Wie auf einem Flugzeugträger...  ...kommt man sich vor, wenn man sich in die Warteschlange zur Fähre nach Vancouver Island eingereiht hat. An der Einlaßkontrolle haben wir unser Voucher gegen Tickets getauscht und sind mit einem roten Aufkleber ausgestattet worden, den wir zur Bestätigung der abgeschalteten Propangasversorgung am Gasventil des Campers anbringen sollen.   Nach einer lauten Nacht im Ankunftshotel, einem pünktlichen Shuttle zur Mietwagenfirma und einer umfänglichen Einweisung in die Funktionen unseres Zuhauses für die nächsten vier Wochen waren wir um 11:30 Uhr zu unserem Kanadaabenteuer aufgebrochen. Erster Halt war ein Safeway Supermarkt mit angeschlossener Shell Tankstelle, der unsere leibliche Versorgung für die nächsten Tage sicherstellte und für die Auffüllung des nur viertelvollen Tanks sorgte. Nur wenige Kilometer weiter standen wir nun erwartungsvoll in der Lane 32 des 'Flugzeugträgers' und harrten des Boardings auf die 15 Uhr-Fähre nach Vancouver Island.  Wer genau wissen möchte, wohin es uns in Kanada verschlagen hat: Hier geht's zur  Karte unserer Reisestrecke Queen of Alberni  Wir müssen immer noch den roten Warnaufkleber "am Propangas-Ventil" anbringen! Die Wartezeit vergeht mit der Suche nach einer praktikablen Lösung, denn den am hinteren Fahrzeugboden herausragenden Drehverschluß des Propantanks wollen wir eigentlich nicht anfassen ("...nur durch Fachpersonal beim Nachtanken!" – so der Einweiser). Hinter einer seitlichen Klappe am Camper verbirgt sich jedoch ein Ein- und Ausschalter für die Propangasversorgung  – und so kleben wir den Warnstreifen nach Betätigung dieses Schalters einfach außen über die Klappe. Da es niemand bemängelt, wird's wohl richtig gewesen sein...   Gegen 14:30 Uhr setzen sich die Autoschlangen in Bewegung, wir parken unseren Camper im Unterdeck und nachdem wir alles gesichert haben, entern wir das Sonnendeck unserer Fähre, die wir wegen des ausladenden Terminals bisher nur in Andeutungen zu Gesicht bekamen. Erst der Anblick des nebenan liegenden Schwesterschiffes verschafft uns einen Eindruck vom Aussehen unseres Schiffes. Pleasure Way  Wie schon auf unseren vorherigen Reisen umfaßt unser Verständnis von Urlaub NICHT das Besichtigen von Großstädten und das Untertauchen in quirligen Menschenmassen, sondern das möglichst ungestörte Genießen der Naturschönheiten unserer Reiseziele. Besucher unserer Seite, die mehr am urbanen Treiben ihrer Mitmenschen interessiert sind, müssen wir leider enttäuschen, denn unser Trachten geht dahin, möglichst schnell der Großstadt zu entfliehen und in die Natur einzutauchen. Von Vancouver und der Metropole Vancouver Islands, Victoria, wird also auf diesen Seiten nichts zu sehen und zu lesen sein. Sorry!   Die Überfahrt beginnt pünktlich um 15 Uhr bei schönstem Wetter und führt uns zwischen malerischen, kleinen Inseln hindurch nach Swartz Bay auf Vancouver Island, welches wir nach gut eineinhalb Stunden erreichen. Unser Ziel ist ein kleiner Campingplatz am Südzipfel Vancouver Islands, auf dem wir wohlweislich bereits zu Hause einen Platz gebucht hatten, um eine sichere, problemlose Unterkunft am ersten Abend zu gewährleisten. Einen Zwischenstop müssen wir beim 'Umfahren' Victorias noch einlegen. Das vorgeschriebene einlagige (!) Klopapier für Camper war bei Safeway nicht zu kriegen, so dass wir die örtliche Walmart-Filiale lediglich wegen ein paar Rollen dieser Spezialität aufsuchten ;-).  Dann steht unserer Weiterfahrt nichts mehr im Wege und wir erreichen unser Ziel – Weir’s Beach RV Park – am späten Nachmittag. Das Angebot, unseren gebuchten, aber etwas unschön gelegenen Stellplatz gegen einen sonnigen Strandplatz zu tauschen, nehmen wir gerne an und so schauen wir entspannt und zufrieden am Ende unseres ersten Tages in das warme Nachmittagslicht überm Meer. Ge'twitter' am Strand  Der Abend ist aber noch lang und so unternehmen wir einen kleinen Bummel entlang des Strandes, der sich an der Rückseite einer Reihe von Gartengrundstücken hinzieht, aus denen bunte Frühlingsblumen leuchten und lautes Vogelgezwitscher ertönt.  Red-winged Blackbird  (Agelaius phoeniceus)  Rotflügelstärling : Red-winged Blackbird, Agelaius phoeniceus, Rotflügelstärling
Frühlingsgruß  Das Ende des Strandes beschließt eine bewaldete Landzunge, wo wir einen Moment verweilen, einem Kanadareiher beim Fischfang zusehen und – bereits am ersten Abend (!) – einen hoch im Baum sitzenden Weißkopfseeadler entdecken. Es nützt aber nichts, wir müssen zum Auto zurück, denn wir wollen noch bei Tageslicht den Inhalt unserer Koffer in den Stauräumen unterbringen und auch die Lebensmittel müssen sinnvoll auf Klappschränke und Kühlschrank verteilt werden.  Bewußt haben wir uns für einen privaten Campingplatz als ersten Übernachtungsort entschieden, denn nur diese sind in der Regel mit individueller Wasser- und Stromversorgung ausgestattet. Wir können uns also in Ruhe der Auffüllung des bordeigenen Wassertanks widmen und in die deutschsprachige Broschüre zur Bordtechnik vertiefen, denn die über Touchdisplays gesteuerten Funktionen und angezeigten Infos wollen erst einmal verstanden werden.   California Poppy   (Eschscholzia californica)   Kalifornischer Mohn : California Poppy, Eschscholzia californica, Kalifornischer Mohn Lange hell  Alles nicht so einfach. Es gelingt uns aber auf Anhieb, mittels 'Fingertouch' die rückwärtige Couch elektrisch auszufahren, so dass sie gemeinsam mit einer zusätzlichen Bodenplatte und den Polstern der seitlichen Sitzbänke zu einem komfortablen Doppelbett umgestaltet werden kann. Nach einigen akrobatischen Verrenkungen ist auch das Bettzeug appliziert, doch bevor wir wohlig erschöpft unsere erste Nacht im Campervan verbringen, werfen wir noch einen Blick über den von Treibholz bedeckten Strand, der immer noch vom späten Abendlicht beschienen wird.  Auch Kanada kennt die Sommerzeit und wir befinden uns auf einer Breite von 53° – genau so, wie im heimischen Hamburg. Dementsprechend ist es auch hier Anfang Juni um 21:30 Uhr noch so hell, dass wir im Nordosten hinter der Landzunge mit etwas Mühe sogar die entfernte 'Skyline' Victorias übers Meer erkennen können. Die Zeitumstellung und die vielen neuen Eindrücke fordern aber ihren Tribut und so ziehen wir bald die Fensterrollos herunter und sinken erschöpft in unsere Heia... Gut erholt am nächsten Morgen  Wir sind – das haben wir schon gestern festgestellt – fast die einzigen Touristen an Weir's Beach. Offensichtlich sind viele der benachbarten Wohnwagen und Camper schon lange nicht mehr bewegt worden und ihre Bewohner sind lediglich per PKW für ein langes Wochenende aus Vancouver oder Victoria hierher gekommen. Dementsprechend familiär geht es zu, ab 22:00 Uhr ist es mucksmäuschenstill und wir verbringen eine erholsame Nacht. Um 7:00 Uhr stehen wir auf und genießen ein herzhaftes Frühstück. Dank Stromanschluß funktioniert der Toaster und mit der Kaffeemaschine ist auch der Kaffee schnell bereitet. Während Maren 'klar Schiff' macht und unsere Weiterreise vorbereitet, läßt mir der Adler vom Vorabend keine Ruhe. Ich schnappe mir das Tele und breche nochmal kurz zum Strandende auf. Er läßt sich aber nicht blicken und so bleibt es bei einigen Schnappschüssen Amerikanischer Rauchschwalben, die sich auf den Klippen der Landzunge von der Morgensonne aufwärmen lassen. Sie unterscheiden sich von 'unseren' Rauchschwalben durch ein hübsch orangefarbenes Bauchgefieder.   Barn Swallow  (Hirundo rustica erythrogaster)  Amerikanische Rauchschwalbe : Barn Swallow, Hirundo rustica erythrogaster, Amerikanische Rauchschwalbe Tigerlilie unter Farn  Das Wetter ist herrlich und wir genießen die Fahrt auf der Straße entlang der Südwestküste Vancouver Islands. Unsere geplante Tagesetappe reicht bis zum 170 km entfernten Lake Cowichan, wir wollen allerdings unterwegs einige Stopps einlegen, um uns touristische Highlights anzuschauen. Der Reiseführer weist uns auf den sehenswerten "Sooke Potholes Provincial Park" hin, den wir bereits nach knapp 30 km auf einer Nebenstrecke entlang des Sooke Rivers erreichen. Es gibt drei Parkplätze an der von lichtem Wald gesäumten Straße, deren Nutzung wir einmalig durch das Lösen eines 2,25 $-Tickets bei einer Rangerin abdecken.   Tiger Lily  (Lilium columbianum)  Wilde Tigerlilie : Tiger Lily, Lilium columbianum, Wilde Tigerlilie
Grün umrahmt  Ein bißchen hilflos irren wir auf den kurzen Wanderwegen zwischen Parkplatz und Flußlauf hin und her. Die Wege sind wirklich schön und unser erster Kontakt mit der kanadischen Natur ist von strahlendem Sonnenschein gekrönt... aber – wo sind die Potholes? Sind es die von saftigem Grün umrahmten malerischen Tümpel, in denen der Fluß mehr steht als fließt? Wie auch immer, wir genießen die Ruhe, den urwaldigen Bewuchs und exotische Frühlingsblüten, die uns zu hingehockten Fotos animieren. Keine Ahnung  Der dritte Halt auf 'Parking Lot 2' bringt uns der Suche nach den Potholes in Person einer weiteren Rangerin näher, die uns auf Nachfrage erklärt, der Viewpoint auf die Holes – eine besonders schöne Formation von Auswaschungen im Sandstein durch den Sooke River – sei derzeit wegen eines Felssturzes leider nicht erreichbar. Ginge man allerdings entlang des Flusses ein Stück zurück, könne man durchaus in Höhe des gesperrten 4. Parkplatzes, den wir gerade mit dem Auto passiert hatten, noch einen Blick auf einen Teil des betreffenden Flußabschnittes werfen. Was wir dann auch taten und bald über eine Treppe einen kleinen Aussichtspunkt erreichten, der zwar einen weiteren schönen Blick auf den von Felsen eingerahmten Fluss gewährte – ob wir damit aber die legendären Potholes gesehen hatten? Keine Ahnung... ;-)   Spreading Stonecrop  (Sedum divergens)  Amerikanisches Zapfensedum : Spreading Stonecrop, Sedum divergens, Amerikanisches Zapfensedum Wo, bitte, geht's zum Strand?  Wir fahren zurück auf den Highway 14 und freuen uns über die herrlichen Ausblicke auf den linksseitig begleitenden Pazifik. Gerne würden wir die Gelegenheit nutzen, auch mal direkt bis an den Strand zu gelangen. Nicht lange und wir erreichen, der Ausschilderung folgend, den Parkplatz des "French Beach Provincial Park". Außer uns sind lediglich 3-4 Fahrzeuge anwesend und neben uns hüpft beim Aussteigen eine scheue Halsbanddrossel davon, die ich trotz bereitliegender Kamera nur noch halb von hinten zu fassen kriege.   Varied Thrush  (Ixoreus naevius)  male Halsbanddrossel : Varied Thrush, Ixoreus naevius, Halsbanddrossel French Beach  Neben dem 'Provincial Park'-Schild am Beginn des kurzen Weges vom Parkplatz zum Strand steht eine Rangerin, vertieft in ein Gespräch mit zwei Gästen und wir befürchten, uns den Zugang zum Weg mit einem weiteren Obulus erkaufen zu müssen. Ist aber nicht so und wir werden unbehelligt durchgelassen. Wir hatten wohl mit den Sooke Potholes gleich zu Beginn einen falschen Eindruck gewonnen, denn auch später auf unserer Tour wurden wir nur bei sehr wenigen Gelegenheiten um eine Gebühr erleichtert. Der Beach sieht mit dem groben Kiesel-Sand-Gemisch und Unmengen Schwemmholz dem Strand unseres ersten Campingplatzes sehr ähnlich, der Wind bläst kräftig und in der aufgewühlten Brandung stehen nur wenige Wagemutige in Strandkleidung bis zu den Knien im Wasser. Mit einem typischen Badestrand hat dies wenig Ähnlichkeit. : French Beach
Die Rotbauchunke  Angenehmer und etwas windgeschützter ist es in dem parkähnlich angelegten 'Recreation'-Bereich mit Sitzbänken, Imbisstischen und Liegewiese gleich hinter dem Strand. Die Sonne scheint immer noch schön warm und auf der Wiese tummelt sich eine größere Anzahl rotbauchiger Drosseln, die – wie wir im weiteren Verlauf der Reise feststellen – die am häufigsten anzutreffende Vogelspezies ist. So oft, dass wir nur noch despektierlich abwinken: "ach... ist nur eine 'Rotbauchunke'", wenn ich erwartungsvoll die Kamera zücke, um ein vermeintlich bisher unbekanntes Vögelchen abzulichten ;-).   American Robin  (Turdus migratorius)  Wanderdrossel : American Robin, Turdus migratorius, Wanderdrossel China Beach fällt aus  Bald sitzen wir wieder im Auto und als wir den Jordan River kreuzen, beginnt es zunehmend wolkig und diesig zu werden. Der nächste Halt am sogenannten "China Beach" ist mal nicht als Provincial Park geadelt worden, dafür ist der Parkplatz aber überfüllt und zwischen den dunklen Bäumen am Beginn zahlreicher (Strand-)Trails laufen eine Unmenge von Leuten. Da das Wetter nicht gerade zum Wandern einlädt, bleibt es bei einem netten Smalltalk mit dem kommunikativen Parkplatzwächter und bald sind wir wieder auf der Straße.  In Port Renfrew wenden wir uns von der Küste weg und folgen bei glücklicherweise wieder aufklarendem Wetter der Pacific Marine Road nach Norden. Schmunzeln müssen wir, als wir nahe des Lizard Lake die kleine Brücke über den Harris Canyon kreuzen und wegen der attraktiven Aussicht kurz anhalten. Eben noch allein, stehen nach kurzer Zeit weitere drei Fahrzeuge hinter unserem Camper, deren Insassen kurz darauf ebenfalls von der Brücke in den kleinen Zufluß zum Harris Creek schauen. Es ist wie zu Hause: Kaum stehen wir als Erste irgendwo am Schalter oder Aufschnittstand, sammeln sich garantiert Momente später weitere Mitmenschen in der Schlange. Wir sollten das professionell ausbauen und uns bezahlen lassen... ;-) Gordon Bay Provincial Park  Die Fahrt auf der sonnig beschienenen Pacific Marine Road durch die leicht gebirgige Landschaft ist wunderschön, denn kilometerlang wird die Straße von leuchtend gelben Ginsterbüschen gesäumt, die jetzt, Anfang Juni, in voller Blüte stehen. Am Nachmittag erreichen wir Lake Cowichan und Dank unserer bewährten Maps.me-App haben wir unseren heutigen Übernachtungsplatz im "Gordon Bay Provincial Park" schnell gefunden. Heute stehen wir auf einem großzügig bemessenen Stellplatz in einem großen Waldgelände, welches von schlanken, 'unendlich' lang gewachsenen Douglasien beherrscht wird. Gender Klo  Unser heutiger Campground ist ein staatlicher Platz unter der Ägide von 'BC Parks', einer behördenähnlichen Einrichtung, die dem Naturschutz verpflichtet ist und neben Rangern auch Freiwillige beschäftigt. Die Parks sind nichtkommerziell ausgerichtet und dementsprechend ist die Ausstattung der Stellplätze in der Regel auf einen hölzernen Tisch, Sitzbänke und eine gesicherte Feuerstelle begrenzt. Waschräume, Wasserzapfstellen und Dumpstations sind als Gemeinschaftseinrichtungen ausgeführt, so dass man elektrischen Strom bestenfalls an den Föhnsteckdosen in den Waschräumen erhält. Egal – ich hatte sämtliche Kameraakkus bereits vorsorglich an Weir's Beach randvoll gefüllt, so dass ich auf den mitgebrachten 12/220 V-Spannungskonverter noch verzichten konnte.  Einen herzlichen Lacher entlockte uns das auf einem ersten Rundgang entdeckte, wohl im Umbau befindliche Gemeinschaftsplumpsklo. Das freistehende 'Damenklo' wurde von uns spontan als 'Gender-Klo' etikettiert ;o). Denn auch Kanada hält auf strenge 'political correctness'...
Lake Cowichan  Wir haben prima geschlafen und in der Hoffnung auf ein paar Schnappschüsse von vorwitzigen Hörnchen gehen wir am frühen Morgen schon vor dem Frühstück nochmals den Weg hinunter zum See. Am Vorabend war der Badestrand brechend voll gewesen und auf dem See kreuzten zahlreiche Boote. Heute morgen hingegen ist es menschenleer, der See liegt unberührt in strahlendem Sonnenschein und in der absoluten Stille liegen die Hörnis wohl auch noch im Tiefschlaf, denn ich muß mein Tele nicht einmal bemühen. : Lake Cowichan Warten auf den Toast  Neben dem Klopapier hatte Maren nach langem Suchen bei Walmart noch einen 'Campingtoaster' gefunden und erworben. Dieser besteht aus einem aufklappbaren Metallgestell, welches über den Brennerdüsen des Herdes aufgebaut wird und zwei bis vier Toastscheiben in gebührendem Abstand von der Propangasflamme hält. Nicht nur, dass dies eine Unmenge an Gas verbraucht – wir verschreckten zudem die Mitcamper im Umkreis von mindestens 50 Metern mit einem plötzlich losbrechenden schrillen Alarm, der aus unserem Auto erklang. Was war geschehen? Wir hatten die Rechnung ohne die höchst empathische Sensorik unseres Campers gemacht. Diese 'merkt' sofort, wenn man bei Gasherdbetrieb das Auto verläßt, dabei die Flamme unbeaufsichtigt läßt und unterbindet dies durch nachdrücklichen Protest. Wieder was gelernt. Wir haben dann späterhin auf den Gebrauch des innovativen Toasters verzichtet und uns auf das manuelle Aufbrühen des unverzichtbaren Morgenkaffees beschränkt... City of Totem  Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Osten Richtung Nordküste, denn wir wollen Duncan einen Besuch abstatten. Die "Stadt der Totempfähle" liegt am Trans Canada Highway und hat sich in den letzten Jahren um die Würdigung der Kultur der First Nations verdient gemacht. Da wir aber nicht wissen, wo und wie man am Besten zu den viel beworbenen Totempfählen kommt, wollen wir zuerst das Visitor Centre aufsuchen. Come treat yourself!  Das ist leichter gesagt als getan. Der Reiseführer verrät uns zwar die Straße und Hausnummer, an der das Infocenter liegt – was uns aber nicht viel nützt, denn Maps.me zeigt uns lediglich den Namen der "Drinkwater Road", auf der wir praktischerweise sowieso nach Duncan hineinfahren. Wo sich aber die bewußte Hausnummer befindet, bleibt im Dunklen und zeigt sich erst auf dem Display, nachdem wir bereits zweimal am Ziel vorbeigefahren sind und nun endlich noch eine höhere Zoomstufe wählen. Es ist alles da – man muß nur richtig hinschauen...  Später finden wir in der Stadt diesen Head Shop, dessen Dienste ich nach all der Aufregung gern in Anspruch genommen hätte. Allein, das Wichtigste führt er nicht: All you need to do the deed – except the weed! :-/
Runde Grundform  Das Visitor Centre bestätigt wieder unsere zwar erst kurze, aber dafür umso erfreulichere Erfahrung mit den Kanadiern: Sie sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit! Nicht nur, dass wir von der aufmerksamen Mitarbeiterin mit guten Wegbeschreibungen und handschriftlich ergänzten Faltkarten ausgestattet werden. Wir bekommen auch noch den guten Tipp, uns unbedingt die nahegelegene, restaurierte Eisenbahnbrücke "Kinsol Trestle" anzusehen, die von allen Reiseführern ignoriert wird. Hab' ihn!  Touristenfreundlich hat das 5000 Einwohner beherbergende Städtchen Duncan den Rundweg zu den Totempfählen mit nicht zu übersehenden gelben Fußmarkierungen versehen. Wir finden auf Anhieb einen zentral gelegenen Parkplatz, der zudem noch ein Kartentelefon aufweist, auf das Maren umgehend zusteuert, um endlich ihre Mutter zu Hause von unserer gesunden Ankunft in Kenntnis zu setzen. Leider ist die Taste "9" kaputt und der Anruf scheitert schon bei der Vorwahl. Dies ist der Beginn einer skurrilen Telefonodyssee, deren Implikationen noch Gegenstand späterer Erzählungen sein wird.  Ich habe in der Zwischenzeit hingegen das Glück gehabt, endlich mal einen länger stillsitzenden Schwalbenschwanz abzulichten. Gesehen hatten wir diesen in Kanada häufigen, aber auch sehr agilen Schmetterling in den letzten zwei Tagen schon mehrfach.  Western Tiger Swallowtail  (Papilio rutulus)  Westlicher Tigerschwalbenschwanz : Tiger Swallowtail, Papilio rutulus, Westlicher Tigerschwalbenschwanz Im Namen des Volkes  Insgesamt 80 Totempfähle hat die Stadt aufgestellt, davon ca. die Hälfte im unmittelbaren Stadtkern und durch den Weg der gelben Füße verbunden. Schon leicht verblasst...  Wir können nicht verhehlen, vor der Wand des "Valley Seniors Organization Activity Centers" eine gewisse Ehrfurcht empfunden zu haben, angesichts der historischen Bedeutung dieses Ortes. Womöglich genau da zu stehen, wo vor knapp 50 Jahren die Queen einen Stein gesegnet hat... WOW!
"Sea and Sky"  Jedem Totem ist eine Stele beigesellt, welche auf einem Display Auskunft über den Künstler und die stammesgeschichtliche Bedeutung der Figur gibt. Dass auf Vancouver Island bei dem hier heimischen Stamm der Cowichan die Mythologie stark durch den Orca und den Adler  geprägt wird, zeigt sich bei diesem Totem besonders deutlich. Stadtbummel  Das Städtchen ist hell und freundlich und es macht Spaß, durch Straßen zu wandern, die von kleinen Einzelhandelsgeschäften und Cafés gesäumt werden, vorbei an dem liebevoll gepflegten historischen Rathaus, an Hinterhöfen voller alter Werkstätten die sich abwechseln mit architektonisch interessanten Neubauten und an den dazwischen aufgestellten Totems nebst meterlanger Wandgemälde. Wurzeln  Interessanterweise sind es nicht nur indianische Totems, die hier gezeigt werden. Die Stadt hat in den achtziger und neunziger Jahren auch Künstler anderer Volksgruppen aufgerufen, sich an der Ausstellung zu beteiligen, so dass man auch auf Motive chinesisch- und maoristämmiger Ethnien trifft – Menschen aus dem pazifischen Raum, die im Laufe der letzten hundert, hundertfünfzig Jahre ebenfalls Kanada ihren Stempel aufdrückten. Serves all Canada  An dem Bau der im späten neunzehnten Jahrhundert fertiggestellten Eisenbahnlinie zwischen Esquimalt und Nanaimo haben maßgeblich auch die Angehörigen sechs chinesischer Großfamilien mitgewirkt, die in der Stadt sogar eine kleine Chinatown bewohnten, von der allerdings heute nichts mehr übrig ist. Von der ehemals großen Bedeutung der Eisenbahn zeugt dieser zentral aufgestellte, wunderschön knallrot angemalte Waggon der "Canadian National Railway".
"Transformation"  Gleich neben dem "Transformation" betitelten Ensemble dieser vier Totems befindet sich der zentrale Parkplatz, auf dem unser Campervan steht. Es ist noch früh am Nachmittag, so dass wir beschließen, der uns so warm empfohlenen "Kinsol Trestle" einen Besuch abzustatten. Es sind nur gut 30 km bis dahin – eine von Maps.me angezeigte Abkürzung mußten wir aber nach kurzem Weg abbrechen und reumütig zum Trans Canada Highway zurückkehren, da selbst unser moderater Campervan für eine Unterführung auf dieser Strecke zu hoch war. Hölzernes Kulturdenkmal  Schließlich erreichen wir auf der 'normalen' Strecke einen gut gefüllten Parkplatz, von dem aus ein ca. 1,5 km langer Rad- und Fußwanderweg bis zu der ehemaligen Eisenbahnbrücke führt. Wir schließen uns den anderen Besuchern an und nach 20 Min. stehen wir staunend auf einer fragil wirkenden Holzkonstruktion, die sich 180 m weit über den Koksilah River spannt. 1920 fertiggestellt, war die Brücke für die Canadian Northern Pacific Railway, einer Tochtergesellschaft der Canadian Northern Railway bis 1979 in Betrieb. Danach verfiel sie jahrelang, wurde aber nach einer aufwendigen Restauration als Teil des Cowichan Valley Trails 2011 wiedereröffnet.  Inzwischen ist es wieder bewölkt, wir wandern noch ein bißchen umher, steigen bis zum Fluß hinab und werden überraschend von einem vollbärtigen Harley-Davidson Veteran angesprochen, der sich – angeregt durch mein Teleobjektiv – ausgiebig mit mir über fotografisches Equipment austauscht ;-). Kinsol Trestle  Fotografisch hatte mich der Vorabend nicht befriedigt und so drängte ich Maren am nächsten Morgen nach dem Frühstück darauf, vor unserer nächsten gebuchten Exkursion nochmals einen Abstecher zur Brücke zu machen. : Kinsol Trestle Fachwerk  Wir haben die Nacht auf dem privaten "Beehive Campground" an der Mill Bay verbracht. Wieder sind wir, wie's scheint, die einzigen Touristen, denn die meisten Plätze werden von aufgebockten XXL-Motorhomes okkupiert, deren einheimische Besitzer zum Wochenende eingetrudelt sind und sich entweder mit dem Ausführen ihrer mitgebrachten Hunde oder der Pflege ihrer kleinen Vorgärtchen befassen. Wir haben aber wieder Strom und Wasser, können elektrisch getoastetes Brot genießen und brauchen bei der morgendlichen Körperpflege nicht mit dem Duschwasser zu geizen.  So stehen wir also bereits um 9:00 Uhr mutterseelenallein bei schönstem Wetter nochmals auf dem hölzernen Kulturdenkmal und können all die Fotos nachholen, die uns am Vortag nicht gelangen. Auch wenn das Panorama wegen des Gegenlichtes der noch tief stehenden Morgensonne leider nur suboptimal ausfiel...
Cowichan Bay  Erst auf dem Rückweg zum Parkplatz am Cowichan Valley Trail begegnen uns die ersten morgendlichen Touristen, wir hingegen haben um 12 Uhr einen Termin in Cowichan Bay. Einem Örtchen, welches hauptsächlich aus einer Laden- und Cafézeile entlang der Uferstraße, sowie unzähligen Yachtanlegeplätzen und an Seebrücken vertäuten Hausbooten besteht. Beidseitig ist alles vollgeparkt und wir machen uns schon Sorgen, wie wir unseren Camper unterbringen, als ich auf der anderen Straßenseite eine Lücke erspähe, die erstaunlicherweise über das schnell vollzogene Wendemanöver in der nächsten Einfahrt hinaus für uns frei bleibt! : Cowichan Bay 1a Haltungsnote  Es ist erst 10:30 Uhr und weil wir noch eine Menge Zeit haben, schlendern wir bei strahlendem Sonnenschein die Ladenzeile entlang, amüsieren uns über den angebotenen Nippes der Souveniershops, studieren die kulinarischen Angebote der zahlreichen Restaurants und werfen gelegentliche Blicke durch Lücken der Uferbebauung auf die vorgelagerten Anlegestege, zwischen denen einige der überall herumschwebenden Kanadareiher akrobatische Landungen vollführen.   Great Blue Heron  (Ardea herodias fannini)  Kanadareiher : Great Blue Heron, Ardea herodias fannini, Kanadareiher Schwalbennest  Am Ortsende führt eine Bootsrampe direkt zum Wasser hinunter und daneben wartet ein großer, erst mit wenigen Fahrzeugen belegter Touristenparkplatz auf Nutzung – wäre also kein Problem gewesen, hier noch unterzukommen ;-).  Wir schlendern die Rampe herunter, genießen die Sonne, schauen dem Betrieb im Hafen zu und beobachten neben den zahlreichen Reihern auch noch ein paar Schwalben, die in den nahebei aufgestellten Nistkästen wohnen.   Northern Rough Winged Swallow  (Stelgidopteryx serripennis)  Graukehlschwalbe : Northern Rough Winged Swallow, Stelgidopteryx serripennis, Graukehlschwalbe Futter satt  Ein Einheimischer, der auf der Slipanlage sein Boot zu Wasser bringt, versichert uns, eine 'solche Ebbe' hier im Hafen noch nicht erlebt zu haben. Die Reiher offensichtlich auch nicht, denn zahlreich staksen sie durch das flache Wasserpflanzengemüse und kommen mit dem Verzehr mühelos gefangener Fische kaum hinterher.  Für uns wird es nun aber Zeit, zum Shop des  "Ocean Ecoventures Whale Watching"  aufzubrechen und so verlassen wir die friedliche Szenerie.  Great Blue Heron  (Ardea herodias fannini)  Kanadareiher : Great Blue Heron, Ardea herodias fannini, Kanadareiher
Gnadenlos ausgeliefert  Pünktlich sind wir am Shop (und unserem genau gegenüber geparkten Camper!) und werden von mehreren Angestellten freundlich empfangen. Da wir die geplante Whale-Watching-Tour bereits zu Hause online gebucht und bezahlt haben, bekommen wir gleich nach dem Vorzeigen unseres ausgedruckten Vouchers diverse Merkzettel ausgehändigt, die wir aufmerksam durchzulesen und unterschrieben zurück zu geben haben. Wie vor einer Operation entbinden wir damit den Veranstalter von jeglicher Haftung und liefern uns gnadenlos unserem selbstverantworteten Schicksal aus... Bald sind auch die anderen Teilnehmer eingetrudelt und ausgestattet mit Verhaltensmaßregeln sowie wind- und wasserdichten Expeditionsanzügen machen wir uns auf den Weg zum Anlegesteg. Die erwarteten 'Schiffe' entpuppen sich als zwei tiefliegende, aber große und solide Zodiac-Hochseeschlauchboote, die mit jeweils 12 Leuten und einem Guide/Kapitän bemannt/befraut werden.   Great Blue Heron  (Ardea herodias fannini)  Kanadareiher : Great Blue Heron, Ardea herodias fannini, Kanadareiher Ein weit entfernter Sprung  Um 13:00 Uhr ist alles verstaut und nach einer rücksichtsvoll gedrosselten Durchfahrt durch den Hafen werden die Pferde der beiden Mercury-Außenborder losgelassen. Glücklicherweise ist es nahezu windstill und das Wasser liegt ruhig da, so dass schon die Anfahrt zu den Orcagründen durch die vorgelagerte Inselwelt genußvoll verläuft. Die Inseln wollen kein Ende nehmen und so erreichen wir erst nach ca. 1 Std. die offene Wasserfläche der "Georgia Strait" zwischen Vancouver Island und dem Festland. Eine weitere halbe Stunde dauert es noch, bis andere herumdümpelnde Boote den Zielort markieren. In Sichtweite des Festlandufers der "Sunshine Coast" pirschen sich nun auch die Zodiacs unseres Veranstalters an die Wale heran, die Kameras werden gezückt, Hydrophone werden zu Wasser gelassen und die Kaptänin hebt zu einem Vortrag an, welcher in der nächsten dreiviertel Stunde lediglich zum Lauschen auf die aktuell aufgezeichneten Walgesänge unterbrochen wird.   (Transient Bigg's) Orca  (Orcinus orca)  Schwertwal : Orca , Orcinus orca, Schwertwal ...und weg!  Wir erfahren eine Menge über die hier beobachteten Orcas, die zu der umherziehenden Population der sogenannten Biggs Orcas zählen. Benannt nach dem Biologen Michael Biggs, welcher in den siebziger Jahren die Tiere erforschte, unterscheiden sich diese ca. 400  Schwertwale, die in einzelnen Gruppen entlang der Westküste Nordamerikas von Alaska bis hinunter nach Kalifornien anzutreffen sind, erheblich von den residenten Artgenossen, von denen sie sich genetisch bereits vor ca. 750 tsd. Jahren getrennt haben. Im Gegensatz zu den meist ortstreu und in größeren Familienverbänden anzutreffenden Residents, die sich hauptsächlich von Fischschwärmen ernähren, sind die transienten Orcas reine Säugetierfresser, die ausschließlich bis zu 1000 kg schwere Seelöwen, Seehunde, Delphine sowie juvenile Grau- und Buckelwale in nur 3-7 Individuen umfassenden Kleinfamlienverbänden jagen.   (Transient Bigg's) Orca  (Orcinus orca)  Schwertwal : Orca , Orcinus orca, Schwertwal Uferkulisse  Obwohl wir fast eine Stunde im Sichtungsgebiet verbringen, von Walgesängen umrahmten Vorträgen lauschen, ist der Fotograf in mir etwas unbefriedigt. Wir hatten zwar am Bug des Bootes einen hervorragenden Aussichtsplatz, blieben aber meist nur in großer Entfernung zu den blasenden Familien und die Sichtungen beschränkten sich meist auf gelegentlich auftauchende Rückenschwerter. Manchmal wünschte man sich an Bord eines der zweistöckigen Sightseeing-Schiffe der anderen Veranstalter, die teils erheblich näher an die blasenden Kleingruppen heranfuhren und von deren Oberdeck man sicherlich eine bessere Perspektive gehabt hätte.  Der Rückweg nach Cowichan Bay führt stellenweise dicht unter den schroffen Sandsteinklippen der vorgelagerten Inseln vorbei und gewährt interessante Einblicke auf die Färbung und die geologische Struktur der Felsen.
