichtspiel  Unablässig führt die Straße bergan. Außer ein, zwei Reisebussen und nur ganz wenigen PKWs begegnen wir niemandem in dieser faszinierenden, "Puna" genannten Landschaft. Merkwürdigerweise ist diese Grenzregion zu Chile, dem Altiplano der Atacama benachbart, selbst bei Einheimischen kaum bekannt. Auch unser Reisebüro ignoriert diese Gegend in ihrem 'Reisebaustein Nordwest Argentinien' völlig und selbst bei unserer direkten Nachfrage zeigt sich unsere Sachbearbeiterin trotz langjähriger Argentinien-Praxis merkwürdig uninformiert. Trotz des Zeitdrucks – es nützt nichts! Direkt an der RP43 gelegen, erscheint uns der ausgetrocknete Salzsee mit seiner eingefrorenen Brandung geradezu unirdisch, als er von Sonne in ein schnell wechselndes Lichtspiel getaucht wird.  360°   Pano Pasto Ventura  In der Region "Pasto Ventura" überqueren wir in über 4000 m Höhe einen Pass, von dem sich die Straße in eine zunehmend von weißem Sand verwehte Landschaft senkt. In dieser Region hat man 14 Vulkankegel und noch erheblich mehr Zeugnisse vulkanischer Aktivitäten gezählt, deren Alter bis zu 1,3 Mio. Jahre beträgt. Angehoben von der Nazca-Platte, die sich seit 50 Mio. Jahren mit einer Geschwindigkeit von 5 - 15 cm pro Jahr unter die Südamerikanische Platte schiebt, hebt sich das Altiplano-Puna-Hochplateau nach wie vor und dehnt sich immer weiter aus.
Unser Traumziel  Kaum vorstellbar, wenn man sich den aus nur wenigen Gebäuden und Betrieben bestehenden Weiler betrachtet ;-). Aber hierher geführt hat uns eine mehrere Jahre alte Reportage aus einer Zeit, in der wir noch den Öffentlich Verächtlichen Rundfunk konsumiert haben. Damals hatte das Magazin 'Terra X' noch eine gewisse Seriosität und der moderierende Dirk Steffens eine Reputation als verlässlicher Wissenschaftsjournalist. Steffens bereiste in dem Beitrag die argentinische Region Catamarca und präsentierte Bilder einer Landschaft, die sofort unsere Begeisterung weckte und den Wunsch, diese einmal mit eigenen Sinnen erleben zu können. Keine Zeit zu verlieren  Selbst fünf Wochen sind zu kurz, um jeder Attraktion die notwendige Zeit und Aufmerksamkeit widmen zu können. Gerne hätten wir auch die fantastischen farbigen Berge bei Villa Vil besucht, dafür wäre aber eine halbtägige Wanderung vonnöten gewesen. Hinzu kam die planerische Unsicherheit, ob wir hier überhaupt würden übernachten können.  Wir finden unsere erst spät bestätigte "Hospedaje" direkt an der einzigen Hauptstraße. Es ist eine einfache Unterkunft, aber sauber und nett. Wir sind bereits um 11 Uhr da und brechen nach dem Einchecken und der Gepäckentladung sofort wieder auf, weil wir nur den heutigen Nachmittag haben, diese Gegend zu erkunden. Wir schauen im Ort noch nach einer Essgelegenheit, denn unsere Herberge bietet nur Frühstück. Wir finden ein Hotel mit Restauration und werden dort auf dem Rückweg noch mal fragen, ob Abendessen möglich ist. Noch einen Halt gibt es am Ortsausgang, wo eine Autowerkstatt auch Treibstoff verspricht. Diesmal ist leider nur Benzin vorrätig, Diesel gibt's hier nicht... Auf eigene Faust  Unser Ziel heißt "Campo de Piedra Pómez" und liegt weitere 40 km hinter El Peñón. Die ersten acht Kilometer fahren wir noch auf einer asphaltierten Straße, dann biegt der Weg aber ab in eine Sand- und Kieswüste, auf der ein Vierradantrieb zwingend vorgeschrieben ist. Schon während der Planungsphase hatten wir überlegt, ob wir ein 4x4 Fahrzeug anmieten sollten, ob dieses geeignet sei, diese Strecke zu bewältigen, oder ob wir uns lieber den im Ort ansässigen Touranbietern anvertrauen sollten. Diverse Youtube-Videos später, mit unterschiedlichen Aussagen verschiedener Abenteurer und in Anbetracht des engen Zeitrahmens entschieden wir uns letztlich für das 4x4 Fahrzeug, welches in seiner ungeplanten Ausführung als kräftiger Pick-Up geradezu optimal war, sich durch den lockeren Tiefsand der Piste zu wühlen. Außerirdisch  Wir sind restlos begeistert. Die Landschaft ist fast durchgängig von weißem Sand bedeckt, den jahrtausendelang wehende Winde hier abgelagert haben. Einige Felsskulpturen durchbrechen den Sand, niedrige Hügelketten ragen aus der Ebene und von irgendwelchem Grün ist bis auf ein paar karge, gelbliche Gräser in dieser trockenen, dünnen Luft nichts zu sehen. Uns begegnen lediglich zwei Fahrzeuge auf dieser Strecke und es beschleicht uns wieder einmal das schon mehrfach in den fantastischen Landschaften Südamerikas erlebte 'Fremdplaneten'-Gefühl.
Potenzprotze  Erst 2012 wurde diese Gegend vom Staatssekretär für Umwelt der Provinz Catamarca als Naturschutzgebiet deklariert. Seit 2015 steigen auch die Besucherzahlen in diesem bislang abgeschiedenen und isolierten Gebiet stetig an, so dass inzwischen Befürchtungen aufkommen, die geologische Unversehrtheit könne durch freizeitliche und sportliche Aktivitäten gefährdet sein.  Auch wenn uns bis jetzt nur zwei Fahrzeuge begegnet sind, treffen wir auch später maximal 30 Menschen in dieser spektakulären Umgebung. Trotzdem scheinen einige Beobachtungen die nicht sehr rücksichtsvolle Nutzung der einzigartigen Kulisse zu bestätigen, zeugen doch unübersehbare Spuren von zahlreichen – offensichtlich nicht immer gelungenen – Versuchen, den steilen, 80 m hohen Sandhügel mit PS-starken Fahrzeugen zu bezwingen. Landschaftsmalerei  Stellenweise erinnert es an abstrakte Kunst, was die Natur mit übergroßem Pinsel in die Landschaft gezaubert hat. Fantastisch, was Wind und Erosion in einer von Menschen (noch weitgehend) unberührten Landschaft hinterlassen haben. Apropos Wind – den haben wir heute nicht! Erstaunlicherweise, denn in nahezu allen Reiseberichten wird von ständig blasendem, starken Wind erzählt, der über die flache Hochebene fegt und letztendlich für die Formationen verantwortlich ist, die wir gleich erreichen werden.  Zuvor halten wir aber auf der letzten Hügelkuppe vor unserem Ziel an einem Rangerhäuschen, wo insgesamt drei Ranger (m, w,  ) eine zumindest rudimentäre Bewachung der geologischen Schätze betreiben. Man freut sich offensichtlich über menschliche Kontakte, denn bevor wir für 7.000$ p.P. weiterfahren dürfen, hat man uns sehr interessiert und freundlich über unsere Herkunft, unsere weiteren Ziele und die Wertschätzung Argentiniens ausgefragt ;-). Wir sind da!  Der ursprüngliche Auslöser unserer gesamten Reise liegt vor uns. Natürlich war uns klar, dass eine Chile/Argentinien-Exkursion nicht nur eine Attraktion zu bieten hätte, aber es war – wie bereits erwähnt – ausgerechnet eine Dokumentation des schon lange verschmähten Deutschen Fernsehens, welche uns hierhin geführt hat. Das, was schon auf der Mattscheibe großes Staunen hervorgerufen hat, wirkt vor Ort einfach überwältigend. Außer uns haben sich bis jetzt nur zwei weitere Autos auf dem kleinen Parkplatz eingefunden, deren Insassen sich zwischen den aufgetürmten Gebilden aber unsichtbar verteilen. Piedra Pómez  Es ist Bimsstein vulkanischen Ursprungs, welcher sich auf einer riesigen Fläche von fast 76.000 Hektar verteilt. Mutmaßlich bei einem Ausbruch der als Lieferanten für 'Pómez-Stein' bekannten Vulkane Blanco und Robledo (Cerro Blanco) vor 73.000 Jahren als Sedimentschichten in dem flachen Landschaftsbecken abgelagert, haben die erwähnten starken Winde mittels vor sich her getriebener Sandmassen diese irrwitzigen Formationen aus dem weichen Bimsstein gemeißelt.
Alles Asche  Interessant ist die Art und Weise, wie sich die "Ignimbrite" genannten Sedimentschichten nahezu gleichmäßig über eine solche große Fläche verteilen konnten. Sie sind im Grunde Flugascheablagerungen pyroklastischer Ströme, die aus Tuffpartikeln, Bims- und Steinfragmenten bestehen. Je nach Zusammensetzung und Dichte können die verbackenen Sedimente weiß, grau, rosa, beige, braun oder schwarz sein – mit offensichtlicher Bevorzugung weißer, grauer und rötlich-brauner Farbtöne in diesem Gebiet.  360°   Pano Vermutungen  Dass ständiges Schmirgeln von Sandkörnern auf Dauer die Oberflächen weicher Sedimentschichten aufbrechen kann, haben wir ja auch schon anderenorts, wie z.B. in Ischigualasto gesehen. Wie aber die scharfkantigen Bruchkanten der Bimssteinblöcke und die langen Risse im Boden entstehen, dafür findet der geologische Laie selbst mit Google keine einleuchtende Erklärung. So reimt man sich notgedrungen folgende Erklärung zusammen: Von den hohen Gipfeln der westlich gelegenen Anden gegen die feuchte Pazifikluft abgeschirmt, ist diese fast niederschlagsfreie Puna in der Höhe von 4000 m großen Temperaturunterschieden ausgesetzt. Die dadurch induzierten Spannungen im Gestein sind sicherlich in der Lage, durch Absprengung der herumliegenden Brocken genau solche Formen zu schaffen. Klingt doch logisch, oder...? Wunderland  Wir können uns gar nicht sattsehen. Mal wandern wir auf den grauen Kiesbetten zwischen den Blöcken umher, ständig verblüfft über die Formenvielfalt, mal klettern wir aber auch auf abgestufte Blöcke, um die Gesamtansicht zu bestaunen.  Man kann nur hoffen, dass diese Landschaft noch lange intakt bleibt. Es sind nämlich weniger die angesprochenen Sport- und Freizeitaktivitäten, sondern nachhaltig verfolgte kommerzielle Interessen der Ausbeutung örtlicher Mineralvorkommen, die eine erheblich größere Bedrohung darstellen. Wenn man den rücksichtslosen Lithiumabbau Chiles, Boliviens und auch Argentiniens betrachtet, weiß man, was das für ganze Landstriche und ihre Bewohner bedeuten kann. Windgepeitscht  Der Parkplatz liegt gleich vorne, am Beginn des riesigen Areals. Hier am Rande scheint die Verteilung der Bimssteinbrocken recht willkürlich und ungeordnet. Schaut man aber von einem besonders hohen Block oder aus der Luft auf die restliche Landschaft Richtung Westen zu den Bergen hin, gewahrt man eine gewisse Uniformität der stromlinienförmigen Strukturen, die sich der vorherrschenden Windrichtung untergeordnet haben.
Noch 'ne Sphinx,...  ...oder ein Wauwi? Langsam füllt sich der Bereich um den Parkplatz, inzwischen stehen schon fünf Autos dort, darunter auch Fahrzeuge kommerzieller Anbieter. Auch das junge Paar, mit dem wir uns gestern nachmittag noch im Shincal de Quimivil über unseren geplanten Besuch hier unterhalten hatten, kommt uns grüßend entgegen. Offensichtlich aufgrund unserer Erzählungen haben sie sich kurzfristig entschlossen, von Belén aus den Ausflug zum Campo de Piedra Pomez zu buchen. Eine Entscheidung, die sie definitiv nicht bereuen. Bitte um Verständnis  Ich weiß, man kann nicht jede Figur hier ins Album nehmen. Da dies aber auch unser eigener Reiseblog ist, den wir gelegentlich gerne zur Erinnerung wieder aufrufen und anschauen, hoffe ich, man sieht es uns nach, wenn manche Themen etwas ausgewalzt daherkommen. Zumal dies unser Traumziel war :-). Luftikus  Nachdem wir die terristische Perspektive ausreichend genossen haben, fehlt eigentlich nur noch eine Luftansicht dieses grandiosen Bimssteinfeldes. Ich bin nicht der Einzige, der seine fliegende Kamera noch einmal zum Einsatz bringt. Unüberhörbar summt noch ein weiterer Mechanikvogel in der Gegend herum, etwas größer, schwerer und lauter als meiner, der selbst an einem so ruhigen Ort wie diesem schon in 50 m Entfernung nicht mehr wahrzunehmen ist.  360°   Pano Mindestens zehn Filme  Wir hatten es kaum zu hoffen gewagt, aber besser hätten wir es nicht treffen können. Windstille und strahlender Sonnenschein – der Wettergott hat uns erhört. Auch wenn sich am Horizont unübersehbar mächtige Kumuli zusammenballen, können die uns heute nichts mehr anhaben. Irgendwann haben wir aber genug gesehen und außerdem brauchen wir dringend etwas Flüssigkeit, um die ausgetrockneten Kehlen zu befeuchten. Mit wehmütigen letzten Blicken verabschieden wir uns von dem beeindruckenden Panorama und kehren zum Auto zurück. Diese Eindrücke haben sich unvergeßlich eingeprägt – und zur Not können wir der Erinnerung ja mit unzähligen Fotos auf die Sprünge helfen.
Departamento Antofagasta de la Sierra  Das, was auf der Hinfahrt schon überwältigend war, sieht aus der Gegenrichtung wieder ganz anders aus. Na ja, ganz anders natürlich nicht :-). Aber jetzt haben wir mehr Muße, die Landschaft auf uns wirken zu lassen und sind nicht mehr so darauf fixiert, möglichst schnell an unser Traumziel zu gelangen. Die Weite und Einsamkeit ist überwältigend. Das "Departamento Antofagasta de la Sierra" ist eines der 16 Verwaltungsgebiete der Provinz Catamarca und hat eine Bevölkerungsdichte von nur 0,04 Einwohnern/km². Die 'Hauptstadt' ist "Antofagasta de la Sierra" mit 667 Einwohnern (2001), El Peñón als zweitgrößte der immerhin insgesamt vier Gemeinden des Departements kam 2010 auf 142 Männer und 121 Frauen. Zwei von denen haben wir in unserer Unterkunft schon kennengelernt!  360°   Pano Schwimmen im Treibsand  Was uns in unserer Planung ein bißchen beeinträchtigt, ist wieder einmal die Sorge um den Tankinhalt. Nach Nonogasta hatten wir in Belén nicht erneut getankt, sondern uns auf die Tankmöglichkeit an der Abzweigung nach El Peñón verlassen – die wir blöderweise versäumt haben. Nun haben wir schon fast 500 km zurückgelegt und bis wir wieder in Tankstellennähe kommen, sind es auf dem kürzesten Weg nochmals ca. 160 km. Wir haben also ständig die Tankuhr im Auge, die uns zwar mindestens noch 250 km verspricht, die man aber auch nicht bis zum Letzten ausreizen möchte. Ein kleiner Umweg sollte aber noch drin sein, wenn wir uns durch den Tiefsand wieder bis an die "43" durchgearbeitet haben. Zu verlockend ist der weithin sichtbare Bilderbuchvulkan "Carachi Pampa", an dessen Fuß sich eine Salzlagune befinden soll. Nein, das ist noch nicht der Vulkan!  Maren ist nicht ganz wohl bei der Angelegenheit, als wir kurz vor der "43" an der Abzweigung Richtung Vulkan stehen. Weder gibt es ein Schild noch sonst einen Hinweis auf Lagune oder Vulkan. Immerhin ist die Piste in einigermaßen gutem Zustand, so dass wir es einfach mal wagen. Nicht lange und wir passieren eine kleine Transformatorstation, als links ein Gehöft auftaucht, zu dem ein weiterer, als 'Privat' gekennzeichneter Weg abbiegt. Eigentlich müßten wir laut Navi hier rum. In der Ferne fährt ein anderes Fahrzeug auf dem gleichen Weg und so trauen wir uns auch und erreichen tatsächlich nach einem Stück knüppelharter Lavapiste das Ufer einer halb ausgetrockneten Lagune. Flamingo Biotop  Das Navi verspricht ein nahes Ende der Piste direkt am Ufer der Lagune und bald erscheinen in der Ferne zwei bis drei Bäume, bei denen wir schließlich neben einem weiteren Fahrzeug parken. Der Boden ist karstig und mit vielfarbigen Salzablagerungen bedeckt, aber nur wenige Meter entfernt erstrahlt eine glitzernde Wasserfläche, in deren durchbrochener Uferregion Chileflamingos das flache Wasser durchseihen. Was für ein Bild, gelbe und wenig grüne Gräser, weiße Flächen und blaues Wasser, durchwatet von Flamingos – eine echte Oase in dieser sonst kargen Wüste.   Chilean Flamingo  (Phoenicopterus chilensis)  Chileflamingo
Zeitig unterwegs  Außer den Flamingos bewegt sich nicht viel, so dass ein kleiner Vogel, der am Rande eines Baches durch das karge Grün hüpft, sofort meine Aufmerksamkeit weckt. Dass es sich um einen Flycatcher handelt vermute ich schon, erfahre aber erst beim Nachforschen von seiner Seltenheit. Zu Hause im südlichen Patagonien, wo er in offenem Grasland, an Küstendünen und in Kiessteppen brütet, zieht es ihn im Winter weiter nach Norden in moorige Regionen der Hochanden. Genau da hin, wo er jetzt hüpft – obwohl es Ende März eigentlich noch nicht mal Frühwinter ist.   Cinnamon-bellied Ground-Tyrant  (Muscisaxicola capistratus)  Zimtbauch-Grundtyrann od. Zügeltyrann Trugbild  Das gegenüberliegende Ufer des Salars wird von einer Bergkette mit sandbedeckten, erodierten Flanken gebildet, die leider am Nachmittag im Schatten der tiefstehenden Nachmittagssonne liegen. Es bedarf schon einiger am Vormittag getätigter Aufnahmen im Netz, hinter dem blauschwarzen Erscheinungsbild der Felsen ein tiefrotes Gestein zu erkennen, welches erst bei direkter Sonneneinstrahlung seine Farbe offenbart.   Chilean Flamingo  (Phoenicopterus chilensis)  Chileflamingo Altersplanung  Das einzig wirklich nennenswerte Grün säumt die Ufer eines kleinen Baches, welcher hier in die Lagune mündet. Er ist offensichtlich auch der Lebensspender der isoliert stehenden Baumgruppe, die den Parkplatz beschattet. Wieder bedauern wir, nicht mehr Zeit (und Sprit!) zur Verfügung zu haben, diese wirklich faszinierende Puna- und Vulkanlandschaft länger erforschen zu können. Wobei man eigentlich erst zu Hause bei der Nachbereitung der Reise richtig realisiert, was man alles nicht gesehen hat. Wobei... so gesehen, betrifft das eigentlich alle Orte, an denen wir in den letzten drei Wochen waren. Wir müssen einfach noch mal wiederkommen, wenn wir uns mindestens ein halbes Jahr Zeit lassen können... ;-). Eine von 273  Es passiert ja relativ selten, aber bei einigen Lebewesen muß man bei der Identifikation einfach passen. Zu wenig eindeutig und variabel ist das Aussehen dieser Eidechse, die man zwar mit ziemlicher Sicherheit der Gattung  Liolaemus  zuordnen kann, aber keiner der 273 Arten, die diese Gattung umfasst.   Genus  Liolaemus  ?
Laguna Carachi Pampa  Manchmal ahnt man ja schon (und als ehemaliger Flieger weiß man das auch), dass der Blick aus der Luft die Schönheit eines Ortes erst so richtig zur Geltung bringt. Trotzdem ist man manchmal überrascht, in welchem Maße sich die flache Perspektive von dem Luftbild unterscheidet. Allein die Farbe des Wassers, die jetzt vom rötlichen Untergrund bestimmt wird, hat man – selbst direkt am Ufer stehend – niemals vermutet, von der Leuchtkraft der Grün-, Gelb- und Weißtöne und dem Tiefschwarz des Lavafeldes ganz zu schweigen.  360°   Pano Bilderbuchvulkan  Aus der in 3000 m gelegenen Punahochebene ragt der 400 m hohe Vulkankegel des "Carachi Pampa" wie ein pechschwarzer Solitär weithin sichtbar heraus. Nicht zuletzt der bemerkenswerte Kontrast zu den weißen Bimssteinfeldern des Campo de Piedra Pómez hat schon dort unsere Neugier geweckt, einen Abstecher hierhin zu unternehmen. Zusammen mit der farbprächtigen Lagune haben wir eine ursprünglich ungeplante Entdeckung gemacht, die den schon mit unserem 'Traumziel' höchst erlebnisreichen Tag um ein weiteres Highlight aufwertet. Tagesausklang  Den ganzen Tag hatten wir mißtrauisch die wachsenden Wolkentürme über den Bergen beobachtet, in der Sorge, sie würden sich in die Ebene hin ausbreiten, was sie aber glücklicherweise nicht taten. Auch als wir am Abend wieder in El Peñón eintreffen, hängen die Wolken immer noch an den Gipfeln fest, was sie aber nicht daran hindert, uns einen prächtigen Sonnenuntergang zu präsentieren, der die trostlosen Hinterhöfe der 263-Einwohner-Metropole gnädig kaschiert.  Nach den geschilderten Schwierigkeiten, für uns eine Unterkunft in El Peñón zu finden, waren wir schon am Mittag überrascht, hier ein recht großes und leidlich modernes Hotel – sogar mit Restauration! – vorzufinden. Wahrscheinlich ist es aber an eine andere Reiseagentur gebunden?! Wir können ja mal fragen, ob man auch als Nichtgast dort zu Abend speisen kann. Außer vier Gästen und einer Rezeptionistin scheint das Hotel leer zu sein, unsere Nachfrage wird aber nach Rücksprache mit der Küche abschlägig beschieden, da bereits alles schon verplant sei. Na gut, dann müssen heute abend eben unsere Chips und Kekse daran glauben... Ein Frühstück anderer Art  So nett unser Zimmer ist, die Kopfkissen der Betten haben einen undefinierbaren Inhalt, der in etwa die Härte von Beton aufweist. Dementsprechend stehen wir beide am Morgen mit einem heftigen Dröhnkopf auf, der sich glücklicherweise nach dem Genuß hochwirksamer Pharmazeutika und einer erfrischenden Dusche verflüchtigt.  Obwohl unsere Zimmertür direkt in den Frühstücksraum mündet, haben wir um 7:30 Uhr von dort noch keinerlei Aktivitäten wahrgenommen. Wir betreten den Raum, aber auch hinter dem Küchenvorhang tut sich nichts. Erst nachdem wir draußen den Morgenhimmel betrachten, rührt sich was. Zwei Gedecke werden aufgetragen und nach einem (!) Kaffee, einem Stück Kuchen und zwei staubtrockenen Teilchen, sowie zwei abgepackten Butter- und Marmeladeportiönchen ist das Frühstück komplett.   Vicuña  (Vicugna vicugna)  Vikunja od. Vicuña
Wildwechsel  Immerhin ist die Bedienung nett und wir werden beim Auschecken freundlich verabschiedet. Das Wetter hat sich gehalten und die frühe Sonne zaubert ein warmes Licht auf den kargen Bewuchs der welligen Landschaft. Nachdem wir bisher von den heimischen Kameloiden lediglich Guanakos gesichtet hatten, tauchten am Vortag mit dem Überschreiten der 3000 m Grenze prompt Vikunjaherden auf, die allerdings weitab der Straße grasten. Heute morgen müssen wir trotz der übersichtlichen Strecke aufpassen, dass wir keines der Tiere überfahren, die als Familiengruppen mit Jungtieren gerne direkt vorm Auto ihre Weidegründe wechseln. Immerhin bieten sie im sonnenlichtdurchstrahlten Wollkleid einen bezaubernden Anblick. Überlebenskünstler  Schon früher hat uns gewundert, wovon die zarten Geschöpfe eigentlich leben. Kann man hier noch gelegentliche Büschel kargen Grünzeugs erkennen, haben wir vor einigen Jahren im Hochland Chiles und Perus Vikunjas beobachtet, die unablässig mit gesenkten Köpfen scheinbar völlig vegetationslose Geröllwüsten abgrasten.  Das Wetter bleibt schön und wie schon auf der Hinfahrt genießen wir die grandiose Landschaft des Altiplano. Wir werden später noch einmal nördlich von Salta Richtung Chile fahren, um die Salinas Grandes zu sehen, dies bleiben aber unsere einzigen beiden Ausflüge in die Hochanden auf dieser Reise.   Vicuña  (Vicugna vicugna)  Vikunja od. Vicuña Duna de Randolfo  Ein absolutes 'must see' ist eigentlich die "Laguna Blanca", noch erheblich größer als die Laguna Carachi Pampa. Etwas unentschlossen halten wir an der Abzweigung zum 18 km entfernten Zielort – sollen wir, oder sollen wir nicht...? Der Spritmangel entscheidet schließlich dagegen. Schon von der "43" aus können wir weiße Salzkrusten erkennen und es mag ja sein, dass diese Lagune noch größer, schöner und beeindruckender ist als die von gestern – allein, was nützt uns das, wenn wir ohne Sprit in der Wildnis stranden. Also noch ein Ziel für 'später'...  Keine Ausrede gibt es wenig später an der gigantischen weißen Düne, für die wir jetzt auf dem Rückweg genügend Zeit haben.  360°   Pano Dunas de la Difunta  Mit dem Namen fängt es schon an. Die 'Düne der Verstorbenen' orientiert sich wohl eher an der Namensgebung der Indigenen, während die ursprüngliche, verwinkelte Bergpiste, welche vor der RP43 in diese Höhen führte, als "Cuesta de Randolfo" bekannt war. Unter "Dunas de la Difunta" findet man sie bei Google Maps, in fast allen anderen Publikationen wird sie aber als "Duna de Randolfo" bezeichnet.  Wie auch immer, als vom Wind zusammengewehte Anhäufung weißen Erosionssandes der vulkanischen Bimssteinablagerungen, ist sie nicht die einzige Ansammlung des Sandes entlang dieser Strecke. An den Flanken der umliegenden Berge und auch in kleineren Verwehungen, die mitunter die Straße blockieren, gibt es viele weitere Ablagerungen. Mit 100 m Höhe (von 3200 bis 3300 m) und einer Kammlänge von 500 m ist diese Düne aber die gewaltigste Erhebung zusammengewehten Sandes, deren Ersteigung wir uns aber in der dünnen Höhenluft (und natürlich auch aus konditionellen Gründen :-)) verkniffen haben.