Nischenbrüter  Bei der heimischen Suche am Rechner nach einem Veranstalter läßt man sich leicht von vielversprechenden Attributen beeindrucken. So beruhigt es das eigene Gewissen, wenn der Veranstalter "Ecoventures" und Nachhaltigkeit verspricht und auf diverse Auszeichnungen von Umweltschutzorganisationen verweisen kann. Andererseits werden die Wale – offensichtlich wenig gestresst, weil immer noch in diesem Gebiet – täglich von sovielen Booten 'heimgesucht', dass die Rücksichtnahme zweier Schlauchbootführer beim weiten Abstand halten eher komisch wirkt. Zwei Seelen schlagen da in unserer Brust: zwar hätte man's gern näher gehabt, möchte aber auch nicht umweltfrevelnd stören...  Die brütenden Kormorane sind in ihren Felsnischen jedenfalls von den röhrenden Außenbordern völlig unbeeindruckt und fahren ungerührt mit ihrem Brutgeschäft fort.   Pelagic Cormorant  (Phalacrocorax pelagicus)  Meerscharbe : Pelagic Cormorant , Phalacrocorax pelagicus resplendens, Meerscharbe Grün/Violett  Mit Rücksicht auf uns Fotografen, die Anstalten machen, auch die in den Felsen brütenden Kormorane auf den Sensor zu bannen, drosselt unsere Kapitänin das Tempo, so dass selbst aus dem wackeligen Boot heraus die Chance auf eine scharfe Aufnahme besteht. Erst zu Hause, nach der Entwicklung wird deutlich, dass die in den nordpazifischen Küstenregionen lebenden Vögel nicht nur langweilig schwarz sind, sondern ihr Gefieder das Sonnenlicht in eleganten Violett- und Grüntönen reflektiert.   Pelagic Cormorant  (Phalacrocorax pelagicus resplendens)  Meerscharbe : Pelagic Cormorant , Phalacrocorax pelagicus resplendens, Meerscharbe Full speed  Bald geht es aber weiter, die Motoren werden wieder hochgedreht und die beiden Schwesterboote liefern sich eine wilde Verfolgungsjagd auf den letzten Kilometern bis zum Hafen, auf der mal das eine, dann das andere Boot die Nase vorn hat. Erst als es um die letzte Biegung geht, besinnt sich die Besatzung auf ihre guten Manieren und tuckert im Schritttempo bis zum Anleger.  Auf dem Wasser sind bei unbekannter Geschwindigkeit Entfernungen schwierig zu schätzen. Erst zu Hause messe ich nach, dass wir die einfachen 80 km bis zum Sichtungsgebiet bei anderthalb Stunden Fahrt mit Spitzengeschwindigkeiten von 50-60 km/h zurückgelegt haben müssen. So dicht über der Wasseroberfläche ist das ganz schön rasant... Kurzentschlossen  Morgen werden wir auf der Weiterfahrt nach Norden zwar das Küstenstädtchen Chemainus passieren, für eine längere Besichtigung wird aber nicht ausreichend Zeit sein, da eine Etappe von über 250 km bis nach Ucluelet vor uns liegt, die wir zudem noch an zwei, drei anderen Orten kurz unterbrechen wollen. Da es bei unserer Rückkunft im Hafen und nach dem Auschecken erst 17 Uhr ist, die Sonne noch warm vom blauen Himmel leuchtet, entscheiden wir uns spontan für den heutigen Besuch von Chemainus, das wir bereits nach einer halben Stunde Fahrt über den Trans Canada Highway erreichen.
Optische Täuschung  Ebenso wie Duncan hat es auch das etwas kleinere Chemainus verstanden, durch die Beauftragung von einheimischen Künstlern sowohl seine Geschichte lebendig werden zu lassen, als auch seine touristische Attraktivität zu erhöhen. Insgesamt 39 großflächige Wandgemälde, die sich ebenfalls auf einem durch gelbe Fußabdrücke gekennzeichneten Rundweg bequem besichtigen lassen, verteilen sich über das Städtchen.  Dass dies ein 'nur' aufgemaltes, flaches Kunstwerk ist, erschließt sich erst nach genauem Hinsehen. Der heutige abendblaue Himmel, der perfekt mit dem aufgemalten Himmelsstück harmoniert, vertieft die Illusion zusätzlich. First Nations  Bereits seit über 3000 Jahren wurden die Küsten Kanadas von verstreut lebenden Stämmen indianischer Ureinwohner bewohnt. In der Meeresbucht, in der sich weiße Holzfäller 1858 niederließen, lebten die zur Volksgruppe der Salish gehörenden Chemainus  (Shts'um'inus) , deren Stammesnamen die Weißen für ihre Siedlung zwar übernahmen, deren Mitglieder sie aber in Reservate steckten. Erst in den letzten Jahrzehnten haben sich die Stämme emanzipiert und eigene Verwaltungen gegründet, in denen sie ihre Interessen gegenüber dem kanadischen Staat vertreten. "Come in, my Sweeties"  So die Inschrift über dem Eingang dieses Süßigkeiten-Tempels.   Sehr britisch muten hingegen einige Geschäfte wie dieser Candy-Shop an, die den sympathisch verspielten Charakter der liebevoll herausgeputzten Kleinstadt unterstreichen. Geschichtsbuch  Ganze Romane erzählen die im naiven Stil gemalten Szenen der gerade erst 150 Jahre alten Stadtgeschichte. Neben dem hier dokumentierten Stolz der Einwohner auf ihre Stadt gewinnt der fremde Betrachter Einblicke wie in einem Freilichtmuseum.  Im Gegensatz zu den von uns meist als anonym empfundenen Großstädten, können wir dem Charme solcher Kleinstädte wie Duncun oder Chemainus eine Menge abgewinnen und genießen den Bummel durch die ruhigen Straßen und Gassen.
Everlasting love  Eher unfreiwillig dokumentiert dieses knuffige Paar demoskopische Entwicklungen, welche einen Großteil der westlichen Welt kennzeichnen. Auch in Chemainus nimmt das Durchschnittsalter jährlich zu und liegt 2016 mit 55,7 Jahren weit über dem Provinzdurchschnitt von 42,3 Jahren (Wikipedia). Wenn es überhaupt noch nennenswerten Nachwuchs gibt, zieht es diesen wohl auch immer häufiger in die Großstadt. Chemainus um 1895  Malerisch an der Küste hinter den vorgelagerten "Gulf Islands" gelegen, war die Siedlung bereits seit 1880 angeschlossen an die Eisenbahnverbindung zwischen Nanaimo und Victoria und lebte hauptsächlich von der Holzwirtschaft. Arrival of H.M.S. Reindeer at Chemainus 1869  Große Ereignisse finden ihren künstlerischen Niederschlag und verschönern kahle weiße Wände. Heimelig  Bis in die Hinterhöfe reicht die anheimelnde Selbstdarstellung und läßt einen angesichts der ironischen Verspieltheit häufig schmunzeln.
Eisbären  Leider hatte die Eisdiele schon geschlossen. Gerne hätten wir der Bärenfamilie beim Softeis Gesellschaft geleistet ;-). Würdigung der Wandbildkünstler  Dieses Foto läßt mich beim Betrachten jedes Mal schmunzeln, erscheint mir der prominent dargestellte Kopf doch immer wieder wie eine Inkarnation des Rockmusikers und Schauspielers  Steven van Zandt  aus den Serien "Die Sopranos" und "Lilyhammer"... Würde mich wundern, wenn es nur mir so geht ;-). Abschied mit Musik  Unser Rundgang neigt sich dem Ende zu und beim Betrachten dieses Bildes (das Fahrrad ist übrigens echt!) erklingt aus der Ferne Orchestermusik. Kurz besuchen wir noch die Freilichtbühne im "Waterwheel Park", in dem ein talentiertes Schulorchester dem geneigten Publikum – offensichtlich hauptsächlich aus den Eltern der Musiker bestehend – u.a. einfallsreich arrangierte Stücke der amerikanischen Gruppe Kansas zu Gehör bringt.  Zeit für uns aufzubrechen, denn zum Campground zurück ist es noch ein Stück und tanken müssen wir unterwegs auch noch. Was für Ohren!  Um gar nicht erst eine falsche Erwartungshaltung aufkommen zu lassen, müssen wir klarstellen, dass es auf unserer Kanada-Seite leider keine Fotos von Grizzlys, Pumas, Wölfen, Elchen, Karibous, Dickhornschafen, Bergziegen, Grau- und Buckelwalen gibt! Einen Kojoten haben wir zwar gesehen, aber leider nicht fotografiert. Fast alle anderen Tiere haben sich aber ein Stelldichein gegeben und sind nachfolgend dokumentiert ;-).  Angefangen mit dieser freundlichen Hirschin, die nach unserer Rückkehr zum Campground vorbeitrabte, während wir noch mit dem Aufdecken zum Abendbrot beschäftigt waren und die ihren Namen den riesigen Maultierohren verdankt. Apropos Abendbrot! Es gibt Schwarzbrot! Ja, richtig! Wir trauten unseren Augen kaum beim Ersteinkauf vor drei Tagen bei Safeway, als wir 500-gr-paketweise frischeversiegelte deutsche Importware im Regal entdeckt hatten. Gut, die Bezeichnung "Schwarzbrot" ist für diese mittelgraue Backware ein Euphemismus, aber sie leistet immerhin beim Kauen Widerstand! Die Auswahl an Wurst ist noch akzeptabel, Käse beschränkt sich hingegen meist auf Cheddar und schmeckt selbst in der 'Tasty'-Variante so ähnlich wie junger Gouda – nämlich nach gar nichts. Okay... das ist Mecker auf hohem Niveau. Die Supermärkte lassen konsummäßig keine Wünsche offen, wenn auch die Lebensmittelpreise deutlich höher sind als bei uns.  Mule Deer  (Odocoileus hemionus)  female Maultier- od. Schwarzwedelhirsch : Mule Deer, Odocoileus hemionus, Maultierhirsch, Schwarzwedelhirsch
Tankstelle in 'Shell'-Farben  Wir schlafen prächtig und der nächste Morgen erwartet uns wieder mit blauem Himmel. Vor dem Frühstück ist ein Gang zum Gemeinschaftswaschhaus angesagt. Bevor ich dieses aber betrete, renne ich schon zum Auto zurück, um mir die Telekamera zu schnappen. Freundlicherweise ist der kleine Kolibri auch nach meiner Rückkehr noch mit Auftanken an den Zierpflanzen vor dem Waschraum beschäftigt, so dass wir beide (sorry – wir drei... die Biene nicht zu vergessen!) auf unsere Kosten kommen.  Anna's Hummingbird  (Calypte anna)  female Annakolibri an Fackellilie  (Kniphofia) : Anna's Hummingbird, Calypte anna, Annakolibri Zwischenstopp  Wir brechen frühzeitig auf und fahren auf dem Trans Canada Highway nach Norden. Die Straße ist belebt, aber der Verkehr fließt zügig und man kommt entspannt voran, denn die Kanadier sind unaggressive Naturen und fahren eher defensiv. Demnächst umspringende Ampeln werden bereits per Lichtzeichen weit vor der Kreuzung angekündigt, so dass man auf mögliches Abbremsen vorbereitet ist und ein Verfahren ist nahezu unmöglich, da auf etwas weiter vorn abbiegende Querstraßen unübersehbar namentlich hingewiesen wird. Vorbildlich! In Nanaimo endet der TCH (Highway 1) und geht in den Highway 19 über. Wir entern zur Auffüllung unserer Vorräte noch einen "Real Canadian Superstore" in einem der vielen Einkaufszentren, die sich entlang des Highways finden, bevor wir bei Parksville nach Süden Richtung "Pacific Rim NP" auf die 4/4a abbiegen. Gleich hinter der Abbiegung jedoch folgen wir der Empfehlung unseres Reiseführers zu einem kurzen Abstecher an die sehenswerten "Englishman River Falls" und erreichen nach kurzem Weg einen Parkplatz, von dem verschiedene Trails starten. Englishman River Regional Park  Wir liegen zwar noch gut in der Zeit, der Fußweg zu den Falls ist aber eindeutig zu lang. Wir folgen daher dem kurzen Trail direkt hinunter zum Fluß und verbringen eine angenehme Fahrtpause an einer kleinen Hängebrücke, die sich über das Flußbett aus ausgewaschenem Sandstein spannt. : Englishman River Regional Park Little Qualicum Falls  Nur knappe zwanzig Kilometer weiter speist der Cameron Lake den "Little Qualicum River", der, am Ufer begleitet von einem Pfad, Stromschnellen bildet und über diverse kleine Fälle durch einen engen Canyon schießt. Der Parkplatz quillt über von WoMos, auf dem abwechlungsreichen, eineinhalbstündigen Rundweg verläuft sich die Menschenmenge aber schnell und als wir zu unserem Camper zurückkehren, ist kaum noch ein Auto zu sehen. : Little Qualicum Falls
Cathedral Grove  Es ist mittlerweile 15 Uhr, ein weiterer Halt steht aber noch auf dem Plan. Die soeben noch vermißten Fahrzeuge sind auch alle wieder versammelt, als wir auf einem der sehr engen, direkt neben dem Highway 4 angelegten Parkplätze glücklicherweise doch noch eine Lücke bei dem "Cathedral Grove" genannten Schutzgebiet des MacMillan Provincial Parks finden. Auf sehr schön ausgebauten, relativ kurzen Rundwegen betritt man einen naturbelassenen gemäßigten Regenwald, welcher von bis zu 800 Jahre alten Douglasien dominiert wird, deren älteste Stämme einen Umfang von bis zu 9 Metern erreichen können. Bei starkem Wind ist das Betreten dieses Schutzgebietes nicht ganz ungefährlich – fast 10 Prozent des Baumbestandes wurden allein 1997 Opfer eines Sturmes, was sicherlich auch darauf zurückzuführen ist, dass in den letzten Jahrzehnten kommerzieller Holzeinschlag für das Verschwinden umliegender Baumbestände verantwortlich war, die solche Stürme bislang abgepuffert hatten. : Cathedral Grove Old-growth Douglas-fir forest  Um die titelgebende Einstufung tragen zu dürfen, müssen die Bäume eines Schutzgebietes mindestens 30 m hoch und wenigstens 150 Jahre alt sein. Ein Kriterium, dem die Bäume des MacMillan Provincial Parks mit bis zu 80 m Höhe spielend gerecht werden.  Coast Douglas-fir  (Pseudotsuga menziesii var. menziesii)  Douglasfichte... und meine Reiseleitung, selbstverständlich! Grautöne  Vor dem Erreichen unseres Tagesziels, dem "Surfjunction Campground" an dem Tofino Ucluelet Highway, zwingt uns eine umfangreiche Straßenbaustelle noch einen 30minütigen Halt auf. Dann sind wir aber endlich am Ziel und nach dem Einchecken und der obligatorischen Ermahnung, ja nichts Lebensmittelähnliches wegen der Bären auf unserem Stellplatz herumliegen zu lassen, richten wir uns mit Wasser und Strom unter sehr eng und dunkel stehenden Bäumen ein. Echt kuschelig! Maren hat neben dem Office noch ein Kartentelefon entdeckt und will dieses – wegen der Zeitverschiebung – erst am nächsten Morgen endlich für den überfälligen Heimatanruf nutzen.  Wir hatten keine Notwendigkeit, unsere Smartphones extra mit einer teuren Prepaid-Karte auszurüsten, da wir höchstens 2-3 Heimatanrufe zu tätigen gedachten. Alle Quellen (Reiseführer und Internet) empfahlen uns die ÜBERALL erhältlichen Telefonkarten, mittels derer das Telefonieren an den ÜBERALL aufgestellten Kartentelefonen problemlos (und vor allem: preiswert!) möglich sei. Tatsache ist: Kein Mensch, weder auf Tankstellen, in Supermärkten, Bell- oder Telus-Telefonshops kennt solche Telefonkarten! Macht ja aber nichts, da die Kartentelefone – so sie denn vorhanden sind – natürlich auch Kreditkarten fressen... Näher ging nicht  Denkste! Am nächsten Morgen tröpfelt es aufs Autodach und Maren macht sich auf den Weg zum Office. Kurzes Resümee: Keine der von uns beiden vorrätig gehaltenen vier Kreditkarten (Mastercards) ist dem Telefon fein genug. Immerhin stellte auf Marens Nachfrage, was man denn noch tun könne, um das Telefon zur Mitarbeit zu bewegen, der schulterzuckende, junge Office-Mitarbeiter mitleidig und unentgeltlich sein privates Smartphone zur Verfügung, über dessen Skype-App endlich der gewünschte Anruf gelang.  Der Himmel ist grau und es nieselt. Trotzdem muß man seinen touristischen Pflichten nachkommen und so entscheiden wir uns zu einer kurzen Fahrt nach "Combers Beach", wo wir völlig allein sind, als wir bei Ebbe den weitläufigen Strand erreicht haben. Die Einsamkeit bei diesem Wetter hat aber auch was und ich bringe das Tele an die Grenze seiner Reichweite bei der Ablichtung einer Seelöwenkolonie auf den ca. 1 Kilometer vor der Küste liegenden Sea Lion Rocks.  Steller Sea Lion  (Eumetopias jubatus)  Stellerscher Seelöwe : Steller Sea Lion, Eumetopias jubatus, Stellerscher Seelöwe
Kreuzschnäbler  Es weht heftig, wir sind aber gut eingepackt, erkunden den Strand, umlaufen die Tümpel und sehen den vom Wind getriebenen Sandfahnen zu. Zwischen dem Treibholz am Ufer gibt es Bewegung und wir kommen neugierig näher und beobachten ein Kreuzschnabelpärchen, welches unablässig mit unsichtbarer Beute im Schnabel zwischen seinem Wohnsitz in der Uferbewaldung und kleinen Placken Strandgutes hin und herwechselt.  Red Crossbill  (Loxia curvirostra)  female, male Fichtenkreuzschnabel : Red Crossbill, Loxia curvirostra, Fichtenkreuzschnabel Pferdeschwanz  Es bleibt unverändert grau und während wir auf dem Trail zum Parkplatz zurückkehren, überlegen wir, wie wir den Tag weiter gestalten wollen. Vielleicht nach Ucluelet? Da könnte man sich gemütlich in ein Café oder Restaurant setzen, den Hunger stillen und auf besseres Wetter hoffen.  Common Horsetail  (Equisetum arvense)  Ackerschachtelhalm : Common Horsetail, Equisetum arvense, Ackerschachtelhalm Combers Beach Trail  Immerhin bietet der Rückweg vom Strand mit seinem satten Bewuchs und den meist unsichtbar tschilpenden Vögeln genügend Abwechslung. Der nasse, tropfende Urwald fasziniert uns und der urtümliche Bewuchs mit großen Beständen saftigen Schachtelhalms beschwört archaische Zeiten herauf. Wir machen Fotos und lassen uns Zeit. Ob der in zwanzig Metern Entfernung an einem Baumstumpf  herumturnende winzige Vogel überhaupt ein verwertbares Motiv abwirft, wird erst die häusliche Entwicklung zeigen Na ja, geht grade noch...  Pacific Wren  (Troglodytes pacificus)  Pazifischer Zaunkönig : Pacific Wren, Troglodytes pacificus, Pazifischer Zaunkönig Zu Besuch bei Hildegard von Bingen  Maren fällt ein, dass es in Ucluelet ein Aquarium geben soll, welches wir Dank Maps.me auch schnell finden.  "Canada’s First Collect-and-Release Aquarium"  geht auf eine liebenswert unkommerzielle Initiative von Meeresbiologen zurück, die in Folge des Fukushima-Unglücks kontinuierlich die Radioaktivität des Meeres beobachten woll(t)en. Ob sie dabei etwas Verwertbares festgestellt haben, sei dahingestellt, sie betreiben aber ein kleines, von Sponsoren gefördertes Aquarium, in dessen monatlich erneuertem Wasser aus dem darunterliegenden Hafenbecken die einheimische Meeresfauna in Glasdisplays, Rundwannen und Anfaßbecken präsentiert wird. Diese Tiere sind aber nie auf Dauer zu Gast, sondern werden nach gewisser Zeit  wieder in ihr natürliches Biotop entlassen. Besonderer Beliebtheit erfreute sich zum Zeitpunkt unseres Besuchs eine quirlige Octopussin, die nach einer öffentlich ausgeschriebenen Namenfindungsaktion auf den skurrilen Namen "Hildegard von Bingen" getauft wurde ;-).
Shorepine Bog Trail  Es fieselt immer noch, wir bekommen Hunger und entern eine kleine "Coffee Bar + Eatery". Da in Uclelet öffentliches WLAN angeboten wird, versuche ich im Lokal nach dem sehr leckeren Essen, mich und mein Smartphone mit dem Netz zu verbinden, um einen Blick auf die Wettervorhersage zu werfen. Ich bin zu doof (oder zu alt?) und es bedarf der zuvorkommenden Hilfe der freundlichen Kellnerin, mich bei "Telus" anzumelden.  Das Wetter verspricht im Laufe des Nachmittags trockener zu werden und so brechen wir nach Bezahlung und einem dankbaren 'Tip' auf, erst einmal, um im Camper in Ruhe zu versuchen, mittels des jetzt vorhandenen Netzes selber die bislang verschmähte Skype-App zu installieren. Wär doch gelacht, wenn wir nicht ebenfalls über das 'überall vorhandene WLAN' Heimatkontakt aufnehmen könnten. : Shorepine Bog Trail Klebrige Fallen  Die Installation samt Anmeldung klappt und wir fahren los, um 15 km zurück auf dem Highway den Parkplatz des "Kwisitis Visitor Centers" anzulaufen, von dem aus eine Reihe von Trails die angrenzenden Beaches und Küstenabschnitte erschließt. Auf der Wick Road hinunter zum Strand lädt uns zuvor aber ein Rundweg auf den "Bog-Trail" ein. Wie der Name schon sagt, führt dieser auf morastigem Boden durch eine offene Küstenlandschaft, deren Vegetation durch Küstenkiefern und Pflanzen gekennzeichnet ist, die mit dem kargen Boden zurechtkommen.  Roundleaf Sundew  (Drosera rotundifolia)  Rundblättriger Sonnentau : Roundleaf Sundew, Drosera rotundifolia, Rundblättriger Sonnentau Ein fotogenes Kerlchen  Die Sonne kommt jetzt sogar gelegentlich für ein paar Minuten heraus und Maren entdeckt begeistert fleischfressenden Sonnentau zwischen diversen anderen Blütenpflanzen neben dem Holzbohlenweg. Ich hingegen befinde mich schon wieder auf Vogeljagd und werde mit einer fotogen stillsitzenden Winterammer belohnt.  Dark-Eyed Junco  (Junco hyemalis)  male Winterammer : Dark-Eyed Junco, Junco hyemalis, Winterammer Verdreht  Der Weg hat sich gelohnt. Selbst die Baumgerippe erwecken den Eindruck, als seien sie durch die ständige Einwirkung ungezügelter Naturgewalten in eine solch verdrehte Existenz gezwungen worden. Mal eine ganz andere Landschaft, die sich erst entwickelt hat, nachdem der hier sonst allgegenwärtige, von Zedern und Douglasien beherrschte Regenwald dem Eingriff des Menschen weichen mußte.
Stilvoll integriert  Nach Erreichen des Strandparkplatzes entscheiden wir uns für einen Spaziergang entlang der Küste zum "South Beach". Es ist schon relativ spät am Nachmittag und die gelegentlich durchbrechende Abendsonne zaubert warmes Licht auf die felsigen Uferabschnitte, an denen der Weg vorbeiführt. Das Visitor Centre erntet wegen seiner attraktiv in die Landschaft eingebetteten Architektur ein paar wohlwollende Blicke von uns, wird aber wegen der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr aufgesucht. Rare Bird  Immer wieder kann man den Weg verlassen und über Schwemmholz, grobe Kiesel und halb aus dem Wasser ragende Felsen direkt bis zum Ufer vordringen und dabei auch mal auf ganz besonders seltene Exemplare der heimischen Vogelwelt stoßen. Haben hier Nashörner gelebt?  Eigentlich hatten wir uns den einzigen Tag im Pacific Rim NP etwas anders vorgestellt, aber der lange andauernde Regen hat uns auf Stippvisiten nur weniger Küstenabschnitte beschränkt und auch der ursprünglich ins Auge gefaßte Rundflug mit einem Wasserflugzeug aus dem Hafen von Tofino fiel den tiefhängenden Wolken zum Opfer. South Beach  Wenn einem schon der Blick aus dem Wasserflugzeug auf diese wildromatische Küstenlandschaft verwehrt bleibt, bietet sich uns immerhin die Alternative, diese Perspektive fotografisch zu erschließen!
Vom Winde gekämmt  Wir sind fast allein an diesem Küstenabschnitt. Nur selten laufen außer uns andere Menschen über den Strand. Begegnet man sich, tauscht man einen Gruß und mitunter wird man auf eine Besonderheit hingewiesen, wie z.B. ein Seeadlernest hoch oben in einem der Strandbäume. Lange stehen wir wartend darunter, ob der kurz zuvor abgeflogene Weißkopfseeadler zu seinem im Nest sitzenden Partner zurückkehrt, werden aber enttäuscht... Schneckentempo  Der Totempfahl und die Delphinskultur, die entlang unseres Rückweges am Uferpfad aufgestellt sind, finden zwar unsere Beachtung – ebenso wie die zwei bis drei Displays, die auf englisch, französisch und einheimisch umfangreich über die hier ansässigen Natives informieren – sehr viel spannender finden wir aber die quer über unseren Weg rasende Bananenschnecke, die ein hübsches Muster aufweist.  Zurück am Campingplatz versuche ich nach dem Abendessen noch, mit dem Tablet meine Mails abzurufen, bekomme aber langsam eine Ahnung, wie weit es mit dem Versprechen nahezu vollständiger WLAN-Verfügbarkeit in Kanada wirklich her ist. Schneckenlangsames WLAN gibt's nur im 5-Meter-Umkreis ums Office...  Pacific Bananaslug  (Ariolimax columbianus)  Bananenschnecke : Pacific Bananaslug, Ariolimax columbianus, Bananenschnecke Farbige Pinsel  Die nächsten beiden Aufenthalte werden insgesamt drei Tage und vier Übernachtungen auf (ebenfalls WLAN-losen) staatlichen Campingplätzen umfassen. Grund genug, am Morgen auf dem privaten Surfjunction Campground sicherheitshalber zu dumpen – also Brauchwasser zu entsorgen – und den Wassertank bis oben hin mit Frischwasser zu füllen. Ebenfalls werden die auf 110 V angewiesenen Ladegeräte meiner Kameraakkus strapaziert, denn noch habe ich den mitgebrachten Konverter nicht auf seine Funktion getestet.  Wir haben auf unseren bisherigen Amerikareisen schon diverse Paintbrush-Arten kennengelernt. Kanada fügt dieser Auswahl noch eine Vielzahl weiterer, mitunter nur in Nuancen differierende Unterarten hinzu. Wir haben uns auf die Abbildung nur zweier dieser Arten  beschränkt, weil wir uns lediglich bei diesen wirklich sicher waren mit der Identifikation ;-).  Scarlet Paintbrush  (Castilleja miniata) : Scarlet Paintbrush, Castilleja miniata Flussanrainer  Auch heute liegt wieder eine Etappe von über 250 km vor uns. Da wir früh gestartet sind, kann uns auch die Straßenbaustelle auf dem Pacific Rim Highway nicht lange aufhalten. Die 25 Minuten Wartezeit, die uns von der gelb-bewesteten Straßenbauerin avisiert werden, als sie die stehende Autokolonne abschreitet, werden auf die Minute genau eingehalten. Da wir, abgesehen von einem Tankstopp und einem kurzen Auffülleinkauf in einem Walmart in Alberni nichts weiter auf dem Zettel haben, erreichen wir den "Elk Falls CG" am Campbell River bereits gegen 14 Uhr.   Western Wood Pewee  (Contopus sordidulus)  Westlicher Waldschnäppertyrann : Western Wood Pewee, Contopus sordidulus, Westlicher Waldschnäppertyrann
Allgegenwärtig  Ein erster kurzer Orientierungsspaziergang führt entlang des Quinsam Rivers, einem kleinen Zufluß zum Campbell River und beschert mir den Schnappschuß des kleinen Peewees, der neben diversen Rotbauchdrosseln durch die Uferbäume tobt. Wir entdecken einige Wasserzapfstellen, das nächstgelegene, sehr saubere Plumpsklo sowie die Sanidumpstation, wo man gegen eine Automatengebühr von 5 $ sein Schmutzwasser entsorgen kann. Am Platzeingang finden wir zudem meinen Namen unter dem heutigen Datum auf der Reservierungsliste für Site 32. Alles in Ordnung also, wie auch die Rangerin bestätigt, als sie später nach unserem schnellen Mittagessen am Stellplatz vorbeikommt und mit einem freundlichen Gruß den Reservierungssticker am Platznummernpfahl befestigt.  Das oben abgebildete Schild ist mit keinem spezischen Geotag verknüpft, da es uns so (oder in ähnlicher Form) tagtäglich an Park- und Campingplätzen, Waldwegen und Ausflugsorten begegnete. Wir haben es auch nicht als disziplinierende Regulierungswut gegen die Freiheiten der Bürger und Touristen empfunden, sondern als nur zu verständliche Prävention gegen die akute Waldbrandgefahr, in der sich die kanadische Wildnis ständig befindet. Im schönsten Teil  Noch befinden wir uns allerdings im kanadischen Frühling, der durch schnell wechselnde Wetterverhältnisse gekennzeichnet ist, deren häufige Niederschläge der später im Jahr zunehmenden Tendenz zur Trockenheit noch entgegenwirken. Auch für uns hat sich der strahlende Himmel des Vormittags wieder zugezogen und als wir zur Besichtigung der nahe gelegenen "Elk Falls" aufbrechen, nieselt es bereits wieder ein bißchen. Auf dem Weg vom Parkplatz durch den Wald hinunter zu den Falls sind wir aber gut geschützt und bald erreichen wir das Felsplateau, über welches schäumend der Campbell River dem Canyon entgegenströmt. Die Vermutung, mit unserer Urlaubsplanung nicht ganz falsch gelegen zu haben, erfährt eine schmunzelnde Bestätigung während eines netten Small Talks mit einem einheimischen Paar auf dem Rundweg, welches uns lobt, unsere Reise im "schönsten Teil Kanadas" begonnen zu haben ;-). Elk Falls Canyon  Jetzt wollen wir noch hinüber zur Aussichtsplattform, die man über die Elk Falls Suspension Bridge erreicht, deren luftige Konstruktion auf unserem Weg um den Canyon herum immer wieder durch die Bäume scheint. : Elk Falls Canyon Exklusiver Zugang  Der nächste Morgen ist wieder sonnig und bevor wir weiter ins Inselinnere fahren, erkunden wir noch den campingplatzeigenen "Beaver Pond Trail". Nach einer guten Stunde durch lichten Wald, entlang an stillen, mit Pompeseln und Seerosen bewachsenen Tümpeln, haben wir zwar keine Biber zu Gesicht gekriegt, aber einen schönen Spaziergang gemacht.  Wenig später fahren wir auf dem fast menschenleeren Gold River Highway Richtung Buttle Lake, dessen zauberhafter Uferlinie wir über 40 km folgen, bis wir auf den staatlichen "Ralph River Campground" einbiegen, auf dem wir einen Platz reserviert haben. An dem Schaukasten beim Eingang vergewissern wir uns, dass neben 'Platz 41' auch wirklich unser Name steht und sind restlos begeistert, nachdem wir rückwärts in unsere Stellplatzbucht rangiert haben. Direkt hinter unserer Hecktür verläuft ein Pfad durch Ginster- und Margeritenwiesen bis hinunter zum See.
Der Nachwuchs wartet schon  Die Plätze neben uns sind frei, erst auf dem übernächsten Platz steht ein Wohnanhänger. Leute bekommen wir – abgesehen vom zweimal täglich mit dem Jeep vorbeikommenden Ranger, der Feuerholz anbietet – während unseres Aufenthaltes dort nicht zu sehen. Dafür zwischen den Büschen und Gräsern auf 'unserer' Wiese haufenweise Kleinvögel, die unübersehbar mit dem Brutgeschäft beschäftigt sind.   White-Crowned Sparrow  (Zonotrichia leucophrys)  Dachsammer : White-Crowned Sparrow, Zonotrichia leucophrys, Dachsammer Misstrauisch beäugt  Maren bereitet ein schnelles Nudelessen auf dem Gasherd und nachdem wir satt sind, geht es hinunter an den kleinen See, der auf unserer Landzunge über einen Kanal mit dem weit größeren Buttle Lake verbunden ist. Hier schwimmen ein paar Kanadagänse, die sich unserem Näherkommen aber durch Wegpaddeln entziehen und ein Regenpfeifer hüpft und springt aufgeregt hin und her – auch er immer haarscharf an der Reichweite meines Teles. Aber er entkommt mir nicht...!   Killdeer  (Charadrius vociferus)  Keilschwanz-Regenpfeifer : Killdeer, Charadrius vociferus, Keilschwanz-Regenpfeifer Katarakte  Nur ein paar Kilometer weiter zum Ende des langgestreckten Buttle Lake hin befindet sich ein kleiner Wasserfall, von dem Maren irgendwo gelesen hat, obwohl er in unserem dicken "Reise Know-How" keine Erwähnung findet. Es ist nur leicht bewölkt und wir nutzen den Restnachmittag zu einem Ausflug dorthin. Durch ein etwas kahl geschlagenes Bergbaugebiet führt die Straße zu einem Parkplatz, von dem aus man über einen steilen Weg hinunter zum Fall und dem See gelangt. Der Pfad mündet an einem Aussichtspunkt auf Höhe des oberen Falls, über einen Abzweig kommen wir aber auf die felsigen Terrassen, über die der Fluß in mehreren Stufen bis zum See herunter gischtet. Myra Falls  Außer uns klettern lediglich ein paar junge Leute zwischen den Felsen herum und wir wundern uns, wie deren kleiner Hund es schafft, über steile Stufen den Anschluß an sein(e) Herrchen zu halten. : Myra Falls
Wildromantisch  Das ist Natur, wie wir sie mögen. Eine traumhafte Landschaft ohne Zäune und Begrenzungen, die die wenigen Besucher nur leise flüsternd staunen läßt und weit entfernt von jedem angesagten Halligalli ist, welches mitunter an Touristenmagneten aufgezogen wird. Auch wir setzen uns eine ganze Weile auf die sonnenwarmen Felsen und genießen das plätschernde Rauschen der "Myra Falls". Nationalblümchen  Auf dem Rückweg zum Auto passieren wir ganze Matten einer Pflanze, die uns bisher überall schon begegnet ist und die sich uns auch später in den anderen Landesteilen als allgegenwärtig präsentiert: Der hübsche Kanadische Hartriegel, der ob seiner Verbreitung glatt das Zeug für den Status einer 'Nationalpflanze' hat.  Leider wird die immer noch vom fernen Rauschen des Wasserfalls begleitete Ruhe unseres Anstiegs zum Parkplatz nun etwas von dem schrillen Geräusch einer Motorsäge beeinträchtigt, die in der Hand eines Rangers für die Beseitigung eines quer über den Weg gefallenen Baumstammes sorgt. Womit der Lärm entschuldigt ist ;-).   Bunchberry  (Cornus canadensis)  Kanadischer Hartriegel : Bunchberry, Cornus canadensis, Kanadischer Hartriegel Kaffepause  Etwas blauäugig halten wir kurz vor Erreichen des Campgrounds auf einem kleinen Rastplatz an, der den Beginn des "Flower Ridge Trails" markiert. Für eine kleine Wanderung hätten wir noch Zeit und wir fragen eine Gruppe junger Leute, die gerade im Begriff ist, nach dem Wechsel der Wanderschuhe zu leichterem Gehwerk ihre Fahrzeuge zu besteigen, nach der Beschaffenheit des Trails. Grinsend wird uns in breitestem Hochdeutsch geantwortet, ihre Gruppe sei gerade nach einer sechstündigen Wanderung zurückgekehrt, die sie noch nicht einmal bis ans Ende des Trails in den Höhen der umliegenden Bergwelt geführt hatte. Okaaaaay... wir wollen uns keine Blöße geben, bedanken uns mit der Erklärung, zumindest mal den Anfang des Aufstiegs in Augenschein nehmen zu wollen, klettern dann die nächsten 20 Minuten steil bergan, bis wir umkehren und uns vorm Betreten des Parkplatzes vergewissern, dass die jungen Leute auch wirklich weg sind. Uns fällt dann auch ein, dass wir noch leckere Apfelteilchen im Auto haben, deren Verzehr bei einer Tasse Kaffee in unserem Hintergarten auch kein schlechter Zeitvertreib ist... Gut verborgen  Diese Luftaufnahme zeigt die Landzunge, auf der sich der "Ralph River Campground" zwischen den Bäumen verbirgt. Wir stehen mit unserem Camper nahe der Spitze des in das grasige Vorland hineinragenden Waldstücks. Man ahnt sogar den Pfad, der aus den Bäumen kommend zwischen den vorgelagerten Büschen und der Margeritenwiese hindurch bis ans Wasser führt.  Wir befinden uns in einer touristisch relativ abgelegenen Gegend, in der eine Platzreservierung zu dieser Jahreszeit definitiv noch nicht nötig gewesen wäre. Lange hatten wir überlegt, ob wir es darauf ankommen lassen wollten, uns die Freiheit kurzfristiger Touränderung zu erhalten und 'nur' für den Beginn und das Ende der Reise buchungstechnische Vorsorge zu treffen. Die meisten Quellen – Reisebüro und Internet –  gaben Entwarnung: der große Run begänne erst mit Beginn der Urlaubssaison Anfang Juli. Bis dahin sei immer irgendwo was zu kriegen...