Facharbeiter im Einsatz  Nach ein paar Kilometern zwingen uns Straßenbauarbeiten zu einem weiteren kurzen Halt, der uns Gelegenheit gibt, die turmartigen Höhenzüge, welche die unzähligen Schmelzwasserabflüsse aus der Bergwelt flankieren, zu bewundern. Die "43" ist über weite Strecken wirklich vorbildlich ausgebaut, in anderen Teilen aber noch im Zustand einer Geröllpiste. Im Gegensatz zu heimischen Praktiken werden hier aber Bautätigkeiten nicht nur durch Absperrungen vorgetäuscht, man sieht beim Passieren der Baustellen tatsächlich über mehrere Kilometer aktive Facharbeiter, die mit riesigen Straßenbaumaschinen eine intakte Infrastruktur schaffen. Castillos de Hualfín  Unser Nissan "Frontier" quakt schon seit ein paar Kilometern "Low Fuel", als wir endlich die "40" wieder erreichen. Die 'Gasolinera' mit den zwei Zapfsäulen an der Kreuzung ist (wie auf dem Hinweg!) geschlossen, wir haben aber sowieso vor, im nahen Hualfín zu tanken, einem Ort mit einer YPF. Zuvor muß aber noch dieses bemerkenswerte Straßenpanorama an der "40" dokumentiert werden, welches leider unter dem inzwischen stark bedeckten Himmel viel von seiner Farbpracht einbüßt.  Die YPF wird gerade selber aus einem großen Tankwagen befüllt, weshalb wir die Wartezeit an den vorübergehend gesperrten Zapfsäulen zum Frischmachen in den geradezu vorbildlich gepflegten Sanitärräumen nutzen. Als wir schließlich tanken, passen genau 60 Ltr. in den Tank – 20 müßten also noch drin gewesen sein... Los Colorados  Vor uns liegen noch knapp 200 km bis zu unserem nächsten Hotel in "Cafayate". Wir kommen zügig voran, denn die Fahrt verläuft relativ ereignislos bei guten Straßenverhältnissen. Leider entwickelt sich das Wetter zunehmend zum Schlechteren, der Himmel wird immer schwärzer, wir kommen aber gerade noch trocken im recht luxuriösen Wine Resort "Viñas de Cafayate" an. Drinnen wird's dann etwas feuchter, als uns zur Begrüßung zwei Gläser lokalen Weißweins kredenzt werden. Unser Zimmer liegt in einem Bogengang entlang eines großzügigen Innenhofes und als Maren gerade ein paar Fotos machen will, öffnet sich eine Tür zwei Zimmer weiter. Heraus tritt... DER Franzose ;-). Tja, die Welt ist klein. Der Abend endet mit einem leckeren Abendessen sowie einem Gewitter, welches sich in der schwülen Luft sehr ausdauernd und heftig entlädt. Morgen planen wir eine Fahrt durch die landschaftlich grandiose "Quebrada de las Conchas" – hoffen wir, dass das Wetter mitspielt.  Glück gehabt – am Morgen strahlt die Sonne von einem blauen Himmel und nicht viel später stehen wir staunend vor einer rötlich leuchtenden Felswand an der RP68, gleich gegenüber dem begleitenden "Río las Conchas". El Hoyo del Diablo  Wir sind heute gestartet mit dem begrenzten Abstecher auf die direkte Route nach Salta, die "68", nicht, weil wir schon nach Salta wollen, sondern wegen der vielfach gerühmten landschaftlichen Schönheit abenteuerlicher Felsformationen auf den ersten 50 - 60 km östlich von Cafayate. Unser heutiges Tagesziel liegt aber in "Cachi", 160 km weiter nördlich an der RN40 gelegen, weswegen wir uns eine spätere Umkehr und die Weiterfahrt auf der "40" vorgenommen haben. Noch im Hotel warnt uns die nette Rezeptionistin aber beim Auschecken, die örtliche Polizei hätte sie bei einem Gespräch informiert, dass die "40" momentan an einer Stelle wegen Überschwemmung unpassierbar sei, man arbeite aber bereits daran. Hmm... bis wir erst später am Tag da sind, ist bestimmt alles wieder o.k...  360°   Pano
Dornenfeld  Nur 20 km entfernt von Cafayate beginnt entlang der RN68 eine Wunderwelt skurriler Felsformationen, die aus Sedimenten unterschiedlicher Rottöne bestehen. An unserem ersten Halt, dem "Loch des Teufels" kontrastieren diese Farben mit dem Grün der Opuntienfelder, deren große Blüten früher im Jahr auch noch ein intensives Schwefelgelb zur Farbvielfalt beisteuern. Leider können wir nicht solange warten, bis es wieder soweit ist.   Prickly Pears  (Opuntia sulphurea) Los Castillos  Der Gewitterguß des Vorabends hat auch in diesem Flußtal unübersehbare Spuren hinterlassen. Vielerorts ist der lehmfarbene Río las Conchas über die Ufer getreten und hat die nebenliegende Straße überspült. Solange die Strecke asphaltiert ist, ist das unproblematisch – man fährt halt einfach etwas langsamer. Schlimm wird es an den nicht wenigen Schotterabschnitten, die sich in schmierige Matschbetten verwandeln.  Einerseits profitieren wir vom frühzeitigen Aufbruch, denn auf der Straße – ein touristisches Highlight – ist es noch angenehm leer. Andererseits steht uns Richtung Osten vormittags die Sonne im Gesicht und viele der vornehmlich nach Südwesten ausgerichteten Formationen liegen noch im Schatten und sind nur gegenlichtig zu fotografieren. Las Ventanas  Leider zieht der morgendliche Schatten auch das Fenster im Felsen in Mitleidenschaft, dessen rotes Rahmengestein aber so kräfig ist, dass es selbst im Halbdunkel noch durchscheint.  Erst im Jahre 1995 wurde ein 25.784 Hektar großes Gebiet der Departements La Viña, Guachipas und Cafayate zwischen den Städten Salta und Cafayate zum Naturschutzgebiet erklärt. Dies dient nicht nur dem Erhalt der einmaligen Landschaft, sondern ist wegen fossiler Funde bis hin zu Dinosaurier-Fußabdrücken auch von großem paläontologischen Interesse. Wenige Meter neben der Straße entlang der Ventanas fanden Archäologen zudem eine 50 m lange Rampe aus behauenen Granitsteinen an einem Abhang, ein bis heute erhalten gebliebener Abschnitt eines Inka-Pfades. Quebrada de las Conchas  Mangels geologischer Expertise sind mir die Bildungsprozesse dieser Landschaft leider nur rudimentär verständlich. Zu spezifisch ist die Terminologie der Fachwissenschaftler, als dass ich sie ohne tiefgehendes Studium im Einzelnen verstehen könnte. Nur soviel: Die "Schlucht der Muscheln" ist – ebenso wie der größte Teil der Beckengebiete östlich der Anden – weitgehend erdgeschichtliche Neuzeit, in dieser Form erst in den letzten ca. 25 Mio. Jahren, während des 'Miozäns' entstanden.  360°   Pano
El Obelisco  Infolge der Kontinentaldrift hat sich während der Kreidezeit vor ca. 150 Mio. Jahren die pazifische Platte so unter eine noch erheblich weiter nach Westen ausgedehnte Küstenlinie des Kontinents geschoben, dass die Subduktion lediglich zu einer Ausdehnung und Spannung der Oberflächenschichten führte. Infolgedessen kam es zu Aufbrüchen und der Ausbildung von Grabensystemen, in denen große Flüsse, Seen und Dünen eine Landschaft formten, durch die u.a. Dinosaurier zogen. Später, im Paläogen vor ca. 50 Mio. Jahren, drang sogar das Meer in diese Inlandbereiche ein und sorgte für immense Sedimentablagerungen – der letzte Meereseintritt vor 15 Mio. Jahren hinterließ zudem die Fische, deren Fossilien heute gefunden werden. Terraforming  Lange Zeit bestimmte der Wechsel von Nass- und Trockenzeiten das Erscheinungsbild der Becken – nach dem Meer kamen wieder Flüsse und Seen, dann wieder Trockenheit. Erst mit dem Beginn des Miozäns vor etwa 25 Mio. Jahren begann von Westen her durch eine Stauchung der Subduktionszonen die Auffaltung der Anden. Der Druck des entstehenden Gebirges setzte sich in die dahinterliegende, flache Beckenlandschaft fort und führte auch in dieser Region zu Auffaltungen und Überschiebungen älteren Materials, meist nach Osten gerichtet. Diese, meist schräg geschichteten Sedimentschichten bestimmen heute den Charakter der Landschaft.  360°   Pano Restgelb  Bei all den Gesteinsorgien soll aber auch der Bewuchs nicht zu kurz kommen. Hauptsächlich sind es karge Bäume und niederes Buschwerk, sowie von Gras umgebene Kakteen, zwischen denen, zumindest in dieser Jahreszeit, eine gelb blühende Senna geradezu hervorsticht.    (Senna crassiramea)  Johannisbrotgewächs Man muß auch verzichten können  Da wir uns viel Zeit lassen und häufig auf den touristenfreundlich angelegten Parkplätzen anhalten, um unserer selbstauferlegten Dokumentationspflicht zu frönen, füllen sich Straße und Halteplätze natürlich zunehmend mit weiteren Landschaftbewunderen. Alles verläuft sich, nur an wenigen Orten, wie z.B. "Tres Cruces", wo angesagter Mirador und Schnellimbiss zusammentreffen, fahren wir angesichts der Menschenmassen aus gleichzeitig sechs Reisebussen lieber zügig vorbei.
Schichtwerk  Alpine Gesteinsformen wie Basalt, Granit und Dolomit haben sicherlich auch ihre Reize, solch fantastische Formen, wie sie die Erosion nur in relativ weiche Ton- und Kalksedimente fräsen kann, finden wir aber sehr viel interessanter. La Yesera  Die imposante Kulisse der "Quebrada de la Yesera", einem Flusstal, geschaffen von einem heute trockenen Nebenfluss des Río las Conchas, zwingt uns zu einem erneuten Halt. Vor der dunklen Bergkette der "Cumbres de Santa Bárbara" hat die Natur eine gewaltige rote Schlucht in der Landschaft hinterlassen und damit wieder ein Motiv, welches aus der Luft noch beeindruckender als am Boden wirkt.  360°   Pano El Anfiteatro  "Das Amphitheater", eine der beiden Hauptattraktionen der Quebrada de las Conchas, liegt am Ende einer kurzen Schlucht, die an einem gut gefüllten Rastplatz direkt in die steile Felswand hineinführt und für ihre Echos berühmt sein soll. Zustrom  In entgegengesetzter Richtung zu den Wassermassen, welche nach der letzten Eiszeit diese Kaverne geformt haben, strömen heute täglich hunderte Touristen hier hinein und erzeugen zwar kein Echo, aber einen vielsprachigen Lärmpegel.
Teufelsschlund  Ebenfalls glazialen Ursprungs ist die nur wenige hundert Meter entfernte "Garganta del Diablo", deren rückwärtiger Teil sich an einer steilen Rampe zu einem von starken Wasserfällen geformten Schlund absenkt. Publikumsmagnet  Nicht nur die Größe des Parkplatzes, auch die Anzahl der Andenkenstände und die unablässige Berieselung mit live dargebotener Flöten- und Gitarrenmusik bedient eine noch größere Anzahl von Besuchern, die trotz Verbotes unbeeindruckt auch in den Schluchtwänden herumturnen. 50 shades of grey and red  Wir haben bis zum Garganta del Diablo 50 km zurückgelegt und dafür schon 3 Stunden gebraucht. Allmählich wird es Zeit umzukehren. Es sind von Cafayate zwar 'nur' etwa 160 km bis nach Cachi, wir wissen aber nicht, ob die Strecke inzwischen passierbar ist, oder ob wir Umwege zu erwarten haben.  Deswegen fährt man natürlich trotzdem nicht mit geschlossenen Augen zurück. Diese Landschaft bietet so viel, dass man es schon auf der Hinfahrt kaum erfassen konnte.  360°   Pano Aus anderem Blickwinkel  Zudem sieht es auf der Rückfahrt alles noch mal etwas anders aus, weil man es von der anderen Seite betrachtet ;-). Man sieht, es findet sich immer eine Entschuldigung, hier noch mal anzuhalten, dort noch mal zu stoppen, um auch noch die letzte verrückte Felsenfaltung mit ins Archiv zu nehmen.
Senda Los Estratos  Als Wandergebiet deklariert und mit einem großzügigen Parkplatz ausgestattet, laden die tiefroten Hügel der "La Yesera", der "Gipsgrube", noch einmal zu einem Halt ein. Soviel Zeit muß sein. Etwas fußlahm, schütze ich vor, noch im Auto ein paar Verrichtungen vornehmen zu müssen, Maren hingegen hält es hier nicht – sie will den Felsen auf dem Wanderpfad noch ein bißchen näher kommen.  20 Minuten sind vergangen, jetzt 25, ich mache mir allmählich Sorgen. Wo bleibt sie denn? Andere Ausflügler sind inzwischen zu ihren Fahrzeugen zurückgekehrt, nur von meiner Frau ist nichts zu sehen. Da ist doch nichts passiert?? Gerade will ich mich selber auf die Suche machen, als meine Frau hinter der nächsten Kurve auftaucht: "Das war so schön dahinten...". Nun, die Fotos bestätigen das! Kilometer 4392  Der Zustand der RN40 soll wohl etwas fragwürdig sein, weshalb überall die RN68 für den Weg nach "Cachi" empfohlen wird. Dies stellt aber einen erheblichen Umweg dar, denn man erreicht fast schon Salta, bevor man auf der "33" den halben Weg wieder zurückfahren muß, um dann von Norden kommend in der Stadt einzutreffen. Fernstraßen der Welt  Nun, die "40" soll, ebenso wie die "68", weitere landschaftliche Höhepunkte bieten, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Um 12:30 Uhr wieder zurück in Cafayate, ist allemal genügend Zeit, trotz potentieller Umwege rechtzeitig in Cachi anzukommen. Das Wetter bleibt zudem sonnig und die Straße ist in bestem Zustand. Zumindest auf den ersten 23 km...  Schon als Jugendlicher war ich nach dem Genuß des legendären Films "Panamericana – Traumstraße der Welt" von Hans Domnick entschlossen, diese einmal auf ganzer Länge zu bereisen. Natürlich kam es anders, aber immerhin haben Maren und ich im Laufe der Jahre erhebliche Teilstücke doch kennengelernt. Die Ruta National 40, die in einer Länge von 5301 km den Westen Argentiniens von der Spitze Patagoniens bis in den äußersten Nordwesten durchquert, ist ebenfalls eine der längsten Fernstraßen der Welt, fast genauso legendär wie die "Panam" und nun auch auf vielen Kilometern unter unseren Reifen gewesen. Das Schlimmste ist vorbei  Bis San Carlos ist alles wunderbar, aber am Ortsausgang ist Schluß mit lustig. Wir haben auf den bisher befahrenen Teilstrecken der RN40 schon die halsbrecherischsten Straßenbelege gehabt – auch hier startet wieder eine herausfordernde Schotterpiste. Entlang des Río Calchaqui ist das häufigste Straßenschild die 'Straßensenke'-Warnung, denn ständig sorgen trockene oder matschige Nebenflusssenken für ein Auf und Ab der Fahrbahn. Irgendwann hebt sich die Straße und führt über ein leidlich trockenes Hochplateau, bis...  Die Straße ist gesperrt! Da vorne parken ein paar Wagen, daneben eine Gruppe junger Leute von denen einer heftig gestikuliert. Wir halten an, kurbeln die Scheibe runter und erfahren: "Die Straße ist überschwemmt und nicht befahrbar"! Alternativ haben die jungen Leute aber mit Steinen einen tiefgründigen Umweg markiert, auf dem wir mit viel Schlingern durchkommen und wieder mal dankbar sind für den Vierradantrieb. Auf dem Bild oben sind wir gerade durch...