Zwischen Margeriten  Dann erfuhren wir von der Schließung des 700 Stellplätze umfassenden "Whistlers Campground" bei Jasper, der nach einem Großfeuer ganzjährig ausfiel und damit die Kapazität der nahegelegenen Alternativplätze voraussichtlich nachhaltig beeinträchtigte. Also sicherheitshalber schon mal Mount Robson, Jasper Gates und Wabasso vorab gebucht (was sich nachträglich als goldrichtig erwies!).   Oxeye Daisy  (Leucanthemum Vulgare)  Magerwiesen-Margerite : Oxeye Daisy, Leucanthemum Vulgare, Magerwiesen-Margerite Fleckspecht  Wir waren auf den Geschmack gekommen. Die meisten Plätze machen es einem leicht, online zu buchen. Die Staatlichen über 'BCParks' besonders bequem, die über 'AlbertaParks' etwas umständlicher. Dank Google erkundet man die Campgrounds und die besonders attraktiv erscheinenden Stellplätze lassen sich bei ausreichender Vorlaufzeit noch sicher reservieren. Bei den Privaten ist es ähnlich, allerdings behalten diese sich die Zuweisung eines spezifischen Stellplatzes bis zur Ankunft vor.  Das Foto ist 'nur' Doku. Besser war er nicht zu kriegen... :-/  Northern Flicker  (Colaptes auratus cafer)  Gold- od. Kupferspecht : Northern Flicker, Colaptes auratus cafer, Goldspecht, Kupferspecht Zimtelfe  Es kam, wie es kommen mußte: Die Reisestrecke stand Dank Marens unermüdlicher Vorausplanung eh fest, die zeitliche Gliederung auch und damit sprach nichts dagegen, ALLE geplanten Übernachtungsorte vorab zu reservieren. In den nächsten Wochen ergab sich also ein freundlich-fröhlicher Email-Verkehr, an dessen Ende wir bis auf einen Ort alles fest gebucht hatten. Im Nachhinein die beste Entscheidung, die wir getroffen haben. Zwar wäre auf vielen unserer Zielplätze auch ohne Reservierung noch Platz gewesen, ob wir aber unsere 'Wunschplätze' bekommen hätten...?  Unbeschwert von jeglichen Überlegungen bezüglich nächster Unterkünfte widme ich mich der Kolibrijagd, denn dieser kleine Kerl flitzt schon seit Stunden keck zwitschernd zwischen den Bäumen und Büschen rund um unsere Campingstühle herum und will sich einfach nicht erwischen lassen. Irgendwann fällt er dann doch meiner Hartnäckigkeit zum Opfer!   Rufous Hummingbird  (Selasphorus rufus)  male Rotrücken-Zimtelfe, Fuchskolibri : Rufous Hummingbird, Selasphorus rufus, Rotrücken-Zimtelfe, Fuchskolibri Maianthemum Sortiment  Noch eine letzte Bemerkung zu den Vorteilen einer Campingplatz-Vorreservierung: Man ist entspannt! Es startet sich ganz anders in den Tag, wenn man weiß: der Weg ist das Ziel. Man hält an, wo es schön ist, man geht unbeschwert auf Trails und Wanderungen und man muß nicht zusehen, bereits am Vormittag in Zielortnähe zu sein, um die abendliche Unterbringung abzusichern. Wir haben nicht nur einmal Campingplatzeinfahrten passiert, deren herausgehängtes 'Campground full'-Schild nichtreservierte Fahrzeuge fern hielt. Es ist einfach ein schönes Gefühl, stressfrei reisen zu können, ohne die Sorge, abends zwischen 8 und 10 Uhr händeringend nach irgendeinem freien Plätzchen suchen zu müssen.   oben links: False Lily of the Valley  (Maianthemum dilatatum)  Schattenblume  | oben rechts: Large False Solomon's Seal  (Maianthemum racemosum)  Duftsiegel unten links: Three-leaved False Solomon's Seal  (Maianthemum trifolium)  | unten rechts: Wild Lily of the Valley  (Maianthemum canadense)  Kanadische Schattenblume :  False Lily of the Valley, Maianthemum dilatatum, Schattenblume
Candystick  Wir sind aber immer noch am Ralph River, lassen die Seele baumeln und wollen heute kurze Abstecher in die Umgegend machen. Um diese Jahreszeit ist es nachts und morgens immer noch a****kalt und es kostet uns einige Überwindung, unter den flauschig-warmen Decken, mit denen unser Camper glücklicherweise ausgestattet ist, hervorzukriechen.   Candystick  (Allotropa virgata) : Candystick, Allotropa virgata Der Sitzsack  Auch am Ralph River gibt es zwar Frischwasser, aber keine Dumpstation, so dass wir froh sind, den Abwassertank noch im "Elk Falls CG" geleert zu haben. Das Frischwasser ist also kein Problem, zumal der Tank für 4x Duschen locker ausreicht. Damit ist das zweimalige, herrlich warme Duschen in der Nasszelle an zwei aufeinanderfolgenden Tagen sichergestellt. Nur der "Grauwassertank" setzt uns Grenzen. Mehr als den Wasserverbrauch zweier Tage faßt er nicht, spätestens dann müssen wir wieder dumpen.   Das soll uns heute aber noch nicht stören. Die strahlende Morgensonne wärmt langsam den Fahrzeuginnenraum und nach dem Frühstück brechen wir auf.   White-Crowned Sparrow  (Zonotrichia leucophrys)  Dachsammer : White-Crowned Sparrow , Zonotrichia leucophrys, Dachsammer Im Dickicht zu Hause  Wir starten am Parkplatz des "Karst Creek", dessen Verlauf durch ein wüst durcheindergewürfeltes Stein- und Geröllbett seinem Namen alle Ehre macht. Mehrfach kreuzen wir seinen Lauf auf einem malerischen Pfad, dessen teils exotischen Randbewuchs wir zwei, drei Bilder zuvor schon dokumentiert haben. Auch hier gibt es irgendwo einen kleinen Wasserfall (wo eigentlich nicht in Kanada??) und bald sind wir wieder an unserem Auto zurück, glücklicherweise vor der Ankunft einer laut kreischenden Gruppe von Touristen, die sich nach uns lautstark auf den Rundweg begibt. Noch einen zweiten Wanderweg gibt es ein Stück weiter die Uferstraße hoch. Der "Lupin Falls Trail" soll laut Infotafel 6 km lang sein, an dem besagten Lupinen Fall vorbeiführen und dann wieder am Ausgangspunkt münden. Wir stapfen los – diesmal ist der Weg beinahe 'barrierefrei' – erreichen den hübschen Wasserfall nach kurzer Zeit und sind, kaum 20 Minuten später, wieder an unserem Ausgangsort. Derartig kurze 6 km hatten wir noch nie...  Was soll's? Wir sind nicht zum Leistungssport hergekommen und entscheiden uns wieder für unseren Ginster- und Margeritengarten, wo ich auch endlich den seit zwei Tagen unablässig zwischen den dunklen Innenzweigen eines Baumes herumhüpfenden Waldsänger zu fassen kriege.   Macgillivray's Warbler  (Oporornis tolmiei)  Dickichtwaldsänger : Macgillivray's Warbler, Oporornis tolmiei, Dickichtwaldsänger Schwemmholzskulptur  Unaufhaltsam leeren sich die Kameraakkus, so dass ich mich heute abend der Stromerzeugung mittels des mitgebrachten Spannungskonverters widmen muß. Zuvor wollen wir aber noch Kaffee trinken und Maren stöpselt die Kaffeemaschine ganz in Gedanken in die 110 V-Steckdose des Campers, schaltet ein... und die Kaffeemaschine legt los! Zuerst merken wir nichts, aber nach kurzer Zeit springt unter der hinteren Sitzbank unüberhörbar ein Ventilator an, mit kurzen Ausschaltintervallen in den nächsten Minuten. Wir sehen uns ratlos an. Was ist das? Ich klappe die Sitzbank hoch, wo ein länglicher, mit dicken Stromkabeln verbundener Metallkasten installiert ist. Hierher kommt das Ventilatorgeräusch – und eh ich realisiere, dass wir soeben mit dem eingebauten Spannungskonverter den Kaffee aufgebrüht haben, ist die Kaffeemaschine auch schon fertig.
Sichergestellt  Zwar hatte man uns bei der Einweisung erzählt, es gebe einen zusätzlichen, benzinbetriebenen Stromgenerator, der im Notfall 110 V generieren würde, um z.B. die Heizung oder die Klimaanlage im Stand zu betreiben, die Nutzung sei aber nachträglich kostenpflichtig und der Spritverbrauch sei auch nicht ohne. Von einem Spannungskonverter, der Batteriestrom hochtransformieren könne, war nie die Rede und mit der Versorgung der Kaffeemaschine oder eines Föhns wäre die Batterie auf Dauer auch überstrapaziert worden – die Versorgung meiner anspruchslosen Akkuladegeräte war damit aber plötzlich (sogar ohne Lüfterkühlung) auch auf stromlosen Campingplätzen auf höchst elegante Art sichergestellt worden. Mein kleiner, mitgebrachter Konverter sollte fortan nie zum Einsatz kommen...  Während die ersten Akkus laden, wandern wir noch ein letztes Mal zum See, fotografieren mit der letzten Batterie eine malerische Schwemmholzansammlung und stellen diesen kleinen Tyrannen fürs Fotoalbum sicher.  Dusky Flycatcher  (Empidonax oberholseri)  Buschland-Schnäppertyrann : Dusky Flycatcher, Empidonax oberholseri, Buschland-Schnäppertyrann So kann's bleiben!  Der erste Satz von zwei Kamerabatterien und einem Videoakku ist bald wieder voll. Wir sitzen immer noch draußen auf unseren Klappstühlen, umgeben von der fast unnatürlichen Stille des nahezu menschenleeren Campingplatzes und genießen bei einem Glas Wein eine wundervolle Abendstimmung mit orangeroten Sonnenuntergangswolken.  Morgen geht's zurück an die Küste und unser Vancouver Island Aufenthalt nähert sich dem Ende. Paradise Meadows  Leider hat sich das Wetterversprechen vom Vorabend nicht eingelöst und der heutige Morgen erwartet uns mit dichten grauen Wolken. Wir haben lediglich die Fahrt zur Küste geplant und sind deshalb offen für Unterbrechungen auf diesem Weg.  Das Skigebiet des Mt. Washington bietet sich an, welches statt Skivergnügen zu dieser Jahreszeit blühende Alpinwiesen verspricht. Obwohl sich der Berg auf halber Luftlinie in nur 22 km Entfernung zwischen uns und der Küste befindet, führt keine direkte Straße dorthin und wir müssen in weitem Bogen zurück – fast bis an unser Tagesziel, denn nur von dort steigt eine Stichstraße hoch in die Bergwelt – insgesamt 135 km! Kältefest  Als wir auf 1200 m den Parkplatz an der Talstation der Skilifte erreichen, regnet es wieder leicht und es ist alles andere als einladendes Wetter. Die "Paradise Meadows", ein von Seen durchzogenes, sumpfiges Hochmoor werden auf guten, rollstuhlgeeigneten – pardon, barrierefreien! – Wegen zugänglich gemacht, spätestens dann aber, wenn der Weg über zwei, drei Stufen in einen Bohlenpfad übergeht, ist's mit der Barrierefreiheit vorbei.   oben links: Round-leaved Violet  (Viola orbiculata)  | oben rechts: Globeflower  (Trollius albiflorus)  Trollblume  unten links: White Mountain Marsh-marigold  (Caltha leptosepala var. leptosepala)  Mariegold | unten rechts: Jeffrey's Shooting Star  (Dodecatheon jeffreyi)  Jeffreys Götterblume, Sternschnuppenblume :  White Mountain Marsh-marigold, Caltha leptosepala,  Mariegold
Bergfisch  Zwischen den Stromschnellen des kleinen Flüßchen stehen Bachforellen bewegungslos in der Strömung und aus dem Unterholz leuchten uns bunte Frühlingsblüten entgegen, die den grauen Tag gleich viel freundlicher erscheinen lassen.   Brown Trout  (Salmo trutta)  Bachforelle : Brown Trout, Salmo trutta, Bachforelle Mt. Washington  An schattigen Stellen zwischen den Bäumen halten sich noch hartnäckige Schneeplacken, die so verharscht sind, dass auch der fisselige Regen sie nicht aufzulösen vermag. Wir haben unsere Kameras unter mitgenommenen Einkaufsplastiktüten versteckt und holen sie nur für schnelle Schnappschüsse hervor, die Objektive mit der Hand gegen den windgetriebenen Regen abschirmend. Sumpfblüten  Trotzdem hat diese Landschaft was Faszinierendes und wir halten uns gute zwei Stunden hier auf. Die Vegetation wechselt je nach Standort und an besonders sumpfigen Stellen wachsen Schachtelhalm und Scheinkalla.   links: Common Horsetail  (Equisetum arvense)  Ackerschachtelhalm jg. Triebe | oben Mitte: Pink Mountain-heather  (Phyllodoce empetriformis)  Rosa Bergheide, Moosheide  unten Mitte: Western Bog-laurel  (Kalmia microphylla)  Alpen- oder Moorlorbeer | rechts: Skunk Cabbage  (Lysichiton americanus)  Scheinkalla :  Pink Mountain-heather , Phyllodoce empetriformis, Rosa Bergheide, Moosheide Flechtenscheitel  Vorbei an Bäumen, deren Flechtenbewuchs der kräftige Wind an den Stämmen gescheitelt hat, erreichen wir wieder den Parkplatz und stärken uns mit den letzten beiden Snickers. Zeit, mal wieder einen Supermarkt aufzusuchen, denn auch unser Brot geht zur Neige.
Unter Beobachtung  Wir entern den "Real Canadian Superstore" in Comox und kaufen diszipliniert bis auf eine ungeplante Melone nur das ein, was wir auf unserem Einkaufszettel vermerkt haben. Das ist nicht ganz einfach, denn ein zwei lange Gangreihen umfassendes Sortiment vielfältiger Sweets lädt ständig zum Sündigen ein. Zu unserem größten Erstaunen finden wir auch hier abgepacktes 'Organic' Schwarz- und Graubrot, hergestellt von "Dimpflmeier Bakery", deren Gründer, Alfons Dimpflmeier, seine 'rare skills' deutscher Tradition seit 1957 in Kanada pflegt.  Als wir am frühen Nachmittag auf dem privaten "Cape Lazo Campground" einchecken, scheint die Sonne wieder vom blauen Himmel. Wir unternehmen einen langen Strandspaziergang, kämpfen mit dem schlüpfrigen Sandboden, der ein Vorankommen erschwert und entledigen uns bald unserer Sweatshirts in der zunehmenden Wärme, dabei interessiert von einem Weißkopfseeadler beäugt.   Bald Eagle  (Haliaeetus leucocephalus)  Weißkopfseeadler : Bald Eagle, Haliaeetus leucocephalus, Weißkopfseeadler Mermaid Cove  Wir stehen um 3:45 Uhr auf, parken ab 5 Uhr an dem Fähranleger und sind pünktlich um 6 Uhr an Bord, um aufs Festland überzusetzen. Zuvor hatten wir noch gedumpt und Dank eines relativ kräftigen WLAN-Netzes gelang es Maren endlich, ein stabiles Skype-Gespräch zu ihrer Mutter aufzubauen. Zum Essen hatte es nicht mehr gereicht und so stellen wir uns wagemutig in die Schlange der hungrigen Trucker, die sich in der Pantry der Fähre ein kräftiges Frühstück aus Eiern, Kartoffeln, Würstchen, Speck und Gemüse zusammenstellen lassen. Es gibt auch Porridge und Toast. Glücklicherweise gelingt es uns auch ohne größere Blamage, ebenfalls Scrambled Eggs, Potatoes and Ham zu ordern. Zusammen mit dem Kaffee und etwas Cola summiert sich das Ganze dann mal schnell auf schlappe 30 $... Um 8:30 Uhr legen wir in Powell River an der "Sunshine Coast" an, die ihrem Namen aber keine Ehre macht, denn es ist stark bedeckt. Wir wollen um 9:25 Uhr in Saltery Bay schon die nächste Fähre über das Jervis Inlet erreichen und machen uns zügig auf die nur etwa 30 km lange Strecke. Wir kommen gut voran, haben sogar noch Zeit für einen Spaziergang auf dem "Mermaid Trail", der uns in eine hübsche, kleine Bucht führt, und beobachten dort einen Seehund, der gelegentlich seinen Kopf aus dem Wasser hebt. : Mermaid Cove Jervis Inlet  Trotz der kleinen Exkursion sind wir um 9 Uhr rechtzeitig am zweiten Fähranleger dieses Morgens. Auch hier geht das Boarden Dank der bereits gebuchten und bezahlten Voucher problemlos vonstatten und wenig später schippern wir auf der gut einstündigen Überfahrt durch eine abwechslungsreiche Inselwelt. Über unserem Ziel hängen zwar noch tiefe Wolken, über uns reißt die Wolkendecke aber schon ab und zu auf und betupft die grünen Inseln mit vereinzelten Sonnenstrahlen. Anleger in Sicht  Wir nähern uns "Earls Cove", genießen die immer sonniger werdende Überfahrt, sind aber auf dem Sonnendeck seit geraumer Zeit leicht genervt von dem unten links parkenden Wohnmobil. Erst hatte es ewig gedauert, bis der dazugehörige Mieter überhaupt realisiert hatte, dass es sein Fahrzeug war, welches das leichte Schaukeln der Fähre mit einem Daueralarm quittierte. Dann hatte er diesen zwar abgestellt, konnte aber nicht verhindern, dass die nächste Welle das Spielchen von Neuem startete. Irgendwie tat einem der arme Mann leid und man konnte seine Erleichterung nachempfinden, als er in Earls Cove endlich von Bord fahren durfte ;-).
Teichrose  Es ist noch früh am Vormittag und bis zu unserem nächsten Quartier am Sechelt Inlet sind es nur 65 km. Zu den Orten, die zu den attraktivsten entlang dieses Küstenabschnittes zählen, gehört die Halfmoon Bay mit dem "Smuggler Cove Marine Provincial Park". Man erreicht ihn über eine kurze Stichstraße, die vom Sunshine Coast Highway kommend an einem engen Parkplatz endet, auf dem wir mit Glück unseren Camper auf dem letzten freien Platz unterbringen.   Rocky Mountain Pond-lily  (Nuphar polysepala)  Indianer Teichrose : Rocky Mountain Pond-lily, Nuphar polysepala,<br>Indianer Teichrose Spiegelbildlich  Schon nach wenigen Metern durch dichten Wald öffnet sich das Gelände zu einem weitläufigen Sumpfgebiet, in dessen stehenden Wasserflächen sich Unmengen abgestorbener Bäume spiegeln. Über diese Tümpel- und Seenlandschaft führen Bohlenstege, von denen man Wasserpflanzen, Enten, Taucher und Singvögel beobachten kann. Auch Biber dürften hier zu Hause sein, die sich aber tagsüber bei dem großen Besucherandrang nicht sehen lassen. Der eine schwitzt, der andere nicht...  Entsprechend der Vielzahl verrottender Bäume sind auch die parasitären Nutznießer nicht weit und viele Stämme sind besetzt von bunten Baumpilzen, deren Identifikation gar nicht so einfach ist, weil sich unter den verschiedensten Erscheinungsbildern häufig Variationen der gleichen Art verbergen.   oben links: ? mglw.  Fomitopsis pinicola  od.  Ganoderma applanatum  | oben rechts: ? mglw.  Fomitopsis pinicola  od.  Ganoderma applanatum   unten links: Red-belted Conk Mushroom  (Fomitopsis pinicola)  Rotrandiger Baumschwamm | unten rechts: Oyster Mushroom  (Pleurotus ostreatus)  Austern(baum)pilz : Red-belted Conk Mushroom, Fomitopsis pinicola, Rotrandiger Baumschwamm Stolzer Sperling  Gemäß den Bestimmungstafeln, welche in Abständen neben dem Weg befestigt sind, beherbergt dieses spezielle Biotop eine große Menge verschiedener Spezies. Wie immer hat man leider nur einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung und so beschränkt sich die fotografische 'Ausbeute' auf nur wenige Vertreter der hiesigen Vielfalt. Trotzdem – vergleicht man die Exotik dessen, was man hier zu sehen kriegt, mit der Ausgestorbenheit vergleichbarer heimischer Biotope, merkt man erst, wieviel bei uns trotz ähnlicher klimatischer Bedingungen nicht mehr anzutreffen ist.   Spotted Towhee  (Pipilo maculatus)  male Grundammer : Spotted Towhee, Pipilo maculatus, Grundammer
Vielfalt zwischen totem Holz  Noch ist es ein ganzes Stückchen hin bis zu den Aussichtspunkten an der felsigen Küste. Doch immer wieder verweilt man auf dem über 4 km langen 'Loop-Trail', weil man meinte, gerade einen interessanten Vogel oder eine hübsche Libelle vorbeifliegen gesehen zu haben... Rotbäckchen  Es raschelt neben uns im Laub und überrascht entdecken wir eine auffällig gefärbte Strumpfbandnatter, die, während ich noch nervös mit der Kamera hantiere, mal über das Laub gleitet, mal unter ihm verschwindet. Endlich bin ich schußbereit und warte nur noch darauf, dass die Schlange sich in eine fotogenere Pose begibt, was sie dankenswerterweise auch bald tut. Ganz selten scheinen die gelbschwarzen Nattern hier nicht zu sein, denn späterhin sichtet Maren zwei weitere Exemplare neben dem Weg.   Common Garter Snake  (Thamnophis sirtalis)  Gewöhnliche Strumpfbandnatter : Common Garter Snake, Thamnophis sirtalis, Gewöhnliche Strumpfbandnatter Indigniert  Weiß Gott nicht exotisch, sondern eher alltäglich ist diese Rotbauchunke, sorry: Rotbauchdrossel, sie guckt mich aber so streng und vorwurfsvoll an, dass ich überlege, womit ich sie verärgert haben könnte :-(  (Vielleicht hat sie ihren Spitznamen mitgekriegt...?)   American Robin  (Turdus migratorius)  Wanderdrossel : American Robin, Turdus migratorius, Wanderdrossel Wer findet die Gänse?  Wir sind vom Hauptweg abgewichen auf einen Seitenpfad direkt ans steinige Ufer einer versteckten Bucht. Kein Mensch ist uns hierhin gefolgt und ich beschließe, mir mal die beiden Kanadagänse näher anzusehen, die auf einem flachen Felsstück Siesta machen.
Zausel  Als ornithologische Laien erstaunt uns die verblüffende Vielfalt an Ammern und Sperlingsvögeln in Kanada. Sechs oder sieben der meist unauffällig und schlicht gefärbten Arten haben wir alleine in nur vier Wochen gesehen – während daheim der Hausspatz selten geworden und der Feldspatz fast ausgestorben ist. Hier wird hingegen fleißig gefüttert, so dass den vielen kleinen Spatzen hoffentlich noch ein langes Dasein beschieden ist.   Song Sparrow  (Melospiza melodia)  Singammer : Song Sparrow, Melospiza melodia, Singammer Nachname: Darner; Vorname ?  Hier ist DAS Biotop für Libellen. Mehrere große Exemplare surren auf der Jagd über den sumpfigen Wasserflächen hin und her. Endlich bekomme ich auch mal eine im Flug zu fassen, die vermeintlich einfache Idenfikation bei einer so dezidierten Zeichnung entpuppt sich aber als ausgesprochen schwierig. Unter den ca. 13 verschiedenen "Darner"-Arten will so keine richtig passen. Ich geb's auf...   nicht ganz eindeutig: California Darner  (Rhionaeschna californica)  ? : California Darner, Rhionaeschna californica Lebt dicht am Wasser  Ähnlich schwierig ist die Identifikation bei diesem im Vergleich zur "Gewöhnlichen Strumpfbandnatter" etwas größeren, aber wahrscheinlich immer noch juvenilen Exemplar einer Natter. Diese türkis-graugrün-schwarze Färbung ist eigentlich nur bei jungen Küsten-Strumpfbandnattern anzutreffen, deren beschriebener Lebensraum sich mit diesem Ort – nur ein paar Meter von der Wasserlinie entfernt – perfekt deckt.   Western Terrestrial Garter Snake  (Thamnophis elegans terrestris)  Westliche Küsten-Strumpfbandnatter : Western Terrestrial Garter Snake, Thamnophis elegans terrestris, Westliche Küsten-Strumpfbandnatter Versteckte Buchten  Wir können uns nur schwer wieder von dieser lauschigen, menschenleeren Bucht trennen, machen uns aber wieder auf den Weg zum Haupttrail, denn die legendäre "Smuggler Cove" haben wir noch nicht gesehen.
Monadenia fidelis  Die Hörnchen sind zu schnell im Unterholz verschwunden, um sie genauer in Augenschein nehmen zu können. Dies gelingt der typischen Küstenschnecke allerdings nicht, obwohl sie sich, bevor die Kamera ausgerichtet war, auch schon halb in ihr Haus zurückgezogen hatte.   Pacific Sideband  (Monadenia fidelis) : Pacific Sideband, Monadenia fidelis Umschlagplatz  Schließlich erreichen wir "Smuggler Cove", eine verwinkelte, mit vielen kleinen Inseln gesprenkelte Bucht mit nur engen Einfahrtspassagen, der man die heimlichen Aktivitäten früherer Zeiten förmlich ansieht. Zurück geht die Bezeichnung auf den ehedem für die Konföderierten im amerikanischen Bürgerkrieg kämpfenden Larry Kelly, der gegen Ende des Neunzehnten Jahrhunderts hier einen einträglichen Menschenschmuggel betrieb. Für jeweils 100 $ beförderte er nach dem Ende des kanadischen Eisenbahnbaus arbeitslos gewordene chinesische Arbeiter über den Seeweg nach den USA. Dazu soll er die migrationswilligen Chinesen recht brutal an ein großes Stück Gußeisen gefesselt haben, um sie bei drohender Entdeckung durch die amerikanische Küstenwache schnell und unauffällig über Bord befördern zu können. O tempora, o mores... Smuggler Cove  Heute legen in der malerischen Bucht höchstens noch Freizeitskipper an, die aber alle benötigten Utensilien an Bord vorrätig haben müssen, da der Liegeplatz keinerlei Infrastruktur bietet. : Smuggler Cove Wo der "Arbutus" wächst  Noch einmal soll es in den 1920er Jahren während der amerikanischen Prohibition zu schmugglerischen Aktivitäten gekommen sein. Heute sorgt nur noch die landschaftliche Schönheit für einen kontinuierlichen Besucherstrom, der aber wegen des nur kleinen Parkplatzes nie Überhand nimmt. Zudem verlaufen sich die Besucher in dem weiträumigen Gelände schnell.  Bemerkenswert sind die hier zahlreich anzutreffenden, immergrünen "Arbutus Trees" (Erdbeerbäume), deren glatte, rötliche Rinde im Spätsommer aufplatzt, sich schält, danach abfällt und dabei das weiche, darunterliegende Holz entblößt. Sie wachsen nur auf sehr trockenen, felsigen Böden, nie weiter als acht Kilometer von den Wellen des Pazifiks entfernt.