Wo ist der Fluss?  Die Landschaft ist in der Tat spektakulär. Nicht so farbig wie die Quebrada de las Conchas, aber die aufgefalteten Felsen, die uns beidseitig der Strecke begleiten, animieren uns immer wieder zu staunenden Ausrufen. Nur gelegentlich konnten wir von der Straße kurze Blicke auf den begleitenden Fluß erhaschen, der infolge der starken Niederschläge des Vortages zu einem lehmbraunen Strom angeschwollen ist. Die zerklüftete Felswand jenseits des Flusses sieht spannend aus, das Ufer erreicht man aber über die breite, unzugängliche Geröllwüste nicht. Monteverde  Von einem 'grünen Berg' ist hier zwar weit und breit nichts zu sehen, aber dafür, dass diese Gegend an der trockenen Mündung des Río Torco in den Río Calchaqui so heißt, können wir nichts. Ich beschließe, mir die gegenüberliegende Wand samt Flusslandschaft mal aus der Luft anzusehen, während Maren mit der Spiegelreflexkamera umherstreift.  Auch hier ist es wieder so, dass das, was auf dem kleinen, kontrastarmen Kontrollmonitor der fliegenden Kamera nur undeutlich zu sehen ist, erst bei der Nachbereitung eine unerwartete Schönheit offenbart.  360°   Pano Nelkenartig  Selbst die karge, aride Landschaft weist einige Attraktionen auf. Eine davon hat Maren hier dokumentiert. Wikipedia benennt die Portulakgewächse als einzige Vertreter ihrer Gattung. Die nelkenartigen Pflanzen sind über die ganze Welt verbreitet und weisen über 150 recht unterschiedlich aussehende Arten auf. Einige von ihnen haben sukkulente Merkmale ausgebildet, wie offensichtlich auch diese bildhübsch blühende, auf Wasserspeicherung angewiesene Art, deren verdickte Blätter hier von Netzen eingewoben sind.    Portulaca confertifolia Wie sieht's dahinter aus?  Wenn man schon mal vor einer Felswand schwebt, kann man eigentlich auch mal einen Blick darüber werfen. Von der Straße erahnt man die schroffen Spitzen aufgefalteter Felsplatten, die die ganze umliegende Landschaft prägen, sich aber normalerweise nur vom Boden aus betrachten lassen.  Meine Neugierde wird belohnt. Was man mit so einem kleinen Gerät doch für Wunder entdecken kann. Unerwartet wild, unzugänglich und weglos erzählen diese Strukturen schon beim Anschauen ganze Kapitel geologischer Erdgeschichte.  360°   Pano
Stop 'n go  Dies ist keine Landschaft, durch die man einfach so durchfährt. Außer uns besteht der aktuelle Verkehr nur aus zwei bis drei Fahrzeugen und man überholt sich lange Zeit wechselseitig, weil jeder ständig beeindruckt an verschiedenen Orten zum Sightseeing anhält, so dass man sich schon bald grüßt, wenn man wieder einmal aneinander vorbeifährt :-). Mirador El Ventisquero  Waren es vorhin bei Monteverde noch hauptsächlich Berge und Klippen aus hartem Felsgestein, entsprechen die jetzigen Formationen nach Farbe und Charakter in unserer laienhaften Einschätzung eher hochkant gestellten Kalksedimenten.  Die Straße verschwindet zwischen den Felsen, nähert sich einem Pass und damit dem Ende des gebirgigen Abschnitts der Strecke. Und obwohl es zwischen den Klippen auch einen erdgebundenen Aussichtspunkt gibt, bevorzuge ich auch hier wieder einen etwas höher gelegenen Mirador.  360°   Pano Monumento Natural Angastaco  Kurz vor der Ortschaft Angastaco verläßt die Straße die schräggestellte Bergwelt und folgt die nächsten Kilometer – teilweise asphaltiert, teilweise nur gekiest – einem grünen, landwirtschaftlich genutzten und von kleinen Siedlungen aufgelockerten Flusstal. Was kann jetzt noch passieren?  Bei Seclantás ist die "40" wegen Bauarbeiten gesperrt! Einfach so! Es gibt kein Umleitungsschild und wir kehren über die Flussbrücke zurück in den Ort, wo Maren sich an der Plaza nach dem Umweg erkundigt. Einfach hier abbiegen und der Straße "Camino de los Artesanos" bis zum Ende folgen. Dann nach links über die Brücke und schon ist man wieder auf der "40", lautet die Auskunft. Vorbei an diversen Kunstgewerbeläden wird die Straße immer enger, von rechts mündet die "42", die in die falsche Richtung führt, aber nach links wird's immer feldwegmäßiger. Das Navi zeigt hier unverändert einen in Cachi endenden Weg und mit etwas mulmigen Gefühlen fahren wir weiter. Das kann nicht richtig sein! Wir kreuzen trockene Flussbetten, die Federung wird brachial beansprucht und irgendwann endet der Feldweg vor einem Zaun. Oh nein! Kilometerweit in der Wildnis und nicht mal eine Wendemöglichkeit. Maren ist fast am Heulen, dirigiert mich aber schließlich so, dass mir hier doch noch eine Wende gelingt. Drüberfliegen müßte man können  Die ganze Knüppelpiste wieder zurück. Wir haben Angst um das Auto, welches uns schließlich doch an der Einmündung der "42" vorbei zu dem Abzweig bringt, den wir auf dem Hinweg übersehen haben und der uns nun – nach einer unendlich bangen Stunde – über die Brücke zurück in die Zivilisation bringt. Danke Nissan!!!  Immerhin finden wir das Hotel in Cachi noch. Nach einem sehr netten Empfang und dem Bericht unserer Irrfahrt tröstet uns die Rezeptionistin, jetzt wären wir doch am Ziel, es gäbe noch Abendessen und ein schönes Zimmer... Das ganze Hotel hat einen religiösen Touch – allerdings unaufdringlich – und als Maren sieht, dass wir das Zimmer "Angeles" bekommen, ist sie überzeugt, dass das ein Zeichen ist: Unser Schutzengel hatte heute wirklich alle Flügel voll zu tun!   Cliff Flycatcher  (Hirundinea ferruginea)  Schwalbentyrann
Verheißungsvoll  Schon bei der Ankunft gestern Abend hatten wir beim Parken vor dem Hotel einen uns nur allzu gut bekannten Wagen gesichtet. So waren wir auch nicht überrascht, beim Abendessen am Nebentisch das französische Paar begrüßen zu können. Mit beiderseitig radebrechendem Englisch tauschen wir unsere Erlebnisse aus und dies wird schließlich auch das letzte Mal auf unserer weitgehend parallel verlaufenden Reiseroute sein, dass wir im selben Hotel gebucht sind. Wir scheinen die gleiche Agentur gehabt zu haben ;-). Das Abendessen ist wieder einmal köstlich, die Portionen sind genau richtig und nach dem Dessert und dem obligatorischen Pisco Sour (den wir uns heute wirklich verdient haben), fallen wir todmüde ins Bett.  Auf dem Laubengang vor unserem Zimmer begrüßt uns am Morgen eine fantastische Aussicht auf die sonnige Bergwelt der Anden – ein Anblick, den wir gestern im Halbdunkel gar nicht mehr wahrgenommen haben. Begrüßungslied  Gegenüber auf dem Baum flötet ein Vogel sein Morgenlied, der sich beim Blick durch das Tele als Braunkuhstärling (was für ein Name...) entpuppt. Ein Artgenosse des frisch gebadeten Kollegen, den ich neben dem Bach am Hotel "El Chiflón" vor die Linse bekommen hatte.   Grayish Baywing  (Agelaioides badius)  Graustärling od. Braunkuhstärling Karfreitag  Eigentlich hätte der direkte Weg nach Salta nahegelegen. Den Umweg über Cachi haben wir nur eingelegt, weil wir genügend Zeit haben wollen, den "Parque Nacional Los Cardones" in Ruhe zu durchqueren. Der heutige Tag ist Freitag, Karfreitag, um genau zu sein. Es ist wieder schön und sonnig, als wir nach dem Frühstück aufbrechen und wir hoffen, dass die Tankstelle, an der wir gestern Abend etwas gedankenlos und mit den Nerven am Ende vorbeigefahren sind, auch an diesem Feiertag geöffnet hat. Ganz selbstverständlich scheint uns das in einem tiefkatholischen Land nicht zu sein.  Wir haben aber Glück und brauchen nur das Betanken einer Gruppe von ca. 8 - 10 Mopeds abzuwarten, bis man auch uns befüllt. Noch ein Stück auf der "40", entlang einer seltsam gestaffelten Hügelkette, bevor wir auf die RP33 abbiegen. Parque Nacional Los Cardones  Im Anstieg auf die Hochebene des Nationalparks genießen wir nicht nur einen eindrucksvollen Blick zurück auf die schneebedeckten Gipfel der "Nevado de Cachi", sondern begegnen auch den ersten Exemplaren der Kakteenart, deren Name Pate gestanden hat bei der Bennung des Naturschutzgebietes. Bald haben wir den Serpentinenabschnitt aber hinter uns gelassen und vor uns liegt eine schnurgerade Strecke durch die Hochebene.  Seit 1996 Nationalpark, beinhaltet das 641 km² große Gebiet wichtige paläontologische Fundstätten, u.a. 70 Mio. Jahre alte Dinosaurierspuren, sowie Höhlenmalereien der Ureinwohner.   Cardón Grande (span.)  (Leucostele atacamensis subsp. pasacana Syn.: Echinopsis atacamensis, Trichocereus atacamensis, Helianthocereus atacamensis)
Heimat der Viñuales  Rechts der Straße zieht sich eine Hügelkette hin, die linke Seite weitet sich zu einer riesigen Ebene, die mit unzähligen großen Kakteen bewachsen ist. Leider ist es etwas dunstig, so dass die weit entfernten Hügel am Rande der Kaktusebene nur noch eingeschränkt zu erkennen sind. Ich möchte die Kakteendichte aber unbedingt sichtbar machen. Photoshop hat da ja so Mittel... Die allerdings auch keine Wunder wirken können. Man sieht jetzt zwar die Berge, fehlende Farbe kann man aber trotzdem nicht herbeizaubern :-/.  Ein Teil des Parks ist als "Nationalreservat" ausgewiesen und beherbergt noch ca. 100 Personen aus 25 Familien des indigenen Stammes der "Viñuales", die bis zu 50% der Parkfläche zur Beweidung ihres Viehs nutzen.   Cardón Grande (span.)  (Leucostele atacamensis subsp. pasacana Syn.: Echinopsis atacamensis, Trichocereus atacamensis, Helianthocereus atacamensis) Besonnt  Zwischen dem Gras wachsen krautige Sträucher, an denen hübsche gelbe Blüten leuchten. Zugehörig zur Familie der  Asteraceae , sind diese kleinen Sonnenblumenverwandten sehr anspruchslos. Sie überleben in extrem trockenen Höhenlagen von 3000 m und mehr, in denen es mitunter jahrelang kaum Niederschläge gibt und können Minusgrade von -5°C vertragen – Schnee mögen sie allerdings nicht.    Aldama helianthoides Gipfeltreffen  Wenn es keine Bäume gibt, müssen es eben diese Stachelhäuter tun. Es ist lustig zu beobachten, wie die in den benachbarten Hügeln brütenden Felsensittiche nach der Landung minutenlang herumzappeln, bis sie einen wenig pieksenden Sitzplatz gefunden haben. Wir haben diese Sittichart das erste Mal auf einer Südamerikareise gesichtet und ich bin ganz begeistert von den mittelgroßen Langschwanzpapageien, deren Phänotyp mich sehr an den Gelbbrustara erinnert, den ich vor Jahren einmal hielt.   Burrowing Parakeet  (Cyanoliseus patagonus)  Felsensittich Hochsicherheitsnest  Keine Ahnung, welcher Vogel hier sein Nest in die Armbeuge gebaut hat – er scheint jedenfalls ein ausgeprägtes Sicherheitsbewußtsein zu haben. Da kommt so schnell kein Räuber hin.   Cardón Grande (span.)  (Leucostele atacamensis subsp. pasacana Syn.: Echinopsis atacamensis, Trichocereus atacamensis, Helianthocereus atacamensis)
Blaublütig  Eigentlich sollte man annehmen, dass ein Blütenstand mit so exquisiten Blüten und auffällig fünfstrahligen, gezackten Blättern leicht zu identifizieren sein sollte – Pustekuchen! Gewisse Merkmale weisen auf eine Malvenart hin, aber selbst nach Sichtung hunderter verschiedener Malvenblüten gab es keinen Treffer, nur immer 'so Ähnliche'. Mich frustriert so was ;-{.    Tribus Malveae ? , bislang nicht identifiziert Mein Freund, der Cardón  Für eine Pflanze, die bis zu 12 m groß und bis zu 300 Jahre alt werden kann, ist bei diesem Exemplar noch Luft nach oben. Leider wurde Marens Versuch, mit ihr eine stachelige Freundschaft zu schließen, auf rüde Art vereitelt.   Cardón Grande (span.)  (Leucostele atacamensis subsp. pasacana Syn.: Echinopsis atacamensis, Trichocereus atacamensis, Helianthocereus atacamensis) Fehltritte  Vom Parkplatz an der "33" führt ein "gut gekennzeichneter Weg" in die Kakteenlandschaft. Ein Schild mahnt "Wasser, Sonnenschutz und feste Schuhe" an. Nun, wir wollen keinen Tagesausflug machen, sondern nur ein paar Schritte auf einem gut sichtbaren Trampelpfad laufen, Kakteen umarmen und sonst nicht viel tun. Wir sind knapp hundert Meter weit gekommen, auf dem Parkplatz sind inzwischen zwei Reisebusse mit einer Menge Touristen eingetroffen, als hinter uns lautes Gebrüll ertönt. Ein schmerbäuchiger Typ rennt auf uns zu und grantelt uns an, wir hätten gefälligst auf dem Weg zu bleiben, dies sei ein Nationalpark, geschütztes Gebiet, wir zerstörten ein ganzes Biotop usw., usf....  Unter Beschwichtigungen läßt Maren von ihrem neuen Freund ab, wir kehren unter fortdauernder Beschimpfung zum Parkplatz zurück, wo sein anderer Busfahrerkollege versucht, die Reisegäste in dem unscheinbar begrenzten 30 m-Areal zu halten, für welches man die "lebensrettenden Wasservorräte" benötigt. Nun ja, Blockwarte gibt's eben überall... Bananenfrucht  Ein Stückchen weiter die Straße hinunter, zweigt eine Schotterpiste Richtung Hügelzug ab und endet nach zwei, drei Kilometern an einer unbesetzten Rangerhütte. Hier machen wir ein paar ungestörte Schritte auf dem von lichtem Buschwerk begrenzten "Sendero de los Guaipos", wo uns gelegentlich angebrachte Holzschilder über Flora und Fauna aufklären, sowie vor möglichen Puma-Begegnungen warnen. Pumas sehen wir zwar nicht, dafür aber zwei panisch flüchtende Guaipos-Hühner, die leider selbst für mein fixes Tele zu schnell im Unterholz verschwunden sind.  Verblüfft registrieren wir, dass hier eine Mimose wächst, deren enge Verwandte wir aus Namibia als "Kameldorn" kennen. Wäre interessant zu wissen, ob hier Guanakos die saftigen Blätter zwischen den Dornen herauszupfen.    (Strombocarpa ferox)  Familie Hülsenfrüchte  (Fabaceae) , Unterfamilie Mimosengewächse  (Mimosoideae)  wie Kameldorn
Cuesta del Obispo  Irgendwann endet die Hochebene an einer weiteren Hügelkette im Osten. Kurzzeitig steigt die Straße wieder an, um sich aber bald darauf in unzähligen Serpentinen in eine tiefe Schlucht zu senken. Wie hoch wir sind, wird uns erst bewußt, als wir von oben in die durchbrochene Wolkendecke eintauchen, die an den Bergwänden festhängt. Weißer Nebel umhüllt uns, wir bekommen aber schnell einen freien Blick auf das Tal, als wir die Wolken durchstoßen. Von Flecken hellen Sonnenlichts beschienen, wechselt innerhalb von Minuten der Charakter der Landschaft von staubtrockener Ebene zu saftig grünen Berghängen, denen es an Feuchtigkeit offensichtlich nicht mangelt.  360°   Pano Rush hour  Wir wundern uns ein bißchen. Konnte man auf der "33" des Nationalparks den Verkehr noch an zwei Händen abzählen, tummeln sich auf der Bergstrecke, die mit ihren Serpentinen mal eben einen Höhenunterschied von 2000 m überwindet, unzählige Fahrzeuge, von PKWs und Reisebussen bis hin zu Lastkraftwagen, die mit Gefälle und Steigung kämpfen. Zumindest im Verlauf der "33" gibt es im Nationalpark keine nennenswerte Zuwegung, die das plötzliche Verkehrsaufkommen erklären könnte. Rätselhaft!  Wir machen eine kurze Pause oberhalb des Rinnsals des Río de Escoipe, bevor wir die letzten 70 km auf gut ausgebauten Flachlandstraßen bis nach Salta in Angriff nehmen. Beherbergt  Ca. 20 km vor Salta ist eine Ortsdurchfahrt gesperrt. Ein Polizist schreitet die kurze Reihe der anhaltenden Fahrzeuge ab, fragt die Insassen freundlich nach ihrem Ziel und erklärt dann detailliert, wie man am besten dort hingelangt. Für uns bedeutet das einen kleinen Umweg über ein Nachbardorf, auf dem wir aber genauso schnell und unkompliziert Salta erreichen, wie auf der ursprünglichen Strecke.  Das Navi ist fit, so dass wir trotz unübersichtlichen Einbahnstrassengewirrs schnell unser Boutique-Hotel im Innenstadtbereich finden. Dank gestriger Street View-Recherche wußten wir von einer öffentlichen Parkgarage, nur 20 m vom Eingang des Hotels entfernt. Als wir in die Zielstraße einbiegen, signalisiert uns schon von weitem ein Klappschild auf dem Fußweg freie Kapazitäten, womit auch die bewachte Unterkunft des Nissan gesichert ist. Plaza 9 de Julio  Wir sind mit unserer Ankunft um 15 Uhr im Hotel offensichtlich immer noch zu früh, so dass wir gebeten werden, noch einen Moment in den Polstersesseln des Empfangsbereichs zu warten, bis das Zimmer fertig ist. Es dauert auch wirklich nicht lange und als wir einziehen, ist der Kachelboden immer noch feucht ;-).  In dem beengten Etagenhotel gibt es nur einen Frühstücksraum, zu Abend essen müssen wir also woanders. Ich bin ein wenig erschöpft und möchte nur noch den Laptop anwerfen, wohingegen Maren sich die Kamera schnappt, um sowohl nach potentiellen Essgelegenheiten zu forschen, als auch die Örtlichkeit um den zentralen "Plaza 9 de Julio" aus dem 16. Jahrhundert in Augenschein zu nehmen.
Catedral Basílica de Salta  Salta ist mit etwas über einer halben Million Einwohnern die achtgrößte Stadt Argentiniens. Sie ist bekannt für ihre spanische Kolonialarchitektur in der Altstadt, ist aber mit ihrem eng bebauten, quadratisch angelegten Straßenbild trotz einiger kultureller Highlights nicht sehr viel interessanter, als andere Großstädte auch. Dass mag jetzt harsch klingen, aber bekanntlich haben wir es ja nicht so mit Städten, weshalb wir meistens bemüht sind, sie schnellstens wieder zu verlassen ;-).  Okay, zugegebenermaßen weist die Altstadt einige Schmuckstücke auf, wovon die erst 1858 erbaute Kathedrale von Salta sicherlich eines ist. Auch wenn Maren das Innere dieser Kirche nach einem kurzen Blick als "eher unspektakulär" bezeichnete... Zimmerflucht  Maren umrundet den Platz des 9. Juli einmal komplett und dokumentiert weitere Ansichten der spanischen Architektur, wie die im Hintergrund sichtbare "Iglesia y Museo San Francisco". Es ist laut auf den Straßen, denn die Osterfeiertage kündigen sich mit religiösem Getöse und Predigten an, die per Lautsprecherwagen in jeden Straßenzug geplärrt werden. Zudem steht die schwüle Luft in den engen Gassen, so dass auch Maren bald wieder in unser klimatisiertes Zimmerchen zurückkehrt. Wir fürchten für die Nacht das Schlimmste, wenn die lautstarken Feierlichkeiten womöglich noch anschwellen, denn unser Zimmer liegt zwar im Innenbereich des schmalen Hotels, grenzt mit dem Fenster aber an einen nach oben offenen Patio. Kathedrale und Bank  Hier steht zusammen, was zusammen gehört ;-). Geradeaus geht's zum Laden mit religösem Nippes, die etwas unsaubereren Geschäfte hat man in das nebenstehende Bankgebäude ausgelagert (ich darf das – nennt sich Satire!).  Wie erwartet, geht der Osterrummel am Abend erst richtig los. Halb Salta scheint auf den Straßen zu sein und von der nahen Kathedrale schallt eine verstärkte Karfreitagspredigt ungedämpft zu uns herüber. Maren hatte diverse Restaurants um den Platz des 9 Juli herum ausgemacht, die bei dem derzeitigen Tohuwabohu aber nicht unser bevorzugtes Ziel darstellen. Deshalb wandern wir in die entgegengesetzte Richtung und nachdem wir den Block zu Dreivierteln umrundet haben, entscheiden wir uns für eine Pizzeria, in der wir bei einem Hamburger-Menü für 2 Personen und einem Liter Salta Rubia (natürlich auch für 2) die einzigen Gäste bleiben.  Unsere Befürchtung bestätigt sich glücklicherweise nicht. Irgendwann sind die Lautsprecherpredigten vorbei und der Straßenlärm dringt nicht bis zu unserem Zimmer durch. Wir schlafen also gut! Spiegelbildlich  Aufgrund der beengten Verhältnisse ist es kaum möglich, die Kathedrale samt weit hinten stehendem Dom in toto aufzunehmen. Da bietet sich die Glasfassade der angrenzenden Banco an, architektonische Gegensätze zu vereinen.  Salta wird auch unser Abreiseort sein, an den wir Ostermontag wieder zurückkehren werden. Zuvor fahren wir aber für zwei Tage weitere 180 km nach Norden, um die dortigen Sehenswürdigkeiten noch zu besuchen. Es gibt eine schnelle, autobahnähnliche Strecke, die länger ist, man empfiehlt uns aber die RN9, kürzer, aber kurviger. Wir entscheiden uns für die "9", denn wir kommen zeitig los, verabschieden uns vom Rezeptionisten für zwei Tage und werden vom Parkhauswächter ebenfalls freundlich winkend entlassen.
Salinas Grandes  Die RN9 ist zwar in eine sehr schöne Landschaft eingebettet, für Autofahrer aber eine Herausforderung. Obwohl asphaltiert, ist sie maximal gerade breit genug, zwei PKWs aneinander vorbeikommen zu lassen. Außerdem ist das Attribut 'kurvenreich' für die Strecke eine Untertreibung und bei einem Fahrvermögen der Einheimischen, welches in etwa dem eines deutschen Durchschnittsfahrers entspricht, schleicht man häufig – ohne Überholmöglichkeit – mit 20 km/h über lange Teilstrecken dahin.  Ab San Salvador, der Hauptstadt der Provinz Jujuy, ist die Strecke aber ausgebaut und wir sind, dank des frühen Aufbruchs, bereits um kurz nach elf Uhr bei Purmamarca, wo wir kurzentschlossen zu den "Salinas Grandes" abbiegen. Verstopft  Ursprünglich hatten wir unseren Aufenthalt im Norden hier in "Purmamarca" geplant. Wegen Ausbuchung hat uns das Reisebüro aber noch knappe 30 km weiter nach Tilcara verfrachtet – nicht schlimm, weil wir während der zwei Tage eh in die Richtung wollten.  Bereits lange vorher kündigt sich an, warum wir in Purmamarca kein Zimmer bekommen konnten. Es ist Osterwochenende, ganz Argentinien hat frei und ist entweder auf dem Weg hierher, oder bereits da. Nur mit Mühe gelangen wir durch den Ort, denn sämtliche Straßen sind zugeparkt, jedes zweite Fahrzeug ist ein Reisebus und es sieht aus, als kämen auf 10 Einwohner 10.000 Touristen.  360°   Pano Nun sind wir schon mal da,...  ...dann fahren wir auch weiter! 60 Kilometer sind es zu dem Salzsee, die Hälfte des Verkehrs parkt in Purmamarca, die andere Hälfte zuckelt vor uns her. Es geht wieder in die Puna, d.h., die Straße schraubt sich unablässig bis auf die Passhöhe von 4000 m und diverse Lastkraftwagen (trotz Wochenende!) schrauben sich mit. Die Landschaft ist atemberaubend, läßt sich aber leider während der anstrengenden Fahrt kaum genießen, geschweige denn fotografieren. Selbstversorger  Irgendwann geht es wieder ein Stückchen bergab und in einer weiten Hochebene liegt glitzernd die Saline vor uns in der Sonne. Wow! Die Ruta Nacional 52 kreuzt den Salzsee an seinem nördlichen Ende, führt weiter bis an die chilenische Grenze und schließlich in das uns seit 2010 wohlbekannte San Pedro de Atacama – 340 km, auf die wir aber heute verzichten ;o). Statt dessen verbleiben wir an diesem touristischen Schwerpunkt, allerdings nicht auf dem Riesenparkplatz am Beginn des kreuzenden Damms, wo eifrige Parkplatzzuweiser die Massen kaum unterbringen und das angeschlossene Restaurant aus allen Nähten platzt. Man kann auch bequem auf einer Parkspur neben der Fahrbahn an beliebigen Stellen halten und von dort aus fotografieren. Essen und Getränke haben wir selber an Bord!
Salztreter  Bei der Annäherung an die Saline war Maren zuerst ein bißchen enttäuscht. Sie hatte eine völlig trockene, begehbare Salzebene erwartet und sieht sich nun mit einer noch nicht verdunsteten Wasserschicht konfrontiert. Die Enttäuschung schlägt aber schnell in Begeisterung um, als wir den Damm befahren. Man sieht nicht nur die faszinierenden, zu Sechsecken kristallisierten Salzfelder, es spiegelt sich zudem der blaue Wolkenhimmel in der dünnen Wasserdecke. Wunderschön! Der Anblick ist schon vom Damm so reizvoll, dass Maren keine Lust mehr verspürt, sich den Spaziergängern anzuschließen, die sich auf begehbaren Schneisen feuchte Schuhe holen.  360°   Pano Abgehakt  Wir sind glücklich, dass wir bereits auf dem Hinweg zu unserem Tagesziel eine uns wichtige Attraktion haben besuchen können – und das bei bestem Wetter. Der morgige Tag sieht noch andere Ziele vor, wir kommen also nicht unter Zeitdruck  Kurz nach 13 Uhr brechen wir wieder auf, denn wir wissen nicht, inwieweit uns der Osterverkehr noch behindern wird. Positiv vermerken wir, dass der Rückreiseverkehr um diese Uhrzeit noch nicht eingesetzt hat, womit uns zumindest jetzt ein wenig Muße bleibt, längere Blicke in die beeindruckende Bergwelt zu werfen. Vielstimmig  Wie eine Riesenorgel mit tausend Pfeifen präsentieren sich die Auswaschungen entlang der Hänge, denen Erosion und Abrutschungen eine Unmenge an gigantischen, unendlich abwechslungsreichen Strukturen verliehen haben. Viele Fotos haben wir auf der Fahrt aus dem Seitenfenster gemacht, weil man nicht bei jedem Ahh! und Ohh! anhalten kann. Dann wären wir wahrscheinlich heute noch unterwegs. Immerhin sind die Aufnahmen für uns archiviert, es würde aber jeden Betrachter langweilen, wollten wir sie hier alle ausbreiten. Berg der sieben Farben  Es würde sich bestimmt lohnen, in Purmamarca ein paar empfohlene Kurzwanderungen in die farbige Bergwelt zu unternehmen. Am Fuße des "Cerro del los siete Colores" gelegen, hat die Umgebung dieser uralten Inkasiedlung nicht nur eine schöne Landschaft und bemerkenswerte Aussichtspunkte zu bieten, es gibt auch neben den touristischen Lockangeboten in unzähligen Kunstgewerbeläden u.a. eine 1648 erbaute spanische Kolonialkirche zu besichtigen. Heute ist das 'Wüstendorf' ( purma =Wüste,  marca =Ort, Gegend) alles andere als wüst und öde, denn selbst wenn wir wollten, hätten wir keine Chance auf einen freien Parkplatz. Im Nachhinein sind wir unserem Reisebüro für die Umbuchung von Herzen dankbar!
Fast am Ziel  Wir sind wieder auf die RN9 abgebogen und fahren weiter nach Norden. Aber schon in Maimara, etwa auf der Hälfte der 30 km langen Reststrecke nach Tilcara, stehen wir wieder am Straßenrand, fasziniert von den vielfarbigen Felsspitzen, die auf der rechten Seite des nicht wirklich identifizierbaren "Río Grande" die Berghänge zieren. Wir schauen auch schon mal, ob es vielleicht bereits hier eine nicht in den Karten verzeichnete Tankstelle gibt. Wäre ja nicht das erste Mal, ist aber leider erfolglos. Nummer 6 und 7  Ein paar Meter weiter durchschneidet die Straße einen Hügelausläufer und wir halten noch einmal, denn hier führt ein Pfad zu einem besseren Aussichts- und Fotografierpunkt. Unser Auto steht derweil alleine – aber nicht lange, denn wie immer gesellt sich nach kurzer Zeit ein zweites und ein drittes Fahrzeug hinzu und weitere Ausgucker kommen den Pfad zum Mirador hinauf. Bei der Begrüßung können wir mit der Zählung deutscher Touristen auf dieser Reise dann übrigens bei der zweiten Hand anfangen ;-). Uns schwant Schlimmes  Nach ein paar letzten Kilometern erreichen wir "Tilcara", unseren Zielort. Er ist nicht gerade klein, hat immerhin 16.000 Einwohner, beherbergt an diesem Wochenende aber mindestens die dreifache Menge, die sich in die engen Gassen des Ortes ergießt. Bevor wir uns aber ins Getümmel stürzen, nehmen wir erleichtert das tatsächliche Vorhandensein einer YPF zur Kenntnis, der einzigen Tankstelle im Umkreis von unendlich vielen Kilometern. Leider sind die Schlangen vor den drei beidseitig befahrbaren Tanksäulen ebenso unendlich lang, so dass wir beschließen, unsere Tankaktivitäten auf den Morgen des nächsten Tages zu verschieben, in der Hoffnung, alle Mitautofahrer schliefen dann noch ihren Osterrausch aus... Sternschnuppe  Nein, nicht der Regenbogen, der beglückwünscht uns nur, als wir nach unendlichen Irrfahrten endlich zu unserem Hotel in Tilcara (Quechua=Sternschnuppe) gefunden haben.  Es ist Ostersamstag! In den Gassen flanieren Touristen in Zweierreihen entlang der fußweglosen Gassen, Autos bewegen sich nur im  Schritttempo und jeder Abbiegevorgang mit unserem Pick-Up ist wegen der Enge ein dreifaches Rangiermanöver. Hinzu kommt, dass etwa die Hälfte aller Straßen wegen der Festivitäten und der Spielmannsumzüge komplett gesperrt sind. Zu allem Überfluß gehört unser Hotel zu den Dreien, die in unserem OpenStreetMap-Navi nicht existieren und deren Lage am Ortsrand am Ende einer steilen Hangzufahrt noch nicht einmal eine eindeutige Anschrift hat.
Der Kleinste...  Völlig entnervt wollen wir uns in einem anderen Hotel vergewissern, ob wir nicht, wenn wir dieser Schotterpiste weiter folgen, bei 'unserem' Hotel ankommen? Hilfsbereit wird Google Maps aufgerufen, ja, das Hotel ist zwar dort, aber der Weg dahin sei zu steil, wir sollten doch lieber den und den Weg nehmen... Lange Rede kurzer Sinn, wir stranden trotzdem im Outback, fragen ein einheimisches Paar, kehren um und finden uns auf Erdwegen in sehr zweifelhaftem Gelände wieder. Maren fragt erneut eine Frau, die vor ihrem Haus gerade Wäsche aufhängt, sich dann aber grinsend umdreht und auf das bewaldete Gelände der anderen Straßenseite deutet, hinter deren Bäumen 'unser' Hotel an dem steilen Hangweg liegt. HURRA!  Der seltene und mit nur 7 Zentimetern winzige Rotbart-Sternkolibri, welcher vor unserem Bungalow durch die Blumenbeete tanzt, läßt uns unseren Stress dann aber schnell vergessen.   Slender-tailed Woodstar  (Microstilbon burmeisteri) female  Rotbart-Sternkolibri ...und der Größte  Ihn hatten wir im Colca Canyon in Peru schon einmal beobachtet, wo er sich am 'Mirador Cruz del Condor' allerdings selbst als Riesenkolibri neben den wirklich Allergrößten etwas bescheiden ausnahm. Mit seinen 22 cm wirkt er aber hier neben dem fixen, kleinen Sternkolibri wirklich groß und behäbig.  Wir kommen langsam zur Ruhe und beschließen den Tag mit einem Abendessen im angeschlossenen Restaurant. Das Lamafilet ist sehr zart und der Nachtisch-Brownie mit Eis genial. Was Maren auch die freundliche Bedienung wissen läßt, die daraufhin stolz erzählt, sie und ihr Ehemann hätten die Gerichte auf der Karte als Remineszenzen an verschiedene südamerikanische Länder selbst kreiert und sie sei sehr glücklich, dass es uns so gut geschmeckt hat :-). Wir auch!   Giant Hummingbird  (Patagona gigas)  Riesenkolibri Vor dem Andrang  Am Vortag hatten wir uns mit den beiden deutschen Touristinnen am Mirador in Maimara über deren Ausflug zum Berg der 14 Farben unterhalten. Möglichst frühzeitig solle man dorthin aufbrechen, wurde uns geraten, denn ab dem frühen Mittag begänne der Massenandrang. Ein guter Tip, leider gibt es erst ab 8 Uhr Frühstück. Wir beeilen uns ein bißchen, tanken ausreichend Kaffee und schon geht es über den steilen Hang – von dessen Benutzung uns gestern noch abgeraten wurde, der sich aber für einen 4x4 als unkritisch erweist – hinunter in den Ort. Jetzt, wo wir wissen, wo wir waren, finden wir auch den optimalen Weg am Ortsrand entlang, fahren über die Flussbrücke und checken die Tankstelle. Es ist nicht zu fassen, die Warteschlangen sind schon wieder jenseits von Gut und Böse. Noch haben wir genügend Sprit und nach Humahuaca sind es nur 45 km, die wir bei strahlendem Sonnenschein schnell zurücklegen. Problemlos finden wir auch die Abfahrt in den Ort und den Beginn der RP73, einer Schotterpiste, auf der wir noch weitere 1300 Höhenmeter in die Bergwelt hochsteigen und von deren Serpentinen man weite Blicke zurück in die Humahuaca Quebrada mit den farbigen Bergketten werfen kann. Am Mirador Cerro 14 Colores  In Humahuaca sind wir tatsächlich an einer nicht allgemein bekannten YPF vorbeigekommen, deren Warteschlangen aber ebenfalls schon eine komplette Straßenseite blockierten. Das muß warten, wir wollen auf den Cerro de 14 Colores, denn um kurz vor zehn ist die RP73 noch nahezu leer. Wir kreuzen die Brücke des Río Grande, nach der die Piste uns mit ein paar schlammigen Abschnitten empfängt. Glücklicherweise hat das Gewitter vom gestrigen Abend aber nur hier gewirkt, denn als die Straße beginnt anzusteigen, ist sie bis zum Ziel hin trocken.  Auf 4350 m stehen wir vor einem Posten, der uns nach einer Ermahnung, nicht vom Weg abzuweichen, günstige 1000$ abnimmt und uns zum nahen Mirador weiterschickt. Auf dem großen Bergparkplatz stehen erst wenige Fahrzeuge und es ist erfreulich leer. Sofort fällt der Blick auf die gegenüberliegende Seite der Bergkette, deren Bergspitzen in einer merkwürdig gestaffelten Auffaltung dicht unter den lockeren Wolken liegen.