Proteine!  Der Rotflügelstärling vom Weir's Beach, den wir an unserem ersten Tag beim Naschen am Pompesel abgelichtet hatten, war offensichtlich noch auf Pflanzenkostdiät, dieser hingegen scheint der verstärkten Nachfrage nach Proteinen Rechnung zu tragen, denn um die hungrige Brut groß zu kriegen, braucht es ordentlich 'Power'.   Red-winged Blackbird  (Agelaius phoeniceus)  Rotflügelstärling : Red-winged Blackbird, Agelaius phoeniceu, Rotflügelstärling Wegbegleiter  Wir befinden uns wieder auf dem Rückweg zum Parkplatz. Fast 3 Stunden haben wir uns auf unserem Rundweg Zeit gelassen. Dass das in großen Bereichen offene und sumpfige Gelände nicht nur einer Menge Tieren Lebensraum bietet, dokumentieren die überall aus dem Unterholz leuchtenden Frühlingsblüten, von denen hier einige typische zusammengestellt sind.   oben links: Yellowdot Saxifrage  (Saxifraga bronchialis)  Gelbpunkt-Steinbrech | oben rechts: Tufted Loosestrife  (Lysimachia thyrsiflora)  Straußblütiger Gilbweiderich  unten links: Crown Brodiaea  (Brodiaea coronaria)  | unten rechts: Sea-Milkwort  (Glaux maritima ssp. obtusifolia)  Strand-Milchkraut : Yellowdot Saxifrage, Saxifraga bronchialis, Gelbpunkt-Steinbrech Haarsträubend  Ein paar Meter neben dem Bohlensteg streiten sich ein paar Jungenten lautstark und liefern sich auf dem Wasser – da noch nicht flügge – einige rasante Beschleunigungsrennen. Die Eltern sitzen abgeklärt daneben auf einer Grasinsel und putzen sich unbeeindruckt das Gefieder. Neben uns haben sich zwei Damen gleichfalls zur Beobachtung eingefunden und fragen uns ob unserer fotografischen Aktivitäten bald darauf, ob wir denn auch die "Hooded Merganser" gesehen hätten, die gleich auf dem ersten Teich nach dem Parkplatz umherschwämmen? Hatten wir nicht! Und da 'Merganser' allemal interessanter sind als 'nur' Stockenten, die wir schon von Zuhause zur Genüge kennen ;-), suchen wir den Teich diesmal besonders ab, als wir ihn passieren. Es dauert lange, bis wir zwei der Taucher samt Küken im hintersten, von dunklen Bäumen überschatteten Teil des Tümpels entdecken. Leider beschränkt mich mein nicht sehr lichtstarkes Tele auf nur zwei verwertbare Aufnahmen – ohne Küken! Immerhin...   Hooded Merganser  (Lophodytes cucullatus)  Kappensäger : Hooded Merganser, Lophodytes cucullatus, Kappensäger Porpoise Bay  Unser heutiger Übernachtungsplatz befindet sich an der Porpoise Bay, dem südlichen Teil des Sechelt Inlet, ein Meeresarm, der sich vom Jervis Inlet kommend weit ins Inland ausdehnt. Wieder stehen wir, wie so oft auf den staatlichen Plätzen, unter hohen Bäumen, umgeben von grüner Natur in großzügigem Abstand zum nächsten Nachbarn. Das ist der Vorteil, wenn dem Betreiber die ganze Fläche eines Provincial Parks zur Verfügung steht. Den kommerziell betriebenen privaten Grounds hingegen merkt man an, dass sie den begrenzten Flächen eine maximale Kapazität abringen müssen, was häufig in engen, wenig naturnahen, aber immerhin mit Wasser, Strom und Dumpanschluß ausgestatteten Stellplätzen resultiert. : Porpoise Bay
Elegant  Der Campground öffnet sich zu einem weitläufigen Uferbereich, vom Wasserflugplatz der Stadt Sechelt starten und landen Wasserflugzeuge im Umschichtbetrieb und durch die Büsche des grasbewachsenen Strandes toben bunte Seidenschwänze.   Cedar Waxwing  (Bombycilla cedrorum)  Zedernseidenschwanz : Cedar Waxwing, Bombycilla cedrorum, Zedernseidenschwanz Fast schon peinlich  Wir haben im Laufe der Reise unserem foto- und videografischen Jagdtrieb gefrönt und sind nachträglich immer noch erstaunt, wieviel 'Wildlife' wir im Laufe von nur 4 Wochen haben entdecken dürfen. Etwas vernachlässigt haben wir dabei die offensichtlich immer und überall anzutreffenden Spezies: "...die kriegen wir auch später noch zu fassen!".  Bis man dann zu Hause zähneknirschend feststellt, einige Arten zu lange ignoriert zu haben. Dazu gehört die allgegenwärtige Kanadagans (die sich ja mittlerweile auch bei uns eingebürgert hat), bei der einem als Doku dann bloß noch dieser qualitativ minderwertige Ausschnitt eines weit entfernten, einzelnen Schwarmtieres bleibt... :-/   Canada Goose   (Branta canadensis)  Kanadagans : Canada Goose, Branta canadensis, Kanadagans Ein Herz für Seepocken  Obwohl der südlichste Zipfel der Porpoise Bay nur ca. einen Kilometer von der Trail Bay der Georgia Strait entfernt ist, gibt es hier keine direkte Verbindung der Wasserflächen – auf der Landbrücke liegt die Stadt Sechelt. Erst weit nördlich im Inland mündet der Sechelt Inlet in den Jervis Inlet – jenen Wasserarm, den wir am Morgen noch mit der Fähre überquert hatten. Trotz der weiten Entfernung zum offenen Meer gibt es in der Porpoise Bay aber immer noch einen geringen Tidenhub und auch die allgegenwärtigen Muschelschalen zeugen von der maritimen Verbindung. Übernommen  Wir bummeln am Strand. Außer uns sind nur noch zwei spielende Kinder da und weit draußen über der Bay ein unermüdlich kreisender Weißkopfseeadler. Direkt an der Wasserkante ist eine große Beringmöwe seit bestimmt einer Viertelstunde damit beschäftigt, einen Seestern herunterzuwürgen. Sie scheint nicht zu realisieren, dass sie sich damit ein wenig übernommen hat, denn der Seestern ist offensichtlich schon seit längerem verschieden und in dieser gekrümmten Form steinhart vertrocknet. Immer wieder tunkt die Möwe ihre 'Beute' in das Uferwasser – sie wird aber partout nicht weicher. Wahrscheinlich kaut sie heute noch drauf rum... ;-)   Glaucous-winged Gull  (Larus glaucescens)  Beringmöwe : Glaucous-winged Gull, Larus glaucescens, Beringmöwe
Die müssen doch zu ärgern sein...  War ein langer und ereignisreicher Tag heute und vorbei an einer Jungmöwe, die eine Gruppe von drei friedlich dösenden Gänsesägern 'aufmischt', geht's zurück zu unserem Stellplatz unter den Bäumen. Nach dem Abendbrot lese ich noch ein bißchen und Maren führt Reisetagebuch. Soviel 'action' und all das Neue fordern ihren Tribut – während man zu Hause erst spät am Abend ins Bett kommt, fallen einem hier schon spätestens um 21:30 Uhr die Klüsen zu.   Common Merganser  (Mergus merganser americanus)  Gänsesäger : Common Merganser, Mergus merganser americanus, Gänsesäger Gleich geht's los!  Der nächste Morgen beschert uns fantastisches "Sunshine Coast"-Wetter und nach einer kurzen Strecke von 30 km sind wir am Fähranleger Langdale, von dem wir um 11 Uhr zu unserer vorerst letzten Fähretappe über den Central Howe Sound ablegen. Wieder führt uns der Weg durch eine schöne Inselwelt hindurch und nach einer dreiviertelstündigen Überfahrt erreichen wir die Horseshoe Bay an Vancouvers westlichstem Ende. Zwischen Inseln  Vancouver als Stadt reizt uns immer noch nicht, so dass wir nach dem Verlassen der Fähre sogleich auf die 99, den "Sea to Sky Highway" nach Norden abbiegen. Bei nächster Gelegenheit halten wir nochmals an, um die Navigation und vor allem unseren Kühlschrank wieder zu starten, dessen Gasversorgung wir – wie bei jeder Fährpassage – vorübergehend unterbrechen mußten. Doch das Ding treibt uns wieder einmal zum Wahnsinn! Im Prinzip gibt es eine sehr sinnige Zündvorrichtung, mittels derer man den Gasbrenner per Knopfdruck durch einen piezoelektrischen Funken wieder zündet – nur in der Praxis funktioniert dies bei unseren Auto immer erst frühestens nach gefühlten hundert Versuchen. Da unser Gasverbrauch sehr moderat ist, beschließen wir, die Brennerflamme fortan nicht mehr zu löschen und den Kühlschrank nur noch mit Propan zu betreiben – auch wenn man auf privaten Campgrounds bei externer Stromversorgung den Kühlschrank eigentlich auf 'elektrisch' umstellen könnte. Stawamus Chief  Die nächsten knapp 50 km fahren wir auf dem vierspurig ausgebauten Sea to Sky Highway Richtung Squamish, linker Hand begleitet von einer fantastischen Aussicht auf die gegenüberliegende Bergsilhouette und den Wassern des Howe Sounds dazwischen. Wir halten am brechend vollen Parkplatz des Shannon Falls Provincial Parks, wo wir erst nach Absprache mit einem abfahrbereiten Ehepaar, in lauernder Wartestellung und mit Marens vorsorglicher Blockade des gerade frei werdenden Stellplatzes rückwärts einparken können. Wir folgen den Massen auf den Weg zum Wasserfall und werden zuerst mit einen tollen Blick auf den ersten und zweiten Gipfel des "Stawamus Chief" belohnt. : Stawamus Chief
Nur die obersten Meter...  Rechter Hand glitzern die Shannon Falls, mit einer Gesamthöhe von 335 Metern die dritthöchsten Wasserfälle British Columbias. Den knapp 200 m hohen, über mehrere Stufen stürzenden Hauptfall kann man zwar von einigen Standpunkten noch übersehen, die im strahlenden Gegenlicht schwierige fotografische Erfassung beschränke ich aber lieber auf den tosenden, oberen Teil. Sea to Sky Gondola  Ein Stückchen weiter die Straße entlang wartet mit der "Sea to Sky Gondola" die nächste Attraktion. Wir beschließen, unseren mühsam erkämpften Parkplatz so schnell nicht wieder zu räumen und folgen zu Fuß dem 1 km langen "Connectors Trail" durch den Wald zur Talstation der Seilbahn. Ein paar Meter weg vom Wasserfall sind wir schon wieder völlig allein und als wir nach einer Viertelstunde am großen Parkplatz der Talstation ankommen, staunen wir über nur wenig belegte Stellplätze. Hier hätten wir's einfacher gehabt mit dem Parken...  Wir reihen uns in die nur kurze Schlange an der Kasse ein und sitzen nach wenigen Minuten – nur zu zweit (!) –  in einer der geräumigen Gondeln. Die Fahrt zur 885 m hoch gelegenen Summit Lodge ist fantastisch und man weiß kaum, in welcher Richtung man zuerst die Aussicht genießen will. : Sea to Sky Gondola Selfie Bridge  Nur relativ leicht für Meereshöhenniveau gekleidet, macht Maren sich Sorgen, auf dem Gipfel frieren müssen, stellt beim Aussteigen aus der Gondel aber fest, dass bei warmem Sonnenschein und Windstille die Jacke im Auto doch gut aufgehoben ist.  Es ist einiger Betrieb an der Bergstation, das Restaurant ist gut besetzt und verschiedene Panorama Trails laden zu einem Spaziergang ein. Auch wir starten mit der 90 m langen "Sky Pilot Suspension Bridge" zur "Spirit Viewing Platform" und sind – glaube ich – die Einzigen, die kein Selfie vor dem Hintergrund der beeindruckenden Aussicht auf die Bergwelt am Howe Sound machen. Der "Panorama Trail" macht seinem Namen alle Ehre und immer wieder verweilen wir, begeistert von den tollen Motiven, bis wir schließlich den "Chief Overlook Viewpoint" erreichen. Chief Overlook Viewpoint  Den Blick von hier oben auf das gescheckte Grün des Howe Sounds, die drei Gipfel des "Stawamus Chief" und den Ort Squamish kann man nur mit einem Breitwandbild ausreichend würdigen. Der als Naturdenkmal geschützte Granitmonolith gilt mit den drei von Süden nach Norden angeordneten Gipfeln mit 602, 655 und 702 Metern Höhe als der zweithöchste Gesteinsmonolith weltweit. Er ist benannt nach einer Ansiedlung der First Nations an seinem Fuß  (Sta-a-mus)  und hat für die indianischen Ureinwohner eine große spirituelle Bedeutung; für die mehr weltlich und sportlich orientierten Weißen gilt er hingegen als anspruchsvoller Kletterfelsen.  Wir lösen uns von dem spektakulären Anblick, wandern langsam zur Bergstation zurück und gönnen uns vor der Gondelabfahrt in der Lodge noch 2 Sandwiches, 2 Colas und zwei Magnums – für gleichfalls spektakuläre 30 $! Was soll's – man ist nur einmal hier...
Spitzohr Hörnchen  Den Abend beschließen wir auf dem Campground des "Alice Lake Provincial Park", den wir ohne Reservierung nicht hätten nutzen können, da er von mehrheitlich einheimischen Gästen vollständig belegt ist. Von unserem Abstecher an die von zahlreichen Familien frequentierte Badestelle des Alice Lake und unserem von Abendsonne beschienenen Rundweg um den Stump Lake ist eigentlich nur das eher seltene "Douglas-Hörnchen" erwähnenswert, welches im dunklen Unterholz des Seeufers knabberte.   Douglas Squirrel  (Tamiasciurus douglasii)  Douglas-Hörnchen : Douglas Squirrel, Tamiasciurus douglasii, Douglas-Hörnchen Schauinsland  Da wir rechtschaffen müde waren, pulen wir uns am nächsten Morgen auch erst um 7 Uhr aus den Federn – für unsere Verhältnisse recht spät. Nach einem ausgiebigen Frühstück und ordentlich Kaffee sind wir schon bald wieder auf dem HWY 99, dem wir heute bis nach Lillooet folgen wollen. Bereits nach 45 km halten wir aber schon wieder auf dem Parkplatz des "Brandywine Falls Provincial Parks". Ein kurzer Spazierweg führt durch lichten Wald zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man einen schönen Blick auf den Brandywine Creek und den halb trocken gefallenen Daisy Lake hat. Brandywine  Die 66 m hohen "Brandywine Falls" stürzen über die Kante eines von vier Basaltschichten umgebenen Beckens, Überbleibsel 34000 Jahre alter Lavaströme, die Teil des sogenannten Garibaldi Volcanic Belt sind. Der Legende nach erhielt der Fall seinen Namen aufgrund einer Wette zwischen zwei Landvermessern, die um den Preis einer Flasche Brandy über die richtige Höhe des Wasserfalls stritten. Wer den Preis gewonnen hat, ist nicht überliefert... Das Kleinste von allen  Die relativ dünn besiedelte Gegend zwischen der Sunshine Coast und den weiter landeinwärts liegenden Coast Mountains ist ehemaliges Siedlungs- und Jagdgebiet der First Nations. Gekennzeichnet ist diese Klimazone durch den vorherrschenden gemäßigten Regenwald, der sich durch eine spezifische Tier- und Pflanzenwelt auszeichnet, zu der u.a. auch dieses entzückende kleine Streifenhörnchen gehört.   Least Chipmunk  (Neotamias  minimus)  Kleines Streifenhörnchen : Least Chipmunk, Neotamias  minimus, Kleines Streifenhörnchen
Blütenreich  Wir können um diese Jahreszeit zwar nicht Zeugen der sicherlich reizvollen Rückkehr der Lachse im Spätsommer werden, mit womöglich spektakulären Fotos von fischfangenden Bären. Dafür entschädigt uns der beginnende kanadische Frühling mit einer geradezu überwältigenden Anzahl an unterschiedlichen Blütenpflanzen, die uns wieder einmal deutlich machen, wie viele dieser ehedem auch bei uns heimisch gewesenen Pflanzen der dichten Besiedlung und der exzessiven landwirtschaftlichen Nutzung zum Opfer gefallen sind.   oben links: Orange-red King Devil  (Hieracium aurantiacum)  Orangerotes Habichtskraut | oben rechts: Blue Columbine  (Aquilegia brevistyla)  Blaue Akelei  unten links: Common Flax  (Linum usitatissimum)  Flachs | unten rechts: Mountain Blue-eyed-grass  (Sisyrinchium montanum) : Orange-red King Devil, Hieracium aurantiacum, Orangerotes Habichtskraut Wappentier  Belohnt wird unser Zwischenstopp an den Brandywine Falls auch mit der Sichtung dieses bildschönen Hähers, seit 1987 Wappenvogel British Columbias, den ich nach längerer Jagd durch das Unterholz nahe des Parkplatzes endlich zu fassen kriege.   Steller's Jay  (Cyanocitta stelleri)  Diademhäher : Steller's Jay, Cyanocitta stelleri, Diademhäher Man kommt nicht dran vorbei...  ...an Whistler! Hier ist DAS Wintersportzentrum und der Sehnsuchtsort touristischen Erlebens. Auch uns reizt die Seilbahnfahrt auf den Whistler Mountain, noch mehr allerdings die Weiterfahrt mit der spektakulären Peak 2 Peak Gondola, die den Whistler Mountain mit dem Blackcomb Peak verbindet. Außer dem HWY 99 gibt es nur wenige Straßen in dem angesagten Ort. Nach etwas Suchen finden wir den großen Zentralparkplatz und folgen den etwas irreführenden Wegweisern ins Zentrum von Whistler, welches um eine ausgedehnte Fußgängerzone errichtet wurde und aus nahezu ausschließlich touristisch ausgerichteten Einrichtungen wie Restaurants, Cafés, Hotels und Wintersportshops besteht. Da eine Vielzahl von unterschiedlichen Seilbahnen vom Zentrum aus in die Berge führen – spezialisiert auf Ausflügler, Skisportler und Mountainbiker – ist es nicht ganz einfach, die richtige Talstation zu finden, an der die Tour startet. Endlich sind auch wir an der Kasse und nach sozialen 132 $ für zwei Tickets (mit Rentnerbonus für mich!) haben wir auch schon eine Gondel ganz für uns alleine. Ohne Netz und doppelten Boden...  Es sind trotz über 2000 m Höhe und bedecktem Himmel erstaunlich angenehme Temperaturen an der Whistler Mountain Bergstation. Wir verzichten auf das Selfie vor den olympischen Ringen, fotografieren das vom Fremdenverkehrsamt engagierte Murmeltier und steigen bald darauf in die Gondel, die zum Blackcomb Peak hinüberführt.
Am tiefsten Punkt  Ein bißchen mulmig ist einem schon vorm Besteigen dieser Seilbahn. Auch wenn die bewährte Fa. Doppelmayr hinter der Konstruktion steht, muß man angesichts der pfeilerlos zu überbrückenden 3024 m erst einmal schlucken. Zwischen den beiden Stationen auf dem 2181 m hohem Whistler Mountain und dem 2436 m hohen Blackcomb Peak ist nicht nur eine Gesamtstrecke von 4400 m zu überwinden, sondern auch noch eine Höhendifferenz von 255 m zur Blackcomb Bergstation. Und obwohl das Seil über dem Tal zwischen den Bergen mächtig durchhängt, befindet es sich an seinem tiefsten Punkt immer noch 436 lichte Meter über dem winzig zu erkennenden Fitzsimmons Creek. Sind schon 'ne Menge Superlative! Peak 2 Peak  Wir können uns noch glücklich schätzen, dass sich außer uns nur noch drei Japanerinnen und eine Latina mit brüllendem Kleinkind an Bord der Gondel befinden. Kaum auszudenken, wenn die nominell 28 Personen fassenden Gondeln wirklich ausgebucht wären – wir versuchen schon wenig erfolgreich, das nicht enden wollende schrille Geschnatter der Japanerinnen und das Gekreische des Kindes zu ignorieren. Mehr muß nicht sein! Ansonsten verläuft die beeindruckende, immerhin 27 km/h schnelle Fahrt sehr angenehm und Dank Windstille kommt man nicht in Verlegenheit, die max. zugelassenen Windgeschwindigkeiten von 80 km/h austesten zu müssen. Bald nähern wir uns der Blackcomb Bergstation, die gemeinsam mit ihrem Pendant auf der Whistler Seite die weltweit größten Stationen dieser Art sind. Blackcomb Peak View  Auch vom Blackcomb hat man wieder eine tolle Aussicht auf die derzeit nur noch von unzusammenhängenden Schneeplacken bedeckte Wintersportlandschaft – die größte Nordamerikas. Nicht nur Sessellifte für Skifahrer, sondern auch Speziallifte für Mountainbiker führen kreuz und quer über die Hänge der beiden Berge. Bei der letzten Abfahrt hinunter ins Städtchen Whistler haben wir wieder eine Gondel für uns allein und staunen ausgiebig über die teils steil und halsbrecherisch angelegten Fahrradstrecken den Berg hinab. Selbst wenn ich jünger und trainierter wäre, würde ich die Abfahrt auf so einer Strecke niemals auch nur in Erwägung ziehen. Nun ja – jedem Tierchen sein Plaisierchen... Slippery, when wet!  Wir trennen uns von unserem (nur!) 10 $ teuren Wohnmobilstellplatz auf Whistlers riesigem, in 4 Sektionen aufgeteilten Touristenparkplatz, fahren wieder auf den Sea to Sky Highway und halten erst wieder bei den "Nairn Falls". Obwohl es einige schöne Aussichtspunkte gibt, fühlt sich eine Gruppe junger Leute bemüßigt, die Absperrungen zu überwinden und über die Felsen zu turnen, an deren Fuß eine Tafel einer jungen Frau gedenkt, die hier vor zwei Jahren ausglitt und abgestürzt ist.
Im "Lil'wat"-Land  In Pemberton, wo der Sea to Sky Highway in die Duffey Lake Road übergeht, laufen wir nacheinander zwei Tankstellen an, denn unser Propangasvorrat ist auf 10% gesunken. Wir haben einen eingebauten Gastank, der mittels Schlauchschraubanschluß befüllt werden muß. Die erste Tankstelle hat zwar Gas, aber nur in Kartuschen, die zweite zwar eine Tanksäule, die sich aber als defekt erweist. Wir werden in das 8 km weiter liegende Mt. Currie verwiesen – dort gäbe es Gas! Mt. Currie entpuppt sich als winzige Gemeinde mit ein paar Häuschen, einer strikten Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h ("we love our children") und dem "Lil'wat Gas Station & Convenience Store" in dem man Gas/Diesel, Propane und Pop/Chips erhält und in dem zudem das Post Office untergebracht ist. Der flache Holzbau, in dem sich der Store befindet, scheint das Kommunikationszentrum der indianischen Bewohner zu sein und nachdem Maren endlich dran ist, begleitet sie eine gemütlich-beleibte Angestellte mit tiefschwarzen gescheitelten Haaren zu unserem Camper, wo sie unter interessiertem Small Talk unseren Gastank wieder mit 11 Ltr. Propan auffüllt. 11 $ dafür sind ein Witz! Wie spricht man "Pipi7íyekw" aus?  Am Duffey Lake View Point  (Stl'akw)  halten wir in einer kleinen Bucht, in der uns ein Schaukasten darüber informiert, dass wir uns jetzt im Land der First Nations aufhalten – etwas, was zwar schon länger der Fall ist, aber erst mit Erreichen dieser Orte richtig ins Bewußtsein dringt. Gerade, weil es noch nicht so lange her ist, dass der 'weiße Mann' die Gleichwertigkeit und die Rechte der Ureinwohner zu respektieren gelernt hat, berührt es einen, Zeuge des sich immer stärker manifestierenden Selbstbewußtseins dieser stolzen Menschen zu sein. "Teq"  means "blocked"...  ...or "stuck, to be in the way", ist der indianische Name des Sees und bezieht sich auf den Baumstau an der Mündung des Coyoosh Creek – ein Zustand, der offensichtlich schon lange besteht. Fraser Cove  Unsere letzten beiden Aufenthalte waren auf staatlichen Plätzen ohne Dumpgelegenheit und unser Grauwassertank ist voll bis zum oberen Rand. Nach einer wunderschönen Tour mit fantastischen Ausblicken erreichen wir am frühen Abend Lillooet mit dem vorreservierten privaten Fraser Cove Campground. Auch hier hängt ein Schild "Campground full" und die Betreiberin läuft uns schon abwinkend und kopfschüttelnd entgegen als wir die Einfahrt befahren. Wir lassen uns nicht einschüchtern, halten, senken die Seitenscheibe und werden gefragt: "you have a reservation?". Wir bejahen, nennen unseren Namen und werden akzeptiert. Uff! Leider ist die Dumpstation außer Betrieb und wir werden an den 4 km entfernten Cayoosh Campground verwiesen. Den laufen wir dann an, dürfen für 10 $ dumpen, tanken vorsichtshalber auch noch für 5 $ Frischwasser und sind um 19 Uhr wieder an unserem gebuchten Platz zurück. : Fraser Cove
Kein Fisch in Sicht  Wir sitzen endlich neben unserem Van und genießen die Sonnenuntergangsstimmung am Frazer River bei einem Glas Wein, als die Betreiberin vorbei kommt und uns beiläufig darauf aufmerksam macht, dass ganz in der Nähe ein Fischadler brütet.   Osprey  (Pandion haliaetus)  Fischadler : Osprey, Pandion haliaetus, Fischadler Hüter des Nests  Okay... die Kameras werden geschnappt und wir brechen noch mal zu Fuß auf, um ihn zu suchen. In den dunklen Verstrebungen der für den Autoverkehr gesperrten "Old Bridge", die wir nach einem kurzen Spaziergang flußaufwärts betreten, sollen auch Fledermäuse leben. Mittlerweile ist es aber so dämmerig, dass wir froh sind, wenigstens die Ospreys noch zu entdecken. Ja, Plural!, denn es sitzt nicht nur ein Fischadler in dem Nest auf dem Querträger der Brücke, sondern nahebei auch noch sein/ihr Partner auf einem – nicht gerade übermäßig fotogenen – Ansitz über dem Fluß.   Osprey  (Pandion haliaetus)  Fischadler : Osprey, Pandion haliaetus, Fischadler Dem Sommer näher  Wir merken, dass wir uns von der Küste entfernt haben ganz unmittelbar an den steigenden Nachttemperaturen. Hatten wir in den Nächten zuvor schon manchmal von einer Zusatzheizung geträumt, begannen wir nun, die warmen Kuscheldecken nur noch locker über die Beine zu legen – von denen sie im Laufe der Nacht dann auch herunterrutschten. Es ist schon frühsommerlich warm und die Sonne scheint kräftig, als wir zur Abfahrt am Fraser River bereit sind. Wir haben unsere Morgentoilette hinter uns, sind noch an Bord unseres Campers, als wir uns vorsorglich noch mit Sonnenschutzspray einsprühen, denn wir werden den Tag nicht nur im Auto verbringen. Plötzlich heult der Alarm wieder los! Was ist jetzt schon wieder? Wir haben keinen Gasherd an... Aber wir haben einen Gassensor an Bord! Und dieser scheint auch auf das Treibgas des Sonnenschutzsprays zu reagieren, denn nur wenige Augenblicke, nachdem wir die Schiebe- und die Hecktür aufgerissen haben, um frische Luft hereinzulassen, verstummt auch der Alarm. Buntstein  Dem Fraser River werden wir auf unserer Reise jetzt noch mehrfach in ganz unterschiedlichen Landesteilen begegnen, denn er folgt einem langen, gewundenen Lauf, bis er bei Vancouver in die Georgia Strait mündet. Wir fahren auf dem HWY 99, welcher aus einer malerischen Mittelgebirgsregion langsam auf das ausgedehnte Fraser Plateau ansteigt, einer relativ flachen Landschaft, die sich aber durchgängig auf 1000 m Höhe ausbreitet. Es ist wenig Verkehr, was sich auch nicht ändert, als der HWY 99 an der Einmündung in den Cariboo HWY endet. Wir folgen jetzt dem HWY 97 weiter nach Norden, sehen uns aber nach nur 3 km zu einem spontanen Halt genötigt, da die gelborange leuchtende Flanke einer Hügelkette nach ein, zwei Fotos schreit. Offensichtlich fanden auch die Straßenbauer diese Sandsteinformation so reizvoll, dass sie extra eine Haltebucht auf diesem Straßenabschnitt eingerichtet hatten.
Abgründig  Kurz nach dem alten Goldgräberstädtchen Clinton weist ein Schild auf eine 'Tourist Attraction' hin, die Maren zum Reiseführer greifen läßt. Da war doch was mit "The Chasm"?! Noch bevor sie den Eintrag zum "Chasm Provincial Park" findet, bin ich schon rechts auf die enge Zufahrtsstraße abgebogen. Lassen wir uns überraschen. Der Weg passiert nach wenigen Kilometern einen Aussichtspunkt, an dem immerhin ein PKW parkt! Auch wir halten an und blicken beeindruckt in eine tiefe Schlucht mit Wänden aus farbigen Sandsteinschichten, ein 10000 Jahre altes Resultat heftiger Schmelzwasserströme am Ende der letzten Eiszeit. Wir folgen einem unbefestigten Pfad rund um die Biegung des Schluchtendes, haben noch ein paar sehenswerte Ausblicke und das schöne Gefühl, das Sonnenspray vom Morgen nicht umsonst appliziert zu haben. The Chasm  Der ehemalige Schmelzwasserstrom ist zu einem schmalen Bächlein versickert, welches wir über eine kaum fünf Meter lange Brücke queren. Immerhin speist es noch einen kleinen See am Grund der 8 km langen, 600 m breiten Schlucht, deren rotbraune Wände bis zu 300 m hochragen. : The Chasm Gewitterluft  Eigentlich wollten wir der 97 bis nach "93 Mile House" folgen, um dort auf den HWY 24 Richtung Clearwater abzubiegen. Der Reiseführer empfiehlt hingegen, die 97 bereits bei "70 Mile House" zu verlassen und eine Nebenstrecke entlang des "Green Lake" zu nehmen, die bei "Lone Butte" auch auf die 24 mündet. Wie erwähnt, ist das Land jetzt weitgehend flach und gestattet damit einen weiten Blick auf den dramatischen Himmel, auf dem sich in Fahrtrichtung das Gewitter verdichtet hat, welches sich bereits seit "The Chasm" ankündigte. Um uns herum dominiert jetzt eine ganz andere Vegetation, die uns nordeuropäisch erscheint und sich mit lichten Espen- und Birkenwäldern sehr von dem dichten Fichtenbewuchs des gemäßigten Regenwaldes unterscheidet. Sonnenflecken  Noch vor dem Erreichen des Green Lake passieren wir einige kleinere Seen, deren sonnenlichtgestreifte Ufer unter dem Gewitterhimmel so reizvoll aussehen, dass wir am liebsten alle paar Meter für ein Foto angehalten hätten. Als wir am Green Lake ankommen und ihn auf einem 15 km langen Uferstraßenabschnitt begleiten, ist das Gewitter schon fast abgezogen und nur noch der nasse Straßenbelag erinnert an den kürzlichen Guss. Da, wo die Sonne Flecken auf dem Wasser bildet, erahnt man das wirklich bemerkenswerte Grün des "Green Lake", es ist aber, aus dem flachen Winkel von der Uferstraße aus betrachtet, längst nicht so beeindruckend wie die Lichtstimmung an den kleinen Seen zuvor. Wir verlassen das Seeufer und biegen nach Lone Butte ab, erreichen den HWY 24 und haben es nun nicht mehr weit bis zu unserer nächsten Unterkunft am Fawn Lake, die wir über eine Schotterstraße mit großen Regenwasserschlaglöchern ansteuern.
Zweier ohne Steuermann  Hatten wir bei der Online-Buchung nur auf einen einzigen freien Platz nahe des Eingangs direkt an der Bootslipanlage zugreifen können, bot uns der schweizer Betreiber des Campgrounds bei unserer Ankunft im Office gleich noch zwei weitere Stellplätze zur Auswahl an. Einer davon, als letzter Platz am Ende des Geländes unter ein paar schattigen Bäumen gelegen, war erheblich attraktiver als der ursprünglich gebuchte, so dass uns die Auswahl nicht schwer fiel. Inzwischen waren nur noch ein paar Wölkchen am Himmel und die Sonne lockte uns, mit dem Paddelboot den kleinen See zu erkunden. Kurze Zeit später hatte uns der freundliche Besitzer einen 'Canadier'-Zweisitzer ins Wasser geschoben – nicht ohne uns noch mit zwei Rettungswesten ("...müßt ihr nicht anziehen"), einer Dose mit Leinen und einer Trillerpfeife auszustatten (ist Vorschrift!). Loonie  Aus dem gegenüberliegenden Waldstück erscholl ein laut klagender Ruf, den wir noch nie gehört hatten. "Das ist ein Loonie", erklärte uns der Betreiber, der nach unserer Anmeldung auf ein schwyzerisch gefärbtes Deutsch gewechselt hatte. Ob wir schon wüßten, wie der kanadische Dollar umgangssprachlich hieße? Wir schüttelten den Kopf. Ein Dollar sei ein "Loonie", so benannt nach dem auf der Rückseite eingeprägten Bild eines Eistauchers  (engl.: Loon) , entsprechend sei das Zweidollar-Stück ein "Toonie", erklärte er grinsend. Auch wir lachten über den skurrilen Sprachwitz und waren fortan vor Unkenntnis gefeit, wenn wir zur Zahlung von einem "Loonie" oder "Toonie" aufgefordert wurden...    So klingt der Loonie-Warnruf:&nbsp;&nbsp;   Common Loon  (Gavia immer)  male breeding Eistaucher : Common Loon, Gavia immer, Eistaucher Toonie (+ Küken)  Wir paddelten los in herrlicher Stille, umgeben nur von dem fernen Summen kleiner Elektroaußenborder, mittels derer einige Angler die Position ihres Ruderbootes gelegentlich veränderten. Wenn wir uns in Richtung der Bucht am anderen Ende des Sees orientierten, hatte uns der Betreiber die mögliche Sichtung von Loonies oder auch Weißkopfseeadlern in Aussicht gestellt. Dafür lohnte es sich doch, ein bißchen aktiv zu werden – und in der Tat, kaum bogen wir um die Kurve zum hinteren Teil des Sees, kamen zwei der Eistaucher in Sicht, rührend besorgt, ihre beiden Küken vor den neugierigen Paddlern in Sicherheit zu bringen. Eine zu dichte Annäherung wurde umgehend mit dem soeben verlinkten Warnruf quittiert. In einer Lautstärke, die in dieser Intensität und dieser Nähe durchaus Abschreckungspotential hatte!   Common Loon  (Gavia immer)  female, male breeding Eistaucher : Common Loon, Gavia immer, Eistaucher Eine kanadische Jungfer  Zu sehr wollten wir die besorgten Eltern auch nicht irritieren, so dass wir uns bald darauf wieder dicht unter dem bewaldeten Ufer dahintreiben ließen, den emsigen Libellen im Uferschilf zuschauten und nur noch gelegentliche Blicke zu der mittlerweile wieder beruhigten Kleinfamilie hinüberwarfen. Tolle Vögel, die jetzt im Brutkleid besonders attraktiv aussahen!   Hagen's Bluet  (Enallagma hageni) : Hagen's Bluet, Enallagma hageni
Mal cool abhängen  Wir sollten vielleicht doch langsam umkehren, denn am Westhimmel ballten sich schon wieder dunkle Wolken zusammen. Ein Gewitter wäre – selbst mit Rettungswesten – nicht so prickelnd in so einem kleinen Boot. Wir hatten kaum hundert Meter zurückgelegt, als auch noch der avisierte Weißkopfseeadler sein Stelldichein gab und sich unmittelbar vor uns auf einem überhängenden Ast niederließ. So viel Zeit, ein paar nette Fotos von dem coolen Vogel zu machen, war dann auch noch...   Bald Eagle  (Haliaeetus leucocephalus)  Weißkopfseeadler : Bald Eagle, Haliaeetus leucocephalus, Weißkopfseeadler Moskitos inklusive  Über zwei Stunden waren wir auf dem See unterwegs gewesen und hatten das Boot – gerade rechtzeitig vor dem Losbrechen eines heftigen Gewitterschauers – wieder zurückgegeben. 20 $ ist uns dieser Spaß allemal wert gewesen. Nach dem Guss scheint die Abendsonne wieder, als sei nichts gewesen und uns treibt es nach dem Abendbrot noch ein Stück weit in den Schilfgürtel hinter unserem Stellplatz. Aber erst, nachdem wir uns mit einer gehörigen Portion "No Bite" gegen die jetzt massenhaft auftretenden Moskitos immunisiert haben. Während wir uns damit einsprühen lernen wir, dass der Gassensor des Campers durchaus zwischen dem Treibgas des Sonnenschutzsprays und dem des Mückenmittels zu unterscheiden weiß – bei "No Bite" heult er nicht los! ;-) Spahat Falls  Wir haben uns vorsorglich gleich am Morgen mit "No Bite" eingesprüht, denn schon das Einpacken des Wasserschlauches und des Stromkabels geraten zu einer mückentechnischen Herausforderung. Wir dumpen noch, zahlen für unsere Übernachtung und das Boot im Office und verabschieden uns um 8:30 Uhr von dem netten Schweizer. Kaum zwei Stunden später haben wir in Clearwater getankt und stehen jetzt am unteren Ende des Wells Gray Provincial Parks vor dem ersten einer Reihe von beeindruckenden Wasserfällen, die wir die nächsten zwei Tage besuchen wollen. : Spahat Falls Leicht verschieden  Der Imbißwagen auf dem Spahat Falls Parkplatz hat noch zu, so dass uns der Genuß einer Original "Weisswurst" zu 6 $ leider versagt bleibt ;-). Auf dem Weg weiter nach Norden kommen als nächstes die Moul Falls. Wir lassen diese aber links liegen, denn auf Parkplatz und Straße ist kein Plätzchen mehr frei. Auf einem Rastplatz halten wir an, entnehmen dem Broschürenhalter am Schaukasten ein paar informative, deutschsprachige (!) Flyer und nehmen die Gelegenheit wahr, den Schwalbenschwanz einer Art abzulichten, die sich in Nuancen von dem "Western Tiger Swallowtail" auf Vancouver Island unterscheidet.   Canadian Swallowtail  (Papilio canadensis)  Kanadischer Tigerschwalbenschwanz : Canadian Swallowtai, Papilio canadensis, Kanadischer Tigerschwalbenschwanz
Dawson Falls  Der Dawson Falls ist einer der sieben Wasserfälle des Murtle Rivers und wird wegen seiner Ausdehnung von 90 und einer Höhe von knapp 20 Metern auch scherzhaft als 'Little Niagara Falls' bezeichnet. : Dawson Falls Bruch im Fluss  Als wir am Mittag dort ankommen, ergattern wir mit Glück einen gerade frei werdenden Parkplatz. Nach einem kurzen Weg von 10 Min. steht man hautnah direkt am herabrauschenden Wasser, von diesem nur durch einen halbhohen Zaun getrennt. Das schöne Wetter hat viele Schaulustige hierher gelockt – glücklicherweise verläuft sich der Besucherstrom recht gleichmäßig entlang des schmalen Uferpfades unter den Bäumen.  Bei dem heutigen Andrang erscheint uns die Weiterfahrt zu dem noch prominenteren Helmcken Falls nicht ratsam. Also überlegen wir, wie wir den Rest des schönen Tages sinnvoll nutzen, denn auch der Platz im Clearwater Campground ist fest gebucht, so dass wir uns keine Sorgen um unsere abendliche Unterkunft machen müssen. Flächendeckend  Wir entscheiden uns, einfach noch mal auf der Parkstraße zurück zu fahren. Vielleicht ist bei den Moul Falls inzwischen weniger Andrang – wenn nicht, besuchen wir eben die "Trophy Mountain Flower Meadows", subalpine Blumenwiesen, deren wechselnde Schönheit wegen jahreszeitlich unterschiedlicher Blütenpflanzen überall angepriesen wird. Wie zu erwarten war, ist der Parkplatz bei den Falls immer noch gerammelt voll. Wir fahren also noch ein Stückchen weiter, bis zum Abzweig einer Gravel Road, bei der uns ein Schild 16 km bis zum Ziel ankündigt. 16 km auf dieser Straße? Mit dem Camper? Wir schlucken, beschließen aber, es zu versuchen. Nicht zu schnell und immer darauf vorbereitet, allzu großen Schlaglöchern und Kieseln auszuweichen, kommen wir dann doch gut voran, bis wir den Zielparkplatz erreichen.   links: Yellow Glacier Lily  (Erythronium grandiflorum ssp. grandiflorum)  Großblütiger Hundszahn  rechts: Alpine anemone  (Anemone drummondii var. drummondii) : Yellow Glacier Lily, Erythronium grandiflorum,  Großblütiger Hundszahn "...nur noch 200 yards"  Von der Parkstraße bis hier oben haben wir mal eben 1200 Höhenmeter erklommen (bzw. unser tapferer Campervan). Zu den Wiesen sind es noch mal 300 Höhenmeter über wilde Bergwaldpfade, die mir Couchpotato ein entsetztes Aufkeuchen entlocken. Marens Angebot, mich beim Auto zu lassen, während sie mal eben schnell den Berg hochspringt, reizt mich zwar – allein, der männliche Stolz widersetzt sich dieser Schmach. Und so machen wir uns auf den Weg, mückengeschützt mit "No Bite" und kommen nach viel Gestöhne (meinerseits) und einigen Pausen endlich auf eine kleine Lichtung, auf der zwischen Schneeplacken leuchtende Anemonen und Lilien blühen. Nun, ganz hübsch, aber dafür diese Plackerei? Wir wollen gerade beginnen zu fotografieren, als am anderen Ende des Pfades ein älteres Paar aus dem Wald kommt, uns anspricht und versichert: "...only 200 yards in this direction", "there are acres and acres" der schönsten Blumenwiesen. Wir raffen uns nochmals auf und nach eher 800 yards erreichen auch wir das gelobte Land, ähhh... die leuchtenden Wiesen.