Leicht gesättigt  Vor uns liegt die "Serranía de Hornocal", eine Gebirgskette, die sich von Salta entlang der Quebrada Humahuaca über das bolivianische Altiplano bis nach Peru erstreckt und eine Höhe von 4760 m erreicht. In den Hängen wurden speziell hier Sedimentschichten der Oberkreide aufgefaltet, die aus den Gezeitenregionen urzeitlicher Ozeane stammen und deren Farben durch die Zusammensetzung schlammiger Strände und Uferablagerungen bestimmt wurden.  Entsprach die vorige Aufnahme noch weitgehend dem Anblick, der sich in dem harten Licht der Morgensonne darbot, so habe ich hier versucht, durch vorsichtiges Anheben der Farbsättigung die feinen Farbnuancen sichtbar zu machen. Erst die warme Nachmittagssonne soll die Hänge richtig zum Leuchten bringen, wie es unzählige Fotos im Netz beweisen, die aber meist so gnadenlos übersättigt wurden, dass die zarten Farben einen ankreischen. Relikte der Urzeit  Mit dem Beginn der Auffaltung der Anden vor etwa 50 Mio. Jahren wurden die in den Hinterlandbecken abgelagerten Sedimente gestaucht und ebenfalls in schrägen Plattenformationen aufgeschichtet. Hier treten Kalksedimente an die Oberfläche, die sich durch eine hohe Konzentration des Elements Iridium auszeichnen, nach Altersdatierungen 66 Mio. Jahre alt sind und damit Ablagerungen des Chicxulub-Meteoriteneinschlags, dem die Mehrheit aller mesozoischen Arten inklusive der Dinosaurier zum Opfer gefallen ist. Die bunten Sedimente bieten deshalb nicht nur einen faszinierenden Anblick, sondern sind unterhalb dieser dünnen Grenzschicht auch reich an Überbleibseln und Fossilien der oberen Kreidezeit. Serranía de Hornocal  Von dem Aussichtspunkt führt ein steiler Pfad hangabwärts, wo er nach 600 m den "Segundo Mirador Cerro 14 Colores" erreicht. Es ist nicht die Länge des Weges, die mich von einem Abstieg Abstand nehmen läßt, sondern die dünne Luft und mein Knie, welches ich nicht weiter strapazieren will (auf diese Ausrede bin ich richtig stolz!). Maren geht also alleine los, fotografiert Bergwiesen mit Vikunjafamilien und faszinierende Bergwelten, während ich mich etwas abseits des Parkplatzes um mein fliegendes Auge kümmere, welches nach einem längeren Ausflug klaglos aus der 4400-m-Höhenluft zurückkehrt. Bald darauf kommt auch Maren keuchend zurück und wir beschließen angesichts des sich jetzt rapide füllenden Parkplatzes unsere Rückkehr nach Humahuaca.  360°   Pano Ignoranten  So ein bißchen müssen wir uns ja als Kulturbanausen outen, als wir auch bei der Rückkehr nach Humahuaca die Kulturschätze der Stadt schmählich ignorieren. Gegründet in den 1590er Jahren, hat der in 3000 m Höhe gelegene Ort schon einige Jahrhunderte auf dem Buckel, war ein wichtiges Handelszentrum und weist gut erhaltene Gebäude im Kolonialstil und die Kathedrale "Nuestra Señora de la Candelaria" aus dem Jahr 1641 auf. Dazu kommt ein Rathaus, dessen Turm eine mechanische Uhr aus Nürnberg beherbergt, die eine Heiligenfigur hinter einer zweiflügeligen Tür alle 12 Stunden dem Publikum präsentiert. Es gäbe also eine Menge zu bestaunen, wir hingegen schauen nur wieder nach der YPF, die eine mindestens zweistündige Wartezeit verspricht – okay, erledigt.  Mehr als ein Bummel durch den vollgestopften Ort können uns hingegen die bunten Hügel entlang der RN9 begeistern, deren Erzreichtum der Region in Argentiniens besseren Zeiten noch einen gewissen Wohlstand garantierte.
Rückansicht  Auch die Patagonische Spottdrossel hat in Jujuy bereits ihr Winterquartier bezogen. Sie soll menschliche Siedlungen meiden, weswegen wir sie beim Halt auf freier Strecke beim Fotografieren farbiger Hügel vor die Linse bekommen, als sie mit hochgestelltem Schwanz vor uns zu verschwinden versucht.   Patagonian Mockingbird  (Mimus patagonicus)  Rostflanken-Spottdrossel od. Patagonienspottdrossel Ein Kontinent weiter  Es ist gerade erst 10 Monate her, dass wir in Namibia den Wendekreis des Steinbocks südlich von Windhuk überquerten. Heute heißt der Ort "Huacalera", der auf dem südlichen Breitenkreis 23° 26′ 05″ liegt und sogar über eine Sonnenuhr verfügt, die wir bei der Durchfahrt aber leider übersehen haben :-/.  Ein weiterer Hügelzug muß noch dokumentiert werden, bevor wir wieder in Tilcara eintreffen. Die Tankstelle am Ortseingang ist am frühen Nachmittag weiterhin nachhaltig blockiert, aber ein Blick auf die Tankuhr verspricht uns noch 300 Restkilometer, so dass wir uns spontan entschliessen, erst Morgen auf dem Rückweg nach Salta in dem mit reichlich Tankgelegenheiten ausgestatteten "San Salvador de Jujuy" anzuhalten. Einschwänzig  Am Ostersonntag geht in Tilcara verkehrsmäßig gar nichts mehr. Wir sind froh, dass wir es noch einigermaßen zügig zu unserem Hotel auf dem Hügel schaffen, den angedachten Besuch der sicherlich sehr sehenswerten und rekonstruierten Wehranlage "Pucará de Tilcara" lassen wir aber ausfallen. Allmählich macht sich doch eine gewisse Erschöpfung bei uns bemerkbar, zudem steckt uns noch das Verkehrsfiasko vom Vortag in den Knochen. Statt dessen macht Maren sich zu Fuß auf den Weg in den Ort, in dem ein empfohlener Kunstgewerbeladen zum Einkauf einiger Souvenirs für Familie und Freunde einlädt. Ich jage hingegen das Sternkolibri-Männchen, welches trotz abhandengekommener zweiter Langschwanzfeder fliegerisch nicht gehandicapt zu sein scheint.   Slender-tailed Woodstar  (Microstilbon burmeisteri) male  Rotbart-Sternkolibri Hausberg  Am Ostermontagmorgen werden wir als fast einzige Gäste vom Hotelangestellten und besonders von der sympathischen Restaurantbesitzerin freundlich verabschiedet und es geht zurück nach Salta. Auf der "9" kommen wir zügig voran, so dass wir schon um 9:15 Uhr wieder auf der Höhe von Purmamarca sind. Wo vorgestern noch das reinste Verkehrschaos herrschte, ist es heute morgen am Beginn der RP52 erstaunlich leer. Zeit haben wir doch eigentlich genug... Vielleicht gelingt es uns ja heute, am Ortsrand einen Parkplatz zu ergattern, von dem aus wir noch mal ein paar Blicke auf die bemerkenswerte Bergwelt werfen können, von der das Dorf eingerahmt wird.
Noch zu früh  Und tatsächlich wirkt der Ort noch ziemlich schläfrig. Wir wollen uns nicht lange aufhalten, werfen interessierte Blicke auf das umfangreich ausgebreitete Angebot eines der zig Souvenirläden, die an diesem Wochenende wohl den Umsatz des Jahres gemacht haben und beschließen dann, noch ein paar Kilometer weiter in die Bergwelt hochzufahren, von der wir vorgestern kaum etwas mitgekriegt haben. Hier ist es auch "nett"  Das vollbeklebte Straßenschild am Ortsausgang schreit nach einem Foto. Schmunzeln müssen wir, als wir auch hier oben links in der Ecke die Überreste des aus Namibia wohlbekannten "Aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?"-Aufklebers entdecken, von dem hier aber nur noch "The Länd" übriggeblieben ist ;-). Reflexionen  Wir genießen die letzten Aussichten auf eine Landschaft, die wir in dieser Vielfalt und Farbigkeit bei aller Vorbereitung auf die Reise nicht erwartet hatten. Wie immer wünschen wir uns, noch viel mehr Zeit zu haben, denn dieses Land hält so viele Attraktionen bereit, dass man in den wenigen zur Verfügung stehenden Wochen wirklich nur eine kleine Auswahl besuchen kann. Zudem ist uns wohl bewußt, dass wir in Europa am Rande einer Zeitenwende leben, in der nicht nur die persönliche Gesundheit bei leider schnell fortschreitendem Lebensalter über weitere – nach Marens Renteneintritt möglicherweise ausgedehntere – Reiseaktivitäten entscheidet, sondern eine übergriffige Administration sich anschickt, die Freiheiten des Einzelnen mit immer ausgefeilterer Digitalisierung, Flugverboten und angestrebten Impfzwängen zu beschränken. So sind es möglicherweise nur noch unsere Fotoarchive, unsere Webseite und der Reiseblog, die uns dereinst sehnsüchtig an die Zeiten erinnern, wo wir tatsächlich selber (und selbstbestimmt!) staunend vor den Schönheiten dieser Welt standen und bewundern, was die Natur ganz ohne menschliche Einflussnahme auf diesem Planeten angerichtet hat.  Drücken wir uns die Daumen, dass die Freiheiten der ersten 40 - 50 Jahre unseres Lebens nicht zu einer wehmütigen Erinnerung werden! Umkehr  Wir beenden unseren Abstecher mit diesem und dem nächsten Bild einer beeindruckenden Schlucht und kehren auf die "9" zurück. Wie vorausgesehen, haben wir in San Salvador de Jujuy mehr Glück mit dem Tanken und nach nur kurzem Aufenthalt fahren wir weiter. Diesmal allerdings nicht auf der kurvigen "9", sondern auf den autobahnmäßigen Rutas Nacional 66 und 34. Wir treffen am frühen Nachmittag in Salta ein, 'unser' Parkhaus hat noch freie Plätze und wie schon beim ersten Mal dürfen wir in der Lobby unseres Boutique-Hotels eine kurze Zeit warten, bevor wir auf feuchten Fliesen das gleiche Zimmer wie zuvor beziehen dürfen.
Valle de Lipán  Von den letzten Kilometern unserer Reiseetappe im argentinischen Nordwesten gibt es keine Fotos mehr, so dass diese beeindruckende Schlucht die abschließenden Schilderungen bebildern soll. Nein, ganz zu Ende ist unser Urlaub noch nicht! Nach nur einer Übernachtung geht es heute noch für zwei Tage nach Iguazú zu den größten Wasserfällen der Erde. Frühzeitig brechen wir bei leichtem Nieselregen auf, denn vor dem Abflug müssen wir den Nissan noch bei Hertz am Flughafen abgegeben. Ein letztes Volltanken ersparen wir uns, denn wir haben nicht mehr als 150 km seit San Salvador zurückgelegt und den Wagen schon nicht ganz vollgetankt übernommen. Die Rückgabe erfolgt erfreulich reibungslos und bald stehen wir am Schalter der "Aerolíneas Argentinas".  360°   Pano Einige Orte kennen wir schon,...  ...es gäbe aber noch ein paar zu entdecken :-). Begleitet von den Bildern des Parque Nacional Iguazú, fahren wir fort mit den Abenteuern der letzten 2 bis 3 Tage. Das ist nur der Erste...  ...einer Reihe von bunten Flattermännern, die uns im subtropischen Klima auf unseren Exkursionen an den Wasserfällen begleiteten.  Etwas Sorge hatte uns bereitet, dass Aerolíneas Argentinas als inländische Fluglinie um 3 kg geringere Gepäckobergrenzen hat als KLM/Air France. Bei vorheriger Nachfrage wurden wir beruhigt, dies sei kein Problem und mit einem geringen Aufpreis aus der Welt zu schaffen. Bei der Wiegung des Gepäcks am Schalter werden wir aber gefragt, mit wem wir bisher gereist seien und sind dann als Reisende im Skyteam-Verbund mit KLM/Air France von allen Extrakosten befreit. Auch nicht schlecht! Pünktlich um 13:50 Uhr startet unsere kleine Embraer Maschine, um nach knapp zwei Stunden in Iguazú zu landen.   Brown Siproeta  (Siproeta epaphus ssp. trayja)  Schokoladenfalter Opportunisten  Selbstverständlich sollen auch hier im Park keine Wildtiere gefüttert werden. Die Coatis sind sich aber ihres Niedlichkeitsfaktors sehr bewußt und können sich darauf verlassen, dass kaum ein Besucher die Verbotsschilder gelesen hat oder ernst nimmt.  Bei der Ankunft am Flughafen erschlägt uns die feuchte Wärme mit über 30°C erst einmal. Das Reisebüro hat einen Abholer organisiert, diesen aus unerfindlichen Gründen aber erst für 20:25 Uhr vorgesehen. Wir schauen uns eine Viertelstunde um, als wir aber niemanden entdecken, der mit einem Schild unseren Namen aufruft, organisieren wir den Taxitransfer zum Hotel auf eigene Faust. Kostet uns für 20 min. Fahrt durch den Regenwald zwar 12.000$, am Ziel wartet aber ein kühler Hotelbungalow auf uns.   South American Coati  (Nasua nasua)  Südamerikanischer Nasenbär
Vorbildlich angelegt  Die Wege im Nationalpark sind mit nässedurchlässigen Gitterrosten ausgestattet, die besucher- und biotopfreundlich von einem Aussichtspunkt zum nächsten führen.  Wir erkundigen uns an der Rezeption des Hotels nach den Möglichkeiten, am nächsten Morgen zu den Wasserfällen zu kommen und werden überschüttet mit einer Vielzahl von Vorschlägen vom individuellen Taxi bis zum Tourbus. Zurück im Zimmer hören wir es an der Tür rascheln und knistern, finden bei Nachschau aber lediglich einen handgeschriebenen, unter der Tür hindurchgeschobenen Zettel vor, auf dem uns der bestellte Fahrer für Übermorgen in holperigem Deutsch mitteilt, er könne uns statt um 8:00 Uhr auch erst um 9:00 Uhr für den Ausflug auf die brasilianische Seite abholen – dazu möchten wir ihn doch bitte unter der angegebenen Telefonnummer zurückrufen. Kaskaden  Maren hasst es zwar, auf spanisch telefonieren zu müssen, ringt sich schließlich aber doch dazu durch und vereinbart mit dem Fahrer, der tatsächlich ein leidlich verständliches Deutsch spricht, die Abholung um 8:30 Uhr für Übermorgen.  Wir beschließen den Tag mit einem fulminanten Abendessen im Hotelrestaurant, danach geht's auch bald ins Bett und am nächsten Morgen noch vor dem Frühstück zur Rezeption, wo wir ein Taxi für 8:30 Uhr bestellen. Da es ab sieben Uhr Frühstück gibt, sind wir pünktlich gesattelt und gespornt wieder an der Rezeption, wo das Taxi bereits auf uns wartet.  Zum Festpreis von 14.000$ bringt uns der Fahrer zum Haupteingang des Parks, nicht ohne uns anzubieten, uns auch wieder zu einem festgelegten Zeitpunkt abzuholen – dann würde es etwas preiswerter werden. Wir wollen uns aber zeitlich nicht festlegen, weshalb wir auf sein Angebot verzichten, zumal unzählige Taxen vor dem Besucherzentrum auf Kundschaft warten. Spurenelemente  Es wird einen Grund haben, warum viele Schmetterlinge bevorzugt auf den Handläufen der Gitterwege pausieren. Wahrscheinlich ist es der Handschweiß unzähliger Besuchergenerationen, der sich in den Ritzen der Hölzer akkumuliert hat und für die salzliebenden Insekten eine Delikatesse darstellt.  Wir stehen derzeit noch etwas ratlos vor dem Eingangsportal. Es laufen Unmengen von Besuchern hier rum und es ist wegen fehlender Ausschilderung schwierig, die richtigen Ticketschalter zu identifizieren. Eine übersichtliche Schlange vor einem Schalter wirft Zweifel auf – zu Recht, denn hier gibt's nur Karten für die Bootstour zu den Wasserfällen. Nach einigem Suchen entdecken wir dann eine sehr lange Schlange vor diversen Ticketschaltern, von denen auch nur zwei geöffnet sind – hier sind wir richtig!   Black-veined Mylon  (Mylon maimon)  Familie Dickkopffalter  (Hesperiidae) Salto Adán y Eva  Genaugenommen sind die beiden nicht allein im Paradies. Ihr dicker Nachbar zur Linken (von ihnen aus gesehen) heißt Bosetti... ähh, Salto Bosetti!  Die Wartezeit hält sich dann doch in Grenzen, der obligatorisch geforderte Reisepass wird komplett ignoriert und 40.000$ später sind wir stolze Besitzer zweier Eintrittskarten. Es gelingt uns sogar, an mit Matetee bewaffneten Völkerwanderungen vorbei zu kommen, dann treffen wir allerdings auf das nächste Hindernis: Wo beginnen der obere und der untere Weg? Laut Übersichtskarten beginnen beide Wege hinter dem Bahnhof für die Bimmelbahn, dieser ist aber nicht nur von einer gigantischen Menschenmenge belagert, sondern am Ende des Bahnsteiges auch mit Seilen abgesperrt.