Trophy Mountain Flower Meadows  Es ist wirklich fantastisch hier auf 1950 m, wo zwischen grünen Fichten und schattigen Schneewächten hunderte Hektar voller gelb blühender Pflanzen vor einer grandiosen Bergkulisse zu bewundern sind. Nur schwer können wir uns wieder von dieser Szenerie trennen, als wir uns schließlich auf den Rückweg machen (bergab!!!). : Trophy Mountain Flower Meadows Moul Falls  Nach vorsichtiger Abfahrt auf der Gravel Road haben wir die Clearwater Valley Road wohlbehalten wieder erreicht und passieren die Moul Falls ein drittes Mal. Jetzt, am späten Nachmittag, sind ein paar Parkplätze frei geworden. Okay, dann gucken wir uns den Fall auch eben noch an. Mal eben? Sechs Kilometer (ausgeschrieben!) sind es hin und zurück. Wir sind völlig knille, als wir wieder am Auto sind und wollen jetzt nur noch zum Campground! : Moul Falls Der Flaneur  Bis zum Campground sind es von den Moul Falls noch gute 45 km. Davon sind 20 km noch asphaltiert, danach geht die Straße ab dem Abzweig zu den Helmcken Falls für die letzten 25 km in eine Schotterstrecke über. Wir sind mit uns und dem Tag zufrieden – das Wetter war schön, wir haben eine Menge gesehen und freuen uns auf einen gemütlichen Tagesausklang am Clearwater Lake. Vor ungefähr 10 km haben wir ein großes Wohnmobil eingeholt, welches trotz erlaubter 50 km/h mit ca. 30 km/h vor uns herschwankt. Überholen bringt auf dem letzten Teilstück nicht mehr viel, außerdem okkupiert der Panzer vor uns die ganze Straße, da er unverdrossen in der Fahrbahnmitte fährt. Jetzt tritt er auch noch auf die Bremse! Bevor ich lospoltern kann, japst Maren laut auf, deutet aufgeregt nach draußen und greift hektisch nach der Kamera. Unser sehnlichster Wunsch geht gerade in Erfüllung! Drei Meter neben dem Camper strolcht ein Schwarzbär völlig entspannt durch die Senke neben der Straße, mampft gelegentlich ein buntes Blümchen und läßt sich durch die beiden Camper kein bißchen stören. Nach einiger Zeit hat der Fahrer vor uns genug, gibt Gas und fährt weiter. Jetzt haben wir den Bären völlig für uns. Die Seitenfenster sind runtergekurbelt und weitere 10 Min. trottet 'unser' Bär mal auf die eine, mal auf die andere Straßenseite, während wir mit drei Kameras jonglieren, um diese Momente festzuhalten. Irgendwann verschwindet er dann im Unterholz und läßt uns sprachlos und glücklich zurück. Wir könnten ihn knuddeln...   Black Bear  (Ursus americanus)  Amerikanischer Schwarzbär : Black Bear, Ursus americanus, Amerikanischer Schwarzbär Kein Elch  Heute wollen wir es etwas ruhiger angehen lassen. Wir sind schließlich im Urlaub. Wir haben in strahlendem Sonnenschein auf unserem Stellplatz gefrühstückt und beschließen, die "Ray Farm" aufzusuchen, um auf dem dortigen Rundweg womöglich einem Elch zu begegnen, wie es einem in der Infobroschüre in Aussicht gestellt wird.   Hairy Woodpecker  (Picoides villosus)  female Haarspecht : Hairy Woodpecker, Picoides villosus, Haarspecht
Ein Farmbouquet  Wir fahren nur 10 km auf der Gravelroad zurück und halten auf einem Parkplatz, auf dem erst ein anderes Fahrzeug steht. Auch hier ist wieder "No Bite" angesagt, denn die Mücken tanzen schon ums Auto herum. Wir folgen einem schmalen Pfad durch lichten Baumbewuchs, bevor der Weg an einer großen, offenen Fläche mündet. Heute von Binsen, Seggen und niedrigen Sträuchern bewachsen, kennzeichnet die Lichtung den Bereich, den John Ray 1911 als Pionier gerodet hat, um hier in der Wildnis eine Farm zu errichten. Damit schuf er ein einzigartiges Biotop in der von Wald dominierten Wildnis, in dem sich Pflanzen und Tiere ansiedelten, die sonst hier nicht zu Hause waren.   links: Silvery Lupine  (Lupinus argenteus)  | oben Mitte: Queen's Cup  (Clintonia uniflora)   unten Mitte: Sitka Columbine  (Aquilegia formosa)  | rechts: Tall Hawkweed  (Hieracium piloselloides)  Florentiner Habichtskraut : Tall Hawkweed, Hieracium piloselloides, Florentiner Habichtskraut Frischwasservulkan  Bereits 1947 starb John Ray und seine Familie gab die Farm wieder auf. Zu einsam war es damals in der Gegend, in die noch keine Straße führte und das Leben war hart und entbehrungsreich. Heute zeugen nur noch ein verfallenes Blockhaus, Reste von Wirtschaftsgebäuden und eine Grabstelle für John und seine Frau von der fünfköpfigen Pionierfamilie. In den eingezäunten Überbleibseln nisten heute Schwalben und Fledermäuse und das Gelände wird regelmäßig von der Parkverwaltung von Baumschößlingen befreit, um die biologische Vielfalt zu schützen. Ein Admiral gibt sich die Ehre  Der 4 km lange Rundweg verläßt das eigentliche Farmgelände, auf dem die Ray Familie eine nahezu autarke Existenz mit Viehzucht, Landwirtschaft, Weideland und Obstgarten gelebt hat und führt weiter in den umliegenden Wald, vorbei an einer fast vulkanisch anmutenden Mineralquelle, von deren Frischwasser die Farm ebenfalls profitierte. Großtiere bekommen wir zwar nicht zu sehen – die werden wohl vornehmlich in der Dämmerung aktiv – dafür flattern Schmetterlinge und überall zwitschern Vögel.   Lorquin's Admiral  (Limenitis lorquini ilgae) : Lorquin's Admiral, Limenitis lorquini ilgae Alice Lake  Immer weiter führt der Weg von der Farm weg und wir befürchten schon, eine Abzweigung versäumt zu haben, bis er dann doch schließlich abbiegt und nach einem weiteren Kilometer an das Ufer des kleinen, von hohen Fichten umschlossenen Alice Lake stößt.  Außer uns sind nur sehr wenige Leute auf diesem Rundweg unterwegs, nur einmal kommt uns ein junges Paar entgegen, welches Dank der einschlägig empfohlenen, recht albernen 'Bärenglöckchen' zwar noch keinem Bären zum Opfer gefallen ist, damit zuverlässig aber auch jegliche andere Tierbegegnung verhindert hat.
Uferblüten  Anders als auf dem offenen Farmgelände reichen hier die Bäume bis an den See und die schmale Uferregion wird von Schilf dominiert und Blütenpflanzen, die wir weiter oben nicht gesehen haben. Hier blüht auch die Black Twinberry noch und ihre Zwillingsfrüchte sind noch grün – bei anderen Exemplaren der Pflanze, die wir später noch sahen, war der Reifungsprozess schon weiter fortgeschritten und die Beeren waren richtig schwarz.   links: Western Pasqueflower  (Pulsatilla occidentalis)  Gattung Kuhschellen | oben Mitte: Nootka rose  (Rosa nutkana var. hispida)   unten Mitte: Twinflower  (Linnaea borealis)  Moosglöckchen | rechts: Black Twinberry  (Lonicera involucrata)  Schwarze Zwillingsbeere : Black Twinberry, Lonicera involucrata, Schwarze Zwillingsbeere Genusshörnchen  Es raschelt im Unterholz und nach ein wenig Suchen entdecken wir das zutrauliche Rothörnchen, das aussieht, als wolle es uns in der nächsten Minute zu einem Drink und einer gemütlichen Zigarre einladen.  Gewöhnt daran, die wenigen verbliebenen heimischen Wildtiere bei Menschenkontakt umgehend die Flucht ergreifen zu sehen, verwundert uns immer wieder die geringe Scheu, die viele der von uns gesichteten kanadischen Wildtiere an den Tag legen.   Red Squirrel  (Tamiasciurus hudsonicus)  Gemeines Rothörnchen : Red Squirrel, Tamiasciurus hudsonicus, Gemeines Rothörnchen Kooperativ  Auch die Seidenschwänze, die etwas weiter durch die unteren Äste der Uferbäume hüpfen oder sich der ausgiebigen Gefiederpflege hingeben sind absolut tiefenentspannt und lassen den Fotografen bis auf zwei, drei Meter heran.  Nach ca. 2 ½ Stunden sind wir am Parkplatz zurück. Eigentlich wollen wir die Helmcken Falls noch besuchen, können uns aber ausrechnen, dass es dort inzwischen wieder brechend voll sein wird. Wir reisen zwar in der Vorsaison, müssen aber feststellen, dass an den großen touristischen Highlights bereits jetzt ein massiver Andrang herrscht. Wie mag das erst in der Hauptsaison einen Monat später sein...?   Cedar Waxwing  (Bombycilla cedrorum)  Zedernseidenschwanz : Cedar Waxwing, Bombycilla cedrorum, Zedernseidenschwanz Clearwater Lake  Stattdessen fahren wir zum Campground zurück und parken auf dem Straßenparkplatz an den Clearwater Creek Falls. Gegenüber weist uns ein Schild den Weg zu den Sticta Falls und weiter zum Osprey Lookout. Das klingt interessant und wir lassen uns auch von dem zügig ansteigenden Pfad in den Wald hinein nicht abschrecken.
In schwindelnden Höhen!  Gerade gestern erst habe ich einen, für meine Verhältnisse mörderisch steilen Anstieg bewältigt ;-). Heute werde ich schon wieder gefordert. Bis zu den Sticta Falls – einem hübschen, aber unspektakulären Fall im Wald – ist's ja noch harmlos. Aber es geht noch weiter! Bis zum Osprey Lookout auf immerhin 867 m Höhe! Hier ist die Aussicht toll, wir kommen noch mit einem netten deutschen Paar ins Gespräch und nach einer längeren Pause machen wir uns an den Abstieg, fotografieren noch ein paar Vögel und erreichen schließlich den Campground. Neugierig geworden, konsultiere ich mein Navi. Wie hoch ich wohl heute wieder geklettert bin? Schnell lasse ich das Gerät verschwinden, bevor Maren nachfragt. Lächerliche 697 m Campgroundhöhe will das Navi mir weismachen. Diese GPS-Satelliten werden auch immer unzuverlässiger...  Wir bummeln noch ein wenig ebenerdig am Clearwater Lake. Spielen mit dem Gedanken, noch mal ein Paddelboot zu leihen, lassen dies angesichts der deutlichen sichtbaren Strömung auf dem See Richtung Abfluss Clearwater River aber lieber bleiben.   Pine Siskin  (Spinus pinus)  Fichtenzeisig : Pine Siskin, Spinus pinus, Fichtenzeisig Anziehungspunkt  Heute verlassen wir den Wells Gray PP, aber nicht, ohne nicht wenigstens noch den Helmcken Falls einen Besuch abgestattet zu haben. Es ist noch früh am Morgen, als wir am Clearwater Campground aufbrechen, trotzdem ist schon reichlich Betrieb auf der kurzen Zufahrtstraße, als wir bei den Falls eintreffen. Der Parkplatz ist aber bis jetzt nur zu einem Drittel belegt und die anwesenden Besucher verteilen sich noch unaufdringlich entlang der Aussichtspunkte auf dem Schluchtrand des Murtle Rivers, der hier kurz vor seiner Vereinigung mit dem Clearwater River 141 m tief in ein ausgewaschenes Becken hineinfällt. Helmcken Falls  So früh am Morgen versäumen wir zwar den in Aussicht gestellten Regenbogen, welcher sich bei richtigem Sonnenwinkel am Nachmittag in der aufsprühenden Gischt zeigt, haben den vierthöchsten Wasserfall Kanadas aber immerhin zu sehen bekommen – was mehr ist, als dem namensgebenden deutschstämmigen Arzt John Sebastian Helmcken jemals vergönnt war, der sich im 19. Jahrhundert zwar Meriten in der Landerschließung British Columbias erworben hatte, selber aber nie hier war. : Helmcken Falls Jackman Flats  Im Städtchen Clearwater unterbrechen wir kurz unsere Fahrt, tanken voll und füllen im örtlichen Supermarkt den Bestand der wichtigsten Lebensmittel (Chips, Cola, Würstchen...) wieder auf. Auf dem gut ausgebauten Yellowhead HWY 5 kommen wir zügig voran und genießen die fantastische Silhouette der rechtsseitig ansteigenden Rockies bei schönstem Sonnenschein. Leider trübt uns ein Wermutstropfen die  Stimmung: Ein aus dem Nichts kommendes Steinchen schlägt auf der Beifahrerseite ein häßliches Splitterloch in die Windschutzscheibe. Wir beglückwünschen uns gegenseitig, bei der Fahrzeugübergabe zusätzlich ein Rundum-Sorglos-Versicherungspaket abgeschlossen zu haben, welches solche Schäden voll umfänglich abdeckt.  Bei den "Jackman Flats", einem kleinen Provincial Park kurz vor dem Abzweig nach Mt. Robson, machen wir eine Pause, um uns die Füße zu vertreten. : Jackman Flats
Im Brutstress  Die "Jackman Flats" sind eine in British Columbia einzigartige Landschaft, die am Ende der letzten Eiszeit vor 10-11000 Jahren entstand, als langandauernde Winde große Mengen Sand aus dem Hauptgraben des Fraser River und der Region des Kinbasket Lake heranschafften und hier ablagerten. Die Dünenlandschaft bildet ein empfindliches und hochspezialisiertes Ökosystem, welches sich durch eine spezifische Tierwelt und nur hier wachsende Pflanzen und Flechten auszeichnet.   Audubon's Warbler  (Setophaga auduboni)  Audubonwaldsänger : Audubon's Warbler, Setophaga auduboni, Audubonwaldsänger Anspruchslos  Von der reichhaltigen Tierwelt bekommen wir außer einem einsamen Waldsänger nichts zu sehen, Blütenpflanzen sind auch rar – es dominieren Flechten und an den kargen Sandboden angepaßte Kräuter. Selbst die Bäume haben in dieser extrem trockenen Landschaft schwer zu kämpfen und bilden an Dünenhügeln grauschwarz vertrocknete Ansammlungen unentwirrbarer Baumgerippe.   Common Harebell  (Campanula rotundifolia)  Rundblättrige Glockenblume : Common Harebell, Campanula rotundifolia, Rundblättrige Glockenblume The Mountain of the Spiral Road  Nun ist es nicht mehr weit zu unserem heutigen Übernachtungsplatz am Fuße des sehr charakteristischen Mt. Robson, auf dessen Südflanke wir vom Parkeingang blicken. Er ist mit 3954 m der höchste Berg der kanadischen Rocky Mountains und sticht mit seiner von Schneeablagerungen hervorgehobenen Schichtstruktur unverkennbar aus der umliegenden Gebirgswelt heraus. In der Sprache der Secwepemc Indianer  (Shuswap)  heißt der Berg  Yuh-hai-has-kun , was soviel wie "The Mountain of the Spiral Road" bedeutet. Robson Meadows  Spiralförmig ist auch der staatliche "Robson Meadows Campground" angelegt, den wir gegen 15 Uhr erreichen. Es dauert einen Moment, bis wir die Stellplatznummerierung durchschaut haben, kreuzen auf der Diagonalstraße alle Ringe der Spirale und biegen auf der anderen Seite richtig herum in den äußeren Ring, der zu unserer Nummer führt. Ein paar Meter vor unserem Platz ist ein Wasserhahn, an dem eine Frau einen Kanister füllt. Auch für uns eine gute Gelegenheit, unseren nur halbvollen Frischwassertank aufzufüllen und so parken wir wartend daneben. Schnell entspinnt sich ein Gespräch mit der freundlichen Kanadierin, das sich bald um die Vorzüge und Nachteile unserer jeweiligen Heimatländer dreht. Sie bemängelt den 'typisch kanadischen' Bevormundungsdrang, der in den unsinnigsten Verboten gipfele und ist ganz erstaunt, als wir ihr von der auch bei uns grassierenden Political Correctness berichten, deren Sprech- und Denkverbote unsere Gesellschaft zunehmend spalten. : Robson Meadows
Blätterkrokant  Staatliche Campgrounds haben zwar nur eine einzige offizielle Zufahrt, an der in der Regel ein – nicht immer besetztes – Kontrollhäuschen oder ein Kiosk steht, sind aber ansonsten nicht eingezäunt oder abgesperrt. Wenn man eine Reservierung hat, zeigt man diese vor, oder man prüft am Schaukasten, ob man für heute auf der Liste steht. Bei fehlender Eingangskontrolle fährt man einfach durch und sucht sich seinen Platz. Im Laufe des späteren Tages kommt garantiert ein Ranger vorbei, schaut sich die zu Hause ausgedruckte Reservierungsbestätigung an und klammert – wenn nicht bereits vorhanden – ein Label "reserved" an den Stellplatznummernpfahl.  Hat man keine Reservierung, besetzt man einfach einen noch mit "available" markierten Platz und hofft, dass der Ranger, der später zum Kassieren kommt, nicht einfach vergessen hat, ein "reserved"-Label für die Leute anzubringen, die gerade schimpfend auf der Räumung des von ihnen reservierten Platzes bestehen ;-). Felsenfest  Nachdem wir uns eingerichtet haben, entdecken wir unweit einen schmalen Pfad, der vom Campground über ein angegliedertes 'Amphitheater' und einen Spielplatz weiter aus dem Gelände heraus führt. Das Schild an der Brücke weist auf einen Weg entlang des Flusses, über den man nach 1,5 km die "Overland Falls" erreicht. Da es noch lange hell bleibt, machen wir uns auf den einsamen Weg, der immer wieder bezaubernde Ausblicke auf den von mächtigen Felsen gebändigten Fraser River gewährt. Faszinierend sind die freiliegenden Schichtungen des Gesteins, die eine Menge über die Auffaltungskräfte verraten, die diese Gebirge geformt haben. Overlander Falls  Obwohl die malerischen Fälle des hier noch jugendlich frisch erscheinenden Fraser Rivers auch über einen nur kurzen Zuweg von einem Parkplatz direkt am Yellowhead HWY erreichbar sind, ist außer uns keine Menschenseele da, als wir am Aussichtspunkt ankommen. : Overlander Falls Der Beginn eines langen Weges  Erst nach geraumer Zeit machen wir uns wieder auf den Rückweg. Inzwischen haben sich die dicken Wolken auch etwas verzogen und die abendliche Sonne taucht den Fluss in warmes Licht. Der mit 1375 km längste Fluss British Columbias entspringt nicht weit von hier in der Nähe des Mt. Edith Cavell an der Westseite der Rockies, verläuft entlang des Mt. Robson lange Zeit nach Nordwesten hoch bis zur Stadt Prince George, um dort in einem scharfen Bogen nach Süden zu schwenken. Unter anderem entlang der Stadt Lillooet, wo wir an seinem Ufer übernachteten und die Fischadler beobachtet haben, fließt er knapp bis an die kanadisch-amerikanische Grenze und mündet bei Vancouver als breiter, ockerbraun-sedimentbeladener Strom in die Georgia Strait.
Auf Kräutersuche  Unsere Stellplatznachbarn haben die umgekehrte Tour gemacht und kamen gerade aus dem Jasper NP, wo es ihnen nicht gelang, einen freien Campground zu finden, wie sie uns gestern erzählten. Gut, dass wir vorgesorgt und uns für heute abend einen Platz etwas außerhalb des Parks in Jasper Gates reserviert haben. Zuerst statten wir aber Jasper selbst einen Kurzbesuch ab, denn wir haben locker geplant, hier bei einem Veranstalter eine Gletscherwanderung für einen der nächsten Tage zu buchen. Leider ist an der angebenen Adresse in Jaspers Connaught Dr nur ein Kino zu finden, auch Alternativ-Veranstalter lassen sich auf die Schnelle nicht ausmachen. Unsere Entscheidung, dann eben von dem Vorhaben abzulassen und stattdessen mit dem Jasper SkyTram auf den Whistlers Peak (nicht Whistler Mountain! Der liegt bei Whistler!) hochzufahren, wird zudem mit der Sichtung einer Hirschkuh an der Zufahrt zur Seilbahn belohnt.   White Tailed Deer  (Odocoileus virginianus)  female Weißwedelhirsch : White Tailed Deer, Odocoileus virginianus, Weißwedelhirsch "J" wie Jasper  Der Biegung des Yellowhead Highways folgend, hat sich der Ort dem Anfangsbuchstaben seines Namens angepaßt.  Zuvor haben wir mit unserem Camper auf dem Yellowhead Highway die Grenze zwischen British Columbia und Alberta passiert. Links und rechts der Fahrspur gibt es Parkstreifen und mitten auf der Fahrbahn steht ein Grenzerhäuschen, vor dessem geöffneten Fenster jeder anzuhalten hat. Wir fürchten schon das Schlimmste und halten vorsorglich schon mal unsere Nationalpark-Pässe bereit, die wir bereits zu Hause übers Reisebüro erworben, bisher in British Columbia aber noch nie haben vorzeigen müssen. Zum Fenster vorgerückt präsentiere ich sie und habe damit offensichtlich das Richtige getan, denn Nichtbesitzer müssen auf dem Parkstreifen halten und spätestens jetzt diese Pässe erwerben. Nachdem wir freundlich darauf hingewiesen wurden, die Pässe doch bitte für alle sichtbar an den dafür vorgesehenen Aussparungen hinter dem Rückspiegel zu befestigen, geht es auch schon weiter. Abgehärtet  Wir haben an der Talstation 103 $ (2 Tickets + Rentnerbonus) gelöhnt und sind gemeinsam mit ca. 20 Leuten in eine enge Gondel gequetscht worden. Von ungefähr 1300 m Höhe geht es nun hinauf zur Bergstation auf 2270 Meter. Nachdem wir den Empfangsbereich mit Restauration und Souveniershops passiert haben, wollen wir eigentlich nur ein paar Schritte auf den zahlreichen Trampelpfaden machen, über die Hangkanten den Berg hinab schauen und dann bald wieder nach unten fahren. Es ist ziemlich voll hier bei der Gondelstation und etliche Leute steigen den Berg weiter hoch. Auch wir ertappen uns dabei, immer weitere Aussichten zu suchen und ich verblüffe mich selbst, als ich Maren vorschlage, ebenfalls in Richtung Gipfel zu wandern.   oben links: White Mountain-Avens  (Dryas octopetala)  Weiße Silberwurz | oben rechts: Arctic Cinquefoil  (Potentilla hyparctica)  Polar-Fingerkraut  unten links: Few-seeded Draba  (Draba oligosperma)  Felsenblümchen | unten rechts: Woollypod Milkvetch, Gravel Milkvetch  (Astragalus purshii var. glareosus) : White Mountain-Avens, Dryas octopetala, Weiße Silberwurz Im Reich der Murmeltiere  Der Anstieg ist ziemlich steil, der Weg ist sandig und man muß aufpassen, nicht wegzurutschen. Aber es ist herrlich. Die Sonne lacht, neben dem Weg blühen selbst in dieser Höhe widerstandsfähige kleine Blümchen zwischen den Schneeflächen und es dauert nicht lange, bis wir zwar nicht den richtigen Gipfel, aber immerhin das darunterliegende Plateau auf 2440 m Höhe erreicht haben. Begeistert schauen wir uns um. Die Sichten sind fantastisch und in der Ferne ist sogar der unverkennbare Mt. Robson zu erspähen. Während ich mich mit der Erstellung dieses Panoramas befasse, ist Maren schon ein bißchen weiter gewandert.
The Whistler  Als ich mich umsehe, entdecke ich Maren wild winkend am Ende des Pfades. Hat sie weitere Blümchen entdeckt? Ich setze mich in Bewegung und als Marens Winken immer dringlicher wird, lege ich noch einen Zacken zu. Was fotografieren die Leute denn da? Der Berg macht seinem Namen alle Ehre. Auf dem sanft abfallenden Abhang hockt ein Whistler, wie die Murmeltiere hier wegen des pfeifenden Rufes genannt werden und weidet in aller Seelenruhe das kärgliche Grün ab.   Hoary Marmot  (Marmota caligata)  Eisgraues Murmeltier : Hoary Marmot, Marmota caligata, Eisgraues Murmeltier Riesennager  Umgeben vom Klicken diverser Kameras schieße auch ich diverse Filme voll ;-). Alleine deswegen hat sich der Aufstieg schon gelohnt. Jeden beeindruckt dies allerdings nicht, denn nur ein paar Schritte weiter giftet eine deutsche Mutti ihr Kleinkind an, für den vermutlichen Tod ganzer Dorfbevölkerungen verantwortlich zu sein, weil es ein paar Kiesel den Berg hinabgeworfen hat! Der Whistler schaut nur verständnislos...   Hoary Marmot  (Marmota caligata)  Eisgraues Murmeltier : Hoary Marmot, Marmota caligata, Eisgraues Murmeltier 80 km-Sichten  Zurück vom Plateau wieder hinunter zur Bergstation wählen wir jetzt einen etwas anderen Weg. Die Menschenmengen haben sich hier oben stark verdünnt und während man die Aussichten vom Berg hinab aus verschiedenen Perspektiven genießt, ist man häufig ganz alleine am Hang. Ganz harte Naturen haben natürlich für dieses Erleben den 1300 Höhenmeter überwindenden Aufstieg auf dem Whistlers Peak Trail gemacht – wir sind mit unserer Seilbahn-Experience aber auch schon ganz zufrieden. Resteverwerter  Bis die nächste Gondel nach unten fährt, dauert es noch einen Moment und wir beobachten ein kleines Ziesel, welches sich opportunistisch den menschlichen Hinterlassenschaften widmet. Auch wenn ich mir für das Motiv einen schöneren Hintergrund als ausgerechnet den Fuß eines Abfalleimers gewünscht hätte, bin ich froh, dieses Hörnchen überhaupt erwischt zu haben, denn es ist mein einziges Foto dieser Spezies.   Golden Mantled Ground Squirrel  (Spermophilus lateralis)  Goldmantelziesel : Golden Mantled Ground Squirrel, Spermophilus lateralis, Goldmantelziesel
The Elk  Wir verlassen Jasper entlang des sich häufig seenähnlich ausdehnenden Athabasca Rivers und fahren auf dem Yellowhead HWY östlich aus dem Park heraus Richtung Jasper Gates. Wir sind noch nicht weit gekommen, als auf dem rechten Parkstreifen stehende Fahrzeuge zuverlässig auf etwas Sehenswertes an dieser Stelle hinweisen. Und richtig: Auf dem breiten Grünstreifen grast in aller Seelenruhe ein "Elk", wie die Weißwedelhirsche in Kanada verkürzend genannt werden (der 'eigentliche' Elch heißt hier "Moose"! Ain't easy). Auch dieses Tier, dessen junges, diesjähriges Geweih noch von Bast umschlossen ist, läßt sich durch den vorbeibrausenden Verkehr in keiner Weise beeindrucken.   White Tailed Deer  (Odocoileus virginianus)  male Weißwedelhirsch : White Tailed Deer, Odocoileus virginianus, Weißwedelhirsch Zeit zu gehen  Wieder und wieder treten Tele- und Videokamera in Aktion, aber irgendwann hat auch der Hirsch genug und verschwindet majestätisch schreitend im Ufergrün des Athabasca Rivers.  White Tailed Deer  (Odocoileus virginianus)  male Weißwedelhirsch : White Tailed Deer, Odocoileus virginianus, Weißwedelhirsch Jasper House  Wir fahren weiter, wollen aber auf der 80 km langen Strecke noch eine kurze Pause einlegen, wozu sich der mit einer öffentlichen Toilette ausgestattete Rastplatz "Jasper House" förmlich aufdrängt. Ein 300 m langer Pfad führt von der Straße zum Fluss am Ausgang des Brûlé-Sees, wo eine Tafel an das "Jasper House" erinnert, einen historischen Versorgungsstützpunkt und Handelsposten, der im 19. Jahrhundert Reisende unterstützte und den Postverkehr entlang der Rocky Mountains managte. : Jasper House Das Orchideenpaket  Allein an diesem kurzen Weg blühen neben einigen anderen Pflanzen vier verschiedene Orchideenarten! Maren ist restlos begeistert, als sie eine nach der anderen entdeckt und identifiziert. Ein vorbeikommendes kanadisches Ehepaar, welches hier seinen Hund ausführt (merke: JEDER Kanadier hat mindestens einen Hund!) klärt uns darüber auf, dass es in diesem Jahr aufgrund der kalten Witterung einen sehr späten Frühlingsbeginn gegeben hätte, was für die immense Häufung jetzt gleichzeitig blühender Arten verantwortlich sei. Gut, dass wir nicht früher gereist sind!   links: Bog Candle, Tall White Bog Orchid, Fragrant White Rein Orchid  (Platanthera dilatata)  Waldhyazinthe | oben Mitte: Round-leaved Orchid  (Amerorchis rotundifolia)  Rundblättriges Knabenkraut  unten Mitte: Sparrow's-Egg Lady's Slipper  (Cypripedium passerinum)  Sperlingsei-Frauenschuh | rechts: Yellow Lady's Slipper  (Cypripedium parviflorum)  Gelber Frauenschuh : Round-leaved Orchid, Amerorchis rotundifolia, Rundblättriges Knabenkraut
Possierlich  Auf dem privaten "Jasper Gates RV Park" bekommen wir einen Stellplatz neben einem mobilen Eigenheim. Solche Monsterhütten gibt es wahrscheinlich nur in Nordamerika und da sie aufgrund ihrer Größe nahezu unrangierbar sind, verfügen sie über eine Kupplung, an die das dazugehörige SUV angehängt wird, um am Zielort beweglich zu sein. Irre! Hörni ist davon allerdings nicht beeindruckt und sucht in der Grillschale nach Verwertbarem.  Endlich haben wir, nach langer Zeit, wieder WLAN, wenn auch schwach und nur in Office Nähe. Ich rufe meine Mails ab und sortiere aus, während Maren der AlbertaParks-Broschüre entnimmt, dass der bisher nicht im Voraus reservierbare "Rampart Creek CG" ab sofort buchbar ist! Die Übernachtung am 19.06. ist die einzige, die wir noch nicht im Vorwege festgelegt hatten – wollten Rampart Creek aber auf Risiko anlaufen. Mit etwas Mühe und ein wenig Hilfe der freundlichen Office Angestellten gelingt es uns, trotz des wackeligen WLAN-Netzes und der fußangelreichen AlbertaParks-Webseite diese Buchung nun auch durchzuführen. Hach, können wir uns auf dem Icefields Parkway also Zeit lassen...   Red Squirrel  (Tamiasciurus hudsonicus)  Gemeines Rothörnchen : Red Squirrel, Tamiasciurus hudsonicus, Gemeines Rothörnchen Eher braun als schwarz...  Nachts gewittert es kräftig und wir haben es nur dem automatisch schließenden Regensensor in der hochgestellten Deckenklappe zu verdanken, dass wir in unserem Camper nicht abgesoffen sind. Der Morgen ist grau als wir aufbrechen. Heute haben wir uns die Stichstraße zum Medicine und Maligne Lake vorgenommen. Nach all den Vorschußlorbeeren diverser Reiseführer sind wir zumindest vom Medicine Lake nicht gerade überwältigt. Dazu trägt sicher der graue Himmel bei, aber auch die völlig entnadelten Fichtenwälder auf den umliegenden Hängen. Hier hat der Borkenkäfer (NICHT der Klimawandel!) erbarmungslos zugeschlagen und die Baumgerippe grau und trostlos zurückgelassen.  Versöhnen tut uns die Entdeckung, dass die breiten Grünstreifen neben der Straße offensichtlich attraktiv für Bären sind, denn hier kommen wir zu unserer zweiten, ausgiebigen Sichtung eines ebenfalls extrem entspannten Tieres.   Black Bear  (Ursus americanus)  Amerikanischer Schwarzbär : Black Bear, Ursus americanus, Amerikanischer Schwarzbär Liebt Totholz  Wir erreichen den Maligne Lake. Der einzige Parkplatz am Ende der Stichstraße ist gerammelt voll und nur mit Mühe finden wir noch einen Platz. Mittlerweile wechseln sich Sonne und Nieselregen ab und wir beschließen, zumindest einen kleinen Spaziergang auf dem Moose Lake Loop zu machen.   Three-Toed Woodpecker  (Picoides dorsalis)  male Fichtenspecht : Three-Toed Woodpecker, Picoides dorsalis, Fichtenspecht Mag es gern feucht  Ein bißchen weg vom Maligne Lake wird es auch gleich erheblich einsamer und am Beginn des ca. 2,5 km langen Loop Trails ist keine Menschenseele mehr zu sehen. Mag aber auch daran liegen, dass der Weg laut Schild wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Da weder Baumaschinen noch Bauarbeiter zu sehen sind, ignorieren wir das Schild, queren eine kleine Baumstammbrücke und wandern auf dem etwas durchweichten Pfad los. Aus dem Wald erschallen seltsam hohe, langgezogene Rufe eines uns unbekannten Tieres (wir haben keine Bärenglöckchen dabei!), ein im dunklen Unterholz turnender Specht fordert das Tele und wir erreichen schließlich den kleinen See.    Swamp Sparrow  (Melospiza georgiana)  Sumpfammer : Swamp Sparrow, Melospiza georgiana, Sumpfammer
No loop today...  Momentan scheint gerade mal wieder die Sonne und der kleine See liegt friedlich vor uns. Als wir am Ufer stehen, entdecken wir in einigem Abstand auf dem weiterführenden Weg ein paar Leute in Waldarbeiterkleidung, auch ein kleiner Bagger steht herum. Haben wir also doch richtig spekuliert, dass nicht der gesamte Weg gesperrt sein würde. Dann machen wir eben nicht den 'Loop', sondern kehren auf dem gleichen Weg zurück. Mobbing-Opfer  Vor mir toben eine Sumpfammer und ein gelbgefleckter Kronenwaldsänger durch das Geäst der umgefallenen Bäume am Seeufer und während ich versuche, diese mit dem Tele zu erwischen, schwimmen zwei Veilchenenten um die Biegung der kleinen Insel auf uns zu. Hoffentlich verjagen wir diese nicht gleich wieder, denn trotz des Mückensprays sind wir ständig am Rumfuchteln, um uns der auch hier zahlreich vertretenen Viecher zu erwehren.   Lesser Scaup  (Aythya affinis)  male, female Veilchenente : Lesser Scaup, Aythya affinis, Veilchenente Kampftaucher  Augenblicke später werden wir faszinierte Zeugen einer dramatischen Vendetta im Tierreich. Eine Spatelente ist plötzlich von irgendwoher eingeflogen und läßt sich ebenfalls auf dem flachen Wasser des Moose Lake nieder – ganz in der Nähe des friedlich schwimmenden Veilchenentenpaares. Plötzlich schießt das erheblich kleinere Spatelentenweibchen auf die beiden anderen zu und beißt dem überraschten Erpel heftig in den Bürzel. In den folgenden Minuten sehen wir staunend zu, wie die geradezu giftig angreifende kleine Ente immer wieder versucht, das genervte Paar aus dem Revier zu vertreiben. Dazu nimmt sie – ohnehin tief im Wasser liegend – rasant Anlauf, taucht dann für ein paar Meter ab – was wir wegen des flachen Wassers prima verfolgen können – und greift die Veilchenenten beim Auftauchen von unten an.  Maren gelingen ein paar prima Videoaufnahmen von der Jagd, die mindestens zehn Minuten andauert, bis das Paar erschöpft nachgibt und um die Inselbiegung herum aus unserem Sichtfeld verschwindet. Wir rätseln heute noch, was den kleinen Kampfschwimmer zu so einem aggressiven Verhalten provoziert hat...   Barrow's Goldeneye  (Bucephala islandica)  female Spatelente : Barrow's Goldeneye, Bucephala islandica, Spatelente Überbewertet?  Wir kommen zurück zum Maligne Lake, bummeln hinunter zum Bootsanleger, auf dem ein Schild die Ruderbootfahrer und Angler ermahnt "max. 5 Minuten mit dem Beladen der Boote" zu verbringen. Mein Gott, was muß hier in der Hauptsaison los sein?? Trotz des vollen Parkplatzes läßt sich derzeit nur eine einzige Kleinfamilie erheblich mehr Zeit damit, ihre Angeln und Fischbehälter zu verstauen.  Wir beschließen aufzubrechen, die Sonne lacht verheißungsvoll vom Himmel und wenn wir Glück haben, hält das bis zum Mt. Edith Cavell an, wohin wir auch noch wollen. Und obwohl wir auf der Rückfahrt Richtung Jasper nochmals insgesamt drei Schwarzbären sehen, hat uns der Abstecher zu den beiden Seen nach den hochgespannten Erwartungen doch ein bißchen enttäuscht. Dass wir erst später feststellen, den wohl wirklich sehenswerten Maligne Canyon am Beginn der Maligne Lake Road komplett übersehen zu haben, macht es auch nicht besser... :-/
Nebelwand  Maren möchte unbedingt noch mal mit ihrer Mutter telefonieren. Mehrmalige Versuche in den letzten Tagen, mittels Skype durchzukommen, sind wegen der nicht vorhandenen, bzw. extrem schlechten WLAN-Abdeckung zumindest in unseren Anlaufstellen regelmäßig gescheitert. Da Jasper ein paar öffentliche Kartentelefone aufweist, halten wir noch mal im Ort. Drei Telefone und einige Nervenzusammenbrüche später gibt Maren auf. Es gelingt einfach nicht! Jegliche Aussagen diverser Reiseführer hinsichtlich toller WLAN-Abdeckung und großer Telefondichte, womöglich mit speziellen, preisgünstigen Telefonkarten sind Kokolores! Wer wirklich auf häufige und dringende Heimatgespräche angewiesen ist, sollte definitiv auf Prepaidkarten zurückgreifen!  Als wir Jasper hinter uns lassen und auf der 93A Richtung Mt. Edith Cavell fahren, hat es sich schon wieder fast komplett zugezogen. Ich spiele mit dem Gedanken, zuerst den Wabasso Campground anzulaufen und es später am Nachmittag noch mal zu versuchen, biege dann aber auf Marens Zureden doch auf die Stichstraße zum Gletschersee ab. Wer sagt's denn...?  Nach 14 km auf der engen Serpentinenstraße erreichen wir den offensichtlich neu angelegten, großzügigen Parkplatz. Der Ausblick auf die Wand des Bergmassivs sieht nicht gerade verheißungsvoll aus – Nebelschwaden hängen bis fast ins Tal des Gletscherflusses. Doch oh Wunder, während wir uns warm anziehen, beim präventiven Klobesuch noch ein wenig hadern, stiehlt sich leise ein Sonnenstrahl durch den Dunst. Außer uns sind noch eine Menge anderer Besucher hier und alle Blicke richten sich erwartungsvoll nach oben. Wir ziehen auf dem gleichfalls neu eingerichteten (und weitgehend barrierefrei gestalteten) Weg Richtung Gletschersee und mit jeder Minute wird die Sicht besser und der Nebel verzieht sich. Mt. Edith Cavell  Der Anblick der Nordwand des Mt. Edith Cavell vom Lookout ist fantastisch. Es sind zwar eine Menge Leute hier, da es aber kleinere Trampelpfade in die umliegenden Geröllhänge gibt, kann man dem Pulk entfliehen und sich individuellere Ausblicke suchen. Obwohl etwas ältere Fotos häufig Besucher zeigen, die sich direkt am Ufer des Sees aufhalten, ist der Zugang dorthin nicht mehr gestattet. Es könnten ja völlig überraschend Teile der Gletscherwand abbrechen und beim Sturz in den See eine alles verschlingende Flutwelle auslösen... : Mt. Edith Cavell Lebensgefährlich!  Nein, wir regen uns nicht über die auch in Kanada herrschende Regulierungswut und den zunehmend bevormundenden Paternalismus auf und begrüßen sogar, wenn wir ehrlich sind, den ungetrübten Anblick dieses beeindruckenden Sees – ohne selfieknipsende Mitmenschen im Vordergrund. Es ist herrlich still, die Sonne scheint und um uns herum toben ein paar Hörnis. Diesen Anblick genießen wir lange.
Angel Glacier  Aufnahmen aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zeigen eine über den Sattel reichende und mit dem Sockel verbundene Gletscherzunge. Diese Verbindung ist im Zuge der weltweiten Gletscherschmelze aber seit langem verschwunden und der Gletscher präsentiert seine Engelsflügel – jahreszeitlich variierend – nahezu unverändert seit geraumer Zeit. Derzeit sieht es nicht so aus, als würden die Klimaalarmisten Recht behalten, die warnen: "...it is melting rapidly. It is not expected to maintain its distinctive appearance for much longer, and will eventually disappear from the face of Mount Edith Cavell." (engl. Wikipedia). Wer das baldige Verschwinden ebenfalls befürchtet, sollte sich also schleunigst auf den Weg machen... Genau getroffen  VOR dem Gletscher ist jedenfalls erst mal wieder die Sonne verschwunden. Der Rückweg zeigt sich schon wieder schattig und wir beglückwünschen uns, offensichtlich die 'richtigen 5 Minuten' erwischt zu haben. Wir sind jedenfalls nachhaltig beeindruckt und auch in der Rückschau ist uns der Ausflug zum Mt. Edith Cavell als eines der schönsten Erlebnisse unserer Reise in Erinnerung. Wir steigen ins Auto und haben es – inklusive der Sepentinenabfahrt – mit knapp 20 km nicht mehr weit bis zu unserem Campingplatz. Ausweichplatz  Auch der staatliche "Wabasso Campground" ist trotz der frühen Jahreszeit voll und es bestätigt sich, dass die Schließung des riesigen Whistler CG in Jasper einiges in der Regionalkapazität an Unterkünften durcheinander gewürfelt hat. Ich habe gerade erst vor dem Abfertigungsfenster des Pförtnerhäuschens gestoppt, bin noch dabei, die Seitenscheibe herunterzufahren, als mich die uniformierte Rangerin auch schon anfährt, ich möge doch bitte den Motor abstellen, da sie nicht an Autoabgasen dahinzuscheiden gedenke. Uiuiui... richtig zum Stehen gekommen sein darf ich aber schon noch?? Im weiteren Verlauf entpuppt sie sich aber als ziemlich handy und wir werden nach der Präsentation unserer Reservierung mit einer genauen Wegbeschreibung zu unserem Stellplatz durchgewunken. Der Platz ist mit weit voneinander liegenden Stellplätzen großzügig aufgeteilt und wir haben das Glück, genau vis-á-vis eines luxuriösen Waschhauses mit Wasserspülungstoiletten nächtigen zu dürfen. Wabasso Athabasca  Unser Campground liegt direkt am Ufer des Athabasca Rivers, der zwar nicht weit entfernt in der Nähe des Mt. Athabasca entspringt, auf seinem Weg nach Norden Dank sedimentreicher Zuflüsse aber schnell an Mächtigkeit gewonnen hat. Der beidseitige Fichtenbewuchs zeigt aus der Luft eine überraschende Farbigkeit, die aber leider mit ihren braunen, grauen und roten Farbtönen nur das riesige Ausmaß kranker und absterbender Bäume dokumentiert, die auch hier Opfer des allgegenwärtigen Borkenkäfers sind.
Athabasca Falls  Es hat die ganze Nacht geregnet und uns schwant langsam, dass einer der Höhepunkte unserer Reise – die Fahrt entlang des panoramareichen Icefields Parkway – im Regen zu ertrinken droht. Es hilft nichts. Ich dumpe an der zentralen Dumpstation des Platzes, während Maren den großen Schirm über uns hält, damit wir nicht schon am Morgen durchweichen.  Die nächste Station sind die beeindruckenden Athabasca Falls, da, wo 'unsere' Nebenstrecke, die 93A, wieder auf die Hauptstrecke, den Highway 93 zurückführt. Pfützen Parcour  Der touristische Zeitplan nimmt keine Rücksicht auf Wetterunbilden und so ist auch der Parkplatz an den Fällen ordentlich gefüllt. Zusätzlich sind gerade auch noch zwei Reisebusse voller Japaner angekommen, die bereits vor den Bussen schon mit beschirmten Selfies anfangen.  Wir bewegen uns 'pfützenhüpfender' Weise von einem Aussichtspunkt zum Nächsten, immer darauf bedacht, bei der kurzfristigen Entnahme der Kameras aus den Plastiktüten keine Regenspritzer auf die Optiken kommen zu lassen. Richtig herausfordernd wird's nahe am Fall, als zu dem Regen noch die Gischt dazukommt. Weiß auf Grün  Mittlerweile steigen wir auf der Straße unaufhaltsam höher, und mit jedem Meter sinkt auch die im Autodisplay angezeigte Außentemperatur. Null Grad! Wir trauen unseren Augen nicht: Es fängt an zu schneien! Zwei Tage vor dem kalendarischen Sommerbeginn fahren wir auf dem Icefields Parkway bei Schnee und Nebel und kein bißchen Sicht auf die grandiose Bergwelt! Immerhin ist die Situation schon wieder so skurril, dass wir beschließen, die Sache von der humorvollen Seite zu nehmen und das Weiß auf grünen Bäumen wenigstens ausreichend zu dokumentieren. Sunwapta Falls  An der Abzweigung der kleinen Stichstraße, die vom HWY 93 zu den Wasserfällen des Sunwapta Rivers führt, liegt ein größeres Resort mit angeschlossener Restauration. Offensichtlich ziehen die meisten Besucher einen gemütlichen Restaurantbesuch den Wasserfällen vor, denn während sich hier ein Fahrzeug an das nächste reiht, ist 500 m weiter am Parkplatz bei den Falls gähnende Leere. Ist schon merkwürdig: Eben an den Athabasca Falls noch ein gigantischer Auftrieb, hier hingegen nur das Rauschen des Wassers. : Sunwapta Falls
Bridge over troubled water  Fotos bei Sonne hat schließlich jeder und wann hat man schon mal Gelegenheit, Winteraufnahmen im Sommer zu schießen?  Nur einen Kilometer weiter fließt der Sunwapta River in den Athabasca River, der seltsamerweise bei Google Maps auf gesamter Länge als "La Biche River" geführt wird. Laut Wikipedia entspringt der La Biche River nordöstlich der Stadt Edmonton am "Lac La Biche", fließt angeblich nach Nordwesten und mündet dort irgendwo in den Athabasca River. Schaut man auf die Open Street Map-Karten, gibt es nirgendwo einen La Biche River, sondern ausschließlich auf ganzer Länge nur einen Athabasca River. Daraus soll jemand schlau werden. Es scheint sich hier um einen stillen Wettkampf zwischen den Kartendiensten zu handeln. Mal sehen, wer bei der endgültigen Namensfindung gewinnt... ;o) Ähnlich bedröppelt...  ...wie dieser Kolkrabe schauen wohl auch wir aus der Wäsche, als wir an einem Lookout anhalten, um das einmalige Bergpanorama zu genießen.   Common Raven  (Corvus corax)  Kolkrabe : Common Raven, Corvus corax, Kolkrabe Lookout  Ein Panorama, welches wir auch den Besuchern unserer Seite nicht vorenthalten möchten. Gemeinsam mit dem Schneemann, dem Kolkraben und uns sind wir immerhin schon 4 Schaulustige.   Apropos 'lustig'. Lustig finden wir die Zweisprachigkeit Kanadas, wenn sie sich darin dokumentiert, dass sämtliche Straßen- und Hinweisschilder mit dem Überfahren der unsichtbaren Grenze zwischen British Columbia und Alberta zweisprachig geworden sind: englisch UND französisch. Sowie man wieder von Alberta nach BC wechselt, bleiben die Schilder noch für ein paar Kilometer zweisprachig, um schließlich wieder vom Englischen dominiert zu werden. Dominiert deshalb, weil auch in BC die Schilder mancherorts zweisprachig sind: Englisch und der jeweils örtlich vorherrschende First Nations Dialekt. Ain't easy... pardon: n'est pas simple. Tangle Creek Falls  Ein Name, den wahrscheinlich keiner kennt, denn dieses Flüßchen führt ein so unscheinbares Leben, bevor es nach kurzem Dasein in den Sunwapta River mündet, dass wir es wahrscheinlich bei 'normalem' Wetter neben dem HWY 93 niemals wahrgenommen hätten. Aber so zauberhaft mit einem Schneemantel drapiert, verdanken wir ihm heute das schönste Winterbild von unserem Sommerurlaub. : Tangle Creek Falls
Athabasca Glacier  Wenn man schon von dem berühmten Gletscherpanorama nichts sehen kann... vielleicht kann man es fühlen, wenn man nur dicht genug heran kommt? ;-) Der "Athabasca Glacier" bietet diese Chance, denn die Parkverwaltung hat dem großen touristischen Interesse Rechnung getragen und auf dem halben Weg zum Gletscher einen Parkplatz eingerichtet, von dem aus man nach einem 1 Kilometer langen Anstieg zu mehreren Aussichtspunkten direkt gegenüber des Gletscherfußes gelangt. Wie alle Gletscher ist auch dieser im Rückzug begriffen und neben Markierungen, welche die historischen Grenzpunkte anzeigen, finden sich eingebettet in den zurückgelassenen, felsigen Untergrund interessante Abschliffe, die die innere Struktur der gehobelten Felsbrocken zeigen. Stochern im Nebel  Fast verschwunden im Nebel bemerken wir nicht weit von unserem Standpunkt eine Gruppe Gletscherwanderer. Noch vor ein paar Tagen waren wir in Jasper auf der vergeblichen Suche nach einem Veranstalter, da auch wir gerne einmal eine solche Wanderung unternommen hätten. In Gletschernähe waren wir schon häufiger, aber leider hatte sich weder in Norwegen, noch in Neuseeland oder Chile jemals die Gelegenheit dazu ergeben. Angesichts der Feuchtigkeit, des Nebels und der sehr beschränkten Sichten sind wir nicht traurig darüber, auch diesmal nicht zum Zuge gekommen zu sein. Nebelkrempe  Der Rückweg vom Parkplatz zum Icefields Parkway zeigt den Blick auf das örtliche Infozentrum, welches offensichtlich gut besucht ist. Obwohl wir selber nicht dort waren, soll die Ausstellung über den Athabasca Gletscher und das große Columbia Icefield ausgesprochen gut sein. Auch hier natürlich wieder mit den heute allgegenwärtigen Verweisen auf den "menschengemachten Klimawandel" und die kollektive Schuld der Menschheit an diesem Drama. Um das zu vertiefen, werden auch von hier aus ganze Busladungen mit Touristen auf den Gletscher geschaufelt – eine Praxis, die allerdings in Hinblick auf die angenommene 'Kollektivschuld' zumindest  kontraproduktiv erscheint... Hoffnungsschimmer?  Bald hinter dem Gletscher und dem Infozentrum senkt sich die Straße in einer langgezogenen Serpentine von ca. 1800 m auf 1600 m Höhe. Hier zeigt sich erstmals ein Hoffnungsschimmer in dem undurchdringlichen Nebel. Zumindest scheint sich der Nebel etwas zu heben, so dass man gelegentlich auch schon mal eine Felswand von der Straße aus sieht.
Landschaftsdetail  Am unteren Ende der Serpentine machen wir eine kurze Rast, verbunden mit einem Spaziergang entlang des North Saskatchewan Rivers, der hier durch eine enge Klamm aus den Bergen herunter kommt. Endlich regnet es mal nicht mehr und man ist schon dankbar für eine paar Details der Landschaft, die sich heute so erfolgreich der Bewunderung entzogen hat. Halbkreisförmig  Auch dieses Foto zurück ist der verzweifelte Versuch, wenigstens ein bißchen was mitzunehmen von dieser 'einmal-im-Leben'-Tour. Wobei die halbkreisförmigen Schichtungen in den Bergflanken interessante Einblicke auf die Geologie der Rockies ermöglichen.  Mangels sinnvoller Zwischenstopps haben wir die Strecke des halben Parkways sehr zügig zurückgelegt. Da es eigentlich noch zu früh am Tag ist, um bereits den zwei Tage zuvor nachgebuchten "Rampart Creek Campground" anzusteuern, fahren wir an ihm vorerst vorbei, um uns den knapp 20 Kilometer weiter gelegenen "Mistaya Canyon" anzusehen. Mistaya Canyon  Der Parkplatz an der Straße ist ziemlich voll. Wahrscheinlich ballt sich jetzt alles an den wenigen Stellen, wo man noch etwas von der Natur sieht. Immerhin blitzt jetzt ab und an schon mal ein Sonnenstrahl durch den Nebel, was auch die Stimmung sogleich hebt. Den Canyon des Mistaya Rivers erreicht man über einen mehrere hundert Meter langen Wirtschaftsweg. An der Holzfällerbrücke über die enge Flussschlucht hat man sein Ziel erreicht. : Mistaya Canyon Wasserkraft  Links hinter der Brücke bekommt man Zugang zu dem ausgedehnten Felsplateau, welches der Fluss eindrucksvoll durchschnitten hat. Unbeschränkt durch irgendwelche Absperrungen und Zäune kann man sich ziemlich weit auf den Felsplatten bis an die scharfen Kanten vorarbeiten – hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, 'weiter vorne' ein noch spektakuläreres Foto zu bekommen und der Vernunft, die vom weiteren Vorrücken dringend abrät.
Pancake Rocks  Ja, ich weiß, dass der Name eigentlich schon vergeben ist...   Wahrscheinlich war es ein paar Stunden früher wegen nasser Felsen noch erheblich gefährlicher, hier herumzuturnen. Glücklicherweise hat die Sonne die Felsplatten inzwischen getrocknet, so dass das Risko überschaubarer ist. Mit Glück erwischt man in den aufgischtenden Wasserfahnen sogar mal einen kleinen Regenbogen. Lohn der Geduld  Es hat viel Geduld gekostet und ein schnelles Reaktionsvermögen erfordert, die 'Totalen' der Landschaft mal völlig menschenleer zu erwischen. Mit Schmunzeln haben wir einen Fotografen beobachtet, der sage und schreibe eine halbe Stunde dicht hinter seinem aufs Stativ geschraubten Fotoapparat verharrte, bis endlich mal kein selfieschießender Mitmensch auf den Felsen am Flussufer herumstand. Er hat – meine ich – ebenfalls genau diesen Moment für seine Fotos genutzt wie ich. Puh – geschafft! Immerhin...  Auf der Rückfahrt zum Rampart Creek CG halten wir noch an einem Lookout über dem Zusammenfluß des Howse-, North Saskatchewan- und Mistaya Rivers. Zwar ist es inzwischen wieder grau in grau, man sieht aber immerhin mal ein paar Berggipfel. Auch wenn der Sprit an der einzigen Tankstelle zwischen Jasper und Banff unverschämt teuer ist, füllen wir unseren Tank sicherheitshalber am Saskatchewan Crossing – der Einmündung des Davis Thompson Highways in den Icefields Parkway – auf. Dies war übrigens die einzige Tankstelle mit Bedienung auf unserer Tour – alle anderen Tankstellen funktionieren mittels Kreditkartenzahlung. Man gibt einen gewünschten Oberbetrag an der Tanksäule ein, steckt seine Karte in den Schlitz, wählt die Spritsorte und los geht's. Entweder stoppt dann der Tankvorgang, wenn der gewählte Betrag erreicht ist, oder wenn der Tank voll ist. Die Kreditkarte wird dann auch nur mit der tatsächlich erreichten Summe belastet. Eine weitere Taste veranlaßt den Quittungsdruck. Alles ganz easy... Was blüht uns da?  Sollten sich unsere Tankstellen mal zum Vorbild nehmen! Wobei das eher unrealistisch ist. Die leben schließlich nicht vom Sprit, sondern nahezu ausschließlich vom 'Beiverkauf' in den Shops. Und wenn die keiner mehr betreten muß... Das Ganze spielt sowieso nur noch eine Rolle, solange es noch Tankstellen, Benzin und Diesel gibt. Mit "e"-Energy muß das natürlich alles neu gedacht werden... ;-)  Wo wir grad bei 'Öko' sind: Oben sieht man eine Auswahl der in dieser Gegend ansässigen Blümchen. Da verbietet sich jeder weitere Gedanke an fossile Brennstoffe!   oben links: Elephant's Head Lousewort  (Pedicularis groenlandica)  Elefantenkopf | oben rechts: Arctic Aster  (Eurybia merita)  Arktische Aster  Mitte: Northern Paintbrush  (Castilleja septentrionalis)   unten links: Sticky Geranium  (Geranium viscosissimum)  | unten rechts: Coast Penstemon  (Penstemon serrulatus)  Bartfaden : Elephant's Head Lousewort, Pedicularis groenlandica, Elefantenkopf
Unkontrolliert  Propangas haben wir übrigens bei der handbetriebenen Tankstelle nicht bekommen. Hätte sich ja angeboten, wenn ohnehin schon ein Tankwart draußen bei den Säulen ist. Die Säule ist aber – wie schon die neulich in Pemberton – kaputt. Scheint, als hätten sich Propangassäulen und Kartentelefone gegen uns verbündet... Egal – noch steht die Anzeige bei 46%, das reicht noch drei, vier Tage.  Wir stehen mittlerweile auf Site 22 des Rampart Creek CG. Unsere Nachreservierung hat offensichtlich geklappt, obwohl wir weder am heutigen Abend noch am nächsten Morgen einen Ranger zur Kontrolle vorbeikommen sehen. Wir imprägnieren uns mit "No Bite", benutzen den Pfad neben unserem Stellplatz und sind nach ein paar Metern durch den dichten Wald am Ufer des North Saskatchewan Rivers. Die Blüten des Uferbewuchses zeigt das vorige Bild. Rampart Creek Campground  Eingerahmt von ein paar beeindruckenden Dreieinhalbtausendern, deren Gipfel sogar mal kurzzeitig zu sehen sind, liegt der Rampart Creek Campground am Ende des schmalen Flussuferwegs so gut zwischen den hohen Fichten versteckt, dass man von ihm nichts mehr erahnt. : Rampart Creek Campground Traumhafte Aussichten  Es soll einfach nicht sein! Die ganze Nacht hindurch hat's geregnet, es ist bitterkalt gewesen und wir sind froh, die warmen Alpaka-Socken eingepackt zu haben. Nach dem Aufbruch steigt der Icefields Parkway wieder an und oberhalb 2000 m sind die Temperaturen wieder unter dem Nullpunkt und der Regen hat sich zu Schnee gewandelt. Tapfer halten wir trotzdem am berühmtesten Aussichtspunkt der ganzen Strecke am Peyto Lake. Wenn man schon nichts sieht, will man wenigstens das dokumentiert haben. Das Aussteigen und den Weg zum Lookout sparen wir uns.  Obgleich wir dem HWY 93 bis zu unserem Tagesziel im Kootenay National Park folgen wollen, haben wir noch einen Abstecher auf den Trans Canada HWY durch den Yoho National Park eingeplant. Der Zweithöchste  Wir biegen Richtung Yoho NP ab und überqueren nach wenigen Kilometern für kurze Zeit die Grenze zwischen Alberta und British Columbia. Uns bei diesem Wetter an den Viewpoints des Spiral Tunnels aufzustellen und auf einen vorbeikommenden Zug zu warten, fehlt uns die Geduld und so fahren wir weiter zur Yoho Valley Road. Die zu den sehenswerten Takakkaw Falls führt, dem zweithöchsten Wasserfall Westkanadas. Auch hier wieder das Plastiktütenspiel: Schirm unter der Achsel festklemmen, Kamera raus aus der Tüte, Objektiv mit der Hand abschirmen, Foto machen – klar, dass dabei keine Fotokunst herauskommt :-/
Betreten verboten  Wir fahren auf der serpentinenreichen Straße zurück zum HWY 1 und beglückwünschen uns zum wiederholten Male, uns für diesen Campervan entschieden zu haben. Mit einer Länge von 21 Fuß bezwingt er auch noch enge, kurvenreiche Strecken, an denen viele der gern genommenen, größeren Motorhomes scheitern oder zum Vor- und Zurücksetzen gezwungen sind. Abgesehen davon, schlägt sich jeder Volumenmeter auch gleich in größerem Spritverbrauch nieder, was sich zwar bei einem Spritpreis von ~1,40 $ (Kanada Dollar ~ 0.66 €) relativiert, aber häufigeres Tanken erforderlich macht. Für zwei Leute war unser Camper genau richtig!  Apropos Maßeinheiten: Die Füße bei der Camperlänge sind eine (nordamerikanisch beeinflusste) Ausnahme. Alle Entfernungsangaben in Kanada sind in Metern und Kilometern, es gilt das Dezimalsystem und Tanken tut man auch in Litern und nicht in Gallonen! Da haben die Franzosen mal einen segensreichen Einfluß gehabt... Natural Bridge  Der Weg zum Emerald Lake fällt auch den Witterungsbedingungen zum Opfer und so bleibt es bei der Besichtigung der "Natural Bridge", einer durchbrochenen Felsformation im Kicking Horse River, die in der Tat eine brückenähnliche Kreuzung des Flusses ermöglicht, was aber aus Schutzgründen nachvollziehbarer Weise verboten ist. Dafür gibt es eine hübsch-häßliche Betonbrücke direkt daneben, von der aus man einen guten Blick auf dieses Naturmonument hat.  Als der zweite Reisebus mit Japanern eingetroffen ist, wird es Zeit, die Weiterreise anzutreten. Wir fahren wieder zurück Richtung Alberta und Icefields Parkway und vorbei an Lake Louise. Richtig: Vorbei! Das Schild am Highway sagt: Lake Louise Parkplatz voll. Ausweichparkplatz mit Busshuttle zum See 3 Kilometer weiter. Wollen wir uns das antun? Nein! Vielleicht ist es jetzt etwas verspätet zu beichten, dass wir um eine Reihe von touristischen 'Musts' einen weiten Bogen gemacht haben. Nur der Vollständigkeit halber: Wir waren weder in Vancouver, noch in Victoria, Tofino, Emerald Lake, Lake Louise, Banff, Calgary, Kamloops und Kelowna. Wer will, kann an dieser Stelle immer noch den Besuch unserer Seite abbrechen. Wir könnten's ihm/ihr nicht verdenken... ;o) Ahnung eines Canyons  Statt zum Lake Louise biegen wir vom Icefields Parkway Richtung Kootenay NP ab. Maren möchte unbedingt den "Marble Canyon" sehen, zumal es jetzt endlich auch ein bißchen freundlicher wird. Leider müssen wir den Marble Canyon auch noch an unsere Versäumnisliste ranhängen, denn der Parkplatz am Canyonzugang ist wegen umfangreicher Straßenbauarbeiten bis Oktober 2019 höchst offiziell gesperrt. Immerhin haben wir die Gelegenheit, während wir in der Warteschlange vor der Ampel auf die Weiterfahrt warten, vom Straßenrand aus einen Blick auf den Kootenay River zu werfen, der an dieser Stelle zumindest eine Ahnung des Canyons ein paar hundert Meter weiter gestattet. Ockerboden  Ich tröste Maren damit, wahrscheinlich eh nicht viel zu verpassen, denn die bewaldete Umgebung sieht um den Marble Canyon herum grausam aus. Entweder hat es in nicht allzu ferner Vergangenheit hier großräumig gebrannt, oder der Borkenkäfer hat das Gebiet verwüstet. Kilometerweit reiht sich ein Baumgerippe an das nächste – ein echt deprimierender Anblick. Alternativ schlage ich Maren die nicht weit entfernten "Paint Pots" vor, von denen wir zwar schon gelesen hatten, aber keine rechte Vorstellung mit ihnen verbanden. Der Wald rund um den Parkplatz sieht jedenfalls schon mal erheblich gesünder aus.