Die Ruhe vor dem Fall  Der aus Brasilien kommende Río Iguazú bildet vor den Fällen ein relativ flaches Becken von ungefähr einem Kilometer Breite. Kurz bevor die Wassermassen aber schließlich über die Felskante stürzen, haben kleine Inselchen und Landzungen den Strom in unzählige Flüsschen unterteilt, von denen jedes für einen separaten Fall verantwortlich ist.  Schließlich gibt Maren auf und erkundigt sich bei einer Iguazú-Fachkraft. Diese überwindet nach kurzer Zeit ihre Verwunderung darüber, dass wir tatsächlich nicht die 600 m bis zum Ausgangspunkt der Wege mit der Bahn fahren, sondern zu Fuß gehen möchten und verrät uns den korrekten Einschlupf (Abzweig vom Sendero Verde!). Nachdem wir dem Ratschlag folgen, tauchen auch einige Zeit später Hinweisschilder zum "Sendero Superior" und "Sendero Inferior" auf – geht doch! Freundliche Handreichung  Noch besser als das Nuckeln an Holzgeländern ist natürlich, direkt auf der Quelle zu landen. Nicht nur auf uns, sondern natürlich auch auf den Händen von Mitbesuchern lassen sich die exotischen Falter nieder. Wenn dann dieser freundliche Mitmensch auch noch seine Hand der Kamera präsentiert, kann ich auch dieses Exemplar meinem Schmetterlingsarchiv zufügen ;-).  Wir starten auf dem oberen Weg, es ist trotz des Schattens im Regenwald mörderisch heiß und schwül und nach kurzer Zeit sind wir komplett verschwitzt und damit auch bald Ziel von Schmetterlingsattacken.   Crimson-banded Black  (Biblis hyperia nectanabis) Salto Escondido  Vom Aussichtspunkt über dem Kopf des Salto Bosetti reicht der Blick durch den Dunst des gischtenden Wassers bis zu den – halb von der Isla San Martin verdeckten – Wasserfällen des großen Bogens, der vom Arm des Río Iguazú Superior gespeist wird.  Die Ausblicke auf die Wasserfälle sind wirklich beeindruckend, der Weg ist schön und im Prinzip auch leicht zu gehen – nur die Menschenmengen und die pausenlos dröhnenden Hubschrauber nerven ein wenig. Na ja, auch wir sind natürlich Teil der Menschenmenge, allerdings stellen wir uns nicht ständig mitten auf den Weg, um das drölfzigste Selfie mit Wasserfall zu machen. Río Iguazú Superior  Nachdem man auf dem oberen Weg den stark bewaldeten Teil des großen Wasserfallbogens verlassen hat – im Grunde ein breiter Uferstreifen, der von vielen kleinen Wasserläufen durchbrochen wird – führt der Stelzenpfad durch den flachen Fluss noch weiter bis zur Aussichtsplattform oberhalb des mächtigen Salto San Martin, direkt gegenüber der gleichnamigen Insel. Damit ist man auf dem 'Circuito Superior' am Ende des direkt zugänglichen Teils der Fälle und kehrt ab hier zum Zentralplatz mit der Eisenbahnstation zurück.
Am Nektarspender  Ein sehr häufiger Schwalbenschwanz im Park, der aber fast ausschließlich nahe des Zentralplatzes in den Spitzen der Florettseidenbäume herumflatterte. Was aber nichts macht, da er gemeinsam mit den großen rosa Blüten ein noch attraktiveres Motiv ist.   Thoas Swallowtail or King Swallowtail  (Heraclides thoas, Syn.: Papilio thoas)  Königs-Schwalbenschwanz auf Florettseidenbaum  (Ceiba speciosa) Weltwunder  Nein, nicht der Reiher...  Am Himmel wechseln sich Hubschrauber und Geierschwärme ab und in den Fluten an der Kante eines Wasserfallabgangs lauert unbeweglich der Silberreiher auf Beute. Ihm wird kaum bewußt sein, dass er Bewohner und Nutznießer eines der "Neuen Sieben Weltwunder" ist, welches zudem im Jahre 2013 von der Unesco zum "Weltnaturerbe" erklärt wurde. Der erste Europäer, der das "Große Wasser" (guaraní:  y =Wasser,  guasu =groß) im Jahre 1542 entdeckte, war der spanische Conquistador Álvar Núñez Cabeza de Vaca, nach dem auch einer der Fälle benannt wurde.   Great Egret  (Ardea alba)  Silberreiher Zufluchtsstätte  Adam und Eva, sowie der Herr Bosetti aus der Perspektive vom Aussichtspunkt Salto San Martin. Oberhalb der Fälle erkennt man einen Teil des Weges, der allein auf diesem kurzen Teilstück die Besucherdichte erahnen läßt. Millionen Gäste besuchen die Fälle jedes Jahr und an schönen Tagen wie heute, kommt es stellenweise zu Staus auf den an sich großzügig breiten Pfaden. Trotzdem stellen die Naturparks (auch die brasilianische Seite ist geschützt) als Teil des schon weitgehend zerstörten Atlantischen Regenwaldes einen wichtigen Rückzugsraum von Wildtieren dar. Die Nasenbären sind nur ein sehr kleiner Teil davon, es gibt auch Kaimane, Tapire, Wasserschweine, Krabbenwaschbären, Brüll- und Kapuzineraffen hier, die ehemals heimischen Riesenotter gelten aber als ausgestorben. Man kann nicht alles haben  Wir hatten gehofft, auch Rußsegler zwischen den Wasservorhängen segeln zu sehen, wahrscheinlich suchen diese aber nur zur Brutzeit ihre Nester in den Felswänden auf – eigentlich ein guter Grund, im September/Oktober nochmals hierher zu kommen ;-).  Dafür haben wir aber ein paar der nur 15 - 20 cm großen Kielschwanzleguane gesehen, die zwar nicht fliegen können, aber sehr hübsch aussehen.   Western Collared Spiny Lizard  (Tropidurus catalanensis)  Kielschwanzleguan
Gigantisch  Wir sind den oberen Weg zurück gewandert und wollen uns am zentralen Restaurant erst einmal mit einem Eis stärken. Dies erfordert aber, dank tiefenentspannter, der Meditativfraktion angehörender Mitarbeiter, mindestens genauso geduldige Kunden. Man kann von Glück reden, dass der Verkaufsraum klimatisiert ist, sonst wäre das Eis von der Entnahme aus der Truhe bis zur vollendeten Bezahlung vermutlich geschmolzen.  Irgendwann haben wir aber unser Magnum-Equivalent und innerlich etwas abgekühlt nehmen wir den "Circuito Inferior", den Unteren Weg in Angriff, auf dem wir alsbald mit einem Ausblick auf das brasilianische Ufer und den beeindruckenden "Garganta del Diablo" (oder portugisisch: Garganta do Diabo) belohnt werden. Ein alter Bekannter...  ...aus der zwar nicht genau dieser Hamadryas Spezies, aber einer aus der großen 'Cracker'-Familie, deren verschiedenen Vertretern wir schon in Costa Rica, Peru und Ecuador begegnet sind. Der englische Oberbegriff 'Cracker' umschreibt ein 'Klickgeräusch', welches beim Flügelschlag dieses Schmetterlings zu hören sein soll.  Die größte Vielfalt in den Nationalparks weisen übrigens die Schmetterlinge auf, die mit über 800 Arten hier vertreten sein sollen – und ich hatte mir schon auf die 12 Mariposas was eingebildet, die mir in Iguazú vor die Linse flatterten :-/.   Epinome Cracker  (Hamadryas epinome) Selfiepandemie  Man hat auf dem unteren Rundweg fast noch bessere Sichten auf die Fälle, deren stufigen Unterbau man so viel besser erkennen kann. Dementsprechend ist auch die Eignung als Hintergrund für Selfies unübertroffen, von denen in jedem Moment Hunderte von fast jedem Besucher an allen nur denkbaren Orten mit weit herausgerecktem Handy angefertigt werden. Auf den Aussichtsplattformen schauen deshalb die meisten Leute auch gar nicht Richtung Wasserfall, sondern dümmlich grinsend auf ihr Smartphone, stundenlang die knappen Plätze am Ausguck blockierend, bis der richtige Gesichtswinkel abgelichtet ist. Nun erst recht!  Ich weiß, dass das eben Gesagte überheblich und missgünstig klingt. Soll doch jeder das Recht haben, Erinnerungen nach seinem Gusto zu produzieren. Aber man zweifelt mitunter an seinen Mitmenschen, wenn sie – wie hier – fast ausnahmslos, ununterbrochen nur mit ihrer Eitelkeit beschäftigt sind. Das Highlight ist ein Fotograf mit Klappleiter, der sich zielgenau an einem der schönsten Aussichtspunkte platziert hat, um Fotos selbstverliebter Menschen vor dieser Kulisse zu machen – und zu diesem Zweck jeden (also natürlich auch uns) anmault, weil wir es wagen, ca. 20 Sekunden lang vor seiner Leiter zu stehen, um ausschließlich die Landschaft zu filmen und zu fotografieren. Da wir aber davon ausgehen, dass es sich nicht um seinen privaten Wasserfall handelt, ignorieren wir sein Gemotze und die verzweifelten Blicke des zu fotografierenden Pärchens und knipsen erst mal fertig.  Ach, halt... der kleine Sailor muß ja auch noch mit!   Small-eyed Sailor  (Dynamine artemisia)
Cataratas del Iguazú  Es ist nicht ganz einfach nachzuvollziehen, nach welchen Kriterien die einzelnen Fälle unterschieden und – vor allen Dingen – wie sie benannt werden. Hier strömen neben dem großen Salto San Martin diverse kleinere Ströme über die Katarakte, von links nach rechts als Salto Mbiguá und Salto Guardaparque Bernabé Méndez bezeichnet, wobei nicht ganz klar ist, welche der mindestens fünf Fälle nun welchen der beiden Namen trägt. Egal, der Anblick ist jedenfalls im wahrsten Sinne des Wortes berauschend und der Gischtregenbogen rundet das Ganze schön nach unten ab. Kaiserlich  Aus dem Grün neben dem Weg leuchtet etwas in irisierendem Blau. Flügelschlagend sitzt dort ein Schmetterling, den ich schon einmal am Río Tambopata in Peru fotografiert hatte. Diese Edelfalter weisen einen starken Geschlechtsdimorphismus auf – das in Braun und Orange etwas unauffälliger gefärbte Weibchen hätte ich zwischen Zweigen und Grashalmen wahrscheinlich gar nicht bemerkt.  Beheimatet ist die Art in den subtropischen Regenwaldregionen Brasiliens, Argentiniens, Perus, Ecuadors, Paraguays, Boliviens, Kolumbiens und Venezuelas.   Agathina Emperor  (Doxocopa agathina vacuna)  male Durchguck  Am tiefsten Punkt des unteren Weges wird man erst die immense Breite der Felsstufe gewahr, in der die Wassermassen der drei Fälle Adán, Eva und Bosetti so zusammenfließen, dass sie nahezu ununterscheidbar geworden sind. Auch hier haben wir das Glück, dass die Mittagssonne genau richtig steht, um das Foto mit einem weiteren Regenbogen zu krönen. Blau und Rot  Wir haben uns viel Zeit gelassen, so dass wir erst nach vier Stunden wieder an der Estación Cataratas, der Bimmelbahnstation am Zentralplatz eintreffen. Wir haben uns ein wenig Erholung verdient, beobachten das quirlige Treiben der ankommenden und abfahrenden Gäste der Eisenbahn und während ich noch ein wenig Schmetterlingen nachstelle, wagt Maren es noch einmal, sich für zwei kalte Colas im Restaurant anzustellen.  Dass es sich hier um einen weiteren Cracker handelt, ist trotz der blauen Grundfärbung unschwer an dem typischen Muster der Zeichnung zu erkennen. Warum der Falter im Englischen aber als "red" bezeichnet wird, ist mir erst beim Nachschlagen zur Identifikation klargeworden, denn bei geschlossenen Flügeln dominieren leuchtend rote Unterseiten.   Red Cracker  (Hamadryas amphinome)  Blauer Mosaikfalter
Gefährdet  Da wir uns bisher hauptsächlich in den Andenregionen Südamerikas aufgehalten haben, ist uns dieser hübsche, im östlichen Tiefland des Kontinents beheimatete Rabe, bisher noch nicht untergekommen. Er kommt wohl auch nicht sehr zahlreich vor, weshalb er in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN geführt wird.   Plush-crested Jay  (Cyanocorax chrysops)  Kappenblaurabe Abdampfen  Noch ein adeliges Geblüt, diesmal Lindas Kaiserin, hat sich auf den Begrenzungen des Weges niedergelassen. Im Grunde hätte sie sich auch auf uns niederlassen können, denn die schwüle Hitze hat unübersehbare Spuren auf unserer ohnehin nur leichten Bekleidung hinterlassen. Wir trinken unsere Cola aus, besuchen abwechselnd – denn einer muß ja immer auf's Equipment aufpassen - die Sanitäreinrichtungen und überlegen, ob wir diesmal die 600 m bis zum Eingang mit der Bimmelbahn zurücklegen wollen.   Linda's Emperor  (Doxocopa linda mileta) Endstation  Normalerweise ist hier noch keineswegs Schluß, sondern nur ein Zwischenhalt auf dem Weg zur "Estación Garganta del Diablo", von der noch ein 1 Kilometer langer Fußweg zur argentinischen Aussichtsplattform über der Teufelsschlucht führt. Normalerweise existiert auch ein Parallelweg zur Eisenbahnstrecke für Hardcore-Wanderer, zur Zeit unseres Besuches war aber der Zugang zur Teufelsschlucht noch komplett gesperrt. Extrem heftige Regenfälle im November 2023, die dem Wetterphänomen El Niño zugerechnet werden, hatten den Río Iguazú und die Fälle zum Überlaufen gebracht und dabei den Weg und die Gleisanlage nachhaltig beschädigt. Neudeutsch  Uns reicht der Geruch unseres eigenen Schweißes, weshalb wir uns gegen die Bahn entscheiden. So weit ist es bis zum Eingang auch wieder nicht. In einem Waggon hätte ich wohl auch nicht diesen Edelfalter noch erwischt, der zwar im nördlichen Teil des tropischen Südamerika häufig ist, im Dreiländereck Iguazús aber auf die paraguayische Unterart "neogermanica" beschränkt ist. Obwohl es mich reizt herauszufinden, wer für diese Namensgebung verantwortlich ist, besitze ich doch nicht die Geduld, mich in die Tiefen taxonomischer Nachforschungen zu begeben ;-).   Blue-frosted Banner  (Catonephele numilia neogermanica)