Ochre Spring  Wir folgen dem kurzen Weg vom Parkplatz und erreichen eine Fußgängerbrücke über den Kootenay River. Bis hierhin ist es noch schuhwerkfreundlich, aber das ändert sich schnell, denn der Boden bekommt eine lehmige Konsistenz und die Farbe changiert zwischen allen Braun- und Orangetönen. Obwohl man sich bei der Anlage des Weges Mühe gegeben hat, die schlammigsten Stellen zu vermeiden, ist das farbige Areal einfach zu ausgedehnt, um eine völlig trockene Passage zu gewährleisten. Trotz der mit Holzbohlen unterfütterten schlammigsten Wegabschnitte sehen die Schuhe bald ebenso aus wie der Untergrund. : Ochre Spring Paint Pots  Gleich mehrere kleine Quellen transportieren das durch Eisenverbindungen intensiv gefärbte kalte Wasser des Untergrundes an die Oberfläche, wo es sich in kleinen Tümpeln ablagert oder auch großflächig über die Landschaft verteilt und diese einfärbt. Wir folgen dem Weg entlang eines von verschiedenfarbigen Ablagerungen geprägten Abflusses einen kleinen Hügel hinauf bis zur Quelle. Faszinierend ist die unwirklich erscheinende Diskrepanz zwischen dem orangefarbenen Boden und dem quietschgrünen Uferbewuchs – eine Kombination, die man nicht häufig sieht. : Paint Pots Eisenschlamm  Seit ewigen Zeiten schon nutzten die First Nations das leicht zugängliche Gebiet zum Abbau des Ockerschlamms, um daraus Farbpigmente herzustellen, die bei kulturellen und rituellen Zeremonien Verwendung fanden, der Körperbemalung dienten und der Anfertigung von Felsmalereien. Den First Nations ist dieser Platz heilig – was europäische Siedler nicht daran hinderte, ebenfalls Ocker abzubauen und damit lange Handel zu treiben.  Liest man die Schilderungen auf einschlägigen Reiseportalen, können sensiblere Naturen dem 'schmutzigen', 'schlammigen' Gebiet häufig wenig abgewinnen, besonders, wenn das Hadern über versautes Schuhwerk den Gesamteindruck bestimmt. Wir hingegen waren von dem ca. 2 km langen Rundweg beeindruckt, auch in Hinblick auf den kulturellen Kontext und hatten unsere Schuhe bereits wenig später mit Hilfe von ein wenig Frischwasser wieder von den schlimmsten Spuren befreit. Kootenay River  Maren läßt der entgangene Marble Canyon Ausflug keine Ruhe. Sie überredet mich, noch einmal ein kleines Stückchen bis zu dem Campground zurück zu fahren, der dem Marble Canyon Parkplatz gegenüberliegt. Von hier aus hofft sie, doch noch einen Zugang zu finden, muss aber nach der Lektüre eines Hinweisschildes ernüchtert feststellen, dass der derzeit einzige Zugang nur über einen 3 km langen Anmarsch vom – gerade verlassenen – Paint Pot Parkplatz möglich ist. Canyon Rundweg plus 6 km An- und Abmarsch... so viel Zeit haben wir dann doch nicht. Also zurück auf den Kootenay Highway, von dem aus wir noch einige wolkenverhangene Sichten über den Kootenay River und den gleichnamigen National Park mitnehmen, bis wir bereits um 15 Uhr den "McLeod Meadows Campground" erreichen, unser heutiges Tagesziel. : Kootenay River
Der Ersatzspecht  Wir sind jetzt abseits der großen Reiseströme, die meist vom Trans Canada Highway kommend, über Calgary und Banff vom Süden nach Norden durch die Rocky Mountains führen. Das zeigt sich unmittelbar an der Belegung des auf einem flachen Uferstück des Kootenay Rivers angesiedelten Campgrounds – wir scheinen die einzigen Gäste zu sein! Außer uns keine Menschenseele und unser Platz als einziger reserviert. Verrückt!   Lincoln's Sparrow  (Melospiza lincolnii)  Lincoln-Ammer : Lincoln's Sparrow, Melospiza lincolnii, Lincoln-Ammer McLeod Meadows  Ich habe mir ein wenig die linke Wade gezerrt, was mich schon auf dem nur 2 km langen Pfad entlang der Paint Pots so gehandicapt hat, dass mich für heute keiner mehr zu größeren Aktivitäten bewegen kann. Während Maren zum Flussufer heruntergeht, dem Uferpfad bis zu einer Metallbrücke folgt und nach dem Queren des Flusses noch eine zweite Brücke über das von Inselchen durchsetzte Flussbett in Angriff nimmt, liege ich mit der Kamera auf der Lauer, um endlich den riesigen Helmspecht zu erwischen, der gelegentlich für ein kurzes Spechteln auftaucht, bei meiner unbeholfenen Annäherung aber immer sofort wieder verschwindet. So bleibt mir von meinem Shooting lediglich das Portrait einer hübschen kleinen Lincoln-Ammer und Maren tröstet mich mit ihren Fotos des vernebelten Bergpanoramas von der anderen Flusseite. Bow Lake Lookout #1  Wieder hat es bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt die ganze Nacht geregnet. Wir sind allmählich leicht genervt, als wir uns nach dem Dumpen wieder auf den Weg machen. Das Städtchen Radium Hot Springs, welches wir an der Einmündung des HWY 93 auf den HWY 95 erreichen, kann uns bei dem nieseligen Wetter allerdings noch nicht einmal zu einem Halt animieren, obwohl es mit seinen, von vulkanisch erwärmten, leicht radon-haltigen Quellwasser gespeisten Pools, als eine DER touristischen Attraktionen British Columbias gilt. Wir biegen ab auf die 95 und fahren Richtung Nordwesten nach Golden. Und... oh Wunder, auf der 100 km langen Strecke entlang des sich in einer malerischen Flusslandschaft ausdehnenden Columbia Rivers, reißt die Bewölkung zunehmend auf, es wird sonnig, und wir können zusätzlich zu dem linksseitigen Fluss auf der rechten Seite noch das verschneite Westseitenpanorama der Rockies vor blauem Himmel genießen. Es ist noch früh, gerade erst 10 Uhr, als wir in Golden ankommen. Wir tanken, machen ein paar Einkäufe bei "Save-On-Foods" und überlegen: Bis nach Revelstoke, wo wir erst am Abend sein müssen, sind es 'nur' 190 km. Von Golden aus könnten wir aber nach einem 170 km-Abstecher über den Trans Canada Highway noch mal den Icefields Parkway erreichen. Diesmal endlich bei schönem Wetter... : Bow Lake Lookout Bow Lake Lookout #2  Maren sieht mich zweifelnd an: "Willst Du Dir wirklich die ganze Fahrerei antun?" Wenn ich schon nicht laufen kann – fahren kann ich noch! Der Yoho National Park, den wir gerade gestern erst von Norden kommend bei Regen erlebt hatten, präsentiert sich heute in strahlendem Sonnenschein. Doch irgendwie ist der Wurm drin. Je höher wir von den 800 m des Golden-Niveaus auf die 2000 m des Icefield Parkways klettern, desto mehr zieht es sich wieder zu. Wir wissen zwar nicht, wie es weiter nördlich beim Columbia Icefied aussieht, haben aber wenig Hoffnung, dass es sich wirklich lohnen würde, unseren 'Abstecher' noch sehr viel weiter auszudehnen. Nachdem es uns gelungen ist, beim Bow Lake an zwei Aussichtspunkten wenigstens etwas mehr als gestern gesehen zu haben, fahren wir noch weiter bis zum Bow Summit. Heute schneit es zwar nicht mehr, der Peyto Lake Aussichtpunkt ist aber immer noch/schon wieder in so dichten Nebel gehüllt, dass wir uns schweren Herzens zur Umkehr entschließen. Bis zu unserem heutigen Campground sind es von hier aus immerhin 320 km!   Wahrscheinlich hängt das schlechte Wetter oben in den Rockies fest, denn auf dem Rückweg durch den Yoho bricht die Sonne wieder durch. Jetzt wäre die Gelegenheit, sich den Emerald Lake zumindest noch mal anzuschauen. Also kurzentschlossen noch einen 20 km-Abstecher in den großen Abstecher eingebaut und hin zum Emerald. Das hat sich offensichtlich heute ganz British Columbia vorgenommen. Bereits zwei Kilometer vor dem Ziel sind die Seitenstreifen zugeparkt und der Parkplatz selbst quillt aus allen Nähten. Neben hunderten Touristen gibt es auch noch zwei bis drei Brautpaare, die heute hier ihre Trauung vollziehen wollen. Wir sind bedient, werfen – im Parkplatzstau wartend –  aus dem Auto einen kurzen Blick auf einen Seezipfel und machen, dass wir von dannen kommen. : Bow Lake Lookout
Leerstühle  Auf der Höhe von Golden finden wir endlich am Highway eine Füllstation für Propangas. Nach einem kurzen Halt ist unser Tank wieder voll und wir nehmen das letzte Wegstück bis nach Revelstoke in Angriff. Die lange Strecke fordert aber ihren Tribut und so machen wir Halt für einen entspannenden 10 Minuten Spaziergang auf dem barrierefreien "Hemlock Grove Boardwalk", wo wir zwischen den uralten Zedern und Hemlocktannen auf dieses bemerkenswerte Stuhlensemble stoßen. Einweihung  Mit dem Passieren der Grenze zwischen Alberta und British Columbia haben wir durch das Zurückstellen der Uhr eine Stunde gegenüber Alberta-Zeit gewonnen, so dass wir Revelstoke erstaunlicherweise bereits gegen 16 Uhr erreichen. Wir haben aber noch ein 25 km langes Straßenstück entlang des Revelstoke Lakes zurückzulegen, bis wir endlich die heutige Etappe nach 590 Kilometern am Campground des Martha Creek Provincial Parks beschließen können.  Bei der Buchung hatten wir noch einen Stellplatz am See bekommen, direkt an der Zufahrt. Nicht schlecht, aber auch nicht berühmt. Wir sind noch am Frischwasserzapfen, als die nette Rangerin vorbeikommt, unsere Reservierung prüft und uns beiläufig mitteilt, sie hätten gerade erst heute die neue Campground-Erweiterung eröffnet. Bislang seien die Plätze noch unbelegt; wenn wir wollten, könnten wir uns die ja mal angucken und uns bei Gefallen einen aussuchen. Und ob wir wollten! Lake Revelstoke  Wer genau hinsieht, entdeckt unseren Camper jetzt auf einem genialen Stellplatz direkt auf der Landzunge am See, unweit des kleinen Wasserfalls. Es ist traumhaft ruhig hier, alles nagelneu und nur auf einem weiteren Stellplatz steht ein zweites Fahrzeug. : Lake Revelstoke Eines langen Tages Ende  Den Rest des Tages faulenzen wir verdientermaßen, spülen das verspätete Mittagessen mit einem ordentlichen Schluck Kaffee hinunter, bauen unsere Campingstühle am Ufer auf und genießen das warme Abendlicht, nur ein paar Meter von unserem Campervan entfernt. Hier werden wir für zwei Übernachtungen bleiben.
Stinkkohl  Heute wollen wir zu den "Meadows in the Sky", blütenreichen Alpinwiesen auf dem Mount Revelstoke. Leider hat es in der Nacht wieder getröpfelt und die Bergspitzen sind noch in dichten Dunst gehüllt. Also besser erst noch ein bißchen abwarten, bevor man die Straße nach oben in Angriff nimmt.   Skunk Cabbage  (Lysichiton americanus)   Scheinkalla : Skunk Cabbage, Lysichiton americanus, Scheinkalla Auf dem Naturlehrpfad  Wir tanken in Revelstoke am Highway erst mal voll und fahren dann ein paar Kilometer zurück bis zum "Skunk Cabbage Boardwalk Trail", einem Naturpfad, der in einem Loop durch die feuchten Uferregionen des Illecillewaet Rivers führt und für seinen großen Bestand an den nicht immer angenehm duftenden Skunk Cabbage Pflanzen bekannt ist.   American Redstart  (Setophaga ruticilla)  male  Schnäpperwaldsänger : American Redstart, Setophaga ruticilla, Schnäpperwaldsänger Kein Glück mit 'loops'  Die Hälfte des auf Stelzen geführten Bohlenpfades ist im sumpfigen Untergrund versunken, so dass 'der Loop' aus zwei, an einer Absperrung endenden Wegstücken besteht. Die Scheinkallas sind erheblich größer als die Exemplare, denen wir am Mt. Washington erstmals begegneten und begleitet vom Gesang der Singammer erkunden wir das Biotop.   Song Sparrow  (Melospiza melodia)  Singammer : Song Sparrow, Melospiza melodia, Singammer Ignoranten  Es sind erstaunlich viele Besucher auf den abgeschnittenen Pfaden unterwegs. Darunter solche liebenswerten Zeitgenossen, die sich mit vorgehaltenem Smartphone just in dem Moment an dem Fotografen vorbeidrücken, in dem dieser ein scheues Vöglein vorsichtig mit dem Tele anvisiert. Man könnte sie knutschen – der Vogel ist weg *grrr*. Dann beobachtet man eben die riesigen Kaulquappen des  "Columbia Spotted Frog"  in den mit Sumpfschachtelhalm zugewucherten Tümpeln – die sind nicht so schreckhaft...   Swamp horsetail  (Equisetum fluviatile)
Statt "Meadows in the Sky"  Unsere Kalkulation scheint aufzugehen. Der Nebel hat sich weitgehend verzogen, so dass wir zum "Meadows in the Sky Parkway" fahren. Am Beginn der 26 km langen Bergstraße bekommen wir beim Rangerhäuschen eine Broschüre in die Hand gedrückt, verbunden mit guten Wünschen, man möge 'viel Spaß' beim Besuch des Nationalparks haben. Den Spaß haben wir bei schönen Aussichten auf das im Tal liegende Revelstoke auch – bis ungefähr Kilometer 23! Hier hört der Spaß plötzlich auf, denn Ranger haben die Straße bei der Cariboo Cabin aus völlig unerfindlichen Gründen gesperrt und verweigern allen Parkbesuchern die Weiterfahrt zum Gipfelparkplatz. Unverrichteter Dinge und mehr als leicht angesäuert machen wir – wie alle anderen auch – auf der Straße kehrt und fahren grummelnd wieder bergab. Alternativ bieten sich kleinere Spaziergänge auf Trails an, die an verschiedenen Stellen von der Straße abzweigen. Holzkopf  Wir halten an dem "Broken Bridge Trail" und folgen dem Weg über stellenweise steile Abschnitte, bis er nach mehreren hundert Metern an der zerbrochenen Brücke endet. Wir machen eine kleine Rast an dem Flüsschen, welches unter den Resten der Brücke hindurchplätschert und amüsierem uns über das Schnitzwerk, welches ein unbekannter Künstler oberhalb des Rastplatzes hinterlassen hat. Kein Flokati  Eine größere japanische Familie trifft laut miteinander kommunizierend und mit Bärenglöckchen bimmelnd an der Brücke ein. Das halbwüchsige Mädchen, welches gerade das Absperrschild an der zerbrochenen Brücke studiert hat, fragt Maren, ob es sich hier um die "Broken Bridge" handele. Nach Marens positiven Bescheid ist es höchste Zeit, den Rückzug anzutreten. Wir sind erst ein kurzes Stück gegangen, Maren vorweg, ich bummele hinterher, als sie plötzlich einen unterdrückten Ausruf ausstößt. Aufgeregt deutet Maren nach vorne, zückt die Videokamera und ich beeile mich, die Telekamera in Anschlag zu bringen.   Porcupine  (Erethizon dorsatum)  Baumstachler, Urson : Porcupine, Erethizon dorsatum, Baumstachler, Urson Schwein gehabt!  Kaum 5 m entfernt hockt ein wuscheliger Teppich auf Beinen an einem Baumstamm und mampft Grünzeug in sich hinein. Ein Stachelschwein! Jetzt läßt es auch noch vom Fressen ab und kommt neugierig ein Stück auf uns zu. Erst als wir ebenfalls mit den Kameras näherrücken, dreht es sich behäbig herum und trottet gemächlich auf dem Weg vor uns her. Als von der anderen Seite eine weitere Wandergruppe auftaucht, versucht es erst, an der steilen Wand entlang des Weges hoch zu klettern, entscheidet sich aber anders und verschwindet lieber bergab im Unterholz.  Der Ranger im Pförtnerhäuschen, dem Maren bei der Ausfahrt von unserer Begegnung berichtet, bestätigt uns die Identifikation des Stachelschweins und beglückwünscht uns zu der Sichtung samt gelungener Videodokumentation: "Fine done!". Das Baumstachelschwein kann bei einer Länge von ca. 1 Meter bis zu 18 Kg schwer werden, lebt in Kanada und den westlichen USA hauptsächlich auf Bäumen und bewegt sich am Boden nur unbeholfen und schwerfällig. Fühlt es sich bedroht, sträubt es seine mehr als 30000 Stacheln und schlägt mit dem Schwanz. Die nur lose verankerten Stacheln bohren sich bei Kontakt in die Haut des Angreifers und lassen sich nur schwierig entfernen. Gut, dass Urson uns offensichtlich nicht als Bedrohung empfunden hat.   Porcupine  (Erethizon dorsatum)  Baumstachler, Urson : Porcupine, Erethizon dorsatum, Baumstachler, Urson
Das Mutterschiff  Während wir uns noch völlig begeistert von der Porcupine Sichtung auf den letzten Metern des Broken Bridge Trail befinden, donnert es ziemlich nahebei. Bei all der Aufregung – und abgeschirmt unter hohen Bäumen – haben wir gar nicht mitbekommen, dass schon wieder dichte Wolken aufgezogen sind. Es dauert auch nur noch Minuten, bis ein heftiger Gewitterguss herniederprasselt, den wir aber abwartend halbwegs trocken unter dem dichten Wegbewuchs überstehen. Von unserem Vorhaben, den "Meadows in the Sky Parkway"-Ausflug auch noch mit ein paar schönen Aufnahmen von den diversen Aussichtspunkten hinunter ins Tal und auf die umliegende Bergwelt anzureichern, müssen wir wetterbedingt leider Abstand nehmen. Inzwischen ist es alles wieder grau zugezogen.  Wir bekämpfen unseren Frust mit dem Naheliegendsten: Wir gehen Einkaufen in Revelstoke! Ausgestattet mit Süßigkeiten, abgepackten Cordon Bleus plus Appetizern wie Gürkchen und Oliven machen wir es uns auf unserem Luxus-Stellplatz gemütlich, hauen das Essen in die Pfanne und starren den Himmel böse an.   Common Merganser  (Mergus merganser americanus)  female Gänsesäger : Common Merganse, Mergus merganser americanus, Gänsesäger Abendmahl  Das hilft offensichtlich! Bald nach unserem opulenten Mahl hört der Regen auf und wir können immerhin wieder das Auto verlassen. Draußen schwimmt eine Gänsesäger Familie vorbei und wir machen uns mit den Kameras noch mal auf, in der Hoffnung, in unserer stillen, grünen Ecke des Campgrounds womöglich noch weitere Tiere oder andere schöne Motive aufstöbern zu können. Wie auf Bestellung hoppelt ein Hase vorbei, der sich alsbald in entgegenkommender Weise zu einem kleinen Imbiss niederhockt.   Snowshoe Hare  (Lepus americanus)  Schneeschuhhase : Snowshoe Hare, Lepus americanus, Schneeschuhhase See(len)ruhe  Gegen Abend klärt es sich weiter auf, der See präsentiert sich malerisch und wir haben die Hoffnung, dass sich das Wetter doch nun endlich mal zum Besseren wenden möge.  In der Nacht ziehen aber schon wieder ständige Regenschauer durch und auch die morgendlichen Sonnenlücken, die uns beim Frischwasser tanken über die Schulter blinzeln sind nur eine vorübergehende Erscheinung. Trotz mehrfacher Versuche und der Verwendung verschiedener Münzen versagt uns zudem die Sanidump-Station ihre Mitarbeit und so starten wir mit allseits vollen Tanks auf unsere Weiterfahrt nach Süden. Arrow Lake Crossing  In Revelstoke fahren wir auf den HWY 23, der uns gelegentliche Ausblicke auf den Upper Arrow Lake gewährt, bis wir nach ca. 50 km Shelter Bay erreichen. Hatten wir schon auf dem Highway wenig Verkehr, ist auch der Andrang am Fähranleger überschaubar. Die 20minütige Fährüberfahrt über den Upper Arrow Lake ist mehr als Fortsetzung des Highways übers Wasser zu begreifen und kostet uns als Dienstleistung des Staates nicht einen Cent. Die Einweiserin entdeckt uns erst, als wir bereits in der Reihe der PKWs gestoppt haben. Unsicher, ob wir nicht eher zu den LKWs oder großen WoMos gehören, hält sie kurz mit einem Kollegen Rücksprache, läßt sich dann aber belehren, wir seien so klein und leicht, dass wir problemlos dort stehenbleiben können, weil die Fähre unseretwegen bestimmt keine Schlagseite bekommt. Schließlich kommt sie noch zu einem kleinen Plausch an unser Fenster und wünscht uns und sich endlich trockeneres Wetter: "...sonst quaken wir bald alle wie die Frösche".
Slocan Lake View Point  Die Fähre, die gemeinsam mit einer Zweiten pausenlos über den See hin und her pendelt, ist klein und hat nur ein Autodeck. Während der Überfahrt steigen wir aus unserem Camper aus und halten ergebnislos nach blauen Wolkenlücken Ausschau. Am anderen Ufer in der Galena Bay angekommen suchen wir uns nach Verlassen der Fähre erst mal einen kleinen Rastplatz und haben nach langer Zeit ausschließlichen Propangasbetriebes mal wieder zeitraubende Probleme, den Kühlschrank neu zu starten.  In Nakusp trifft der HWY 23 auf den HWY 6, dem wir südöstlich Richtung "Slocan Lake" folgen. Die Fahrt entlang des Sees auf einer immer weiter ansteigenden Uferstraße ist wunderschön und als wir den "Slocan Lake View Point" erreichen, machen wir einen Zwischenstopp, um einen Blick auf den 300 m tiefer liegenden See zu werfen. Slocan Lake  Eine weitere Gelegenheit, eine schöne Aussicht auf den See und das Städtchen Slocan zu genießen, bietet sich auf den letzten Metern der Uferstraße, immer noch ca. 100 m über dem See. : Slocan Lake Springlebendig  Bereits gegen 13 Uhr treffen wir am "Springer Creek Campground" ein. Das Office hat noch bis 15 Uhr geschlossen und so stellen wir unseren Camper nach kurzem Suchen auf dem von uns gebuchten Stellplatz ab. Obwohl es sich um einen privaten Platz handelt, ist die Raumaufteilung großzügig, alle Stellplätze sind durch Bäume und viel Grün von den Nachbarplätzen getrennt, Wasser- und Stromanschluß sind vorhanden, das Sanitärhaus ist 20 m entfernt – nur die Dumpstation haben wir noch nicht ausgemacht. Ich pflege erst einmal mein Bein und meinen Rücken, der sich mit einem leichten Hexenschuß bemerkbar macht (ja, ja, das Alter...), während sich Maren auf die Suche nach der Dumpstation begibt. Da wir am Morgen an der kaputten Station des Martha Creek CG gescheitert sind, ist der Grauwassertank immer noch randvoll. Pflanzenreigen  Abgelenkt vom Rauschen nahen Wassers verschiebt Maren erst einmal ihre Prioritäten und kommt nach einer guten Stunde mit Fotos eines kleinen Wasserfalls zurück und zeigt mir Aufnahmen diverser Pflänzchen, die in dem umliegenden Wald sprießen. Inzwischen hat sich auch die Sonne mal wieder sehen lassen und als wir um 15 Uhr zwecks Anmeldung zum Office aufbrechen, kommen wir auch an der gesuchten Dumpstation vorbei. Ist doch alles da!  Die Office-Mitarbeiterin begrüßt uns freundlich, wir zahlen die noch ausstehende Platzmiete (nicht alle Campgrounds bestehen auf Vorkasse) und bei einem kleinen Small Talk mit Klagen über das durchwachsene Wetter gibt die Frau zu bedenken, dass die große Trockenheit des letzten Jahres gerade hier verheerende Waldbrände zur Folge gehabt hatte – da sei der jetzige Regen eher ein Segen. Tja, ist alles relativ...   oben links: Showy Milkweed  (Asclepias speciosa)  Schöne Seidenpflanze | oben rechts: Brown-eyed Susan  (Gaillardia aristata)  Prärie-Kokardenblume  unten links: Dalmatian Toadflax  (Linaria genistifolia)  Dalmatiner Leinkraut | unten rechts: Spreading Dogbane  (Apocynum androsaemifolium)  Hundsgift : Brown-eyed Susan, Gaillardia aristata, Prärie-Kokardenblume
Papa Puter  Da wir auf einem privaten Platz sind, hat's auch endlich mal wieder ein bißchen WLAN. Nicht am Auto, aber ein paar Schritte Richtung Office ermöglichen Maren endlich den verspäteten Geburtstagsanruf bei ihrer Mutter. Wir erfahren, dass es in Hamburg seit mittlerweile 3 Wochen über 30°C heiß ist und empfinden unsere Witterungsverhältnisse mit einem Mal doch nicht mehr als sooo schlimm. Unsere heutige Strecke ist mit ca. 140 km überschaubar und so brechen wir ganz suutsche nach einem ausgiebigen Frühstück auf. Die Sonne scheint, die Straße ist leer und die Landschaft wunderschön. Auf halbem Weg nach Castlegar passieren wir eine kleine Parkbucht an der Straße und sehen gerade noch einen größeren Vogel im angrenzenden Bewuchs verschwinden.   Wild Turkey  (Meleagris gallopavo)  male Truthahn : Wild Turkey, Meleagris gallopavo, Truthahn Sichernde Blicke  Das müssen wir uns näher ansehen. Hinter uns ist niemand und so trete ich heftig auf die Bremse und setze auf die Parkbucht zurück. Mit den Kameras in der Hand steigen wir aus und sehen uns nicht nur einem, sondern zwei großen Vögeln samt Küken gegenüber: Wilde Truthühner! Etwas scheu verziehen sie sich immer wieder ins hohe Gras und die Henne ist erkennbar um ihre Küken besorgt.   Wild Turkey  (Meleagris gallopavo)  female Truthahn : Wild Turkey, Meleagris gallopavo, Truthahn "Holt mich hier ab!"  Trotz der erst geringen Größe sind die Küken aber bereits flügge und können zumindest schon die kurze Distanz bis zu den tiefen Ästen der Straßenbäumchen überbrücken, um sich vor den unheimlichen, großen Menschen in Sicherheit zu bringen. Dort rufen sie zwitschernd unablässig nach ihren Eltern.  Das Glucksen der Eltern und das Zwitschern der Küken:&nbsp;&nbsp;   Bis zum Eintreffen der Europäer lebten mehrere Millionen wilder Truthühner in Nordamerika. Neben dem Weißwedelhirsch war der größte aller Hühnervögel als Fleisch- und Federnlieferant das wichtigste Nutztier der First Nations. Rücksichtslose Rodungen, großflächige Landwirtschaft und gnadenlose Bejagung haben die Vögel Mitte des 20. Jahrhunderts nahezu ausgerottet. Erst seit 1960 haben zunehmende Schutzmaßnahmen zu einer langsamen Erholung der Bestände geführt.   Wild Turkey  (Meleagris gallopavo)  juvenile Truthahn : Wild Turkey, Meleagris gallopavo, Truthahn Christina Lake  In South Slocan wechseln wir von dem HWY 6 auf die 3A, von der wir in Castlegar auf den Crowsnest Highway abbiegen. Die Straße führt durch eine sonnig beschienene Gebirgslandschaft und wir genießen die entspannende Fahrt bis wir am frühen Nachmittag auf dem staatlichen "Texas Creek Campground" am Christina Lake eintreffen. Unser Stellplatz befindet sich leider direkt nahe des Eingangs mit entsprechendem 'Durchgangsverkehr' auf dem zentralen Schotterweg. Immerhin sind die Waschräume direkt gegenüber. Nebenan schlagen Zeltcamper in einer zweistündigen Aktion unablässig Heringe in den Boden und gegenüber ist ein lautstarker Männerkaffeekranz dabei, sich Heldentaten zuzurufen. : Christina Lake
Rüsseltier  Direkt neben unserem Stellplatz führt der Weg hinunter zum Christina Lake. Dieser See ist mit sommerlichen Wassertemperaturen von 23°C einer der wärmsten Seen Kanadas und erfreut sich bei Einheimischen und Touristen als Bade-, Boots- und Tauchsee großer Beliebtheit. Der Pfad mündet direkt an dem von zahlreichen Buchten gebildeten Sandstrand. Eine Bucht ist explizit als "Dog Beach" ausgewiesen, andere, von Bewuchs getrennte Abschnitte bilden kuschelige Enklaven familiärer Badegelegenheiten. Heute nachmittag ist es aber leer hier unten und nur ein Admiral saugt hingebungsvoll Salz am Ufer.   Lorquin's Admiral  (Limenitis lorquini ilgae) : Lorquin's Admiral, Limenitis lorquini ilgae Borkenpuzzle  Wir stromern noch ein bißchen in Richtung der felsigen Steilwand, die den Strandbereich abschließt, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen. Wir kommen gerade rechtzeitig, um uns ins Trockene zu retten, denn ein kurzer, heftiger Schauer bringt das wechselhafte Wetter wieder in Erinnerung. Immerhin hat er den Vorteil, die Heringsklopfer ins Zelt und die Männergruppe in ihre Wohnschlachtschiffe befördert zu haben, so dass es beim anschließenden Draußensitzen jetzt angenehm ruhig ist. Auch 'ne Meise  Am nächsten Morgen machen wir nach dem Frühstück nochmals einen Spaziergang hinunter zum See. Wir haben gestern nachmittag ein paar schnelle Erdhörnchen davonflitzen sehen und hoffen, heute morgen vor der Weiterreise noch ein paar davon mit der Kamera zu erwischen. Neben dem Weg toben ein paar Vögelchen durch die Büsche, die zu unserer Überraschung fast wie Kohlmeisen aussehen. Sind zwar keine, aber immerhin eng verwandt.   Black-Capped Chickadee  (Poecile atricapillus)  Schwarzkopfmeise : Black-Capped Chickadee, Poecile atricapillus, Schwarzkopfmeise Putzmunter  Auch die Erdhörnchen zeigen sich kooperativ und minutenlang schauen wir ihnen zu, wie sie ihre Erdlöcher aufräumen und mit Grabungsarbeiten erweitern. Sie sind erstaunlich zutraulich und lassen sich durch unsere unmittelbare Nähe in ihrer Emsigkeit nicht bremsen. Wir verabschieden uns von den possierlichen Tieren, steigen hoch zu unserem Camper und sind nach Abwaschen und kurzen Aufräumarbeiten wieder auf unserem Weg den Crowsnest Highway entlang in Sichtweite der amerikanischen Grenze.   Columbian Ground Squirrel  (Spermophilus columbianus)  Columbia-Ziesel : Columbian Ground Squirrel, Spermophilus columbianus, Columbia-Ziesel
Osoyoos  Heute meint es das Wetter endlich mal wieder gut mit uns. Der Crowsnest HWY 3 führt durch eine fruchtbare Mittelgebirgslandschaft, meist auf Höhen zwischen 300 bis max. 1000 m. Es ist sommerlich warm – ganz anders als in den winterlichen Verhältnissen wenige Tage zuvor. Wiesen, Felder, Seen und kleine Orte lösen sich ab, bis wir schließlich Osoyoos erreichen, ein erst 1946 gegründetes Städtchen mit nur ca. 5000 Einwohnern am Südende des Okanagan-Tals, direkt an der Grenze zum US-Staat Washington. Unser Aussichtspunkt liegt an einer Serpentine des HWY 3, der sich von Osten kommend ins Tal hinunterwindet. Ein Schild verspricht uns "Canada's warmest Welcome". Nur einen knappen Kilometer weiter südlich verläuft die Grenze und der Seenabschnitt links der Panoramamitte gehört bereits zu den USA. : Osoyoos Klikuk  Wer weiß, wie's morgen ist – und so passieren wir Osoyoos und fahren auf dem HWY 3 noch ein Stückchen weiter, um uns den "Spotted Lake" anzusehen. Das Gewässer liegt auf privatem Grund und kann daher nur von der Straße aus betrachtet werden. Trotzdem erkennt man die einzigartige Struktur der runden 'Pools', die dem See seinen Namen gegeben haben. Bei den ansässigen Okanagan First Nations heißt er "Klikuk", was soviel wie 'geheiligter medizinischer See' bedeutet und sich auf die Heilwirkung des mit vielfältigen Mineralienarten gesättigten Wassers bezieht – darunter Natrium-, Kalzium- und Magnesiumsulfate sowie Spuren von Titan und Silber.  Der See verändert im Jahreslauf ständig sein Erscheinungsbild. Im Winter gespeist von einen kleinen Rinnsal, verdunstet mit Beginn des Sommers ein Großteil des Wassers des abflusslosen Sees und läßt die in kreisförmigen Formationen konzentrierten Mineralsalze zurück. : Spotted Lake Spotted Lake  Im Juni beginnt hier erst der Sommer, weswegen der See noch gut gefüllt ist. Da wir leider nur einmal hier sind, zeigen uns erst die zahlreichen Abbildungen im Internet, wie die Farben der Löcher des Seegrunds im Laufe des Jahres mit zunehmendem Wasserverlust durch die wechselnde Konzentration der Mineralsalze geradezu psychedelisch anmutende Veränderungen durchlaufen. : Spotted Lake Nk'Mip Desert  Das beinahe mediterrane Klima des tiefgelegenen Okanagan-Tals begünstigt noch weitere einzigartige Besonderheiten. So findet man bei Osoyoos den nördlichsten Ausläufer der zentralamerikanischen Wüste, die sich quer durch die USA bis zur Sonora Wüste in Mexiko erstreckt. Genaugenommen handelt es sich bei diesem Gebiet um keine richtige Wüste, sondern um eine Buschsteppe, die von dem Antilopenstrauch dominiert wird und als einzigartiges Biotop die Heimat einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren ist, welche nur hier vorkommen und teilweise vom Aussterben bedroht sind.  Antelope Brush  (Purshia tridentata)  Antilopenstrauch : Nk'Mip Desert
Ein kleiner grüner Kaktus  Dazu gehört auch  Opuntia fragilis , die einzige in Kanada anzutreffende Kaktusart und das am nördlichsten verbreitete Kakteengewächs. Eigentlich sollte er jetzt im Juni seine leuchtenden gelben Blüten zeigen – leider ist es uns nicht gelungen, auch nur ein einziges blühendes Exemplar zu finden, obwohl der Kaktus hier reichlich wächst.  Lt. Wikipedia stellen die in diesem Gebiet heimischen Okanagan aus  Opuntia fragilis  einen Breiumschlag her, mit dem sie Halsschmerzen und andere Schmerzen behandeln.  Brittle Prickly-pear Cactus  (Opuntia fragilis) : Brittle Prickly-pear Cactus , Opuntia fragilis Trockenblumen  Das durch Zäune von den umliegenden Obstplantagen abgegrenzte Gebiet steht unter der Verwaltung der "Osoyoos Indian Band", der regionalen First Nations Regierung, die auch das "Nk'Mip Desert Cultural Centre" in Osoyoos betreibt, eine Art Museum, welches die Kultur der Okanagan People pflegt und mit dem "Osoyoos Desert Centre" versucht, die letzten Reste der ursprünglichen Landschaft vor der Vereinnahmung durch den Obst- und Weinanbau zu schützen bzw. die drohende Umwandlung in Wohn- und Industriegebiete zu verhindern.   oben links: Currant  (Ribes cereum var. cereum)  Wilde Johannisbeere | oben rechts: Blazing Star  (Mentzelia laevicaulis var. laevicaulis)  Glattstängelige Mentzelie  unten links: Sagebrush Mariposa Lily  (Calochortus macrocarpus)  Gestreifte Mormonentulpe | unten rechts: Canada Thistle  (Cirsium arvense)  Kanadische Distel : Sagebrush Mariposa Lily, Calochortus macrocarpus, Gestreifte Mormonentulpe Zwölfpunkt  Besucher des "Osoyoos Desert Centre" tragen sich in ein Besucherbuch ein, haben die Möglichkeit, in einer kleinen Ausstellung die örtlichen Besonderheiten und Spezies kennenzulernen und sich nach Lösen eines Tickets für 16 $ auf einen ca. eineinhalbstündigen Rundgang über Bohlenwege zu begeben – auf Wunsch auch geführt.   Twelve-spotted Skimmer  (Libellula pulchella)  female : Twelve-spotted Skimmer, Libellula pulchella Abgeschirmt  Auch wir machen uns auf den Rundweg, der uns alsbald die spezifische klimatische Besonderheit des Okanagan-Tals anschaulich demonstriert. Umgeben von ringsum aufragenden Höhenzügen ist das Tal weitgehend abgeschirmt von der Wetterküche der umliegenden Gebirgswelt. Obwohl der Himmel sich wieder einmal zuzieht und es bedrohlich dunkel wird, kommt im weiteren Verlauf des Nachmittags hier unten kein Tropfen an, denn die Wolken regnen sich zuvor auf der anderen Seite der Berge ab.
Kein Großwild  Wir hoffen immer noch darauf, vielleicht doch eines der bedrohten, ausschließlich hier heimischen Tiere zu sichten, zu denen neben Eulen, Fledermäusen, Salamandern, Klapper- und anderen Schlangen auch Dickhorn Schafe und Dachse gehören. Realistischerweise ist uns klar, dass diese Tiere vornehmlich dämmerungs- und nachtaktiv sind und sich kaum den lautstark über die Stege marschierenden Menschen aufdrängen werden. So geben wir uns denn zufrieden mit einigen wunderhübschen Libellen, zu denen auch die "California Darner" gehört, deren Identifikation an der Sunshine Coast noch zweifelhaft war, hier aber eindeutig!   California Darner  (Rhionaeschna californica) : California Darner, Rhionaeschna californica Ein Distelfreund  Kurz vor dem Ende des Rundparcours kriege ich in dem Distelgebüsch am Wege noch einen leuchtend gelben Vogel zu fassen. Dass es sich nach der Schnabelform nur um einen Finken handeln kann, bestätigt mir umgehend die Center-Mitarbeitern, der ich die Aufnahmen beim Ausgang auf dem Kameradisplay zeige: "Oh fine, a goldfinch!" ruft sie aus, was Maren sogleich mit "Distelfink" übersetzt. Damit haben wir den kleinen Goldzeisig auf jeden Fall der richtigen Familie zugeordnet ;-)  American Goldfinch  (Spinus tristis, syn. Carduelis tristes)  Goldzeisig : American Goldfinch, Spinus tristis, syn. Carduelis tristes, Goldzeisig Achtpunkt  Während ich noch den Zeisig fotografiere, wartet Maren ein Stückchen entfernt an einem kleinen Tümpel, der auch das Vorhandensein der zahlreichen Libellen in diesem doch eher trockenen Biotop erklärt. Hier holt uns auch eine laut schnatternde, mehr auf die Handys als auf die bemühte Führerin achtende Schulklasse ein, die lange nach uns gestartet war. Haben wir uns mit dem ständigen Fotografieren und Tierscouting doch länger dort aufgehalten als gedacht...   Eight-spotted Skimmer  (Libellula forensis)  male : Eight-spotted Skimmer, Libellula forensis Bird Sanctuary  Es ist gerade erst 14 Uhr und noch zu früh, um unseren heutigen Campground in Oliver anzulaufen, einem Ort 15 km weiter nördlich am HWY 97 gelegen. Auf Maps.me schiebe ich ein wenig mit der Karte umher und werde ein Stückchen weiter die Straße hoch aufmerksam auf den Eintrag "Vaseux Lake Bird Sanctuary". Das klingt interessant. Wir machen uns auf den Weg, vorbei an unendlichen Reihen von Rebstöcken, die zu Winzereien gehören, deren Werbeschilder stolz auf kürzlich gewonnene internationale Wein-Wettbewerbe verweisen. Weinland Kanada! Sachen gibt's.  Wir passieren unseren späteren Campingplatz in Oliver und sind ein wenig enttäuscht. Direkt an der Hauptstraße gelegen, macht die schmale Einfahrt zwischen einem 'Food Mart' und einem Gebrauchtwagenhändler nicht gerade einen einladenden Eindruck.   Eastern Kingbird  (Tyrannus tyrannus)  Königstyrann : Eastern Kingbird, Tyrannus tyrannus, Königstyrann
Untermieter  Egal, wir verlassen den Ort auf der anderen Seite und erreichen den kleinen Parkplatz am Lake Vaseux, an dem ein eng zugewachsener Trail entlang des Seeufers startet. Wir hören zwar viele Vögel, weit draußen auf dem See sind auch Scharen von Wasservögeln zu entdecken, aber außer einem Kingbird ist nicht viel zu sehen. Am Ende des Pfades befindet sich ein nagelneuer, hölzerner Aussichtsturm, den wir natürlich umgehend erklimmen, der aber außer den schon erwähnten, weit, weit entfernten Gänsen nichts Fliegendes entdecken läßt. Unten am Turm hatte ein Schild dringend gebeten, nach dem Verlassen die Türen wieder zu schließen, um der "Pack Rat" keinen Zugang zu ermöglichen. Hatten wir uns eben noch gefragt, worum es sich bei dieser 'Ratte' wohl handele, kriecht diese auch schon im obersten Kabäuschen des Aussichtsturmes hinter einem Querbalken hervor und blinzelt leicht irritiert in das losbrechende Blitzlicht. Diese, eigentlich zu den Neuweltmäusen gehörende Ratte, weist rattenuntypisch einen behaarten Schwanz auf und ist dafür bekannt, gerne glitzernde Gegenstände zu sammeln und zu horten – ein Umstand, dem sie den Vulgärnamen "Pack Rat" verdankt. Wir haben sie nicht hereingelassen! Die war schon da! Aber die Türen haben wir wieder fest verschlossen...   Bushy-tailed Woodrat  (Neotoma cinerea)  Buschschwanzratte : Bushy-tailed Woodrat, Neotoma cinerea, Buschschwanzratte Eine graue Haarsträhne  Auf dem Rückweg gibt es mal wieder einen kurzen Schauer, den wir aber Dank des vorsorglich mitgenommenen Schirms trocken überstehen. Wir sehen zwar keine Vögel mehr in diesem 'Bird Sanctuary', dafür aber einen noch in der Infoliste des Desert Centers als gefährdet eingestuften "Grey Hairstreak"-Schmetterling. Immerhin!   Grey Hairstreak  (Strymon melinus atrofasciatus) : Grey Hairstreak, Strymon melinus atrofasciatus Eingewandert  Während der paar Kilometer zurück nach Oliver kommt die Sonne wieder durch. An der Zufahrt des Campgrounds halten wir direkt vor dem Office, welches geschlossen ist, aber Service nach Anruf einer angezeigten Telefonnummer verspricht. Toll! Da stehen wir nun mit unseren Smartphones und können noch nicht mal Ortsgespräche führen. Probehalber drücke ich auf den Klingelknopf und glücklicherweise dauert es nicht lange und aus dem nebenstehenden Häuschen kommt ein netter junger Mann, der uns herzlich willkommen heißt. Wir durchlaufen die Anmeldeprozedur, bekommen einen Stellplatz zugeteilt und werden mit Zugangscodes für Waschraum, Toiletten, Pool und Hot Tub ausgestattet, ebenso mit dem WiFi-Passwort. Nachdem der junge Mann mitgekriegt hat, dass wir Deutsche sind, verabschiedet er sich mit einem freundlichen "Gutten Tag" und wünscht uns einen angenehmen Aufenthalt.   European Starling  (Sturnus vulgaris)  Gemeiner Star : European Starling, Sturnus vulgaris, Gemeiner Star Kirschdiät  Der Campground "Orchards at Oliver" ist eine positive Überraschung. Als privater Platz zwar ein wenig beengt, aber wir bekommen den Stellplatz am hintersten Ende des sich entlang eines Obstgarten hinziehenden Camps. Dahinten ist es absolut ruhig, außer uns scheinen nur noch zwei oder drei Partien Einheimischer anwesend zu sein, die in den auch hier wohl dauerhaft abgestellten Wohnanhängern nächtigen. Wir sind sehr angetan. Das WLAN ist kräftig, so dass wir endlich ein wenig Internetarbeit nachholen können und der im nebenstehenden Schuppen brütende Star wartet vorsichtig, ob wir auch nicht hinsehen, bevor er mit der Kükennahrung die schon ungeduldig tschilpenden Jungen unter der überhängenden Regenrinne bedient. Der Platzbroschüre entnehmen wir, dass von den Gästen erwartet wird, die zahlreich vorhandenen Kirschbäume des Campgrounds abzuernten – etwas, was wir uns nicht zweimal sagen lassen. Noch nie, wirklich NOCH NIE, haben wir so leckere, saftige, süße und völlig intakte Kirschen gegessen wie diese! Diese Früchte alleine waren den Besuch schon wert!
Schon bekannt  Kirschenfutternder Weise verbringen wir den Rest des Nachmittags draußen am Tisch vor unseren Campervan, checken Emails, leisten im Netz schon mal ein wenig Vorarbeit in Hinblick auf die Identifikation der zahlreichen Tiere und Pflanzen, die wir bisher gesehen und fotografiert haben. Den nächsten Gast, der nervös an unserem Platz vorbeitrippelt, brauchen wir nicht extra nachzuschauen, denn die "Kalifonische Schopfwachtel" ist uns spätestens seit unseren Neuseelandreisen gut bekannt.   California Quail  (Callipepla californica)  female Kalifornische Schopfwachtel : California Quail, Callipepla californica, Kalifornische Schopfwachtel Wippwachtel  In Kanada hatten wir kurz zuvor, ebenfalls am HWY 3, schon mal kurz eine Schopfwachtel im Unterholz verschwinden sehen. Sie scheinen auf den warmen Süden beschränkt zu sein – kein Wunder, wenn man kalifornische Verhältnisse gewohnt ist. Nicht nur ein Weibchen, sondern eine Gruppe von insgesamt 3 Paaren taucht nach und nach unter den umliegenden Büschen auf und pickt hingebungsvoll auf den Kiesfahrwegen herum. Was die da wohl finden? Das kurze Gras mit verschiedenen Sämereien oder die heruntergefallenen Kirschen werden jedenfalls vollständig ignoriert. Strange... Wir verbringen eine ruhige Nacht und brechen am nächsten Morgen bei herrlichem Wetter zu einer weiteren Etappe auf dem schönen Crowsnest Highway auf.   California Quail  (Callipepla californica)  male Kalifornische Schopfwachtel : California Quail, Callipepla californica, Kalifornische Schopfwachtel Der Brummer  Auch heute sind wir wieder begeistert von dem schönen Crowsnest HWY, an dem sich Weinberge mit herrlichen Landschaftspanoramen abwechseln. Wir durchfahren kleine Orte, in denen sich ein Obstmarkt an den nächsten reiht und schmunzeln über die allgegenwärtigen Plakate, mit denen sich die Einheimischen die Umwandlung ihrer Lebensgrundlage in einen geplanten Nationalpark verbitten. Wir sind am späten Vormittag im EC Manning Provincial Park, wollen aber noch nicht zu unserem Campground. Eine 15 km lange Bergfahrt auf den Blackwall Peak bietet sich an. Wir biegen vom Highway ab und sind schon auf den ersten Serpentinenkilometern von der Aussicht ins Tal so begeistert, dass wir bei der nächsten Gelegenheit an einer Kehre anhalten. Leise – aber durchdringend – ertönt etwas entfernt ein sehr tieffrequentes Brummen. Was ist das? Ich tippe scherzhaft auf einen Kakapo. Maren macht sich entlang der Straße auf die Suche und entdeckt 30 m weiter im dichten Tann ein Tannenhuhn, welches in seiner durch die Mauser zerrupften Kehle unablässig dunkle Balzrufe produziert.  So tönt die Tannhuhn-Hupe:&nbsp;&nbsp;   Spruce Grouse  (Falcipennis canadensis)   male Tannenhuhn : Spruce Grouse, Falcipennis canadensis, Tannenhuhn Alpine Meadows  An anderen Stellen wird die Straße begleitet von leuchtenden Blütenwiesen, vor uns hüpft ein scheues Rebhuhn über den Asphalt und nach 8 km öffnet sich ein großzügiger Parkplatz vor uns. Zuerst mutterseelenallein hier oben, kommt erst kurz vor unserer Weiterfahrt ein weiteres Auto hier an. Nicht gerade überlaufen!   Lila Blüten: Shrubby Penstemon  (Penstemon fruticosus) : Shrubby Penstemon, Penstemon fruticosus
Cascade Lookout  Man genießt vom "Cascade Lookout" einen fantastischen 360° Rundblick über die nach dem gemäßigten Okanagan-Tal wieder wilder gewordene Bergwelt. Direkt zu unseren Füßen liegt das Manning Park Resort, etwas weiter weg erkennt man den Lightning Lake und die schneebedeckten Berge am südlichen Horizont gehören zur Cascade Range im US-Bundesstaat Washington. : Cascade Lookout Hörni Star  Bei diesem Hörnchen dürfte es sich um den meistfotografierten Nager Kanadas handeln ;-). Wir waren kaum am Lookout ausgestiegen, als es sich auch schon – aus einem Loch in der Begrenzungsmauer kommend – zielstrebig an uns heranschlich. Ehe wir uns versahen, schlüpfte es zwischen unseren Beinen hindurch und baute sich direkt in Bettlerpose vor uns auf. Wer kann da schon widerstehen...? Erst zu Hause ergab die nachträgliche Reiserecherche, dass ungefähr die Hälfte aller Fotos vom Cascade Lookout eben dieses Hörnchen zeigen – scheint sich um einen Medienprofi zu handeln.  Nur im engeren Umkreis der hiesigen Bergwelt findet man diese Unterart des Goldmantelziesels. Und zwar besonders gern am Cascade Lookout – in die Betrachtung der Cascade Mountains und der Touristen versunken. Daher der Name!  Cascade Mantled Ground Squirrel  (Spermophilus saturatus)  Kaskaden-Goldmantelziesel : Cascade Mantled Ground Squirre, Spermophilus saturatus, Kaskaden-Goldmantelziesel Wärme tanken  Nach dem Lookout ist die Straße nur noch eine Schotterpiste, die sich bei Trockenheit aber gut befahren läßt. Nach weiteren 7 Kilometern endet sie am Parkplatz dicht unterhalb des Mikrowellensenders auf dem Gipfel. Hier starten kürzere und längere Rundwege, die sich zwischen Fichten und ausgedehnten Alpine Meadows um den Berg winden. Auf 2000 m ist es recht frisch, so dass Schmetterlinge und andere Insekten sich in der Sonne erst einmal aufwärmen müssen, bevor sie ihrer Befruchtungstätigkeit nachkommen können.   Anicia Checkerspot  (Euphydryas anicia anicia) : Anicia Checkerspot, Euphydryas anicia anicia Manning Provincial Park  Die Aussichten auf die umliegende Bergwelt sind heute fantastisch. Auch wir lassen es uns nicht nehmen, zwei bis drei der kürzeren Trails abzulaufen, begleitet von den keckernden Rufen einiger Krähenvögel und dem auch hier vernehmbaren tiefen Brummen von Tannenhühnern. Trotz intensiver Suche entdecken wir aber zwischen den Bäumen vorerst nichts. : Manning Provincial Park
Bodendecker  Die Vegetation hat sich erkennbar den herrschenden klimatischen Bedingungen angepaßt. Dem in Matten blühenden Phlox macht es bestimmt nichts aus, gelegentlich noch mal von Schnee bedeckt zu werden.   Spreading Phlox  (Phlox diffusa ssp. longistylis) : Spreading Phlox, Phlox diffusa ssp. longistylis Streithammel  Das Keckern der Krähen ist zu einem gestandenen Streit angeschwollen und dauert so lange an, dass uns den Lauten folgend gelingt, den Konfliktherd in einer nicht weit entfernten Fichte ausfindig zu machen. Keine Krähen, sondern Häher sind für den Lärm verantwortlich. Da sie aber zur gleichen Familie gehören und ähnliche Laute produzieren, haben wir für unsere Verwechslung Verständnis ;o).   Clark's Nutcracker  (Nucifraga columbiana)  Kiefernhäher : Clark's Nutcracker, Nucifraga columbiana, Kiefernhäher Arnika & Co.  Nachdem wir auch noch ein paar typische Pflanzen der "Alpine Meadows" dokumentiert haben, machen wir uns auf den Rückweg. Obwohl der Camper bergab fast nichts verbraucht, hat die Auffahrt auf den Berg doch mehr Benzin geschluckt als gedacht. Wenn wir morgen noch nach Hope kommen wollen, kann es knapp werden – Tankstellen gibt es bis dahin nicht mehr! Wir erinnern uns, auf dem Hinweg vor nicht allzu langer Zeit noch an einer ESSO vorbeigekommen zu sein und entschließen uns, noch mal auf dem HWY 3 zurück zu fahren. 20 km später ist der Tank wieder randvoll, wir belohnen unsere Voraussicht mit zwei "Magnums", und die Tankwartin quittiert Marens Kreditkartenzahlung (diesmal im Shop) mit einem freundlichen: "...have a wonderful day, Love!". Nun kann nichts mehr schiefgehen.   oben links: Alpine Arnica  (Arnica angustifolia)  Arnika |oben rechts: Showy Pussytoes  (Antennaria pulcherrima)   unten links: Grand Coulee Owl-clover  (Orthocarpus barbatus  | unten rechts: Sitka Valerian  (Valeriana sitchensis)  Sitka Baldrian : Sitka Valerian, Valeriana sitchensis, Sitka Baldrian Statt Biber  Kurz bevor wir wieder im Manning Park eintreffen, lädt uns ein hölzernes Hinweisschild an der Straße zum Besuch des nur 500 m langen "Beaver Pond Trail" ein. Da wir noch Zeit haben und das Schild zudem "Wildlife watching" verspricht, halten wir auf dem Parkplatz und marschieren los. Der leichte Regen, der kurz darauf anfängt, hört glücklicherweise wenig später wieder auf. Obwohl das Seen-Biotop höchst biberfreundlich ist, kriegen wir natürlich keine Biber zu Gesicht. Lediglich ein paar Stockenten bessern ihr Nest aus und in einem Tümpel sehen wir auch ein paar der "Spotted Frogs", deren Quappen wir ein paar Tage zuvor im  Schachtelhalmsee  bei Revelstoke schwimmen sahen.   Columbia Spotted Frog  (Rana luteiventris) : Columbia Spotted Frog, Rana luteiventris
Little Muddy Creek  Beim Manning Park Resort biegen wir vom Highway ab und folgen der 4 km langen Stichstraße zum "Lightning Lake Campground". Auf dem Seitenstreifen der wildromantischen Parkstraße grast ein Schwarzwedelhirsch, wartet aber nicht, bis wir die Technik fertig haben. Es ist zwar noch ein paar Tage hin, aber schon jetzt macht sich bemerkbar, dass Kanada mit dem Nationalfeiertag am 1. Juli auf ein langes Wochenende zusteuert. Der staatliche Campground ist zwar riesig, mit einheimischen Zweitwohnungen aber schon gut gefüllt. Macht nix – wir haben unseren Platz sicher und finden uns direkt neben dem Fußweg zum See in unmittelbarer Nähe zu dem Waschhaus, den Spülklos, den Recyclingcontainern und der Dumpstation wieder. : Little Muddy Creek Spannungsbogen  Wir richten uns ein, Maren kocht ein schnelles, verspätetes Mittagessen und weil das Wetter sich nun doch zu einem sommerlichen Tagesausklang entschlossen hat, schnappen wir uns die Kameras und gehen hinunter zum See. Wir erreichen einen menschenleeren Badestrand und folgen dem Uferweg über ein paar wackelige Planken, die die Mündung eines Baches queren, der genauso aussieht, wie er heißt: Little Muddy Creek. Anschließend benutzen wir die futuristische Bogenbrücke über den Kanal, der die beiden Hälften des Lightning Lake verbindet und entscheiden uns, die schöne Abendstimmung bei einer Seeumrundung auf dem Uferpfad zu genießen. Der fehlte noch!  Nach der Hälfte des ca. 4 km langen Rundweges kreuzen wir auf einer weiteren kleinen Brücke den Abfluss des Sees, sichten ein paar Streifenhörnchen im Uferdickicht und mir gelingt der Schnappschuß eines 20 m entfernten Kronenwaldsängers, den ich beim Moose Lake bei Jasper nicht richtig erwischt hatte. Schon mal ein Highlight!   Yellow-rumped Warbler (Setophaga coronata)  Kronenwaldsänger : Yellow-rumped Warbler, Setophaga coronata, Kronenwaldsänger Ja, bitte?  Das Seeufer gegenüber dem Campground wird eingenommen von einer großen, sonnendurchfluteten Wiese. Ein paar Angler machen am Bootsanleger ein Ruderboot fertig, während wir versuchen, uns vorsichtig der Horde von Erdhörnchen zu nähern, die offensichtlich ein nicht unbeträchtliches Areal der Wiese mit ihren Bauten untertunnelt hat.   Columbian Ground Squirrel  (Spermophilus columbianus)  Columbia-Ziesel : Columbian Ground Squirrel,Spermophilus columbianus, Columbia-Ziesel
Der Connoisseur  Die Vorsicht wäre gar nicht vonnöten gewesen. Völlig unbeeindruckt von unserer Annäherung gehen die Hörnchen weiter ihren Geschäften nach, fressen weiter an dem kurzen Gras herum, wetzen in ihre Baue und kommen kurz darauf wieder heraus. Ein putziges Spiel! Die Menschen scheinen interessant zu sein und nach kurzer Zeit trauen sich die ersten Vorwitzigen an uns heran. Einer macht einen Meter vor mir Männchen – leider kann ich ihm nichts bieten. Maren pflückt ersatzweise ein paar Halme und hält sie auf der offenen Hand hin. Da wendet sich das enttäuschte Hörni von mir ab, rennt zu Maren und nimmt dort eine Verkostung vor. Am liebsten würden wir uns ein paar von denen einpacken... :-)   Columbian Ground Squirrel  (Spermophilus columbianus)  Columbia-Ziesel : Columbian Ground Squirrel,Spermophilus columbianus, Columbia-Ziesel Lightning Lake  Es gilt, noch eine Ausbuchtung des Sees zu umrunden, was uns angesichts der friedlichen Abendstimmung und der schönen Ausblicke nur recht ist. Wir beglückwünschen uns, diesen Spaziergang noch unternommen zu haben und nutzen die Gelegenheit, schon mal ein erstes, begeistertes Resümee unserer Reise zu ziehen, denn leider haben wir nur noch drei Übernachtungen, bevor es wieder nach Hause geht. : Lightning Lake Goldauge  Noch ein kleines Stückchen weiter geraten wir nun endgültig in den Schatten der Bäume, denn die Sonne steht tief. Draußen auf dem See dümpelt ein Loonie, für das lichtschwache Tele definitiv zu weit weg. Kooperativer zeigt sich da schon eine Schellente, die nahe genug am Ufer ist, um auch mit kürzerer Brennweite noch eingefangen werden zu können. Außerdem verhält sie sich mucksmäuschenstill – ganz anders als ihre nahe Verwandte, die giftige Spatelente, die vor ein paar Tagen am Maligne Lake Jagd auf ein anderes Entenpärchen gemacht hatte.   Common Goldeneye  (Bucephala clangula)  female Schellente : Common Goldeneye, Bucephala clangula, Schellente Federbällchen  Den Grund für ihr Wohlverhalten entdeckt Maren einen Moment später. Nur zwei, drei Meter entfernt im Uferschilf hockt ihr siebenköpfiger Nachwuchs wärmesuchend dicht aneinandergedrängt auf einem Holzbalken, sichtbar erschöpft mit teilweise geschlossenen Äuglein nach einem langen Tag aufregender Erfahrungen. Während ich noch versuche, mit immer längeren Belichtungszeiten Verwertbares auf den Sensor zu bannen, nähert sich ein Ehepaar, interessiert meine Experimente mit der langen Optik beäugend.   Common Goldeneye  (Bucephala clangula)  juvenile Schellente : Common Goldeneye, Bucephala clangula, Schellente
"Tu' mir nix..."  Just als ich die Entchen hoffentlich noch verwertbar abgelichtet habe, kommt die nächste fotografische Herausforderung ein paar Meter weiter aus dem Unterholz gehoppelt, schaut skeptisch auf das klickende und piepsende Gerät mit dem langen, schwarzen Rohr und widmet sich dann, nachdem ihm nichts passiert ist, dem fetten Gras am Wegesrand. Ich schließe mich dem netten Gespräch Marens mit den beiden Kanadiern an, die uns – selber unterwegs mit einem Camper auf Einwegtour von Vancouver nach Calgary – ausgiebig über unsere Reise und unsere Eindrücke von Kanada befragen. Wir verabschieden uns mit gegenseitigen guten Reisewünschen, kehren zum Camper zurück und sind nach einem gemütlichen Abendbrot auch ausreichend bettschwer.   Snowshoe Hare  (Lepus americanus)  Schneeschuhhase : Snowshoe Hare, Lepus americanus, Schneeschuhhase Der Platzhirsch  Wir sitzen beim Frühstück, haben schon alles für die Weiterfahrt verstaut, aber glücklicherweise unsere Kameras griffbereit gelassen. Draußen steht der junge Hirschbock, den wir schon gestern kurz am Parkeingang sahen, vorm Fenster und äst in aller Seelenruhe das frische Grün von den Bäumen. Vorsichtig öffnen wir die seitliche Schiebetür des Campers, fest damit rechnend, gleich nur noch davonstiebende Hinterläufe zu sehen – aber nein, nach einem kurzen Blick über die Schulter wird weitergefressen. Das war mal ausgesprochen entgegenkommend, denn ein männlicher Maultierhirsch fehlte noch in der Fotosammlung.   Mule Deer  (Odocoileus hemionus)  juvenile male Maultier- od. Schwarzwedelhirsch : Mule Deer, Odocoileus hemionus, Maultierhirsch, Schwarzwedelhirsch Nagen am letzten Halm  Kaum geht der Hirsch ein paar Schritte weiter, erscheint ein kleines Chipmunk auf der Kiesfläche hinter dem Camper. Scheint eine beliebte Ecke hier zu sein. Das Kleine Streifenhörnchen ist zwar schon auf dem Chip archiviert, aber so entspannt, wie es sich präsentiert, müssen ein paar weitere Aufnahmen einfach sein. Offensichtlich suchen nicht nur Bären Campingplätze auf der Suche nach Nahrung heim – auch andere Wildtiere werden gemerkt haben, dass Menschen ihnen dort nichts tun und dass mit Chance vielleicht auch ein bißchen Futter abfällt.   Least Chipmunk  Neotamias  minimus)  Kleines Streifenhörnchen : Least Chipmunk, Neotamias  minimus, Kleines Streifenhörnchen Bergsturz  Als wir aufbrechen nieselt's wieder und der HWY 3 büßt dabei viel von seiner Schönheit ein. Der trüben Stimmung angemessen machen wir Halt an dem Ort, der 1965 Schauplatz einer der größeren Katastrophen der kanadischen Neuzeit gewesen ist. Wahrscheinlich in Folge eines schwachen Erdbebens geriet ein ganzer Steilhang eines Berggrates ins Rutschen und beförderte 46 Mio. m³ Geröll in das Tal des Nicolum Rivers. Unter der 70 m hohen Aufschüttung fanden vier Menschen in ihrem Pkw den Tod, ein See wurde zugeschüttet und der HWY 3 auf mehreren Kilometer überrollt. Das gesamte Ausmaß dieser Berglawine läßt sich auf einem Foto kaum erfassen. Einen wesentlich besseren Eindruck von der noch heute freiliegenden Flanke und den herabgestürzten Erdmassen gewährt das Google Satellitenbild nach einem Klick auf den Geotag.
Höllenfahrt  An unserem letzten Sightseeing Tag müssen wir noch einiges abarbeiten ;-). So passieren wir Hope, fahren auf dem Trans Canada HWY weitere 55 km nach Norden und erreichen "Hell's Gate". Wieder sind wir am Fraser River, der hier am Unterlauf an Mächtigkeit gewonnen hat und sich beim 'Höllentor' durch ein besonders enges Felsbett quetscht. Die landschaftliche Szenerie ist sehenswert und glücklicherweise noch nicht so überlaufen wie in der Hauptsaison. Trotz des horrenden Preises von 58 $ für zwei Tickets entscheiden wir uns für eine kurze Seilbahnfahrt hinunter zum gegenüberliegenden Ufer. Obwohl wir es nach mehreren Wochen in Kanada eigentlich wissen sollten, sind wir wieder überrascht, als nach dem obligatorischen Steueraufschlag daraus plötzlich 60,90 $ werden...  (NB: Bereits gestern besuchten wir "Princeton" am HWY 3, heute nun "Yale" am TCH. Nun kann ich mit Fug und Recht behaupten, beide Städte bei der Durchfahrt 'studiert' zu haben ;-)) Zug um Zug  Ob dieser Ausflug hinunter zur Eistheke des (geschlossenen!) Restaurants wirklich notwendig ist, muß jeder selbst entscheiden. Man hat jedenfalls einen prächtigen Blick auf den Fluss und kann die Ingenieursleistung bewundern, mit der entlang der Ufersteilwände beidseits auch noch Gleise verlegt wurden – auf denen meilenlange Güterzüge Waren im doppelstöckigen Containeraufbau befördern! Alexandra Bridge  Wir kehren wieder um und fahren auf dem Trans Canada Highway Richtung Hope zurück. Vor der Fertigstellung dieser Schnellstraße ins Landesinnere wurde der Verkehr über die Cariboo Wagon Road abgewickelt, die an dieser Stelle den Fraser River kreuzte. Waren es im frühen 19. Jahrhundert noch Boote, die die Reisenden übersetzten, übernahm von 1863 bis 1894 eine erste Holzbrücke diese Aufgabe. Nach deren Zerstörung durch eine Flut dauerte es bis 1926, bis eine Stahlbrücke sie ersetzte. Die "Alexandra Bridge" – benannt nach der dänischen Ehefrau des britischen Königs Edward VII – war bis 1964 in Betrieb und rostet seitdem an den Überbleibseln der Cariboo Wagon Road malerisch vor sich hin. : Alexandra Bridge Zwischen den Brücken  Heute wird der starke Autobahnverkehr des Trans Canada Highways zwei Kilometer weiter südlich der Alexandra Bridge über eine moderne Bogenbrücke abgewickelt. : Alexandra Bridge
High Hazard Area  Inzwischen regnet es wieder und wir beschließen, vor weiteren Aktivitäten erst einmal den "Coquihalla Campground" in Hope aufzusuchen. Obwohl der Park schön im Wald gelegen ist, diverse Plätze auch noch frei sind, schickt uns die muffelige Office Angestellte auf einen Zweierplatz, auf dem ein Mitbewohner zigmal mit seinem Jeep hin und her manövriert, bevor er seinen Wohnanhänger endlich in seine Nische bugsiert hat. Dann erst bemerkt er uns, fährt dann aber freundlich seinen Jeep nochmals heraus, damit auch wir noch Platz finden. Wir schließen uns erst mal an, essen unsere letzten Fertigpfannkuchen auf und nehmen erfreut zur Kenntnis, dass die Sonne noch mal durchkommt. : Othello Quintette Tunnels Tunnelblick  Schnell sind die Strom- und Wasseranschlüsse wieder gelöst und wir brechen nochmal auf, um die legendären "Othello Tunnels" im Coquihalla Canyon Provincial Park zu besuchen. Nach einer kurzen Fahrt östlich aus Hope heraus gelangen wir zu einem Parkplatz, an dem der Wanderweg durch die Tunnels startet.  Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts begann die Canadian Pacific Railway mit dem Bau einer Eisenbahnlinie, die die Westküste mit den Kootenays verbinden sollte. Dabei stellte die Überwindung der Coast Mountain Range mit ihren massiven Granitwänden eine besondere Herausforderung dar, bei der die Infrastruktur und die Bergbautechnik weitere Grenzen setzten. : Othello Quintette Tunnels Othello Quintette Tunnels  An wegbegleitenden Schautafeln wird mit historischen Fotos eindrucksvoll dokumentiert, wie sich die Arbeiter auf Holzgestellen und in Weidekörben hockend mit Hammer und Meißel ihren Weg durch den Berg bahnten. Zusätzlich mußten die Schluchten des Coquihalla Rivers zwischen den Tunneln mit waghalsigen Brückenkonstruktionen überspannt werden. Heute sind die Gleise längst entfernt und der Weg erfreut sich als Teil des Kettle Valley Railway Trail nicht zuletzt wegen seiner nur geringen Höhenunterschiede bei Fahrradfahrern großer Beliebtheit. : Othello Quintette Tunnels Coquihalla Canyon  Der leitende Ingenieur beim Bau der "Othello Quintette Tunnels" soll ein begeisterter Shakespeare Fan gewesen sein, was sich in der Namensgebung einzelner Bauabschnitte der Trasse niederschlug: Othello, Lear, Portia, Jago sowie Romeo & Julia. Unterbrochen von grandiosen Ausblicken auf den von hohen Felsen eingefaßten Coquihalla River hat man nach knapp 2 Kilometer den letzten Tunnel durchquert und schickt sich – will man der Trasse nicht bis nach Hope folgen – zum Rückweg an. Doch Halt – wieso 'Quintett'? Waren das nicht erst 4 Tunnel? Nachforschungen ergeben, dass man einen zweiteiligen Tunnel, welcher aus einem umschlossenen und einem durchbrochenen Teil besteht nur als einen wahrgenommen hat. Puh – hat also alles seine Richtigkeit! : Coquihalla Canyon
Taschenlampe vonnöten!  Zurück im Campground überlegen wir, ob wir uns Morgen für die 160 km lange Fahrt zu unserem letzten Übernachtungsort in Vancouver dem Trans Canada Highway anvertrauen, oder lieber über den landschaftlich schöneren und auch nur 10 km längeren HWY 7 fahren wollen. Nicht zuletzt ist es der auf dem HWY 1 zu erwartende Schwerlastverkehr, der uns die Entscheidung leicht macht. Stellen in Deutschland die LKWs mit maximal 90 km/h meist eine Verkehrsbehinderung dar, sind es in Kanada ausschließlich die vielachsigen MACK-Brummies, die auf den Highways vorschriftsgemäß dahinzuckelnde WoMos und PKWs mit 120 – 130 km/h beim Überholen deklassieren. Diesem Stress wollen wir uns auf unseren letzten Kanada-Kilometern nicht aussetzen und so erzwingt lediglich eine letzte Attraktion noch einen kleinen Kompromiss. : Othello Quintette Tunnels Bridal Veils Falls  Um in den winzigen "Bridal Veils Provincial Park" zu gelangen, müssen wir noch knapp 40 km auf dem THW zurücklegen. Eingebettet in ein Gehölz uralter, knorrig verwurzelter Bäume liegt einer der weltweit geschätzt 147 "Bridal Veil Falls", der in diesem Fall seinem Namen aber auch wirklich alle Ehre macht. Bei der Weiterfahrt kreuzen wir auf dem HWY 9 das ausgedehnte Bett des Fraser Rivers, um von nun an am nördlichen Ufer den Rest der Strecke auf dem HWY 7 zurückzulegen – durch eine schöne Landschaft mit tollen Ausblicken auf den begleitenden Strom. : Bridal Veils Falls Trostpflaster  Der "Peace Arch RV Park", der uns im südlichen Vancouver erwartet, ist das '5 Sterne Hotel' unter den Campgrounds. Das Office ist hier ein 'Empfang' und nach Erledigung der Formalitäten finden wir uns klein und bescheiden auf einem Stellplatz zwischen lauter einheimischen Edel-WoMos wieder, in denen betuchte Vancouveraner ihren Wochenendurlaub in Stadtnähe verbringen. Wir hingegen schnappen uns unsere unterschiedlich großen Rollkoffer, die platzsparend ineinandergeschachtelt zwischen Fahrersitz und Einbaudusche verkeilt waren und beginnen zügig mit dem Packen. Nach einer kurzen Endreinigung sind wir 'fahrzeugrückgabebereit' und rechtschaffen müde.  Am Samstagmorgen treffen wir zeitig nach einer nur 20minütigen Fahrt zur Rückgabe des Campervans bei Canadream ein. Die Abnahme verläuft reibungslos und auch der Steinschlag in der Windschutzscheibe ist Dank des Vollkaskoschutzes kein Problem. Den 'Papierkram' erledigt eine nette deutschstämmige Mitarbeiterin mit uns und wenig später sitzen wir auch schon im Shuttle zum Flughafen. Genauso wie bei der Ankunft ist auch das Einchecken vollautomatisiert und mit wahlweise deutschsprachiger Benutzerführung sogar für uns begreifbar. Pünktlich um 13 Uhr hebt die Maschine ab und die letzte Herausforderung beschränkt sich nur noch auf 'Pasta' oder 'Chicken'...  Der wehmütige Ausblick durchs Kabinenfenster auf die im matschigen Dunst liegende Metropole British Columbias soll ein kleines Trostpflaster für all diejenigen sein , die ernsthaft einen Ausblick auf die berückende Skyline Vancouvers vermißt haben ;-). Bye bye, Canada  Den Bilderreigen beschließt ein letzter Blick auf Kanada, kurz bevor wir es an der Ostküste verlassen. Wie auf jeder Reise gab es Licht und Schatten, wobei sich die 'schattigen' Momente fast ausschließlich auf das Wetter beziehen. Natürlich hatten wir keine vier Wochen Sonne am Stück erwartet und sind auf der ersten Hälfte der Tour bis auf wenige Wolken- und Regenstunden auch ausgesprochen gut bedient worden. Dass es ausgerechnet zum Höhepunkt der Reise in den Rocky Mountains einen Wintereinbruch gab, ist zwar ärgerlich, aber bei den herrschenden klimatischen Bedingungen auch nicht außergewöhnlich. Und letztendlich: Wer kann schon mitten im Sommer Winterfotos schießen? Glücklicherweise war's ab da zwar auch noch mal durchwachsen, mehrheitlich aber – und vor allen an den richtigen Orten – wieder sommerlich schön. Die Menschen, denen wir auf Campingplätzen und beim Einkaufen begegneten waren hilfsbereit und freundlich und haben meist neugierig nette Gespräche mit uns gesucht. Die Lebenshaltungskosten sind hoch, die Infrastruktur bis auf Netz und WLAN hervorragend, die Straßen in gutem Zustand und die Campgrounds durchgängig sauber und ordentlich. Alles in Allem sind wir restlos begeistert von Kanada, von seiner grandiosen Natur, freuen uns über die vielen interessanten Erlebnisse und nicht zuletzt über eine unerwartet hohe Anzahl von Tiersichtungen samt ihrer fotografischen Dokumentation. Fazit: Eine tolle Reise!