Einer geht noch  An der Estación Central angekommen, verschnaufen wir unter schattigen Bäumen auf einer Bank. Während hungrige Täubchen auf herabfallende Krümel der Besucher lauern, überlegen wir, wie wir den weiteren Tagesablauf gestalten, denn trotz des langen Aufenthalts an den Fällen ist es erst 13:30 Uhr. Es gibt noch einen dritten Wanderpfad – abseits der beiden großen Rundwege – der zu dem abgelegenen "Salto Arrechea" führt. Wir haben zwar heute laut Übersichtsplan bereits etwa vier Kilometer zurückgelegt, langsam und mit vielen Pausen, ein kurzer Abstecher zu einem weiteren Fall sollte aber noch drin sein.   Eared Dove  (Zenaida auriculata)  Ohrflecktaube Na ja, ein bißchen...  Wir wissen nicht, wer den offiziellen Lageplan von der Iguazú-Webseite zu verantworten hat, in Hinblick auf die Maßstabstreue ist er eher abenteuerlich. Das, was auf dem Plan im Vergleich zu den beiden Circuítos als schneller Fußweg erscheint, erweist sich nach Angabe auf den Hinweisschildern vor Ort als eine Halbtageswanderung durch schwülwarmen Regenwald von insgesamt knapp 8 km Länge. Nee, nicht mit uns, nicht für einen einzigen mickrigen Wasserfall! Andererseits, es spricht auch nichts dagegen, zumindest ein paar hundert Meter zu erkunden, zumal die Schilder eine reichhaltige Tierwelt versprechen.   Brazilian Bachelor's Button  (Centratherum punctatum)  Kratzdistel mit Iridescent Bee  (Genus Temnosoma) Wieder kein Großwild  Den Anfang machen eine violette Kratzdiestel mit einer hübsch kontrastierenden grünen Biene, gefolgt von einem Edelfalter mit beeindruckenden 70 mm Spannweite. Es ist – im Vergleich mit den Hauptwegen – ziemlich leer hier, insgesamt begegnen uns nur ca. 5 - 6 Leute, von denen wir allerdings nicht wissen, ob diese die Energie für die volle Strecke aufbringen. Wir sind nahe eines kleinen Baches schon wieder hinreichend verschwitzt, ich nehme noch eine umherschwirrende Libelle mit Bernsteinflügeln auf und dann machen wir wieder kehrt. Jaguar und Puma haben sich eh nicht blicken lassen, vom Gürteltier ganz zu schweigen...   Banded Daggerwing  (Marpesia chiron) Ende Teil Eins  Zwischen der Estación Central und dem Haupteingang ist eine halbkilomterlange, verzweigte Strecke kommerzieller Versuchungen angelegt – von Mineralienhandlungen und Souvenirläden bis hin zu Coffeeshops und Kiosken – denen wir heldenhaft widerstehen. Wir haben kaum die Portale des Haupttors durchschritten, als wir auch schon ins Visier professioneller Taxivermittler geraten, die nach Abfrage des gewünschten Ziels das optimal dafür geeignete Taxi herbeiwinken. Uns soll's recht sein, denn dieser Service scheint im Fahrpreis von 12.000$ inbegriffen zu sein, wir sparen sogar noch 2.000$ gegenüber der Herfahrt!  Statt uns auf der schwülheißen Veranda unseres Hotelzimmers von stechwütigen Mücken quälen zu lassen, beschließen wir den Nachmittag mit ein bißchen Lesen, Mails und Internet im wohltemperierten Innenraum. Abschließend gibt's noch ein feudales, natürlich im Abschluß mit Pisco Sour gekröntes Abendessen im Hotelrestaurant, um dann alsbald ins Bett zu fallen, denn morgen wartet ein letztes Urlaubsabenteuer auf uns.   Swamp Amberwing  (Perithemis electra)   male
Volles Programm  Heute kommt alles zusammen: Besichtigung der Fälle von der brasilianischen Seite, Zurückkehr nach Argentinien, Fahrt zum Flughafen von Puerto Iguazú, Flug nach Buenos Aires und Übernachtung dortselbst.  Da wir heute auschecken, kommen wir frühzeitig mit unserem Gepäck um 8:00 Uhr zur Rezeption, wo wir es bis zum Nachmittag in einem Nebenraum deponieren können. Der vom Reisebüro gemietete Chauffeur, mit dem Maren telefonisch die Abholung um 8:30 Uhr vereinbart hatte, wartet schon, so dass wir zügig starten können. Der Fahrer ist sehr nett, hat – wenn auch weit zurückreichende – deutsche Wurzeln und erzählt von seiner Kindheit, als sie zu Hause nur deutsch gesprochen hätten. Dies sei zwar inzwischen etwas eingerostet, für informative Erklärungen über Land und Leute, die somit auch ich verstehe, reicht es aber durchaus. In guten Händen  Es erweist sich als sehr hilfreich, einen professionellen Fahrer engagiert zu haben, denn an der Grenze übernimmt er dankenswerterweise die automatische Abfertigung an den Autoschaltern der argentischen Seite und geht mit uns zu der Grenzabfertigung der Brasilianer, wo es wegen seiner Kenntnis der Sprache und der offensichtlich langen Bekanntschaft mit den Zollbeamten auch problemlos vorangeht.  Auch auf der brasilianischen Seite gibt es ein großes Eingangsgebäude, der Ticketverkauf erfolgt aber über Automaten, durch deren Menüs sich der freundliche Fahrer ebenfalls schneller klickt, als wir es könnten. Da nach seiner Einschätzung die Besichtigung etwa drei Stunden in Anspruch nähme, verabschieden wir uns von ihm mit seiner Zusicherung, nach dieser Zeit auf einer Bank des großen Vorplatzes auf uns zu warten. Von der anderen Seite  Adán y Eva und Bosetti, heute mal nicht in brezelnder Sonne. Es ist bedeckt – was aber der Wärme und Feuchtigkeit keinen Abbruch tut. Zwischenlandung  Meist sieht man sie am Himmel über den Fällen kreisen. Hier parken sie mal fotofreundlich direkt am Weg.  Mit den Tickets in der Hand entern wir am Busbahnhof des Besucherzentrums einen gelben Doppeldeckerbus, der die Gäste auf der Parkstraße die letzten 14 km bis zum Beginn des Wasserfallweges bringt. Es gäbe auch eine Bedarfshaltestelle unterwegs, an der sich Passagiere absetzen lassen können, die sich kostenpflichtig per Elektrobuggy zu einem Bootsanleger bringen lassen wollen, von dem aus Ausflugsboote entlang der brasilianischen Seite zum "Garganta do Diabo" fahren. Auf dieser Fahrt nimmt aber keiner der Fahrgäste das Angebot wahr, so dass der Bus ohne Halt durchfährt.   Black Vulture  (Coragyps atratus)  Rabengeier
Salto Rivadavia  Obwohl es noch relativ früh am Morgen ist, sind Bushaltestelle und die hier beginnenden Treppen hinab zum Wanderweg bereits brechend voll. Wir stürzen uns ins Getümmel und erreichen schon bald die ersten Aussichtspunkte, von denen man einen wundervollen Blick auf das volle Wasserfallpanorama der argentinischen Seite hat. Das, was wir gestern entlang des Circuito Superior von oben betrachten konnten, läßt sich erst von hier in der ganzen Ausdehnung des Felsbogens überblicken, der auf einer Gesamtlänge von 2,7 km aus 20 großen und 255 kleineren Wasserfällen besteht. Fälle wie der "Salto Rivadavia" sind überhaupt erst von hier zu sehen, da sie auf ganzer Breite dem brasilianischen Ufer des Flusses zugewandt sind. Cataratas do Iguaçu  Auch der portugisische Name des Nationalparks soll hier nicht zu kurz kommen :-). Von etwas herausgebauten Aussichtsplattformen läßt sich schon die Teufelsschlucht heranzoomen und man erahnt allein an der enormen Gischtentwicklung, welche Wassermassen hier herabstürzen. Obwohl wir Ende März eigentlich nicht mehr zu Zeiten maximaler Füllstände des Flusses hier sind, ist das beeindruckende Ausmaß der herabstürzenden Wassermassen sicherlich immer noch eine Langzeitfolge der katastrophalen Regenmengen, die im November/Dezember 2023 hier niedergegangen sind. Außerdem hatten wir das Glück, die Fälle an einem Mittwoch und Donnerstag zu besuchen, da der Fluss infolge von Stauungen im Oberlauf Montags und Dienstags weniger Wasser führt. Eighty-eight  Der Weg verläuft am steilen Flussufer zwar meist unter Bäumen, ist aber weitgehend offen zur Wasserseite hin. Es liegt entweder an diesem Umstand, oder an der fehlenden Sonne, dass uns heute die gefühlte Menge und Vielfalt der Schmetterlinge als sehr viel geringer erscheint. Vielleicht ist es auch den enormen Menschenmengen geschuldet, die sich wie ein unablässiger Strom auf den 1,5 km Weglänge drängeln. Unterbrochen von verschiedenen Aussichtspunkten, ballen sich hier natürlich die Besucher, die – ebenso wie auf der argentinischen Seite – hauptsächlich damit beschäftigt sind, stundenlange Selfies am Geländer zu produzieren. Während sich Maren geduldig einen freien Platz erkämpft, um unvergessliche Videoaufnahmen zu machen, bleibe ich am Wegrand stehen und füttere einen der wenigen kleinen Falter mit meinem Handschweiß.   Hydaspes Eighty-eight or Little Callicore  (Callicore hydaspes) Durchgeweicht  Der im vorvorigen Bild gezeigte Salto Rivadavia stürzt nicht bis auf das tiefste Niveau, sondern speist ein Zwischenplateau, von dem erst das Wasser als "Salto Tres Mosqueteros" in den abführenden Fluss gelangt. Solche Orte sind natürlich bevorzugte Ziele der Aussichtsboote, deren Passagieren dringend wasserfeste Regenkleidung oder gleich Badeklamotten angeraten werden.  Mit Fallhöhen zwischen 82 und 65 m bei den größeren Fällen ist das Gischtaufkommen so hoch, dass die ohnehin feuchte Tropenluft eine weitere lokale Sättigung erfährt, die weite Teile der Fälle in einen konstanten Nebel hüllt.
Überredet  Mit seinen vielen Windungen, Kurven und Treppen erscheint der Weg erheblich länger als 1,5 km, zumal es einige steile Höhenunterschiede gibt, die sich zusätzlich schweißtreibend auswirken. Maren will unbedingt zur unteren Plattform hinuntersteigen, mir hingegen graut vor dem Wiederaufstieg und ich verspreche, oben am Weg auf sie zu warten. Kaum ist Maren weg, entdecke ich aber ein Schild, welches einen Aufzug verspricht – von der unteren Ebene zurück auf das Straßenniveau! Gut, unter diesen Umständen steige ich ebenfalls hinab in die feuchte Tiefe, zur großen Freude von Maren, die nach der Rückkehr von der Plattform froh ist, nun nicht wieder zu mir zurückklettern zu müssen, sondern gemeinsam mit mir den Aufzug nehmen zu können. Sepiafarben  Lange Zeit galt der Río Iguazú als 'Klarwasser', ist heute aber zum Zeugen umfassender Waldzerstörung geworden. Infolge großflächiger Abholzung und Rodung des Atlantischen Regenwaldes durch Brasilien, transportiert der Fluss besonders bei hohem Wasserstand große Mengen organischer Sedimente, die für die auffällige Braunfärbung verantwortlich sind.  Wir haben es glücklich bis zur Endstation des Busses geschafft, nachhaltig begeistert von den zusätzlichen Perspektiven, die uns der heutige Ausflug auf die brasilianische Seite gebracht hat (zudem können wir jetzt guten Gewissens damit angeben, wir seien auch schon mal in Brasilien gewesen! ;-)). Die Busfahrt zurück zum Besucherzentrum verbringen wir mit der Trocknung der automatischen Schutzblende von Marens Sony Videokamera, die in der Garganta do Diabo einige Tropfen abbekommen hat und sich nun nicht mehr automatisch öffnet und schließt. Letzte Wege  Noch bevor wir am Besucherzentrum den Bus verlassen, ist das Kameraproblem durch geduldiges Abtupfen gelöst und wir streben zum Vorplatz, um unseren Fahrer zu treffen. Da wir nur 2½ Stunden unterwegs waren, ist er noch nicht da, taucht aber nach einer Viertelstunde mit seinem VW-Taxi auf. Wenig später sind wir wieder an der Grenze und reihen uns in eine etwas längere Schlange vor nur einem geöffneten Schalter ein. Als wir dran sind, stößt unser Fahrer plötzlich aus einem Nebeneingang zu uns und sorgt auf portugisisch dafür, dass ich nicht nur einen Ausreisestempel in den Reisepass bekomme, sondern dass die Beamtin schmunzelnd auch noch nachträglich den vergessenen Einreisestempel zufügt. Will alles seine bürokratische Ordnung haben!  Zurück am Hotel beschließen wir, uns gleich zum Flughafen bringen zu lassen. Dort läßt sich die Zeit bis zum Abflug besser aushalten, als in der schwülwarmen Rezeption des Hotels. Unser netter Chauffeur hilft beim Gepäckeinladen, bringt uns zum Aeropuerto und nach einem herzlichen Dankeschön verabschieden wir uns mit einem großzügigen Trinkgeld von ihm. Einer tollen Reise Ende  Statt mit einem langweiligen Foto der Wartehalle des Flughafens, beschließen wir unseren Reisebericht lieber mit einem letzten Bild der furiosen Fälle :-).  Um 17:00 Uhr gehen wir zur Abfertigung, die Angestellte druckt uns schon sämtliche Bordkarten bis nach Hamburg aus, checkt unser Gepäck aber plietscherweise nur bis Buenos Aires ein, denn für die letzte Übernachtung brauchen wir es noch. Nach 2 Std. Flug durchs dunkle Argentinien landen wir in der Hauptstadt, wo die mitgebuchte Abholung durch einen Fahrer der Unterkunft wieder mal nicht klappt, so dass wir auf eigene Faust mit dem Taxi aufbrechen. Sowohl die Taxifahrt mit einem betrügerischen Fahrer, als auch die flugplatznahe Herberge gehören zu den einzig unschönen Erlebnissen dieser Reise, die ich hier aber nicht ausbreiten mag. Immerhin werden wir am nächsten Tag pünktlich zum Flughafen gebracht, der lange Rückflug mit KLM verläuft gewohnt angenehm und nach dem Umstieg in Amsterdam landen wir am 6. April wohlbehalten in Hamburg.  Ein fantastischer Urlaub ist zu Ende, unsere ohnehin schon hohen Erwartungen wurden wieder einmal übertroffen und mit einem Sack voller Erinnerungen gehen wir an die Aufarbeitung unserer Erlebnisse. Und allen, die uns bis hierhin begleitet haben: Ein herzliches Danke für Euer Interesse!